Von Intorcsse wird dieHaltungderSozialisten in den alliierten Ländern, namentlich in Frankreich , sein. Wir erinnern uns der heftigen Kampf- rufe gegen eine ententistische Intervention in Rußland , die eben erst in L u z e r n ausgestoßen wurden, an den prokla- inierten, aber nicht durchgeführten Weltstreik am 21. Juli. Sie werden auch jetzt wieder protestieren. Was werden sie aber tun? * Aus M i tau wird gemeldet: Der Korrespondent der.Daily Expreß * berichtet über ein Interview mit V. b. Goltz, v. d. Goltz teilte dem Korrespondenten mit, daß er von der deutschen Regie- rung zurückgerufen sei, doch daß die deutschen Truppen bleiben würden,.oder*, sagte der General,.sagen wir lieber, baß sie über ein paar Tage keine deutschen , sondern russische Soldaten sein wer- den. Tie deutschen Truppen in den baltischen Löndern sind keine deutschen mehr, sie haben nichts mit der deutschen Regierung zu schaffen, sie werden niemal» nach Deutschland zurückkehren"; r» sind Nusirm ES ist keine Arbeit für sie in Deutschlemd, es ist keine Nahrung für sie dort. In früheren Zeiten gingen solche Leute nach Amerika . DaS können sie nun nicht tun, deshalb sind sie nach den baltischen Ländern gekommen. Sie wollen Land für Wohnung und Industrie haben. ES ist unwahr, daß ihre Wünsche hier politischer Art sind- und daß sie die deutsche Monarchie wieberhcr- stellen wollen.
ltlemenceau über DeutschlanS. Der franzSsische Senat hat dem Friedensvertrag mit 217 Stim- rnen bei einer Stimmenthaltung zugestimmt. Die Bündnisver- träge mit England und den Vereinigte» Staate» wurde» einstim- mig angenommen. In der Senat sdebaile appellierte Clemenceau an die Einigkeit der Franzosen und sagte dabei unter den heftigsten AuS. fällen gegen die deutsche Kriegsführung und die deutsche Pro- paganda, z. B. das Manifest der S3 deutschen Intellektuellen, auch folgendes: Das ganze Leben bestehe aus Wachsamkeit. Zu dieser Wachsamkeit sei auch Frankreich verurteilt. Den Krieg der Deutschen habe Frankreich seit einem halben Jahrhundert erwartet. Die Franzosen seien einig darin gewesen, einmal diesen Krieg niemals zu provozieren, und(rnbernteilZ hätten sie die lleberzeugung gehabt, daß, wenn der Krieg käme, sie alle Lasten ertragen müßten. Aus diesem Gebauten heraus sei die Allianz mit Rußland entstanden. Wilhelm II. hätte gesagt, die Zukunft Deutschlands liege auf dem Wasser. Heute liege seine Zukunft unter dem Wasser. Dann sprach Clemenceau gegen diejenigen, denen der Vertrag noch nicht weit genug geht: Wie hätte er unter dem Varwand, die deutsche Einheit zerstören zu wollen, die Menschen» schlächterei fortsetzen dürfen in dem Augenblick, in dem Deutschland den Waffenstillswnd verlangte, Man hätte vielleicht noch£>0 000 Menschen töten müssen, die glückliche nveise jetzr noch lebten. Di« Niederlage hätte die deutsche Einheit nawrnotwendig stärken müssen. Frankreich wolle die Deutschen nicht beherrschen. Die Franzosen wollten frei sein, um zu befreien. Die Deutschen aber knechteten s ick, um zu knechten. Es liege nicht in der Absicht Frankreichs , in das Herz der Deutschen einzudringen. Was die Frage der Entwaffnung Deutschlands anbetreffe, so müsse er zugestehen, daß zwischen fünf Millionen Soldaten und hundert- tausend ein Unterschied sei. Man habe die Militärpflicht gegen die Vorschläge der militärischen Sachverständigen beseitigt. Man habe die ganze schwere Artillerie verboten und die leichte Artillerie aus zweihundcrtachtundachtzig Stück herabgesetzt. Warum habe man Deutschland diese Kanonen und die Festungen im Osten gelassen? Weil Deutschland ein Interesse daran habe, sich zu verteidigen und weil Frankreich lein Interesse daran habe, ein bolschewistisches Teutschland zu sehen. Belgien , die Tschecho- siowakcn und die Südslawen befänden sich in einer ziemlich starken militärischen Lage. Der Deutsche sei in seinem Heim«in liebenS- würdiger Mensch mit anerkennenswerten Gefühlen, aber es gebe Unterhaltungen, die man mit ihm nicht Pflegen könne. Die So- zialdemokraten seien Alliierten der militaristischen Partei (!) und regierten Deutschland . Er wisse nicht, ob die Sozialisten
»palestrma/ Erstaufführung in der StaatSoper. »Palestrina * heißt die erst« Dichtung, die Pfitzner sich selbst, ohne HÄfe seines Freundes Grun , in drei Akten aufgebaut hat. In der Figur des berühmten-Retters der Musik*, deS Schöpfers der Missa Pap« Marcelei und der Lamentationen Pierluigi da Palestrina, in dieser Gestalt glaubt Pfitzner innerlich-menschlich und tiefst-künstlerisch so sehr sein Ebenbild zu sehen, daß er au» Eige- nom nur heraufzuholen, aus eigenem Erlolen und Verzagen nur mitzuteilen brauchte, um ein Lebendiges, Großes zn schaffen. Bitternis und Enttäuschung, Verkennung durch die offizielle Welt, Knebelung, Neid und Mißgunst einem aufstrahlende» Ruhm gegenüber, guälerische Reizbarkeit und schließlich der Kampf Ein- samer gegen die Ungebundenheit der musikalischen Form, gegen futuristische Umstürzler, gegen allzu versteinerte Schulmeister der Musik,— alles das ist und gärt bei Palestrina , lobt in Pfitzner. Wie riesengroß auch der Abstand der künstlerischen Potenzen ist — bei Beiden ein EthoS, ein Gewissen, eine Verantwortung in jedem kleinsten Gebilde. Mit dem Blick nach der Vergangenheit und einem visionären Schauen nach vorwärts, aber abgewandr dieser Gegenwart, in der st« leiten. Der Erfolg solcher Veranlagung war bei Palestrina monumentale Tat, bei Psitzner— Gedanke, Wille. So fällt er auf im Knie vor dem reinen, selbstlosen, freien Künstlertum, schreibt einen gegensätzlichen Akt zur Geschäftigkeit eines um Nichtigkeiten kreisenden Weltgetriebe», fühlt brennenden Haß gegen kunstfeindliche, krittelnde VerständniSlosigkeit, hebt von diesem EhaoS noch einmal die göttliche Gestalt de» leidenden Genius ab und prägt Traum und Wirklichkeit zu einem großartigen dichterischen Wurf. Die— wahre oder ersonnen«— Beziehung zum Leben und Schaffen Palestrina ? gab Pfitzner den Stoff, gabi bm aber auch die Gabe, diesen Stoff in freier, geschichtS - widriger Gestaltung zu adeln; ihn zu einem Symbol zu formen: zum Symbol vom Gegensatz der Welt und der Kunst, von der Tragik dessen, der ein große» Werk einsam schaffen und den Men- schon preisgeben mußte, von der Herrschaft des Genies, vor der sich selbst die höchste Macht von alten Gesetzen, Traditionen. Bräuchen und Dogmen schließlich beugen muß. DaS Edle, Große, das Ideal, — es ist stets obenan. Mit Andacht lesen wir dieses Bekenntnisbuch ei«» Dichter», der unS zur Selbstzucht und zu reiner Kunstliebe zurückführen könnte. Lesen von Palestrina und dem Kirchenfürsten de»!0. Jahrhunderts. lesen v»m Kampf um neuen und alten Stil, von der Enfrückung eines einsam Großen in der Musikgeschichte, von der Gewalt der Inspiration, der Psychologie de» willenlos, traumhast Schaffenden, nehmen Gebalt, Sehnsucht und Fruchtbarkeit all dieser Probleme für jeden Genius, für jede Zeit, für unsere Zeit in Anspruch,— und warten, warten auf die erlösende Tat der Musik.
sich militarisieren würden, akier er wisse, daß die Milita- risten sich nicht sozialisieren würden. Aber was er wisse, sei, Krisen in Deutschland seien unvermeidlich. Damit Deutschland bezahlen könne, müsse es arbeiten. Man müsse niemals vergessen, daß es sich um ein intelligentes. ordnungsliebendes Volk handele. Mit dem Haß löse man nichts. Frankreich müsse sich bei der linksrheinischen Bevölke- rung Freunde schaffen, indem man sie gut behandele und sie gegen den preußischen Despotismus schütze.(Schütze er sie doch gegen den Entente-DespotiSmuSI Red.) WaS den Völkerbund an- betreffe, so sehe er Mitglieder des Völkerbundes, die sich gegen- l soitig mit der Pistole in der Hand betrachten. Der Tag werde kommen, wo die Arbeiterklasse sich mit der Friedens- konftrenz vereinigen werde. ES gebe keine Gruppe von Menschen, die daS wirtschaftliche Lebe» eines Landes zum Stillstrhen brin- ge» könnte, ohne sich selbst den größten Schaden zuzufügen. Frank- � reich müsse viele Kinder haben. Ohne diese, da könne man in einen Vertrag hineinschreiben wa» man wolle, sei Frankreich der- l o r e n. Clemenceau schloß: Nnsere Väter Hab«»«nS dir schönste Geschichte hinterlasse«. Wir habe« Frankreich für die A ch t u n g der Völker reif gemacht. Dieses Legat können wir unseren Kindern übermittel». Sie wer- de» z« gut sein, um es zu degeneriere». Clemenceau erhielt starke» Beifall, und e» wurde beschlösse», seine Rede im ganzen Land anschlagen z» lasse». Llopü Georges verstaatHchungsvorschlag. Der von Lloyd Georg« der Forderung der Bergarbeiter gegen- übergestellte Vorschlag geht dahin, alle Schuldrechte zu er- werben, um die Kohlenlager zu verstaatlichen und von der dafür bezahlten Kompensation einen Teil zur Hebung der Lebenshaltung der Bergarbeiter zu verwenden. Die Bergarbeiter sollen durch Bergbaukommissionen und Vertretungen in den Bezirksräten mit- entscheiden. In den Vergbaukommissionen würden sie eine entscheidende Stimme in allen die Gesundheitsverhältnisse und die Sicherheit in den Bergwerken betreffenden Fragen haben, in den Dezirksräten in allen Fragen mitentscheiden. Die liberalen-Daily News* nennen die Rede Lloyd Georges eine Herausforderung nicht nur der Bcrgarbeiterklasse, sondern aller fortschrittlichen Kräfte im Lärche. Der sozialistische-Daily Herald" schreibt: Im industriellen Leben Englands werde nicht eher Ruhe herrschen, als bis die Verstaatlichung Tatsache und die Nation De- sitzerin der Hauptbetriebe, von denen sie lebt, geworden ist. Der irische Abgeordnet« Patrick wurde wegen einer aufrührerischen Red« zu 18 Monaten Gefängnis»erurteilt.
Zuspitzung im Netallarbeiterftreik. Ei» Ultimatum der Maschinisten vnd Heizer. Die ablehnende Antlvort bcS Verbandes der Berliner Me- tallindustriellen auf den Vermittlungsvorschlag deS Reichs- arbeitsministers hat, wie nicht anders zu erwarten war, die Si- tuation wesentlich verschärft. Trotz der Versicherung der Unternehmer, daß sie gar nicht daran denken, die Spitzen- löhne abzubauen, zeigt die Antwort doch so wenig Entgegen- kommen, daß die'streikenden Arbeiter nur das starre Nein! herauslesen. Wohl jeder, dem das Wohl unserer zerrütteten Volkswirtschaft am Herzen liegt, hätte gewünscht, daß die Unter- nehmer bei ihrem Beschluß besser beraten gewesen wären. Herrenstandpunkt und Eigensinn sind schlechte Mitarbeiter beim Wiederaufbau unseres Wirtschaftslebens. Wenig Sinn hat eZ auch, über Streiks zu lamentieren und selbst sich bockbeinig zu stellen, wenn die Möglichkeit gegeben ist, einen so gewaltigen Streik durch Verhandlungen zu beendigen. Wenn es nicht doch noch in letzter Stunde gelingt, eine beide Teile befriedigende VerhandlungZbasiS zu schaffen, dürste der Streik sich bald auch in anderen Industrien und darüber hinaus auch für die gesamte Bevölkerung sehr bemerkbar machen. Wie uns nämlich die Streikleitung mitteilt, nahm Palestrina ist nach dem Tode seiner Gattin Lucrezia gealtert. Sinn und Kraft zur Komposition fehlt ihm; schon droht die Jugend den Verlockungen de» futuristischen Florenz zu erliegen und des Meister» strengem Stil abhold zu werden. Da» Konzil zu Trient tagt im letzten Jahr und streitet noch immer darum, ob der polh- Phon« Gesang zugunsten des Gregorianischen Chorals ausgerottet, ob Meßtexte in de: weltlichen Sprache gesungen weiden sollen. Palestrina soll eine neue Messe schreiten, die die Reinheit des alten Stils mit der Monodie und der Ungebundenheit de» gegenwärtigen verbinden soll. Er versagt sich der Bitte deS Borromeo, der ihm den Antrag des Kaisers überbringt; er kann nicht mehr schreihen, ist innerlich gelähmt, vielleicht auch seinem Gott fremd und abgekehrt. Da erscheinen ihm im Traum die Meister früherer Jahrhunder« und erinnern ihn an seine Bestimmung, sein unvollendetes-Erden-. Pensum"; Lucrezia beschwört ihn, und Engel intonieren ihr Kyrie. Da schreibt der Meister die Stimmen seiner Vifion in Noten nach, eine ganze Nacht. Zwar ergreift den Widerspenstigen die Kirche und wirft ihn in den Kerker; aber die Messe erklingt schon in Rom , in der St. Marien-Kirche, und der Papst selbst beugt sich vor dem Genius, vor dem Retter der Musik. Einsam sitzt Palestrina wieder an seiner HauSorgel.-Nun schmiede mich, den letzten Stein,, an einen Deiner tausend Ringe, Du Gott , und ich will gut« Dinge und friedvoll sein.*— Ist P fi tzn er ein solcher Ring in der Kette der Genies? Sein Buch läßt e» fühlen, seine Musik kaum ahnen. Ein Eigenbrötler vergrub sich in die altertümlich geformten Tonfolgen, die kalten Harmonien des erste» AktZ, die ihn fast der eigenen Inspiration enthoben. Diese askettsche Scheu vor durchhaltenden Melodielinien, diese zart« Orchestrierung, die fast nur Streicher bemüht, diese dem sinnlichen und sinnfälligen Aufschwung so abholde Gesamt- färbe werben zunächst mehr um unser Interesse als um unsere Liebe. Verschmäht sie der Tondichter? Dem herben Orchester gesellt sich ein im Ausdruck starker, dem Gedicht intuitiv nachspüren- der GesangStei! zu, der, an sich spröde, doch mit der Begleitung zu- sammen eine vollkommene Worttonverschmelzung gibt. Ein Akkord, eine alte Ouartensolge, ein Piccicato, eine Pause werden stim- mungSmotivisch ausgenutzt, Glocken, Chöre, die mit kontrapunk- tischer Meisterschaft gesetzt sind, unterstrichen jene ferne. Welt- ftemde, abgelegene Kunstepoche, in der wir die Geschehnisse abrollen sehen. Ein reiner, klarer, ein bewußt-kühler Stil, dem wir uns mit Respekt, aber mit dem Zittern der getäuschten Erwartung hingeben. Der GeniuS in SchaffenS.wt— welch hochgetürmte Musik, welche Hitze, welches Temperament, welche Bewegung hätten wir uns da gedacht! Merkwürdig: der zweite Akt, der von des Künstlers Erden» wallen so wenig weiß und dessen innere Bedeutung ich(trotz all« Ablehnung historischer Geschehnisse aus der Bühne) nicht unter- schätze, gibt viel reichere, dramattsche, wirbelnde und hie und da sogar unterhaltsame Musik. Ist dies der echte Pfitzner? Ein Problem, ob er zu einer Musikkomödl« großen Stils nicht der rechte Mann wäre. Hier platzen Gegensätze scharf aufeinander, hier lösen sich faßbare umsikalische Gedanken in gutem Wechsel ab; hier er-
sine Konferenz der Funktionäre der Heizer, Maschinisten und Elektriker folgende Entschlisßunp an: „Laut Beschlaß der Obleute des Heizer» und Maschinisten- »erbnndeS wird dem ReichSarbeitS Ministerium anheimgrstellt, auf Grundlage de» Vorschlages des Herrn Reichsarbeitsministers Verbandlungen zwischen dem Metallarbeitervcrband und dem Verband Berliner Mctall-Jndustricller bis Mittwoch, de» 1ö. 10. 191S, vormittags 12 Uhr einzuberufen.— Weigert sich der B«- band der Berliner Metall-Jndustrielle», auf der vom Arbeits- Ministerium vorgeschlagenen Grundlage bis Mittwoch mittag i» Verhandlungen einzutreten, so lehnen die Heizer und Maschinisten di« Verantwortung für alle aus dieser Weigerung entstehende» Folge» ab. DaS beißt mit anderen Worten, wenn bis zum Mittwoch mittag nicht die Möglichkeit gescbaffen ist, die stteitendcn Par- teien über die Art der Verhandlungen zu einigen, besteht die Gefahr, daß nicht nur in industriellen, sondern auch in lebcns- wichtigen Betrieben, wie Gas-, Wasser und Elektrizi- t ä t. sich die Folgen eines Streiks der Maschinisten und Heizer fühlbar machen werden. Die Schuld daran fiele diesmal nicht den Arbeitern, sondern dank seiner Halsstarrigkeit dem Verband der Metallindustriellen zur Last. » Wolff meldet amtlich: Da» Oberkommando NoSke hat Nachricht erhalten, eS fei von einige« gewissenlosen Elementen beabsichtigt, im Falle eine? Streik? der Maschinisten und Heizer der Elektrizi- täls- und Gaswerke die Maschinen zu sabotieren, um das Eingreifen der Technische» Nothilfe unmöglich z» mache». Da» Oberkommando teilt nn» mit, daß gegen derartige versuche mit de» allrrschärfsten Maßnahmen, die der Belagerungszustand gestattet, vorgcgiingeu werden wird.
Die Einbringung See Kartoffelernte in GftxreuZen. Durch di« Zurückziehung der polnischen Arbeiter und Arbeiterinnen aus Ostpreußen lind den dadurch entstandenen Mangel an landwirtschaftlichen Arbeitskräften scheint in ver- schiedenan Gegenden der Provinz die Einbringung der Kartoffelernte gefährdet, zu sein. Di« Versuche, die Kartoffelernte durch deutsche Arbeiter und Arbeiterinnen, die aus den Großstädten nach dort entsandt werden, ein- bringen zu lasten, scheitern anscheinend cm den in Ostpreußen noch herrschenden Arbeitsbedingungen in der Land- Wirtschaft. Tie Landwirte, bisher an die polnischen Arbeiter und deren Arbeitsleistungen gewöhnt, können sich mit den ans Großstädten eintreffenden Hilfskräften nicht abfinden, da dieselben eine andere Entlohnung, Verpflegung und Behandlung verlangen und naturgemäß«ine g c- ringere ArbeitSlei st ung besitzen. Tie daran» entstellenden Meinungsverschiedenheiten veranlassen die nach Ostpreußen entsandten Arbeiter imd Arbeiterinnen teillveise zufluchtartigerRückkehrindie Heimat, während die Landwirte ivegen Mangel an Arbeitskräften d'e Kartoffeln in der Erde zu lassen gezwungen sind, was ihnen nach vielen Aenßerungen leichter zu fallen scheint, als berechtigten An- sprächen der Arbeiter entgegenzukominen. Da für die deutsche Volksernährung die Kartoffelernte Ostpreußens von außer- ordentlicher Bedeutung ist, erscheint es notwendig, durch Eingreifen berufener amtlicher Stellen eine Regelung der Verhältnisse in Ostpreußen und in den von ähnlichen Um-..., ständen betroffenen anderen Gegenden Deutschlands zu treffen, die ein schnelles und sicheres Einbringen der Kar-� toffelernte gewährleistet.___ Technische Rothilfe»fflen El cktr» streik. Jnücckgr eines Streiks der El« i trizit ä t So»bei der lag nir die Stadt Ffterach die Gefahr vor, daß sie durch Aufboren der Beleuchtung in völlig«; Tunke? gehüllt würde und außerdem Betriebe lahmgelegt würden. Die..Tech- nische Nothiffe* hat von Weimar aus eingegriffen und da» Elektri- zitälSwerl wieder in Gang gebracht, wa» di« Wiederau fnahanc der Arbeit veranlaßt«.
starrt nichts, hier ist in einer fast zu kecken Persiflage de? heiligen Konzils wirkliche Musik«ingesangen, hier erleben wir unter Führung eines voller gefärbten Orchester» und im treibenden Schwung der Chöre auch endlich einmal eine dramatische, wenn auch brutale Steigerung. Musikalisch ergreifend und eine schmerz- liche Verklärung stark nachziehend wirkt dann der kleine letz'e Akt, in decy der Papst daS Werk und seinen Schöpfer segnet, in dem Borromeo und Palesttina wieder Freundschaft schließen. Nehmt alles nur zusammen: Ihr habt da? Werk eines fa- natisch von der Welt und vom Gefallen der Welt Abrückenden; ihr habt«ine dichterisch gefühlt« und gestaltete, musikalisch aber kon- sttuierte und erfindungsschwache Schöpfung. Gerade die genannten Strecken des AuffchwungS, gerade die echten Palestrina -Klänge lassen daS bitter bedauern. Der künstlerische Riß, den der zweite Akt bringt, wurde durch die Aufführung kaum geschlossen Und zu- letzt: den echten, den spezifischen, den Original-Psitzner, da» Besonder« seiner Kunstprägung: Ihr ahnt e». aber ihr fühlt es nicht. E» vergreife sich einer, der ihm nachgeht, an dieser nebligen Ver« steckkunst— und die Oper erstirbt, zu Tode gequält. Dem reinen, ehrlichen Palestrina -Dichter aber bleibe auch bei der Vergänglichkeit seines Merks unsere Bewunderung erhalten. AuS dem großen Solopersonal ragte Ärmster nickt nur körperlich hervor; er schuf eine meisterhafte, in Bewegung und Hal- tung, in der Klarheit der Sprache vorbildliche Figur des Borrome». Josef Mann, zuerst um ein Viele» zu zart, ja fast phlegmatisch» wuchs vom Augenblick seiner Masseninspiration an zu einem inner- lsth stark erlebenden, leidenden und verzückten Meister heran; daZ kam auch seinem Whöncn weichen Tenor zustatten, der zum Schluß noch einmal alle? klangvoll hergab. Fein charakterisievriid der Novagerio H en ke S und von breit ausladender Älangvollenduug die Stimme de» Moron«(SchluSnuS ). frisch und lieblich der Jphino Birgitt E n g e l l Z. Manch andere Figur au» dem Konzil wäre noch zu nennen und zu würbigen; alle leisteten Gutes und Bestes. Die Chöre klangen rein, waren aber in ihren Bewegungen stereotyp. Der Regisseur Psitzner hätte viele« au» dem Theater- mäßigen in die Sphäre de» Außergewöhnlichen, Mystischen erheben können. Der große Beifall galt ihm, dem Idealisten, galt Schillings und Stiedrig. Dr. Kurt Singer . Der»mnpf gegen vir Tnberknlose. In der«clersih-ift fttt soziale Medizin spricht«in 2?. Oktober, abend»« Uhr. w» Hörsaal der Laffar- scheu Klinik, Karlstraß« lS, Prof. Dr. Kayserling über.Anioroerungen an ein ReichStuberkulosegesetz* Ferner wird über den vor- trag von Prof. Czerny über di«»Bekämpsung der KinderMberkutose* diskutiert. Der Bereleich Jeßner-Aeinhordt. Da» Deutsche Tbeeter gibt be- kann«, daß die Intendanz der BwatSiheatcr di« gegen simil Jan- n i n g S. Paul H a r t m a n n und Werner K r a u ß«ugefirengten Pro- zesse zurückgezogen hat. Di« drei Künstler hauen sich seinerzeit dem Hof- theater vcrp suchtet, hatten den Vertrag aber nicht gehalten, sondern waren zu Reinhardt zurückgekehrt. DaS Slaatitheater hält also die gebrochenen Verträge für ettedtgt, und die drei Künstler find einvrrstanden mit dieser Auffassung, dar sie selber durch ihr Verhalten»oiqeerbeitet haben. Ein jüdischer BolkSliederabend findet heute, abend? 7% Uhr. im Oberlichtsaal der Philharmonie statt.