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Nr.526.36.Jahrg.

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Sozialdemokrat Berlin .

Abend- Ausgabe.

Vorwärts

Berliner Volksblatt.

15 Pfennig

Anzeigenpreis:

Die achtgelpaltene Nonpareillezetle toftet 1,50 Mt. Aleine Anzeigen". bas fettgebrudte Wort 60 Bfg.( zuläffig 2 fettgebrudte Borte), jedes weitere Bort 40 Bfg. Stellengefuche und Schlafftellenanzeigen das erste Wort 60 Bfg. jedes wettere Bort 30 Bfg. Borte über 15 Buchstaben zählen für awet Worte. Teuerungszuschlag 50%- Familien Anzeigen, politische und gewerfichaftliche Vereins Anzeigen. 1,50 ML die geile Anzeigen für die nächste Rummer milffen bis 5 Uhr nachmittags im Hauptgeschäft. Berlin SW 88. Lindenstraße 8, abgegeben werden. Geöffnet von 9 Uhr früh bis 5 Uhr abends.

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands .

Redaktion und Expedition: SW. 68, Lindenstr. 3. Ferniprecher: Amt Morisplas, Nr. 15190-15197.

Dienstag, den 14. Oftober 1919.

Der Staatsgerichtshof tritt zusammen

Vor den Vernehmungen.

ebenso oft gewünscht wie bezweifelt wurde, wird nunmehr in Der Staatsgerichtshof, dessen Zusammentreten Tätigkeit treten. Heute nachmittag 1 Uhr beginnt eine Sigung des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses für die Schuld am Kriege", in der über die Art und Weise Beschluß gefaßt wird, wie die in kurzer Frist beginnenden Unter­suchungen und Vernehmungen geführt werden sol­len. Genosse Dr. Sinzheimer wird Bericht über seine Prüfung der Aften des Auswärtigen Amtes erstatten.

Die kommenden Sibungen werden von einer Unterabtei­Iung des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses ge­leitet und werden öffentlich stattfinden. Ihr Beginn kann

noch im Laufe dieser Woche erwartet werden.

Zu den ersten Persönlichkeiten, die vernommen werden, gehören Ludendorff , Bernstorff und Bethmann Hollweg .

Nach den Enthüllungen der letzten Zeit, die durch die Aften des Auswärtigen Amrtes in ihren lezten Dunkelheiten noch erhellt werden, ist die Untersuchung der Schuld durch ein Gericht ebenso nötig, wie die Welt erwartet, daß von den Schuldigen Rechenschaft und von den Richtern ein der großen Tragödie gerechtes Urteil verlangt wird.

des Volkes nicht genügen, das zu viel gelitten hat, um fich Geschichte gemacht, ohne Mitleid mit dem einzelnen soll die mit einer Ehrengerichtskomödie zufriedenzugeben. Ohne Mitleid mit den Millionen haben die Schuldigen Geschichte richten.

Sühne der Barbarei.

Vor kurzem haben sich deutsche und französische Bergfach verständige zur Besichtigung der sinnlosen und verbrecherischen Berstörungen der nordfranzösischen Kohlengruben durch die deutsche Heeresleitung zusammengefunden, um über deren Wiederherstellung, die für das deutsche und französische Wirt­schaftsleben von einschneidender Bedeutung ist, au veraten. Es hat sich dabei herausgestellt, daß nur genaue Rennt­nis der während des Krieges an den Schachtanlagen, ins­besondere an den Schachtröhren vorgenommenen Berstörun­gen den Wiederaufbau der Gruben ermöglicht. Hierzu ist er­forderlich, daß die Unterlagen über die Berstörungen schnell und lückenlos gesammelt werden.

Alle Personen, die zweddienliche Angaben über die Ent­stehung der Schäden, besonders über die Tiefe, in welcher die einzelnen Schächte gesprengt, über den Erfolg der Spren­gungen, über die Menge des verwendeten Sprengstoffs, Ueberraschungen werden nicht zu erwarten sein. Die über Beschädigung der Schächte durch Sinabstürzen von Redseligkeit der Hauptschuldigen hat ja viel vorweg- Förderwagen, Munition und dergleichen machen können, wer genommen; intereffant wird nur sein, ob diese Mohrenwäsche den daher gebeten, Mitteilungen hierüber mündlich oder bor fühlen Augen standhält. Man täusche sich nicht: lediglich schriftlich der Reichsentschädigungskommission, Abteilung ein Tadel, der an der robusten Natur eines Ludendorff wie KEA. II, Berlin 2. 8, Unter den Linden 17/18, aur Ber­Basser am Fettopfe ablaufen würde, kann dem Empfinden fügung zu stellen.

Monarchistisches aus der Schweiz .

Die Berner Tagmacht" berichtet u. a.: Schweizerische Finanzkreise glauben zu wissen, daß es der ehe maligen beutschen Kreonprinzessin Cäcilie gelungen fei, einige zwanzig Millionen ihres Riefenvermögens in die Schweiz schmuggeln zu lassen. Auch Kaiser Karl habe auf diese Weise einen schönen Teil seines nach Sunderten von Millionen zählenden Vermögens rechtzeitig unter Dach gebracht."

Vorwärts- Verlag G.m.b. H., SW. 68, Lindenstr. 3. Ferusprecher: Amt Morinplatz, Nr. 117 53-54.

Rettet!

Die ersten falten Tage, vielleicht schon Borboten eines strengen Winters, find da. In Großstädten und Ländereien, die von den Kohlenrevieren weit entfernt liegen, wächst die Sorge der Bevölkerung um die Haus brand­Kartoffeltransporte in den letzten Wochen waren belieferung. Verarbeitende Industrien aller Gewerbe find von Betriebseinschränkungen bedroht. Die gering; man hofft allerdings, sie durch Bevorzugung vor an­deren Transporten bald steigern zu können. Einschränfun­gen des Personenzugverkehrs sind bereits erfolgt; weitere stehen noch bevor zum Schaden des deutschen Handels­berkehrs, dessen Interessen zurücktreten müssen hinter den dringendsten Bedürfnissen der Menschen. Holz muß in verstärktem Maße niedergeschlagen, Torf als Ersazbrenn­stoff herangeholt werden. Und das alles nur, um die Woh­nungen vor der schlimmsten Kälte zu schüßen!

Geben wir uns feinen Täuschungen hin. Schon am Beginn der kalten Tage müssen wir zur Sicherstellung der Kohlen- und Lebensmitteltransporte zu Not stands. maßnahmen greifen, die später kaum noch wesentlich verschärft werden können. Und welchen Erfolg bringen sie? Können sie allein aus der Transportfrise, die unser gesamtes wirtschaftliches Dasein bedroht, heraus helfen? Geben sie uns die Gewähr, daß die Gefahr, die uns schon der Frühwinter bringt, im späten, strengen Frost noch ver­mieden perden wird?

Hat es einen Bwed, darüber zu rechten und die Frage nach der Schuld an diesen Zuständen zu stellen, wo uns viel­leicht nur noch Wochen von einer Stillegung des gesamten Bersonenverkehrs, vielleicht von bitterster Kälte und Not trennen? Bitter rächt sich die für die Arbeit verlorene Beit! Sollen wir da flagen und anklagen, wo wir doch alledas. felbe Gefchid zu teilen haben, wenn es nicht gelingt, die Krise zu beseitigen?

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auf den ungarischen Thron erlangt. Seine Getreuen wiegeln Es fehlt an Aohle. Immer noch! Selbst wenn die ihn immerwährend für ihre Pläne auf. Die Mutter der Grkaiserin Haldenbestände befördert werden könnten, die sich in den arbeitet mit großem Drud beim belgischen Hof, wie auch durch letzten Wochen dank der gesteigerten Leistung der Berg­ihre Söhne. Sehr viele Familien der hohen englischen Aristo- arbeiter angesammelt haben und die nach überschläglicher tratie beschäftigten sich mit dem Stande seiner Finanzen. Ge- Schäßung insgesamt sicher nicht mehr als 1 bis 1 millio­wiß ist, daß die österreichischen Emigranten in der Schweiz ein nen Tonnen Steinkohle betragen was der Friedens­Tuguriöses Leben bei vielen Champagnergelagen leistung weniger Arbeitstage entspricht ist die Not noch führen, und es scheint fast, daß die ganze monarchistische Bewegung nicht beseitigt. Die Rohlenproduktion muß auch ihnen zu nichts mehr dient, als ein gutes Beben mit dem Gelbe ferner noch gesteigert werden mit Aufbietung aller Ein Kapitalistenblatt schreibt dazu:.... Außerdem haben wir zu führen, daß fie vom Karl erhalten. Tatsache ist, daß Start sehr Kraft, nicht nur der physischen Leistung der Bergarbeiter, in unserem Lande gegenwärtig Tausende von feudalen oft Ausflüge an die französische Grenze unternimmt, wo er mit deren Erhöhung man nur dankbar begrüßen kann, sondern Herren, einstige Lenter der Bölfer, zu beherbergen, die unseren englischen und französischen Persönlichkeiten zusammenkommt. auch der organisatorischen Kraft aller Wirtschaftsfaktoren, großen Börsenumsäben nicht fremd stehen. Es werden Und das Bolf von Wien weiß heute nicht, was es morgen effen die hier helfend eingreifen können. Es sind Maßnahmen große Summen bei deutschen Banken zugunsten schweizerischer wird, der Wiener Wald wird wegen der Kohlennot einfach abgeholzt getroffen, um die gelernten Bergarbeiter, die in andere Be Banten einbezahlt und die betreffenden Gutschriften auf allerlei und hunderte Eisenbahner, von Tschechen, Cübslawen, Jtalienern rufe abgewandert sind, ihrer früheren Tätigkeit wieder zuzu Umwegen hierher fpediert. In der Schweiz , z. B. in Glarus , haben verjagt, hausen mit ihren Familien in lichtlosen Güterwagen auf führen; großzügige Organisationen zur Beschaffung geeig­fich eigene Gesellschaften gegründet, um die Gelder in den Bahnhöfen. neter Unterkünfte, vorläufig gute Notstandsbaraden, später Empfang zu nehmen. Den Kapitalisten folgen dann die Eigen Arbeiterwohnhäuser find teils schon im Bau, teils in Bor­tümer nach, bie sich durch Ankauf von Liegenschaften usw. bei uns bereitung. Aber Eile tut not und tätige Mithilfe aller, die festzusehen suchen und so die Preise samt den Mietzinsen in die daran zum Nutzen des Volfaganzen teilnehmen können! Höhe treiben. Oder diese Steuerdefraudanten wandern, manchmal mit Millionenvermögen, bei uns jahrelang von einem Kurort und Alagen der schaffenden Bergarbeiter über Störungen in den Hotel zum anderen, ohne je eine Steuer zu entrichten." wichtigsten Betriebseinrichtungen, über den schlechten Bu­stand der Werkzeuge und Bohrmaschinen, über starken Ge­teinsgehalt ertönen noch immer. Man höre sie und setze steinsgehalt ertönen noch immer. Man höre sie und setze alle Sebel in Bewegung, um abzustellen. Die Zeit drängt!

Die Sehnsucht nach Deutschland . ( Drahtung eines österreichischen Mitarbeiters.) Am letzten Sonntag hielt in Rib ühe I unter freiem Simmel und bei maffenhafter Beteiligung der Nationalrat So schmarozt in der Schweiz auch Graf Berchtold , einer Genosse Scheibein eine Versammlung für sofortigen ber größten Hauptschuldigen am Völkermorden, der mit den ge- Anschluß an Deutschland ab. Der Redner schilderte retteten Geldern am Thunersee sein fürstliches eben die furchtbare Kohlen und Ernährungskrise des weiterführt, als ob nichts passiert wäre. Berchtold war einer deutschösterreichischen Staates und rief damit große Be­ber ersten, der sein Vaterland im Stiche ließ und fich aus bem megung hervor, die zum Schluß in einhelliger Annahme einer Staube machte, ale seine verbrecherische Politik zusammenbrach. Entschließung zum Ausdruck kam, die sofortigen Anschluß an Neben Berchthold treibt sich der berüchtigte Bring in difch- Deutschland verlangte. Auch der Hinweis des Redners, daß gräb mit feinem Anhang in der Schweiz herum. Bekanntlich der Anschluß an Deutschland großen Einfluß auf die Wieder­sollte er daheim über die Millioner, die er als Ernährungsminister bereinigung der deutschen Südtiroler zu dem Mutterlande mitlaufen ließ, Rede und Antwort stehen. Der Windischgräß hätte, wurde mit Bewegung zur Kenntnis genommen. Clique ist nachgewiesen, daß fie aus monarchistischen Wühl­hubern besteht, die von der Schweiz aus in Desterreich und Un­ garn die habsburgische Monarchie wieder aufzurichten suchen.

Noch schlimmer aber steht es um die Transport­not. Muß nicht der willige Beroarbeiter an seinem Werk berzweifeln, wenn er die Hilferufe seiner Massengenossen anderer Berufe und seiner Wohnorte hört, während die Haldenbestände wachsen und mit jeder Minute die Stunde näher rüdt, wo eierschichten wegen Ueberflusses an Förder­Tohle am Wert eingelegt werden müssen? Erwachender Ar­beitswille und steigende Produktion find heute ein unschäß­Wladimir Rosanoff hingerichtet. bares Gut. Wenn irgend etwas, so will dieses gepflegt sein! Der italienische Berichterstatter 3 ingarelli berichtet in der richt, daß unter denjenigen russischen Sozialisten, die wegen müssen, während Roble auf Salden geworfen wird, zu deren Aus Stocholm kommt uns die erschütternde Nach. Wohin muß es führen, wenn aus Mangel an Kohlen die Lokomotivfabriken ihren Betrieb einschränken Epoca" über die Hete der Wiener Chriftlichsozialen gegen die Re der Moskauer Attentate von den Bolschemisten hinabtransport Lokomotiven fehlen? Sieht feiner den furcht­publik und gegen den Anschluß an Deutschland . Der Nuntius Balffre unterhalte ständig Smiffäre in ber Schweiz . Die Mittel gerichtet worden sind, sich auch ladimir Rosanoff baren Kreislauf, wie die verminderte Leistung der zur Propaganda kommen größtenteils aus der Schweiz . Weiter be- befindet. Als Mitglied der menscheristischen Partei gehörte Eisenbahnwerkstätten, die beute noch mit Koblenlieferungen richtet Zingarelli, daß der Brinz" Windischgrätz , Baron " Chlu- er der ersten russischen Abordnung an, die im Sommer 1917 bevorzugt werden, sich schließlich gegen sich selbst richten muß? mecky, Graf" Hunyady, Graf" Andrassy und Graf" Berchthold, zur Internationalen Konferenz nach Stockholm tam. Er hatte Wir wollen feine Sekunde daran zweifeln, daß das die sich zumeist in Freiburg aufhalten, die Hauptträger ber mon fange in Deutschland gelebt und sprach auch sehr gut deutsch . Mißtrauen der Eisenbahnarbeiter gegen die Wer den hochgebildeten, lieben und feinen Menschen kennen- Berwaltungsbehörden in vielen Buntten nur allzu berech archistischen Propaganda in der Schweiz seien. Die Monarchisten wollen sich an den 28 jährigen Bruber des Erkaisers gelernt hat, der wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren. tigt ist. Diefelben Spalten, die heute den Notruf leidender Mar halten. wenn Karl nicht mehr die Führung übernehmen wolle. Fortbildungsschulwesen und Kultusministerium. Von der Mb- Volfsteile in die Welt binaustragen sollen, haben manches Bon Windischgrät fagt Bingarelli, daß er als ungarischer Er- geordneten Frau Jaquet war in der Preußischen Landesver- erbitterte Wort der Kritik und manchen positiven Vorschlag nährungsminister die Kartoffelernte des Jahres 1917 für den Staat fammlung ein Antrag dahingehend gestellt worden, das gesamte zur Abhilfe der Mißstände gebracht, die nicht genügend be­beschlagnahmt, sie zu Mehl verarbeitet und dieses Mehl an die Fortbildungsschulwefen fortan bem Kultus achtet worden find, zum Teil auch wegen der Kürze der Zeit Schweiz , Holland und Desterreich verkauft habe. Der Reingewinn minifterium au unterstellen. Wie die B. N. bazu nicht durchgeführt werden konnten. betrug 18 Millionen, zehn davon behielt Windischgrät erfahren, haben die Erörterungen über diese Frage im Schoße des Aber gerade weil wir für uns in Anspruch nehmen, die für sich und legte sie in einer Bank Budapests ein. preußischen Kabinetts übereinstimmend die Ansicht erkennen laffen, daß eine Trennung von Fortbildungs- und Fachschulen unmöglagen der Arbeiterschaft vertreten und begründet zu haben, Von Karl erzählt die" Epoca": Schwach, unentschieden und ich und eine Uebertragung des gewerblichen Bildungswesens vom ist es uns doppelte Pflicht, zu Frieden und Arbeit zu rufen, unfähig war der letzte Kaiser von Oesterreich . Er möchte jetzt der Sandelsministerium auf das Kultusministerium zurzeit nicht an wenn das Land in Gefahr ist. Wenn es erst einmalio österreichischen Strone gern entfagen, wenn er dadurch Aussichten gängig fei, weit ist, daß Millionen Menschen bungernd