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innerpolitischen GrülÄxn danach trachten? Wenn das der ZaJeck ihrer jüngsten Taktik sein sollte, die auf ein Schüren des deutschen Bürgerkrieges hinausläuft, so täuschen Sie sich gewaltig über die Zweckmäßigkeit Ihres Bemühens. Und soll das zur Versöhnung führen? Und all das nur, weil Sie auf die bolschewisrischeWahrheit" eingeschworen sind, von der Sie doch nicht behaupten werden, daß siegebieterisch als solche erscheint". Ueberhaupt, die regelmäßige Lektüre des Populaire" zeigt mir, daß Sie in bezug auf die deutschen Ver- Hältnisse den rationalistischen Grundsatz von Descartes recht eigen- tümlich anwendendNur daS als Wahrheit annehmen, was in der Freiheit" erscheint." Deshalb beschwor ich beim Abschied von Ouzern den Genossen Amedee DunoiS, die Entsendung eines Berichterstatters derHu- manite" nach Berlin anzuregen. Die sozialistische Presse Frank- reichs kann doch unmöglich auf die Dauer auf Berichte der Korre- spondenten bürgerlicher Blätter angewiesen bleiben. �Ebensowenig aber können die deutschen unabhängigen Blätter, die doch nur für einen Bruchteil deS deutschen Volkes schreiben, als maßgebend gelten. Sonst treiben Sie in der Tat, anstatt zum gegenseitigen Verständnis der beiden Völker, die wir doch auf beiden Seiten erstreben, zu einem noch furchtbareren Mißverständnis als bisher. Sonst erreichen Sie nicht die Wiederherstellung und Festi- gung, sondern die endgültige Sprengung der Internationale. Sonst helfen Sie nicht der Deutschen Republik, sondern der deutschen Reaktion. Das deutsche Volk will in seiner übergroßen Mebrheit in einer demokratischen Republik gesunden und nicht in einem riesigen Tollhaus Münchener oder Budapester Art untergehen. Furcht- bare Zeiten der Not stehen ihm infolge deS Krieges und des Versailler Friedens bevor. Ueber diese Zeiten -S hinwegzusteuern ist die höchst undankbare Aufgabe der deutschen Mehrheilssozialdemokratie. Sie wissen, wie eng daS Schicksal Frankreichs mit dem Schicksal Deutschlands ver- knüpft ist. Wenn Sie infolge ungenügender Kenntnisse unserer Lage, unseres Geistes und unserer Ziele die Titanenarbeit der deutschen Mehrheitssozialisten systematisch erschweren, so machen Sie dasselbe, was vor einigen Tagen Nenaudel der Pariser Frie. donskonferenz vorwarf:Ilne rnauvaise affaire et une mauvaise action." Ein schlechtes Geschäft und eine schlechte Tai. Victor Schiff . « NachschriftderRedaktion. Diese Zeilen waren bereits geschrieben, als derPopulaire" vom 6. Oktober mit einem Leit­artikel von Dcrnisl-Renault NoSke und die Internationale" hier eintraf. Da nimmt die Unkenntnis der deutschen Verhältnisse ge- radezu groteske Formen an. Aber auch die Anpöbelungen unserer Partei sind derart, daß man schwerlich alles auf das Konto der Un- wissenheit unserer französischen Genossen setzen kann und an ihrem guten Glauben zu zweifeln beginnt. Noch ist es Zeit, sich zu be- sinnen, in der Beschimpfung der deutschen Mchcheitssozialisten den Wettlauf und den Kampf der Meinungen mit der Feder und nicht mit den französischen Chauvinisten einzustellen. Mehr wollen wir für heute nicht sagen, um die Kluft zwischen den einzelnen Teilen des internationalen Proletariats nicht zu vertiefen, wie es offenbar das Bestochen RenaultS ist. Nur das eine wollen wir den ftanzö- fischen Sozialisten rechtzeitig zurufen: vor einerSäuberung" der Internationale schrecken wir am allerwenigsten zurück und gehen Leber mit Bjorgbjevg zusammen als mit Bela Khun.

wiüerftänöe gegen Washington. Ueber der Washingtoner Arbeiterkonferenz scheint ein Unstern zu stehen. Erschien ihre Arbeitsmöglichkeit durch die Nichtbeteiligung der deutschen u n d ö st e r- reichischen Gewerkschaften, denen es bekanntlich nicht zusagte, als Bittende vor den Türen der Tagenden zu stehen, von vornherein wesentlich herabgemindert, so ist die neue Mitteilung, die uns zugeht, ganz besonders geeignet. den Rest von Vertrauen in die positiven Leistungsmöglich-

keiten der Konferenz noch mehr zu erschüttern. Die Nach- richt hat folgenden Wortlaut: Der Sonderberichterstatter vomEcho de Paris" in Washington meldet vom 12. Oktober, daß die a m e r i k u- nischen Gewerkschaften gegen die Einberufung des Internationalen Kongresses für Arbeiterrecht in Washington seien. Die Bewegung sei so stark, daß sie allein schon die Ratifizierung des Friedensvertrages in G e- fahr bringen könne. Die mächtigsten amerikanischen Gewerk- schaften protestierten gegen den Aktionsplan, die amerikanischen Arbeiter auf die Stufe der Arbeiter anderer Länder zu bringen, weil dies notwendigerweise die durchweg höheren Arbeits- löhne in Amerika drücken müsse. Andere Kreise wieder kämpften gegen die Schaffung eines internationalen Arbeiter- rats, der dem Sowjetshstem gleichkäme. Der Handels- mini st e r habe angekündigt, daß, wenn das Statut des Völkerbundes mit allen notwendigen Ratifizierungen nicht vor dem 29. Oktober, dem Tag des Zusammentritts der Jnter- nationalen Arbeiterrechtskonserenz, sichergestellt sei, diese Kon- ferenz vertagt werden müsse, da sie dann nicht alle auf der Tagesordnung stehenden Fragen erörtern könne. Wenngleich die Gründe, welche dre amerikanischen G e w e r k s ch a f t e n zu ihrem Widerstande gegen eine Be- teiligung an der Konferenz bewogen haben, wesentlich anderer Natur sind, als die der deutschen und österreichischen Gewerkschaftsvertreter, so ist doch durch die amerikanische Abneigung das Zustandekommen der Konferenz bzw. die Möglichkeit harmonischer Arbeit außerordentlich gefährdet.

Gräfe gegen Noske. Seit der Berliner Funktionärversammlung, in der Ge- nosse Noske nicht nur kräftige Worte gegen die Treibereien der Alldeutschen in der Reichswehr fand, sondern auch auf seine Taten zur Säuberung des Offizierkorps von putschistischen Elementen hinwies, speit die rechtsstehende Presse Gift und Galle gegen ihn. Die Angriffsartikel Luden- dorffs sind symptomatisch. In derDeuftchen Tageszeitung" vom Dienstag Abend findet sich eine Schimpferei unter der zartsinnigen UeberschristNoske redet Unsinn", die jedoch an Geschmacklosigkeit noch weit übertrumpft wird durch die Ueberschrist, die der bekannte Talmijunker von Gräfe-Goldebee in derDeutschen Zeitung" für seine Attacke wählt:Herr Noske in Nacktkultur". Dem Titel entspricht der Inhalt. Herr von Gräfe spricht Noske das Verdienst um die Gründung der Reichswehr ab. Noske habe es nur verstanden,dem alten preußisch-deutschen Offizierkorps so lange mit allerlei Redensarten Honig um den Mund zu schmieren, wie er glaubte, diesen mili- tärischen Grundvfeiler der öffentlichen Ordnung und Sicher- heit nicht entbehren zu können. Noske habe dadurch viele von ihnen bei der Fahne gehalten, die Vorzügliches geleistet hätten, undHerr Noske hat für seine Person den Ruhm der selbstlosen Männer des alten Ne» g i m e s quittier t". Nun, wo er glaube, daß er dieser Stütze nicht mehr bedürfe,wenn er durch den Republikani - scheu Führerbund und ähnliche Mittel sich einen Ersatz für die alten Offiziere geschaffen haben würde", rühme er sich vor der Berliner Funktionärversammlung,wie er tagtäglich reaktionäre Offiziere rausschmisse und wie er in Bälde ein bettelarmes Offizierkorps haben würde, das von der Sicher- heit der Regierung abhängig sei." Natürlich, das Verdienst um die Gründung der Reichs- wehr haben selbstlose Leute wie Ludendorff und Herr von Gräfe, die in vollendeter Selbstlosigkeit während der gefähr- lichen Tage nach Schweden ausgerissen waren oder sich in gänzlicher Zurückgezogenheit mucksmäuschenstill verhielten. Wenn Herr Gräfe außer sich und Ludendorff vielleicht noch jene Männer des alten Regimes alsselbstlos" bezeichnet, die der Reichswehr in der Hoffnung beitraten, dadurch d i e

Maria Stuart " im Staatstheater. Lucie Höflich , vom Staatstheater umworben und von Mar Reinhardt freigelassen, damit vor den Gerichten in dieser ernst. haften Zeit kein Menschenfchacher verhandelt werde, wollte die Maria Stuart spielen. Zuletzt hatte man in der Rolle Maria Fem gesehen, die es wörtlich und verderblich nahm, daß sie nach des Dichters Willendie Wollust und die Hoffahrt" in dem Herzen zu trac-en habe. Frau Höflich dachte mehr eine ganz gqnnde Schot tcnkönigin zu sein, ein W«ib von schwerer Linie und voller Stimmenkraft, das in sich eher Tugenden als Laster verbirgt und also wie ein wirklich geläuterter Engel das Schafott besteigen kann. Die Heroine, der von vornherein alles Unrecht verziehen wird, obwohl sie durch Mord und Eheschändung recht tapfer hindurch- gewatet ist, das muß eine andere Frau gewesen sein als die von Frau Höflich dargestellte. Kurz, sie gefiel sich in der saftig hin- schmelzenden Beredsamkeit, die mit Worten und Bewegungen fenti- mentalisch ausholt und eigentlich ins Krampfhafte auspuffen muß. wenn es gilt, der englischen Königin Elisabeth die brausende Ver- femung ins Gesicht zu schleudern. So nahm sie rührend Abschied vom Lehen, so spendete sie beinahe mit der Schönheit einer Bestalin den Segen, den ihr trauerndes Gesinde fordert. Das war das Beste ihrer Leistung. Aber man täusche sich nicht darüber, daß in diesem Trauer- spiele nicht ein Engel mit einer Hexe ringt. Rein, es kämpfen zwei ebenbürfige Teufelinnen gegeneinander. Agnes Straub , die Elisabeth, mischte solches Weibertum ungewöhnlich schlagfertig, klug und'einem angeborenen Triebe folgend, zusammen. Hätte sie nicht an einigen Stellen Französisches allzu slowakisch ausgesprochen, sie würde eine ganz vollendete Elistbeth gewesen sein: zur rechten Zeit Sie scharfe Keiferjn, dann wieder die Klytemnästra, die eine morde- rifche Zärtlichkeit vergeudet, damit ihr KönigSwabnsinn erfüllt toird. Ja, sogar das Laszive fehlte dieser Elisabeth nicht. Diese Elisabeth konnte greisenhaft kauern und auch kosend umschlingen, ihre Stimme entfaltet� Mannheit, Sängerinnensüßigksit und Pöbelgekrächze zugleich. Sie blieb immer mannigfach gestaltete? Weib. Ihre Kunst war das Bedeutendste dieses Abends, der Fritz K o r t n e r, den neuen Mortimer, einführen sollt«. Vom jungen Theater derTribüne" kommt Herr Kortner . Man mußte ihm sehr viel Verstand usid die Fähigkeit zugestehen, selbst aus einem dürren, unfruchtbaren Wort ein Scheinleben herauszuholen. ZllS Mortimer war er zu klug, zu altklug, nicht blühend genug, kein blindlings Hingegebener, sondern beinahe mephistophelisch angebaucht. Sein« Jugend hat sich in einer blu- migen Suada hinzuschenken. Sie darf nicht tifteln. Warum hat Dr. Bruck, der Spielleiter, nicht verlangt, daß sein Mortimer die Staatsmannsmanieren lasse und ganz lechzend verlorene Jugend bleibe? Kortner ist sicher ein sehr gelehriger Künstler, der noch vielerlei Freude bereiten wird. Warum hat Dr. Bruck gestattet, daß sich Herr Clewing, Graf Leicesier, mit gehobenem Tanz- bein zu seiner Königin heranschwingt? Die Aufführung brachte schöne Bilder, und nur einige Eni- gleisungen verrieten, daß man am Staatstheater noch in die Kühn- heit und Freiheit hinein-t ästet. Martens karge Gefängniskahüheit

war leicht zu erstellen. Der Thronsaal Elisabeths stand in einem zu kalkigen Lichte, so daß die Züge der Britenkönigin von einem clownesken, erstarrenden Grau übertüncht wurden. Auch sonst müßte der Spielleiter manches umgestalten. Das Uebermaß d«r Pappe und des tauben Holzes und im Hintergrund die sehr alter- tümliche Prospekienleinewand, das alles ergibt niemals den be- rückenden Garten, der Maria Stuarts lyrische Reimerednerei recht- fertigen und beflügeln sollte. Max Hochdorf .

Die Kartenlegerin. Aberglaube und allerlei angepaßter Spuk und Trug sind wieder einmal obenauf. In Unheilszeiten ist das eine natürliche Erscheinung. Sorge und Verzweiflung werden skrupellos ausgebeutet und geben sich meist ibren Ausbeutern willig hin. Wie soll man die Opfer warnen? Vielleicht kann folgendes Ge- schichtchen der WienerArbeiterzeitung" da und dort Selbstschutz erwirken. Das Blatt erzählt: Es klopkt jemand. Die abgehärmte Frau, die gerade beim Küchentisch steht und ihre letzten Kronen- scheine ausbreitet, um zu wissen, was für große Sprünge sie sich morgen auf dem Markte erlauben darf, ramscht die zerknüllten Papierchen rasch zusammen und öffnet die Tür. Draußen steht eine fremde Frau, die ibren Kopf durch die Türspalte hercinsteckr und höchst vertraulich flüstert:Kartenaufsck'lagen angenehm?" Dabei läßt sie ein Spiel stark abgegriffener Mariagekarten ver- führerisch unter ihrem Mantel hervorlugen. Tie Frau in der Küche will schon ablehnen, aber während des Mundaufmachens unterliegt sie doch der Versuchung und läßt die Kartenkünstlerin eintreten, Die Kostenfrage wird mit einemRäch Belieben I" von der Prophetin abgetan und bald sitzen beide Frauen beim Kiüchen- tisch, auf dem die Karten kunstgerecht aufgelegt werden. Nach einem flüchtigen Rundblick durcki die Küche und einer fachgemäßen Plauderei während des Mischens hat die Karten- legerin bald heraus, was hier zu prophezeien am dankbarsten ist. Nach allerhand Weissagungen, wie sie im täglichen Leben leicht zu- treffen, beginnt sie, der Frau einen Glücksfall anzukündigen, durch den sie iii den Besitz ungeahnter Reichtümer käme. Die zweifelnde Miene der Frau veranlaßt die Kartenlegerin, sich zu ereifern und immer überzeugender zu werden. Da der Gegenstand ihrer Bf- glückungsver suche jedoch kühl bleibt, streift sie ihre Karten zu- sammen und erklärt, fertig zu sein. Nun soll die Beweissagte zahlen, wozu sie aber keine Lust bat. Da kommt ihr ein Gedanke. Sie nimmt der Kartenlegerin die Karten aus der Hand und sagt:Erlauben Sic, daß ich mich revanchiere." Bevor die Kartenlegerin noch ihre erste Verblüffung überwunden hat, legt ihr die Frau die Karten so auf, wie sie es eben gesehen hat, und fängt zu weissagen an: Sie sind momentan vom Unglück heimgesucht, haben nur ein halbes Hemd und zerrissene Strümpfe an. Seit langer Zeit haben Sie nicht ordentlich gegessen und Ihren ZinS bringen Sie nur schwer zusammen. Sie stehen in einer größeren Gesellschaft, in der Sie sich schlecht und recht unterhalten und die Sie mit einem halben Kilogramm Erdäpfel in der Tasche verlassen. Sic haben Beziehungen zu einem großen Herrn, von dem Sie wöchentlich ein Viertel Mebl, ein Viertel Haferflocken und zwölf Tekagaramm Fett beziehen. Dieser große Herr wird nächstens gut aufgelegt sein und Ihnen in diesem Zustand ein Ei für. nicht ganz vier Kronen zukommen lassen. Gin seltene» Ereignis steht Ihnen bevor: Si«

politische Macht wieder an sich zu reißen, so begrüßen wir allerdings, daß niit solcherSelbstlosigkeit" kurzer Pro- zeß gemacht worden ist, leider noch lange nicht gründlich ge- nug. Ten wirklich selbstlosen Männern hat jedenfalls kein Mensch ein Haar gekrümmt und ihr Verdienst ist am allerwenigsten von Noske bestritten worden. Was schließlich Noskes Stellung zum Republikanischen Führerbund anlangt, so wünschten wir nur, sie wäre so, wie Herr v. Gräfe sie wider besseres Wissen hinstellt. Aber Herrn Gräfes Deduktionen schürfen noch tiefer. Noske kann gar nicht die Reichswehr organisiert haben, denn e r i st j a Z i v i l i st. Wie kann ein Zivilist ein Heer auf- stellen?! Herr von Gräfe meint, Noske müßten dochim Un- terbewußtsein die Erinnyen peinigen", die ihm zuraunen. daß zum Schöpfer einer gänzlich neuen militärischen Organi-, sation unter so schwierigen Verhältnissen doch etwas anderes ge­hört, als seine eigene ganz bescheidene zivile Ver- g a n g e n h e i t, ja, daß der laienhafte, wenn auch noch so ge- schickte Kritiker nicht ohne praktische Ausbildung und Erfahrung das Gottcsgnadentum eines geborenen Rcorganisators ohne wei- teres besitzt, und daß schließlich eine großsprecherische Begabung noch nicht die Fähigkeit zu kenntnisreicher Tat ersetzt. Was soll man zu diesen Orgien militärfrommer Bor- niertheit sagen? Vielleicht, daß Herr von Gräfe einmal fran- zösische oder englische Geschichte studieren und sich von den militärisch-organisatorischen Leistungen der Zivilisten G a m- betta, Carnot oder C r o m w e l l überzeugen möge. Aber lassen wir ihm seinen Glauben an die alleinselig- machende Generalsuniform! Wichtiger als die Kennzeich- nung seiner Unwissenheit ist die Kenzeichnung seiner Ge- s i n n u n g und Absichten. Die Alldeutschen stehen gegen- über der Reichswehr genau wie hie Unabhängigen und Kam- munisten: Seitdem sie die Hoffnung verloren haben, sich ihrer zu bemächtigen, um sie zu politischen Putschen zu mißbrauchen, suchen sie die Reichswehr zu untergraben und zu zertrümmern. Auf dieses Spiel kann gar nicht deutlich genug hingewiesen werden.

Ein vergeßlicher Tobsüchtiger. In derDeutschen Zeitung" schreit sich Herr A u g u st Abel? mit Revanchephrasen heiser, er stößt schreckliche Drohungen gegen Frankreich aus und benimmt sich in einer Weise tobsüchtig, die geradezu gemeingefährlich ge- nannt werden muß. Er verkündet Frankreich einEnde mit Schrecken" und höhnt über die französische Besorgnis vor der deutschen Revanche, die er selber zum unermeßlichen Schaden Deutschlands noch nach Leibeskräften aufpeitscht. Unter seinen Drohungen fällt uns aber folgende besonders ins Auge: Möge Frankreich aber nicht vergessen, daß eS feine Ver­brechen, die es tagtäglich in den besetzten Gebieten begeht, zu sühnen hat! Das wird eine Abrechnung für sich dar- stellen. Gerade Herr August Mel sollte der letzte sein, der daS ThemaSiegerisches Verhalten in besetzten Gebieten" öffent- lich anschneidet. Seine Tobsucht scheint hier durch starke Vergeßlichkeit begünstigt zu werden. Oder hat Herr Abel wirklich beim Schreiben der obenstehenden Zeilen nicht daran gedacht, daß sie zur Behandlung eines ihn h ö ch st persönlich betreffenden Themas aus der Zeit der belgischen Besetzung geradezu herausfordern?!

Skandinavie« zur Blockierung NußlaudS. Der schwedische Mi­nister des Aeußörn H e l l n e r erklärt, daß die schwedische Regie- rung endgültigen Bescheid über die in der Ententenote enthaltenen Forderungen einer Blockierung Rußlands erst nach Zusammenbe- rufung einer Konferenz, an der auch Vertreter Dänemarks und Norwegens teilnehmen sollen, geben werde. Die schwedischen Blät. ter I aelsen im übrigen darauf hin, daß durch die Note kaum eine Veränderung ter Lage geschaffen werde, da schon jetzt die schwedisch - russichen Handelsbezrehungen fast völlig ruhen.

werden einen vollbeladenen Kohlenwagen durch Ihr« Gasse fahren seben. Mit Gewißheit haben Sie in den nächsten Wochen eine Schachtel Zündhölzer zu erwarten, und wenn Sie sich ein bißchen umtun würden, könnten Sie jeden Morgen eine Milchziege meckern hören. Außerdem ist Ihnen ein großes Glück beschieden, denn Sie werden in absehbarer Zeit wieder zehn Dekagramm Fleisch be- kommen." Weiter kam die Frau nicht. Die Kartenlegerin hatte sich all- mählich blau gelacht über die Prophezeiungen ihrer plötzlichen Kollegin und verabschiedete sich mit der Versicherung, daß sie sich für ihre Mühe reichlich belohnt fühle. Ter neue Rektor der Berliner Nniversität. Mittwoch mittag fand die Rekwratsübergabe in der neuen Aula der Berliner Uni- versität statt. Der neue Rekwr, Professor Eduard Meyer , dessen Arbeitsfeld die Geschichte des Altertums ist, führte sich mit einer Rede ein. Er verglick darin den deutschen Zusammenbruch mit dem MhenS nach dem Peloponnefischen Krieg, erwartet den Wiederaufstieg von der Beseitigung der schematisierenden Bureau- kratie und der.Freimachung der befähigten Persönlichkeiten. Er stellte Wilhelm I. als letzten wahren König hin, rühmte den echt deutschen Idealismus der deutschen Sozialdemokratie, der sie zwingt, immer nur deutsch und national zu lein. Umstürzend« Reformen für die Umversitäi lehnt der neue Rektor ab. Eine Hochschule für alle ist keine Hochschule mehr. Die Ausbildung führender Persön- lichkeiten ist die Hauptaufgabe der Universität. Man sieht, wie Herr Meyer aufs schönste Alte» und Neues mengt und aus dem Einerseits andererseits, dem angestammten Laster der Universitätsweisheit, nicht herauskommt. Tie Weimarer Freie Volksbühne. In Weimar wurde auf An- regung de? Intendanten Ernst Hardt ein« Freie Volksbühne be­gründet. In Weimar haben sich ihr bereits 2209, in Apolda 1299 Mitglieder angeschlossen. Die Satzungen sind nach dem Vorbild der Berliner Neuen Freien Volksbühne" entworfen und den Weimarer Verhältnissen angepaßt. Erhebende und befrei« rase Kunstwerke aller Gattungen, insbesondere Theatervorstellungen, mindestens sechs im Nationalthealer, Dichtungen und Musikwerke, noch Möglichkeit auch Werke der Bildhauerei und Malerei soll,? den Mitgliedern vongeführt werden. Jeder Darbietung geht in der Regel ein einführender Vortrag voraus. Nach der Zusammen­setzung des Ausschusses zu urteilen, ist die neue Volksbühne kaum von der Arbeiterschaft getragen. Ter badische Tbeaterkrieg ist vorläufig eingestellt. Di« Mann- heimer Bübncnmitglieder haben den Vorschlag des Landesverbandes der badischen Rebakteure angenommen und wollen den Streit mit Dr. Stahl einem paritätischen SchlichtungSausschuß unterbreiten.

In der Volksbühne wird Sonntag abend nicht, wie angekündigt, Georg KaisersGas", sondern B. Björnsons SchauspielPaul Lange und Tora Parsberg" gespielt. Richard- Strauss-ZykluS. Die Leitung der Staatsoper bat mit Richard Strautz ein Abkommen getroffen, wonach er im Oktober und No« vcmber 6 Auffübrungen eigener Werke und 4 Sinioniekonzertc der Kapelle der Staatsoper dirigieren wird, von denen daS erste am 28. d. MtS.(nicht wie ursprünglich beabsichtigt, am 17.), die weiteren am 14. und 27. No- vember sowie am 10. Dezember statlsinden. Die Erstauffübrung der.Frau ohne Schalten" unter musikalischer Leitung deS Generalmusikdirektors Leo Blech ist auf Ansang Januar festgesetzt.