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Donnerstag, den 16. Oktober 1919.
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Verhandlungen im Metallarbeiterstreik.
Einigung in Sicht?
Noch darf man hoffen, daß die im Arbeitsministerium Die Haltung der italienischen Partei während des Kriegs zurzeit stattfindenden Verhandlungen ein Ergebnis zeitigen, ist bekannt: die Partei hat den Krieg von Anfang an verwonach eine erhebliche Verschärfung des Kampfes in der worfen, jede Berantwortung für ihn abge- Metallindustrie und ein lebergreifen desselben auf das Großlehnt; vaterländische Kundgebungen jeder Art sind in den Berliner Verkehrs- und das übrige Wirtschaftsleben unterReihen der Parteigenossen streng unterdrückt und mit Aus- bunden wird. schluß geahndet worden. Es wurde seinerzeit Turati sogar verübelt, als er nach den Tagen von Caporetto in der Stammer von der Pflicht der Landesverteidigung sprach.
Sowohl die Unternehmer wie auch die Arbeitervertreter dürfen bei gewissenhafter Würdigung der Streitfragen nicht aus dem Auge verlieren, daß ein einseitiges Verharren auf Jetzt ist der Krieg borüber und es gilt für die Partei, einem einmal eingenommenen Standpunkt den Konflikt aus der heutigen Lage die praktischen und taftischen Folgen immer mehr verschärft. Die Unternehmer sollten durch zu ziehen, die sich aus der Ablehnung jeder Berantwortung weitgehendstes Entgegenkommen beweisen, daß ihre wiederfür das Vergangene und für seine tiefgreifenden Nachwir- holt abgegebene Erklärung, fie dächten nicht an einen Abbau fungen ergeben fönnen. Die Haltung der Partei in dieser der Löhne, auch wirklich ernst gemeint ist. Und die Pflicht der Zeit der Gärung und Neugestaltung wird natürlich wesentlich Arbeitervertreter wiederum ist es, der Unterdurch internationale Ereignisse, vor allem durch die russische Revolution beeinflußt. Und die Einschätzung des fulturellen Wertes und der Lebensfähigkeit des russischen Kommunismus ist begreiflicherweise nicht die gleiche in allen Teilen der Partei, wobei das italienische Proletariat, wie wohl das Proletariat aller Länder, dem tragischen Verhängnis unterliegt, in einer jo ungeheuer wichtigen Entscheidung auf Nachrichten angewiesen zu sein, die durch Absicht oder Understand systematisch gefälscht wurden.
Auf dem Parteitage zu Bologna traten drei verschie dene Strömungen zufage, drei verschiedene Bewertungen der durch den Krieg geschaffenen Lage und der sich aus ihr im Interesse des Proletariats ergebenden Haltung der Partei. Der Sieg in der Richtung geblieben, die bisher den Parteiborstand und den„ Avanti" in Händen hatte, den sogenannten Magimalisten, die an die Möglichkeit glauben, eine fommunistische Republik der Arbeiterräte durch bewaffneten Aufstand in Italien zu verwirklichen.
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Der einstige reformistische Flügel, als dessen Führer Turati gilt und dem fast die ganze sozialistische Barlamentsfraktion angehört, steht auf dem Standpunkt, daß die durch den Krieg gefchaffene Lage für die Partei feine entscheidende, mit der Vergangenheit brechende Aenderung der Zattif einschließt. Die bürgerliche Gesellschaft ist durch den Krieg in ihren Fugen erschüttert. Daraus folgt aber für die Reformisten noch nicht, daß das Proletariat reif ist, das Bürgertum abzulösen und die Zeitung der Gesellschaft in die eigenen Hände zu nehmen. Es liegt vielmehr im Intereffe des Proletariats, daß die durch den Krieg geschaffene wirtschaftliche Krise dem heutigen Regime, das sie veranlaßt hat, auch zur Last falle und daß nicht eine fozialistische Gesellschaft das Erbe der Kriegsnot antrete. Die Taktik der Partei müsse darauf gerichtet sein, der Bourgeoisie in dieser Zeit der Berrüttung möglichst viel Zugeständnisse abzuringen. Die systematische Schulung zum bewaffneten Aufstand lehnen die Reformisten ab. Eine revolutionäre Lage, sagen sie, zeitigt die Gewalt, aber die Gewalt schafft nicht die revolutionäre Lage.
Durch den Drud der Berhältnisse haben die Reformisten auf dem Parteitag feine eigene Tagesordnung vertreten, sondern haben ihre Stimmen mit denen der sogenannten magimalistischen Einheitsfraktion verschmolzen. Diese Richtung, deren Führer Constantino Lazzari und der Abgeordnete Maffi sind, will die Biele des Maximalismus, aber nicht den Weg des schon jekt vorzubereitenden bewaffneten Aufstandes. Sie fordert weiter Duldsamkeit für alle Richtungen innerhalb der Partei. Die Eroberung der politischen Macht im Sinne des kommunistischen Manifestes ist dahin zu verstehen, daß diese Eroberung die Verdrängung der bürgerlichen Institutionen durch Arbeiterräte anstrebt, in deren Hände die politische Macht übergeht". Obwohl die Tagesordnung der Einheitsfraktion die früheren Reformisten mit einem Teil der früheren Intransigenten bereinigte, blieb sie doch stark in der Minderheit: für fie stimmten 339 Delegierte mit 14 880 Stimmen, während für die marimalistische Tagesordnung Serrati 1012 Delegierte mit 48 411 Stimmen ihr Botum abgaben.
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Eine zwar sehr lärmende, aber der Zahl nach winzige Minderheit 67 Delegierte mit 3417 Stimmen, unter der Führung des Genossen Bordiga sprach sich für den bewaffneten Aufstand aus, für die Bezeichnung der Bartei als„ fommunistische italienische Partei", für den Ausschluß aller Mitglieder, die den bewaffneten Aufstand ablehnen, und für die Wahlenthaltung bei den bevorstehenden Barlamentswahlen.
Die Tagesordnung der Marimalisten, die von allen Mitgliedern des bisherigen Barteivorstandes, mit!
ftellung, als handele es sich bei diesem Kampfe um politische Ziele gewissenloser Drahtzieher, durch ernste und objektive Beurteilung der Verhältnisse zu begegnen.
Die auf Donnerstag vormittag im Arbeitsministerium anberaumte Situng zwischen dem Berband der Berliner Metallindustriellen und den streifenden Metallarbeitern mußte verschoben werden. Sie wird im Laufe Einigung ist sehr wohl gegeben, da beide Parteien des Nachmittags stattfinden. Die Möglichkeit einer sich bereit erklärt haben, auf Grund des Schiedsvorschlages des Ministers weiter zu verhandeln.
Es ist daher kaum anzunehmen, daß es vor der Einigung durch die Verhandlungen zu einer größeren Ausdehnung des Streits tommt.
Ausnahme Lazzaris, vertreten wurde, sei im Hinblick auf ihre große Bedeutung im Wortlaut wiedergegeben:
" Der in Bologna vereinigte Parteitag der sozialistischen Partei Italiens erkennt an, daß das Programm von Genua durch die Ereignisse und die internationale Lage, die die auf den Krieg folgende Weltkrije geschaffen hat, überholt worden ist.
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ber politischen und wirtschaftlichen Macht durch das Proletariat führt;
daß die Werkzeuge der Bedrüdung und Ausbeutung der bürgerlichen Herrschaft( Staat, Gemeinde und öffentliche Ver waltungen) in teiner Weise in Organe proletari fcher Befreiung umgestaltet werden können;
daß diesen Werkzeugen neue, proletarische Werkzeuge entgegengestellt werden müssen( Arbeiterräte, Landarbeiterräte, Wirtschaftsräte usw.), die zuerst in bürgerlichem Regime funktionieren, als Organe des gewaltsamen Befreiungskampfes, um dann die Träger der sozialen und wirtschaftlichen Umgestaltung und der neuen fommunistischen Ordnung zu werden;
daß die gewaltsame Groberung der politi. schen Macht durch die Arbeiter den Uebergang diefer Macht von der bürgerlichen auf die proletarische Klasse bezeichnen muß und den Eintritt in das Uebergangsregime der Dittatur des gesamten Proletariats;
daß in diesem Regime der Diktatur die geschichtliche Periode der sozialen Umgestaltung durch den Kommunismus beschleunigt werden soll, worauf mit dem Verschwinden der Klassen auch jede Klassenherrschaft verschwindet und die freie Entwicklung jedes einzelnen die Bedingung der freien Entwicklung aller wird, beschließt der Parteitag:
1. Die Organisation der sozialistischen Partei Italiens den oben dargelegten Grundsäßen anzupassen;
2. der britten Internationale beizutreten, als dem Organ des Weltproletariats, das diese Grundsäge vertritt und verteidigt; 3. bei den auf dem Boden des Klassenkampfes stehenden Gewerkschaften dahin zu wirken, daß sie ihre Tätigkeit auf den bollkommenen Sieg der dargelegten Grundsäße richten."
Beinahe drei Viertel der auf dem Parteitag ver tretenen Genossen haben für diese Tagesordnung gestimmt, wozu sie durch ihr Mandat verpflichtet waren. Die Frage der Duldung der Nicht- Maximalisten ist nicht in der ResoIution berührt. Nicola Bombacci hat die Auffassung seiner Richtung über diese Frage in die folgenden unzweideutigen Worte gefaßt, die unter seinen Anhängern auf feinen Widerspruch stießen: Wir wissen, daß in unsern Reihen Menschen sind, die nicht denken, wie wir; ihnen fagen wir: geht weg, denn später werdet ihr mit Fußtritten weggejagt".
Eine Würdigung der Bedeutung, die der Sieg der MariEr erflärt, daß die russische Revolution dieses malisten auf die Geschicke des Landes haben dürfte, verbietet beglückendste Ereignis in der Geschichte des Proletariats in sich heute durch die Verhältnisse. Für das innere Parteileben allen Ländern fapitalistischer Zivilisation die Notwendigkeit zeitigt er eine merkwürdige Situation. Die der wegjagenden gezeitigt hat, ihre Verbreitung zu erleichtern; in Erwägung, daß bis jetzt beine herrschende Klasse auf ihre Herrschaft verzichtet Fußtritte gewärtigen Parteigenossen bilden die große Mehrhat, ohne durch die Gewalt bazu gezwungen zu sein, und daß die heit der sozialistischen Parlamentsfraktion. In knapp fünf ausbeutende Klasse von der Gewalt Gebrauch macht, um ihre Wochen finden die Parlamentswahlen statt. In Vorrechte zu verteidigen und die Befreiungsversuche der be- 16 Tagen läuft die Frist für die Einreichung der Kandidatenbrückten Klasse zu erstiden; daher spricht der Kongreß die Ueber- listen ab. Wird man es, aus Beitmangel, bei den bisherigen zeugung aus, daß das Proletariat von der Gewalt Bertretern lassen, obwohl sie in den Augen der obsiegenden Gebrauch machen muß, um die Gewalt der Bourgeoisie Mehrheit veraltet und verzopft sind? zurüdzuweijen, um die Macht zu erobern und die revolutionären Diese und alle innerpolitischen Fragen schrumpfen aber Errungenschaften zu festigen.
Er betont die Notwendigkeit, das Augenmerk auf die gei. bis zur Belanglosigkeit ein gegenüber dem einen Problem, ftige und technische Vorbereitung zu richten. In ob nämlich die Kongreßmehrheit die Macht und Ge. bezug auf die gegenwärtige politische Lage und den bevorstehen- fittung der Massen richtig eingeschätzt hat. den Wahlkampf, beschließt der Kongreß die energischste Be- Von den sittlichen Werten der Massen, dem Grade ihres sotonung der fommunistischen Grundsäke und die zialen Gefühls, von ihren technischen Fähigkeiten und ihrer Berrüftung der Organe der bürgerlichen herr- Einsicht in die ehernen Notwendigkeiten der Produktion, mit fchaft der Wahlagitation zugrunde zu legen. Im Ginklang einem Worte: von dem heute schon erreichten Grade soziamit den dargelegten Erwägungen beschließt der Parteitag, das ist is cher Erziehung des italienischen Proletariats Parteiprogramm hängt es ab, ob in Bologna eine frohe Botschaft verkündigt umzugeftalten und ihm die folgende Formulierung zu geben: wurde, eine schwerwiegende Drohung geschleudert oder in In Erwägung, daß in der heutigen Gesellschaftsordnung frebelhaftem Reichtsinn Hoffnungen und Begierden geweckt die Menschen in zwei Klassen geschieden sind: die der ausgebeu- wurden, die der blutigen Tragödie des Krieges ein blutiges teten Arbeiter und die der Kapitalisten, die den sozialen Reich tum inne haben und monopolisieren; daß die Lohnarbeiter Possenspiel folgen lassen... beiderlei Geschlechts in allen Berufen und Lagen durch ihre wirtschaftliche Abhängigkeit das Proletariat bilden, das in einem Bustande des Elendes, der Minderwertigkeit und der Bedrückung gehalten wird;
Erklärung.
Mit dem heutigen Tage nehme ich meine Tätigkeit als Bein Erwägung, daß die heutigen wirtschaftlich- sozialen Einrichterstatter des Vorwärts" aus Italien wieder auf. Indem ich richtungen, die das verhaßte politische System verteidigt, die dies tue, trete ich in die Reihen der Mehrheitspartei. Herrschaft der Monopolijatoren des sozialen und natür- Wenn ich mich unterfange, aus der Ferne eine derartige EntLichen Reichtums über die Arbeiterklasse darstellen;
daß die Arbeiter ihre Befreiung nur durch die Sozialisierung der Arbeitsmittel( Bergwerfe, Fabriten, Beförderungsmittel usw.) und durch die gesellschaftliche Verwaltung der Produktion erlangen fönnen;
in Erwägung, daß die tapitalistische Gesellschaft und der aus ihr folgende Imperialismus blutige Kriege entfesselt hat und in Zukunft in immer größerem Umfange entfesseln wird; daß allein der Sozialismus zum bürgerlichen und wirt. schaftlichen Frieden führen wird;
scheidung zu treffen, nachdem ich fünf Jahre lang nichts über meine Heimat erfahren habe, das nicht durch Haß oder Interessen verzerrt und entstelt gewesen wäre, so bin ich mir wohl bewußt, nicht auf Grund genauer Sachkenntnis zu handeln und nicht das Sagit programmatischer Erwägungen zu ziehen. Meiner Entscheidung liegt jedes Aburteilen fern. Ich will mit ihr nicht einmal sagen, daß ich mich, wenn ich den Krieg in Deutschland hätte durchleben dürfen, zur Mehrheitspartei geschart hätte. Das weiß ich nicht. Der Krieg hat gezeigt, wie unendlich wenig wir von uns selber wissen.
daß die in allen Kulturländern zutage tretende Berrüttung offenfundig den Banterott anzeigt, der Sieger und Besiegte Das eine aber weiß ich, weil ich es als unmittelbar trich bedroht; daß die flar sutage liegende Infähigkeit ber bür der Zugehörigkeit zum eigenen Bande und zum ei daß die flar gutage liegende Infähigkeit ber bür. hafte Gewißheit in schweren Jahren erlebt habe, daß das Gefühl gerlichen Alaffe, den von ihr heraufbeschworenen Schaden zu heilen, das Einjeßen einer revolutionären Periode tiefgehen genen Volte zu mir gehört als ein untrennbarer Teil meiner der Umgestaltung der Gesellschaft anzeigt, die zum gewaltsamen Persönlichkeit. Daß das Vaterland in Not jedes Gefühl interUmsturs der tapitalistischen Herrschaft und zur Eroberung nationaler Gemeinschaft in schemenhafte Ferne rüdte, wie ich