Dokumente zum Kriegsausbruch" bei der Deutschen VerlagSgescll- schuft für Politik und Geschichte m. b. H. in Charlottenburg und umfaßt 6 Bände, von denen jetzt zuerst die vier Bände mit dem Material über die unmittelbare Vorgeschichte deS Kriegs her- ausgegeben werden sollen. Tie Akten über die frühere Vorgeschichte werden von Professor Albrecht MendelSsohn-Bartholdy in Würzburg bearbeitet; sie erscheinen in zwei Bänden etwas später. Die Herausgabe der vier anderen Bände erfolgt noch im Oktober. Die wer- den ungefähr SSV Aktenstücke und m einem Anhang eine Reihe von Ergänzungen, darunter den Dreibund-Vertrag und den Vertrag mit Rumänien enthalten. Der erste Band umfaßt die Zeit vom Attentat von Sarajewo bis zum Eintreffen der serbischen Ant- wortnoten in Berlin , dazu einige Dokumente auS den vorhergehenden Wochen. Der' zweite Band behandelt den Zeitraum bis zur KriegSerklä«lNg Deutschlands an Rußland ; der dritte Band etwa die Zeit bis zur Kriegserklärung an Frankreich ; der vierte Band die Borgänge bis zur Kriegserklärung Oesierveich-Ungarns an Ruß- land. /lgrarifthe Verhetzungslogik. O,>vir kennen sie genau, diese VerhetzungSlogik und VerdrehungStaktik der konservativen Presse: sie rechnet mit dem Denkvermögen der geistig Armen, die ihre Leser sind und stellt konsequent die gegenwärtigen bodenlosen wirtschaftlichen und moralischen Zustände in Deutschland nicht als eine selbstverständliche Folge der wahnwitzigen v i e r Kri e g sj a h re hin. die das deutsche Volk bis aufs Hemd ausgezogen haben, fondern als Folge der Revolution. Viele sehen ja nur das Nächste und haben das Weiterzurückliegende schon halb vergessen. Und so zieht die„Deutsche Tageszeitung" ihre Schlüsse aus den Selbstverständlichkeiten unseres Artikels über die Er- nährungSwirtschaft im kommenden Winter: Durch die Revo- l u t i o n und die„seitherige Regierung"(meint sie da die Regierung Wilhelms H.— Ludendorff?) sei das Volk so tief gesunken(nachdem der Krieg die letzte Faser zermürbt und zerbrochen hat); durch die Revolution sei das Volk noch immer unwissend darüber, wie tief es heruntergekommen(und nicht durch die Lügenpolitik der jahrelangen Ludendorss- Zensur und der reaktionären Blätter); durch die R e v o l u- t i o n sei das Eisenbahnmaterial heute altes Eisen und Bruch kund nicht durch die Ludendorfische Herunterwirtschaftung der Reparaturbetriebe, die kein Kupfer, kein Messing, kein ordentliches Werkzeug mehr hatten); durch die Revolution müßten wir Milliarden Arbeitslosenunterstützung zahlen(und nicht durch die kriegsmäßige Verwüstung unseres Wirtschafts' lebens); durch die Revolution sei der Mangel an Arbeits lust und Arbeitsleistung gekommen(und nicht durch die jähre lange kriegsmäßige Aushungerung der Menschenleiber); durch die Revolution und ihre Regierung(alS unseliger Erbe!) sei das Volk vor eine Einschränkung des BahnverkehrS gestellt ivorden(und nicht durch die Ablieferung von Tausenden von Lokomotiven und Waggons an die Entente. die wir liefern mußten, weil das Ludendorff-Regiment so und so viele aus Belgien und Frankreich geraubt und vernichtet hat); durch die Revolution treibe die Regierung eine„Angst- Politik"(nachdem die Machthaber von 1914 18 am 9. November vor Angst inS Mauseloch gekrochen waren); durch die Revo I u t i o n hätten wir eine Regierung von„bodenloser Unfähig- keit und gewissenloser Leichtfertigkeit"(nachdem die Hohcnzollern- Ludendorfische Regierung mit ihrer bodenlosen Unfähigkeit und gewissenlosen, ja verbreche- rischen Leichtfertigkeit das deutsche Volk an den Abgrund gebracht und die folgende Revolutwnsregierung zum bc- klagenSwerten Konkursveriv alter hat werden lassen); durch die Revolution müsse das Volk jetzt frieren. hungern und entbehren(nachdem die vier KriegSjahre uns so ausgesogen haben, daß unsere allerletzten Quellen fast versiegt sind und obendrein die produktive Landwirtschaft viel- fach eine ganz offensichtliche Aushungerungs- und Wucher- Politik am eigenen Volke betreibt). Und als Schluß: Darum sei nicht das Selbstverständliche, was sich mit folgerichtiger Naturnotwendigkeit voll- zogen hat, Selbstverständlichkeit, sondern nur das sei Selbst- Verständlichkeit:„daß eine solche Negierung zum Teufel ge- jagt würde". Während doch das Umgekehrte sich heute als eine„Selbstverständlichkeit" erwiesen hat: daß nämlich die Revolution die unfähige und verbrecherische Regierung der Hohenzollern -Ludcndorff zum Teufel gejagt hat! Die Arbeiter tvcrden dafür sorgen, daß sie nicht wieder- kehrt. Das ist auch eine Selbstverständlichkeit. Die �usschußsitzungen. DaS Tamultschadeagesetz. Im Ausschuß wurde am Donnerstag 8 2 des Gesetzes gegen den Widerspruch der RegierungSver- : reter in der Fassung angenommen, daß em Anspruch auf Ent- schädigung nur gegeben ist, wenn und soweit ohne solche nach den lim stäuben eine unbillige(Mlärimg des Fortkommens des Be- troffenen eintreten würde. Seine gesamten Vermögens- und Erwerbsverhältn.sse sind zu berücksichtigen, ftcrnez wurde beschlossen, daß die Zahlung von Ersatz bei Beschädigungen von Grundstücken oder Gebäuden davon abhängig gemacht werden kann, daß die Wieoerherstellung der Grundstücke oder Gebäude sichergestellt wird. Re«e Ententefordernnsen. Fm ReichShauShaltsausschuß der Rationalversammlung machte DormcrStog Schatzminister Dr. Mäher Aufsehen erregende Mitteilungen über neue Forderungen der Entente. Di« Unterhaltung der gesamten BesatzungS- armse werde jährlich 2% bis 8 Milliarden losten. Letzten Endes würden diese übertriebenen Forderumgen der Entente selbst zum Schaden gereichen. Der Berichterstatter Stücklen (Soz.) hob bervor, daß derartigen Bedingungen den Ruin Deutschlands zur Folge haben müßte». D'e Jnscratcnsteuer beschlossen. Im Umsatzsteueraus- f ch u ß der Rational Versammlung wurde noch Erörterung der vor- liegenden Bedenken die Inseraten st euer mst allen gegen die Stimme des Unabhängigen mit der Maßgabe der endgültigen Stellungnahme in der zweiten Lesung angenommen, des- gleichen die Hotelsteuer unter Berücksichtigung eines Antrages der Deutschen BolkSpartvi, die Minimalbesteuerungs- grenze von 2 auf 3 M. hcvaufzusehen. Gegen den Wucher. Im Volkswirtschaftsausschuß fand ein Antrag der Abgeordneten Hermann, Irl u�d K ä p p- lcr einstimmige Annahme, in dem B-e strafung für Handlun- gen gegen die Vorschriften über den Verkehr mit Leim, Knochen und Leimleder, sowie Prüfung verlangt wird, ob die festgesetzten Preise den heutigen Erzeugungskosten entsprechen. Zum Zweck von Verhandlungen über Wucherpreise sind zurzeit vier bayerische Minister in Berlin anwesend. Die bürgerlichen Partei«« in Deutschland . Dieses Thema be- handelt Genosse Erich Kuttner in einem Kursus zu acht Abenden, der von der Sozialistischen BildunaSichule Groß-Berlin veronstattet wird und heute Freitag, aoends 7 Uhr. in der Aula des LuthertyzeumS. Tenipelhofer Ufer 2(Nähe Hallesche» Tor), beginnt. Hörerlarten find am Eingang zu haben.
Der Kampf in der Metallinöuftrie.
Von der Gewerkschasts- und Fünfzehnerkommisston wivd unS folgender Aufruf an Sie Arbeiter See MetallmSustsie. übermittelt: Folgender Beschluß wurde heute gefaßt: „Die Fünfzehnerkommission hat beschlossen, den Streik der Etektrizitätsavbeitcr aus der ganzen Linie durchzuführen. Die Unternehmer haben sich bis zur Stunde noch nicht bereit erklären können, aus der vom Reichsarbeits- minister geforderten und von uns zugesiimmten Grundlage zu verhandeln. Schon aus diesem Grunde macht es sich notwendig, daß der Beschluß der Elektrizitätsarbciter durch- geführt wird. Es ist aber auch aus diesem Grunde not- wendig, daß wir den Streik der Elektrizitätsarbeiter auf der ganzen Linie durchführen, well eine behördlich konzessiv- nierte Streikbrecherorganisation,„Technische Nothilfe" ge- nannt, in unseren wirtschaftlichen Streik eingegriffen hat. Wir fordern alle Kollegen der ElektrizitätIindustrie auf, un- verzüglich die Arbeit niederzulegen und die Betriebe zu der- lassen." Anschließend hieran bemerkt die Streikleitung: Wenn durch diesen Beschluß für die Bevölkerimg Härten entstehen, weil nunmehr auch die Notstandsarbeiten nicht mehr durchgeführt. werden können, so bedauern wir das außer- ordentlich, weisen aber darauf hin, daß wir den die NotstcnÄs- arbeiten Verrichtenden nicht zumuten können, mit Streikbrechern zusammenzuarbe' ten.' Die Fünfzehnerkommission hat beschlossen, den Streik der Maschinisten und Heizer auf der ganzen Linie durchzuführen. Dieser Beschlutz hat für alle Maschinisten und Heizer Gel- tung, gleichviel welcher Organisation sie angehören. Ausge- nommen von diesem Beschluß sind vorläufig nur aus beson- deren Gründen die Heizer und Maschinisten der städtischen Gaswerke, der Wasserwerke, der Krankenhäuser und der Lebensmittelversorgung. Wie aus vorstehendem Beschluß ersichtlich, beabsichtigt die Kommission, die Gas- und Wasserwerke noch nicht in den Streik einzubeziehen, trotzdem seitens der Arbeiter dieser Werke die Forderung aufgestellt wurde, mit in den Streik zu treten * Der Aufruf öes �vorwärts'. Im Zusammenhang mit vorstehendem beschäftigt sich die Streikleitung auch mit dem in der Morgennummer des„Vorwärts" veröffentlichten Aufruf, worin Bezug genommen wird auf die Borgänge in der Versammlung in dm Zentral-Fest- sälen, über die wir noch etwas eingehender in unserer DonnerStagabendmmimer berichtet haben. Die Streikleitung kennzeichnet den Aufruf des„Vorwärts" als eine bewußte Verleumdung der Streikleitung, ohne sich zu den bemerkeus- werten Vorgängen in der fraglichen Versammlung zu äußern. Allem Anschein ist der Streikleitung der Nachtrag von der ommösen Versammlung, in der die Böse und S y l t ein so merkwürdiges Spiel getrieben, bei Abfassung ihrer Kritit noch nicht bekannt gewesen, denn sonst könnten wir es nicht verstehen, daß sie dazu rein gar nichts zu sagen weiß. Das Schimpfen hat die Streikleitung mit der ihr geistesverwandten „Freiheit" gemeinsam, die von„vollendeter Grund- s a tz l o s i g k e i t",„schäbigstem Parteiegoismus" und „schwarzem Verrat" des„Vorwärts" schwafelt. Solche Beschimpfungen in einer Situation, die uns gewissenhaftes Handeln oberstes Gebot sein läßt, ehren uns. Wenn die Streikleitung, wie oben mitgeteilt, den Not- staudsarbeit Verrichtenden nicht zumuten kann, mit Streik- b rechern zusammenzuarbeiten, so sagen wir: wer Not- standsarbeiten verrichtet, ist kein Streik- b re ch e r; Nvtstandsarbeiten stellen, sobald durch sie die G e- samtheit vor unverdienten Härten und Lei- den verschont wird, eine sittliche Handlung dar.
Streik See Charlottenburger Lichtarbeiter. DoimerStagnachmittag sind die Charlottenburger ElektrizitätS- arbriter in den Streik getreten. Es gelang, eine Dynamomaschine in Gang zu halten.— Durch llrnschcrltunzen wurden die Krankni- Häuser, das Rathaus, die Bahnhöfe und die Straßen angeschlossen, während die ganze Gegend«n Kurfürstendamm und die nach Wilmersdorf führenden Straßenzüge mn Dunkol blieben. Die Straßenbahn in Ehavlottcnbnrg vermoeyie den Verkehr auf-.chtzu- erhalten, da sie ein eigenes Kraftwerk besitzt. Die Cafes, Rejum- rcmtS, soweit sie nicht Notbeleuchtung aufzutreiben vermochten, mußten, ebenso wie die meisten Kiews in Charlottenbrug , geschlossen werden. Die Ardeiter des Charlottenburger Gaswerks haben sich—- wenigstens vorläufvg— dem Streik noch uuyt angeschlossen. * Der Setrieb See SLäöLischen Elektrizitätswerke ist noch nicht zum Stillstand gekommen. Die Direktion ist der An- ficht, daß sich der Betrieb mit gerungen Einschränkungen wird durch- führen lassen. Bis jetzt war es noch nicht notwendig, aus die Teck irische Nothilfe zurückzugreifen, und' man glaubt, auch bis aus weiteceS auf deren Unterstützung verzichten zu können. Tfc Die Streikabftimnnmg in öer Moabiter Aentralr. Wie»venia Neigung die in den lebenswichtigen Betrieben beschäftigten Arbeiter hoben, der Dtreikparole zu folgen, zeigt die in der elektrischen Zentrale Moabit vorgenomuieste Ab- stimmung der in der Nachmlltagsschicht tätigen Arbeiter. Von 50 Arbeitern, die für die Abstimnmng in Frage kamen, haben in geheimer Abstimmung 24 ihr Votum abgegeben. Davon stimmten 22 für Fortführung des Betriebes, zwei gaben Weife Stimmzettel ab. Die übrigen Arbeiter, die sich an der Ab- stimmung nicht betellrgten. wünschten zunächst eine'Aussprache in einer Betriebsversammlung der gesamten Belegschaft, und erst nn Anschluß dar«! eine M stimmung vorzunehmen. b* Das lkinsreifen See»Technischen Nothilfe*. Uns wird mitgeteilt: Die„Technische Nothilfe" hat bisher nur in Charlottenburg eingegriffen. DaS Charlottenburger Elektrizitätswerk arbeitet wieder in vollem Umfang. Di« Ar- beiter in Moabit , Weißensee, Stralau-RummelSburg und Bitter- feld haben beschlossen, bis Freitag früh 8 Uhr zunächst weiter zu arbeiten, um dann in Betriebsversammlungen erneut Stellung zu nehmen. Angesichts der Sachlage ist zu hoffen, daß der Groß-Berliner Bevölkerung eine schwere Beeinträchtigung der dringendsten Lebcnsnotwendigkeftc-n, wie eS die Lahmlegung des Verkehr? und die Abschneidung von Licht und Kraft wären, erspart bleibe. Sollte wider Erwarten die Einsicht der in allen Betrieben zweifellos vorhandenen arbeitswilligen Mehrheit durch die Kurz- sichtigkeit von Minderheiten ausgeschaltet werden, so müffeu die bereitstehenden Abwehrmittel, im besonderen die Technische Rothilfs, unverzüglich einsetzen» um die unabseh« baren Folgen einer über das gebotene und berechtigte Maß weit hinausgehenden Vertretung von Sonderintercssen der Ge- samtheit fernzuhalten. Alle erforderlichen Maßnahmen werden selbstverständlich amb vom Berliner Magistrat auf das nachdrücklichste getroffen. Auch der Magistrat sieht seine vornehmste Ausgabe darin, das vielgestaltige Leben der Reichshauptstadt in Gang zu halten. Er hat seit Tagen und Wochen versucht, diese Aufgabe auf dem Verhandlungswege zu lösen. Sollten die Verhandlungen zu einem Ergebnis nicht führen, so werden die erforderlichen Maß- nahmen des Oberkommandos volle Unterstützung de? Magistrats finden. * Zentralverbaud der Maschinisten, Heizer und Berufs- genossen Tentschlands. Heute Freitag, de« 17. Oktober, mittags 12 Uhr: Der- sammlung aller Vertrauensleute der Maschiulftc» und Heizer auS fimttichcn Bctriebru Groß-BcrlinS bei Schulz, Königs- graben 3, Nähe Wexanderplatz. Die Slreilleituug.
Sevorftehenöe Einigung im hilfsarbeiterstreik.
Nach langwierigen Berhandlungen ist eS gelungen, eine Basis zu finden, auf der der Streik der städtischen Bureaukräfte, der das gesamte Leben Groß-BerlinS aufs empfind� lichste schädigt, beendet werden kann. Gestern vormittag fand eine Sitzimg der großen Deputatton der Berliner Sbadtver- ordnetenversammlung statt, in der der Magistrat über seine Stellungnahme zum Streik berichtete. Es wurde beschlossen, daß die einzelnen Fraktionen, vertreten durch je ein Mitglied, mit den Ausständigen eine Aus- spräche pflegen sollten, um möglicherweise eine Einigung herbeizuführen. In dieser neuen Sitzung kam schließlich folgende Verein- barung zustande: Die Vertreter der streikenden HUfSkrSste bei» Magistrat erkennen den Schiedsspruch vom Ist. Oktober alS ein Provisorium an und erklären sich zur sofortigen Aufnahme der Arbeit bereit. Sie erwarten jedoch die gleichzeitige Aufnahme neuer Verhandlungen mit dem Ziele der Herbeiführung einer Entscheidung vor dem SchlichtungSauSschuß Groß-verlins» welcher von beide« Teilen alS bindend anerkannt»erdon muh. Die Vertreter der Fraktionen erklären sich bereit, im Sinne dieser Entschließung auf den Magistrat und ihre Fraktionen zu wirken. Es ist wohl als sicher anzunehmen, daß die Vereinbarung sowohl von den Streikenden als auch von dem Stadtverord- netenkollegium angenommen wird. ' Auf der Grundlage dieses Vorschlages fanden gestern abend auch in Neukölln Verhandlungen mit den Streikenden statt, die sich bis in die späte Nachtstunde hinzogen. Es ist zu hoffen, daß die Vereinbarung, die einen gangbaren Weg zeigt, auch von den Ausständigen in Neukölln angenommen wird.
Neukölln leidet bereits unter diesem Streik, dem sich bekanntlich die städtischen Arbeiter anschlössen, in erheblichem Maße. Es fehlt an Licht, lagen doch am Mittwochab.nd die Straßen Neuköllns in völliger Dunkethett. Und die Tausende
von Haushaltungen, denen es an Kahlen mangelt, können nicht mehr ihre Mahlzeiten herstellen. m Atreik der??riedhofSarbciter. Auch die Neuköllner FriedhofSarbeiier sind in einen Svmp,?- thiostreik zugunsten der BureauhilfSkräfte de? MazistratS einge- treten. Infolgedessen konnten am Mittwoch und am gestrigen Donnerstag Sie angesetzten Beerdigungen nicht stattfinden. So- wohl auf dem städtischen Friedhof in der Gottlieb-Dunkel-Straße wie auch auf dem Kirchhof in der Rudower Straße sollten Bei- setzungen erfolgen, mußten jedoch aufgeschoben werden, und die erschienenen Leibtragenden muffte« unverrichteter Sache nach Hause gehen. Naturgemäß hei das Unterbleiben der Bestattungen bei den beteiligten Angehörigen außerordentlich« Erregung her- vorgerufen. Wie mitgeteilt wird, hat die Streikleitung auf Vor- stellungen sich bereit erklärt, die verschobenen Beerdigungen stakt- finden zu lassen und die erforderlichen Arbeiter dafür freizugeben. • Auf halbem Wege— halt! Ällb der Lohnerhöhung für die städtischen Hilfsarbeiter und Arbeiter springen auf alle Zölle Sieucrerhöhungen heraus, davon beißt keine Maus einen Faden ab. Auch die„Freiheit" muß das feststellen— als Organ der stärksten Fraktion in der Stadt- verordnetenbersammlung kann sie gar nicht ander«, so unange- nehm ihr das naturgemäß ist. Sie schließt aber ihre Betrachtung ziemlich plötzlich damit, daß der einzige Ausweg die Senkung der Lebensmittelpreise und die Steigerung des Geldwert» sei. Voll- kommen richtig— aber warum auf halbem Wege halt? Warum n»chi auch die Schlußfolgerung ausgesprochen, daß nämlich der Geldwert nur durch Ausfuhr deutscher Waren und deuffcher Kohle gesteigert werden kann, daß aber Streiks die Ausfuhr hindern, insbesondere Streiks in den Reparaturwerkstätten für die Lokomotiven— die auch den Berliner Arbeitern Winter- kohle zuführen müssen— und dglß die unentbehrlichen Auslands- lebentmittel um so teurer bezahlt werden müssen, je weniger wir ausführe«. Aber die„Freiheit" darf ja so etwas nicht sagen; gegen die AlleS-Kaputmacher läßt sie jenen Mut vermissen, den Otto Bauer gerade von de» Marxisten gege» lknks fordert.