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Deutfthlanö und Aas Osltikum.

Dem Vertreter des Marschalls Fach ist folgende Note übergeben worden: Die alliierten und assoziierten Regierungen haben die deutsche Regierung zum ersten Male in ihrer Mitteilung vom IS. Juni zur Räumung de» valtikums und Litauen « auffordern lassen, nachdem sie noch im Mai ausdrücklich verlangt und ungeacktel de» Proteste» der deutschen Regierung daraus be- standen halte», dast die deutschen Truppen von dort nicht zurück- gezogen werden sollten. Seitdem ist die deutsche Regierung un- abläsfig bemüht gewesen, die Zurückziehung der Truppen durch»»» führen. Sie hat alle ihr zu Gebote stehenden Mittel angewandt, um den Widerstand der Truppenteile zu brechen, die sich um da» ihnen von der lettischen Regierung versprochene CiubürgerungSrecht und die erhoffte AnsiedeiungSmöalichleit gel bracht sahen. Sie hat schliestlich den widersetzlichen Truppen den .Sold, deir Proviant und die sonstigen Zufuhren gesperrt und ihnen sogar die bereits erworbenen Ansprüche auf spätere Versorgung entzogen. Sie hat Mahregeln getroffen, um jeden etwaigen Per» such von Munition»- oder MannschailSnachschüben zu unterbinden und hat zu diesem Zwecke den gesamten Personenverkehr nach dem Laltilum gesperrt und die Ueberwachung aller Grenzstationen durch besondev« Beaus- tragte angeordnet. Die» alle» zeigt, dast die deutsche Regierung t e i n e Veranlassung gegeben hat, so einschneidende Mastnahnzen zu ergreifen, wie sie in den Noten der alliierten und osioziierten Re- gierungen vorgeschrieben find. Die deutsche, Regierung hat auch nicht abgelehnt, den General von d.r Goltz au» dem Baltikum abzuberufen, sie hat vielmehr lediglich darauf hingewiesen, daß e» sich' um eine imrerr deutsche Angelegenheit bandele. Tatsächlich ist Graf von der Goltz damals abberufen worden. Erst die bald nach seiner Abreise erfolgte Meuterei der Eisernen Division veranlagte ihn au» eigenem Entschluß, nach Mitau zurückzukehren. Dieie vorübergehende Rückkehr wurde auch nur deshalb geduldet, weil Graf Goltz noch am ehesten den«nzu« friedenen Truppen gegenüber genügende Autorität zu haben schien. um sie zur Befolgung be« Abmarschbefehle» zu bestimmen. Ein Teil der Truppen ist denn auch damals seinen Anordnungen ge- folgt. Al» auch sein Einfluh zu versagen begann, ist Graf von der Goltz endgültig abberufen und nach Berlin befohlen worden. Inzwischen hat General von Eberhardt als sein Nachfolger den Befehl übernommen. Die deutsche Regierung hat keine neue Regierung in jenen Gebieten anerkannt, noch mit einer solchen irgendwelche Verbindung. Sie hat den deutschen Soldaten strengstens verboten, in russische Formationen einzutreten, und mit denjenigen, die die» trotzdem getan haben, jede Verbindung abgebrochen. ES befindet sich bei den russischen Kampftruppen im Baltikum kein einziger deutscher Soldat, über den die deutsche Regierung noch eine BesehlSgewalt ausüben /. lönnt«. An der Offensive des General» Vermont sind keine deutschem Kommando unterstehende Truppen beteiligt. Die politi» schen und militärische« Pläne deS Generals Awalow-Bermont » werden in keiner Weise gebilligt. Deutschland hegt weder gegen da« lettländische noch gegen das russische Volk irgendwelche kriegerische Absichten.

Die deutsche Negierung nimmt so schließt die Note gern davon Kenntnis, daß die alliierten und assoziierten Regie- rungen eine interalliierte Kommission nach den baltischen Provinzen entsenden wollen. Sie bittet, diese Kommission sobald als iryjglich abreisen und zur Be- sprechung mit den hiesigen Stellen einen kurzen Aufenthalt in Berlin nehmen zu lassen. Die Kommission wird sich durch ihr eigenes Urteil überzeugen, daß die gegen die deutsche Regierung erhobenen Borwürfe nicht aufrechterhalten werden können. » Der Rücktransport der deutschen Truppen soll von Schaulen aus auf der einzigen verjLgbaren Linie erst am 18. d. M. beginnen können. Nach Eingang der Meldung über die Verhaftung der Beauf tragten der deutschen Gesaudtschaft in Riga ist von der deutschen Regierung bei der hiesigen lettländiscken Gesandischast um um« gebende Aufklärung über diesen Fall gebeten und vorausgesetzt, dost sich die Nachricht bestätigt, gegen die Wiederholung des Exterritorialitätsrechtes nachdrücklicher Einspruch erhoben worden mit dem gleichzeitigen Hinweis, daß die deutsche Regierung, wenn diese völkerrechtswidrig« Maßnahme nicht umgebend zrnück genommen werde, entsprechende Gegenmaßrcgeln ergreifen müsse. Gegenüber einem holländischen LuSsrager erklärte Awaloff> Bermondt . die 20 000 Deutschen bedeuteten nicht« in seiner Armee, die bald Hunderttausende zählen werde. Dagegen weiden die Awaloffichen Kriegshandlungen in den lettländiichen und Entente berichien immer wieder als deutsche Talen hingestellt; die wirk- lichen Russen täten nur gezwungen mit. DieTimes" findet, der Streit gebe jetzt nicht mehr zwischen den Bolschewiki und ihren Gegnern, sondern zwischen der deutschen Politik in Rußland und der Entente I Angesichts dieses antienglischen Komplotts müsse Deutschland gezwungen werden, gegen seine Agenten im Baltikum vorzugehen, und man müsse die Regierungen Kollschak und Denikin anerkennen. Eine solche Provo- kation der Arbeiterklasse wird Lloyd George sich wohl überlegen. Dagegen betonen dieDaily News", daß eS die Entente sei, die die iriedenSbedürstigen Randstaalen zwinge, zu kämpfen und sie vor die Entscheidung stelle, bolschewistisch oder germanisiert zu werden. Di« Nordwestarmee Judenitsch' meldet, daß sie sich kämpfend Petersburg nähere. Doch werde mit zäher Verteidigung Peter» burgS gerechnet. Denikin steht 300 Kilometer südlich von Moskau . Der estnischen Regierung soll von einem englischen Bank« konzern eine Anleihe von 10 Millionen Pfund bewilligt worden sein. vie Gskseebiockaüe. Fünf deutsche Dampfer wurden auf der Ostsee angehalten und nach R e v a l gebracht. Der KönigSberger Hafen liegt fast völlig.still. Zwei Leichter mit Kohle für Königs- berg wurden vor dem Hafen von Pillau von den Engländern gekapert. Dagegen traf ein Dampfer mit Heringen auS Norwegen ein; der Kapitän behauptet, in der ganzen Ostsee nicht ein einziges Fahrzeug getroffen zu haben. Im Lübecker Hafen liegt ein halbes Dützend deutscher Schiffe, die nicht ausfahren können. Es ist den unterwegs nach Deutschland befindlichen Schiffen noch gelungen, unversehrt nach Lübeck zu kommen. Schwedische und finnffche Schiffe verkehren unbehindert.

preußische Tanöesversammlung. 66. Sitzung, Donnerstag, den 16. Oktober 181g. Am Regierungstisch: Braun. Präsident Leinert eröffnet die Sitzung um 12.20 Uhr. Auf der Tagesordnung steht die zweite Beratung des Haushalts für die Forstverwaltung. Abg. Dr. Schloßman»(De«.) begründet den Antrag seiner Fraktion zur schleunigen Vorlegung eines NutgesetzeS, nach dem Rodungen und Abholzungen in Privatforsten nur nach vorheriger Eenehmiigung de» zuständigen Regierungsprä- sidenten zulässig sind, und Forsten über Hektar der staat» lichen Oberaufsicht unterstellt werden. Abg. Kreymuth(Sog.): Die Haupteinnahmen der ForsWerwrl- tung stammen leider infolge der Wucherpreise aus dem Holzver». kauf. Die Forsiverwaltung muß für gesündere Wohn- und Ar- beitsstütten tätig sein. Im Interesse des Deutschtums begrüßen wir, daß zahlreiche Forjibeamte in den abzutretenden Gebieten bleiben wollen. Die Förster fühlen sich durch die Revolution er» 'äst von dem überm äßmen Druck der oberen Verwaltung.(Leb- hafter Beifall bei den Sozialdemokraten.) Abg. Riehl(Z.): Das au» unseren Wäldern zu gewinnende Brennholz mutz un» helfen, über die Kohlenuot hinwegzu- komme». Abg. Nenmann-Bärenberg(Dem.): Wir warnen vor allzu großem Holzeinschlag, sonst steigern wir die Grubenholz-

knappheit. Unser Holzvorrat reicht nicht zum Ersatz der Kohlen für den Hausbrand aus. Abg. Klausner: Wir verlangen billigeres Holz, das auch van den minderbemittelten Klassen erworben werden kann. Die schwer« Arbeit der Fnlstarbeiter muß durch höhere Löhn« und besser« Wohnungen anerkannt werden. Abg. Kopsch(Dem.): In Rückficht auf die NahrungSmittelver«. sorgung und die Rohlennot dringe» wir auf rechtzeitige Delisfe- rung der Bäckereien mit Holz. Landwirtschaftsminister Braun: Der den Forstbeamten von allen Seiten de« Hauses gezollt-.n dankbaren Anerkennung ihrer Leistungen schließt sich auch die Regierung an. Eine allgemeine Aufbesserung der Gehälter ist nur möglich im Zusammenhang mit einer GehaltSregeluuz der gleichstehenden Beamtengruppen. Die Klagen über die LnstellungSverhältniffe der

Der HauSssaR für die Forstverwaltung wird danach in zweiter Lesung anaenommen; der demokratische Antrag über die Beauf- sichtigung der Privatforsten geht an den SiedlungsauS- fchuß Es folgt die zweite Beratung deS Haushalts der Gestüts» Verwaltung. Abg. Graf von Kunitz(Dnat.): Rennen sind im Interesse der Pferdezucht nötig. Außerdem bringen sie dem Staate ö0 Millionen Mark Totalisatorgelder ein. Darauf kana man bei der jetzigen schwierigen Finanzlage nicht verzichten. Danach vertagt sich das HauS auf Freitag, 12 Uhr: Klein« Anfragen, Weitrrberatung. Schluß: 5% Uhr. _ Hewersschafisbewegung Lohnbewegung im Schuhwareuhandel� Das kaufmännische Personal der Schuhworenhäuier Groß- Berlins , das im Zentralverband der Angestellten organisiert ist. be« findet sich in einer Lohnbewegung, da die zurzeit in den Schuh- geschäflen bezahlten Gebälter in keinem VerhäliniS zu der Heuligen leuren Lebensweise sieben. Gehälter von 100 bis 125 M. uro Monat nicht eiwa wöchentlich sind gar nicht selten anzuircffen, doch gibt es sogar noch Schubwareiifiimen, die dem Perional nicht einmal diese Sätze zablen. Demgegenüber haben die Filmen nach den eigenen Angaben der Geschäflsinhaber direkt glänzende Ge- schärte gemacht und überaus Hobe Gewinne erzielt, was sie iedoch mit geringen Ausnahmen nicht veranlassen konnte, die im Tarif für den Einzelhandel Groß-Berl'nS festgesetzten Gehälter zu zahlen. Um sieien unhaltbaren Zustand zu beseitigen, haben die Angestellten den Zentral- Verband der Angestellten beaustragt, ihre Interessen zu vertreten und einen Tarii einzureicben, der den heutigen Lebensverhältnissen Rechnung trägt. Nach Einreickung dieses Tarifes erklärten die Schuhwarenfirmen mit einem Male daß sie aui der Grundlage deS alten Tarifs im Einzelhandel verhandoln wollten. Davon kann aber setzt keine Rede mehr sein; wenn jetzt verhandelt wird, io kann da» nur auf der Grundlage deS neuen Tarifenlwurfs für den Schuhwarenhandel geschehen. Die Bngestelltenichast siebt gescbloss-r hinter dieser Forderung und wird den Kampf für ihre gerecht« Sache bis zum Siege führen._ Die Angestellten der Potz-Detailgeschäste versammelten sich am Mittwoch, den Ib. d. M., imRosentbaler Hos". M e tz n e r vom Zentralverband der Angestellten führte in seinem Reierat aus. daß die beute in den Putzgeschäften gezahlten Gehälter nickt im ge- ringsten der Not der Zeit Rechnung»ragen, und daß die Arbeit« geber dieser Branche sich endlich an zeitgemäße Gehälter gewöhnen müssen. Die Versammlung stimmte dem vorgelegten Tarisentwurf ,u und beauitragte den Zentralverband der Angestellten mit der Wahrnehmung ihrer wirtschaftlichen Interessen. Vom Gewerkschafts- kariell der Bekleidungsindustrie war die bekannte Sprengkolonne erschienen, welche durch lärmende Zwischenrufe die Versammlung zu sabotieren versuchte, aber»«verrichteter Sache abziehen mußte.

Zum Metallarbeiterstreit. Kleinbau Elemens-Schnckert. Betriebsversammlung Freitag, vor- mittag» 10 Uhr, in den Moabiter Prachtsälen, Diclesslr. 2t. Quittungen unterschreiben.

Konz Zsram-iverte. izrev trauenSIeute II Uhr im SIreiNokal melden. Räch der Beriämmlung Ouiitung unterschreiben. Wer Freitag, den 17. und Sonnabend, den 18. seine Quittung nicht unterschrieben hat, muß bis nächsten Freitag, den 21. 10., warten. Die Stieilleitung. Firma Freund. Freitag, den 17. Ottober, 812 Uhr, Quittung unterschreiben. DienSlag, den 21. Oktober, 1 Uhr, VelvauSzablung und Abgabe der Streikkarten im Stieitlolal. Die Stteitleitung. Streikende von Telefunke». Am Freitag, den 17.. um 11 Uhr vor- mittags, zur Unterzeichnung der Ouiitung zwecks Auszahlung der Streck- Unterstützung Kommandantenstr. 62(Rational-Diele) einfinden. Di« Streikleitung. Zwietur'ch». QTo. Achtung, Kollegen I Heute vormittag 10 Uhr: Betriebsvcisammlung im ColUtjaus, Rosinenstratze. Der Arbeiterrat. F. Schuchardt, Rungeslraße. Allgemeine Betriebsversammlung am Sonnabend, den 18. Oktober, nachmittags 1 U'r im Rehamanl Königstadt- Kasino, HolzmarltsUage(Stempelstelle). Der Arbetterrat.

Lage der Waldarbeiter wäre durch Tarifvert.'äge zu besseren und zu befestigen. Dies« werden allerdings steigernd auf die Holzpreise wirken. Was an Brennstoff fehlt, kann aus den Wäldern kaum herausgeholt werden. Ein G/ietz. das die Staatsaufsicht über die Privatwaldung ausdehnt, wird de« Hause in Kürze vorgelegt, es soll ein Forftkulturgesetz im wei­testen Sinne werden.

Gerichtszsitung. Vegnadlgung. Wegen der Unruhen, die seinerzeit tn Friedrich». Hägen stattsanden, wurden der Jngemeür F u t r a n aus Köpenick und der Werkzeugmacher Mündt aus Friedrichshagen zu 2 Jahren Gefängnis, ferner der Reisende Friedrich Rosenkranz und der Schriftsetzer Seidel zu 1 Jahr Gefängnis verurteilt. Bon diesen wurden Futran, Rosenkranz und Mündt jetzt durch dt« preußische StaatSreaierung begnadigt. Der Schriftsetzer Seidel, welcher seiner- it au» der Hast entflohen und bisher noch nicht aufzufiirden war, >t seine Strafe überhaupt noch nicht angetreten und kam infolge- dessen für die Begnadigung nicht in Frage.

WetterauSsichteo für da» mittlere Rorddeutschland bis Sonnnabend mittag. Zeitweise heiter, aber noch kühl und lehr ver- äuderlich, im Osten noch ziemlich zahlreiche, im Westen mehr vereinzelte, größtenteils gering« Riederschläge.

Berant«. für de» redaktion. Teil: Alfred Scholz. Neukölln: für Anzelgcn: Theodor Stocke. Berlin Verlag: Borwärto-verloa IL. m. b.!>.. Berlin . Druck: Vorwärt«- Buchdruckerei und Berlaasaniiali Baut Einoer a. Co. in Berlin . Linden klr. 3. Hier»» 1 Beilage.

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Berlin O. 17