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Nr. 533 36. Jahrgang

Beilage des Vorwärts

Deutsche Nationalversammlung .

101. Siung, Freitag, den 17. Oktober, 1 Uhr. Am Regierungstisch: Koch.

Anfragen.

Abg. Mumm( Dnat.) beschwert sich über Verwendung von Reichsgeldern zur Propaganda im Regierungssinne. Regierungsrat Brecht erklärt, daß keine demokratische Regierung auf Betamp­fung volksfeindlicher Agitationen verzichten könne; ein großer Teil dieser Propaganda werde nicht mit Reichsgeldern bezahlt.

Haushalt des Innern.

( Fortsetzung der zweiten Lesung.)

fülf

Sonnabend, 18. Oktober 1919

Unterstaatssekretär Schulz teilt mit, daß ein umfassendes solchen wilden Gerüchten keinen Glauben beizumeffen und sie nicht Wohlfahrtsgesetz in Vorbereitung ist. etwa noch weiterzuberbreiten.

Die Abgg. Trinks( Soz.) und Kuhnert( U. Soz.) fordern Kom munalisierung des Heilwesens.

Ein schweres Explosionsunglück Der Antrag auf Kommunalisierung des Heilwesens wird ab­gelehnt, nachdem die Unabhängigen gegen Ueberweisung an einen ereignete sich gestern um die siebente Abendstunde in Steglit Ausschuß Widerspruch erhoben hatten. Ein deutschnationaler An- Gin Militärauto der technischen Abteilung war auf dem Wege von trag, die Regierung zu ersuchen, bis zur dritten Lesung eine Nach- Charlottenburg nach Lankwiz. Es war mit 7 Mann und einem weisung der im Reichsarchiv, Zentralnachweisamt und Landesver- Maschinengewehr besetzt. Vor dem Hause Schildhorustr. 10a ere messung beschäftigten Beamten und ihrer Gehälter vorzulegen, wird tönte plöglich eine starfe Explosion, wobei von den 7 Mann angenommen. Ebenso der ganze Haushalt des Reichsministeriums 4 Maun getötet, einer schwer und einer leicht verlegt wurden. Man des Innern. nimmt an, daß die Explosion einer Handgranate zu dem furchtbaren Sonnabend, 1 Uhr: Reichsarbeitsministerium. Unglück geführt hat. Schluß 6% Uhr.

Erwiderung Brauns an Frau Zieh.

Abg. Genosse Adolf Braun schreibt uns:

Anfragen der Abgg. Riedmüller( Soz.) und Frau ( Soz.) erhalten Antworten, wonach die Regierung ihr möglichstes Zwangsmaßregeln gegen Geschlechtskrankheiten. tut, den vor dem Kriege in der Schweiz wohnhaft gewefenen Reichs­In der Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft zur Be­deutschen die Einreiseerlaubnis zu erwirken und die privaten Vor­fämpfung der Geschlechtskrankheiten, die gestern in Berlin stattfand, schulen nach einer angemessenen Uebergangsfrist verschwinden wer­Frau Zie hat in der heutigen Sitzung der Nationalberjamm- beklagte der Vorfißende, Geheimrat Professor Dr. Blaschko, daß den. Ueber die Teilnahme am Religionsunterricht entscheidet der lung behauptet, daß ich in meiner gestrigen Rede zum Etat des trop aller Aufchlärungarbeit der Gesellschaft die Geschlechtskrant. Bestimmungsberechtigte. Eine Form schreibt die Reichsverfassung Reichsministeriums des Innern die kommunistische Jugendbewe- heiten im Laufe des Krieges noch zugenommen haben. Er erwähnte, dafür nicht vor, das Reich wird sich mit den Landesregierungen gung, von der sie selbst sagt, daß sie sie nicht kenne, unerhört de- daß bei der Demobilmachung zehntausende von ge. darüber ins Einvernehmen jezen. Die Reichsregierung wird die nunziert habe. Sie hat es weiter tief bedauerlich erklärt, der schlechtsfranten Soldaten eigenmächtig die 2a­bayerische Regierung aufmerksam machen, daß das neue Schulgesetz Rechtssozialist Dr. Braun habe behauptet, daß auch in der kommu- 3arette verließen, sich unbehelligt unter die Bevölkerung des bayerischen Landtages vom 14. August d. J. in dem Punkte, der nistischen Jugendbewegung Homosexuelle sich betätigen und Leute mischten und ihre Krankheiten übertrugen. Der Generalsekretär das Ausscheiden der Lehrerinnen mit ihrer Verehelichung aus dem der Homosexualität huldigen. Sie meinte, gegen meine Behaup- Professor Pinkus berichtete über die Aufklärungsarbeit, in deren Schuldienst vorsicht, der Reichsverfassung widerspricht. tungen protestieren zu müssen. Frau Zieß scheint meine Worte Dienst viele Aerzte in Vereinen und Gewerkschaften, auch für nicht richtig erfaßt zu haben. Jugendliche, ihre durch Lichtbilder und Films unterstüßten Vor­Da sich auch eine bürgerliche Abgeordnete im Gegensatz zu träge gehalten haben. Gin wirksames Aufklärungsmittel sind die vielen zustimmenden Aeußerungen zu meinen Ausführungen über Wanderausstellungen, die in den verschiedenen Städten sich starken die Wandervogelbewegung sehr abfällig geäußert hat, möchte ich Besuches erfreuten. Zur Einführung in die Serualpädagogik das, was Anlaß zu diesen abfälligen Urteilen gegeben hat, hier nach wurden Kurse für Lehrer und Studenten veranstaltet. Die Le­ratungsstellen für Geschlechtskranke finden regen Zuspruch, der dem unkorrigierten Stenogramm wörtlich mitteilen: stetig wächst. Den Hauptvortrag der Jahresversammlung hielt Sanitätsrat Blod- Hannover über Vorschläge, die eine Sachver­ständigen kommission der Gesellschaft für ein Gesetz zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten macht. Die Forderungen sind hauptsäch lich folgende: Behandlungspflicht für jeden Ge­schlechtskranken, Behandlungszwang bei Gefahr Weiterverbreitung, Untersuchungszwang für dringend Verdächtige. Dafür soll das Recht auf freie Behandlung gewährt werden. Ferner wird gefördert: Anzeigepflicht der Aerzte bei Unterbrechung der Kur oder bei Gefahr oder bei Verdacht der Weiter= verbreitung, Verpflichtung der Aerzte zur Er forschung der Ansteckungsgefahr, Bestrafung des Geschlechtsverkehrs Kranfer auch ohne Nachweis der Anstedung anderer, Verbot der Fernbehand. ung von Geschlechtsfranken und der Ankündi gung von Mitteln zur Behandlung. Der Referent glaubt, daß besondere Regelung der Prostitution entbehrt werden fann, wenn ein diese Forderungen enthaltendes Gesetz zustande­kommt. Zum Schluß zeigte Dr. Röschmann einen den Zielen der Gesellschaft entsprechenden Lehrfilm, der sich von dem jetzt jo­genannten Aufklärungsschundfilmen sehr unterschied.

Abg. Frau zich( U. Soz.): Wenn wir Vereinheitlichung vom Mindergarten bis zur Universität erreichen, so ist damit erst die Form gegeben, die mit sozialistischem Geist ausgefüllt werden muß. Die Schule der Zukunft muß die weltliche Arbeitsschule sein. Das neue Schulfompromiß schafft aber eine schlechte morsche Grund­lage. Den Jugendwohlfahrtsräten bringen wir das größte Miß­trauen entgegen. Von einer Regierung, die auf Jugendliche schießen läßt, erwarten wir nichts. Die Kindererwerbsarbeit sollte restlos beseitigt werden.

Die Erziehung zum Sozialismus

wird am besten helfen, die Schundliteratur zu bekämpfen. Doch die Regierung verhindert diese Erziehung, denn sie verbietet die Jugend­schriften unserer Partei und der Kommunisten, selbst solche, in denen nicht ein Wort der Aufreizung enthalten ist.

Auch unser Organ in Oberschlesien ist verboten worden. Der Homosexualismus in der linksradikalen Jugendbewegung un= möglich, darum bedeutet der Vorwurf des Abg. Braun eine un­glaubliche Denunziation. Jede Zensur, auch die am Kino, öffnet der Willkür Tür und Tor. Man muß den Film bei der Produktion fassen. Wenn der Reichswehrminister behauptet, daß in Berlin blog 22 Schußhäftlinge seien, so ist das eine unwahrheit. Jebt ist es fchlimmer als unter dem fluchwürdigen Sozialistengeseß. Die Die Bolizeitruppen beunruhigen die Bevölkerung und stehen mit dem Friedensvertrag in Widerspruch. Die Arbeiterschaft muß die Augen offen halten, um geeignetenfalls die halbe Revolution zur ganzen

zu machen.

Abg. Mumm( Dnat.): Die Regierung erklärt, es müsse eine Erklärung abgegeben werden, wenn ein Kind am Religionsunter­richt teilnehmen soll, das heißt, die Teilnahme am Religionsunter­richt zur Ausnahme und die Nichtteilnahme zur Regel machen. Reichsminister des Innern Koch:

Die zweckmäßigste Form dieser Erklärungen soll erst im Gin bernehmen mit den Landesregierungen festgestellt werden. Der Wiederaufbau in Ostpreußen wird etwa zwei Milliarden kosten. Die Pflege der Kriegergräber obliegt denjenigen Staaten, auf deren Territorium die Gräber liegen. Gegen Arbeiterräte bin ich nur, soweit sie sich politische Rechte anmaßen. Eine Verfügung, monach tein unabhängiger Sozialist im Reichsdienst beschäftigt wer den dürfe, besteht nicht.

( Hiernach ergreift das Wort Reichswehrminister Noste. Die Bemerkungen der Abg. Zietz geben ihm Veranlassung, auf den Berliner Streit in der Metallindustrie und den Elektrizitätswerken einzugehen. Es entwickelt sich daraus eine heftige Debatte zwischen Sozialdemokraten und Unabhängigen, die wir an die Spitze der heutigen Nummer seßen.

Nach Beendigung dieser Debatte geht die Beratung des Haus­halts des Reichsministeriums des Innern weiter.)

Abg. Frau Ziet fordert die baldige, Vorlegung eines Reich 3 schulgesetes.

95]

Erleuchtung.

Roman von Henri Barbusse . Verdeutscht von Mar Hochdorf. ( Schluß.)

Auch die Wandervogelbewegung ist in ein sehr bebentithes Fahrwasser geraten, und in der kommunistischen Jugendbewe­gung, in der sehr viele, wenn auch eigenartige ideelle Triebe vor­handen sein sollen, soll sich auch der Homosexualismus in sehr eigenartiger Weise breit machen, nicht als ein wirklicher Homo­fegualismus, sondern als eine starke Männerliebe, als eine gar einseitige Predigt eines ungefunden seruellen Lebens und sexu­eller Abweichungen, die uns außerordentlich gefährlich erscheint. Wer diese Bemerkungen liest, muß über das Urteil von Frau Biek höchst erstaunt sein. Es sind ganz sympathische Worte über die kommunistische Jugendbewegung von mir gebraucht worden. Man kann eine Warnung, aber keine Denunziation aus den Worten herauslesen. Die zitierten Säße sind im Anschluß an eine Kritik der Auffassung des Herrn Dr. Hans Blüher gefallen, der eine Geschichte der Wandervogelbewegung geschrieben hat. Festgestellt muß werden, daß Dr. Hans Blüher diese Bewegung auf die homo­feguelle Erotik zurückführt. Diese Richtung ist von den gesunden Glementen der Wandervogelbewegung befämpft worden. gibt es in ihr auch sehr unreife Leute, die den Ideen des Herrn Dr. Hans Blüher unterliegen.

Leider

der Jugend bin ich zu meinen Bemerkungen veranlaßt worden. Bon außerordentlich gewissenhaften und fachkundigen Freunden Sie sind erwachsen aus meiner tiefen und bei jeder Gelegenheit betätigten Biebe für die Jugend ohne Unterschied ihrer Gedanken­richtung.

Frau Zieh hatte vergessen, daß Belagerungszustand und Schutz­haft beim Etat des Reichskanzlers behandelt wurden und daß des halb für mich kein Anlaß vorlag, das von unserer Partei in einer früheren Debatte Klargestellte noch einmal darzulegen. Trotzdem hat sie auch dies zuni Anlaß ihrer Bolemit genommen.

Adolf Braun ( Franken).

Groß- Berlin

Unsinnige Gerüchte.

Von gewissenlosen Personen werden wieder die wildesten Ge­rüchte über Schießereien an den verschiedensten Stellen Berlins wie auch Neuköllns ins Leben gerufen. Wie wir uns bei den amtlichen Stellen informiert haben, ist an feiner dieser Stellen von solchen Schießereien etwas bekannt.

In Neukölln ist weder beim Magistrat wie auch im Polizei­präsidium etwas davon bekannt. Es ist bedauerlich, daß es wieder Hetzer gibt, welche durch die Erregung solcher Gerüchte wieder eine erregte Stimmung herbeiführen wollen.

Ser

Lebensmittelkarten aufheben!

Es ist möglich, daß wegen des Streits der Bureauhilfskräfte nächste Periode nicht rechtzeitig erfolgen kann. eine Verteilung der Versorgungstarten für die Die Bevölkerung wird ersucht, die Mittelstücke der Versorgungskarten, insbesondere Fett, Fleisch- und Startoffelfarten der laufenden Periode aufzubewahren, da die Absicht besteht, auf diese Abschnitte im Notfalle die Nahrungsmittel zu verteilen.

Die Sparkasse der Stadt Berlin hält fortab wieder außer der Haupttasse A, am Mühlendamm 1, die Sparkassen B- L für den Sparverfehr in vollem Umfang geöffnet. Daneben sind alle Neben­stellen bei den Kaufleuten während der üblichen Geschäftszeit gc­öffnet. Lettere sind bis auf weiteres zur Annahme von Ein­zahlungen in jeder Höhe, zur Leistung von Rückzahlungen bis 300 Mark in jedem einzelnen Falle berechtigt. Empfohlen wird auch füz Ginzahlungen die Benutzung des Postscheckkontos 34. Auf der 3ahlfarte ist die Sparbuchnummer genau anzugeben. Zuschreibung im Sparbuch erfolgt später.

Da sich genügend Kräfte zur Verfügung stellen, wird auch die Eröffnung der Zweigtassen in einigen Tagen erfolgen fönnen. Mit der Ausbildung des neuen Personals zur Besetzung dieser Spar­stellen ist bereits begonnen worden.

Erwerbslosenunterstüßung. Die Auszahlung der Erwerbs. Tojenunterstüßung ist vom 18. d. M. ab in sämtlichen Zahlstellen

An die vernünftigen Einwohner aber richten wir die Mahnung, wieder aufgenommen worden.

sichert in unserer großen Zuneigung, die wir nicht gekannt| tommt alles an. Und lieben, das ist nichts anderes als er­haben und die all' unsere Rettung doch ist.

Ich ende und sage: Einstmals habe ich Dich um meinet. willen geliebt, heute liebe ich Dich um Deinet willen!"

tennen und begreifen.

Das Leben begreifen und es in einem Wesen bis zum Grunde lieben, das ist die Aufgabe eines Menschenwesens, das ist das Meisterwerk eines Menschenlebens. Nur einem Wesen allein kann soviel Hingabe gehören.

"

Da wir geradeaus blicken, liegt das legte.Ereignis vor uns, daß noch kommen muß: Wir sehen den Tod. Nur ein Und plößlich spricht Maria also: Du hast gut getan, Mir ist all' meine Kraft wiedergekommen. Ich bin nicht wesendes deutet wahrhaftig auf allen Inhalt unseres Lebens alles das zu fagen! Ja, es ist immer leicht, eine Weile zu mehr verwundet. Ich bin nicht mehr krant. Ich trage sie hin: das ist der Tod. Bei diesem furchtbaren Lichte können lügen. Auch wir hätten lügen können, aber das Aufwachen in meinen Armen. Es ist eine schwere Last, in seinen Armen alle ihr Herz prüfen, die dem Tode bestimmt sind. Jetzt aus unserer Lüge wäre desto schlimmer gewesen. Nun sind ein Wesen zu tragen, das uns ebenbürtig ist. So start man weiß ich wohl, daß für mich der Tod Mariens meinem wir belohnt dafür, daß wir gesprochen haben. Das ist viel­auch sein mag, man reicht kaum dazu aus. Und während eigenen Tode gleich sein wird. Und ich weiß gleicherweise, leicht die einzige Belohnung, die wir erwarten konnten." ich sie nun derart betrachte und ihr alles dies sage, tue und daß nur mein Bild in ihrem Inneren noch lebt. Wir fürch­sage ich alles dies nur, weil ich wieder stark bin, und weil ten uns nicht mehr vor der übermächtigen Aufrichtigkeit, die zum Grunde meines Herzens. Jetzt steht sie mir bei mit Das fagt sie tief ergriffen, und ihr Wort greift auch bis ich nicht mehr schwach bin. bis in diese Dinge vordringt. Wir sprechen von ihnen im ihrer Hilfe, und wir erreichen, eng verschwistert, diese Ueber­Ich sage zu Marien:" Du bist alles für mich, denn Du Anblick dieses Bettes, dessen Bestimmung es bist Du, und ich liebe Dich ganz und gar." ist, welten, die der Mensch nur streifen darf, wenn die Macht den unvermeidlichen Tod zu erwarten und feine Wieder- feines Rechtes übermächtig wird. Unerwartet, fast tragisch, Und wir denken zusammen, als wenn sie mein leben- erweckung und Auferstehung mehr zu gestatten. Wir fagen geschieht es, daß Maria so pollkommen mit meinem Worte diges Wort höre, diesen Gedanken:" Du bist ein lebendes uns: Ein Tag wird kommen, da werde ich ein Wert be- zusammenklingt. Sie sagt: Weil ich nur im Vergangenen Geschöpf, Du bist eine menschliche Seele. Du bist die Un- ginnen, das ich nicht mehr beenden werde. Es wird und in der Neue leben mußte, war ich wie zu Stein erstarrt. endlichkeit, die ein Mensch sein kann, Du bist alles, was mich ein Spazierweg sein, oder ein Brief oder ein noch nicht aus- Du hast mir das Leben zurückgegeben. Du hast mich mit Dir verbündet. Was Du eben gelitten, und die Klage, gesprochener Satz oder ein Traum- wieder zum Weibe gewandelt!" die Du eben über die zertrümmerte Jugend und des Ver- Ich beuge mich über ihre blauen Augen. geistern der Liebkosungen hingeschüttet hast, all' diese Dinge verbünden mich Dir tief. Was ich bin, das bist Du, was Du bist, das bin ich, und darum darf ich Dir endlich bekennen und sagen: Ich liebe Dich!"

Ich liebe Dich. Du bist meiner Wahrheit Wesen, Du bist meines Wesens Wahrheit, Du bist wirklich die Ergänzung meines Lebens. Es ist mir, als wenn ich vor Dir löge, wenn ich jest aufhörte, vor Dir zu sprechen und zu beichten.

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Und weiter: Ich hatte mich der Kirche zugewendet. An Das nachtdunkle Fenster steht offen, und ich sehe wieder Gott glaubt man nur, wenn man ihn braucht. Wenn dir in der Ferne die Nacht, in der ich fast gestorben wäre. Ich alles mangelt, dann lernst du bald, an Gott zu glauben. blicke lang, lang in diese hellen Augen meiner Gattin, und aber jegt will ich das nicht mehr tun." ich sehe, daß ich in das einzige Grab hinuntertauche, das mir So spricht Maria. Nur die Gößendiener und die bestinimt gewesen wäre. In die fast unglaubliche Schönheit Schwachen brauchen den göttlichen Trug wie einen Heiltrant. dieser Augen zu blicken, das ist kein Trug mehr und auch kein Die anderen Mensen wollen nur sehen und verkünden. Trostes- Almosen. Maria lächelt. Sie ist schwebend wie ein Engel. Sie Was lebt an diesem Abend noch in uns auf? Was be- schwebt in der Lauterkeit des Abends zwischen dem Licht in deutet dieses Flügelrauschen? Wird es immer heller vor der Höhe und der Finsternis in der Tiefe. So nahe bin ich unseren Augen je dunkler sich die Nacht herniederfenft? thr, daß ich nur niederzufnien brauche, um ihr noch näher zu Ich stehe vor Marien. Schon scheint sie völlig ver- kommen. Ich füsse ihr tränenfeuchtes Antlik und ihren zarten wandelt. So sehr ist das Herz Meister über mich, daß ich Mund, ich nehme ihre Hand, über die ich meine Hände zittere und schwanke, derweil ich zu ihr spreche:" Sichst Du, falte.­die Wahrheit ist schöner als der Traum." Ja, es gibt eine Göttlichkeit, wer Herr werden will feines Nur die schlichte Wahrheit ist uns zu Hilfe gekommen. unermeßlichen inneren Lebens, wer den Teil nicht lassen will, Nun ist mir, als habe sich die Wahrheit endgültig und fest Nur die Wahrheit hat uns das Leben gegeben. Die Zärtlich der ihm vom Leben der Gesamtheit zukommt, der wende sich gestaltet in unserem Zimmer niedergelassen. Nun offenbart feit ist die höchste der menschlichen Empfindungen, denn sie ist niemals von dieser Gottheit ab! Der Name aber ist: die fie sich und bindet zwischen uns das stärkste Band, das zwei gefellt mit Hochachtung, mit Hellsichtigkeit und beseelendem Wahrheit! Menschenlebewesen zusammenbinden kann. Nun sind wir ver- Richte. Begreifen, ebenbürtig der Wahrheit werden, darauf September 1918.

Das denke ich, und ich sege meinen Gedanken nur fort, indem ich jetzt laut fortfahre: Ich würde mein Leben für Dich hingeben. Ich verzeihe Dir im Voraus alles, was Du jemals tun tönntest, um glücklich zu sein."

Sie schließt mich sanft in ihre Arme. Ich fühle ihre rinnenden Tränen, ich spüre ihre Worte, die gleich den meinigen summen.