Km esnzewen möchte ich zu den zahlreichen Beschwer- den dcS Genossen Paut Oestresch m aller Kurze nur noch daS Folgende bemerke: Ersten«: Zeigt er mir einen gangbaren Weg. die für entschiedene Schulreformen nun einmal erforderlichen M i l- lionen locker zu machen, so kann er meines aufrich- tigen Danke« gewiß sein. Er möge mir glauben, daß nie- mand in Deutschland lebt, der die groteske Situation, in der heute der Kultusminister des größten Gliedstaates steht, furchtbarer empfindet als ich. Da hat man jahrzehntelang in Wort und Schrift unermüdlich ein umfassendes sozia- listischeS Kulturprogramm verfochten. Reichste Mittel zu seiner Durchführung standen zu Gebote. Aber die Hünde waren einem gebunden, jede Möglichkeit war einem.>e- nommen, selbst Hand ans Werk zu legen. Und nun plötzlich ist man selbst an die entscheidende Stell« gesetzt, theoretisch wär« man in der Lage, in kühnem VorwcirtSstürmen sein Kulturprogramm restlat durchzusühren. Da aber liegt nun der ganze Staat in Trümmern, alle Kassen sind leer und daS Gespenst de» allgemeinen Bankrotts erhebt drohend sein Haupt. Wieder alio sind einem— nur von der anderen Seite her— die.Hände gebunden und anstatt die völlige Unentgeltlichkeit alles UnterriclstS und aller Lernmittel ein- zuführen, ist man gezwungen, an den höheren Schulen das Schulgeld, an den Universitäten die Kolleggelder— beträchtlich zu erhöben. Paul Oestreich mag mir glauben, daß e» unter solchen Umständen wirklich kein Vergnügen ist, preuhischer KultuSministsr zu sein.... Zweiten?: Die Aukführungkbestimmungen zu dem Er- laß über die Befreiung vom ReligionSunter- r i ch t, die, während ich kurze Zeit von Berlin abwesend war, vom Ministerium heraukgegebrn wurden, sind in der Tat unhaltbar und inzwischen auch von mir bereit? außer Kraft gesetzt worden. Drittens: Die Verfügung über die Anbahnung der kollegialen Schulleitung durch die Erweiterung des Konferenzrechtes bedeutet die Grenze desien. was auf diesem Gebiete auf dem Verordnungswege geän- dert werden konnte. Weitergehende Reformen sind nur auf dem Wege der Gesetzgebung durch Abänderung deS SchulunterhaltungSgesetzeS möglich. Da aber der Weg der Gesetzgebung lang und dornig ist, so glaubte ich im Jnter- esse der Schul« sowohl wie der Lehrerschaft zu handeln, wenn ich daS Mögliche ohne Zögern schon jetzt tat. Viertens: Die Verfügung über die Neuordnung der Elternbeiräte liegt feit mehr als einer Woche fix und fertig vor. Sie ist nur deshalb noch nicht veröffentlicht worden, weil vorher noch der aus Tackjvsrständigen aller Richtungen zufammengefedte ErziehungSbeirat gehört wer- den sollte. DaS wird in den allernächsten Tagen geschehen. Fünftens: Tie Schulgemeindebewegung ist keineswegs so völlig im Tande verlaufen, wie Genosse Oestreich meint. Ich habe mir auf Grund der amtlichen Berichte in den letzten Tagen eine Zusammenstellung dar- über machen lasten, in wieviel höheren Schulen Preußen? seit dem Januar dieses Jahres Schulgemeinden oder ähnliche Einrichtungen eingeführt worden sind und fand durch da» Ergebnis meine � allerdings keineSweoS hochgespannten— Erwartungen in erfreulicher Weise übertroffen. Da« Ergebnis der Erhebung wird demnächst veröffentlicht und auf Grund der bisherigen Erfahrungen sollen neue Richt- lmien aufgestellt werden. Endlich sechstenS: Die Einholung der Zustimmung der vorgesetzten Behörde bei Uebernahme kommunaler Aemter durch Lehrerl Die Bestimmung selbst war im Interesse eine» geordneten SchulbetriebeS unbedingt ge- boten. ES ist aber ausdrücklich angeordnet worden, daß die Genehmiaung nur dann versagt werden darf, wenn LebenSinteresten der Schule gefährdet find. Um aber jedem etwa dennoch denkbaren Mißbrauch durch u-ntergeordnete Organe von vornherein einen Riegel vorzuschieben, habe
Schilükrauts verwanölungen. gm Theater der Frtedrichstadt will Rudolf Schlld- lraut zeigen, daß er noch immer der unruhigste, aber auch der be- weglichste unter den berühmten Schauspiel: rn ist. Er tan nach Berlin zurück und stellt» sich nicht etwa in die vornehm« Phalanx der Reinhardtleute. Wein, er übersiedelt« in»in Theater, da» sonst einer etwas groben Muse dient. Oben der.MauSchenpalast" und unten di« Bühne, auf dt« e» vom Foxtrott hnmndertvampelte, während der alt«, groß« RomSdiantenvagabund ein Ktück Schein- leben zur Wirklichkeit heran so« schwor. T«S echter« Leben herrschte von oben her. Auf de« Bühne Schmink «, allzu«»«! Perücke, die nicht einmal festy-schmirckt worden war. Alle» war von vornherein auf Bombenderbheit angelegt. Die Pappkulissen wackelten mächtig, wenn die papierne Leidenschaft an ihnen rüttelte. In drei Akten will Schildkraut spielen. In d«i Akten will er ftdeZmal eine anders seiner Tugenden»ei«««. Erst die nesiae Sie- rckitlichkelt, die purzelnd breitspurige Altvaterlichleit, die ltebrosend« Menschelei deS kleinen Kräm-erS, der an fthmn Herrn Sohn Baterstolz avS?ost«t. Im zweiten Akt bis ins Affentheater hinauf- getrieben« Possenspieler«! und plötzlich Absturz in da» wimmernd« und zerschlagen« Menschentum. Der gut« Bater wird ein verkannter und verlassener König Lcar. übersetzt m den Dialekt de» Wiener Ghetto». Dritter Alt: kwurrcn, Verzweiflung, goldene» Herz, da» nicht totzuschlagen und zu enttäuschen ist. Beinah««ine Sirvardi- trän«. ElownZpantomim» dazu, wenn der Kaff««, der getrunken werden muh. zu heiß ist und der verbrühte TrmSer dem dummen August die Dnmassen nachschneidet, iknbkich eine Dominopartie und eine Bilanz im vielumblätterten Kontobuch, wob«! da» Beleck«, de» Daumen» und da» Aufstülpen de» Kneifer» auf den Wasenknubben allein schon eine Augenweide verschaffen. S» bleibt noch in allen drei Akten da» edlere Herrenfeldtum, mit dem Schildkrout bei sein« Rückkehr di« Berliner beglücken möchte. Er ist so vortrefflich, daß er in der Posse.Doktor Gti««. Ii tz", die von ihren Verfassern Armin Friedemann und Ludwig Nerz ol»«ine Familienkomödie ausgegeben wird. Befühl und Ktuaheit med vaterliebe beinabe tragisch aufspielt. Der kleine Mann ist sehr rundlich geworden. Da» Rollen seiner runden Daumen, dos Glimmern seiner spitzigen Aeuglein. da« Hocken seiner schweven Masse in einem Sorgenswhl, da» Ballen sein« Fäuste, alle» das wäre böse» Komödiantentum. vemi c» nicht bi» zur Bollendung ge» reift und verklärt wäre.-- Ich erinnere mich, wie ich einmal mit Tchildkvaut über Land ging. Wir wanderten im Lustgarten von Terordsren, den Leopold II. von Belgien angelegt Hot. Da faß an dem Soeufer«in idiotischer Bettler, halb zerfressene» Mönchtgesicht, halb indischer, auSgemergel- ter Fakir. Diel« Armut», und Vagabundenzüg« schienen unnohm» ahmlicher Belitz eine» sehr Armen und Entarteten. Ich:.Schild- traut, wenn Sie da» nachmachen könnten 1" Keine Sekunde, und neben mir stand der gleiche Bettler, der aussah, wie jener, der dort am Seeufer die Hond hinstreckte. Da» alle» kann Schildkraut. Da» Stück, da» er diesmal spielt, ist natürlich nur für ihn gedrechselt. Und Schildkraut, immer nur Schildkraut, obwohl da« Stück ihm meist rm Wege ist. Neben ihm verdienen Lotte Schönfeld, Poldi Augustin und Richard Georg mancherlei Lob. Max Hochdorf .
ich astaeordnet, daß in jedem einzelnen Falle, in dem eine Versagung der Genehmigung in Frage kommt, meine eigene Entjcheidung einzuholen ist. Mit dieser Regelung hat sich die sozialdemokratische Fraktion der Preußischen Landesver- sammlung einverstanden erklärt, sie hat auch im Haupt- auSschuß keinen Widerspruch gefunden und ich glaube, auch Genosse Oestreich kann sich mit ihr abfinden. Wenn wir nach einem halben Jahr die Bilanz ziehen, so wird sich— davon bin ich überzeugt— ergeben, daß sich Schule und Lehrer bei ihr gleich Wohlbefinden.
Schwinöet I tot es lebe Schwlnöel ll! In monarchistischen Staaten pflegt man die Ununter- brechlichkeit des monarchischen Regiments mit den Worten zu kennzeichnen:.Der König ist tot, eS lebe der König!'' Die Kontinuität de»„Freiheit"- Schwindels kann man dem- entsprechend durch die Worte ausdrücken:„Der Schwindel ist tot,— es lebe der Schwindel!" In seiner Zeugenaussage vom Freitag bat Genosie Scheidemann dem alten unabhängigen Schwindel ein Ende gemacht, daß die Januarunruhen von der damaligen Negierung„provoziert" worden seien.. Er hat ausgeführt, daß dies ja eine komplette Verrücktheit seitens der Regierung gewesen wäre, die gar keinen zuverlässigen Schutz gegen einen Auf- stand besaß. Schcidemann hat daS Unsinnige der unabhängigen Behauptung so scharf gebrandmarkt, daß der unabhängige Verteidiger Dr. Weinberg plötzlich auf den Gedanken kam, ScheidemannS Aussage„andersrum" zu benutzen und den Freispruch seiner Klienten zu verlangen, weil ja von einer richtigen Regierung bei solcher Schutzlosigkeit gar keine Rede gewesen sein könne. Man mag von diesem Juristeutrick halten Iva» man will, jedenfalls ist die unab- hängige Legende von der Regierung, die den Aufstand„pro- voziert" habe, gründlich zerstört worden. Aber bei den Unabhängigen stirbt ein Schwindel nur, um einem neuen Platz zu machen. AuS Scheidemanns. Aussage konstruiert die„Freiheit" mit der ihr eigenen Fälschungs« und Verdrehungskunst folgendes neue Zugstück für unab- hängige Agitationsredner: Tcheidemann hat da« Geständnis abgelegt, daß er und feine Gesinnungtizenosien»n der Regierung da» Arbetierblut vergossen haben, um sich nicht lächerlich zu machen. DaS ist dieselbe Fälschungsmanier, wie im Falle Haase, nur noch um eine Grade übertrumpft. Was hat Echeidemann in Wahrheit ausgeführt? Echeidemann bat ausgesagt, daß die Regierung sehr gern» bereit gewesen wäre, die Räumung der besetzten ZeitungSgebäude auf friedlichem Wege durch Verhandlungen herbeizuführen. Die Gegenseite hat jedoch unmögliche Bedingungen gestellt und die Gebäude als Faustpiänder zur Durchsetzung politischer Forde- rungen behalten wollen. Hieraus, so führte Scheidemann aus, konnte sich die Regierung natürlich nicht einlassen, wenn sie sich nicht lächerlich machen wollte, sondern sie mußte nunmehr di« Räumung der Gebäude durch militärische Gewalt anordnen. Tatsächlich lagen also die Dinge so, daß die Besatzungen der Gebäude durch offene Verhöhnung der Re- aierungsgewalt und Verweigerung eines friedlichen Abzugs die Gewaltanwendung gegen sich provoziert haben. Mit dem Moment, wo die Regierung sich dein Terror der Gewalthaufen unterworfen hätte, wäre sie als abgedankt zu betrachten gewesen. Die bewaffneten Besatzungen waren c», die zuerst an die Gewalt appelliert hatten. sie waren eS, die welter kraft ihrer Waffengewalt von der Regierung Konzessionen ertrotzen wollten und die es damit auf die Entscheidung der Waffen ankommen ließen. Wenn sie nachträglich als die im Kampfe Unterlegenen über Gewaltanwendung gegen sich zetern, so ist das eine ebenso infam« wie verächtliche Heuchelet, nicht ein Haar besser, als wenn sich etwa Herr Ludendorff über die Gewalt- maßregeln der Entente beschwert.—
Sommerspiele: ,3&(mctp' voa Tjchechow. Auch diese» Stück Ist, wie die meisten der russischen Dramen, die man auf deutschen Bühnen sah, ein Gemälde der Willenlostgte:t. Ein« Gesellschaft enger, verödeter Menschen, von denen die besten unter der Empfindung ihrer Verödung selber leiden, gruppiert sich um die Mittelfigur«ine» unter dem Drucke unentrinnbaver De- Pression melancholisch hindämmernden Psychopathen. Er klagt, daß er seinen Zustand mcht versteh«; und ebensowenig versteht ihn der Zuschauer, wenigstens nicht in dem dichterischen Sinne intimen Miterleben». Da» psychologische tritt hinter dem Pathologischen zurück. Sin jueiigH» Mädchen, da» in schwärmerischer Liebe den schwer- mütigen Helden„retten" möchte, vergleicht ihn mit Hamlet . Aber in diesem wird die kvankhafte Anlage durch seelische Faktoren au»- gelöst und so der Eindruck einer inneren, tür Verstand und Phantast« faßbar«! Motivierung erzeugt. Bei Iwanow fehlt jede» solche» psychisch erklärende» Moment. Pein Trübsinn ist ein bloßes tmiri- ge» Faium. wie di« Schwindsucht, di« seine Frau verzehrt. Er war ein fröhlicher und unternehmender Geselle, ein Feuerkopf voll großer Pläne. So erschien er seiner steteren Frau. Wa» in den fünf Jahren feiner She ihn so von Grund au»«wandelt, jede gesunde LebenZreaimg. jede» teilnehmende Jntevesse m ihm gelähmt hat, da» für läßt sich nirgendwo«in Auffchluß finden. Daß seine Liebe für die erst mit solcher Leidenschast begehrte Frau allmählich abstirbt. stellt sich ihm selbst al»«ine bloße Folge jener Wandtung, nicht als ein Grund, aus dem sie fließen könnt«, dar. Der Lebensüberdruß hat ihn wie ein Fi, der geftißt. Di» Werve» streiken eben. M o i s s i in der Hauptrolle gab eine glänzend durchgeführte Studie, die aber unter diesen Umständen doch nur jene» peinigende Mitleid, da« di« Geschichte einer hoffnungZlosen Krankheit einflößt, erwecken konnte. Wach dem anfanglchen Scheine einer stutzerhaft kostümierten blasierten Gleichgültigkeit öffnet fich der Einblick w da» stille qualvoll« Leiden eine« Menschen, der seine Schwäche als Ehoraktersckmld empfindet und sich in«wiger Anklage selbst zer- ! fleischt. Heftig fähr! er, der im Grund so Weiche, bei jeder klemen Reizung auf; und di« Pein, daß er die Hingab« der Frau mcht erwidern kann, prägt sich in einer eisigen Kälte au». Alle di« Vor- würfe, di« ihm der Arzt der Frau—«in weltfremd ahnungsloser aufdringlicher Tadler— macht, erkennt er an, doch ohne, daß da» im mindesten in seinem Verhalten etwa» ändern lömite. Die innere Misere ergänzt fich durch di« der Umgebung. Willenlos sieht er zu, wie fich di« Tochter seine» Guisnachbaim in ihn verliebt, E» kommt ihm maßlos töricht vor. Und doch umarmt er sie in einer flüchtigen Aufwallung der Illusion. In diesem Augenblicke überrascht ihn seine Frau, und ihre grenzenlos« Hingab« schlägt nun in bitter« Eifersucht um. Sie nennt ihn einen skrupellosen Mttqtftjä�er, und seine Empörung treibt ihn zu der Erbärmlichkeit, daß er chr ins Gesicht schreit, nach de» Arzte» Diagnose werde sie in Kürze sterben müssen. Auch als die Arme wirklich stirbt, findet er nicht den Mut, ein Ende zu machen. Erst an dem Tag, für den seine Hochzeit mit dem jungen Mädchen angesetzt ist, greift«r zur Pistole. Maria Fein . Moissi » Partnerin, verlieh der kranken Frau finnige und rein« Beseeltheit. Unter den anderen Figuren de» stimmungsvollen, abgetönten Ensemble» traten Werner Krauß ' verschnapster Gutsbesitze, und Kühne» stet» angetrunkene«, un-
�anügreifllche* U. S. p. D.-ftrgumente. Aus Kassel wird gemeldet: Der mehrheitssozialistischo kommissarische Landrai in Schmalkalden ist bei der ersten Kreis- t a gs s i tz u n g von den Unabhängigen, die einen eigenen Landrats- landidaten ausgestellt hatten, tätlich angrzriffcn worden. Zwei Bataillone Reichswehr! ruppen sind in Schmalkalden eingerückt.
?öeenarmut unö Mammoniemus. In der„Deutschen Tageszeitung" behauptet Herr Dr. Roeficke, daß wir gor nicht so arm an Ideen seien, wie im allgemeinen von konservativer Seite behauptet wird. Will er damit vielleicht auf die Ideenarmut schonend hinweisen, mit der die reaktionäre Presse seit zehn Monaten nichts anderes tut, als der schönen alten Zeit nachjammern? Allerding« sind ihm di« Ideen, die er der Sozialdemokratie einräumt, höchst unerwünicht. Er macht nämlich die staunenswerte Enthüllung, die Sozialssten hingen dem MammoniSmu» an und bezeichnet alsbald diesen Mammonismus als die energische Heranziehung der Vermögen zur Besteuerung. Der MammoniSmu», den die Edlen, weiche stch nm die„D. T." gruppieren, vor der Revolution wie ein liebes Kind hegten und pflegten, war natürlich gottgewollt und voiks« erhaltend. Wur die Anziehung der Steuerschraube, die sich endlich einmal gegen sie selbst richtet, ist natürlich verderblich und bedeutet — früher hätte man gesagt Landesverrat, je»! nennt man'» BolschewiSmu«. Da» ist überhaupt da» Schreckgespenst, mit dem sich die Herren Alldeutschen immer zu wehren suchen, wenn eS ihnen einmal an den Kragen geht. Nützt nicht«, Herr Roesicke, zahlen müsse» Sie doch, und gerade das wird un» am besten vor dem Bolschewismus schützen._
?h?e GeistesverfaFimg. Der deutsche.Treubund für da» bedrohte Deutschtum in den Grenzmarken" veranstaltete am Freitag einen Konzerlabenb, zu dem der alldeutsche Choni» den lieblichen Zusammenklang schaffte. Zunächst sprach der unvermeidliche Graf Westarp, der, nachdem er monuiolang von der politischen Bildfläche verschwunden war, wieder aufgetaucht ist; hierauf kam«» zu den ebenso unver- merdlichen Huldigungikundgebunlgen für Ludendorff, weicher der Feier— klugerweis« in Zivil— beiwohnte. Da» alles war harmlos, und die Versammlung geriet erst in rechte Stimmung, a!»«in Pfarrer Dr. R u m p da» Wort nahm. Jetzt enthüllten die Schützer de» Deutschtum» ihren Pöbelcharakter und gaben ihrer wahren Gesinnung in stürmische« antisemitischen Kundgebungen bezeichnenden Ausdruck. Zum Schluß wurde»in« schwarze List« aufgestellt, auf der natürlich an der Spitz« Erzberger mtd Scheideman» stehen;«m übelsten kam Prinz Max von Baden davon, der 98 Fürsten um eine Brotstell«— um.Krone und Thron" hieß es in der Versammlung natürlich— gebracht bat. Zum Schluß ermahnte der«cht christlieb« Pfarrer zur Rache und gab der Hoff- nung Ausdruck, alsbald wieder den deutschen Kaiser de- grüßen zu dürfen. Wir schließen un» dieser Hoffnung au» vollem Herzen an.
Kleine politische Nachrichten. Die Deutschnationalen auf dem Arheiterfang. Am Mittwoch wurde in Steglitz der„Bund deutscher Arbeiter" gegründet, zu dem angeblichen Zweck,»den nationalen Godanken in unserer Ar- beiterschaft wieder zu Ehren zu bringen". Die Deutschuatiouale Volkspartei wird die Erziehung de» Kindleins übernehmen. Die Werbekrast de« AornmuniSmu». Sinowjew hat in einem Lsitartikel in der.JSwestja" den zahlenmäßigen Bestand der lom- munistischen Parteien Rußland « auf etwa 300 000 Mitglieder an. gegeben. Selbst Dinowjew bezeichnet da» für ganz Rußland al» etwa» wenig, besonder» wenn man berücksichtige, daß die kam- munisten Regierungspartei seien, während die Kommunisten Nor- wegenS lOI 000 und Bulgariens 50 000 Mitgtioder zählten, ohne die Regierung mnezuhaben. In Petersburg zählten die Eolsche- wiki vor einem Jahr noch über 15 000 Mitglieder, von denen vor zwei Monaten nicht mehr al» 78Ö9 überigyeblieben seien.
verschämter Gutsverwalter mit besonders markanter Charakteristik hervor. Da» Publikum verhielt sich schweigend. _ Eonrad Schmidt.
,Det vielgeliebte"'. Die im Theater am Rollendorfplatz au» der Taufe gehobene nmt Operette ist von welcher Seit« immer bei'.acht et, ein Schlager; der geradezu pompöse Erfolg bestätigt nur diesen Sinidruck. Der Komponist Künncke offenbar! sich wieder al» vor- nehmer Melodiker und gewiegter Meister g!än»enper Jnstrl'.men- tieruwg» dunst. Nirgend» verfällt er jener manierierten Obcrfläch- lichkeit, di« leiber, mit verfchtt-indend geringen Ausnahmen, zum Kennzeichen de» erschreckenden Tiefstand«» der Operette seit Jahren gehör«. Er schöpft au» eigenem Born, und wa» da zutage tritt, hat echten Wurf und volkstümlickien, einschmeichelnden Klang. Nirgends triefend ölige Sentimentalität. Allenthalben Kernigteit und frischer Humor, der, wenn e» die Siiiualion«rfovdert, auch tolle Grotes?» sprünge macht. Die Partitur dieser Operette reiht ebnen Schlager an den anderen. Ergötzlicher Humor hat die Oberhand. Pracht- voll sind di« Aktschlüsse entwkfcit und aufgebaut. Da» zärtliche Wcrlzerlied von den Frauen bildet gewissermaßen daS Leitmoliv. Und«» ist wahrhaft wirksam in den so reichen wie mamrigfaltigcn Melodierikranz geflochten. Und dieser entspringt der jeweilige« Situation einer von Herman Haller , man darf bekemren, sinnig erdachten Handlung. d»e hinwtoder Rideamu» durch witzze- tränkt« Bersie zu steigern wußte. Ein juirgcchliger Sprnngin»feld ist nah daran, ein« ZweimU« l«nen«!bschaft an einen Vetter zu verlieren. Wie er den Progeß dank feine» liebwerten Umgang» mit allen Frauen, die seine Bahn kreuzen, gewinnt und di« Liebste dazu, da» wird«izvoll an- gesponnen. Da» Werk hat ein« wundervoll farbig« vildhaktigftit für die Aufführung erfahren. Dagu lommt ein erlesener Krei» erstflasst- ger Gelang» träft« und Darsteller komischer Rallen, die wie Eduard Lichtenstem, Grete Fveund. Tlaive Waldoff , Enzen Rex. ja längst erklärte Lieblinge de» Publikum» sind. Und ferner einig« Vertreter komisch«? Webenrollen, wie Josef Cammer al» Sämeidermeisber Haberstroh, Karl Geppevt, Bruno Wie»ner. Agni Wille und Mizzi Schütz. Die Polonäsen, Gavotten oder sonstigen Ensemble- und GrvteSftSnze wurden durrb Ballet meiste« Negrel einstudiert und entzückend B«ffeben. Ungezählte stürmisch« Hervorruf« der Autoren und Darsteller von Mt zu Ast— kurz: ein sensationeller Erfolg. _ Ernst Kreowski. vorträa». Fron» Dilberg spricht am Vi. Okt., 8 Ubr, Im tm» «ontiimsaat Über„Die Aufgabe de« deutschen Dramaiiker» in dieser Zeit". Dte Werke tyrlebrich Nietzsche« fallen noü in diesem Monat in einer neuen neunbSndiqen Gesamtausgabe bei Altred Kröner in Leipstg erscheinen. Alle«,»a» der Denker und Dichter, der litto starb und lept 7b Jahre alt geworden wäre, druckjerlig hinterließ, wird darin*rt- halten lein. Ueber Bode« nnd Recht wird fllnan, minister Dr. E i> d« k u« K der Technischen Hochschule in dem Vorlraqscytlu« sprechen, den da» Seminar stir Ettdtevau, Wohnung»» und Sledlmegswesen im November »eranstallet. Ter Axel-Juncker-Berlag versendet eine« Besamt-Verlagslatalog sewee Verl«.