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Nr.538.36.Jahrg.

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Telegramm- Adresse:

Sozialdemofrat Berlin".

Morgen- Ausgabe.

Vorwärts

Berliner Volksblatt.

15 Pfennig

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei   Deutschlands.

Redaktion und Expedition: SW. 63, Lindenstr. 3.

Fernsprecher: Amt Plorinplas, Nr. 15190-15197.

Dienstag, den 21. Oftober 1919.

Was ist mit Petersburg?

Vorwärts- Verlag G.m.b. H., SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt   Moritzplatz, Nr. 11753-54.

Wer hat den Krieg verloren?

Jm Winter 1917 unterhielt man sich über das Thema, wer den Frieden von   Brest- Litowst bewirkt habe, die russische man darüber, wer den Frieden von   Versailles herbeigeführt habe, die deutsche Revolution oder der Hammer Fochs".

Ob Pefersburg und   Kronstadt gefallen sind rals Juden itsch anzeigt. Die Hauptstadt jei vorher von Revolution oder der Hammer Hindenburgs". Heute streitet oder nicht, müssen wir nachgerade den Lesern zur Entscheider Roten Armee geräumt worden. dung überlassen, indem wir uns begnügen, ein paar der Mel­dungen aufzureihen, die darüber vorliegen.

Meldung Nr. 1 stammt aus Helsingfors, worin offiziell mitgeteilt wird, daß die russische Nordwestarmee ihren Bormarsch östlich von Krasnoje Selo fortsett und die Boliche misten behaupten, Petersburg verteidigen zu wollen.

Die Lage Judenitschs sei gut, aber seine Truppen feien zu zuzufügen. Außerdem werden ernste 3 wistigkeiten 3wischen den estnischen Truppen und den

schwach, um den Bolschewifi eine entscheidende Niederlage

Russen bestätigt.

Meldung Nr. 3 ist in   Wien zu Hause, gibt sich als aus und behauptet, daß entgegen ausländischen Meldungen dunkspruch aus   Moskau von Montag 5 Uhr morgens  Kronstadt und Petersburg fest in den Händen der Sowjettruppen sind.

eine Depesche von Sonnabend bestätigt die Einnahme von Meldung Nr. 4 fommt aus der   Schweiz und besagt:  Kronstadt durch ein Marinedetachement von 4000 eng lischen Matrosen. Der große Sowjet von   Kronstadt ist von den Engländern festgenommen worden. Der Angriff der antibolichemistischen Armee gegen die Vor­städte von   Petersburg steht bevor.

Meldung Nr. 2 ist aus   Versailles von der Agentur Radio. Danach soll Sfafonom Sonntag vormittag im russischen Botschaftsgebäude ein Telegromm aus englischer Meldung Nr. 5- doch laßt es genug sein des grausamen Quelle erhalten haben, das offiziell die Besetzung| Spiels. Am besten wird es sein, die geschichtliche Wahrheit Petersburgs durch die Truppen des Gene an den Knöpfen der Weste abzuzählen.

Deutsch- Französisches.

Wie uns von der Babischen Grenze gedrahtet wird, ist die Streiflage in   Lothringen unverändert. Am Montag nachmittag be­gannen in Mes unter dem Vorsitz des Präfetten Mirman Ver­Handlungen. Die Streifenden haben 12 Lohn- und Arbeitszeit forderungen vorgelegt. Für den Fall des Scheiterns der Verband. lungen fündigt der lothringische Gewerkschaftsbund den General­fireit aller Berufe an. Streifversammlungen in   Diedenhofen wurden burch Militär gesprengt und 20 Berhaftungen vorge­Oberst Pinot ist auf seinem   Wiesbadener Posten durch den Oberst Jacquard ersezt worden, der in einer Antrittsrede erklärte, durch die Natifizierung sei die Lage der Bewohner des besezten Praktiken Binots vorbei ist. Die   Wiesbadener Zeitungen mußten Gebiets zum Besseren verändert. Hoffen wir, daß es mit den ihm wahrheitswidrige Lobeserhebungen nachrufen.

nommen.

Der Verlag der bedeutendsten   Mainzer Tageszeitung wurde unter feinem Nachfolger Degoutte mit einer Geldstrafe von 10 000 Franken bedacht, weil übersehen wurde, eine Theaterkritik ganz unverfänglichen Inhaltes der   französischen Borzensur zu unterbreiten.  

Polens Ostgrenze.

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In diesen Tagen sind die amtlichen Urkunden des französischen Großen Generalstabs über die Ursachen des deutschen Zusammenbruchs im Herbst 1918 gleich in zwei Beide Ausgaben sind bie bei Franz Helverich erschienene( Marschall Foch zur Steuer deutschen Uebersetzungen erschienen. von zwei bekannten deutschen Militärschriftstellern einbegleitet, der Wahrheit) von Oberst R. Gäste, die von Reimar Sobbing herausgegebene( Der Irrtum des Marschalls Foch) von Oberst B.   Schwertfeger. Beide Beurteiler stimmen und hier kann man ihnen nur bei­pflichten, daß die Urkunden des französischen Großen Generalstabs eine Tendenzschrift sind zu dem Zweck, die eigene militärische Gloire in die gehörige Beleuchtung zu rüden.

darin überein

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stand."

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Im Gegensah zu der   deutsch nationalen Tendenzlüge,  Deutschland sei der Sieg durch die Revolution entrissen worden, versichern die   französischen Urfunden, den Beweis dafür zu enthalten, daß   Deutschland ant 10. November, am Tage vor dem der Entscheidung des Waffenstillstandes,   bor Aus   Warschau wird berichtet, daß nach Pariser Meldun- größten militärischen Zusammenbruch der Weltgeschichte gen der Fünferrat die Ostgrenze Bolens festgesetzt habe. Sie beginnen mit der Bolen erhalte den ganzen Bezirk Sumalti, den Bezirk Schilderung der militärischen Lage am 12. Juni 1918, Augustowo mit Ausnahme einer kleinen nordwestlichen Ede, der deutsche Angriff bei Villers- Cotterets und bei und zeigen dann, mie den größeren Teil des Bezirks Seiny, ferner vom Gouverne- Compiègne zum Stehen kam, ment   Grodno die Bezirke Soful,   Bialystok und   Bielsk. Die das   französische Oberkommando der   deutschen D. H. L. ihr Grenze verlaufe sodann längs des Bugflusses bis zur alten Gesetz des Handelns auferlegte, bis sie, von einem Rückzug österreichisch- russischen Grenze und längs dieser Grenze bis in den andern gedrängt, die strategische Manövrierfreiheit zum   Dnjeſtr. Bei   Brest- Litomst bauche sich diese Grenze zu verfor. Es wird mitgeteilt, daß das franzöfifcheber­gunsten   Polens aus. Das Schicksal von   Wilna,   Grodno und kommando über Bewegungen, Absichten und Verluste des  Minsk sei noch nicht entschieden.  deutschen Heeres bis ins einzelne unterrichtet Aber auch so kommen fast 4 Millionen Utrainer und war, und es wird gezeigt, wie die erfolgreiche Taktit der Weißrussen unter die national äußerst unduldsame Herrschaft Hunderttausende Litauer neben den Ostmarkdeutschen und Alliierten die deutsche Stampfkraft der stärksten Abnuzung unterwarf. Am 15. Juli habe die deutsche D. H. 2. noch der   Polen. So sieht die Befreiung der Völker und der Triumph der Gerechtigkeit aus. Fruchtbare Ernte wird diefer Saat entsprießen.

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über 207 Divisionen verfügt, S1 in der Reserve, am 11. No­bember aber nur über 184, 17 in der Reserve. Zu derselben Zeit ging die deutsche Artillerieſtärke von 12 500 leichten und 7860 schweren Geschüßen und 9000 leichte und 4500 schwere zurüd. Zugleich mit 7000 Geschützen verlor   Deutschland Die Kriegsschulduntersuchung. 360 000 Gefangene. Es wird weiter auseinandergesetzt, daß Der erste Unterausschuß des parlamentarischen Unter­suchungsausschusses hörte am Montag Karl   Kautsky als ordneter Rückzug der   Deutschen an die östliche Sachverständigen über feine Vorschläge zur Be- Grenze   Belgiens nicht mehr möglich gewesen sei, dazu In   Speyer verbieten die Franzosen die beleidigende" Beweiserhebung über die unmittelbare Borgeschichte des Strieges. fei der Raum zu eng gewesen, und daraus wird dann die gut, weil die zeichnung ihrer farbigen Soldaten als Neger und Schwarze. Wünscht In dreistündiger eingehender Verhandlung wurden die Fragen Schlußfolgerung gezogen: Sturz und man sie als Franzosen bezeichnet zu sehen? festgestellt, die an die verantwortlichen Staatsmänner zu deutsche D. H. L. sich vor dem unabwendbaren stellen sind und die die Ereignisse vom Attentat in Serajemo 8usammenbruch wußte, hat sie um Waffen­bis zur Kriegserklärung betreffen. stillstand gebeten."

Französischer Geschäftsträger in Berli wird Herr de Mar. cilly, der seinerzeit an den Marokkoverhandlungen mit   Deutsch land beteiligt gewesen ist.

In der   Pfalz mußte die Lieferung von elektrischem Strom wegen Kohlenmangel abermals eingestellt werden.

Die streifenden Gemeindebeamten von Groß- Paris broben, wenn ihre Lohn- und Mitbestimmungsforderungen bis Ende Oftober nicht erfüllt werden, die Wählerlisten nicht rechtzeitig fertig zustellen. Damit tun sie den Mandattlebern einen Gefallen.

In der Presse werden lebhafte Klagen über die Die Schlüssigkeit der   französischen Logik wird von Oberst Handhabung der Deffentlichteit erhoben. Die Ver- Schwertfeger bestritten. Er gibt nicht zu, daß eine handlungen werden, obgleich doch von der Mietung des militärische Statastrophe   Deutschlands unmittelbar bevorstand, Palais Radziwill auf dem Pariser Blaz berichtet werde, fondern behauptet, daß ein Festhalten der Defensive mili­Dazu hätte aber infolge In der Schlußfihung der   französischen Kammer sagte Präfident in einem Ausschußsaal des Reichstagshauses stattfinden, wo tärisch noch möglich gewesen wäre. Deschanel: In   Deutschland, in Defterreich Ungarn und in der der ganze verfügbare Raum durch die zuhörenden Mitglieder der der falschen Striegspolitik die Möglichkeit der politisch- psycho­Türkei sei es mit der Unterbrüdungsmacht und mit dem System   Nationalversammlung ausgefüllt werden dürfte. Es sind nur Logischen Einstellung gefehlt. des Stillschweigens zu Ende, welche die Böller an den Abgrund 12 Starten für die   Berliner und 6 für die auswärtige Presse gebracht hätten. Ueberall fiege die Demokratie, und die Wölfer ausgegeben worden. Wenn die Vossische" fragt, warum orientierten fich im Sinne der Grundfäge einer internationalen man nicht einfach im Sigungsfaal des Herrenhauses ver­Gerechtigkeit. Mehr als je erscheine der Despotismus als die gefähr- handle, so können wir uns dieser Frage nur anschließen. lichste Regierungsform. In der neuen Welt, die aufsteige, müsse das  französische Bolt als Losung proflamieren: alles für das Baterland, für die Freiheit, für die Gerechtigkeit!

Nun laß Taten folgen, Frantreich!

Der Senat genehmigte den Amnesticentwurf und dehnte die Amneftie auf Deserteure aus, soweit sich die Fahnenflucht auf nicht mehr als zwei Monate erstreckt.

Der italienische Wahlkampf.

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Ein Ausreiseverbot.

Unser   Schweizer Berichterstatter drahtet uns, daß dem Züricher Bertreter des Avanti", Sacerdote, die Ausreise­erlaubnis nach der   Schweiz ohne Angabe von Gründen verweigert worden ist.

Der von einer Rußlandreise zurüdgelehrte italienische Abgeord­nete Morgari wendet sich öffentlich gegen den vom Parteitag in  Bologna beschlossenen Anschluß an die Moslauer Internationale. Vermutlich weiß er vom Bolschewismus mehr als die U. S. P. in   Teltow-   Beeskow, die ihren Parteitag auffordert,   Moskau beizu­

treten.

Die neuen Führer.

In einem Briefe an seine Wähler bemängelt der frühere italienische Ministerpräsident Salandra die Bestimmungen des Londoner Vertrages, die   Fiume den Kroaten zuteilen, erinnert aber dann daran, daß eine völlige Auflösung Desterreich­Ungarns gar nicht im Sinne der Alliierten lag. Bielmehr hätte die Politit 1917 18 das Bestreben gehabt, Defterreich Ungarn zu Die radikale Mehrheit des Metallarbeiter­retten und wiederaufzurichten, vorausgesett, daß es sich dem verbandstages hat beschlossen, von der Regierung deutschen Einfluß entziehe. sofortige Wiederaufnahme der Beziehungen zu Sowjet­Der Kriegsheter Sonnino erklärt, aus Gesundheitsrücksichten ru BI and zu fordern. Wahrscheinlich ist das die neueste nicht mehr zu fandidieren.

D

In   Bitonto bei   Bari sind Unruhen ausgebrochen. Ein blutiger Streit entstand im Wahlkampf zwischen Anhängern des bisherigen Abgeordneten und des neuen Kandidaten. Biele Bersonen murden verlegt, zahlreiche Verhaftungen find vorgenommen worden. Die Blätter glauben, daß infolge dieser Unruhen die Arbeiter von  Bitonto in den Streit eintreten werden.

Gewerkschaftsangelegenheit.

Ist den neuen Führern des Metallarbeiterberbandes be­tannt, daß dies ein Bruch des Friedensvertrages wäre? Ist ihnen bekannt, daß die Befolgung ihrer Forderung Die Wiederaufnahme des Stricges bedeuten würde? Oder haben sie bloß wieder einmal eine alte liebe Resolution aus der Schublade geholt und sich weiter nichts dabei gedacht?

stellung höchst kritisch gegenübersteht, kommt zu folgendem Auch dieser Militärschriftsteller, der der   französischen Dar­Ergebnis:

Eines geht jedenfalls aus der   französischen Schrift unwider­Teglich hervor, nämlich daß es bei der genauen Kenntnis der Alliierten von der Lage der Dinge auf deutscher Seite feiner noch so hochwertigen diplomatischen Runft gelingen tonnte, einen für  Deutschland auch nur einigermaßen günstigen Frieden zu erreichen, nachdem die mit so großen Hoffnungen unternommene Frühjahrs= offensive im Jahre 1918 in ihrer strategischen Ausweitung nicht nur, sondern sogar in ihren taftischen Erfolgen begrenzt geblieben war. Der in   Deutschland entbrannte leidenschaftliche Streit um das Datum, von dem ab der Diplomatie im Sommer 1918 freier Betätigungsraum gewährt worden sei, verliert dadurch jede ernstere Bedeutung. Denn diplomatische Erfolge erwachsen nur auf Grund tatsächlicher Macht, und keine noch so überlegene staats­männische Kunst vermag im Kriege das Ausbleiben von Waffen­erfolgen oder gar eine tatsächliche Verschlechterung der Kriegslage auszugleichen.

Noch schärfer und deutlicher faßt Oberst Gädte sein Urteil dahin zusammen:

Unter den widrigen Verhältnissen, unter denen das deutsche Heer seit Mitte Juli fechten, leiden und darben mußte, hatte es in bewunderungswürdiger Weife Zusammenhang und Kampf­fähigkeit bewahrt. Aber siegen und das schwere Geschick Deutsch­  lands abwenden fonnte es nicht mehr, weil seine Feldherren von dem Gegner befiegt waren, weil Ludendorff vor Foch den Degen hatte senten müssen.

An einer anderen Stelle fagt Gädke:

An Fochs Siege hat   Ludendorff fast ebenso viel Verdienst wie jener selbst. Seinen Ruf als Feldherrn