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Nr. 538 36. Jahrgang

Beilage des Vorwärts

Dienstag, 21. Oktober 1919

Deutsche Nationalversammlung  . as ift leer, aber das Intereſſe iſt groß.( Seiberkeit.) Die 3entralheizungs- und warmwafierbereitungs.

103. Sigung, den 20. Ottober 1919, 1 Uhr, Am Regierungstisch: Schlide Mayer.

Bon ben 421 Abgeordneten find bei Beginn der Sigung mur 17 anwesend.

Das Reichsarbeitsministerium.

In der Einzelberatung spricht zunächst

Abg. Bock Gotha( U. Soz.): Die Lage der Kriegsbeschädigten ist unhaltbar. Nicht nur ihre Bezahlung und ihre Unterstüßung ist schlecht, sondern sie werden auch schlecht behandelt. Lazarette find oft in ganz und gar nicht dazu geeigneten Baulichkeiten unter­gebracht. Die Kranken leiden unter der Ratten- und Ungeziefer­plage. Die Verpflegung ist miserabel und oft sogar so ungenügend, daß die Schwestern aus diesen Lazaretten austreten. Ein Millionenunternehmen mie die A. E. G. schämt sich nicht, den In­validen die Freifahrkarten zu entziehen.

Reichsarbeitsminister Schlide: Die Lage der Kriegsbeschädig­ten ist gewig traurig, die Regierung ist bemüht, nach Möglichkeit ihre Not zu lindern.

Abg. Schneider- Sachsen( Dem.): Die Schlichtungsausschüsse find auf das Vertrauen beider Parteien angewiesen. Um so mehr bat es uns gewundert, daß bei der Tarifbewegung der Berliner  Beitungsangestellten der Reichsarbeitsminister einseitig für den Zentralverband der Handlungsgehilfen Bartei genommen und von den anderen Verbänden verlangt hat, den Zentralverband als Mundanwalt für sie auftreten zu lassen. Das ist unerhört. Un­parteiisch war es auch nicht, daß alle Nachrichten den anderen Ver­bänden durch den Zentralverband übermittelt wurden. Eine Ver­schmelzung der Angestelltenversicherung und der Arbeiterverfiche­rung lehnen wir ab, da sie nur auf Kosten der Angestellten durch­geführt werden könnte. Die Angestellten zahlen höhere Beiträge und fönnen daher auch höhere Leistungen beanspruchen, zumal da die Regierung fie nicht subventioniert. Warum hat die Regierung die Selbstverwaltung der Steichsversicherungsanstalt für Angestellte nicht genehmigt?

Reichsarbeitsminister Schlide:

Politische Parteien sind zur Borberatung des Betriebsräte­gefehes überhaupt nicht zugezogen worden, wohl aber haben die Gewerkschaften und Angestelltenverbände aller Richtungen Ein­ladungen erhalten und waren auch vertreten. Bei der Tarifbewe gung der Beitungsangestellten mußte die Entscheidung in wenigen Stunden getroffen werden. In letter Minute teilte mir der Zen trafverband mit, daß die anderen Verbände einen Entwurf einge.

reicht hätten, der meit hinter seinen Forderungen aurüdbleibe; darauf tönnten sie sich nicht einlassen. Diesen Standpunkt mußte ich als richtig anerkennen. Als späterhin Beschwerden der anderen Berbände tamen, habe ich sofort telephonisch verfügt, daß sie zuge lajsen werden. Ich felbft bedauere lebhaft, daß vorher eine Ver­ständigung nicht getroffen wurde. Bei der Ablehnung des Antrages ber Angestelltenversicherung auf Selbstverwaltung war ausschlag gebend, baß die Reichsversicherungsanstalt ganz erhebliche Beiträge aus weiten Bevölkerungstreisen zu verwalten hat, was ohne be­hördliche Aufsicht undenkbar ist.

Abg. Ood( Soz.): Die Versicherungsfrage darf nicht zum Kampf zwischen Arbeitern und Angestellten führen, sondern beide müssen gemeinsam an der Schaffung einer einheitlichen Reichsver. ficherung arbeiten. Es ist selbstverständlich, daß sie teine Verschlech

terung in der Bersicherung der Angestellten bringen darf.

Abg. Sachfe( Soz.): An dem Arbeitsnachweis ist sowohl der Verband der Bergarbeiter als auch der der Bandarbeiter inter. effiert. Der Rohnvorsprung der Bergarbeiter ist berechtigt. Die übrigen Arbeiter müssen sich damit abfinden, zumal fie selbst das größte Interesse an einer ausreichenden Entlohnung der Berg­arbeiter haben. Bei der Erhöhung der Kohlenpreise ist nur die Lohnerhöhung der Bergarbeiter gebedt worden.( Beifall.)

Abg. Bolz( Bentr.): Jd bitte den sozialdemokratischen Antrag auf Erhöhung der Summe von 600 000 auf 1,6 Millionen zur För derung des Arbeitsnachweises abzulehnen. Wir können bei der jezigen Finanzlage die Verantwortung dafür nicht tragen.

Abg. Bid( Dem.) ist für die Erhöhung.

Abg. Zubeil( U. Soz.) erhebt Ginspruch gegen die Technische Rothilfe. Wir werden unsere Zustimmung zu dem Mehrerforder nis von einer Million davon abhängig machen, ob bei der Bentra­lisation des Arbeitsnachweises auch die Interessen und der Einfl. 3 der Arbeiterschaft genügend gewahrt werden.

Es wird beschlossen, zur Förderung des Arbeitsnachweises 1 600 000 M. auszusehen.

2]

Montrose.

Detektibroman von Sven Elvestad  .

Uebersetzung von Julia Koppel.

( Copyright by Georg Müller Verlag, München  .)

Als er in die Nähe des Hauses kam, wurde die breite Tür aufgerissen und in der Türöffnung stand Nummer 12. " Sier ist niemand," sagte Summer 12, feine lebende

Seele."

Etwas Merkwürdiges in seiner Stimme medte indeffen 314's Aufmerksamkeit. 314 blieb auf dem Gartenweg stehen. Der Morgen wurde heller und heller. Die blauen Uniformen der Schußleute hoben sich grell non dem gelben Sand ab. Die Stimmen der Polizeibeamten flangen faft metallisch scharf. ,, Hast du was gefehen?" fragte 314.

Es sieht schrecklich aus drinnen", antwortete Nummer 12. Alles ist durcheinander geworfen. Und überall ist Blut." Aber das Feuer?"

Das Feuer ist gelöscht."

314 ging weiter. Der Sand Knirschte unter seinen schweren. Stiefeln.

Dies fand statt am 2. Mai im Garten der katholischen Ge­meinde. Die Kirche, deren Turm und Dach zwischen den Bäu­men sichtbar war, war die fleine katholische Kirche   der großen protestantischen Stadt.

Und das Wohnhaus im Garten gehörte dem Gelehrten

Abbé Montrose.

II. Während eller dittiert. Eine Stunde später, als das Leben in der Stadt erwachte mit eifrigen Schritten auf dem Asphalt und munterem Beit­schenknallen von rollenden Wagen, herrichte geschäftige Unruhe in Abbé Montroses Arbeitszimmer.

Abg. Frau Behm( Dnat. Vp.): Es ist wie in Weimar  : Das lieferungen an das Kleingewerbe, sowie für 20 Millionen zur Sicherung der Heimarbeit werden werbendes anlagen in Fuhren nicht unter 30 Bentnern dürfen Kapital sein. Das Hausarbeitsgeset muß wirklich in Kraft treten. folgende Preise nicht überschritten werden: Gastots, grob 8,80.. Die Löhne in der Heimarbeit müssen denen in Industrie und Werk- Gastofs, gebrochen 8,90 m., westfälischer oder Lichtenberger statt angeglichen werden. Schmelztofs 10 M., oberschlesischer Schmelztots 9,60 M., nieber­Abg. Simon( U. Soz.): Wir sind gegen die Heimarbeit, weil schlesischer Schmelztofs 10,70 2. je gentner. Die Preise gelten fie nur eine Folge der niedrigen Löhne ist. für Lieferungen frei Keller. Die bisherigen Ermäßigungen für Lieferungen frei Grundstück, ab Lagerstelle usw. bleiben unber ändert bestehen. Die für fuhrenweise Lieferung festgesetten Preise gelten für alle feit dem 1. Ottober ausgeführten Stofslieferungen; nur für nicderschlesischen Kofs ist die Erhöhung der Erzeugerpreise erst Mitte des Monats in Kraft getreten, so daß der Preis von 10,70. je Bentner nur Lieferungen, die nach dem 14. d. M. aus­geführt sind, betrifft. Für Bieferungen von niederschlesischem Schmelzfole in der ersten Monatshälfte darf der Preis von 9,05 M. frei Keller nicht überschritten werden.

Abg. Frau Behm( Dnat. Bp.) rühmt die Teilnahme der frühe­ren Kaiserin für die Heimarbeiter. Noch heute danken das die Heimarbeiter der unglüdlichen Frau in Amerongen.( Beifall rechts und auf der Tribüne).

Präsident Fehrenbach rügt das Verhalten der Tribüne und bittet erneut die Redner, sich kurz zu fassen. Als einige darauf

An unsere Inferenten!

Die weitere Verteuerung der Berftellungskoften des ,, Vorwärts" zwingt uns, ab 1. November 1919 die Grundpreife für Inferate zu erhöhen. Vom 1. November 1919 an beträgt der Jnfertionspreis für die achtgefpaltene Nonpareillezeile Mk. 1,80. Kleine Hnzeigen: Das fettgedruckte Wort Mk. 0,75, jedes weitere Mk. 0,50.

Stellenge fuche und Schlafftellen- Hn­zeigen: Das erfte Wort Mk. 0,65, jedes weitere Mk. 0,40. Ceuerungszufchlag 60 Prozent. familienanzeigen, politische und ge­werkfchaftliche Vereinsanzeigen Mk. 1,50 pro Zeile.

Vorwärts"-Verlag G. m. b. H., Berlin  .

aufs Wort verzichten, ruft er laut Bravo und erklärt unter der heiteren Zustimmung des Hauses: Eine solche Beifallsbezeigung muß wohl dem Präsidenten gestattet sein.

Abg. Herrmann- Reutlingen  ( Dem.) fordert Unterstübung des felbständigen Sandwerts und eine Zusammenfassung des bestehen ben Handwerksrechtes.

Abg. Frau Neige( Eoz.): Heute wird niemand daran denken, die öffentliche Erwerbslosenfürsorge ohne weiteres einzustellen. Die Gemeinden müssen schnellstens Rotstandsarbeiten in Angriff nehmen, denn die meisten wollen lieber arbeiten als sich unter ftüßen lassen. Den Erwerbslosen muß das zum Leben unbebingt Notwendige geboten werben. Es ist eine unglaubliche soziale Es ist eine unglaubliche soziale ungerechtigkeit, daß auch hier die Frauen immer noch schlechter gestellt sind. Die Kinder der Wermsten haben nicht nur das Recht auf Fürsorge, sondern auch auf die Liebe der Mutter. Die Gräfte die fich für die Hauswirtschaft melben, wollen nur Tag stellen annehmen. Das liegt im Zug der Zeit. Arbeitsgwang eintritt und Mayer- Sachsen( Soz.) wird ber aus Nach kurzen Ausführungen der Abgg. Bid( Dem.), der für haltsplan für das Reichsarbeitsministerium erledigt. Dienstag 1 Uhr, Anfragen, Reichssehazministerium. Schluß 5% hr.

Groß- Berlin

Auch der Koks wird tenrer.

I

Besserer Kartenaufruf.

Eine Leferin fchreibt uns: Am Sonnabend wird bekannt ge macht, die Mittelstücke der Lebensmittelfarten, Kartoffelfarten uſtv., follen aufgehoben werden. Da es aber schon seit Mittwoch Kare toffeln auf Abschnitt 43 gibt und die neuen Kartoffelfarten schon ausgegeben find, so haben viele Leute die Mittelstücke weggeworfen. Weshalb wird eine folche Maßnahme benn erst wieder so spät be. fannt gegeben? Die gelben Aushilfstarten sind doch schon den ganzen Sommer über im Befiß der Hausfrauen, weshalb werden biese denn nicht dazu verbraucht? Sollen denn wieder so und so biel um ihre Lebensmittel fommen?

Beratungen über die Berliner   Müllverwertung. Ein Stadtverordnetenausschuß hat sich eingehend mit der Frage der Müllbeseitigung in Berlin   beichäftigt. Einige Magistratsmit glieder und Dezernenten traten für die Verwertung des Berliner  Mülls zu landwirtschaftlichen Zweden ein; andere dagegen für eine Verbrennung und Verwertung zu industriellen Zweden. Eine Einigung und Klärung über all diese Streitfragen ist noch nicht erzielt.

Bezirkstag der mittleren Poftbeamten.

Jm Lehrervereinshaus fand am Sonntag ein ordentlicher Be girtstag statt, auf dem zur neuen Berfonal- und Besoldungsreform Stellung genommen wurde. Einmütig tam zum Ausdruck, daß die werden müffe; nur so fönne den berechtigten Wünschen der mitt Perfonalreform vor der neuen Besoldungsreform durchgeführt Ieren Bostbeamten Rechnung getragen und ein altes Unrecht, das

besonders auf der Aſſiſtentenklaſſe laſte, wieder gutgemacht werden.

Genosse Steinkopf, M. d. N., wies insbesondere darauf ben Steichsbehörden im Vergleich zu den Beamten geradezu groteske hin, daß das Mißverhältnis in der Entlohnung der Angestellten bei Formen zeige und die Beamten zwinge, bei der kommenden Be foldungsreform diese Gehälter als Grundlage aufzustellen. Nach gründlicher Aussprache stellten sich die Verfaminelten einmütig hinter ben bont legten Verbandstag aufgeftelten Beschluß, dessen Durch führung der Verbandsvorstand mit allen gewerkschaftlichen Mitteln anzuftreben habe.

Zu der Döberther Waffenschiebung erfahren wir, daß das. Gr­gebnis ber bisherigen Grmittlungen nicht erkennen läßt, daß es sich wirklich um die Abficht eines Verlaufs von Waffen und Munt Neufölner Striminalpolizei verhaftete Büchsenmacher, der früher tion aus dem Depot des Fee forps Hülsen handelt. Der von der

in dem Rekrutendepot in Döberit tätig war, behauptet, daß es ihm lediglich darum zu tun war, die Staufluftigen um den verein­barten Kaufpreis zu prellen und so zu Geld zu tommen. Auch der Vizefeldwebel des Rekrutendepots des Freis Korps Hülfen, der die Waffen liefern wollte, und der sich in mili tärischer Untersuchungshaft befindet, bleibt bei der Behauptung, Daß er feinen Augenblick daran gedacht habe, die Waffen wirklich den Käufern zu übergeben. Diese Behauptungen der beiden Hauptbeteiligten erscheinen nicht un­glaubwürdig. Einmal war die Kontrolle im Döberizer Lager sehr scharf, und es hätten immerhin eine ganze Anzahl Militär­personen ins Vertrauen gezogen werden müssen, um den Autos, die die Waffen abholen sollten, freie Ausfahrt zu verschaffen. Zum andern waren bei weitem nicht jo biele Waffen bor handen als angeblich verkauft werden sollten. Statt der angebotenen 400 Gewehre waren höchstens 50 vorhanden, Parabellumpistolen, von denen 200 Stück geliefert werden sollten, gab es überhaupt nicht, und Gewehrmunition befand sich an einer Stelle, wo sie dem Vizefeldwebel gar nicht zugänglich war.

Nachdem die Frachtfähe sowie die Erzeugerpreise für Rots aller Art mit Zustimmung der zuständigen Stellen wiederum erhöht worden find, steht sich der Kohlenverband Groß- Berlin ge­nötigt, die Preise für Stofs für das Gebiet des Kohlenberbandes Groß- Berlin im Ausmaß dieser Erhöhung beraufzusehen: Preise für Küchen- und Ofenbrand: Es dürfen für Sols, Gastofs gebrochen, folgende Breise nicht überschritten werden: bei Selbstabholung ab Lager 8,95 M., bei Lieferung fre: Erdgeschoß oder eller 9,50 m. pro Zentner. Diese Preisfest febungen find mit dem 20. Oktober in Kraft getreten. Bet Kots unbeschreibliche Person. Das heißt, fie war insofern unbeschreib-| feinen Augenblick ein, daß es merkwürdig war, wie er hier Tich, als sie feine besonderen Merkmale an sich hatte. Es war auf dem Schauplatz eines blutigen Dramas stand und kaute. ein Mensch wie Gogols Helden in den Toten Seelen", weder Denn das große Zimmer trug unverkennbare Anzeichen hell noch dunkel, weder dick noch mager, ein ganz gewöhnlicher von furchtbaren Ereignissen.

Mensch, den man schon oft gesehen zu haben meint, wenn man Es war die Bibliothek und das Arbeitszimmer des Abbés, ihn zum erstenmal sieht. Er konnte ebensogut Kaufmann wie mit einem stilvollen und sicheren Geschmad eingerichtet, der Beamter sein, er ist aber Detektiv, bei der Detektivabteilung angestellt. Er hat ein für einen Detektiv vorzügliches Aeußere, indem er nie und nirgends von seiner Umgebung absticht, ein Mensch, der in der Menge verschwindet, sich in der farblosen Waffe verliert. Er heißt eller.

Neben ihm vor dem Schreibtisch, mit der Feder in der Hand, sitzt Schußmann Nummer 12 und schreibt sorgfältig und langfam nach Kellers Diftat. Keller sieht sich hin und wieder nach verschiedenen Gegenständen im Zimmer um, es scheint, daß er im Begriff ist, eine Inventarliste aufzunehmen. Einmal wendet er sich an den Gerichtsarzt mit folgender Frage: ,, Sind Sie sicher, Doftor, daß diese roten Flede Blut find?" Ja," ," sagt der Gerichtsarzt, das unterliegt feinem Zweifel." Alfo," fährt Keller in seinem Diffat fort ,,, also eine Dede bon Blut befleckt, ein rot und gelbes Halstuch, auch von Blut beflect-" ... B... lut... be... flect", murmelt ,, Auch... von... Nummer 12, während er schreibt.

sowohl Kultur wie Reichtum perrizt. Die vielen Bücher, die die eine Zängswand fast ganz bedeckten, waren alle foſtbar ge­bunden. Da waren alte Möbel und alte Bilder, und auf dem Teppich lagen die traurigen Ueberreste von altem Porzellan. Denn es fonnte nicht geleugnet werden, daß die Friedensstörer mit diesen schönen Staub übel umgegangen waren. Möbel waren umgestoßen, Bücher aus den Borten geriffen, überall lag Papier verstreut, und der große Schreibtisch war von Tinte und Blut beschmutzt. Ein Mahagonischrank war vollständig zerschmettert und die Schubladen lagen auf dem Fußboden. Das zersplitterte Fenster hing lose in den Angeln und bewegte fich freischend im Morgenwind.

Wir haben bisher Nummer 314 und Nummer 12 fennen gelernt, ferner den Gerichtsarzt und den Detektiv Herrn Keller. er aber war der Herr mit den Stiefelipißen, der schweigiame Herr, der aussah, als ob er zwischen den Kulissen säße und auf sein Stichwort in einem Konversationsstück wartete?

Man wird es sofort erfahren, denn plötzlich zeigte es sich, daß der Mann mit den Stiefelspitzen durchaus fein uninter­seiner Inventaraufnahme bei folgendem angelangt: Diftat mit größter Aufmerksamkeit gefolgt ist. Seller war in essierter Beobachter war, sondern daß er im Gegenteil Rellers

stummer Herr, der sich anscheinend nur für seine Stiefelfpigen In einem tiefen und bequemen Lederstuhl fist ein ganz interessiert. Jedenfalls blickt er die ganze Zeit darauf herab, mobei er mit gesenktem Stopf fitt, so daß seine Glaze fich hell mit von dem dunklen Leder des Stuhles abhebt. Sein Gesicht ist mager und bleich, aber mit festen charakteristischen Zügen und einem leicht ergrauten, kurz geftuzten Schnurrbart. Sein Kinn, das jetzt auf dem schwarzen Schlips ruht, ist ungewöhnlich breit und träftig.

fich.

den Stiefelipigen den Kopf hebt und sagt: Die Photographie einer jungen Dame" als der Herr

Aus?"

,, Aus?" fragte Keller erstaunt. Was meinen Sie damit, Serr A35jörn Krag?" ,, Aus Arendorffs Atelier", sekt der andere fort und erhebt Dort waren mehrere Menschen zur Stelle gekommen. Wenn die Liste genau sein soll, dürfen Sie doch das Außer den beiden Schußlenten sah man einen Herrn von Neben dem Schreibtisch steht Schuhmann Nummer 314 Wesentlichste nicht vergessen." mittleren Jahren in einem Frühjahrsmantel, deffen Kragen und verzehrt langsam und bedächtig sein Butterbrot. Nichts Asbjörn Krag, der bekannte Detektiv, begab sich in den hochgeschlagen war, als ob ihn an diesem herrlichen Frühlings- hindert einen Schuhmann, sein mitgebrachtes Butterbrot in der Garten, und der Gerichtsarzt folgte ihm, während die anderen morgen fröre. Diefer Herr gähnte mehemals, und vielleicht Nacht zu essen. Oft hören einsame Nachtmanderer Papier  - Bolizeibeamten ihre Arbeit fortfepten. Krag fonnte mit seiner fror ihn wirklich, denn Müdigkeit jeßt, wie befannt, die Körper- geraschel aus einem halbdunklen Torweg, das ist der Schutz- geschmeidigen Gestalt noch für einen jungen Mann gelten. Sein temperatur herab. Er gab seiner Ungeduld Ausdruck, indem er mann, der sein Butterbrot ist. In vielen stillen Städten ge- eigenartiges Gesicht aber mit den tiefen Linien um den Mund fich in der Nähe der Tür aufhielt. Er sah aus, als ob er bei schieht in der langen Nacht nichts anderes, als daß der Schutz- und den nadelfeinen Fältchen an den Augen und die kahle, fich dächte: Was in aller Welt habe ich hier verloren? Läge mann sein Butterbrot ist. Int Augenblid hatte 314 nichts Be- weiße Stirn schienen darauf zu deuten, daß er das mittlere ich nur in meinem Bett. Dieser Mann war der Gerichtsarzt. fonderes zu tun, darum hatte er sein Butterbrotpafet hervor Alter bereits überschritten hatte. Neben Abbé Montroses großem Schreibtisch stand eine gezogen, wie einfache Naturen nun einmal find. Es fiel 314! Forti. folgt.)