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Nr.540.36.Jahrg.

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Vorwärts

Berliner Volksblatt.

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Mittwoch, den 22. Oktober 1919.

Vorwärts- Verlag G.m.b. H., SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Morigplay, Nr. 117 53-54.

dar?

Als Gleichberechtigte in Washington  .

Der erste Tag.

Deutsche   gehen zur Konferenz.

die Politik Wilsons

gewefen. Als das zweite Friedensangebot scheiterte, bielt er es für notwendig, fich mehr zurückzuhalten. Er sandte trotzdem Oberst House im Winter 1914/15 nach Paris  , London   und Berlin  , wo er im März war.

Er sollte die Friedensvermittlung Wilsons vor­bereiten. Als er von Berlin   zurücfam, jagte er, der Augen­blid wäre noch nicht gekommen. Es wäre noch niemand bereit, auf einen Frieden einzugehen. Er würde aber später wieder nach Europa   gehen, um zu sehen, ob etwas zu machen sei. Wilson hat zum ersten Male mit mir über den Frieden gesprochen, als ich Lufitania- Angelegenheit

vermittlung verfucht. Im September hat er einen zweiten Versuch machen lassen, der daran scheiterte, daß die Entente Wegen der Entsendung deutscher und öster meines Wissens gar nicht geantwortet hat. Wilson hat im August Im letzten Abendblatt ist der äußere Verlauf des ersten reichischer Delegierter zu der bevorstehenden Ar- eine Brollamation an das amerikanische   Volt erlassen, in der er die Lages, der im Untersuchungsausschuß der beiterschusfonferenz in Washington   haben Amerikaner zur Neutralität auffordert, weil eine so erregte Stim­Nationalversammlung den Beginn der Verneh sowohl von Regierungsseite wie von den Gewerkschaftsver- In dieser Proklamation hat er schon erklärt, daß das amerikanische  mung entstanden war, daß die Privatbeziehungen darunter litten. mung des früheren deutschen   Botschafters in Washington   bänden weitere Verhandlungen stattgefunden. Bolt das einzige Volt wäre, das in der Lage wäre, den Krieg brachte, umrissen worden. Den Schluß des Berichts über das Nach dem Ergebnis dieser Verhandlungen erscheint es zu beendigen, wenn es dem Streit fern bliebe, und daß es glänzende Referat des Genossen Sinzheimer, der frei aus dem Gedächtnis die verwickelte Materie zeitlich geordnet vor- angängig, von der bisherigen ablehnenden Haltung die einzige Großmacht sei, die genügend Macht und Einfluß habe, trug, und den Bericht über den Beginn des Zeugenverhörs gegenüber der Frage der Beschickung der Konferenz durch um dieses Ziel herbeizuführen. Das ist lassen wir weiter unten folgen. deutsche   Vertreter abzusehen. Dem deutschen   Gewerk­Hier ist ein gedrängtes sachliches Urteil über das bis- schaftsverband ist durch neutrale Vermittlung die Erklärung herige Ergebnis und die tatsächlichen Feststellungen am zugegangen, daß der Oberste Rat der alliierten und Blaze. Der Umriß des schauerlichen Dramas, affoziierten Regierungen die Zulassung der deutschen   und das zwei Millionen deutschen   Jünglingen und Männern das österreichischen Delegierten als vollberechtigte Mit Leben gekostet und uns alle in Unglück und Elend gestürzt glieder zu der Konferenz empfohlen hat, so daß auf hat, wurde schon am ersten Tage entrollt. Wie stellt es sich diese Zulassung in der ersten Sigung der Konferenz mit Sicherheit zu rechnen ist. Dies ist dem Vorsitzenden Der amerikanische   Präsident Wilson wollte den Frie der deutschen   Friedensdelegation in Paris   bestätigt worden. nach der den schon mit dem Beginn des Krieges. Er scheiterte aber Die deutsche Regierung hat unter diesen Um­zu Anfang am Widerstande der Entente. Planmäßig nimmt er seine Friedensvermittlung erst im Jahre 1916 auf. Die ständen in Uebereinstimmung mit der Auffassung des dent- eine Audienz bei ihm bekam, als die Gefahr des Krieges mit Deutschland   sehr drohend war. Damals fagte er, wir sollten durch deutsche Regierung ist damals einverstanden. Bethmann und schen Gewerkschaftsverbandes sich entschlossen, Dele- ein Nachgeben im 11- Boot- Krieg einen Apell an die Moral richten, Wilhelm selbst weisen Bernstorff sogar an, Wilson zur gierte nach Washington   zu entsenden. Außer da nur durch eine Verständigung, nicht mehr durch die Friedensvermittlung vorwärts zu treiben. Sie drängen den zwei Regierungsvertretern, je einem Vertreter der Ar- affen der Krieg endgültig entschieden werden fönnte. Würden wiederholt zur Eile. Aber immer wieder hält ein Zwischen- beiter und Arbeitgeber, werden der deutschen   Delegation eine wir den U- Boot- Krieg aufgeben, so würde er auf Aufhebung der fall den amerikanischen   Präsidenten zurück. Bald ist die En- Anzahl Sachverständige angehören. englischen Aushungerung drängen. Das englische Stabinett werde darauf eingehen, und er hoffe, daß damit ein Anfang ge­tente zu übermütig und siegesgewiß, wie zur Beit der rumä­Die Abreise wird voraussichtlich gemeinschaftlich mit macht sei für eine Friedensaktion im großen Stile. Das war am nischen Kriegserklärung, bald ist die Stimmung in Amerika   den österreichischen Delegierten Ende dieser Woche er- 2. Juni 1915. zu deutschfeindlich wegen irgendwelcher Ereignisse zur See Nach dem ersten Telegrammwvechfel fiber die Lusitania   schien oder wegen der belgischen Deportationen. Dann hemmt den folgen. Da der Beginn der Konferenz, der ursprünglich auf der Krieg unvermeidbar. Ich ging zu Wilson und verabredete, um Präsidenten der Kampf um seine Wiederwahl und die lange den 29. Oktober cr. angefest war, voraussichtlich um einige Zeit zu gewinnen, daß Herr Meyer Gerhard nach Berlin   reisen andauernde Unsicherheit des Wahlausfalls. Am 15. Novem- Tage verschoben werden wird, steht zu erwarten, daß die deut- follte. Wilion ging darauf ein und versprach, daß er, bis diese ber schreibt er seine Friedensnote nieder und läßt sie in schen und österreichischen Delegierten noch rechtzeitig Mission Erfolg gezeigt habe, feine ernstlichen Schritte tun würde, Der Notenwechsel über die seinem Schreibtisch liegen. Er verspricht wiederholt, fie in zum Beginn der sachlichen Verhandlungen in Washington   ein- welche zum Bruch führen könnten. geeigneten Augenblick herauszubringen, bis spätestens zum treffen werden. Lufitiania ging weiter, aber inzwischen wurde ein anderes eng lisches Schiff torpediert und es fam zum zweiten Male beinahe zum Jahresschluß 1916. Kriege. Es wurde uniererfeits nachgegeben, indem zugestanden wurde, daß Passagierdampfer nicht ohne vorherige Warnung torpediert werden sollten.

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Der Sitzungsbericht.

( Schluß aus der Abendausgabe.)

Aber die deutsche Heeresverwaltung und Marine drän­gen inzwischen, es dürfe für den rücksichtslosen 1 Bootfrigg teine Zeit menhr verlonenn werden, späte­stens am 1. Februar müsse er beginnen. So wartet Deutsch­ land   nicht länger, sondern bringt am 12. Dezember das Friedensangebot der Mittelmächte heraus. ausschusses führte der Referent, Abg. Genosse Dr. Sinzheimer, In der gestrigen Tigung des parlamentarifchen Interfuchungs Es stößt auf höhnische Ablehnung, und Wilsons zehn Tage noch aus: später unternommener Friedensschritt hat fein besseres Am 26. Januar telegraphierte Bernstorff. daß Oberst House im Schicksal. Am 9. Januar wird im Hauptquartier zu Pleß   ausdrücklichen Auftrage Wilions uns von neuem die Friedensver der verhängnisvolle Beschluß zum rücksichtslosen mittelungen angeboten habe. Er wolle sich nicht in territoriale Unterjeebootfrieg gefaßt. Nochmals bietet Wilson Fragen einmischen, wolle unter allen Umständen den Strieg ver­Vermittlung an, aber jetzt weist ihn die deutsche Re- meiden und wünsche eine Beendigung des Krieges ohne Sieger und gierung schroff zurüd. Man will aufs Ganze Bestegte. Alle Vorbereitungen zur Friedensaktion feien getroffen. Darauf fand eine gehen. Man hat es getan und das Ganze verloren.

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Reise Bethmanns nach dem Hauptquartier

Auf eine Anfrage des Vorsitzenden erklärt der Zeuge, daß er nicht wisse, was aus der Mission Meyer- Gerhard geworden sei. Er fährt dann fort: Es kam dann am 5. November eine Note an Eng land, in welcher die

die englische Blockade als nicht zu verteidigen erklärt wurde. Die Verhandlungen über die Lusitania   brachten uns zum drittenmal an den Rand des Krieges, weil wir anerkennen sollten, daß die Versenkung illo y al gewesen wäre. Dieses Wort wurde von uns unbedingt abgelehnt. Schließlich gab Wilson nach. Er würde sich damit begnügen, wenn wir erklärten, daß solche Re­preffalien Neu.ti ale nicht treffen dürften. Diese Erklärung war schon fertig und sollte ausgetauscht werden, als in Berlin   der ver­schärfte U- Boot- Krieg erklärt wurde. Es wurde also nichts aus dieser rrungen und Wirrungen auf beiden Seiten Unsicher­Lösung.( Der Vorsigende stellt fest, daß es sich hier nur um den heit bei Wilson. Er verspricht, wenn Deutschland   sich an graphierte, es sei zu spät, Wilson hätte früher mit einer solchen Bald darauf wurde die Suffer torpediert. Jegt fam eine endgültige statt. Das Ergebnis war, daß Bethmann an Bernstorff tele- verschärften, nicht um den unbeschränkten U- Boot- Krieg handelt.) das Völkerrecht im Seekrieg hält, auch England dazu zu altion fommen sollen, und daß eine Rücknahme des U- Boot- Einigung zustande. Der U- Boot- Strieg sollte nach den Grund­3mingen, und teilt ein paar Wochen später mit, er sei dazu trieges nicht mehr möglich fei, weil es technisch unausführbar fäßen des reugerkrieges geführt werden. nicht mehr stark genug, weil das amerikanische   api  - fei, U- Boote, die bereits in See seien, zurückzurufen. Die deutsche   Im Januar 1916, fam House zum zweiten Male nach Berlin  . tal schon zu eng mit dem englischen Rapital berknüpft sei. Regierung jei aber bereit, ihm vertraulich die Friedensbedingungen Als er zurüdfam, erklärte er mir, daß der Hauptwiderstand gegen Als Ersatz verspricht er seine Friedensvermittlung, die er mitzuteilen. Sie werden dann am 28. Januar dem Grafen einen Frieden vorläufig noch in Paris   zu finden wäre, daß er ehrlich und ernsthaft betreibt, aber immer wieder verzögern Bernstorff mitgeteilt, der sie zur Kenntnis Wilsons bringen soll. in England eine gewisse Bereitwilligkeit muß. Es heißt nun nicht im Schreiben des Reichskanzlers, die Friedens­Noch viel schlimmer das Bild auf deutscher   er bereit sei, Frieden zu schließen, sondern es heißt, das feien 3 geeigneter Zeit bereit sein, auf eine amerikanische   Friedensver bedingungen, die er mitteile, seien die Bedingungen, unter denen gefunden hätte. Auch in Berlin   habe man gefagt: Wir würden Seite. Ein Durcheinander von Strömungen entgegenge die Bedingungen, unter denen Deutschland   bereit gewesen mittlung einzugehen. Ich habe zum ersten Male von der setzter Art, die bald den Präsidenten Wilson zum Frieden- wäre, am 12. Dezember Frieden zu schließen. Ob also diese Absicht der Kaiserlichen Regierung, den Wilson'schen Wünschen ent­ſtiften ermutigen, bald ihn durch Verschweigen der eigenen Antwort der Bitte Wilsons entspricht, ist eine Frage, die weiterer gegenzukommen, durch ein Telegramm gehört, welches der Bor­Friedensbedingungen hemmen, dann seine Pläne durch eine Erörterung bedarf. Am 31. Januar erfolgte die Uebergabe der ichafter Gerard nach Erledigung der Suffer Affäre nach nes Vorgehen stören und sie schließlich durch schroffe Ableh- Note über den Washington   richtete. Dort stand, daß die deutsche Regierung nung durchkreuzen. munmehr bereit sei, eine Friedensvermittlung Wilsons anzu rücksichtslosen U- Boot- Krieg nehmen. Ich habe darauf in Berlin   angefragt, ob diese Auffassung Deutschland   hat im Kriege überhaupt und dann der Abbruch der Beziehungen mit Amerika  . Wilson richtig sei, und die Antwort erhalten, daß wegen der öffent feine Politik gehabt. Es besaß weder eine einheit- scheute sich offenbar, in den Krieg einzutreten. Darauf deutet die lichen Meinung in Deutschland   noch einige Zeit hingehen liche Regierung, noch ein flares und festes Riel, noch eine Tatiache hin, daß er die gleichlautende Erklärung des österreich  - müsse, daß es aber im allgemeinen der Wunsch iei, wifions bestimmte und sichere Methode. Spielball rasch ungarischen Botschafters in Amerika   verheimlicht. um den Weg Friedensvermittlung anzunehmen. Es müsse aber verlangt werden. wechselnder Entschlüiie, mußte es der ganzen Welt au Cesterreich offen zu halten. Ueber die Saweiz ist dann ge- daß Wilson vorher gegen England vorgebe. Es ist viel­als binterliftia und unzuverlässig erscheinen. meldet worden. Wilson inche weiter den ieden zu vermitteln leicht merkwürdig, daß ich mit einer Privatperion, wie dem Obersten Man verläßt die erfte Verhandlung des Untersuchungs- des rücksichtslosen U- Boot- Strieges auf Amerita nicht ins Auge von Verbandlungen in Washington   wäre ganz unmöglich gewefen. und verlange nur eine Erklärung, daß Deutschland   die Anwendung House. über diese Fragen verhandelt habe. Eine Geheimhaltung ausschusses mit dem Gefühl, daß alles Unglück des deut- fasse oder wieder zurüdiebe. Darauf wird erwidert, daß die Das Weiße Haus   war dort von Journalisten umlagert. Des­schen Rolfes bätte vermieden werden können, wenn die Durchführung des U- Boot- Krieges die allgemeine Anwendung wegen war es der Wunsch Wilsons, daß ich diese vollkommen Politik der Sozialdemokratie gemacht wor- verlangt. Im März wurde der Krieg erklärt, nachdem das merita- vertraulichen Fragen mit seinem intimen Freunde House in Nework den wäre: feſter Wille zu energischter Landesverteidigung niche Telegramm 3immermann bekannt wurde, das schon im führte. Er sagte mir auf der einen Seite und unbeirrbares Friedensbestreben auf Januar zur Absendung gelangt war. der andern. Dann hätten wir 1917 einen sehr anständigen, Damit ist das Referat Sinsheimer   beendet und es wird in die Pebensnotwendinfeiten des deutschen   Wolfes verbürgen­den Frieden haben können. Deutschlands   Unglück war, daß die Sozialdemokratie nicht ein paar Jahre früher den Ein­fluß erlangt hat, den sie heute befitt.

die Vernehmung des Grafen Bernstorff eingetreten.

Botschafter a. D. Graf Bernstorff: Wilson hat Anfang August 1914 sofort nach Kriegsausbruch eine erste Friedens­

Wilson hätte nicht mehr die Macht England zu zwingen, den völkerrechtlichen Normen zu gehorden, weil der amerikanische   Handel so sehr mit der Entente verbunden wäre, daß Wilson unmöglich diese Handelsbeziehungen stören tönne, ohne einen ungeheuren Sturm hervorzurufen. Im Gegensatz dazu wäre er in der Lage, einen Frieden ohne Sieg herbeizuführen,