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Nr.542.36.Jahrg.

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Morgen- Ausgabe.

Vorwärts

Berliner Volksblatt.

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Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion und Expedition: SW. 68, Lindenstr. 3.

Fernsprecher: Amt Morigplag, Nr. 15190-15197.

Donnerstag, den 23. Oktober 1919.

Vorwärts- Verlag G.m.b. H., SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Moritplat, Nr. 117 53-54.

Die Delegierten für Washington .

Volles Licht.

Nach Washington .

der deutschen Regierung. Es liegt hier offenbar ein Mißbere ständnis vor. Der Kaiser hatte damals an Wilson wegen der Greuel der belgischen Bevölkerung telegraphiert.

Vors. Warmuth: Nach dem Buche Gerards soll eine Zusammen­funft des Kaisers mit Gerard im Lustgarten stattge­funden haben. Graf, Bernstorff: Davon weiß ich nichts.

Die Delegation wird aus 10, höchstens 11 Mitgliedern In den Verhandlungen des parlamentarischen Unter- bestehen, und zwar vier Delegierte, darunter zwei für das suchungsausschusses find am Mittwoch Dinge zur Reich, einer für die Arbeitgeber und einer für die Arbeit­Sprache gekommen, die in engeren Kreisen wohl schon benehmer, kannt waren, die auf die breite Deffentlichkeit aber wie eine nehmer, zwei Sachverständige für das Reichsarbeitsmini­sterium, einer für das Auswärtige Amt, einer für die Fragen erschütternde Enthüllung wirken. In Amerika der Frauenarbeit,( Genoffin Hanna), ein Mitglied der behauptet man, den gerichtsmäßigen Beweis dafür zu besigen, Christlichen und ein Mitglied der Hirsch- Dunderschen Ge­Abg. Dr. Sinzheimer: Sie sagten gestern, daß in amerikanischen daß die in der Zeit der Neutralität Amerikas drüben tätig werkschaften. Als Führer der Delegation ist der frühere Regierungstreifen das Friedensangebot vom 12. Dezember alg gewesenen Vertreter der deutschen Heeres- und Staatssekretär Genosse Dr. August Müller in Aussicht auch die Tatsache mitgeteilt, daß dieses Friedensangebot nicht nur Zeichen der Schwäche gedeutet worden ist. Haben Sie damals Marineleitung förmliche Komplotte gegen die genommen. Die freien Gewerkschaften werden, nachdem der vom Auswärtigen Amt , sondern in völliger Uebereinstimmung mit innere Rube der Bereinigten Staaten an Vorsitzende Legien eine Beteiligung abgelehnt hat, der Obersten Seeresleitung verfaßt worden ist? gezettelt, daß die von ihnen angestellten Agenten nicht durch den 2. Vorsitzenden Gen. Gra ßmann( Buchdrucker) Graf Bernstorff : Mir ist das Friedensangebot telegraphisch nur zu Streits und zu Akten der Sabotage aufge- vertreten sein. Die Christlichen Gewerkschaften werden übermittelt worden; irgendwelche Aufträge waren an diese Mit­fordert, sondern auch in Handelsschiffe aller Na Brauer- Köln und die Hirsch- Dunderschen Gewerkschaften teilung nicht geknüpft. tionen Bomben gelegt und gelegt und Munutions. Erkelenz entienden. Der Vertreter der Arbeitgeber Abg. Dr. Sinzheimer: Auf Grund der Aften stelle ich dann fabriten in die Luft gesprengt hätten. Graf Bernstorff, der in Washington für den Frieden ist noch nicht beſtimmt, nachdem Herr v. Borsig eine fest, daß das Friedensangebot vom 12. Dezember Teilnahme abgelehnt hat.

wirfte, während die Attachés b. Papen und Boy Ed in New York einer anders gearteten Beschäftigung nachgingen; hat in überaus schonender Form sein Zeugnis abgelegt. Man kann sehr gut verstehen, daß dieser deutsche Botschafter nicht auf bloßes Hörenjagen hin seine Landsleute belasten möchte, aber man wird darum auf die Forderung nicht berzichten fönnen, dak volles Licht in diese dunkle Angelegenheit gebracht

wird.

in voller Uebereinstimmung mit der Obersten Heeresleitung

gegangen ist.

Die Führer der Delegationen der neutralen europäischen zustande gekommen ist, daß die Oberste Heeresleitung an dem Ent­Bänder sind für Holland : Oudegeeft, für Dänemart: wurf jogar Berbesserungen vorgenommen hat und daß das Angebot Madsen, für Schweden : Bindquist, für Norwegen : auch in bölliger Uebereinstimmung mit dem Kaiser in die Welt Rian und für die Schweiz : Dürr . Wie uns aus Wien berichtet wird, werden die deutsch­Bors. Warmuth: Wir kommen nunmehr zu der Periode, die öfterreichischen Gewerkschaften eine Bertretung wahrscheinlich mit bem amerikanischen Friedensangebot beginnt. nicht entienden. Graf Bernstorff: Wilson hielt trop unseres Friedensangebotes an der Friedensvermittlung fest. Das Wilsonsche Ange­Nach einer Meldung des Nachrichtenbureaus Ost- West- bot erregte gerade deshalb so großes Aufsehen in Amerika , weil Die Unterbindung der amerikanischen Munitionsindustrie, die der Entente diente, die Störung des transatlantischen Telegraf" funft Lenin an Alle einen beftigen Proteſt es dirett auf unser Angebot folgte, so daß der Anschein erived! Schiffsverkehrs lag im Interesse der deutschen Kriegführung. gegen die Beteiligung an der Washington - Konferenz. Ihr wurde, als sei Wilson dadurch ermuntert worden. Infolgebeffen Schiffsverkehrs lag im Interesse der deutschen Kriegführung. Anstifter Gompers sei ein Antisosialist und Feind des prole- batte Wilson in seiner Note aufgenommen, daß sein Angebot nichts Aber wenn man im Kriege überhaupt noch irgendwelche Gren zen der Menschlichkeit anerkennen will, dann darf man nicht tarischen Befreiungskampfes. Internationale Arbeiterschutz - mit dem deutschen Angebot zu tun hätte, daß es vielmehr schon das Leben harmloser Menschen zerstören, gesetzgebung gebe es nicht ohne Weltrebolution. Man versteht bor längerer Zeit beabsichtigt gewesen ist. Die öffentliche Meinung nur nicht, wozu. das an die Herrschaft gelangte Prole- in Amerika hat den Schritt Wilsons absolut als probeutsch an­wie das durch Bombenlegen in Schiffe und durch Sprengung tariat überhaupt noch Schutzgesetze brauchen würde. Soll gesehen. Die ganze Presse schrieb in diesem Sinne und die Stim­von Munitionsfabriken geschehen sein soll. Wer aber im Strieg aber der internationale Arbeitersdnik so lange bertogt werden? mung in Washington war ebenso. Ich habe dann Lansing ges alle moralischen Bedenken ausschaltet, wird wenigstens die poli­tischen gelten lassen müssen. Der militärische Nußen, der Das Erfurter Programm erklärt doch gerade als Hauptauf habe darüber mit ihm eine eingehende Unterredung gehabt. Nach Deutschland aus solchen Handlungen erwachsen fonnte, bedeu- gabe der Sozialdemokratie, das Proletariat kampffähig zu meiner jebigen Kenntnis von den Dingen bin ich der Auffassung, tete nichts, an dem Schaden gemessen, der entstand, sobald machen. dieses Treiben ans Licht fam.

fragt, wie er fich den weiteren modus procedendi vorstelle. Jch

folgte,

daß ein Widerspruch herrschte zwischen der deutschen Antwort auf Wilsons Note und meinen Auffassungen. Ich habe damals ait­Man muß sich in die Lage der Amerikaner bersetzen, um genommen, daß die deutsche Antwort sagen sollte, daß wir eine die volle Schwere des Falles zu würdigen. Man stelle sich geführt, die einfach unerträglich war. Wir würden uns wun. Friedensvermittlung insoweit wünschten, daß eine Konferenz au­bor, Deutschland hätte als neutraler Staat einer gegen Eng- dern, wenn Bernstorff drüben auch nur eine Stunde rubigen stande käme, auf der verhandelt werden sollte. Ich habe aber nicht Land friegführenden Macht Munition geliefert, und dann wären Schlafs hätte finden können, da er doch nie wußte, welche aber mittlung beendet werden sollte. Jetzt muß ich allerdings an angenommen, daß damit die Wilsonsche Frieden& ver= englische Agenten ins Land gekommen, hätten Werke von raschungen ihm am nächsten Morgen seine Attachés" bereiten nehmen, daß unsere Antwort vom 26. Dezember die Absicht ver­Krupp in Essen auffliegen lassen und dabei das Leben vieler würden. deutscher Arbeiter vernichtet. Wir wollten sehen, wie die a II- Das deutsche Bolt aber sah während des Krieges die Wilsonsche Friedensvermittlung völlig abzuschneiden. deutiche Preise und in einem solchen Falle nicht nur aus erstaunten Augen in eine Welt, die ihm ihren Saß Bu meiner jetzigen Auffassung bin ich vor allem gekommen durch fie geurteilt hätte! Haben die Amerikaner Beweise dafür, täglich ins Gesicht spie. Man sagte ihm, nur der ein Telegramm des Kaisers an das Auswärtige Amt, daß deutsche Agenten so gehandelt haben, so kann man ihre Neid, den das Ausland gegenüber jeinen eigenen herrlichen in dem gefragt wird, warum ich noch von Friedensvermittlungen Entrüstung nicht nur verstehen, sondern man muß sie auch Eigenschaften empfinde, habe zu diesen Haßausdrücken ge- Wilsons spräche, während eine solche Bermittlung doch gar nicht mehr teilen und billigen. führt. Nein, es gibt Dinge und es gibt Landsleute, um die bestände. Es ist nur ein Zeichen von Geistesschwäche oder von schlech- uns das Ausland nie beneidet hat, und wir selber müssen Bors. Warmuth: Woraus schließen Sie, daß die deutsche Re­tem Gewissen, wenn die all deutsche Presse gegen weit von ihnen abrücken. Nach dem Stahlbad" ist ein gierung von einer Friedensvermittlung Wilsons nichts wissen den Untersuchungsausschus to bt und wenn 3. B. Reinigungsbad nötiger denn je, und nur Wahr- brüdlich, es solle tein Frieden vorgeschlagen werden, es biete nicht wollte? In dem Wilsonschen Friedensangebot heißt es doch aus die Tägliche Rundschau" für seine Berhandlungen das schöne heit kann es uns bereiten. einmal eine Vermittlung an, sondern wolle

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"

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Bild findet: Hundsföttische Knechtsgesinnung schnüffelt nach Material, das sich gegen Deutschland ver­wenden läßt." Wer kein diot oder kein Mitschuldiger ist, weiß ganz genau, daß es Zweck des Untersuchungsausschusses ist, Licht in die Praktiken zu bringen, durch die Deutschland mo­ralisch diskreditiert, politisch isoliert und schließlich auch mili­tärisch ruiniert worden ist.

Der Sitzungsbericht.

( Fortsetzung aus der Abendausgabe.)

Vors. Warmuth: Darauf wird später zurüdzukommen sein. Der Beuge hat uns gestern aber gejagt, daß Wilson bereits

nur das Terrain fondieren. Dann bestand für die deutsche Regierung doch kein Anlaß, diesen Schritt als eine Friedensvermittlung aufzufassen. Wie fommen Sie dazu, der deutschen Regierung die Absicht zu unterstellen, daß fie einer Friedensvermittlung abgeneigt war? Graf Bernstorff: Ich habe die Note Wilsons als Friedens­bermittlung deshalb angesehen, weil sich dies mit Notwendigkeit aus früheren Ereignissen ergab. Die Note war

absichtlich unsicher und tastend

gehalten, um eine Ablehnung unmöglich zu machen. Hätte Wilson direft den Frieden angeboten, er wäre abgelehnt wor­den. So aber war eine Ablehnung tatsächlich nicht mög lich. Ich kann nur wiederholen, daß nach meiner damaligen An­sicht unsere Note vom 25. Dezember nichts änderte an dem Ver­halten unserer Regierung, und daß nur gesagt werden sollte, daß wir eine Einmischung Wilfons in territoriale Fragen nicht wünschten. Heute bin ich aber anderer Auffassung als damals. Vors. Warmuth: Wilson legte auf die Mitteilung der Friedensbedingungen also teinen ausschlaggebenden Wert, so daß die deutsche Verweigerung solcher Bedingungen ein Hinder­nis für den Frieden bedeuten konnte?

In der fortgesetten Bernehmung Graf Bernstorffs fragt Bernstorff hat es flar ausgesprochen, daß Amerika Prof. Dietrich Schäfer : In der amerikanischen Friedens durch die Eröffnung des unbeschränkten U- Bootnote bom 18. Dezember 1916 spricht Wilson von den fleinen und schwachen Völkern, die man bor techtsbruch und Ver­trieges in den Krieg gegen Deutschland geradezu gewaltigung schützen müsse. Er wird zunächst an Belgien gezwungen worden ist. Schon im Jahre zuvor hatte gedacht haben. Bat Graf Bernstorff über diese Frage mit Wilson, Amerika klipp und klar erklärt, daß es die Beziehungen zu Banjing oder House gesprochen und hat er dabei feststellen Deutschland abbrechen müsse, wenn nicht auf den unbeschränkten fönnen, ob Wilson etwa auch an Griechenland oder Portu U- Bootfrieg verzichtet würde, seine Wiederaufnahme im Jahre gal gedacht hat? 1917 bedeutete automatisch den Abbruch und zugleich auch, bei Der in Amerika herrschenden Stimmung, den Krieg. Die Ber­fchwörungsaffäre führt uns nun mitten in die Frage hinein, warum in Amerifa eine Stimmung gegen Deutschland bestand, die bei bloßem Abbruch der diplomatischen Beziehun­gen unmittelbar auch schon zum Kriege führen mußte. Die Unabhängigkeit der sog. Attachés", d. h. Beigeord in Washington gemacht? Graf Bernstorff: Aber Wilson hat natürlich geglaubt, daß neten, vom Botschafter, wie sie in Amerika bestand, hat allge- Graf Bernstorff: Bei Kriegsausbruch war ich auf Ur- wir schließlich unsere Bedingungen mitteilen würden. meines Staunen erregt. Man hat begütigend darauf hinge- laub. Ich kam erst am 23. August wieder nach Amerika . Abg. Sinzheimer: Gegenüber dem Abg. Warmuth stelle wiesen, daß bei den Botschaften anderer Staaten ähnliche Bu- Anfang Auguft hatte Wilson einen allgemeinen Appell an alle ich fest, daß das ernstüd der Note Wilsons vom 18. Dezember Stände bestanden haben sollen: Aber in anderen Staaten Ich weiß nur, daß etwa am 6. oder 7. September der Staatsbedingungen mitzuteilen. In der deutschen Note, die als friegführenden Mächte gerichtet. Näheres darüber weiß ich nicht. Die Bitte an alle Kriegführenden ist, konkrete Friedens. gab es wenigstens eine einheitliche Leitung, bon fetretär Bryan zweimal versucht hat, eine Vermittlung eingu- Antwort auf dieses Ersuchen abgeschickt ist, wird aber die Bitte der beide Stellen, Botschafter und Attachés, ihre Direktiven leiten. Wilsons um Bekanntgabe der Friedensbedingungen überhaupt nicht erwähnt. Daraufhin telegraphierte Graf Bernstorff, daß Lansing ihn nunmehr gebeten habe, ihn wenigstens ber­traulich unsere Friedensbedingungen mitzuteilen.

im August 1914 eine Friedensvermittlung angeboten hat, daß Gerard darüber mit dem Kaiser gesprochen und daß die Antwort des Raisers durch Gerard den Weg nach Washington gefunden hat. Welchen Eindruck hat die Antwort des Maisers

erhielten. In Deutschland gab es zwei Zentralen, die politische Bors. Warmuth: Was wissen Sie über die Auskunft des Raisers? und die militärische, die gegeneinander arbeiteten, und Graf Bernstorff: Ich glaube gar nicht, daß es sich um eine das hat dann in der Politik zu einer doppelten Buchführung| Aeußerung des Kaisers handelt, sondern um eine amtliche Antwort