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Nr.544.36.Jahrg.

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Telegramm- Abreffe: Sozialdemokrat Berlin ".

Morgen- Ausgabe.

Vorwärts

Berliner Volksblatt.

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Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion und Expedition: SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Moritplatz, Nr. 15190-15197.

Freitag, den 24. Oftober 1919.

Vorwärts- Verlag G.m. b. H., SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Moritplat, Nr. 117 53-54.

Der Druck der Ostseeblockade.

Nur die Sozialdemokratie!

Das Gespräch des Herrn v. Bethmann Hollweg mit dem Grafen Bernstorff vom 14. März 1917, das der frühere Bot­schafter in Amerita bei seiner gestrigen Vernehmung vor dem parlamentarischen Untersuchungsausschuß wiedergegeben hat, wirst ein helles Licht auf die Politit der Sozialdemokratischen Partei während des Krieges und insbesondere in der friti­schen Periode des Winters 1916/17.

"

Das verhaßte Deutschland sammelt die Aufmerksamkeit unsere Bedingungen bekannt zu geben, weil sie sonst nicht als ehrlich der Alliierten noch immer. In diesem Punkte sind sie einig wieder aufgelebt. Wir befinden uns nicht mehr im Kriege und auch entschlossen. Der Skandal der Hungerblockade ist mit der Entente. Aber die unschuldige Bevölkerung Deutsch lands wird ernent durch Maßnahmen, die selbst der Krieg nicht ihres grausamen Charakters entkleiden kann, in Sorge und Rot versetzt.

reicht. Dann habe ich mit niemand mehr verhandelt.

angesehen würden. Wilson sei bereit, fie der ganzen Welt mitzuteilen, feiner Genatsbotschaft zu der Friedenskonferens dommen würde. Er und er sei überzeugt, daß damit der Weg zur Friedenskonferens ge­ebnet würde. Er wäre sehr erfreut, wenn es auf der Grundlage hoffe, daß das so rasch geschehen würde, daß unnötiges Blut­bergießen bermieden würde. Der Referent Singbeimer stellt dann fest, daß dem Grafen Bernstorff am 16. Januar offiziell vertraulich mitgeteilt wurde, daß der U- Bootfrieg beschlossen Weil im Baltikum deutsche Soldaten den Befehlen der sei, am 81. Januar sollte er eine entsprechende Note über­deutschen Regierung nicht gehorchen, weil durch die Schuld geben. Es heißt in dem Telegramm weiter, daß wenn jegt der Herr v. Bethmann Hollweg stand damals vor dem der Entente der Regierung alle Wachtmittel genommen sind, U- Bootkrieg ohne weiteres begonnen würde, der Präsident das als Grafen Bernstorff als ein Abtrünniger, er hatte ent- fich Gehorsam zu erzwingen, wird die deutsche Bevölkerung einen lag ins Gesicht empfinden würde, und daß der gegen seiner besseren Ueberzeugung seinen Stniefall vor den erneut durch das Verbrechen der Blockierung eines Teiles der Krieg mit den Vereinigten Staaten unvermeidlich Apostel des unbeschränkten U- Boot- Krieges getan und deutschen Küsten bedroht. So wird uns gewaltsam jede und eine Beendigung des Krieges unabsehbar sei, da die Machtmittel fühlte sich verpflichtet, sich vor dem früheren Gesinnungs - versöhnliche Regung aus der Brust gerissen, der Vereinigten Staaten trotz allem, was man darüber sage, sehr genossen, den er im Stich gelassen hatte, zu rechtfertigen. Die fo wird Wasser auf die Mühlen der Chauvinisten und Re- groß feien. deutsche Kriegspolitik hatte an einem Kreuzweg gestanden: banchepolitiker getrieben. Durch die Konferenz würden wir einen besseren Frieden Entweder sie hielt sich in der Verteidigung, bis ein Aus­gleichsfrieden zu erreichen war, oder sie steuerte ischfängerei täglich mehrere Tausend Zent. Weil der Gegner, die Oftice blockiert, hat die deutsche erreichen, als wenn sich die Bereinigten Staaten unseren Feinden anschließen würden. unter Wasser auf den deutschen Frieden" bin. Herrner Ausfall. Dadurch werden die Fischer ohne Schuld bedingungen fofort dem Obersten House mitgeteilt und am Graf Bernstorff: Am 30. Januar habe ich die Friedens v. Bethmann hatte in ungezählten Gesprächen mit Vertretern finanziell und das Volk in feinen Ernährungsinteressen ge- nächsten Tage die Erklärung des U- Bootfrieges über­der sozialvemokratischen Frattion beteuert, daß der erste Weg ichädigt. wie der ihre so auch der seine sei, und er hatte seinen Bot­Ostpreußen läuft Gefahr, für den Winter keine Referent Sinzheimer verliest dann das Telegramm des Reichs­schafter in Washington solange ermuntert, auf ihm feft zu Stohlen zu haben, wenn nicht sofort die Blockade aufgehoben fanglers von Bethmann Hollweg auf das Telegramm des bleiben, bis er selber aufhörte, es zu sein. Der Botschafter wird. Wir haben kein Eisenbahnmaterial für den Kohlen- ben Dant der faiserlichen Regierung für seine Mitteilungen auszu Grafen Bernstorff . Der Graf wird gebeten, dem Präsidenten ist zurückgekehrt, nachdem seine Mission gescheitert ist, er transport nach dem Often. Bald tritt Frost ein, dann ist auch sprechen. Wir brächten ihm bolles Bertrauen entgegen und weiß, daß damit alles verloren ist, denn er kennt die under Seeweg bis auf weiteres nicht mehr benügbar. erschöpflichen Kräfte des neuen Gegners. So mag er mit bäten ihn, auch uns gegenüber das Gleiche zu tun. Deutschland ist Die Verschiffung von Kartoffeln für Mittel- bereit, die von ihm vertraulich angebotene Friedensvermittlung einem vorwurfsvollen Blick feinen Herrn und Meister ge- deutschland ist unterbunden. Fleis und Kartoffeln vom Aus- herbeizuführen und eine direkte Konferens der Kriegführenden anzu troffen haben, als dieser folgende Entschuldigung stammelte: lande bleiben aus. Erze für unsere Industrie sind nicht nehmen. Es wird seinen Verbündeten das Gleiche empfehlen. Eine Wilsons Vermittlung ist in Deutschland so unpopulär, daß ich mehr heranzubringen. öffentliche Bekanntgabe unserer Friedensbedingungen ist jcht un­damit im Reichstag nicht durchgekommen wäre. Es würde nur die wöglich, nachdem die Entente Friedensbedingungen veröffentlicht hat, Sozialdemokratie fich damit einverstanden erklärt haben und teine Bundesgenoffen hinauslaufen, die vom Präsidenten auch selbst als die auf eine Entrechtung und Vernichtung Deutschlands und seiner andere Partei. Einen sogenannten faulen Frieden fonnte ich auch unmöglich bezeichnet würden; als Bluff fönnen wir sie nicht auf­nicht schließen, ohne die legte Waffe zu gebrauchen, die im deutschen faffen, da sie mit den Reden übereinstimmen, die von den feind­Bolte als die schärfste betrachtet wird, und von der es glaubt, daß lichen Machthabern vor- und nachher gehalten worden sind. Solange fie zum Siege führt. Bekanntgabe unserer Friedensbedingungen als Zeichen der Schwäche angesehen werden und zur Berlängerung des Krieges beitragen. Im Wilson einen Beweis unseres Bertrauens zu geben, teilen wir ihm ganz ausschließlich für seine Person die Bedingungen mit, unter denen wir bereit gewesen wären, in Friebensverhandlungen einzu­treten, falls die Entente unser Friedensangebot vom 12. Dezember angenommen hätte.

Die Schiffahrt durch den Kieler Kanal ist gesperrt. Und dabei scheint es, als ob eine weitere Verschärfung der Lage geplant ist. Denn die Ententekriegsschiffe in der Ostsee find an Bahl verstärkt worden und in Kopenhagen sind fürzlich 7 Kriegsschiffe für den Handelskrieg in der Ostsee einge­laufen. Nach Lage der Dinge sind sie für eine Verwendung diese Bedingungen aufrechterhalten werden, würde eine öffentliche gegen Rußland unmöglich. Denn dies ist von der Ostsee fat­tisch schon abgeschnitten.

Die Entente spielt sich als Friedensbringerin auf. Sie lasse uns in Frieden! Damit würde sie den ersten Schritt für einen wirklichen Frieden tun.

Dieser Bramarbas lenkte Deutschlands Schicksal, während der arme Bethmann daneben hilflos zappelte und sich auf das arme, unwissende, absichtlich in Unwissenheit gehaltene Bolt ausredete, das den U- Boot- Krieg gewollt hätte.

So sprach der Mann, der dem Namen nach für Deutsch­ lands Politik im Kriege die Verantwortung trug! Nichts von eigener Ueberzeugung, nichts von Versuchen, sie durch­zusetzen. Nur die tatsächliche Feststellung, daß allein die Sozialdemokratie den Verstand behalten hatte, und daß die andern alle mit verrückt geworden waren. Das Volt glaubte an den U- Boot- Krieg. Ja, mit Verlaub, wer hatte denn denn alles alles verrückt gemacht, wer hatte das beutsche Bolt an den U- Boot- Strieg glauben gemacht? War es denn dem deutschen Volt überhaupt erlaubt, und war es ihm irgendwie möglich, sich während des Krieges von der Bedeutung eines Kriegsmittels begründete Vor­Damals war Amerika schon im Krieg mit uns. Am stellungen zu machen? Wenn nicht das Volt", aber doch 14. März, als Bernstorff heimkehrte, war der Krieg noch nicht weitere Streife des Volkes an den U- Boot- Krieg glaubten, so erklärt, nur die diplomatischen Beziehungen waren abge­doch nur deshalb, weil ihm aus dem großen Pumpwerk der brochen. Empfand man im Großen Hauptquartier das Be­öffentlichen Meinung dieser Glauben durch alle Röhren ein- dürfnis, den zurückgekehrten Botschafter zu sprechen, um mit gepreßt wurde. Der ganze Apparat der öffentlichen Meinungs- ihm zu beraten, wie der drohende Schlag vielleicht doch noch mache stand aber unter amtlicher Kontrolle. Hätte man die abgewehrt werden könne? I wo! Um die Amerikaner Propaganda des unbeschränkten 11- Boot- Kriegs verboten, ja machte man sich feine Kopfschmerzen, die konnten ja erst in hätte man die Preffe vor ihr gewarnt, statt fie mit allen einen Jahre da sein, aber in drei Monaten war alles zu Ende! Mitteln zu fördern, nie wäre das deutsche Volk diesem Jrr- In der Zeit, in der es in Deutschland noch Majestäts­licht nachgelaufen! beleidigungsprozesse gab, tuschelte man einander die Was ist der Unterschied zwischen dem Iteben Gott und Wilhelm II. ?" Antwort: Der liebe Gott weiß alles. Wilhelm II. aber weiß alles besser!" Jm Großen Hauptquartier wußte man Der Verständigungsfrieden war angesichts der Uebermacht alles beffer, so lange, bis man weder ein noch aus wußte. der Gegner gewiß fchiver zu erreichen, aber er war feine Der Botschafter stand sechs Wochen wartend vor der Tür, der Illusion, wenn es nur gelang, Amerika aus dem Spiel zu Stanzler galt nur, wenn er fanzte, wie gepfiffen wurde. halten. Bald nach der Erklärung des U- Boot- Striegs erfolgte Draußen aber, weit draußen standen die Sozialdemokraten, der Zusammenbruch Rußlands . Gab es damals feinen die vaterlandslosen Gesellen". Sie hatten das Vaterland U- Boot- Strieg und wurde mit Rußland ein Frieden geschlossen, retten wollen, und sahen klar, wo alle andern im Taumel der den Westvölfern ein Iodkendes Beispiel war und fein ab- raften. Sie standen draußen und mußten schließlich einsehen, schreckendes wie der von Brest - Litowst, dann war dem Frieden daß ein Vaterland, das so geführt wurde, nicht mehr zu ohne Sieger und Besiegten, dem besten für Deutschland retten war. erreichbaren, der Weg gebahnt. Das war die Politit, die die Sozialdemokratie wollte.

Wir haben den unbeschränkten U- Boot- Krieg und durch ihn Scherzfrage bie Niederlage bekommen, weil die Politik nicht von den ver­antwortlichen Politikern, sondern von den un verantwort lichen Militärs gemacht worden ist!

zu:

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Der Gigungsbericht..

Die Sozialdemokratie war nicht start genug. sie durch­zusetzen. Ludendorff triumphierte. Er hatte die Sozialdemokratie besiegt und fühlte sich als Sieger, nicht In der fortgefesten Bernehmung des Grafen Bernstorff bittet Bors. Warmuth den Grafen Bernstorff nun über die Borgänge ahnend, daß er durch diesen Sieg seine und Deutschlands Niederlage besiegelt hatte. Dieser große General, dessen nach der Senatsbotschaft zu berichten. Graf Bernstorff: Ich habe ein Telegramm von House be­Größe bei näherer Betrachtung immer mehr zujammen- tommen, möglichst rasch nach New Yort au tommen. Ueber die schrumpft, steht am 4. Mai vor Bernstorff und redet daher wie Unterredung habe ich telegraphisch berichtet. ein eitler Schwäger: Sie haben Frieden in Referent Sinzheimer verliest das Telegramm. In diesem wird Amerika machen wollen? Ja, aber wir haben nicht ge- erklärt, daß eine Einmischung in territoriale Fragen seitens Amerikas wollt. In drei Monaten ist England fertig." Dieses prahlende nicht beabsichtigt sei. Es wird um die Gerede vollführt der große General am 4. Mai 1917, andert­halb Jahre vor seinem Geständnis, daß wir fertig sind.

ersucht.

Diese Bedingungen sind: Rückerstattung des von Frankreich besetzten Teils von Ober­

Eljak.

Gewinnung einer Deutschland und Polen gegen Raf­land strategisch und wirtschaftlich sichernden Grenze.

Koloniale Restitution in Form einer Verständi gung, die Deutschland einen seiner Bevölkerungszahl und der Bedeutung seiner wirtschaftlichen Interessen entsprechenden Solonialbesit sichert.

Rückgabe der von Deutschland besetzten französischen Gebiete unter Vorbehalt strategischer und wirt schaftlicher Grenzberichtigungen sowie finan zieller Rompensationen.

Wiederherstellung Belgiens unter bestimmten Garantien für die Sicherheit Deutschlands , welche durch Verhandlungen mit der belgischen Regierung festzustellen wären. Wirtschaftlicher und finanzieller Ausgleich auf der Grundlage des Austausches der beiderseits eroberten und im Friedensschluß zu reftituierenden Gebiete.

Schabloshaltung der durch den Krieg geschädigten deut schen Unternehmungen und Privatpersonen.

Berzicht auf alle wirtschaftlichen Abmachungen und Mak­nahmen, welche ein Hindernis für den normalen Handel und Berkehr nach Friedensschluß bilden würden unter Abschluß cnt­sprechender Handelsverträge.

Sicherstellung der Freiheit der Meere.

Die Friedensbedingungen unserer Berbündeten, so beißt es weiter, bewegten sich, in Uebereinstimmung mit unseren Anschau ungen, in gleich mäßigen Grenzen. Es wird dann weiter erklärt, daß Deutschland bereit sei, in die in der Senatsbotschaft erwähnte internationale Sonferenz einzutreten. Ferner

wird betont, wenn das Angebot Wilsons nur wenige Tage vorher erfolgt wäre, fo hätten wir den Beginn des neuen il- Boot Krieges bertagen tönnen; jetzt sei es hierzu

aus technischen Gründen leider au spät. Es feien militärische Vorbereitungen getroffen, die nicht mehr rückgängig zu machen seien und bereits U- Boote mit neuen Instruktionen ausgelaufen. Wir feien jederzeit bereit, den Bedürfnissen Amerikas Rechnung zu tragen. Wir bitten den räsidenten, feine Bemühungen wieber faunehmen und fortzu­feßen und find zur Einstellung des U- Bootkrieges Mitteilung der deutschen Friedensbedingungen Bereit, sobald volle Sicherheit geboten ist, daß die Bemühungen des Wilson habe erklärt, daß wir moralisch verpflichtet seien, Präsidenten zu einem für uns annehmbaren Frieden führen fönnten.