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Die Parteigenossen Württembergs werden bei diesen Wahlen Alles aufbieten, um einige Sitze in dem Halbmondsaal von Stuttgart   zu erobern. *« Lassallefeier. Ueberall in Deutschland   und über seine Grenzen hinaus, überall, wo es klassenbewußte Arbeiter giebt. ist auch in diesem Jahre das Andenken unseres großen Vorkämpfers durch eine Feier geehrt worden. Treibt auch das sozial- demokratisch gesinnte Proletariat keinen Personcnkultus, so wird es doch nicht unterlassen, seine Tobten, die für die Befreiung des Volkes gekämpft, zu ehren. Ueber die Bedeutung Lassalle's   als Mensch und als Agitator, über seine Werke und seine Thaten, über seine Ideale, die er mit soviel Kraft und Energie verfochten, über sein tragisches Ende haben wir an anderer Stelle berichtet, hier mögen nur in Kürze die Berichte über den Verlauf der Feier im Reiche, soweit sie uns vorliegen, Platz finden. In Potsdam   wurde die Feier am Freitag unter zahl- xeicher Betheiligung begangen. In Brandenburg   a. H. fand am gleichen Tage eine Versammlung unter Mitwirkung einiger Gesangvereine statt. Genosse Ewald hielt die Festrede. Eine eigentliche Feier fand außerdem am Montag statt. Die Genossen von Spremberg   veranstalteten am Sonntag die Feier, verbunden mit einem Festzug. An diesem nahmen Theil etwa 400 Personen, namentlich waren diesmal viel Personen aus den umliegenden Dörfern vertreten In Forst fand am 31. eine von ca. LOW) Personen besuchte Versammlung statt, in welcher der Reichstagsabgeordnete Auer einen mit großem Beifall aufgenommenen Vortrag hielt über das Leben und die Kämpfe Lassalles. Die Erfurter   Genossen hatten im Auenkeller ein Konzert arranairt; am Abend hielt Reichstagsabgordneter R e i ß h a u s die Festrede. In H a l b e r st a d t sprach der Reichstagsabgeord- ueter Wurm im Odeum vor etwa ISO» Personen über die Bedeutung Lassalles. In D e s s a u fand am Freitag eine Versammlung statt, in der Genosse P e u s das Referat hielt. In K ö t h e n fand am Sonntag eine Feier, bestehend in Ge- sang, Vorträgen u. s. w. statt. Genosse P e u s hielt auch hier die Festrede. In Magdeburg  , wo die Polizei die Theilnahme der Frauen verboten hatte, verzichteten die Genossen auf eine Feier und hielten am Abend zwei Versammlungen ab, in denen die Abgeordneten Klees und Schmidt referirten. Ernst und würdig, ganz der Bedeutung des Tages entsprechend, ist die dies- jährige Lassallefeier verlausen. Hunderte von Menschen, Arbeiter und Arbeiterinnen, hatten sich am Sonnabend Abend im Kolosseum eingesunden, um in, engen Beisammensein das An- denken des großen Tobten zu ehren. In zündender Rede hob hier der Genosse S ch m a l f eld t die Verdienste Lassalle's   für die Arbeiter hervor. Für Hamburg   und Umgegend war in verschiedenen Lokalen eine Feier arrangirt. Im l. Hamburger   Wahlkreise war eine Feier imEnglischen Tivoli  " veranstaltet, die in würdiger Weise verlief. Die Gedächtnißrede hielt Genosse Frohme. Entsprechende Konzert-, Gesangs- und deklamatorische Vorträge füllten den übrigen Theil des Abends aus. Im zweiten Wahlkreise leitete die Lieder- tafelAnakreon  " die Feier, welche in Wöhlckes Etablissement stattfand, das bis auf den letzten Platz gefüllt war, mit einigen Gesangs-Vorträgen ein. Dann folgte die vom Genossen E. Fischer gehaltene Festrede, worauf Gesangs- und deklamatorische Vorträge der Feier ihren Abschluß gaben. Der dritte Wahlkreis hatte in Barmbek  (Barmbeker Kasino) und Rothenburgsort  (Saubert's Salon), wo Genosse Metzger die Festrede hielt, eine Feier ver- anstaltet. In Altona  (Kaisersaal), Otttensen(Kluth) und Wandsbek  (Zum Schwarzen Bären) war die Todtenfeier, ebenso wie in den verschiedenen Hamburger   Wahlkreisen, außergewöhnlich stark besucht. In Altona   sprach Genosse Theiß, in Ottensen  Molkenbuhr, in Wandsbek   Stalten. Konzert-, Gesangs- und deklamatorische Vorträge bildeten neben den Festreden das Pro- gramm des Abends. In Dresden   waren zwei Säle,Trianon" undGüld'ne Aue", von Männern und Frauen überfüllt, die gekommen waren, das Andenken Lassalle's   zu ehren. In beide» trugen Gesang- vereine dazu bei, die Würde der Feier zu erhöhen. Die Fest- reden, die imTrianon" vom Genossen Dr. Gradnaner, in derGüld'nen Aue" vom Genossen Kaden gehalten wurden, wurden mit stürmischem Beifall aufgenommen. Irgend welche« Reibereien' oder Störungen sind nirgends vor- gekommen, trotzdem in beiden Sälen ein großes Aufgebot von Polizisten vorhanden war. Die Dresdner   Arbeiterschaft hat eben wieder einmal bewiesen, daß sie trotz aller Verbote und sonstiger Maßregeln versteht, ihre Feste würdig zu feiern. Die L e i p- z i g e r Parteigenossen hatten die großen Halle in Stötteritz   zur Abhaltung des Festes gemiethet. Ihnen war bekanntlich ver- boten worden, die Theilnahme der Kinder, das Verkaufen von Billets u. s. w. Alle diese kleinlichen Maßnahmen einer übereifrigen Polizei vermochten nicht, das F'st abzuschwächen. TerWähler" berichtet, daß 12 000 Personen der Feier bei- gewohnt haben. In Chemnitz   hatten die Behörden ebenfalls Schwierigkeiten gemacht, Frauen und Fortbildungsschüler waren von der Feier ausgeschlossen. In Bielefeld   fand, begünstigt vom Herrlichsien Wetter. die Feier in derZentralhalle" statt. Durch Konzert. Gesang, lebende Bilder unterhielten sich die Versammelten bis zum Abend. Genosse S l o m k e hielt hier einen mit Begeisterung auf- genommenen Vortrag über das Leben und Wirken Lassalle's.   In Elberfeld   gestaltete sich die Feier zu einer Anti- Sedandemonstration. Ueber das Verbot des Umzuges hatten wir bereits berichtet. Die Parteigenossen von E l b e r- selb hatten infolge dieses Verbots fünf Lokale in der Stadt gemiethet. Die Plakate, die zu den Versammlungen einluden, lauteten: A nt i- S ed an- D em o n str a ti o n 30jährige Gedenkfeier an Ferdinand Lassalle  . Das Programm i» allen fünf Lokalen bestand in Konzert, Festball und Festrede. Der Besuch war überall ein ausgezeichneter. In Düsseldorf  hatten die Genossen in derNeuen Welt" sich versammelt, der Genosse Dr. L ü t g e n a u referirte. Zu einer großartigen Demonstration gestaltete sich die Feier in O s f e n b a ch. Hier hielt die Festrede Genosse W. Lie bkn e ch t, der in packender und fesselnder Ausdrucksweise das Leben und die Thaten Lassalle's   schilderte. Minutenlanger, nicht endenwollender Beifall folgte dieser Rede und die Begeisterung, mit welchem ein von der Galerie ertönen- des Hoch auf die internationale Sozialdemokratie im Saale  widerhallte, zeugte von dem Geiste, der die Festtheilnehmer be- seelte. Das Lassalle-Festspiel mit eingelegtein lebenden Bilde Triumph der Arbeit" erregte die allgemeine Bewunderung und wurde mit stürmischem Beifall belohnt. Wie liebenswürdig die sachsischen Behörden unter Um- ständen auch sein können, geht aus einer Berichtigung hervor, die derSächs. Arb.-Zeitung" von der Amtshauptmannschafl Chemnitz   zugestellt wurde. In einer NotizDie doppelte Buch- führung" u. s. w. war die auch von uns in Nr. 203 vom Sonn- abend, den 1. September, unterZweierlei Maß" gekennzeichnete Thatsache gegeißelt worden, daß, währenddem man harmlose Gesangvereine zur Auflösung bringt, man es andererseits ge- schehen lasse, daß die Antisemiten(in Chemnitz  ) Feste arrangiren, zu denen sie ansämmtliche deutschsozialen Vereine unseres engeren Vaterlandes" Einladungen er- gehen lassen. Die famose Berichtigung ist so niedlich, daß wir nicht umhin können, sie auch ohne besondere Aufforderung zum Abdruck zu bringen. Sie lautet: DieSächsische Arbciter-Zeitung" erwähnt in ihrer Nr. 201 ein am ö. August in Siegmar abgehaltenes Sommerfest des deutsch  -sozialen Vereins für Chemnitz   und Umgegend mit Angaben, welche der Wahrheit nicht entsprechen. Zunächst ist dieses Sommersest nach der Anmeldung von dem genannten Chemnitzer   Vereine allein und zwar unter Be- schränkung auf Partei-Mitglieder und deren Familien-Angehörige, welche sich durch Mitgliedskarten zu legitimiren hatten, veran- Verantwortlicher Redakteur: staltet und als solches genehmigt worden. Nach den jetzt sofort angestellten Erörterungen ist aber der Chemnitzer   Verein aus Anlaß dieses Festes auch thatsächlich weder mit dem deutsch  - sozialen Vereine zu Siegmar  , noch mit anderen derartigen Vereinen in Verbindung getreten. Die gegen- theilige Angabe in dem Einladungs- Schreiben beruht auf einem Jrrthume des mit feiner Ab- sassung beauftragten Vereinsmitgliedes. That- sächlich sind diese Einladungen nur an die persönliche Adresse von etwa 80 Parteigenossen im Lande verschickt worden. Es liegt daher für die kgl. Amtshauptmannschafl Chemnitz  , deren vereinspolizeilicher Beausstchtigung der Chemnitzer   Verein über- dies nicht untersteht, kein Anlaß zum Einschreiten vor. Chemnitz  , den 31. August 1894. Königliche Amtshauptmannschaft. Dr. Rumpelt. Merkwürdig? Wie reizend, gemüthlich und verträglich die sächsischen Behörden doch sein können. Die Antisemiten haben einen Jrrthnm begangen", Gesangvereins aber sind aufgelöst worden, nicht weil derJrrthum" perfekt geworden, sondern weil sie in Aussicht genommen, einen solche» zu begehen, nämlich einem Sängerfest beizuwohnen. 9« In dem Kampfe wider die Sozialdemokratie besteht ein wahres Wettrennen zwischen den einzelnen sächsischen Be- Hörden. Welche erfinderische Polizeiseele dereinst die Palme des Sieges erringen wird, ist noch nicht abzusehen, denn jeder Tag bringt neue Ueberraschungen. Hier wieder etwas neues: Beschluß vom 29. August 1394. Nachdem festgestellt worden ist, daß der sozialdemokratische Wahlverein für Roßwein   und Umgegend in einer am 19. d. M. im Vohland'schen Gasthofe zu Marbach abgehaltenen Mitglieder- Versammlung beschlossen hat, am 2. September dieses Jahres im Vohland'schen Gasthofe zu Marbach eine öffentliche Volksver- sammluug zu veranstalten, in welcher über den Unterschied zwischen Sozialdemokratie, Anarchie und Antisemitismus gesprochen werden soll, und am 23. selben Monats im selben Gasthofe ein Vereins- vergnügen, verbunden mit einer Laffallefeier, zu veranstalten, so wird in der Erwägung, daß derartige Veranstaltungen mit dem Zwecke dieses Vereins(zu vergleichen ß 1 des Vereinsstatuts) nicht im Einklänge stehen, auf grund der Zg 19, 30 und 31 des Ge­setzes, das Vereins- und Versammlungsrecht betreffend, die Auf- lösung des sozialdemokratischen Wahlvereins für Roßwein   und Umgegend hiermit verfügt. Der Stadtrath zu Roßwcin. Bürgermeister Rüder. Also die Veranstaltung politischer Versammlungen gehört nicht zu den Obliegenheiten eines Wahlvereins. ..Undank ist der Welt Lohn." Dieses Sprichwort hat für M i t l w e i d a reine Giltigkeit. Dasschneidige" Auftreten des Bürgermeisters Apelt gegen die Sozialdemokratie hat auf einmal den Spießern die Augen über die Fähigkeiten des Herrn Bürgermeisters geöffnet. Deshalb hat man auch schleunigst Schritte gethan, daß dem Verdienste die Krone werde. Man beschloß in der am Donnerstag abgehaltenen Sitzung der beiden städtischen Kollegien, Herrn Bürgermeister Apelt auf Lebenszeit zu wählen und ihm 800 M. Gehaltszulage zu gewähren. Bei der Berathung wurde hauptsächlich die Nothwendigkeit betont, eine so bewährte Kraft auf Lebenszeit zu besitzen. Glückliches Mittweida  , dem es gelang, einen so schneidigen Gegner der Sozialdemokratie sein ganzes Leben lang an seine Fahnen zu fesseln. «» Nusere Gegner, die bekanntlich dieFlöhehusten hören, flunkern allerlei dummes Zeug über den diesjährigen Parteitag. Auf ihrer Suche nach einerSpaltung" haben sie nun glücklich entdeckt, daß eine solche vorhanden sei zwischen den norddeutschen und den baye- rischen Führern. Es habe, so heißt es in einem Waschzettel, der die Runde durch die Provinzpreffe macht, dienorddeutschen Führer arg verschnupft", daß die bäuerischen Abgeordneten in der Kammer mit für das Budget gestimmt haben. Nun, einen Trost müssen sie doch schließlich noch haben, unsere Gegner, und sei es auch nur, daß sie sich an den Schnupfen der Genossen Bebel, Auer, Liebknecht u. s. w. festklammern. Parteipresse. Gleichzeitig* mit dem Erscheinen der neuen vom Grafen Hoensbroech herausgegebenen katholischen Zeitung wird, so berichtet das Herold'sche Depeschenbureau, auch unser dortiges Parteiorgan neben der täglichen in einer Wochen- ausgäbe erscheinen. Uns ist von einem derartigen Beschlüsse der Kölner   Parteigenossen nichts bekannt. Militarismus und Sozialdemokratie. Während der Militarismus sonst bestrebt ist, die Berührung smit den Sozial- demokraten möglichst zu meiden, scheint das in Bezug auf Ein- quartirunge» nicht immer der Fall zu sein. Der Genosse H. in Unterweißig, der eine Ausgabestelle derSächsischen Arbeiter-Zeitnng" hat, schrieb an die Miltärbehörde folgenden Brief:Wie mir vom Gemeindevorstand mitgetheilt wurde, soll ich bei der nächsten Einqarticrung mit einem Mann belegt werden. Theile der Militärbehörde hierdurch mit, daß ich Sozial- demokrat bin und die Ausgabestelle derArbeiter-Zeitung  " be- sitze, daß infolge dessen allerhand sozialdemokratische Schriften herumliegen, sdie, weil sie nicht verboten, ich keine Veranlassung habe, der Einquartierung wegen bei Seite zu schaffen." Von diesem Brief wurde den Mannschaften vom Hauptmann Mit- thcilung gemacht und hinzugefügt:Der soll aber gerade einen Mann bekommen!" Zugleich wurde den Leuten der Verkehr in einigen Wirthschaften untersagt. Freilich müßte man, wollte man den sonst beliebten Standpunkt einnehmen, das ganze Dorf boykottiren, denn wie ein Korrespondent derSächsischen Arbeiter-Zeitung" mittheilt, waren bei der letzten Wahl, bis aus 11 antisemitische, nur sozialdemokratische �Stimmen abgegeben. In nicht beueidenSwerther Lage schreibt dieMann- heimer Volksstimme" befinden sich die Redakteure solcher Zeitungen, die viel mit Korrespondenzen aus Leser- und Partei- kreisen zu rechnen haben. Ein jeder der Mitarbeiter möchte sich am schnellsten bedient sehen, was ost beim besten Willen aus redaktionellen und technischen Gründen nicht möglich ist, die daraus entstehenden Aergerniffe sind aber noch die geringsten im Vergleiche zu denen, die einem Redakteur aus der Verarbeitung des eingesandten Stoffes oft erwachsen. Die Herren Mit- arbeiter haben meistens die Schwäche an sich, ihre Artikel oder Notizen so veröffentlicht sehen zu wollen, wie sie eingesandt worden sind. Das ist nun vielfach aus dutzenderlei Gründen nicht angängig, wird aber dann zur strikten Unmöglichkeit, wenn der Einsender nicht die erforderliche Gewandtheit im Stile, viel- leicht nicht einmal die einfachsten Regeln der Grammatik be- herrscht, was ja entschuldbarer Weise bei manchen Korrespondenten aus Arbeiter- und aus anderen Kreisen zutrifft. Da muß denn der Redakteur nachhelfend die klotzigen Stellen abschleifen und den ganzen Satzbau in ein richtiges Gefüge bringen. Gerade bei dieser gewiß nicht angenehmen Arbeit aber erntet er den meisten Undank und zieht sich den Groll seiner verehrlichen Mitarbeiter zu, die partout nicht begreifen wollen, warum dieser oder jener Satz gestrichen oder nicht in der nieder- geschriebenen Form erschien.Der Redakteur hat ja meinen Artikel verpfuscht", heißt es dann ingrimmig, ohne daß man be- denkt, daß der vielgeschmähte Mann erst etwas Brauchbares aus dem ganzen Kuddelmuddel gemacht. Hat man es mit vernünf- tigen, einsichtsvollen Korrespondenten zu thu», so verständigt man sich leicht; der Redakteur weiß nur zu genau, daß der Schreiber der fehler- und mangelhaften Aufsätze in den meisten Fällen keine Schuld an seiner lückenhaften Schulbildung trägt, er weiß, daß dos in dem verkehrten System unseres Unterrichtswesens liegt. Nichts wissen ist noch keine Schande für den, der sich bemüht, etwas zu lernen und den Fehler seiner Jugendbildung gut zu lpgo Pötzsch in Berlin  . Druck und Verlag von Max Badsng v machen sucht, dabei bescheiden ist und Belehrung von denjenigen Leuten annimmt, die das zu Erlernende schon verstehen; aber nichts wissen, nichts können und nichts lernen wollen und dabei grob und unverschämt sein, ist eine Eigenschaft, die auch dann nicht schön genannt werden kann, wenn man sie als Arbeiter einem Arbeiterredakteur gegenüber ausübt. Die beste Kur für solche Leute wäre, sie einmal nur acht Tage lang selbst in das Geschirr eines Redakteurs zu spannen, das würde sie sicher kurirew Leider ist das aber nicht�angängig. Eine reaktionäre Masse.* Bei den demnächst in Dort- mund stattfindenden Gewerbegerichtswahlen stehen den Sozial- demokraten alle anderen Parteien entgegen. Die christlich.sozialen, evangelischen und katholischen Arbeitervereine, die Hirsch-Duncker- schen und der blaue Brauerverein alle in schönster Harmonie. Der Letztere bettelt in einem Zirkular an die Ärauereibesitzsr diese um Unterstützung gegen die Rothen, mit denen allein er nicht fertig wird.Um der Sozialdemokratie, heißt es dort, die eifrig bestrebt ist, dafür zu sorgen, daß nur Anhänger ihrer Partei gewählt werden, einen Riegel vorzuschieben, ist es noth- wendig, daß jeder wahlberechtigte Brauer und Arbeiter, soweit er sich nicht zur rothen Fahne bekennt, sein Wahlrecht ausübt und. um dieses Recht ausüben zu können, sich noch rechtzeitig in die Wahllisten einträgt. Es ergeht daher die Bitte an Sie. Ihre Leute, die keine umstürzlerischen Gedanken hegen, anzuhalten, ihr Wahlrecht auszuüben und ihnen Gelegenheit zu geben, sich noch rechtzeitig in die Listen einzutragen, die am Freitag ge- schloffen werden." Welch traurige Gestalten diese braven Brauerburschen doch sein müssen, daß sie die Hilfe ihrer Ausbeuter erbetteln, um ihre Gunst buhlen, um ihre klassenbewußten Arbeitsbrüder zu be- kämpfen. Nun, unsere Parteigenossen werden ihre Kräfte dieser zusammengerührten reaktionären Masse gegenüber verdoppeln, sodaß der Sieg doch auf ihre Seite fällt. ** Todtcnliste der Partei. In Uetersen   starb der Gen. I. H o l st. Seine Beerdigung fand am 30. August unter großer Betheiligung statt. »» Polizeiliches, Gerichtliches ic. Genosse Simon, Redakteur derBrandenburger Zei- tung" wurde wegen Beleidigung des kommandirenden Generals des 4. Armeekorps v. Hänisch zu 20 Mark Geldstrafe oder zwei Tagen Haft verurtheilt. Er hatte in einem Artikel, welcher der Freis. Ztg." entnommen war, behauptet, daß der General als Pächter der Jagd Soldaten abkommandirt habe, um als Treiber zu dienen. Durch die Aussagen der als Zeugen vernommenen Bataillons- Kommandeure ist nun zwar fest- gestellt worden, daß allerdings Soldaten in der be- zeichneten Art und in größerer Zahl Verwendung ge- fnnden haben, daß aber dies nicht ans Kommando, sondern in­folge freiwilliger Meldung, immerhin aberauf Ersuchen" des Generals v. Hänisch geschehen ist. Der Verbrecher mußte also büßen; warum stellt er eine solche Begriffsverwechselung an unj> meint, daß, wenn der Generalersucht", das dann so viel bedeute, als k o m m a n d i r e n". Ge»verkHll»k»fkltches. Gleiche Brüder, gleiche Kappeu. Ob in Deutschland  . in Rußland   oder in Frankreich  , sie sind überall dieselben die Unternehmer nämlich. Im Rive de Gier   ist, wie bereits mit- getheilt, ein Glasarbeiterstreik ausgebrochen. Die Arbeiter hatten das zweifelhafte Glück, in den Häusern der Fabrikanten zu wohnen. Jetzt kommt die Nachricht von dort, daß 129 Ar- beiter wegen Einstellung der Arbeit aus den der Fabrik ge- hörigen Wohnungen gewiesen worden sind und daß das Gericht den Ausweisungsbefehl gebilligt und die Arbeiter zum Schaden- ersah verurtheilt hat. Wieder ein Beweis, daß die Arbeiter sich vor den Wohlthaten der Unternehmer zu hüten haben. Die Gewerkschaften in Spandau   haben in einer Konferenz am 2. September beschlossen, eine gemeinsame Herberge und Arbeitsnachweis zu errichten. Das Anerbieten des Gast- wirths Stasinowski, Jüdenstr. 11, der für diese Zwecke sein Lokal zur Verfügung stellt, wurde von der Versammlung angenommen. Die Zlnösperrung der Strumpfwirker in Göppersdorf  (Sachse n). Ueber die schon kurz mitgetheilte Aussperrung wird noch berichtet: Vor 14 Tagen waren in der Köbke'schen Strumpfwirkerei zu Göppersdorf   einschneidende Lohnherab- setzungen angekündigt worden. Ohnehin waren in diesem Geschäfte, das an 110 Arbeiter und Arbeiterinnen beschäftigt, die Löhne knapp, mit den Vorschriften der Gewerbe- Ordnung wurde es nicht immer genau genommen. Wiederholt mußten Mädchen Sonnabend Abends nach �26 Uhr noch ar­beiten und ein Mädchen von 18 Jahren mußte regelmäßig an den fünf ersten Wochentagen von Morgens 6 Uhr arbeiten, wie die älteren Mädchen. Unter solchen Umständen joaren die Arbeiter zum Streik entschlossen. Als Donnerstag früh VsIO Uhr der Arbeirer-Ausschnß mit Köbke erfolglos verhandelt hatte, ging dieser in seiner ersten Erregung durch die Säle, ließ abpfeifen und sperrte persönlich sogleich 43 Arbeiter und 9 Arbeiterinnen (Aufstoßerinnen) ans. Bis jetzt arbeiten noch 14 Arbeiter. Hoffentlich kommen auch diese noch zur Einsicht und schließe» sich den Streikenden an. Depefrlten: tWolff's Telegrapden-Bureau.) Amsterdam  , 4. September. Nach Blätttermeldungen aus Batavia ist Hauptmann Lindgreen mit einer Abtheilnng Sol- baten von den Balinesen gefangen genommen. Der Radja will die Gefangenen freilassen unter der Bedingung, daß der Frieden geschlossen werde und die Truppe» sich zurückziehen. Glasgow  , 4. September. RDa der jüngst gefaßte Beschluß, die Arbeit in den Gruben wieder aufzunehmen, eine absolute Majorität nicht erlangte, dauert der allgemeine Ausstand fort. Von den 70 000 Bergleuten Schottlands   arbeiten heute nur vier- hundert. » Jmola, 4. September. Einige Vertreter de? Nationalrathes der sozialistischen   Partei hielten hier eine Versammlung ab. in welcher mit Rücksicht darauf, daß die Regierung das Verbot der Abhaltung des angekündigten sozialistischen   Kongresses energisch aufrecht hält, beschlossen wurde, den Kongreß so lange aufzu- schieben, bis die Exekutivkommtssion die Abhaltung desselben für opportun halten wird. (Tepeschen-Burean Herold.) Marburg  , 4. September. Bis heute Mittag 12 Uhr sind keine Neuerkrankungen oder Todesfälle an Cholera in Bürgeln  vorgekommen. Die früher an der Seuche erkrankten Personen befinden sich aus dem Wege der Besserung. London  , 4. September. Ter schottische Bergarbeiter-Streik dauert noch immer fort und nimmt besorgnißerrcgende Dirnen- sionen an. Die Arbeitgeber beschlossen gestern Abend von neuem, den Resolutionen der Arbeiter energischen Widerstand ent- gegenzusctzen. Im Kongreß der Trade- Unionisten wollen die sozialistischen   Arbeiter den Antrag stellen, nur solche Vertreter in das Parlament zu senden, die das kollektivistische Programm zu vertheidigen versprechen. Ein zweiter Antrag will allen ausländischen Armen die Einwanderung nach England verbieten, um dadurch die nationale Arbeit zu schützen. Wien  , 4. September. Gestern Abend ging im Raxgebiets (Semmering  ) ein furchtbares Unwetter nieder, durch welches die Straßen in der Umgebung von Reichenau   im Naßwalde un- passirbar gemacht wurden. Dort kamen auch Lawinenstürze vor. Das Hotel Kaiserbrunn und dessen Logirgästt sind von allem Verkehr vollständig abgeschnitten. > Berlin   SW., Benthstraße 3.' Hierzu eine Beilqge.j