Nr. 207.
Erscheint täglich außer Montags. Preis pränumerando: Vierteljährlich 3,30 Mart, monatlich 1,10 Mt., wöchentlich 28 Pfg. fret in's Haus. Einzelne Nummer 5 Pfg. Sonntags- Nummer mit illuftr. Sonntags- Beilage Neue Welt" 10 Pfg. Post- Abonnement: 3,30 Mt. pro Quartal. Unter Kreuz band : Deutschland u. Defterreichs Ungarn 2 Mt., für das übrige Ausland 3 Mt.pr.Monat. Eingetr. in der Post Beitungs- Preisliste für 1894 unter Nr. 6919.
Vorwärts
11. Jahrg.
Insertions- Gebühr beträgt für die fünfgespaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Bfg., für Vereins- und Bersammlungs: Anzeigen 20 fg. Inserate für die nächste Nummer müssen bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist an Wochentagen bis 7 Uhr Abends, an Sonn und Fefttagen bis 9 Uhr Vormittags geöffnet.
Fernsprecher: Amt 1, Nr. 1508. Telegramm- Adresse:
Bolksblatt.
Zentralorgan der sozialdemokratischen Partei Deutschlands .
Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2. Donnerstag, den 6. September 1894. Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3.
Arbeiter! Parteigenossen! Trinkt kein boykottirtes Bier!
Parteigenossen!
Die Anträge) müssen bis spätestens 10. Dttober] in den Händen des Parteivorstandes Berlin SW., Raybach str. 9
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Eugen Richter's Redunng.")
Herr Richter glaubt es genau herausgerechnet zu haben, daß der Sozialismus ein sehr unprofitables Gelbgeschäft sei. Der des großen
Auf grund der Bestimmungen der§§ 7, 8 und 9 der Parteis der Parteiorganisation im Vorwärts" veröffentlicht werden und Finanzgenies und Sozialistentödters vollkommen würdig. Organisation beruft die Parteileitung hiermit den diesjährigen Parteitag auf
Sonntag, den 21. Oktober,
nach Frankfurt a. M. in das Lokal zur
,, Weißen Lilie", Bergerstr. 273. Als provisorische Tagesordnung ist festgesetzt:
sie des§ 8 Abfah 2 in die gedruckte Vorlage für den Parteitag Aufnahme finden sollen. Anträge von einzelnen Parteigenossen bedürfen der Gegen zeichnung des Vertrauensmannes, sollen sie zur Veröffentlichung und Berathung gelangen.
Die Adresse des 2otalfomitees ist: Friedrich Brühne , Sonntag, 21. Oktober, Abends 7 Uhr, Vorversammlung, Frankfurt a. M., Liebfrauenberg 26. Die Parteigenoffen, welche Sonntag, 21. Oktober, Abends 7 Uhr, Vorversammlung, als Delegirte zum Parteitag kommen, werden ersucht, von ihrer Konstituirung des Parteitages. Festsetzung der Geschäfts- und der Delegation dem Lokalfomitee rechtzeitig Mittheilung zu machen, Tagesordnung. Wahl einer Kommission zur Prüfung der Mandate. Damit dieses in bezug auf Quartier 2c. die nothwendigen VorMontag, den 22. Oktober und die folgenden Tage: bereitungen treffen kann. 1. Geschäftsbericht des Parteivorstandes.
Berichterstatter: A. Gerisch.
2. Bericht der Kontrolleure.
Berichterstatter: S. Meister.
3. Bericht über die parlamentarische Thätigkeit.
Berichterstatter: R. Fischer.
4. Die Maifeier 1895.
Berichterstatter: C. Meift.
5. Agrarfrage und Sozialdemokratie.
Berichterstatter: Dr. B. Schoenlant und
G. v. Vollmar.
6. Die Bedeutung der Trusts, Ringe, Kartelle und ähnlicher großfapitalistischer Organisationen in unserer wirthschaftlichen Entwickelung.
Berichterstatter: M. Schippel.
7. Anträge zum Programm und Organisation. 8. Sonstige Anträge.
9. Wahl der Parteileitung.
Parteigenossen! Wir fordern Euch nun auf, die erforderlichen Vorbereitungen zu treffen. Insbesondere die Wahl der Delegirten und Einreichung der Anträge rechtzeitig zu bewirken.
Feuilleton. Der Inde.
Deutsches Sittengemälde
aus der ersten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts.
Mandatsformulare**) find durch das Partei Bureau Berlin SW., Raßbachstr. 9, zu beziehen. Berlin , den 19. August 1894.
Mit sozialdemokratischem Gruß
Der Parteivorstand.
Denn
Das Lächerlichste bei der ganzen Sache ist wohl, daß Herrn Richter's eigene Rechnung das gerade Gegentheil von dem beweist, was er bewiesen zu haben vorgiebt. ach Richter's eigener Annahme haben 70 pet. der Be völferung Preußens, in voller Bahl 21 070 481 Personen, ein Einkommen von durchschnittlich 500 M. auf jeden Steuer. träger, währenddem das allgemeine Durchschnittseinkommen nach ihm 932 M. beträgt. Die große Maffe des Volkes hat also, selbst Herrn Richter zufolge, das lebhaftefte Geschäfts interesse" an dem Aufbau der sozialistischen Gesellschaft. Herr Richter verspricht ihr dabei einen Profit von 86 pet. Unvortheilhaft dagegen soll das Geschäft für die Arbeiter in den Großstädten sein, weil man hier auch einen größeren Arbeitslohn, als 932 m. im Jahr, treffe.
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Die Arbeiter, die, nach Abzug der Zeit der Arbeitslosig teit, der Strafen 2c., ein größeres Einkommen als 982 M. im Jahre erzielen, find auch in allen Großstädten dünn gefäet. Allein wenn Richter ihnen vormachen will, sie wären, selbst nach seiner Rechnung, bei einer gleichmäßigen Einkommenvertheilung im Machtheile, so ist das der reine Schwindel. Herr Richter vergißt, daß seine 932 M. Jahreseinkommen der Durchschnitt sind für Die Genossen, welche Anträge einreichen, werden darauf das ganze Land. Wenn nun in den Städten ein Theil der Arbeiter ein größeres Einkommen bezieht, so ist doch in den aufmerksam gemacht, daß etwaige, den Anträgen beigegebene Städten auch das Leben theuerer. Die Hauswirthe allein Dann die theueren Lebensmittel. Motive weder im Vorwärts", noch in der dem Parteitag sorgen schon genügend dafür. vorzulegenden gedruckten Vorlage Aufnahme finden können. Die Wollte Herr Richter vergleichbare Zahlen erhalten, so mußte er Genossen haben das Recht, ihre Anträge auf dem Parteitage ein besonderes Durchschnittseinkommen für die Städte und entweder persönlich zu vertreten, oder durch befreundete Genossen ein besonderes für das platte Land berechnen. vertreten zu lassen; außerdem aber empfiehlt es sich, wichtige Anträge vor dem Zusammentritt des Parteitages in der Partei presse zu erörtern. Die Motive aber in die Parteitagsvorlage aufzunehmen, verbietet sich aus räumlichen Rücksichten und um der damit verknüpften unvermeidlichen Wiederholungen willen. **) Die Versendung der Mandatsformulare erfolgt zu Anfang Ottober.
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Diese Rechnung läßt sich zwar nicht auf grund der preußis schen, wohl aber auf grund der fächsischen Einkommenstatistit aufstellen. Die Ergebnisse der preußischen EinkommensteuerGinschätzung sind überhaupt sehr schwer zur Berechnung all gemeiner Einkommenziffern verwendbar, am wenigsten aber in der Weise, wie es Richter thut, der für über Zweidrittel der
*) Obgleich wir Herrn Richter's neuen Frrlehren mehr Aufmerksamkeit gewidmet haben, als sie verdienen, veröffentlichen wir doch noch den folgenden Beitrag aus der Feder eines aus gezeichneten deutschen Statistikers.
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Sie in einem leuchtenden Kreise schwingend, schreckte er die wieder andre. Haltet die Wachen auf!" schrieen die Kühnsten, Knechte von sich, und verdoppelte Wallradens Angst, an Meister und Knechte der Metzgerzunft, und schleuderten welche er die vorige Frage wiederholte, außer sich vor Zorn Steine, Aexte und dergleichen Dinge mehr den eifrig nachAm Brückenthore wollten und Grimm. Da gewahrte Willhild den Junker Dagobert, setzenden zwischen die Beine. 132 der, von der heulenden Gundel geleitet, sich durch das die Söldner den Mönch nicht durchlassen, Mezgerfäufte Volk drängte, und schrie, was sie vermochte, nach Hilfe und stießen sie zurück. Zwei von der handfesten Schifferzunft nach seinem Schuh. Erbarme Dich meiner, Bruder!" packten den ermatteten Bilger bei den Händen, nahmen wimmerte Wallrade, vor dem Wüthenden zurückweichend. ihn in die Mitte, und rannten mit ihm, schnell wie der Du schweigst?" stammelte dieser:" So stirb, Verfluchte!" Wind über die Brücke. Wagen sogar mußten ausweichen, Und mit einem gewaltigen Schwertstoß auf die Brust und aus den Fenstern des Deutschherrenhauses wurde der Um Gottes und Christi willen!" jammerte Gundel, der Feindin warf er sie in den Staub, daß sie, schwer Auflauf gesehen. Eifersüchtig, ihr heiliges Vorrecht zu nachrennend:" Ihr stürzt Euch in's Verderben, blutend und ächzend zusammenfiel, ohne ferneres Beichen üben, gaben die Oberen Befehl, die Thüre weit zu öffnen. Bilger nahte dem Ziele, aber auch die Verfolger waren nur Herr! Hört mich! hört!" Aber so wie ihr des Lebens. inen Schritt hinter ihm zurück. Auch sie machten sich durch Hellebardenschläge und Rippenstöße Luft und freien Weg, und ihre Hände berührten schon die Kutte des Unglücklichen, als er die Schwelle des deutschen Hauses erreichte, und athemlos darauf zusammensant.
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Von E. Spindler.
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Geschrei, das eines schwachen Weibes, fruchtlos vers" Beter!" schrie der Haufe und fuhr weit zurück vor dem hallte unter dem Toben der Menge, also war überhaupt Herrn von der Rhön : Ein Mord! Gnade der Armen nicht mehr aufzuhalten das Rad des Unglücks, das vom Gott! Wer bist Du, Entsetzlicher!" rief Dagobert, der Bufalle entfesselt worden war, und nun zerschmetterud das die in seinen Arm Gesunkene Willhild und Gundel über herrollte. Der Stifteren alles Uebels nahte ihre verhängniß- ließ. Der Herr von der Rhön war beim Anblick der Rühre nur die Mauer an, armer Mann!" riefen ihm volle Stunde, denn sie begegnete wenige Schritte von der Verletzten und der Ströme ihres Bluts wie gefühllos Pforte dem Rasenden, der wie ein böser Geist an sie heran geworden, und dieser Schreck gewann ihm die Herzen Mitleidige zu, und seine matte Hand erfaßte einen Stein ftürmte. Willkommen, Ungeheuer!" rief er ihr zu, daß des Pöbels, und Dagoberts Mitleid, der seinen Mann der Pfortenfäule, als der Schöffe anlangte, ihn in Haft zu. fie entsetzt vor ihm wich, und sich an ihre Begleiterin fest- plöglich erkannte, und wie von einem Gespenste berührt, ziehen. Dieser lettere, ein rüftiger, noch junger Mann, hielt: Kennst Du dies Kind? Kennst Du mich? und soll zurücktaumelte. Herr von der Rhön ?" schrie er:„ Un- wollte sich ohne weitere Umstände der Beute bemächtigen, und auf seinen Wink griffen die zweifelhaft zögernden Söldner ferner noch Dein schändlich Lügengewebe bestehen? Wo ist glücklicher! Abscheulicher! was habt Ihr gethan?" die Mutter dieses Kindes?" Stoßt mich nieber," antwortete ihm Bilger wie bezu, allein Bilger flammerte sich mit der Kraft eines " Gott der Barmherzigkeit!" flüsterte erschrocken Wall- wußtlos, und die triefende Klinge entfiel seiner Hand. Verzweifelnden an die rettende Pforte und gewährte einen Dort augenblicklichen Widerstand, der dem Oberreiter des Hauses radens Begleiterin, und das Fräulein schrie:" Rommt„ Das walte Gott !" versetzte Dagobert schauernd: Willhild, kommt! befreit mich von dem Tollgewordnen! naht schon die zurückkehrende Wache, Schöffen an der Spitze. Beit ließ, sich in den Handel zu mengen. Er wies die AnWo ist dieses Kindes Mutter?" brüllte der Ver- Euer Blut komme nicht über mich, flieht!"- Flicht! flieht!" greifenden mit Wort und That zurück und das umstehende des unglücklichen Verbrechers zweifelnde und schleuderte sie mit mächtiger Faust zurück: schrie die Menge: Flieht, unglücklicher Vater! nach der Volk nahm seine und In dem Strome? Lüge ist's! darum bekenne, oder fürchte Freistatt , nach der Freiftatt! fort, fort!"- Wo? wo?" Partei. Der Schöff schien jedoch nicht hierauf zu achten stotterte Rhön , in dem die Lust zum Leben wieder er in seinem Ungestüm, und legte in Person Hand an den das Aeußerste, Höllengespenst!" „ Nach dem deutschen Hause!" raunte ihm Herrn von der Rhön . Verloren schien dieser in seiner " Der Mensch will mich ermorden!" jammerte Wall- machte. rade, verblassend und bebend an allen Gliedern; Will Dagobert in das Ohr, und stieß ihn in das Gewühl des Verfolger Gewalt, als der Komthur des Hauses rasch aus Ermorden? ja bei Volks, das dem bewußtlos Fliehenden geräumigen Plaß der Pforte kam und mit kühner Faust den Ergriffenen hild! helft mir von dannen!" Gott !" donnerte Bilger: Nicht leben sollst Du, wenn Du machte. So versorgt Ihr mein Kind?" entgegnete der wieder frei machte. „ Wer wagt's, sich an unsern guten Rechten zu vers nicht auf der Stelle bekennst!"- Vor seinen fürchterlichen arme Vater, und im Nu hatte es Dagobert schon auf seine Blicken wich die Menge zurück, die das Schauspiel um- Arme gezogen. Bilger entfloh, so schnell als seine Füße greifen?" fragte er trogig. Hat uns der Stuhl zu Rom brauste. Wache von der Pforte näherte sich nun, um auf es erlaubten und die unbequeme Tracht. Das Mitleid der und Kaiser und Reich dieselben darum gegeben, daß ein Willhilds durchdringendes Geschrei Ruhe zu stiften. Bilger aus den Häusern laufenden Bürger bahnte ihm den Weg. Rathsherr von Frankfurt mit ihnen verfahren könnte, wie stürzte jedoch mit der Wuth eines Tigers auf den Anführer Laßt ihn durch!" riefen einige Stimmen, er ist ein armer ein Kind mit seinem Spielwerke? Laßt die Hand ab und der Söldner und entriß ihm gewaltsam die blanke Waffe. Mörder!"-" Bu den deutschen Herren mit ihm!" riefen geht mit Gott ohne diesen Mann."- Der Schöff- be
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