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Nr.560.36.Jahrg.

Bajaurit

Biertelfährt. 10,502, menal

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Telegramm- Adresse: Sozialdemokrat Berfla

Morgen- Ausgabe.

Vorwärts

Berliner Volksblatt

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutfchlands

Redaktion und Expedition: SW. 68, Lindenste. 3.

kernivrecher: Amr Morisplas, Nr. 151 90-15197.

Mittwoch, den 5. November 1919.

Vorwärts- Verlag G.m. b. H., SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Aunt Morigplats, Nr. 117 53-54.

Streikrecht. Streifpflicht Streikbruch.

L

es war eine Selbstverständlichkeit, daß die Revolution dem befreiten deutschen Bolf vor allen Dingen ein völlig

Arbeiter, Genossen!

Stimme und ihren Stat nicht mehr wirksam geltend machen, obne schwersten Beschimpfungen, wirtschaftlichen Schädigun­gen oder gar tätlichen Angriffen ausgesetzt au sein. Sie

In der Generalversammlung des Deutschen Metallarbeiter eben die Gewerkschaften immer schneller auf der schiefen freies Roalitions. und Streifrecht brachte. verbandes am Montag, den 3. November, wurde der Ge- Bahn zur partei politischen Organisation bergab rutschen Alle bisher für einzelne Arbeitnehmergruppen bestehenden neralstreit für die Metallindustrie beschloffen und und dabei immer ungeeigneter zur Führung des wirtschaft­geiezlichen oder Arbeitgeberverbote, fich zu organisieren die sozialdemokratischen Parteien aufgefordert, innerhalb wei- lichen Befreiungskampfes der Arbeiter werden. Sie fom­oder zu streifen( Landarbeiter, Beamte, Eisenbahner usw.) terer 48 Stunden seine Ausdehnung über das gesamte men immer häufiger in die Lage, zur Durchsetzung wirt­wurden durch die zur Macht gelangte Sozialdemokratie auf- Berliner Wirtschaftsgebiet zu veranlassen. gehoben. Damit wurde die Bahn frei für eine ungehemmte Entwidelung der gewerkschaftlichen Organi industriellen die Rechte der Arbeiterräte und Arbeiterausschuhschicktes Verhandeln vermieden werden können und die die Der Beschluß wurde damit begründet, daß die Metall- schaftlicher Forderungen Streits mitmachen zu müssen, die nach ihrer Meinung durch besonnenes Borgehen und ge­sationen. Millionen neuer Mitglieder sind seit dem mitglieder beseitigen wollten. Diese Darstellung Arbeiterschaft selbst saver schädigen. Sie erkennen immer 9. November in die freien Gewerkschaften geströmt und irreführend. In einer Versammlung, die zwischen den diefes Wachstum hat auch zu einem starken Anschnellen der zentralen und örtlichen Parteileitungen der Demokraten, Bahl, des Umfanges und der Erfolge der gewerkschaftlichen i. S. B. D., S. B. D. und den Vorsitzenden der beiden Boll­Bewegungen, zur Verbesserung der wirtschaftlichen Lage der zugsräte Groß- Berlins stattfand, wurde vereinbart: Arbeitnehmer aller Berufsschichten geführt.

Die vielen Millionen Arbeitnehmer, die aus der bisherigen Unterdrückung durch die Revolution befreit oder aus ihrer geistigen Gleichgültigkeit aufgerüttelt wurden, tamen völlig ungeschult in die gewerkschaftlichen Or­ganisationen und Rämpfe hinein. Sie verfügten nicht nur über feine organisatorischen Erfahrungen, sondern sie waren zum Teil bisher in den direft gegensäglichen Anschauungen der bürgerlichen Parteien und Berufsorganisationen oder gar der Gelben erzogen. Es hätte intenfibfter Erziehungs­arbeit der Gewerkschaften bedurft, um diese neuen Mit­glieder zu flaren und überzeugten neuen Kämpfern zu machen.

Die Rechte der Arbeitervertretungen follen nach Aufnahme ber Arbeit wie folgt gesichert werden:

Die Arbeiterausschiffe treten in der unten angegebenen Bu­sammenschung sofort wieder in Tätigkeit. Die in einzelnen Be­trieben mit ihnen schriftlich vereinbarten aber nachweislich von der Direktion genehmigten, über die gefeblichen Rechte hinans. gehenden besonderen Befugnisse und der Vertretung der Arbeiter. schaft bleiben, soweit sie bis zum Ausbruch des Streiks in Nebung waren, bis zum Inkrafttreten bes Betriebsrats. gefeges bestehen. Bon da an gelten die im Gefes fefige. legten Rechte. Für die Mitgliedschaft im Arbeiterausschus gilt nach dem Streit folgendes:

Infolge des§ 14 des Gefeses vom 23. Rovember 1918 müffen für Ausschußmitglieder, bie entlaffen waren, beren Stellver treter eintreten, soweit fie nicht auch entlassen waren. Wo tein vollständiger Arbeiterausschuß mehr vorhanden war, muß einem mit der Arbeiterschaft zu vereinbarenden Zeitpunkt eine borläufige Ergänzung in geheimer 23abi statt­finden. Wiederwahl ist zulässig. Die übrigen Arbeiterausschus. mitglieder, welche nicht entlassen waren, nehmen fofort ihre Tätig feit im Ausschuß wieder auf, auch wenn fie am Streit beteiligt waren. geführte Der nach obigen Bestimmungen ergänzte Ausfcub nimmt bie Obliegenheiten des gefeblichen Arbeiterausfchuffes bis zu beffen Neuwahl wahr, die alsbald nach dem 15. Dezember 1919

Die Möglichkeit einer solchen Erziehungsarbeit ist aber durch die politische Entwickelung nach dem 9. November stark beschränkt worden. Der Weltkrieg mit seinen furchtbaren Wirkungen gerade für das deutsche Bolt hat die körperliche, geistige und moralische Widerstandskraft aller Menschen stark gefchymächt. Der von den Unabhängigen und dem Spartakus­ bund gegen die Mehrheitssozialdemokratie Bruderkrieg hat das Seinige zur geistigen Vergiftung der Arbeiterschaft beigetragen. Die große Masse der ge werkschaftlich und politisch unaufgeflärten und ungeschulten Arbeiter fam plößlich in diese gespannte Atmosphäre der Arbeiterbewegung hinein. Sie glaubten- aus einem Extrem ins andere fallend die Revolution und die durch fie geschaffenen Verhältnisse müßten ihnen die Erfüllung aller Wünsche mit einem Schlage bringen.

borzunehmen ist.

Die Frage der Arbelterrate wirb bar ben Streit bow, felne Bellegung nicht berührt."

mehr, welche schweren wirtschaftlichen Folgen die Riesenstreits feit dem 9. November für unser Wirtschaftsleben und damit feit dem 9. November für unser Wirtschaftsleben und damit für die breiten Massen des Voltes gehabt haben. Sie wissen, wie notwendig es ist, alle Sträfte anzuspannen, um den Wiederaufbau unseres völlig zusammengebrochenen und aus­gefogenen Wirtschaftslebens zu fördern.

Sie wissen auch, daß das nur durch angeftrengteste Ar­beit aller Volfstreise geschehen kann. Gerade die von seiten der Arbeitnehmerschaft auf allen Gebieten gestellten Forde Volkswirtschaft mit neuem Blut und Leben erfüllt wird. Eine rungen fönnen nur befriedigt werden, wenn die Staats- und Verbilligung der Lebensmittel und täglichen Bedarfsartikel ist heute, wo wir einen erheblichen Teil derselben sowie die meiften Rohstoffe im Auslande kaufen müssen, davon ab­hängig, daß der Auslandskurs unseres Geldes verbessert wird. Dazu gehört aber in erster Linie Steigerung der Ausfuhr, damit wir unsere Einfäufe mit Waren und nicht mit Papiergeld bezahlen. Steigerung der Ausfuhr seht aber Sebung der Produktion und der Arbeitsfreudigkeit im Inlande voraus.

Trotz alledem ist es für uns selbstverständlich, daß das freie Deutschland den Arbeitnehmern weitestgehende Mög­licyteiten geben muß, sich eine angemessene wirtschaftliche Lebenshaltung zu sichern. Dazu wird und muß jetzt und in Bukunft ein unbedingt freies Streifredt ge hören. Jeder Angriff auf dieses Recht wird alle Arbeiter in geschlossener Abwehrfront finden. Dieses freie Streit­Ueber die materielle Streiffrage war schon vorher recht kann aber nur dann Bestand haben, wenn seine Aus-, eine Einigung mit den Unternehmern erzielt. Es fann übung getragen wird von dem Berantwortlichkeits­demnach gesagt werden, daß eigentlich alle Differenspunkte be- gefühl des arbeitenden Volfes und seiner gewerkschaft. feitigt waren. Es wurde barum auch von allen anwesenden lichen Organisationen. Das Geheimnis des Erfolges bei So waren ihnen alle Forderungen zu niedrig, alle De- Arbeitervertretern mit Einschluh der Vertreter Lohnbewegungen und wirtschaftlichen Streiks liegt in der wegungen zu langsam und alle Stämpfe nicht revolutionär ber 11. S. P. D. die Auffaffung ausgesprochen, daß nunmehr Aufrechterhaltung des Grundjages der gewerkschaft­genug. Ihnen war zum Teil die Revolution nur eine große einer Aufnahme der Arbeit nichts mehr im Wege lichen Disziplin und Solidarität. Diese kann Lohnbewegung. Gern folgten fie dem, der ihnen am meisten stände. Eine Auffassung, die auch von Nusch und Müller aber nur gesichert werden, wenn der Streif das äußerste versprach und gingen ins radikale Lager. Sachliche Ausein- fpäter in energischer Weise vor den Kollegen vertreten wurde. Rampfmittel bleibt und wenn feine Anwendung nach wie andersegungen über die Voraussetzungen und Möglichkeiten Es fehlt also in Wirklichkeit jedes Kampf- bor unter der Garantie und Verantwortlichkeit einer der gewerkschaftlichen Tätigkeit fielen bei den ungeftimen objekt, um das der Streik noch auf andere Industriezweige parteipolitis neutralen gewerkschaft­Drängern auf unfruchtbaren Boden. Geriffene radikale auszudehnen wäre. Wir lehnen nach wie vor jede Gin- lichen Organisation steht. Wir müssen uns Demagogen, die es ja leider in der Arbeiterbewegung immer mischung in den in der Metallindustrie ausgebrochenen darüber klar sein, daß das Berlassen dieses gegeben bat, machten fich diese Stimmung zunube und unter Streit a b, ihrer Führung wurden auch die Gewerkschaften in ein immer radikaleres parteipolitisches Fahr­wasser gedrängt.

müssen uns aber gegen jebe Ausdehnung des Kampfes auf die lebenswichtigen Betriebe sowie auf die übrigen Zweige unseres ohnehin schwer zerrütteten Wirt fchaftslebens wenden.

Unter dem Einfluß dieser Stimmungen haben auch die bon den Gewerkschaften angewandten Methoden und Mittel ihrer Kämpfe eine wesentliche Wenderung erfahren. Diesen revolutionären" Massen paßt es meist nicht, sich bei Lohn- Damit würde den Streifenden nicht genütt, der fibrigen Be­bewegungen auf lange Verhandlungen einzulassen. Das bölferung aber ein nicht wieder gutzumachender 1ltimatum von wenigen Stunden ist eine häufige Erschei- Schaden zugefügt werden. nura neworden. Der Streif mar früher das Entschieden müssen wir uns auch gegen die Behauptung, änker ite gemerfidoftliche Rampfmittel, mit Vorsicht von bak die Ausdehnung des Generalftreiks auch auf die übrigen den Craonisctionen angewendet, weil jeder denkende Ge- Zweige des Wirtschaftslebens mit Einverständnis der Bezirks­mperfidoftler fich ftete darüber Flar war, daß der Streit eine organisation der S. P. 2. geschicht, wenden. Wie wir jede ameischneidiae Maffe ist, die nicht leichtfertig gehandhabt Ginmischung in den Streif der Metallarbeiter ablehnen, merden dorf. Nech dem 9. November wurde der Streit fo auch jede Ausdehnung auf die anderen Industrie­für viele ein täglicher Bedarfsartifel. Es ist viel. zweige. foch nicht mehr üblich, die Wirkungen eines Streits auf andere Arbeitnehmeroruppen oder auf die Alnemeinbeit abrmänen. Desbalb fämpft man dagegen an, bei Streifs von der Genehmigung des Bewerfichoftsporftandes abhängig an sein, und ungenehmigte milde Streifs find an der Zag- Bordrura.

Der Vorstand der Bezirksorganisation Groß- Berfin

Bodens die Grundlage und Voraussetzung der Arbeiterfolidarität bernichtet und da­mit die gewerkschaftliche Organisation und Einigkeit gertrümmern muß.

Ganz anders als die wirtschaftlichen Streifs find bo­litische Streifs zu beurteilen. Gerade in Berlin haben wir seit dem 9. November solche politischen Streiks, Demonstrationsstreifs, Broteststreits usw. aur Genüge fennen gelernt. Es ist natürlich feine Frage, daß der Streik auch als politisches Sampfmittel angewendet werden darf. Aber ebenso selbstverständlich ist auch, daß eine allgemeine Soli­darität und eine Streifpflicht wie bei wirtschaftlichen Streifs hierbei nicht in Frage kommen kann. Der politische Streif foll die Biele einer bestimmten Barteirichtung verwirklichen helfen. Die politischen Streifs, die wir im Januar, März und später in Berlin erlebten, waren dazu bestimmt, die jetige Regierung und die mehrheitssozialistische Partei zu stürzen und die Unabhängigen und Kommunisten zur Berr­schaft zu bringen. Es hieße mit rubiger lleberlegung Selbst­mord begehen, wollten Anhänger der Sozialdemokratie oder Anbänger der bürgerlichen Parteien fich an einem solchen politischen Streit, der sich gegen fie felbft richtet, beteiligen. Es ist in solch einem Fall nicht bloß das Recht, sondern die An Stelle des bisher üblichen Verfahrens der geheimen beilige Pflicht, einen Streif zu befämpfen und ihn mit allen Abstimmung mit bestimmten Mehrbeiten tritt jett bänfig geeigneten Mitteln zu durchkreuzen. Genau so, wie es für hie Mhtimmung durch Sandaufheben. Die die Anhänger einer Partei Ehrenpflicht ist, sich an einem Maffe foll entscheiden, und amar möglichst nach augenblic Ein großer Teil der alten Gewerkschaftler, bon ihrer Partei proflamierten politischen Streif zu beteili­fichem Gutdünken. So fand die Propagando für das abfo die durch jahrzehntelange opferreiche Arbeit die gewerkschaft- gen, so ift Streifbruch" gegenüber dem politischen fute und unverfälschte" Mätefrftem auten Boden, das nur liche Organisation aufgebaut und mit ihr gekämpft baben, Streit einer anderen Partei Pflicht und eine infofern eine revolutionäre Errungenschaft ift. als es in der ist so nach dem 9. November in eine immer schwierigere Lage e brenhafte Sandlung. Dies ist um so mehr der Sauptfache die erft durch die Revolution der Arbeiterbeme- gekommen. Gegenüber der terroristischen Tattit all, wenn der politische Streif dozu dienen soll, einer gung zugeführten Elemente find, die für dieses Nätesystem der neuen rebolutionären" Richtungen fönnen sie ihre Minderheit die Herrschaft in die Hand zu spielen.

der S. P. D.

eintreten. Gibt es doch unter Burüddrängung der Erfah­rung und Besonnenheit dem größten Maul und der Augen­blideftimmung den entscheidenden Einfluß. Aus diesen Stimmungen beraus entstand auch die Propaganda für die fyndikalistische Betriebsorganisation.