Die Baltikum- Verschwörung.
In der Abendausgabe vom 5. ds. brachten wir die Mitteilung, daß bei der Aushebung eines Werbebureaus für das Baltifum ein als geheim und vertraulich bezeichnetes Schriftstück gefunden worden sei, das die Namen verschiedener im Auswärtigen Amttätiger Herren enthalte, die von dort aus als Vertrauensleute für die Baltikum Sadhe tätig seien. Dieses Schriftstück, an den Grafen von der Golden Bruder des oft genannten Generals-adressiert und vom Zweckverband Ost abgesandt, hat, wie wir nunmehr erfahren, folgenden Wortlaut:
Hochverehrter Herr Graf! Aus guter Quelle erfahren wir, daß Herr Dr. Bach vom Auswärtigen Amt über das deutsche Konsulat in Schweden amtlich mit den Generälen Denikin und Judenitsch wegen Lieferung von Waffen und Munition an die russische Armee Denitins verhandelt. Wir geben diese Nachricht vertraulich zu Ihrer Kenntnis mit der Bitte um leberprüfung und baldige Mitteilung Ihrer Beur teilung an uns." Ein Herr Dr. Bach ist nun, wie uns mitgeteilt wird, im Dienste des Auswärtigen Amtes nicht bekannt. Von den angeblichen Verhandlungen hat das Auswärtige Amt ebenfalls feine Kenntnis. Die Anschuldigungen gegen das Amt, die nicht wir, aber andere Blätter erhoben haben, find demnach hinfällig.
25.
burg appelliert mit dem Bemerken, daß der Pensionsfaz nachgeprüft werden solle und daß nicht eine einmalige Unterstübung beantragt worden sei. Seit September ist bis heute ein Bescheid darVermögen hätte, wäre sie längst verhungert. auf noch nicht eingelaufen. Wenn die Dame nicht ein geringes scheint es bei ihnen nicht zu reichen. Die Herrschaften sollten sich wenigstens schämen. Aber so weit
Kleine politische Nachrichten.
Welch'
Ueberschrift in der Abendnummer vom 27. v. M. beschriebenen Der heilige Geist" wieder auferstanden? Zu dem unter dieser Vorfall teilt uns das Reichswehrministerium mit, daß eine Unterfuchung eingeleitet ist und die zwei belasteten Offiziere vom Dienst enthoben sind. Im übrigen sei das Vorkommnis übertrieben dargestellt, es wird aber natürlich vom Reichswehrministerium jede Ausschreitung auf das schärffte verurteilt.
Oktober ein zwischen dem Rechenverband und den GewerkNach monatelangen, manchmal kritischen Verhandlungen ist am schaften der Bergarbeiter abgeschlossener Tarifvertrag erst= malig unterzeichnet worden. Am 1. November nahm in Bochum eine von über 400 Funktionären des Bergarbeiterverbandes, über neun Zehntel aller noch im Bergbau beschäftigten Snappen, nach musterhaft fachlicher Diskussion den Tarifvertrag e in st i m mig an. Damit ist ein gewerkschaftlicher Tarif- feinerzeit viel ergernis erregt hatte und von dem Blatt, das es Schmuzige Methoden. Das Badebild von Ebert und Noste, das Kraft getreten. Er gilt rückwirkend vom 1. Oktober ab untündbar zuerst brachte, nachträglich bedauert wurde, dient noch immer im vertrag von ganz außerordentlicher sozialpolitischer Bedeutung in bis zum 31. Dezember 1919, kann dann mit einmonatiger Kündi- Rampf der deutschen gegen die Republik als Waffe. gung zum Monatsschluß gekündigt werden. Der Tarif umfaßt geistigen Tiefstand dies bedeutet, bedarf feiner besonderen Hervor. sämtliche( über 230) Schachtanlagen im rheinischebung. Das fonntäglich erscheinende Blatt„ Die Aufrechten" verwestfälischen Stohlenbergbau mit fast 440 000 Arbeitern, öffentlicht nunmehr das Badebild Eberts allein, und ein SonderSchichtzeit, Urlaubszeit, Gedinge und Lohnfrage, Lieferung von fchrift auch im Aufenthaltsraum der Beamten des Fernsprech druck wird zur Massenverbreitung benutzt. So wurde die SudelArbeitsgeräten, Deputatfohlen, Arbeitsnachweis, Schlichtung von amte 8 Morigplay ausgelegt. Jm Grunde genommen fönnen Streitfällen, Mitwirkung der Betriebsräte und noch eine Reihe wir unseren Gegner für diese Art des Kampfes dankbar sein, denn anderer Arbeiterangelegenheiten werden durch diesen Tarif einheit sie dürfte auch den der Republik feindlich gesinnten Beamten die lich für ein Riesenbeer von Arbeitern geregelt oder doch einer Augen darüber öffnen, von welcher Qualifitation die Kreise zeitgemäßen Regelung nähergebracht. Für nicht weniger als 73 Ar- find, die um sie werben. beiterkategorien find Akkord( Gedinge-) und Schicht= Iöhne vereinbart, wobei für die bisher wirklich zu gering entLohnten Gruppen Schichtlohnerhöhungen von 3 bis 6 M. herausgekommen find. Das Akkordwesen hat eine zeitgemäße Reform dahin erfahren, daß künftig nicht mehr der„ reine Affordlohn" ausgezahlt wird, sondern der Lohn der Hauer, Lehrhauer und Schlepper febt sich zusammen aus einem festen Tarifgrundlohn, der nicht unterschritten werden darf, und dem, was außerdem auf das Gedinge verdient wird. Dadurch wird vermieden, daß man dem Gedingearbeiter nur auszahlt, was er jeweils auf das GeDer Wiederaufbau der zerstörten Gebiete. dinge erzielen konnte, und es ist auch den einzelnen GedingekamerabDer Reichs minister für Wiederaufbau Dr. schaften der Anreiz gegeben, ihre Arbeitsintelligenz wirtschaftlich zu Gezler hatte am 3. November d. 3. die Mitglieder der für die verwerten. Die einstimmige Annahme des Tarifvertrages Vorbereitung der Aufbauarbeiten in Nordfrankreich eingesetzten durch die große Versammlung der Bergarbeiterverbandsdelegierten Kommission, sowie Vertreter der Zentralarbeitsgemeinschaft der zeigt hinlänglich, daß die praktischen Bergarbeiter mit dieser neuen industriellen und gewerblichen Arbeitgeber und Arbeitnehmer Regelung der Afford- und Schichtlohnfrage einverstanden sind. Wo Deutschlands und der Reichsarbeitsgemeinschaft für das Baugelverbe der Tarifvertrag noch verbessert und ergänzt werden muß, hat die au einer Besprechung in das Reichsministerium für Wieder. Praris zu lehren. Bis zuletzt war strittig die Frage, in welchem aufbau eingeladen. An der Besprechung nahm außerdem der Ausmaße aus dem Tarif evil. Rechtsansprüche herzuleiten wären. Reichskommissar Dr. Silbenz teil. Es wurde über den Stand Dieserhalb hatten die Vertreter der Bergarbeiterorganisationen und der bisherigen Vorarbeiten berichtet, um dem Minister, ein Bild des Zechenverbandes am 30. Oftober eine Besprechung mit dem dieser Arbeiten zu geben. Dabei stellte sich heraus, daß die Vor- Reichsarbeitsminister Schlicke. Dieser erklärte, daß arbeiten deutscherseits zu einem gewissen Abschluß gelangt sind, so te chtsansprüche nur den Mitgliedern der ber daß man nunmehr praktische Ziele ins Auge faffen kann. leber- tragjchließenden Verbände, keineswegs aber Außeneinstimmig bestand, daß bei allem guten Willen, den wir an die stehenden" zuständen. Mit dieser Rechtsauffassung erklärten sich Aufnahme und Durchführung der Aufbauarbeiten feben wollen, beide Parteien einverstanden. Nichtorganisierte Bergleute können der Zeitpunkt der Jnangriffnahme und die Art der demnach geringer als tariflich entlohnt werden, ohne daß sie desDurchführung in erster Linie nicht von uns, sondern von wegen einen gerichtlichen Mageanspruch haben. den Franzosen abhängig ist.
Der Zustand des Abgeordneten Haase hat sich im Laufe des Donnerstagabend nicht geändert. Wenngleich eine unmittelbare Gefahr für die Nady nicht erwartet wird, fann an seinent Nichtwiederaufkommen faum noch gezweifelt werden.
16½ Pfennige Pension.
Ein Reichsmilchgeses ist in Vorbereitung und wird demnächst der Nationalversammlung zugehen. Das Gesez wird die regelmäßige tierärztliche Untersuchung der Biehbe= tan de anordnen. Alle Tiere mit ertennbarer Tuberkulose sollen abgeschlachtet werden. Jeder, der Milch für den menschlichen darf nur mit behördlicher Genehmigung ausgeübt werden. Genuß produziert, soll dies der Behörde melden. Der Milchhandel
Heimkehr gefangener Sanitätsfoldaten. General Nudant, Vorsitzender der interalliierten Waffenstillstandskommission, hat in einer Note an den Präsidenten der Deutschen Waffenstillstandsfommission mitgeteilt, daß nach einer Entscheidung des französischen Unterstaatssekretärs für Militärjuftig alle bisher in Frankreich zufoldaten in die Heimat entlassen werden sollen, so weit rückgehaltenen und nun entbehrlichy gewordenen Sanitätseine derartige Maßnahme vereinbar ist mit dem Gesundheitszustand der deutschen Kriegsgefangenen und den dem genannten Unterstaatssekretär zur Verfügung gestellten Transportmitteln. Der Zeitpunkt der Heimsendung wird noch befannigegeben.
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Prof. Elzbacher ist nach Mitteilung einer Korrespondenz aus der Deutschnationalen Volkspartei ausgeschlosjen worden. Gevade zur rechten Zeit, daß er sich den kommu nistischen Aposteln des Revanchefrieges Dr. Sauffenberg und Wolfheim als Dritter im Bunde anschließen kann.
Schließlich wurde seitens des Ministers der Wunsch zum Aus. druck gebracht, daß die Zentralarbeitsgemeinschaft im Benehmen mit den Arbeitgeber- und ArbeitnehmerDie Auflegung der Prämienanleihe. Auf Grund des Gesetzes organisationen besondere, Kommiffionen einsehen Schlesien ist als das Land des Weberekends bekannt. Immer der verfassunggebenden Nationalversammlung vom 29. August 1919 sollen mit der Aufgabe, praktische Vorschläge über die hin wird man auch die elendesten Weber aus den schlimmsten lung ist der Reichsfinanzminister ermächtigt worden, eine deutsche und mit Zustimmung des Zehnerausschusses der NationalversammRegelung des Arbeiterrechts, der Wohlfahrtseinrich- Zeiten Schlejiens noch als reiche Leute gegenüber denen darstelen Sparprämienanleihe im Betrage von 5 Milliarden Mark aufzulegen. tungen und der Arbeitsvergebung vorzubereiten. Die müssen, die heute in Schlesien von der Pension leben müssen, die Der Reichsfinanzminister hat dementsprechend angeordnet, daß die Vorschläge sollen bis zum 20. November bei dem Reichsminister die Kirche an treue Diener oder deren Hinterbliebene zahlt. Anleihe von Montag, den 10. bis Mittwoch, den für den Wiederaufbau eingereicht werden. Aus Hirschberg in Schlesien wird uns berichtet, daß die Witve 26. 11., mittags 1 br; aufgelegt wird und daß Zeich des Kantors Bormann, der jahrelang gewissenhaft jein Amt ber- nungen durch Vermittlung jeder Bant, jedes Bantiers, jeder Sparsehen hat, eine Bension von 66 M. jährlich, also pro Tag noch nicht fasse und jeder Kreditgenossenschaft erfolgen.
Ausweisungen aus Elsaß- Lothringen .
( Eigener Drahtbericht des Vorwärts".) Basel , 6. November. Millerand hat neuerdings 2000 Personen darunter Deutschschweizer und uremburger wegen des Verdachts der Propaganda für Deutschland aus Elsaß- Lothringen ausgewiesen.
Der Leitungsdraht.
Von Wilh. Lennemann.
In blinkender Höhe spannt sich der rote Leitungsdraht durch die Straßen der Stadt. Links und rechts wird er geftüßt von kurzen, haltenden Drähten, die sich an die Häuser anflammern. Und draußen, wo er zwischen den Villen und Gärten hinläuft, fenkt fich in eleganter Grazie ein eiserner Arm von oben herab und strammt ihn.
Ein weitverzweigtes Neh solcher Drähte überspannt die Stadt, läuft weit ins Land hinein und verbindet sich in der nächsten Bentrale mit einem gleichen Shstem. Sie alle haben in der weisen Erkenntnis, daß nur in der Geschlossenheit die höchste Macht liegt, sich zu gemeinsamer, treuer Arbeit verbunden; sie spenden dem Bolt und dem Lande die Kraft und den Willen, den Tag auszunuten durch Arbeit und regsame Schaffenslust. Und das zehrt von dieser Kraft und dankt ihnen; selbst mittelalterliche, tonjerbative Handwerksmeister, die ein blinder Feind jeglicher modernen Regung sind, müssen dennoch notgedrungen ihre nußbringende, dem Gemeinwohl dienende Tätigkeit anerkennen.
Aber da war ein Draht, den verbroß diese aufbauende Tätig feit der Genossen, er verspürte feine Luft, sein einzelnes, bescheidenes Vermögen im Gleichstrom der Gesamtheit untergehen au laffen. Er fühlte ein Eigenleben in fich; die Nachbarschaft der Drähte verdroß ihn wie ein Gängelband, an dem er gehalten wurde. Die Zufriedenheit der Genossen nannte er Faulheit und Berrat an der ursprünglichen Kraft, die in ihnen lebendig war.
Er wollte seine eigenen Wege gehen und nicht immer hübsch manierlich mit den schwarzen Gleisen da unten, mit denen sich die Brüder anscheinend auf Tod und Leben verbunden hatten, in gleicher Bahn laufen. Von solch philisterhaften Schwächen fühlte er fich wirklich frei. Daß ohne die unterstüßende, mitwirkende Kraft der schwarzen Gleise auch er zur Untätigkeit verdammt worden
märe, wußte er nicht oder wollte er nicht wissen.
Wie er fie haßte, diese unbeholfenen, schwarzen Schienen, die da auf der verachteten, bürgerlichen Erde liefen! Sein aber war das weite, unendliche Luftmeer! Der Draht hatte Höhengedanfen, die wohl beachtet zu werden verdienten.
Und dieser Stolz und die Empörung über die Vergewaltigung und Schmach, die ihm angetan waren, sprühten zuteilen thre glühendsten Bornesgedanken knatternd heraus, wenn ihm die Demütigung gar zu schmerzhaft dünkte.
16% Pfennige bezieht. Das Konsistorium der Provinz Schlesien Revolution in Aegypten . Nachrichten aus Frankreich zufolge ist ist um Nachprüfung des Pensionsfazes gebeten worden. Die Behörde in Aegypten eine allgemeine revolutionäre Bewegung ausgebrochen. hat erklärt, daß sie über Mittel nicht verfüge und hat die An- Ein großangelegter Kampf gegen die Engländer soll im Gange seingelegenheit an den Gemeindekirchenrat von Hirschberg weiterBinder Lärm. Alle wegen angeblich geplanten Monarchistengegeben. Dieser bewilligte eine außerordentliche" Unterstübung putsches in Prag Verhafteten, darunter Prinz Lobkowik, sind freibon 100 M. Darauf wurde an den Oberkirchenrat in Charlotten-| gelassen worden.
gramm auf. Also was wollte er feinen Genossen lehren und ihnen erobern:
1. Gründung einer Unabhängigen Strompartei, furz U. S. P. genannt.
2. Befreiung der unabhängigen Stromer( so dachte er sich die Benennung der eingeschriebenen Mitglieder) von allen haltenden staatlichen Stüzen in Dorf und Land.
3. Das Selbstbestimmungsrecht der U. S. P. über sich und die unmündigen Massen.
4. Das unumschränkte Recht auf weiteste straflose Auswirkung der eigenen Straft, d. h. gegebenenfalls durch Gewalt und Stromentziehung alle Betriebe stillzulegen, die sich der höheren politischen Einsicht nicht beugen wollten.
Je länger der Draht aber die Pläne erwog, die zur Erreichung dieser Ziele dienen sollten, und je länger er sich noch als Stlave der herrschenden Richtung fühlte, desto gefährlicher auch wuchs in ihm eine Art Drachengift und durchsetzte tödlich das Restlein frommer Denkungsart, das ihm noch von seinen bescheidenen sozialen Anfängen her geblieben war.
Er begann revolutionär zu denken und zu fühlen. Er dachte schon einmal daran, einen Massenaufstand aller Leitungsdrähte zu organisieren, daß aller Verkehr und alle Arbeit ruhten und die alte morsche Kultur rettungslos verdürbe. Aber die Genossen nannten diesen Vorschlag einen Wahnwitz und wollten nichts von ihm wissen.
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Und immer wieder, wenn es ihn frühmorgens mit einem heißen Schlag durchzuckte und der erste Wagen seinen Polypenarm nach ihm ausstreďte, da schoß er wohl mit der rasenden fnatternden Wut, deren er fähig war, in das Gestänge und Räderwerk, aber er zertrümmerte den Wagen nicht er trieb ihn nur vorwärts! Die Ohnmacht machte ihn fast besinnungslos. Einmal nur möchte er jeinen 3wingherrn in Haz und Verzweiflung bergelten, was jahrelange Bergewaltigung und Erpressung ihm Uebles getan. Einmal nur in furchtbarem Borne seinen eigenen Weg gehen dürfen!
Er begann über den Anarchismus der Tat nachzudenken, und an einem Morgen sollte sein rachedürftendes Herz zur Ruhe tommen, sollte seinem unabhängigen Tatendrang Genüge geschehen!
Gin furchtbarer Sturm wühlte in den Straßen der Stadt und stieß in die Drähte, daß sie aufschrien in Schmerz und Luft. Das ist das Sturmlied der Befreiung! jubelte der unabhängige Draht, Ach, und welch starte Straft fühlte er in fich! Die Simmel und er bog und dehnte sich in unerhörtem Drange... hätte er stürmen, die Welt umfassen mögen! Aber ging es nicht Und auf einmal gab es einen flingenden Anads, und zerrissen jedem brangvollen Genossen ähnlich! Wurden sie nicht alle von fiel er, befreit von allen Banden, mit dem einen Ende auf Schienen haltenden, törichten Händen ins Joch gezwungen, daß sie der Al- und Pflaster. täglichkeit die Neder bauben!
Der Draht jauchzte hell auf und suchte nach einem Opfer, fein Der Draht war entschieden unzufrieden mit seinem Schidfal. Gift auszusprühen, nach einem Betätigungsfelde, feine Kraft zu Und damit begann sein politisches Denken. Er stellte sein Pro- l erweisen.
Gin Bauerngefährt trottete in stumpfer Ruhe dahin. Der Knecht dachte nur an das Brusttuch, das er seinem Mädchen kaufen wollte da, auf einmal springt das Pferd mit einem gewaltigen Sabe hoch und fällt darauf schwer zu Boden. Es zudt und schlägt wild um sich.
A- h," sagt der Draht, der Stromer, und seine ganze tödliche Wut stößt er mit tiefer Lust in den Koloß, der da auf ihm liegt. Bürger rennen hinzu, Wachtmeister springen geschäftig hin und her.
" Nicht anrühren!" ruft jemand dem Knechte zu, der vom Wagen gestiegen ist und nach dem Pferde sieht.
Aber schon hat er in die nasse Mähne gefaßt. Er fliegt zurüd, als habe er einen Schlag mit einer Reule bekommen. Dumpf schreiend stürzt er hin und liegt wie tot.
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Die Straße wird abgesperrt. Dann kommt die Nachricht, daß der Strom ausgeschaltet jei, Der Knecht wird ins nächste Haus gebracht. Noch gibt er Der Arzt spricht immerhin von einer Lebenszeichen von sich. Möglichkeit. Der Draht wird abgeschnitten. Seine politische Laufbahn ist beendet. Ein Arbeiter befieht sich die schadhafie, geriffene Stelle.... Berfressen und überspannt!"( au start angespannt, meint er) fagt er verächtlich und wirft ihn achtlos beiseite.
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Nun liegt der Draht auf dem Schrotlager und denkt über sein Leben nach, über die Tragit des Genies, die auch ihn betroffen, über das tödliche Los der Verkennung und Verachtung. So ver blutet er seine letzten Tage.
Nur hin und wieder steigt ein zaghaftes Grinnern an sein Heldentum der Tat in ihm auf. Aber ganz schamhaft schrumpft es gleich wieder zusammen vor der demütigenden Gewißheit, daß seine politische Tätigkeit nur einen alter müden Karrengaul und nicht einmal ein Menschenleben zur Strede gebracht hat.
Der Historiker Jul. v. Pflugt- Harttung ist am 5. November fait 71 Jabre alt in Berlin aeftorben. Teutsche Kaisergeschichte und Kriegsnefchichte waren die Pole feiner sehr verzweigten Schriftstellerei. Er hat auch eine Weltgeschichte herausgegeben.
Marcell Salzer lieft Sonntag im Beethoveniaal beitere Dicha tungen von Wilhelm Busch , Glasbrenner, Gottir Steller, Liliencron , Chr. Morgenstern, Ludw. Thoma 11. a. Autorenabende veranstaltet die Buch- und Kunstbandlung Reuß u. Bollad, Kurfürstendamm 220, zum Besten des Deutschen SchriftstellerFreitag 8 115r ibremen Klabund und Resi Vanger, Schutzverbandes. Sonnabend 8 Uhr Mechtilde Lichnowsky , Sonntag 12 Uhr Fr. Maykler. Tie vraftische guerimentalpsychologie im modernen Wirts fchaftsleben( mit Lichtbildern) ist das Thema des nächsten Bissenschaftlichen Abends der Humboldt- Hochschule Dozent Dr. Robert Werner Schulte, Dorotheenstädtisches Gymnasium, Dorotheenftr. 12, am 8. November, 71, Ubr abends. Eintritt frei.
Die Militärversorgungsgesetze für das Deutiche Reich. Reclams Universal- Bibliotbet ftellt in einem foeben erschienenen Ergänzungsheft ( Nr. 6052) zusammen: die Verordnung über Aenderung des Verfahrens in Militärversorgungsfachen, die Beftimmungen über Teuerungszulagen und nrechnung der Kriegsgefangenschaft, sowie die Ergänzungsbestimmungen über die Kapitalabfindung.