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doch nicht unbekannt sein. Unsere Programmkommission ar- beitete so zur Zufriedenheit aller Delegirten zum Parteitage, daß eine Diskusston von niemandem gefordert wurde, aber das Recht zu sprechen hatte jeder mit einem Mandate versehene Parteigenosse. Der Entwurf deS freisinnigen Partei- Programms wird aber jedenfalls zu erregten, den Partei- fnhrern unbequemen Debatten Anlaß geben, über dieselben wird man aber blos einen schönfärberischen Bericht erhalten. Unvorsichtig ist es vom Abg. Richter, über seine Geheimniß- thuerei zu diskutiren. Fericnkoloniales. Soldaten des in Plaue bei Flöha (Sachsen ) im Manöverquartier liegenden 104. Infanterie- Regiments(Chemnitz ) überfielen in der Nacht zum Sonntag zwischen 12 und 1 Uhr den dortigen Schutzmann Streu. Die Soldaten warfen den Schutzmann in der Nähe des Gutes des Gcmeindevorstandcs Eckert in den Chaussee- graben, zogen die Seitengewehre und brachten dem Darnieder- liegenden etwa 16 Hiebe bei, und zwar wurden getroffen der Hinterkopf, Hals und Schulter. Ein Säbelhieb legte den Hinterkopfknochen frei. Tie Thätcr entflohen. Der Ver- letzte befindet sich in ärztlicher Behandlung. Die Schlägerei scheint dadurch veranlaßt worden zu sein, daß Streu einen Plauener Einwohner beschützte, dem die Soldaten etwas .auszuwischen" beabsichtigten. Kurz darauf vernahm Streu das Krachen eine Schusses; er ging dem Schalle nach, wobei er dann in der geschilderten rohen Weise überfallen wurde. Sozialdemokraten auf dem hygienisch-demo- graphischen Kongresse. Die.Vossische Zeitung" schreibt: Sehr lebhast ging es in der Y. hygienischen, der eigentlichen Sektion für Geiverbehygiene her, an deren Verhandlungen sich in sehr geschickter Weise sozialdemokratische Redner betheiliglen. Herr Dr. W. Ellenbogen(Wien ) lieferte zunächst einen Bericht über Zustände im öfter- r e i ch i s ch e n Kleingewerbe, die in der Diskusston von einein der Redner als haarsträubende bezeichnet werden und gegen deren Thatsächlichkeit die anwesenden Vertreter der österreichischen Fabrikinspektion leider keine Einwendungen zu erheben wußten und als Entschuldigung für sich selbst nur die Ueberlastung und mangelnde Initiativ- gewalt ins Feld zu führen wußten. Der Berliner Stadt- verordnete Dr. Zadel sprach über die deutsche Ver- sicherungs- Gesetzgebung, deren Mängel er, bei Anerkennung des Prinzips der Zwangsversicherung, hauptsächlich in der Vielgestaltigkeil der bnreaukratischen Verwaltung und der nicht auskö»:mlichen Leistung erblickt. Auch hier sei die B e- schränktheit der Mittel die wesentliche Ursache der Mängel, daher die Forderung: staatliche und kommunale Fürsorge für alle dieser Fürsorge Bedürftigen, ferner Fürsorge auch für die kranken Arbeitslosen, kommunaler Arbeits- Nachweis. Französische Sozialistenkongresse. Man schreibt uns aus Paris : Vor wenigen Tagen fand in Calais der ö. Regional- kongreß der französischen Arbeiterpartei(Marxisten) statt. Der vorgelegte Bericht konstatirt den andauernden Fortschritt, den die Partei in Nordfrankreich sowohl in politischer wie in materieller Beziehung macht. Letzteres tritt ganz besonders in der Beitrags- lcistung der Mitglieder hervor. Eine der Hauptschwierigkeilen, mit der alle französischen Arbeiterorganisationen, sowohl die poli- tischen wie die generkschastlichen, zu kämpfen haben, ist nämlich der Mangel dieser Beitragsleistnng.zu der sich eben nur die wenigsten verstehen wollen. Der finanzielle Bericht des Verbandes kon- statirl hingegen, daß der Kasse im abgelausenen Halbjahr 20 000 Beiträge zugeflossen sind, was jedenfalls ein sicherer Be- weis des Fortschritts und nur erfreulich zu verzeichnen ist. Nach Verlesung der Berichte hat sich der Kongreß mit der Thätigkeit der Partei, ihrer Presse und Druckerei beschäftigt und hierauf drei Zusatzartikel zum landwirtschaftlichen Parteiprogramm votirt, die unser Freund Telcluze als Vertreter des Nordvcrbandes auf dem am 14. d. in Nantes stattfindenden allgemeinen Parteikongreß vorlegen wird. In der weiteren Verhandlung wurde ein Be- schluß gefaßt, der den Abgeordneten der Partei den Auftrag er- lheilt, der Kammer einen Gesetzentwurf zu unterbreiten, der die Verwaltung der Armenbureaus den Gemeinderäthen überträgt und diese ermächtigt, die auf Almosen beruhende öffentliche Armenunlerslützung durch eine auf der Solidarität ausgebauten gesellschaftliche Beihilse zu ersetzen. Den Schluß des Kongresses, den Genosse Carretle. Bürgermeister von Roubaix , präsidirte, bildete die Annahme eines Votums zu Gunsten der Kandidatur Pedron's, der bekanntlich in Pericr's Wahlbezirk aufgestellt wurde, und ein Protest gegen das Schandgesetz. In Tours tagt gegenwärtig der Kongreß der Föderation der sozialistischen Arbeiter Frank- reichs, wie der offizielle Titel der brousfistischen Fraktion lautet. Auf seiner Tagesordnung stehen die folgenden Punkte: 1. Die politische und wirthschaftliche Lage, die Organisation und Propaganda der sozialen Republik , Rolle der Volksabgeordnetcn. 2. Eigenlhnm und Arbeit in der Landwirlhschast, der Industrie und dem Handel, Vertheidigung der Arbeilsinteressen(Gewerk- schaften, Arbeitsämter rc.). 3. Steuerreform, Ausstellung eines demokratischen Budgels zwecks Bewerkstelligung sozialer Reformen. 4. Der Klerikalismus, seine wirthschaftliche und polltische Thätig­keit. 5. Die Taktik der Partei. Ueber die Absetzung Robiu's schreibt der Pariser Korrespondent derKrenz-Ztg.": Der durch Ministerialbeschluß abgesetzte Direktor der Waisen an st alt von Cempuis, Robin. ist der Liebling der Sozialisten, iveil er wohl der erste Schulmeister ist, der ihre Theorien in der Schule in die Praxis überträgt und vorträgt. Es war seinerzeit ein Ereigniß, als der erste Sozialist in das Parlament gelangte, und so ist es auch ein aller- dings unbemerkt gebliebenes Ereigniß gewesen, als der erste Sozialist Schuldirekior ivurde. Daß die Religio» von Robin abgesetzt und durch den Altruismus ersetzt wurde, ver- steht sich von selbst. Das ist nichts neues. Da ist ihm ter Pariser Gemeinderalh zuvorgekommen. Aber ziveierlei darf er als seine eigenste Erfindung bezeichnen: die Verquickung der Geschlechter in seiner Erziehungsanstall und die Bekämpfung des Patriotismus, oder mit anderen Worten die Verherrlichung des Weltbürgerthnms durch den Schulunterricht. Die Schüler und Schülerinnen haben zwar nicht im ChorNieder mit dem Vaterland!" gerufen wie die Anarchisten von Saint- Denis , aber sie wuchsen doch im diesen Anschauungen aus. Inwieweit eine Vermischung der Geschlechter während des Schul- Unterrichts und der Erholungsstunden erlaubt oder enipfehlens- werth ist, wage ich nicht zu entscheiden, ich bin kein Pädagoge. Aber meinem schwache» Laienverstande leuchtet dennoch ein, daß da jedenfalls die größte Vorsicht nebst einer sehr gewissenhaften Ueberwnchung geboten ist. Daran scheint es um so mehr gefehlt zu haben, als das internationale Lehrerpersonal außerordentlich schnell wechselte und manche zweifelhaften Persön- lichkeiten in sich faßte. In der ganzen Angelegenheit tritt übrigens Robin, treten derartige Sonderfragen zurück vor der prinzipiellen Frage, welche in der Presse, wie gesagt, einen leidenschaftlich geführten Streit entzündet hat: die alte, durch die Zeit bewährte Unterrichts- und Erziehungsmethode oder eine neue augeblich zeitgemäße, welche den Idealen des Sozialisten entspricht und mich an die von Rouffeau empfohlene erinnert. Wer kümmert sich noch umEmile". wer lächelt nicht, wenn man ihm sagt, die Kinder muffen in der Waldeseinsamkeil erzogen werden. Vielleicht wird man in einiger sZeit über die pädagogische Weisheit von Cemput gleichermaßen lächeln. UebrigenS giebt sich Robin noch nicht zufrieden; er be- reitet einen Gegenangriff vor, indem er den Nachweis zu führen sucht, daß er ein Opfer des Jesuitenordens, derKlerikalen" sei. welche die Regierung gegen ihn aufgereizt hätten. Er oder seine zahlreichen Anhänger betonen, daß die Vermischung des Geschlechtes nicht nur in den protestantischen und katholischen Schulen der Vereinigten Staaten , sondern auch in vielen Elementarschulen Frankreichs gang und gäbe sei. Aber schwerlich in dem Grade, muß man hinzufügen. Wir können dem Korrespondenten derKreuz-Zeitung " versichern, daß dieseVermischung" oderVerquickung" der Geschlechter, wie er es geschmackvoll nennt, nicht nur in Amerika allgemein und in Frankreich häufig ist.sondern daß sie auch in Deutschland , namentlich auf dem Land, sehr viel vorkommt. Wir selbst hatten unseren ersten Unter- richt in einer solchengemischten Schule" und das war nicht auf dem Land. In Amerika hat man die Erfahrung gemacht, daß dies Zusammensein von Knaben und Mädchen in der Schule den s i t t i g e n d st e n Einfluß ausübt, und die Kinder von V e r i r r u n g e n fernhält, die sich überall da finden, wo die Geschlechter streng von einander getrennt werden. Die vorgeschritteneren Pädagogen sind einig in bezng auf diesen Punkt. Auf dieVaterlandslosigkeit" und andere Spinnweben des Korrespondenten lassen wir uns nicht ein. Kurz durch ihr Vorgehen in Cempuis hat die fran- zösische Republik nicht derMoral", sondern der wüstesten, rohesten Reaktion einen Handlangerdienst geleistet. Friedensträume. Die internationale und inter - parlamentarische Friedenskonferenz, die heuer im taag ihr Wolkenkukuksheim errichtet hatte, ist mit ihren rbeiten fertig. Ueber die letzte Sitzung meldet der Telegraph: Die Friedenskonferenz nahm(den 6. September) einen An- trag Trarieux-Pandolfi an. welcher die Berufung eines inter - nationalen Ltongresses befürwortet, der sich mit dem Schieds- gerichtsverfahren beschäftigen soll, das geeignet wäre, zwischen den Staaten entstehende Konflikte auf friedlichem Wege zu lösen. Ferner wurde ein Antrag Baumbach-Hirsch angenommen, der den Schutz des Privateigenthums auf See in Kriegszeiten dringend empfiehlt. Der Autrag Bajer, betreffend die Neutrali­sation derjenigen Staaten, welche wünschen, für neutral erklärt zu werden, wurde bis zur nächsten, ISSö in Brüssel statt­findenden Konferenz vertagt. Wir sind den Friedensbestrebungen gewiß freundlich gesinnt. Aber was bedeuten solche Beschlüsse, wenn keine ausführende Macht dahinter steckt? Unter den Mitgliedern der Konferenz ist auch nicht eins, das einen politischen Machtfaktor darstellte. Wir Sozialdemokraten packen die Sache anders an: wir s ch a f f e n die Macht, welche den Militarismus zu Boden werfen und den Frieden begründen wird. Das heißt der Sache des Friedens bessere Dienste leisten, als platonische Resolutionen zu Gunsten des Friedens 'äffen und die Grundlagen des Militarismus nicht nur chonen, sondern sogar z. B. durch Bewilligung des Militäretats positiv stärken. Bakuni», der Erz- Erzvater des Anarchismus und Begründer der anarchistischen Sekten, die bis in die neuere Zeit den Fortschritt der sozialistischen Bewegung in den meisten romanischen Ländern hemmten, stand bekannt- lich vielfach nnt?r dem Verdacht, ein Agent der russischen Regierung zu sein. Sein ultrarevolntionärcs Gebahren war allerdings schwer zu vereinigen mit seinem chauvinistischen P a n s l a v i s m u s, der doch nur Wasser auf die Mühle des russischen Zarenthums sein konnte. Dazu kommt, daß Bakunin , der verschiedene Male zum Tode verurtheilt war, stets in wunderbarer Weise entwischte, und schließlich mysteriöser Weise ans Sibirien nach Westeuropa flüchtete. Der Verdacht wurde bei Lebzeiten Baknnin's auch öfters ausgesprochen, jedoch ohne daß schlußkräftige Beweise zu er- bringen waren. Jetzt nun, lange nachdem das Grab sich über Bakunin und seinen Werken ge- schloffen hat, erhält der alte Verdacht plötzlich neue Nahrung durch die Veröffentlichungen von Briefen, welche Bakunin in Sibirien 1849 bis 1861 geschrieben hat. Diese Briefe wir folgen hierbei dem BrüsselerPeuple " lassen Bakunin als einen fanatischen Panslavisten er- scheinen, das heißt als das Gcgentheil eines sozialistischen Weltbürgers. Ob der weitere Verdacht, den derPcuple" andeutet, er überschreibt seinen Artikel: Lastonnins monobarä(Bakunin-Spitzel) begründet ist, und ob Bakunin eine ähnliche Rolle gespielt hat, wie neuerdings der falsche Baron Unger-Sternberg, darüber können wir, da die von einem russischen Blatt abgedruckten Briefe uns nicht vorliegen, kein Urtheil abgeben. Wir hoffen aber, daß seitens unserer russischen Genoffen die nöthige Auf- klärung erfolgen wird.' Ungern- Sternberg". Cyprian JaholkowSki der internationale Lockspitzel, der falscheBaron von Ungern-Sternberg" ist wenn wirklich verhaftet, mit Recht in russischer Schutzhaft. Im Monat März ISS3 angeblich aus Bulgarien in Zürich an- gelangt, ivagte er sich vor die Thüre eines nicht in der Bewegung stehenden slavischen Genoffen, dem er auch von seiner Anwesenheit in Wien erzählte und sich als Jaholkowski vorstellte, was auch fein wirklicher Name ist, wie jener Genosse erst später erfuhr. Er habe wichtige Mittheilungen zu machen. erklärte Jaholkowski deusi Erstaunten. Er wisse nämlich, daß ein Transport von Broschüren, de» derselbe nach Petersburg expedirt habe, beschlagnahmt sei. Auch den Inhalt eines Briefes erzählte er ihm. den der- selbe einem Genossen in Petersburg geschrieben habe. Ter Brief war ganz harmlos abgefaßt und konnte nur vom Schreiber und Adressale» verstanden werden. Wie sich später zeigte, war letzlerer auch verhaftet worden, aber erst nach Empfang des Briefes, der von ihm vernichtet worden ist. Neberzeugt, daß er einen Spitzel vor sich habe, stellte sich der Bespitzelle so naiv und vertraulich als möglich und frug. wie der Besucher dazu komme, das Alles zu wissen. Daraus erzählte ihm Jaholkowski, er gehöre zu einer geheimen russischen Gesellschaft, die sich die Mission gegeben hat, in die Dienste derPolizei einzu- treten, um wichtige Geheimnisse von der Po- lizei zu erfahren. Der Bespitzelte bewunderte und be- lobte diese ebenso muthige als geniale Mission sehr, und wünschte den aufopferungsvollenFreihcitskäinpfer" anderen Tages wieder- zusehe»; leider vergebens, denn Jaholkowski war abgereist. -- Zum zweiten Male kam er indeß wiederum nach Zürich während des internationalen Kongresses von 1803, am ersten Tage.Wir sprachen miteinander" (so erzählt unser Genosse)vom Genossen l ans G a l izien, dessen Bekanntschaft Jaholkowski in Wie» gemacht halte, der aber, wie man in Zürich damals wußte, nicht zum Kongreß kommen sollte, well er eine ziemlich unangenehme persönliche Geschichte gehabt hatte. Jaholkowski bedauerte mir gegenüber sehr, ihn nicht sehen zu können. Wir gingen zusammen etwa? kneipen und JaholkowSki ging schließlich in ein Hotel. Meine Genoffen hatten indeß, ohne daß ich davon wußte, den l telegraphisch nach Zürich gerufen, der auch während der Nacht dort ankam. Erst früh erfuhr ich's und ging gleich zu Jaholkowski aber das Nest war schon leer er hatte augenscheinlich schon die Ankunft l's erfahren und war aus sehr triftigen Gründen verschwunden. Zum dritten Male sah ich ihn Mitte August 1834 in Zürich . Ein mir bekannter Russe klopfte mir ans Fenster und sagte mir, es wolle mich ein Russe sprechen. Als ich heraus- ging, fand ich meinen Jaholkowsky, aber sehr stark verändert, ohne Bart. mit einem ganz dünn und kurz zusammengestutzten Schnurrbart. Er zog mich zur Seile und sagte mir:Sagen Sie nicht, daß ich ein Pole bin, wir werden russisch sprechen." Er sagte mir später, er sei verfolgt, wolle aber in ein Technikum der Schweiz eintreten, wo«sicher zu sein Grund habe." Er reiste dann weiter. Einem absolut verläßlichen Genossen versicherte eine Dame aus Wilna , daß Jaholkowski wirklich so heißt, daß er in Litthauen eine Frau hat �und daß er selber der Wilnaer Dame einmal in Wilna gesagt hat,-er sei in die Dien sie der Polizei getreten aus Geldmangel! L'Echo de Paris", dasZentralorgan" der internationalen Polizeispitzel und Hurenlouis, zu denender falsche Baron von Ungern Sternberg" gehört, bat sich mit Recht beeilt, kurz nach Erlaß des neuen Steckbriefes mit 10 000 Franks Fanggeld einJnterwiew du rnysterieux anarchiste"(des geheimniß- vollen Anarchisten) loszulassen. Er ist darinstolz auf den Namen Sternberg ", den er mit Recht trägt, was er demnächst rechtlich beweisen wird. Seine reichen Mittel weiht er den Unglücklichen zc. zum großen Verdruß(soaudalo) der Seinigen. Er ist kein Lockspitzel im Dienste Rußlands und Deutsch- lands; er hat in Lüttich nichts anbefohlen oder gethan. Alle Meldungen über seine Verhaftungen, seine Maskirungen und Veränderungen sind Schwindel. Das gemeinte Fanggeld ist nicht offiziell, überhaupt nicht ernst gemeint. Er füchtet»ichtS; ist nicht internationaler Polizei- Agent. Anarchist war er; und Anarchist bleibt er!" Wie aber alle vorausgegangenen, so ist auch die neueste russische Verhaftskomödie ob wahr oder Schwindel R e t t u n g s a r b e i t für den durch die Lütticher Attentate ge- strandeten Lockspitzel und Henkerarbeit an seinen geprellten Werk- zeugen. Ob belgisch oder französisch reklamirt und verhört, das politische Mordwerkzeug der internationalen Reaktion ist russisch gerettet, dennnicht sie hat ihn, sondern er hat sie". Nette Blüthen treibt der Militarismus auch in Griechenlaud. Unseren Lesern ist der barbarische Angriff griechischer Offiziere auf die ZeitungAkropolis" bekannt. Statt nun die Offiziere zu bestrafen, beabsichtigt der Kriegs- minister die Redaktion derAkropolis" wegen Beleidigung der Armee gerichtlich verfolgen zu lassen. Ter Krieg in Ostasien . Nach einer Meldung deSReuter- scheu Bureaus" aus Shanghai vom heutigen Tage hätte eine be- deutende japanische Streitmacht eine Insel in der Society-Bucht, 40 Meile» nordwestlich von Port Arthur besetzt, um hier eine Operationsbasis zu gewinnen. Die Landung wäre ungehindert von Statten gegangen. Die Japaner sollen Vorbereitungen treffen, um einer längeren Belagerung zu widerstehen. Ein Theil der japanischen Flotte kehrt, wie es heißt, nach Japan zurück, um neue Truppen heranzuschaffen. China soll unausgesetzt große Truppenmaffen durch die Mandschurei nach Korea schaffen. Nach einer Meldung desReuter'schen Bureaus" aus Ioko- hama vom 6. d. M. ist der Marschall Aamagata nach Korea ab» gereist, wo er den Oberbefehl über die japanische Armee über- nehmen wird. Letztere dürste demnächst 100 000 Mann stark sein. Man glaubt, es seien Vorbereitungen zum Angriff auf Peking getroffen. PnnkEiunllirilJjkcn. Charlottenburg . An die polnischen Partei» genossen! Nachdem nunmehr die Gründung eines polnischen sozialdemokratischen Lese- und Diskutirvereins gesichert, wenden wir uns nochmals an alle polnischen Sozialdemokraten Hierselbst mit dem Ersuchen, an einer Besprechung über die weiteren Schritte resp. den endgiltigen Entschluß in dieser Sache theil- zunehmen.'Genossen! Da wir keine Arbeit gescheut haben, um zu unserem Ziele zu gelangen, glauben wir mit dem dem- nächst ins Leben tretenden Lese- und Diskutirverein für die polnischen Genosse» die erste Position zu erringen, von welcher wir eine wirksame und fruchtbringende Agitation unter unseren polnischen Landsleuten betreiben können. Die schweren Schmähungen und rohen Ausschreitungen, begangen von Leuten, die ein heuchlerisches und gewissenloses Muckerthum gegen uns aushetzte, vermochten nicht, daß wir unsere Kräfte umsonst ver- geudeten. Die stolzen Aeußerungen von drei am letzten Sonntag abgesandten.Schäfchen",daß Charlottenburg , die starke Festung der Palen, nie und nimmer zu erobern sei," sind zum Aerger des Jesurtenthums zu Schanden geworden. Jetzt heißt es aber, alle Kräfte zu sammeln, und deshalb laden wir Euch am Sonntag, den 9. September, Nachmittags 3 Uhr, bei dem Gastwirth Her- mann Wernicke, Krummestraße 19, ejn, um die Aufstellung der Mitgliederliste vorzunehmen und den Verein anzumelden. Der Anfang ist gemacht, nun an die Arbeit! Und bald werden wir aus unsere Erfolge stolz sein können! Mehrere polnische Genossen. Parteikonferenz. Für' den Wahlkreis Minden- Lübbecke findet am 16. September i» Minden eine Partei- konferenz statt. Die Tagesordnung ist wie folgt festgesetzt: 1. Abrechnung des Vertrauensmanns. 2. Vortrag des Genossen Slomke aus Bielefeld über:Sozialismus und Anarchismus. 3. Agitation und Organisation. 4. Stellungnahme zum Partei- tage in Frankfurt a. M.-ö. Stellungnahme zur nächsten Partei- konserenz für das östliche Westfalen. 6. Verschiedenes. Parteipresse. Die Leipziger Parteigenossen nehmen bekannt- lich vom I. Oktober d. I. ab eine tiefeinschneidende Neuernng mit ihrem Organ, demWähler", vor. Das Blatt soll nicht allein ganz wesentlich vergrößert, es soll auch in einer eigenen Druckerei hergestellt werden. Um einen höheren Abonnentenstand z» erhalten, beabsichtigen die Genossen, am Ende September eine Nummer in der Auflage von 60 000 zu verbreiten. Ferner soll im Oktober jede Sonnabendnnmmer in 50 000 Exemplar«» her­gestellt iverden. Für die Leitung deZ Blattes soll, wie wir ver- nehmen, der Reichstags-Abgeordnete Genosse Dr. Schoenlank gewonnen sei». Eine nächsten Dienstag in Leipzig stattzufindende Versammlung soll die definitive Wahl vornehmen. Sachseu-WeimarischeS. Die Berühmtheit des großherzogl. sächsisch-weimarischen Bezirksdirektors in Eisenach , welche der- selbe durch fortwährende Verbote sozialdemdkratischer Bersamm- lungen erlangte, hat diesem Herrn bereits Konkurrenten gemacht. In Weida sollte am 3 l. Juli Genosse B a u d e r t- Apolda über die Landtagswahlen sprechen, doch da bereitsacht Minuten" nach festgesetzter Zeit verstrichen waren und die Ver- sammlung noch nicht eröffnet war, erklärte der Bürgermeister Schilling dieselbe für aufgelöst. Als darauf Genosse Baudert frug, was er für eine Versammlung aufgelöst habe, es sei ja noch keine eröffnet, wurden wegen dieser Frevelthat dessen Personalien durch den Gendarmen sestgestellr. In Apolda sollte am 5. September Genosse The odor v. Wächter über das Thema:Stellung der Sozialdemokratie zum Privateigenlhum, Vaterland und zur Religion", sprechen,