helfferich provoziert weiter.
(Schluß au» der TbendsuSgabe.) Vorsitzender Gorhei«: Wir baben von dieser Trkläruny Kennt- mo penonnnen. Auch wir hallen es für wünschenswert, bte fteno- nraphlschen Protokoll« de« ÄuSschuve» heranzu,ichen. Da aber nur die Reden de« Reichskanzlers und seiner Slellverlreter w ö r t l l ch stenographierl worden sind, wird es notwendig sein, die betreffenden Mnglleder des Reichslage« hier als Zeugen zu hören. Dr. v. Brthmaou Hollweg: Ich würde anheimgeben, meinen Tntrag so zu sajsen. dos; auch die Parteiführer, mit denen ich wiederholt vertraulich Rücksprache geHallen habe, dar- über befragt werden, ob es richtig ist. datz ich mein Widerstreben gegen den U-Boot-Krieg in all den Phasen, in denen ich ihm sehr ichars widersprochen habe, begründet habe auf mein« Annahme, daß die Zahl unserer U-Boote zu gering sei. und darauf mich gestützt habe, daß un» der U-Boot-Krieg in einen Krieg mit Amerika verwickeln würde, und daß ich da» Hinzutreten eines neuen Feinde» unter allen Umständen vermeiden wollte. Vorsitzender Githeiu: Da» ergibt sich au» den Akten de» Hau»- haltSauSschusse». Dr. v. Lethmamr Hollwez; Ich habe gesagt, daß eine lompalt« Reick» lagSmebrheit vorhanden war. wenn der U-Boot-Krieg Von der Obersten Heeresleitung als noiwendig erachtet würde. Abg. Dr. Sinzheimer: Es ist zweifellos richtrg. daß damals eine Mehrheit für den unbeschränkten U-Boot-Krieg vorhanden war. und daß entschiedene Gegner dieser Meinung Exzellenz Belhmann und Helfferich waren. Dr. v. Bethmann-Hollweg : Auch wenn wir darnal» kein par- lamentarisch regierter Staat gewesen sind, sondern ein Obrig- leitsstaat, gibt man. sich einer Täuschung hin. wenn man an- nimmt, daß man auch in einem ObrigkeitSstaat die Bedeutung der parlamentarischen Mehrheiten unterschätzt. ReichSmimster Dr. David: Die Ausführungen des Reichskanzler« laufen darauf hinaus, daß ein großer Te'l der M i t v« r a n t» Wartung dafür, daß wir durch den rücksichtslosen U-Boot-Krieg in den Krieg mir Amerika hineingekommen sind, auf das Parlament fällt. Ich kann diesen Standpunkt nicht teilen; ich bin der Ueber- zeugung. daß, wenn der Reichstag die Lage so, wie sie sich aus dem Depeschrumechsel zwische» Washiugte» und Berll» ergab, wirklich gekannt hätte, er lein ganze« Schwergewicht in die Wagschale gelegt hätte, um den verhängnisvollen Beschluß rück- gängig zu machen. JZch ziehe diese Folgerung einmal darau», daß die enticheidenden Erkläiungen unsere« Bollchafter«, der Krieg mit Amerika sei unvermeidlich, wenn der unbelchränkte U-Boot-Kiieg de'chlossen werde, dem'R eichötag» nicht mitgeteilt worden stnd. Bors. Gothri»: Es hat sehr wenig Zweck, die Sache jetzt weiter zu verliefen., v. Betynmim Hollwez: Dem kann ich nur beistimmen. Abg. Dr. Spahn: gm neuesten Heft der„Deuiichen Revue' gibt der wllrttembergische Ministerpräfideni Weizsäcker eine Dar- stelliing der Borgänge, die sich in der Sitzung de» Bundesrat«- o u S s ch u i i e S für auswärtige Angelegenheiten vom 16. Januar IVt? abgespielt boben. v. Vcthmann Hollweg: Protokolle über dies« Sitzungen wurden nicht geführt, abgestimmt wurde auch nicht. Ich habe in vieler Sitzung dem BundesraiSauSschuß von dem Beschluß über den U-Boot-Krieg Kenntnis gegeben und im An'chluß daran haben die »-«richledenen Mitglieder idie Ansichten über die Zweckmäßigkeit oder »rizweckmgßigkeit des ll-Bool-KriegeS geäußert. Dr. Helfferich: Do» kann ich benäligen und muß daher der Darstellung»e» Herrn Weizsäcker widersprechen. v. Btthmauo Hollrpez; Der Bundesrat«au«schuß hatte ja staat»« rechtlich gar nicht die Möglichteit, Beschlüste zu fasten. Abstimmungen haben nicht nattgefunden. Dr. Helfferich fähr» nunmebr in seiner Bern-echmung fort: Nach der Ablehnung unsere« Friedensangebot» und nach dem Scheitern der FriederrSaktion de« Präsidenten Wilson war der U-Boot-Krieg auch'nach meiner Ansicht zu einer unentrinn» baren Noiwendigkeii geworden. Nicht nur einmah sondern ein duyendmal ist von mir in der bestimmiesten Form der Ueber- zeugung Ausdruck gegeben worden, daß der uneingeschiänfte U- Booi-Krieg un« den Krieg mit Amerika bringen würde. Ich habe da« viel stärker betont, al« e» meiner Ueberzeugung entsprach, denn e« sollte sich jeder ReichtragSadgeordnet« über die Tragweite klar fem. Vors. Gothein: Darüber kann ja auch gar kein Zweifel de- stehen, da» ist>n den Akten de»«usschuste« niedergelegt. Dr. Helfferich: Darm ist also der Reichstag nicht hinter« Sicht gefüdn worden.. �. Dr. Sinzheimer beftätigi, daß Helfferich damals dem Reichstag die GMabien klar geschildert habe. Dr. Helfferich: ES ist dre Frage aufgeworf«« worden, ob der Reichsrag über die Friedensschritt» Wils.»« ausreichend unterrichtet worden ist. von dieser Frage war zum arstenmal im April die Rede. Der Redner stellt fest, daß in einer vertraulichen Sitzung am LI. Januar auch da» letzte Telegramm Bernftorfi«. da» auf die Kriegsgefahr hinwies. m»t. geteilt worden fei. Von. Gothein; E» lag damals bereit» ein knrt«aaowpli vor, an dem der Reichstag nicht rütteln konnte, da der mieinge- schränkte U-Boot-Krieg am v. Januar beschlossen war. Reichsminister Dr. David bestreitet, daß da« letzte Tele- gramm Bernstor ffs in jener Sitzung vorgelegen habe. E« fei damals nicht erklärt worden, daß der Krieg mit Amerika unver- m e i d l i ch fei. Man hält« vielmehr nur an einen Abbruch der Beziehungen geglaubt. Diese» Telegramm vernstorff» habe aber au«t)rfldii<l)«rklärr: „»««n je>?» ohne weiteres U-Boat-Krieg»egonite««ftd.»Urb Präsident dies als Schlag inS Grsicht betrachten und Krieg mit Amerika ist nnvrrmeidltch." Hätte dieses Telegramm vorgelegen, dann wäre dir Situation ganz ander« angesehen worden, dann hätte er selbst nicht in dieser Sitzung erklärt, er hoffe, daß die schlimmsten Befürchtungen nickt einiraten werden. Dann bätre er auch>m Juli 1917 nicht überrascht sein lüunen, al« diese« Telegramm BernstorffS bekannt Wurde. � Bori. Gothein: Ich erinnere mich nicht, daß daS Telegramm Bernsto'ffSln jener Sitzung mitgeteilt wurde. Aber der Reich«. tag konnte ja damals an der Sachlage nicht» mehr ä n h e r n. Bethmaun Hollweg: Ich habe auf die Mitteilung eine? so tüchtigen Botschafter» wie den Graftn Bernstorfi große« Gewicht ge- legt. Die Zenirallenung fft ober nicht ohne weitere« immer in der Lage, den«orichlägen ihrer Borichoiter zu folgen, weil st« selbst die Gesamtloge besser ly überblickt. Die Siiualion. die vernstorff schilderte, wurde durch unser Telegramm vom 30. Januar
etwa» verändert, indem wir dem Präsidenten«in sehr ge« mäßigte» Friedensprogramm mitteilten. Wir erklärien ja auch, daß wir den U-Boot-Krieg sofort aufgeben würden, wenn wir die Sicherheit hätten, daß wir zu annehmbaren FriedenSver- Handlungen kommen würden. Sinzheimrr: Mutzte der uneingeschränkte U-Boot-Krieg als einziges Mittel eingesetzt werden, um Deutschland vor der Niederlage zu bewahren, oder gab«s noch eine Möglichkeit, andere Wege zu gehen? Ich denke ernmal an den Vermittlungsversuch der neutralen Macht und sodann an eine be- stimmte Erklärung zur belgischen Frage. Au« den Alien er« gibt sich, daß damals im Januar 1917 einer unserer Militär- nttachäs bei lUiec großen und bedeutenden Macht folgendes be- richtet hat: »ES liegt auf der Hand, daß wir auch heute schon die Frieden«- lache fördern könnten, wäre eS möglich, die FriedenSpartei in England davon zu LVerwugen, daß der schwere, opserkostende Kampf um da» KriegSziel Belgien unnötig ist. Wir .komme ii um die belgische Frage nicht herum. Ich verstehe alle Gründe sehr wohl, die gegen eine Lösung der belgischen Frage in einem den Frieden fördernden Sinn im gegenwärtigen Zeitpunkt sprechen. Darüber muß man sich aber vollständig klar sein, daß die Besitzergreifung«oa Belgien oder auch nur von einem kleine» Stück Belgien « weder hente noch je- mal« zu erreichen ist. Wer Belgien behalten will, muß der Welt den Frieden diltiereu können. Darüber ist ein Paltieren mit der Welt von beute nicht möglich.' Die Kernfrage ist und bleibt, worüber ich schon mit Exzellenz Helfferich privat gesprochen habe, warum da« letzte Mittel de» U-Boot-KriegeS eingesetzt und warum nickt durch eine Erklärung Über Belgien eine letzte FriedenSkart, ausgespielt wurde. Rur dadurch hätten wir bei den Gegnern den Willen zur Verhandlung schaffen können, auf den allein cS ankam. vethman« Hollweg: Auf die Angelegenheit der neutralen MaSt kann erst eingegangen werden, wenn die Verbandlungen darüber »um Abschluß gekommen stnd. Im übrigen habe ich meine Stellungnahme vom 9. Januar zum U-Boot-Krieg dadurch begründet, indem ich gesagt habe: nach der Antwort der Entente ist«ine Verhandlungsbereitschaft auSgeschlosten. Run fragt Dr. Sinzbeimer, warum ich durch eine Erklärung über Belgien diese verhandlungSdereitichaft nicht geschaffen habe, und damit wird da« Problem angeichnitten, ob(« von Anfang a« nicht richtig« gewesen wäre, die ganz bestimmte Erklärung einer Wiederherstellung Belgien » abzugeben. Helfferich: DaS kann ich nur bestätigen. Wir hatten ja Wilson unier der Hand mitgeteilt, daß wir Belgien »nicht annektieren' würden, und Wil 'on hatte diese Mitteilung als höibst wertvoll hingenommen. Trotzdem kam darauf die Senats- borschafl vom 29. Januar. Sinzheimer: Die Erklärung, wir würden Belgien »nicht annektielen', genügte eben nicht; darunter konnte da» Ausland verstehen, daß wir Teile von Belgien , z. B. L ü t t i ch, annektieren wollten. Außerdem war ja wiederbolr offiziell erklärt worden, daß wir Garantien baben müßten, daß wir Belgien politisch, wirtschaftlich und militärisch i» die Hand bekommen müßten. Unier diesen Umständen konnte unsere Erkläi ung nach Washington keine befreiende Wir- k u n g haben. Bcthmaun Hollweg: Ich babe niemals erNärt, daß wir Belgien politisch, wirtschaftlich und militärisch in der Hand behalten müßten. Dieser Sa? stammt von Dr. Spahn, und nur au» tatliichen Gründen habe ich e« für zweckmäßiger gehalten, nicht ausdrücklich zu widerspreche». Dr. Sinzheimer sagt, daß, wenn wir damals für die volle Unabhängigkeit Belgiens eingetreten wären, wir bei der Entente vielleicht die verband llu r: g»- beveitfchaf» erzeugt hätten. Das ist Dr. Ginzheimec« Ueber- zeugung. meine Ueberzeugung war ander«. Helfferich: Auch dem kann ich mich nur anschließen. Uebrigen« bot damals der ganze Reichstag, mit Ausnahm« der Unabhängigen, eine Erklärung auf volle Wiederherstellung Belgien « abgelehnt. Sreilich, wenn die Zeit fortsch, eitei, wirb man klüger. Einem >egner. der verbandeln will, soll man Entgegenkommen zeigen. Aber wenn man einem Gegner Entgegenkommen zeigt, der nickt veihandeln will, so ist da« der giößte Fehler. DaS haben wir ein halbe« Jahr später erlebt. Vors. Gothein: Schwächt man nicht die Stellung de« Gegners, wenn man zur Förderung de» Friedensstimmung in seinem Volk Entgegenkommen zeigt? Dr. Helfferich: In diesem Krieg habe ich die gegen- teilige Erfahrung gemacht. ReichSwivifter Dr. David: Auch die Sozialdevükroiie war 1917 für volle Wiederherstellung Belgiens und hatte tu Stockholm in dieser Richtung gewirkt. Vors. Gothein: Betbmann Hollweg hat gesagt, die Fastuna unsere« Friedensangebote« wäre ein K o m p r o m i ß gewesen und dadurch wäre seine Wirkung beeinträchtigt worden. Run kam noch dazn die Rede de» Kaiser » in Mülhausen vom 13 Dezember. Sie gab gewiffermotzen einen Kommentar zu dem Friedensangebot und mutzte besten Wirkung noch mehr beein« trächtigen. Sinzheimer: Am 12. Dezember war da« Friedensangebot ab- gegangen, am folgenden Tag« trat der Kaiser iu Mülhausen für den Siegfrieden eim Durch eine Indiskretion wurde diese Rede durch W T. B. in« Ausland verbreitet, und auf die Wir- kuna dieser Rede im Ausland ist zweifellos die Ablehnung unseres Angebote« mit zurückzuführen. Zunächst waren die Berichte au« neuiralen Ländern oSsolu» günstig. Plötzlich lcklug die Stimmung um, weil, ww e» an ein« Stelle ,n den Akten heißt. die Rede de« Kaiser « geradezu verheerend gewirkt hätte. Konsul Möller: Wir haben bei W. T. B. wegen der Kaiserrede nachgeivtscht. Es hat stck kein Anhalt dotü» finden lasten, daß vom Auswärtigen Amt eine Mitteilung über diese Rede an W.T.B, ab- gegangen ist. DaS Original des Tclcgraw«« mit der Kaiserrede, auf Grun » besten die Rede an dos Ausland wcitcrgegeden wurde, ist bei der Besetzung deS W. T. B. durch die Spartakisten abhanden gekommen. iAllgemeiu« Heiterteit.) Helfferich: Bei Wilson lag eine völlige BerständniSlofigkeit für uniere Lebensbedingungen vor, er erkannte das BernicktungS- Programm her Entente nicht al» ein solches. Wenn ich den Wilson von Versailles schon gekennzeichnet habe, lo weise ich darauf hin, daß StaatSsekrelär Lansing im Senat festgestellt hat, daß von den 14 fünften in Versailles kaum die Rede gewesen ist. Wilson habe erst in Pari» von den vernichtungs- Verträge» Kenntnis bekommen, die> die Entente unter sich abge-
schloffen hatte. Er hat vom Londoner verttaa mit Italien nicht» geipußt, nicht einmal etwas über die Abmachungen Frank- reich« und Rußland » über die LoStrennuna Elsatz-Lothringens und des Saargeb'etS und anderer. Zu Meier Ahnungslosigkeit in europäischen Verhältnissen kam das angelsächsische Vorurteil. Da« sind die Züge des Gesichts, die uns erst später erkennbar ge- worden sind. ,ch habe es bereits hinter der Botschaft, wenn auch verschleiert, gesehen. vors. Gothein: Ein großer Teil der Oeffentlichkeit und der Preste, auch C z e r n i n und T i S z a haben Wilsons Botschaft für eine brauchbare Grundlage gehalten Helfferich: ES ist ein offenkundiges Faktum, daß die Botschaft verschiede» beurteilt worden ist. Herr v. Bethmann Holl- weg hat den l e tz t e n S t r o h b a l m ergreifen wollen, wenn er trotzdem noch Versuche machte. Wollte Wilson wirklich zum Frieden kommen, dann hätte er wenigstens noch den Grasen Bernstorff empfangen müssen. Sinzheimer: Graf vernstorff hat erklärt, daß er über- zeugt war, daß die Entente ohne Amerika un» niemals besiegt Haffen würde, und daß der Beitritt Amerika » zu unseren Gegner« uns die Katastrophe brmgen mußte. Helfferich: Gewiß ipricht Wilson in seiner Senatsbotschaft vom 24. Januar von Gleichberechtigung und vom Frieden ohne Sieg. Aber seine Grundsätze wäre« doch nur durchzuführen bei einer Vernichtung Deutschlands . Sinzheimer: Da» war ja eine ganz andere Lage. In der Zeit. von der wir hier sprechen, wäre ja ein unbesiegte» Deutsch- land vorbanden gewesen. vors. Gothein: Dr Helfferich hat gesagt, Amerika wäre auch ohne den uneingeschränkten U-Boot-Krieg in den Krieg mit Deutschland einaetreten. Helfferich t Da« hat ja Graf Bernstorff selbst bekundet. Graf Lcrustorff: Ick habe natürlich gewußt, daß Wilson und die amerikanische Oeffentlichkeit uns nicht freundlich gesimit waren. Unter diesem Gefühl der Unfreundlichkelt hatte ich ja gerade in Washington zu leiden, liniere Ansichten gehen nur inio- weit auseinander, wie wir uns gegenüber dieser Unfreundlichkeit zu verhallen hätten, und da war ich der Ansicht, daß e» nur eine Möglichkeit gab, die Bereinigte» Staate« ouS dem Kriege herauszulassen, nämlich ihre Vermittlung anzunehmen. Hätten wir das getan, so hätte Wilson den Krieg gegen uns gar nicht eriffaeu könne«, selbst wenn er gewollt hätte. Sinzheimer: Jeder Führer eines Volkes hat da« natürliche Interesse, daß l«i» Land aus dem Kriege herauöbleibt. Da« war in diesem Falle aber mir möglich, wen» Willvn den Frieden vermittelte. Deshalb war die Wilsonsche Friedensvermittlung echt. Sie entsprang nicht allgemeinen GerechllgkcilSerivägungen, sondern den besonderen amerikanischen Interessen. Helfferich: Wir waren e« ja gar nicht gewesen, die WWonS Friedensvermittlung abgelehnt hatten. Die Entente hatte das getan, Sackverst. Prof. Bonn : Die Senatiboilchaft wird ganz miß- verstanden. Auch sie halte nur den Zweck, einen Druck auf die Eittenre auszuüben. Die amerltanische Oeffentlichkeit war damals deutschfreundlich geworden wegen der verteuerten Lebenshaltung. Die Entente war auf die amerikanischen Kredite angewiesen. Wilson hätte nur dc» Kredit zu sperren brauchen, und er war' dazu auch bereit. Amerikanische Bankiers hatten schon witdeut- scheu lSanken Fühlung genommen. Bethmaun Hollweg: Die Aussage deS Grafen Bernstorff ist von ausschlaggebender Bedeutung. � Er meinte, daß Amerika dom Eintritt in den Krieg gegen Deutschland nur hätte abgehalten werden können dadurch, daß wir Amerikas Friedens« Vermittlung annahmen. DaS wird stimmen. Wilson konnte den Krieg gegen Deutschland nur vermeiden, wenn er den Frieden vermittelte. Run kann man jetzt rückschauend ja sagen, eS wäre besser gewesen, wenn wir uns in die Hand von Wilson begeben hätte», obwohl noch meiner-Meinung auch da« Eintreten Amerikas in den Krieg eS nickt notwendig gemockl hat, daß wir zum Frieden von BelsailleS kamen. Wenn wir Wilson als Sachwalter annahmen. mußten wir jede Bedingung annehmen, die er uns auf- «riegle. Wir wären völlig in seiner Hand gewesen, denn»ine Ab- lehnung hätte bedeutet: Erneuerung deS Kriege« mit der Entente und mit Amerila. Daiür aber wäre dat deutsche voll nich,t zu habe» gewesen. Ich frage S>e: mußten wir uns nicht gewiss« Sicherheiten verichaffen gegen unmögliche Frieden«Hedingungen? Wir botten dem Präsidenten am 30. Januar telegraphiert, daß wir den U-Boot-Krieg sofort einstellen würden, wenn Präsident Wilson unS brauchbare Sicherungen an die Hand geben würde für einen annehmbaren Frieden. Wäre Wilson in seinem Herzen und mit seinem politischen Wollen bereit gewesen, der Welt unter böberen Gefichlspuntlen einen Frieden wiederzugeben, was binderte ihn daran. unser Telegramm von, gl). Januar wenigstens zu beantworten? Ganz ollgemein möchie ich dann noch sagen, daß wir alle uns doch hier sehr hüten sollten, mit dieiem Verfahren die Wilsonsche Politik zu r e ch« f e r t i gen. Da» würde einer Haltung gleich- kommen, wie sie selbst in Am« r ika nicht einmal überall vm- bände» ist. Wir sollten an die Beurteilung der deutschen Poliiik denn doch einen etwaS anderen Maßstab anlegen, al« eS hier vielfach geschehe» ist. Vorl. Gothein: Daß hier eine Rechtsertigimg der Wilsonichisn Politik vorgenommen oder auch nur beabsichtigt worden wäre, ist mir bisher nickt zum Bewußtsein gekommen. Die weitere Vcrhandluug wird aus nachmittag l/»5 Uhr vertagt. Die flbenöoerhanölunge«. Bei Wiederaufnahine der Verhandlungen äußerte sich der Sach- verständige Gesandter». Romberg zu einer Bemerkung Dr. Sinz- heimers. ob nicht die deuliche Regierung durch Bekanntgabe unserer FriedenSziele dahin hätte wirken können, daß uniere Gegner friedensbereiter würden und der Einfluß' der Friedens- freunde im feindlichen Auslände gestärkt worden wäre. Roch Ansicht und den Eifabrungen de« Sachveiständigen wäre ein der- artiger Eindruck weder auf der einen noch aus der anderen Seite zu erwarten gewesen, mit der Bekanntgab« der FliedenSziele wäre wiq, mit dem Friedensangebot nur der Eindruck der Schwäch« ge- macht worden, von der Wirkung der Mülbauser Rede bäite man sich eine große Einwirkung versprochen, alles sei indessen«nt- täuscht aewesen. Sinzheimer: UnS liegen aus anderen neutralen Staaten Be-
Deutsche Spar» Prämienanleihe 1$ 1 a
jährlich
10
mal
Hauptgewinne 1,000.000 Mark
Erste Gewinnziehung im März 1�20