Unsere Gefangenen. In Frankreich sind es noch 6000 Offiziere und 425 000 Mann, die dem Tag der Befreiung sehnsüchtig entgegensehen. Haß und Furcht gegen Deutschland spielen drüben bei den maß- gebenden Stellen eine große Rolle. Wenn sich auch die Lage d e r Gefangenen in Frankreich zum Teil gebessert hat, so läßt doch die Behandlung in den Strafkompagnien sehr zu wünschen übrig. Zw« ist die Ernährung ausreichend. Wie überall in Frank- reich sind die hygienischen Berhültnisse außerordentlich schlecht. DaS mangelnde Organisationstalent der Franzosen ist besonders daran schuld, wenn die Bekleidu ngs frage der deutschen Ge- fangenen immer noch nicht gelöst ist. Mögen auch die leitenden Regierungsstellen in der Behandlung unserer Gefangenen die besten Leitsätze ausgeben, der böse Wille manch cr Kommandant.'» und von Teilen des Aussichtspersonals verschiedener Lager macht für viele Unglückliche das Leben zur Pein. Wo solche Fälle bekannt werden, tut die deutsche Regierung alles, den Schikanen ein Ende zu machen. Auch die Postverhältnisse sind außerordentlich traurig. Eine Unzahl Pakete kommt nicht an. Um die Weihnacht«- Versorgung der Gefangenen zu sichern, werden von Deutsch - land aus Sammelsendungen an die verschiedenen Lager geschickt. ES sind bereit? große Posten von Lebensmitteln, die wir in Kopen- Hagen greifbar hatten, feuier einige Waggons Rauchwaren, Wäsche, Decken usw. abgegangen. Auch in Barcelona besteht� eine deutsche KriegSgefangenenabteilung, von der aus unsere Gefangenen vor- sorgt werden. Der Deutschen Kriegsgefangenen-Kommission nt Paris sind ausreichende Geldmittel zur Verfügung gestellt worden. Wo Hilfe notwendig ist. wird sie von dem Vorsitzenden dieser Korn- Mission, Major Traut, geleistet.. Aus England ist der Abtransport so gut wie beendet;�; bleibt nur noch ein kleiner Rest auf französischem Boden. In Großbritannien sind noch die Seapa-Flow-Leute und eine Anzahl von Fliegern und Bombenwerfern. Die deutsche Regierung ivird England zu einer Erklärung veranlassen, warum diese Leute noch zurückbehalten werden. A m e r i k a hat sämtliche Gefangenen zurückgegeben. Aegypten ist geräumt. Die Behandlung der Gefangenen in Malta ist stellenweise nicht allzu gut. Für den Rücktransport der dort be- findlichen deutschen Gefangeneu war bereits ein Dampfer ge- kapert, der jedoch unterwegs Havarie erlitten haben dürfte, da er noch nicht in Malta eingetroffen ist. Numnehr wird der Land- transport von Kleinasien aus in Erwägung gezogen, für den be- reits Geld zur Verfügung gestellt ist. AuS dem Schwarzen Meer-Gebiet sind Gefangenentransporte unterwegs. Die in den dortigen Ländern befindlichen Gefangenen haben nichts aus- zustehen. Ueber 2800 Mann befinden sich in T u r k e st a n, die im Lande verstreut sind. In Indien befinden sich noch 67 Offiziere, 419 Militär- und 1471 Zivilpersonen. Deutschland hat zum Jlbtran Sport Dampfer angeboten, die englische Regierung will unter Benutzung dieser Schisse den Transport selbst bewirken. Die Heimführung der in Rußland befindlichen Kriegs- gefangenen gestaltet sich besonders schwierig.-In Sibirien be- finden sich noch immer 18 000 Kriegs- und 6000 Zivilgesangene. All« Versuche, die Rückkehr der Kriegsgefangenen einhellig zu be- treiben, scheiterten bisher an den politischen und Transportver- hältnissen. Ihnen Nachricht zu geben, ist ebenso wenig möglich. Nur vereinzelt kommdn Mitteilungen in unsere Hände. Unter- stützung bekam die Kriegsgefangenenfürsorge durch den in Pet«rS- bürg befindlichen A.- und S.-Rat, auch ist zur Weiterleitung an- kommender Gefangenengruppen neuerdingS in Kowno ein« Stelle geschaffen worden.' Für zehn Millionen Mark B e k l e i d u n g ö- st ü ck e sind seit einigen Monaten von Amerika nach Sibirien ge- J schickt worden. In Italien befinden sich keine Gefangenen mehr. Den 4000 Deutschen in Japan geht es gut. Von den 1600 Kriegsgefangenen in Rumänien werden in diesen Tagen ein Teil durch zwei Lazarettzüge zurückgeholt.,
Ran an Sie Schieber! ES geht wirklich nicht mehr so weiter. Die Gegensätze — auf der einen Seite Prassen und Genußsucht, auf der anderen Seite trotz dauernd erhöhter Löhne die U n- Möglichkeit, das'zum Leben N o t w en d i g st e z u er- stehen— wachsen ins Riesenhafte. Die vielfach höheren Preise für Lebensmittel und samt- liche Bedarfsartikel können weder von den Arbeitern, trotz der hohen Löhne, noch von den Beamten, die jetzt kaum das Doppelte ihrer Friedensbezüge haben, bezahlt werden. Folg- lich bleibt ihnen nur der Hunger übrig. Diese beiden Mühlsteine, HungerundWucher, sind es, die die Kraft des arbeitenden Volkes langsam aber sicher zermahlen. Alle bisherigen Maßnahmen der Regierung, mögen es Teuerungszulagen, Senkung der Lebensmittelpreise usw. ge- wesen sein, haben keinen durchgreifenden Erfolg gehabt. Es ist notwendig, das Uebel bei der Wurzel zu packen, gegen Schleichhändler und Schieber mit den schärfsten Mit- t e l n vorzugehen, sie in ihren Schlupfwinkeln aussuchen und fassen. Zuchthaus st rase und Vermögensent- e i g n u n g sind die einzigen noch wirksamen Mittel, die end- lich zur Anwendung kommen müssen. Um aber die Schieber zu fassen, muß das Reich— bei Wahrung aller Demokratie— endlich davon abkommen, den Wucher durch seine Einrichtungen zu fördern. Außergewöhn- liche Zeiten erheischen außergewöhnliche Maßnahmen. Nicht zur Freude jedes demokratisch Empfindenden erleben wir noch heute Belagerungszustand, Ausnahmezustand, Zeitungs- Verbote usw. Eine Maßnahme aber, die zur energischen Be- kämpfung'der Schieber unumgänglich notwendig ist, und mit deren vorübergehender Anwendung— nach meiner Meinung — sogar die U. S. P. einverstanden sein könnte � das Einverständnis der rechtsstehenden Parteien setze ich als selbst- verständlich voraus(!)— hat bis jetzt auf sich warten lassen. Es handelt sich um die vorübergehende Ueber- wachung des Brief-, Telegramm Fern- sprech-, Paket» und Eisenbahngüterver» k e h r s.. Wie liegen jetzt die Verhaltnisse zum Beispiel bei der Post? Jeder Beamte, jede Telephonistin. jeder Aushelfer weiß, daß Unmengen und Unmengen von Schlei chhan- delswaren mit der Post versandt werden. Die Beamten kennen ganz genau die Schieber, Absender wie Empfänger, sie beobachten den Verkehr: manchmal steigt ihnen ob der unerhörten Preise, die der eine nimmt und der andere zahlt, das Blut vor Scham ins Gesicht— doch sie müssen schweigen. DasBriefgeheimnisistunver- I e tz l i ch: ein Verstoß hiergsgen, und sie wandern ins Ge- fängnis. Die Beamten kennen auch ganz genau die Telegramme und Gespräche, all die geheimen Schliche und Wege, welche Wucherer und Schieber miteinander verbinden. Voll Em- pörung sehen sie, wie das Volk um Millionen und Millionen zugunsten einiger weniger gewissenloser Verbrecher betrogen wird— sie müssen schiveigen: das Telegraphengeheimnis ist unverletzlich. Was nützen da alle Gesetze und Verordnungen gegen den Wucher?— Hier ist der Zustand entstanden, daß das Reich seine eigenen Gesetze paralysiert. Es. wird Gesetz gegen Gesetz ausgespielt. Man sieht, das schönste Gesetz gegen Wucher und Schiebertum wird sofort durch ein anderes vollständig unwirksam gemacht. Doch nicht genug damit. Das Reich fördert ja auch den LebenSmittelwucher in geradezu unerhörter Weife. Geht z. B. ein Paket auf der Post verloren, oder wird es beraubt oder gestohlen, so zahlt die Post— auch wenn die Versendung der Lebensmittel verboten ist— Ersatz nach den postgesehlichen Bestimmungen unter Zugrundelegung der verlangten Schieberpreis«. Gar nichts sollte die Post zalLen und beide Schieber, Empfänger und Absender,_ obendrein dem Staatsanwalt übergeben. Das wäre richtig: das würde dem Empfinden des hungernden Volkes entsprechen! So ist es gekommen, daß jeder Bauer, jeder Großgrund- bcsitzer seine Erzeugnisse zu kolossalen Preisen durch die Mit- Wirkung der Post an bestimmte Abnehmer verschiebt und hinterher erklärt, nicht imstande zu sein, das vorgeschriebene Kontingent abzuliefern. Kann man es unter diesen Umstanden den Beamten verdenken, daß sie anfangen, sich dagegen zu wehren, diesen Volksderbrechern noch länger als Werkzeuge zu dienen? Kann man es ihnen verdenken,� daß sie von der Regie- rung verlangen, von ihrer Schweigepflicht entbun- den zu werden, damit sie jene Elenden dem Strafrichter überliefern können? Und ihr Kampf gilt noch einem anderen Ziel. Das elende Schieber- und Wuchertum ist es gewesen, das die Korruption in die deutsche Beamtenschaft hineingetra- gen hat. Die Beamten wollen diese Seuche aus ihren Reihen ausrotten. Kann man es ihnen verdenken, daß sie selbst zu verzweifelten Mitteln greifen wollen, um dies zu erreichen? Was nützt es. wenn z. B. die Postverwaltung ihre Beam- n, icne lendenlahmen Bestimmungen hinweist, die eS geitatten, Postscnd.ungen(und Telegramme), deren ficht» barer Inhalt gegen die Gesetze oder das öffentliche Wobl verstößt, von, der Beförderung auszuschließen. Es lmt keinen Zweck, die Nichtanwendungsmöglichkeiten dieser Bestimmungen hier zu erörtern. Hierüber ließen sich ungezählte Dottorarbeiten schreiben. Es genügt hier,� festzustellen, daß die Vorschriften zur Bekämpfung der Schieber keinen, aber auch gar keinen prak- tischen Wert haben. Außerdem berühren sie mit das wich- tigste Hilfsmittel der Schieber— die Telephongespräche— gar nicht. Auch das Durchsuchen der abzusendenden Sendungen durch die Polizei-vor der Auflieferung zur Post womög- lich auf der Straße vor dem Posthause— hat sich aus tau- send Gründen als undurchführbar erwiesen. Um dem Schiebertum wirklich ernsthast zu Leibe zu rücken, gibt eS nach meiner Ueberzeugung gar keinen anderen als den eingangs vorgeschlagenen Weg. Jeder Versuch einer Schiebung muß unter den heutigen Umständen nach 8.139 des Strafgesetzbuches als Vorhaben eines gemeingefährlichen Ver» b reche nS angesehen und sofort der Staatsanwalt- schaft angezeigt werden. Unter vorübergehender Einrichtung
einer Postkontrolle sind hierzu in erster Linie die Verkehrs» beamten und Verkehrsarbeiter verpflichtet. Gewiß, es gehört ein Entschluß dazu, unter dem Aus» nahmezustand die Postllberwachung wenn auch nur vorüber- gehend einzuführen. Der legitime Handel und Verkehr wird naturgemäß darunter zu leiden haben. Jedoch kennen wir nicht schon andere einschneidende Maßnahmen im Ver- kehrsleben, die noch lästiger sind? Und gibt es einen anderen Weg, den Totengräbern des Volkes zu Leibe zu rücken? Ehe unser ganzes Wirtschaftsleben kaputt geht, wird sich jeder einsichtige Volksgenosse dem Zwang der Verhältnisse fügen, und diese Unannehmlichkeit in Kauf nehmen. Es bleibt nichts anderes übrig! Nur vier Wochen eine derartige Kontrolle, dazu gleichzeitig schärfste Ueberwachung der Landwirte und— das deutsche Volk kann erleichtert auf- atmen. Also:„Ran an die Schieber!" Willy Steinkopf.
Die Chemnitzer Unruhen vor üem Schwurgericht. Die LebenSmittelunruhen, die am 4. August in Chemnitz begannen, von Tag zu Tag immer größeren Umfang annahmen und schließlich am 7. und 8. August mit blutigen Zusammenstößen endeten, beschäftigen in den nächsten drei Wochen, nachdem Landgericht, Schöffengericht und Jugendgericht schon in letzter Zeit zahlreiche Teilnehmer an den Unruhen ab- geurteilt haben, da« Chemnitzer Schwurgericht. 17 Angeklagte, darunter drei Frauen, haben sich wegen schwerer Straftaten zu ver» antworten. Am Donnerstag wurden als erste die Geschirrführer Max Emil Grünewald und Willi M u st e r abgeurteilt. Beide sind In- Haber des Eisernen Kreuzes II. Klaffe. Grünewald ist wegen Unterschlagung und Muster wegen Landfriedensbruchs vor- bestraft. Grünewald wird beschuldigt, einem Feldwebel den Karabiner abgenommen und ihn damit verprügelt zu haben. In der Verhandlung erklärte er, daß er sich darauf nicht mehr be- sinnen könne, da er im Kriege nicht nur die Sehkraft verloren, sondern auch Nerven st örung en davongetragen habe. ES sei möglich, daß er in der Erregung derartiges getan habe, doch wisse er jetzt nicht» mehr davon. M u st e r ist angeklagt, am Schillerplatz einen Unteroffizier geschlagen zu haben. Er b e» st r e i t e t jede Schuld und behauptet, daß er schon vorher wieder umgekehrt sei. Die Zeugenvernehmung ergab die volle Schuld der Angeklagten. Die gerrchtSärztliche Untersuchung stellte fest, daß Grunewald zwar geistig minder» w e r t i g. aber für seine Taten verantwortlich sei. Die Geschworenen billigten den Angeklagten mildernde Um- stände zu. Das Urteil lautet für G r ü n e w a l d auf 1 Jahr 3 Monate Gefängnis, für Muster unter Einschluß der früher gegen ihn erkannten Strafen aus 2 Jahr 3 Monate Ge- fängnis; außerdem wurden ihm die Ehrenrechte auf die Dauer von 5 Jahren aberkannt.
vor üer kritisthen Abstimmung in Amerika . Im Senat verlas H i t ch o ck vor der Abstimmung einen Brief Wilsons, in dem dieser darauf drängt, die Bor - behalte auszuschalten. Lodge erklärte später, der Senat wäre nicht bereit, den Weisungen des Präsidenten zu folgen und reichte darauf seiuen Antrag zur Natifr- ziernng samt Vorbehalten ein, der bekanntlich die "/,-Mehrheit nicht erhielt. Daraufhin verlangte Lodge sofortige Abstimmung über Ratifizierung ohne Vor- behalte in der Annahme, daß auch hierfür die er- forderliche 3I3- Mehrheit nicht zustande kommen würde. Senator Reed schlug vor, die allgemeine Vorlage zu ändern. Hierauf wurde mit 62 gegen 30 Stimmen beschlossen, einen Antrag, später noch über die Ratifizierung mit milden Borbehalten abzustimmen, von der Tagesordunng abzusetzen._ Die Abstimmung im Osten. Obwohl die amerikanischen Mitglieder mit Rücksicht auf die unsicher« Ratifikation de» Friedensvertrages für die AbstimmungS- kommiffion im Osten noch nicht ernannt sind, dürften diese selbst demnächst ihre Tätigkeit aufnehmen. Die Ab« stimmungskommission für O b e r s ch I e s i e n besteht auS dem französischen General Le R�nd, dem englischen Oberst Percival und dem italienischen General de MaryneS. Die Abstimmungskommission für die Kreise Rosenberg. Stuhm, Marienwerder und Marienburg hat folgende Zusammensetzung: Beaunont für England, de Chsrisy für Frank reich , Mondollo für Italien und Ida Kato für Japan .
Bn die dänischen Zreunde. Di« dänischen Gewerkschaften haben sich bereit er» klärt, die Kinderaufncchme auch im Winter fortzusetzen, inSbeson- der« Kinder über Weihnachten auf acht Wochen aufzu- nehmen. Der Reichskanzler Bauer hat deshalb an den Minister Stauning in Kopenhagen folgendes Telegramm gerichtet: Di« Mitteilung, daß die dänischen Gewerkschaften erneut be- rait sind, einer weiteren hohen Anzahl erholungsbedürftiger Kin- der gastfrei em Aufenthalt in Dänemark zu gewähren, wird in allen Teilen des Deutschen RoichoS freudigst« und dankbarste Anerken- nung finden. Di« bisher heimgekehrten, glänzend erholten und fast immer auch neu eingekleideten Kitzder haben bei den Angehörigen die tiefste Dankbarkeit ausgelöst, die das Familienleben der einzelnen günstig beeinflußt. Dieser sichtbare Ausdruck der Hilfsbereitschaft hilft uns, den Mauben an ein« neue und bessere Zeit nicht ganz zu verlieren.
Ein neuer Iriedensvorsthlag Cenins! Nach einer Meldung der„Politiken " verlautet, baß der bolfche» wistifche Soudergcfandtc Litwinow ein neues Friedens- angebot Lenins mitbringe. Der Borschlag Lenins soll durch Vermittlung der englischen Gefangenen-AuSwechsrlungs-Kommission der Londoner Regierung übermittelt werden. Tie Berhand- lunge« zwischen O'Grady und Litwinow finden im Hotel Phönix statt. Nach den Informationen der dänische» Presse beabsichtigt Litwinow die Heimreise über Berlin anzutreten. Für die an diese» Reisepla» gekaüpfte» Kombinationen bezügkich einer beabsichtigten Annäherung der Sowjet-Rezierung an Deutschland fehlt jede tatsächliche Unterlage.
Kleine politische Nachrichten. Der Prozeß gegen den Mörder EisncrS. Wie die Korrespondenz Hosftnanu amtlich meldet, ist die H a u p t v e r y a n d l u n g gegen den Grafen Anton Arco- Valley , der Eisner erschossen hat, auf den 6. Dezember, und gegen den Metzger Alois Lind- n e r, der den Anschlag im Landing verübt hat, auf den 9. Dezember 1919 vor dem VolkSgcricht in München anberaumt worden. Mühsam wegen Beleidigung bestraft. Die Strafkammer de? Landgerichtes zu Ansbach verurteilte den Fesbungsgefangeiren Erich Mühsam wegen Beleidigung des bayerischen Justizministers Dr. Müller-Meiniugen zu einer Gefängnisstrafe von zwei Monaten. Mühsam hatte den Justizminister einen ehrlosen Lumpen geschimpft. Verhaftung von Spartakisten im besetzten Gebiet. Der.Temxs" meldet, daß während der letzten Woche zahlreiche Spartakisten im besetzten Gebiet verhaftet worden sind. Staatliche Sicherheitspolizei auch im Reiche. Da sich die Ein- richtung der staatlichen Sicherheitspolizei in Berlin außerordentlich bewährt hat, ist vom Ministerium des Innern die Aufstellung einer ähnlichen Organisation in Gebieten Mittel- deutschlands beabsichtigt. Die Ausstellung hat bereits aus dem Truppenübungsplatz Jüterbog , Neue» Lager, begonnen. Zum Tobe Gröbers . Dem Vorstand der Z e n't r u m S p a r t e i ist folgendes Schreiben übergeben worden: „Zum plötzlichen Hinscheiden Ihres langjährigen verehrten Führers, des auch von unS allgemein hochgeschätzten Abgeordneten Adolf Gröber , sprechen wir namens der sozialdemokratischen Mitglieder der Deutschen Nationalversammlung unser herzlichstes Mitgefühl auS. Lüde. Scheidemann ." Ter neue Führer der Zentrumsfraktion. Wie der Bayerische Kurier hört, wird an Stelle GroeberS Abgeordneter Trimborn die Führung der Zentrumsfraktion übernehmen. Die Einigungsfrage. Laut P. P. N. hat nach ider Plenarsitzung der Nationalversammlung eine FrakttonSsitzung der unabhängigen Sozialdemokratie stattgefunden, in der auch die Emignngssrage be- sprochan wurde. Zur Sicherung der Riibenrrnte. Der Reichswirtschaftsminister hat sich damit einverstanden erklärt, daß den Zuckerfabriken, wo Rübenerntearbeiter nötig sind. Bezugscheine über 10.Zent. ner statt bisher 6 Zentner Anteilzucker auf>« 10 000 Zentner von der Fabrik angenommene Zuckerrüben ausgestellt werden, unter der Bedingung daß die Rübenliefcranten neben den bisher den Ernte- arbeitern zugewiesenen Mengen die 4 Zentner ungekürzt zur ver- besserten Zuckervers orguug ihrer Rübenernte- arbeiter benutzen. Tschechisches Entgegenkommen. Wie der Vertreter der„Frank- furter Zeitung" aus absolut zuverlässiger Quelle erfährt, wird die t schcchoslowa ki sche Regierung von der im Friedensvertrag frei- gestellten Beschlagnahme reichSdeu t scher Unter- nehmungen keinen Gebrauch machen. Todesstrafe für Schieber. Bekanntlich ist in Posen für jede Veruntreuung von Eigentum der Militärverwaltung die Todesstrafe festgesetzt, da das Schlebcrtiim derart um sich gegriffen hatte, daß dem Staat Mllionenwevte fast täglich verloren gingen Wie setzt der„Dena" berichtet wird hat ein polnisches Kriegsgericht das e r st e Todesurteil gegen einen Unterleutnant und eine andere Per- son gefällt, weil sie für nicht ganz 3000 M. Heilmittel verun- treut haben! D'Annunzio vergößert sich. Bei seinem Ausflug nach der dal- rnatinischen Hauptstadt Zara hat der König von Fiume Truppen dortgelassen.