Nr.596.36.Jahrg.

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands

Redaktion und Expedition: SW. 68, Lindenstr. 3.

Sernivrecher: Amt Morisplas, Nr. 15190-15197.

Freitag, den 21. November 1919.

Vorwärts- Verlag 6.m.b. H., SW. 68, Lindenstr. 3. Ferusprecher: Amt Morigplas, Nr. 117 53-54.

Amerika gegen Versailles .

Die Einheitsfront".

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Sozialistische Einheitsfront" ein schönes Wort. Ei nigkeit des gesamten Proletariats" ein noch schöneres Wort. Wir erstreben das eine als praktisches Biel, in dem zweifen fehen wir ein Ideal, dessen Verwirklichung noch in weiter Ferne liegt. Meiner Ueberzeugung nach wird die Zu­sammenfassung des gesamten Proletariats unter einen Hut fogar niemals fommen, denn niemals wird wohl ein Partei­programm weit genug sein, um allen in der Arbeiterschaft vorhandenen politischen und geistigen Strömungen gleich zeitig Raum zu bieten.

Versailles unter den Tisch!

Waffen zu begegnen. Daß die ,, unabhängigen" Bäume nicht in den Himmel wachsen, sobald wir nur die Phraseure ent­Der amerikanische Senat hat alle Anträge zum Versailles - schlossen beim Schopf nehmen, hat soeben der Ausfall der Diftat abgelehnt, anch den auf vorbehaltloje Ratifizierung. Kommunalwahlen in der mittleren und oberen Rheinproving Daun legte man den ganzen Vertrag" beifeite und vergezeigt, bei denen auch die Rechtsparteien schlechte Geschäfte tagte sich auf nubestimmte Zeit, nachdem man noch einen gemacht haben. Antrag Lodge, den Krieg mit Dentschland als beendet zu er­klären, dem Ausschuß überwiesen hatte.

überlassen.

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tanzen.

Immerhin werden die Unabhängigen vorübergehend. erstarken, ebenso werden die Deutschnationalen neuen Bu Wilson soll daraufhin sein herrliches Werk zurüdgezogen lauf von verängstigten Spießern bekommen. Die voraussicht­haben. liche Verminderung der mehrheitssozialistischen und demo­Die Chikago Tribune" meint, die Richterledigung des fratischen Mandate wird aber dann das Zentrum, dessen Friedensdiktais bedeute die Zurücknahme aller amerikanischen Mandatszahl wahrscheinlich nicht wesentlich verringert wird, Truppen nud Kommissionen ans Europa . Koblenz würde ge- im Reichstag zum 3ün glein an der Wage und damit Um zu eremplifizieren: links von der linfesten Sozial- räumt werden. Es könnten auch keine amerikanischen Truppen zur eigentlich herrschenden Partei machen. Unter demokratie gibt es, in Abschattierungen, die Kommu- nach Oberschlesien gebracht werden zur Ueberwachung der veränderten Verhältnissen wiederholt sich die Konstellation, nisten. Rechts von ihr aber stehen große Scharen Arbeiter, Bolfsabftimmung. Alle noch ungelösten Fragen würden direkt wie sie, mit Ausnahme der kurzen Periode des Bülowblods, die im Banne einer ganz anderen Weltanschauung leben und ohne Amerika zwischen den alliierten Großmächten und den einige Jahrzehnte im alten Reichstag vorhanden war. Die für das sozialistische Kulturideal nicht empfänglich sind. Wohl- Kleinstaaten geregelt werden. Die amerikanische Friedens. Folgen würden sein: eine maßlose Steigerung der Zentrums­gemertt: das gilt nicht für dieses Ideal in seinem ganzen abordnung wird sich angeblich am 5. Dezember nach New Yort ansprüche an die Linksparteien, verstärktes Liebeswerben der Die letten Sigungen des Obersten Rates follen Rechstparteien beim Zentrum, fortwährende Drohungen Umfange. Selbst wenn sie demokratisch und sozialistisch emp. einschiffen. finden, so sind sie feine Sozialdemokraten. Den am 3. oder 4. Dezember stattfinden. Die Friedensmacherei dieser Partei mit dem Abmarich nach rechts, wenn die Regie­Marrismus, die geschichtsmaterialistische Betrachtungsweise, mit den Türken, Ungarn usw. bliebe dem holden Frühjahr rungsparteien der Linken nicht gehorsam nach ihrer Pfeife lehnen sie ab. Bolitische Gleichberechtigung, Bolfsregierung, Nieuwe Rotterdamsche Courant" meldet, man sei in fozialen Fortschritt, gerechtere Verteilung des Arbeitserträg Paris allgemein der Ansicht, daß das Jukrafttreten des find, die auf eine Rechtsschwenkung hindrängen, ist jedem Daß innerhalb des Sentrums ftarfe Kräfte am Werke Friedensvertrages, der schon von drei Großmächten flar, der Zeitungen lieft. Adel und Bischöfe sind beim Ben­ratifiziert sei, keinen Augenblick länger hinausgeschoben trum eine nicht zu unterschätzende Macht, auch die führende werden dürfe. Bauernschicht geht natürlich viel lieber mit Westarp als mil Scheidemann. Der organisierte Borstoß der Sentrumspresse gegen den preußischen Kultusminister verfolgt offensichtlich Die allgemeinen Wahlen für das rumänische Abgeord- den Zwed, eine für die Wahlen sehr willkommene Kultur­netenhaus hatten folgende Ergebnisse: 103 Liberale, 58 Ber- fampfftimmung zu erzeugen. An Strupellosigkeit in trter der Bauernpartei, 67 Nationalisten, 12 Sozialisten, der Wahl seiner Mittel wie auch an taftischer Gerissenheit 7 Progreffisten, 6 Anhänger der Averescu - Partei. In Sieben- ist das Zentrum nicht zu übertreffen. Wenn aber auch eine bürgen und den neu angegliederten Gebieten Ungarns wur. offene Rechtsschwenkung dieser Partei aus gewichtigen Grün­den 146 Nationalisten und 46 Oppositionelle, in der Buko- den, an deren Spize die Furcht vor den eigenen Arbeitern, wina 12 Nationalisten, darunter zwei Deutsche , ein Jude und steht, vorab nicht gut denkbar ist, so brohen doch die fünftigen ein Ruthene, und in Bessarabien 86 Nationalisten und 28 Wahlen eine politische Verschiebung zu schaffen, die die So­Bertreter der Bauernpartei gewählt. In Rischinew wurde zialdemokratie schon jest in ihre Rechnung einstellen muß. ein Sozialist gewählt. Wenn die Nichtrumänen der erben. Wir haben schon allzu oft parteipolitisch von der Hand in den teten Gebiete als Nationalisten" bezeichnet werden, so er. Mund gelebt; vor Wiederholungen müssen wir uns hüten. kennt man, daß in dem Barlament eine ganze Menge Abge­ordneter sein müssen, die nur Zwangs- Rumänen find. Wohl bekomm's!

nisses und überhaupt der vorhandenen materiellen Güter wollen auch fie. Auch sie wollen legten Endes wohl den so­ zialistischen Gesellschaftszustand; aber auf dem Wege, der zu thm hinführt, wollen sie nicht auf ihre kirchlidy- reli giösen Jdeale und nicht auf die Ethik des Christentums berzichten. Dennoch hatte ich die Möglichkeit, daß die 8en. trums und evangelischen Arbeitervereinler gemeinsam mit der Sozialdemokratie marschieren, für viel eher gegeben als eine Versöhnung von Sozialisten und Kom­munisten. Denn hier flaffen tatsächlich abgrundtiefe Gegen­säge, die sich niemals überbrüden lassen werden.

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Wahlen in Rumänien .

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Clemenceau muß bleiben.

Bon der Einigkeit des gesamten Proletariats" sollten wir daher schweigen. Aber auch die Frage der sozialistischen Einheitsfront" haben wir mit aller Nüchternheit zu betrach ten. Man wird in Versammlungen des Beifalls stets sicher fein wenn man die Einigung predigt, denn noch schmerzlicher als die Führer empfinden die Arbeiter und Angestellten in den Betrieben den Bruderkampf. Und ganz gewiß wäre es eine schyrere Berfündigung gegen das Proletariat, wenn wir nicht die Beendigung dieses unseligen Krieges mit allen Mitteln erstrebten. Dabei müssen wir uns jedoch darüber Elar sein, daß der Verständigungsmöglichkeit faftisch recht enge Grenzen gezogen sind. Nicht minder aber haben wir die In ben Wandelgängen der Kammer ist man der Ansicht, das Birkungen einer etwaigen Verständigung auf die Glemenceau noch bis zu den Senatswahlen im Januar im Amte politische Gesamtlage zu prüfen. bleiben müffe. Poincaré würde fich in Berlegenheit befinden, wen Der linfe Flügel der Untabhängigen scheidet von vorn- er mit der Rabinettsbildung zu beauftragen hätte, wenn herein aus, denn die Däumig. Eichhorn und Genoffer Glemencean fich vor der Beendigung des Wahlgeschäfts zurückziehen haben mit ihrer Verwerfung der Demokratie ein sozial- türbe. Die Freunde Clemenceaus, die Gelegenheit hatten, fich mit demokratisches Grundprinzip über Bord geworfen. Ob das ihm zu unterhalten, hoffen, daß er sich bereitfinden wird, bis zu unabhängige Bentrum" bekanntlich nannte Bebel die den Senatswahlen den Borfit im Ministerrate su behalten. Parteimitte einmal den„ Sumpf", als dessen Garnitur Glemenceau wird in der kommenden Woche nach Paris zurückkehren, man wohl Silferding und Dittmann ansprechen um die durch die Richtwieberwahl mehrerer Mitglieder des Kabinetts darf, für ein unserer Partei annehmbares Einigungspro- gefchaffene Lage zu prüfen. Es hat den Anschein, als ob diese Mi­gramm zu haben sein würde, muß mit einem großen Frage. nifter aufgefordert werden würden, im Amte zu bleiben. Die tolle Ungerechtigkeit des neuen Wahlsystems zeigen folgende zeichen versehen werden. Bleibt also der rechte Flügel mit Rautsky und Nestriepke. Ihr guter Wille in allen Biffern aus Paris : Thierry mit 36 000 und Desplas mit 75 000

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Die Frage der Einigung, wenn auch nur der Einigung mit dem rechten Flügel der Unabhängigen, gewinnt unter diesem Gesichtswinkel gesehen noch erhöhte Bedeutung. Eines ist freilich notwendig: daß wir die Einigung nicht etwa durch Preisgabe von Grundsäßen erkaufen, denn dann würden die letzten Dinge schlimmer fein als die erften. Vor einer wässerigen Politik nach links und irgendwelchen Bugeständnissen an die Diftatur des Proletariats" muß un­fere Bartei sich nicht allein aus grundfäßlichen Erwägungen, sondern auch um deswillen hüten, weil ein Berlaffen des demokratischen Bodens zugleich das Ende unserer Regie­rungsfähigkeit und die Brüskierung jener' bürgerlich- demo­fratischen und Flerifalen Wählerschichten bedeuten würde, die den jetzigen Kurs aus ehrlicher Ueberzeugung mitmachen und in ihren Parteien als Sauerteig wirken. 3. Meerfeld .

Helft den Oesterreichern!

Grauenhaftes Elend herrscht in Wien und den größeren

Ehren, aber werden sie, falls es wirklich zu einer Einigung 19 000 gewählt wurde. Rappaport ift frog 46'000 Stimmen unter. Städten jenes jammervollen Staatsgebildes, daß in St. Ger auf einer für beide Teile annehmbaren Blattform fäme, auch Massen hinter sich bringen? Möglich wäre es schon, denn legen, während der dissidente Sozialist Louche mit 22000 Stimmen der Verständigungswille ist innerhalb der Arbeiterschaft sehr triumphierte. Die Sozialisten der Pariser Bororte mit 140 000 start. Dennoch ist heute nicht abzuschäzen, mit welchem Erfolg Stimmen bleiben ohne jebe Bertretung. Die 265 000 Sozialisten­die„ revolutionäre" Demagogie aus einer Verschmelzung ftimmen von ganz Baris erhielten 19 Bertreter, während der natio. Kapital schlagen würde. Denn in dem Augenblid, wo die nale Blod mit 380 000 Stimmen 36 Vertreter gefunden habe. Nach dem„ Populaire" haben die Sozialisten 1 700 000 Stimmen Kautsky und Neftriepke zur alten Bartei zurüdfehren in erhalten. 2onguet führt auß, daß die fozialistische Partei feit Deutschösterreich hat biel zu wenig Kohlen für seinen bemfelben Augenblid würden sich auf fie dieselben Schmuz ben legten Wahlen eine Zunahme von ungefähr 500 000 Stimmen fübel von links her ergießen wie auf die Scheidemänner". zu Seien wir uns darüber doch flar. In jedem Betracht: eine u verzeichnen hat. Bei einem anständigen Wahlsystem müßten den Sozialisten nicht 55 Sige, fondern 130 bis 150 Eige zufallen. Aber fozialistiche Einheitsfront bekommen wir nicht. Im besten Falle wird die Grenzlinie ein wenig mehr nach links verlegt. Die Koalition der bürgerlichen Parteien und vor allem das ung: Falle wird die Grenzlinie ein wenig mehr nach links verlegt. rechte Wahlinstem bewirkten, daß die neue Kammer die reaktio Immerhin bin ich der Meiung, daß auch dieser bescheidene Er närfte feit 1871 sein und die volksvertretung geradezu eine folg schon den darauf verwendeten Schweiß durchaus lohnen Karikatur der Wünsche und Strömungen im Volke bilden werde. it eine solche Herausarbeitung des tatsächlich Erreich

würde.

main geschaffen wurde und nicht leben und nicht sterben kann. Die deutschen Alpenlande sind ein Garten, aber fie fönnen ich nicht selbst ernähren und das dazu geschlagene Deutsch Weftungarn wird höchstens der Gemüsenot einige Linderung bringen, aber nicht den Mangel an Getreide und Vieh decken fönnten. Und ringsherum figen wenig freundliche Nachbarn. eigenen dringendsten Bedarf. Seine Industrie muß stoden, denn die geringe Kohlenzufuhr reicht gerade aus, um Gas und Lichtstrom von einem Tag zum andern zu ernähren. Deshalb ist das Land auch außerstande, etiva durch Ausfuhr on Industrieerzeugnissen in die Ententeländer und in Uebersee Lebensmittel zu taufen, deren Preis bei der faft vollkommenen Bertlosigkeit der deutschösterreichischen Strone einfach unerschwinglich ist.

Wenn das Stöhnen aus diesem unglücklichen Lande baren geboten, ichon um Illusionen zu verhüten, so haben wir nach die Demokraten und die Mehrheitsiozia auf die Völker der Entente und zumal auf ihre Regierungen auf der anderen Seite zu prüfen ob die Einigung von nen- liften fein. Tas darf man aussprechen, ohne in Angit- und ihre Stapitalisten nicht gerade die erschütterndste Wirkung nenswertem Einfluß auf die Parteigruppierung meierei zu verfallen. Unsere Partei wird Stimmen und Size auszuüben scheint, so begreift man das angesichts der Ent­sein kann. Ueber das voraussichtliche Bild der kommenden verlieren, darüber sind wir uns flar. Sie wird aber noch fernung, der Kriegsverhebung und besonders darum, weil die Reichstagswahlen wird sich in unseren Reihen kaum glimpflich abschneiden, wenn wir uns innerlich stark genug Ententevölker zwar Mangel und Teuerung, aber nicht den jemand täuschen. Die Extreme von rechts und links werden fühlen, von der Verteidigung zum Angriff überzugeben Sunger in seiner wahren Gestalt fennen gelernt haben. gewinnen, die Leidtragenden werden aller Wahrscheinlichkeit und der Demagogie von rechts wie von links mit schmeidigen wir dagegen wissen, was hunger bedeutet