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Vorwärts
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Mittwoch, den 26. November 1919.
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Hollandreise.
Bon Gb. Berntein.
Ostpreußen an die Reichsregierung. I in Verbindung stehenden Agitationen geht ganz unmig. berständlich hervor, daß ein Sieg der nationalistischen Die Zilfiter Zeitung" meldet: Mit den Letten ist ein Tendenzen in Deutschland diesem jede Hoffnung auf die Er 24stündiger Waffenstillstand abgeschlossen worden. werbung der Sympathien des niederländischen Volkes rauben Es follte eine Englandreise werden, doch ist es nur eine Die Litaner haben die Eisenbahnstrecke freigegeben. würde. Hollandreise geworden. Warum nicht das erstere, glaube ich Franzöfifche Offiziere von des interalliierten Baltikumkom. Wenn ich einem Teil der erwähnten Urteile die Behiar aufklären zu sollen, well verschiedentlich irrige Schlüffe mission begaben sich auf das Gefechtsfeld, um von den Litou rechtigung nicht versagen kann, so habe ich es doch für meine daraus gezogen worden sind. Die verhängnisvollste der Urern unter Einsetzung des eigenen Lebens die Einstellung Pflicht gehalten, in Holland nicht als Kritiker, sondern als fachen war, daß die ursprüngliche Einladung des englischen der Feindseligkeiten zu verlangen. Tauroggen ist von den Anwalt der Republik aufzutreten und nach meinen Kräften Rats zur Befämpfung der Hungersnot( Fight the Famine Litauern geräumt worden. dafür zu forgen, daß man über dem ihr noch Fehlenden nicht Council au feiner Konferenz nach London , vom 22. Sep- Die Berwaltung der Provinz Ostpreußen hat an den die realen Fortschritte verfennt, die in der Republik gemacht tember Satiert und mit dem englischen Poststempel vom Reichspräsidenten , den Reichskanzler und den Reichswehr worden sind, und die großen Schwierigkeiten sich vergegen. 3. Oftober versehen, mir hier erst am 31. Oktober( 1) zu- minister Telegramme gerichtet, in denen um Schuss gegen wärtigt, mit denen fie bei ihrem Reformwert auf wirtschaftdegangen ist. Der noch in meinem Besitz befindliche Umschlag die aus dem Baltikum zurüdflutenden Truppen lichem und politischem Gebiet zu kämpfen hat. In dieser AbDieses Briefes mar an der rechten Seite aufgeschnitten und gebeten wird. ficht nahm ich mit Freuden die Einladung unserer hollän mit deutschem Briefmarkenpapier von neuem zugeflebt- ein dischen Parteigenoffen an, in einer öffentlichen BerBeweis, daß der deutlich an mich adressierte Brief in Deutic fammlung in Amsterdam einen Vortrag über die Lage der land von unbefugter Seite geöffnet worden war. Der imgeschichte Schnitt deutet auf einen Laien, der den Brief Der Bariser Korrespondent der New York Sun" melbet, tn deutschen Republik zu halten. Er hat dort am 11. November Neben unserm holländischen, Parteiorgan mahrscheinlich längere Zeit bei sich behalten hat, ehe er ihn in englischen Kreisen mache fich eine Bewegung geltend, Deutschland ftattgefunden. meine Wohning beförderte. eufzufordern, unverzüglich bem Bölkerbund beizutreten, und zwar Set Bolt" hat auch die andere holländische Presse recht aus. Ohne irgend etwas zu verIn der Zwischenzeit war ein zweiter Brief des Einberufers als Antwort auf den Beschluß des amerikanischen Senats, ben führliche Berichte gebracht. ber Konferenz an mich abgegangen, worin die Einladung Friedensvertrag nicht zu ratifizieren. Lord Robert Cecil habe tuschen, habe ich mich bemüht, denjenigen gegenüber, die auf wiederholt und mir nahegelegt wurde, doch, wenn ich es irgens auf Befragen erklärt, er fei jederzeit bafür eingetreten, daß Deutsch Grund von Tagesvorgängen absprechende Urteile über die möglich madjen fönne, zur Konferenz zu kommen oder min land fobald wie möglich dem Bölkerbund beitritt. Churchill mehnt Republik fällen, darzulegen, was die Republik im Angesicht der furchtbaren Lage, in der Deutschland sich befand, überbestens ein Referat und sonstiges bemeisträftiges Material in einem Artikel, Deutschland nicht in Berzweiflung zu treiben, haupt tun konnte, sollte das deutsche Wirtschaftsleben nicht über die zur Verhandlung stehenden Fragen zu übersenden. in völlige Berrüttung geraten, und daß an der Hand dieses Nach Rüdsprache mit hiesigen zuständigen Persönlichkeiten entEin Erlebnis, das ich eines Tages auf einer Eisenbahn- zunächst Möglichen gemeffen doch in dem einen Jahre in fchloß ich mich für das ersterz und teilte dies den Ginberufern fahrt hatte, scheint mir die Antwort auf diese Frage zu geben. Deutschland Reformarbeit von größerer Tragweite teils ver in einem furzen Telegremm mit, dem ich ein längeres Schret. Neben mir faß ein junger Holländer, der sich in ein Buch verwirklicht und teils in die Hand genommen worden ist, als Ben folgen ließ. Nicht nur der Brief, sondern auch das Tele- eben gramm erreichten jedoch die Einberufer erst nach dem vom bri- tiefte und nur von Zeit zu Zeit mit einer gegenüberfigenden dies von früheren Revolutionen behauptet werden kann. tischen Auswärtiger Antt für die Ausstellung der Einreise- Dame einige Bemerkungen austauschte. Plöglich hielt er im Selbft die große franzöfifche Revolution brauchte Jahre, bis erlaubnis feftgefekten Endtermin. In Stotterbam, wohin i Belen inne, strich eine Stelle in dem Buch mit einem Bleistift das in der berühmten Nacht des 4. August von 1789 grundmich am 3. November begeben hatte, erhielt ich vom bortigen an und überreichte das aufgeschlagene Buch erst der Dame säglich Berkündete durchweg gefeglich sichergestellt war. Im britischen Generalfonful, ber, wie auch die Berren der hiesigen und dann, nach kurzem Ueberlegen, auch mir. Es war ein weiteren zeigte ich, in wie hohem Grade die Möglichkeit der britischen Generalfonful, ber, wie auch die Herren der hiesigen deutsches Buch und die angestrichene Stelle gab die Phantasien Republik bas in Angriff genommene Reformwert erfolgreic britischen Mission in entgegenkommender Weise selbst nach London wegen des Baffes telegraphiert hatten, am 6. Novem. eines annerionslüfternen Deutschen darüber wieder, was zu Ende zu führen, abhängt auf der einen Seite vom MaßLondon wegen des Paffes telegraphiert hatten, am 6. Novem Deutschland alles haben, müsse", um, wie das Schlagwort halten der Altierten in der Auslegung und Anwendung der ber, dem Schlußtag der Konferens, die Mitteilung, es fei, da der Deutschnationalen seinerzeit ging. nicht au eritiden". Deutschland auferlegten Friedensbedingungen und auf der ber Termin verbaßt sei, nichts mehr zu machen. Das gleiche Unter anderam wurden ba auch die zum Teil holländischen andern von der Geschlossenheit der deutschen hatte, mir auch das Einberufungskomitee vorher schon tele. Sundainseln für Deutschland reklamiert. Ja, ja," jagte ich, rbeiter und ihrer Einsicht in die Lebensbedingungen als ich das Buch zurückgab, diefe quten Leute glaubten alles der Volkswirtschaft des modernen Inbustriestaats und in die Verschleppung durch unbefugte Neugierige, Verschleppung mögliche haben zu müssen und wußten nicht, wie gut fie es notwendigkeit systematisch organischen Vorgehens beim dura die Verlangsamung des freilich arg überlasteten Tele- tatsächlich hatten. Und jest tun fie mir doch leid," ertönte Sozialisieren. graphendienstes und Verschleppung offenbar auch durch ein es darauf von dem Holländer. Eine anerkennende Bemerkung Außer von kommunistischer Seite wurden Einwände Stid Bureaukratie, das find die Mächte, die mich diesmal nicht meinerseits beendete das kurze Gespräch. welter als Holland tommen ließen. In Holland selbst aber gegen meine Ausführungen nicht erhoben, und auch ersteres itleid mit Deutschland wird man viel in meist in Zwischenrufen. Sie unterschieden fich in nichts von hielten mich dann die Einstellung des Perfonenverkehrs auf Holland antreffen, aber von Mitleid bis wirklicher 34: bem, was uns hier von dieser Seite vorgehalten zu werden den deutschen Eisenbahnen und die darauf erfolgte Einstellung neigung ist noch ein recht weiter Weg. Man bat pflegt, und können daher an dieser Stelle übergangen wer des Grenzverkehrs der holländischen Eisenbahnen nahezu awe unter Umständen auch Mitleid mit Leuten, denen man im ben. Die große Mehrheit der Bersammelten gab sich durch Wochen zurüd übrigen eher aus dem Wege geht. Ich habe diefen unfreiwilligen, aber Dant der großen Umgekehrt darf man aus der Kritik. die. holländischerfeits die Aufnahine meiner Darlegungen als Sozialdemokraten zu Biebenswürdigkeit holländischer Gesinnungsgenoffen nichts we- an bestimmten Einzelheiten der Friedensbedingungen und son- Natürlich bedeutet die Zustimmung zu bestimmten Aus. niger als unangenehmen zwangsaufenthalt unter anderem ftigen Maßnahmen der Alliierten geübt wird, noch nicht auf dazu benutzt, mich einigermaßen über die Stimmung im eine allgemeine politische Gegnerschaft gegen diese schließen. führungen eines Redners noch nicht die borbehaltlose Zustim holländischen Bolke gegenüber Deutschland zu unter- Für die politische Stellungnahme find viel schwerer wiegende mung zur Bolitik der Partei, die er vertritt. Das Gesamtrichten und, soweit mir dies möglich war, das dortige Ber- Gesichtspunkte und für die politischen Sympathien viel tiefer ergebnis meiner persönlichen Unterhaltungen mit holländischen ftändnis für die Lage der Republik zu fördern. in der Bolleseele beranferte Ueberlieferungen maßgebend. So Sozialisten kann ich dahin zusammenfaffent, daß fie fast ausWas das erstere, die Stimmung des großen Bubfitums Leben im holländischen Volk noch starke franzöftiche, auf die nahmslos mancherlei an der Politik der Mehrheitspartei ausin Solland gegenüber Deutschland anbetrifft, fo babe ich aus französische Revolution zurückgehende Sympathien, da es dieser zusehen haben, aber ebenso ausnahmslos die feindselige Saltung der Unabhängigen der in so schwieriger Lage befindlichen Unterhaltungen mit vorurteilslos urteilenden Landesange- die Beseitigung vieler Mikstände verdankt. hörigen den Einbrud gewonnen, daß zwar ein gewisser Um- Die Bertündung der deutschen Republik wurde von den Republik gegenüber bedauern. Reine Stelle in meiner Stebe fawung mit Bezug auf Deutschland fich vollzoger hat oder bemokratischen Glementen Hollands und speziell der hollän- fand lebhaftere Zustimmung, als die, wo ich meine Trennung jedenfalls vor sich geht, daß man aber bei uns gut tun wird, dischen Sozialdemokratie mit großer Freude begrüßt, man von den mir persönlich so nabestehenden Unabhängigen Haase, feine weitgehenden Folgerungen hinsichtlich der internationalen fniipfte an sie die besten Erwartungen. Aber heute fühlt man Dittmann, Cohn ufw. mit den Worten begründete: ich fei Bolitik Sollands daraus zu ziehen. Es fann nicht genug babor fich in diesen Erwartungen enttäuscht, sieht noch zuviel des nicht gegen fünfzig Jahre in der sozialistischen Bewegung tätig. gewarnt werden, sich einzubilden, daß Solland in Fragen der alten faiserlichen Deutschland bei uns am Wert. Es würde zu um nun, wo die Republir da ist und am sozialistischen Aufbau auswärtigen Bolitif nun eine spezifisch deutschfreundliche Sal weit führen, die Einzelheiten aufzuzählen, auf die für diese An- gearbeitet werden muß, abseits mich au stellen und nur herabtung beobachten werde. Das holländische Bolf, so wurde mir ficht verwiesen wird; zusammenfafiend würde man sie dahin jebende Kritik zu üben. Bei angesehenen Vertretern der hollän erflärt, hält am Gedanken, der strengen Neutralität feines fennzeichnen können, daß an einer Reihe von Maßnahmen und bischen Sozialdemokratie besteht der lebhafte Wunsch, die deutBandes in der internationalen Bolitit feit, und feine der in Erklärungen der berufenen Vertreter der Stepublik die volle ichen Genoffen für gemeinsame schöpferische Arbeit vereint zu abichbarer Zeit möglichen Veränderungen im Regierungs- Gindeutigkeit vermist wird. Aus der neuesten Zeit haben biz iehen.
graphiert.
-
erkennen.
fabinett wird eine auswärtige Politik zur Folge haben, die Verbote von Zeitungen sehr unangenehm berührt. Es ist zu bedanern, daß unfere Bresse von den Reuße Savon wesentlich abweicht. Der Umschwung in der öffentlichen zumal fie mit Kundgebungen von führenden Vertretern der rungen unserer auswärtigen Bruderorgane über die Vorgänge Meinung würde fich am besten dahin fennzeichnen laffen, daß Steichswehr Steinhardt! und anderen öffentlicher in Deutschland so selten Kenntnis nimmt. Man zitiert fie faft die während des Krieges überwiegend Deutschland Instituten zufammenfielen. die in der Republik nach Ansicht nur, wo sie das fagen, was man gerne hört. Aber viel wid abgeneigte Stimmung der Bevölkerung einer wirt- der Bolländer nicht ruhig hingenommen werden sollten. Bis tiger ist es, fie dann zu vernehmen, wenn sie das sagen, was Lichen Neutralität der Geister gewichen ist. Der weit in bürgerliche Streife hinein ist man von der heraus- wir nicht gerne hören. Nicht daß sie dann immer gerade Recht in Holland demofratisch empfand mochte, folange Deutschland fordernden Sprache, welche die Führer und die Or baben werden. Als Außenstehende find fie der Möglichkeit faiferlich war, vom Sieg der deutschen Waffen sicherlich nichts aane der Reaktion in Deutschland zu führen für zeit- unterworfen, die treibenden Ursachen und Zwede beſtimmter tiffen. Im Hinblick auf das was Belgien geichehen war, fürch. gemäß erachten, fehr unangenehm berührt. Selbst Maßnahmen mißzuverstehen. Selbst in jolchen Fällen bleibt tete, man den Sieg vielmehr. Der deutschen Rebublif die großen bürgerlichen Organe haben sich über die anmaßerde jedoch ihre Stimme von Wert, fei es auch nur als Anlaß zur gegenüber ist, auch abgesehen von ihrer derzeitigen Zwangs- Sprame, die Serr Selfferi im Untersuchungsausichuß genaueren Begründung des Geschehenen. Wir waren bisher Lage, zu solcher Furcht kein Anlaß gegeben. Aber liebt man der Nationalversammlung anfchlagen durfte, fehr abfällig ge- biel zu fehr formal im Internationalismus, alles drängt dafie beswegen fchon? äußert. Hus ihren Bemerkungen hierüber wie über die damit bin, baß wir ihn in Jehr viel höherem Grabe real praftigieren.