Nr.607.36.Jahrg.

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Sozialdemokrat Berlin  .

Abend- Ausgabe.

Vorwärts

Berliner Volksblatt

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Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands  

Redaktion und Expedition: SW. 68, Lindenstr. 3. Ferniprecher: Amt Mortsplas, Nr. 15190-15197.

Der Enthüllungs- Feldzug.

Donnerstag, den 27. November 1919.

Vorwärts- Verlag G.m. b. H., SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Moritzplatz  , Nr. 117 53-54.

Die Pläne d'Annunzios.

schlechter Berfassung an und wurden nach dem Gefangenenlagen cilsberg( Oftpreußen) weiterbeförbert.

Die B. S.- Korrespondenz sezt die Veröffentlichungen aus dem Material der Herren Sonnenfeld und Baumeister fort. Wir haben inzwischen Gelegenheit gehabt, das ganze Material, Die füdslawische Regierung fagt in einer Note nach Paris  , daß von dem eine große Anzahl Abschriften bereits zu kursieren fche nen, einzusehen und können danach voraussagen, daß die es zu einem Kampfe tommen werde. falls d'Annunzio   auf Spallats marschieren sollte. Die sädslawischen Gesandten in Paris  , London   Die Reaktionspresse, die Die Reaktionspresse, die am lautesten nach Rettung der Beröffentlichungen in der bisherigen Art wohl noch eine ganze und Washington   werden den Regierungen mitteilen, daß es jeden Baltikumtruppen rief, schreit jest, man habe den Litauern Eisen. Meile fortgelegt werden. Wir können aber ebenfalls fagen, daß die Veröffentlichungen des uns bekannten Materials Augenblick zum Kriege zwischen Italien   und Südslawien kommen könne. bahn- und Kriegsmaterial überlassen. Es handelt sich um Material, Dem Korrespondenten des Daily Expreß  " gegenüber äußerte das nicht mehr zu retten war. Seine Ueberlaffung bildet einen und wir glauben nicht, daß noch anderes existiert nicht das mindeste ergeben werden, was ge- fich d'Annunzio   mit folgenden Worten:" Morgen könnte ich, wenn Bestandteil des Vertrages, der den Truppen das Davonkommen eignet wäre, irgendeine Rorruption bei ich wollte, an der Spise von 600 000 Mann gegen Rom   mar- ermöglicht. Angriffe schwacher litauischer Kräfte östlich und westlich Schaufen führenden Parteigenossen, die sich in hohenieren und ich werde es tun, fobald ich es für gut befinde. Der neuen italienischen Kammer gehören 136 Sozialisten an fowie Zerstörungen der Telegraphen- und Fernsprechleitungen Regierungsämtern befinden oder befunden Im Bahnbetriebe find nennenswerte Störungen haben, festzustellen. Soweit in diesem ganzen gegenüber 373 Mitgliedern der anderen Parteien, darunter 82 Katho- bauern an. Material" Schriftstücke produziert werden, die diesen An- lifen. Diefe erscheinen als neue Partei, weil bisher das päpstliche nicht eingetreten. chein erweden könnten, beruht dies lediglich darauf, daß die non expedit" die Klerifalen von den Wahlen fernhielt. Umstände, unter denen die Abfassung dieser Schriftstücke er­Die italienische Heeresdienstpflicht wird auf 8 Monate herab-... Brüder von gestern. folgte, in völlig falscher Weise dargestellt purden.

gefest.

Nach dem„ Avanti" wird von d'Annunzio   und feinen Frei­willigen ein and streich gegen Erie ft vorbereitet. In biefer ( ohnehin zu Italien   gehörenden) Stadt soll d'Annunzio   ein mili­tärisches Zentrum Italiens   errichten wollen.

Judenitsch   hat genug.

Das gilt beispielsweise gleich von den heute publizierten Schriftstücken, die das Geschäft des Herrn Sklarz mit russischen antibolichewistischen Kalendern betreffen. Stlarz hat für die Ausfuhr diefer Kalender nach Rußland  , wie aus den Schriftstücken hervorgeht, die Unterstügung der Behörden er­halten, in einem Falle ist diese von Scheidemann   angeordnet worden, weil die Ausfuhr nach Rußland   im Reichsinteresse Das Finnländische Pressebureau teilt mit, daß Glafenapp liege. Schon gestern hat Scheidemann   in der B. 3." fest zum Kommandanten der russischen Nordwestarmee ernannt worden geftellt, daß es sich bei der ganzen Sache lediglich um die Fort- ist. Die Armee wurde nach ihrem Uebertritt auf eftländisches Ge. führung eines von der alten Regierung begonnenen biet unter eftländisches Oberkommando gestellt. Jadenitsch Unternehmens handelte. In der Tat begann die Herstellung hat seine Befugnisse niebergelegt und bleibt nur noch Ber der Kalender schon im Jahre 1917, aljo zu einer Zeit, treter der Regierung" Koltichaks.

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Der Oftwefttelegraph" meldet aus Agram: Die Belgrader  Regierung hat brei größere militärische Expeditionen zur Niederwerfung des montenegrinischen Aufstandes beschlossen. Der Einmarsch der serbischen   Truppen sell von drei Seiten aus ge­fchehen, von Gattaro, Trebinje   und Nikichitich. Zwei der serbischen Truppenabteilungen sind bereits in Montenegro einmarschiert. Es tam zu blutigen Rämpfen mit den Montenegrinern.

Gegen Zurückhaltung der Kriegs­gefangenen.

berauben und gebe dadurch Deutschland   Gelegenheit, feine wirtschaft. lichen Schwierigkeiten auf die Zurückhaltung der Kriegsgefangenen zu schieben. Es sei nicht flug, die all deutsche Bewegung auf diese Weise zu stärken und der deutschen   Regierung nur noch die Wahl zwischen Bolschiwismus oder Wiederherstel lung der Monarchie zu lassen.

Die Humanité protestiert gegen die Festhaltung der deutschen  Kriegsgefangenen durch Frankreich   unter der Begründung der Nichterfüllung der Waffenstillstandsbedingungen wo Stlarz unmöglich auf die Unterstüßung einer Re- Der fozialistische Daily Herald" will aus amtlicher Londoner durch Deutschland  . Das Blatt sagt, auch Belgien   und Eng gierung Scheidemann rechnen konnte! Ueberhaupt ift feft- Quelle eine Bestätigung der Washingtoner Nachricht erhalten land hätten das gleiche Recht, sich über diese Nichterfüllung zu be­zustellen, daß der größte Teil der Sklarz- Helpbandschen Ge- baben, daß in Wlabiwostok ein Aufstand gegen Stoltlagen, hätten aber nichtsdestoweniger die Kriegsgefangenen frei­schäfte, deren Charakter hier völlig dahingestellt bleibe, so fat ausgebrochen fei. Dieser sei weniger auf bolfchewistische gegeben. Nur Frankreich   wolle fich dieses Zwangsmittels nicht B. die Kohlenlieferung nach Dänemark   gegen Eintausch von nmtriebe als auf die allgemeine Unzufriedenheit über Koltschatz Rebensmitteln aur Beit und unter Billigung der militärische Rückschläge zurüdzuführen. alten Regierung und des alten Systems er. Aus Mitau sind in Tilfit mehrere Flüchtlingszüge ein folgte. Waren diese Geschäfte unreell, was wir nicht be- getroffen. Die Flüchtlinge lagen zwei Tage lang in Schaulen urteilen können, und was aufzuklären Sache der kommen feit. Sie waren 5 Tage lang unterwegs und wurden unterwegs den Gerichtsverhandlungen sein wird, so fällt ihre von deutschen   Soldaten verpflegt. Die Flüchtlinge tamen in sehr Bulaffung sicherlich nicht der Republif, sondern dem alten System zur Last, das sich der Sklarz- Helphandschen Ver- verbreitet haben? Wenn man jetzt nicht die Behauptung der Ausschußberatungen sich nicht so sehr um die Förderung der mittlung in Auslandsgeschäften vollauf zu bedienen gewußt Bestechlichkeit gegen Scheidemann, Ebert, Roste uim. offen zu Siedelung und die möglichst günstige Gestaltung der Lage der hat. Die rechtsstehende Bresse hat also nicht den mindesten widerholen magt, so beweist das, daß die Enthüller selber eine Kleinsiedler drahten, als darum, wie der Großgrund. Anlaß, hier von einer republikanischen Storruption" zu gerichtliche Klarstellung der ganzen Angelegenheit, die die besig, der das Siedelungsland hergeben soll, am besten vor schreiben. Falls hier überhaupt etwas unerlaubtes vorliegt, ganze Seifenblase zum Blazen bringen würde, ängstlich zu Schaden bewahrt werden könnte. Einige Aenderungen der so würde das alte System in mindestens der gleichen vermeiden bemüht find. Sie wissen, warum. Von seiten der Vorlage in diesem Sinne wurden auch in der ersten Lesung, Weise belastet sein. angegriffenen Parteigenoffen wird trotzdem alles geschehen, um meist mit Hilfe des Zentrums, zum Teil auch der Demokraten, beschlossen.

Wie aufgeschnitten wird.

Was aber bedeutet überhaupt der Vorwurf der Korrupene restlose Klärung des Sachverhalts herbeizuführen. fion? Er bedeutet, daß für amtliche Handlungen mate. rielle Gegenleistungen angenommen worden feien. Das wird in dem uns bekannten Material allerdings be­In dem„ Enthüllungsmaterial" spielt unter anderem auch hauptet. Aber es iſt auffällig, daß man bei den jegi ein fostbares Delgemälde" eine Rolle, das Noske von Herrn gen Veröffentlichungen. nicht magt, diesen flarz als Geschenk für angebliche Gefälligkeiten angenommen Borwurf öffentlich zu wiederholen. Diese wer haben soll. Wie es sich damit verhält, geht aus folgender Zu­den vielmehr abweichend von dem„ Material" fo vorschrift fichtig gefaßt, daß den angegriffenen Personen möglichst feine schrift des Zeichners A. M. Cay an die„ B. 3." hervor: Gelegenheit zur Klage gegeben wird. Warum geht hier den Enthüllern plöblich der Mut aus? Das einzige, was iegt behauptet wird und was allerdings kein Mensch bestreitet, ist, daß einige Männer der Regierung mit Stlarz in freund. schaftlichem Verkehr gestanden und ab und zu die Gastfreundschaft seines Hauses genossen haben. Freundschafts­dienste des Herrn Sklarz haben auch andere Leute in Anspruch genommen, wie z. B. der unabhängige ehemalige Polizei präsident Emil Eichhorn  , der sich von Sklarz die Wei h nachtsgeschente für feine Familie aus Däne­mart mitbringen ließ, was die Freiheit" ganz in der Ordnung findet, während sie sich gleichzeitg darüber entrüstet, daß Nosta in der feinem Amisfig benachbarten Stlarzichen zum Zwed der Vervielfältigung hergestellt wurde. Geschenkt Wohnung eine Zeitlang zu Mittag gegeffen hat, notabene zu hat sie nicht Herr Sklarz, sondern der Künstler, der sie gemacht einer Beit, wo er von seiner Familie getrennt in Berlin   fein bat, ein ganz harmloser Vorgang.- Sonst aber ist alles Amt verwalten mußte, und es für ihn nicht gerade angenehm richtig! gewesen wäre, öffentliche Lokale zu besuchen. Daraus daß ein

• sein Automobil benutzt hat, eine Storruption zu folgern, ist

Auf Erfuchen des ehemaligen Chefredakteurs der„ Volfe wehr", Herrn Collin Roß, zeichnete ich den Reichswehr minister, und das Porträt war zur Reproduktion in ber Zeitung Die Volkswehr" bestimmt. Der Reichswehrminister Noste gewährte mir eine halbstündige Sigung in der Reichs­fanzlei. Ich zeichnete Herrn Noste in der kurzen Zeit, die mir zur Verfügung stand, und da das Porträt sehr ähnlich wurde, äußerte sich der Reichswehrminister mir gegenüber sehr schmeichelhaft, und da ihm das Porträt sehr gut gefiel, machte ich es ihm zum Gefchent. So verhält es sich mit dem„ fostbaren Oel­ gemälde  , bas lediglich eine einfache Roblezeichnung Sarstellt.

Am Montag, den 17. d. M., nachmittags 5 Uhr, sollte die zweite Lesung beginnen. Da zu dieser Zeit aber im Ple­num noch ein deutschnationaler Redner sprach, vertagte der Ausschuß die Beratung der offenbar minder wichtigen Siedelungsvorlage bis zum 28. November. Dadurch wird es nunmehr sehr zweifelhaft, ob die Vorlage noch vor den Weih­

nachtsferien zur Verabschiedung gelangt. Und das, obwohl in den Ausführtmgsbestimmungen des Reichssiedelungsgesetzes vorgeschrieben steht, daß die Landlieferungsverbände bis zum 1. Dezember d. J. gegründet fein müssen. Diefe Vorgänge laffen das Bekenntnis gewisser bürgerlicher Parteien zur inneren Solonisation in einem recht eigen­artigen Lichte erscheinen.

Erfolg der Verkehrssperre.

Nach dem letzten amtlichen Bericht des Reichskohlenfom. miffars haben die Haldenbestände an der Ruhr und in Oberschlesien   in der ersten Hälfte des Monats Novent Also das Delbild ist eine Roblezeichnung, die obendrein ber eine erhebliche Abnahme erfahren. Während am 1. November an der Ruhr rund 832 000 und in Oberschlesien  703 000 Tonnen lagerten, bezifferten sich die Haldenbestände am 15. November an der Ruhr nur noch auf rund 750 000 Tonnen und in Oberschlesien   auf 586 000 Tonnen. Sie sind somit an der Ruhr um 82 000 und in Oberschlesien   um 117000

gegangen.

Regierungsmitglied einmal bei Sklarz zu Mittag gegeffen oder Siedlungsfrage und Landesversammlung. Zonnen, das heißt um insgesamt 200000 Tonnen zurück­geradezu findlich. Zumal, da keinem einzigen eine Am 11. August d. J. ist das Reichsfiedelungsgesetz in Kraft Bon zuständiger Stelle wird mitgeteilt, daß es in letter irgendwie unforrette Regierungshandlung getreten, das die innere Stolonifation umfassender ge- Beit gelungen ist, in erhöhtem Umfange Last fraftwagen vorgeworfen oder nachgewiesen werden kann. Gerade die all- stalten und in ein schleunigeres Tempo bringen soll. aur Entlastung der Eisenbahn heranzuziehen. Bis­deutsche Bresse, die fich tobend entrüstet, weil der oder jener m September, gleich nach Beendigung der kurzen Sommer her stand dieser Maßnahme die außerordentliche Knappheit einmal von Sflarz eingeladen wurde. follte sich doch einmal ferien, hat die preußische Regierung der Landesversammlung an Betriebsstoff entgegen. Das Reichswirtschafts­daran erinnern, in welcher Weise ihr angebeteter Wil   den Entwurf zum Ausführungsgefe vorgelegt. Seit ministerium hat nunmehr erhöhte Mengen zur Verfü be I'm II. fich felber bei allen möglichen Leuten zu Gast ge- etwa zwei Monaten berät der Siedelungsausschuß die Vorlage, gung gestellt. Mit diefen Mengen wird es zunächst möglich laden bat, namentlich dort. wo. er eine Befriedigung seiner hat aber nur die erste Lesung beendet. Diese wurde so gründ- fein, die bereits im Besize der Kraft- Verkehrsämter und Kraft­leidenschaftlichen Jagdpaffion vermutete! lich gestaltet, daß von sozialdemokratischen Rednern mehrfach Verkehrsgesellschaften befindlichen Autos voll in Betrieb zut Der danze Enthüllungsfeldzug richtet sich dadurch, daß man der Vorwurf der Verschlebyung erhoben wurde. Die zahl- feßen. Das Reich 3schap ministerium bat ferner 400 nicht want. mit den privat verbreiteten Behauptungen iegt an reichen Anträge der Deutschnationalen und ihre Reden waren mit Gummi bereifte aft kraftwagen überwiesen, für die Die Deffentlichkeit zu kommen. Warum erklären die Ent- weniger geeignet, die Siedelung zu fördern, als vielmehr die gleichfalls die erforderlichen Betriebsstoffe vorhanden find. hüller" nicht öffentlich, was sie seit Wochen unter der Hand Interessen des Großgrundbesizes zu schüßen, wie überhaupt die Sollte es sich ermöglichen laffen, noch weitere Mengen an Be­