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Nr.616. 36.Jahrg.

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Telegramm- Abreffe: Sozialdemotrat Berlin .

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Vorwärts

Berliner Volksblatt

15 Pfennig

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Ste adhtgeipaltene Ronpareillegeile toftet 1.80 M., Teuerungszuschlag 60% Aleine Anzeigen", das Tett gedruckte Bort 75 Bfg.( zulässig zwei fettgedruckte Borte), jedes weitere Wort 50 Bfg. Stellengesuche und Schlafftellenanzeigen das erste Wort 65 Big.. jedes weitere Wort 40 Bfg. Borte über 15 Buchstaben zählen füle zwei Borte. Teuerungszuschlag 50%. Familien Anzeigen, politische und gewerkschaftliche Bereins Anzeigen 1,60 2. die Zeile. Anzeigen für die nächste Nummer müssen bis 5 Uhr nachmittags im Hauptgeschäft. Berlin 6B 68, Lindenstraße 3, abgegeben werden. Geöffnet von 9 Uhr früh bis 6 Uhr abends.

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands

Redaktion und Expedition: Sw. 68, Lindenstr. 3.

erniprecher: Ami Morisylas, Nr. 15190-15197.

Dienstag, den 2. Dezember 1919.

Vorwärts- Verlag G.m. b. H., SW. 68, Lindenstr. 3. Ferniprecher: Amt Morinplag, Nr. 11753-54.

Eine neue Gefangenennote.

Kautskys Buch im Ausland.

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Die Bol. Parl. Nachr." veröffentlichen eine Buschrift von ,, sehr ernster parlamentarischer Seite", die wegen der vor zeitigen Veröffentlichung des Buchs von autsty im Ausland gegen den Kreis um Kautsky heftige Anflagen erhebt.

Die Sache selbst ist, wie wir schon sagten, ein schlimmer Standal. Kautsfy mor seinerzeit amtlich mit der Heraus­gabe der deutschen Akten über den Kriegsausbruch betraut. Nach seinem Rücktritt ging der Auftrag auf Professor Schücking und Graf Montgelas über, die in ständigem Einver­ständnis mit Kautsky die Veröffentlichung vorbereiteten.

Jetzt plöglich, unmittelbar vor der Beröffentlichung dieser Aften, ericheint als Beilage der Times" und des ,, Nieuwen Rotterdamsden Courant" ein Buch

Um die Freilassung der Deutschen .

Berner: Was wird gefdjehen, um die Stellung bes verdientea Majors Kaupisch zu festigen? Wir haben schon vor wochen

Direkten Nachrichten aus Baris zufolge hat sich der ein reaktionäres effeltreiben gegen Major Fünferrat erneut mit der Frage des Rüdtrans- Raupish festgestellt. Damals saben wir nach Ansicht des Reichs. portes der deutschen Kriegsgefangenen be- wehrministeriums nichts als Gespenster. Jezt haben sich die Ge­schäftigt und eine Note entworfen, die Montag abend der spenster in recht greifbarer Form am hellichten Tage auf der deutschen Friedensdelegation überreicht werden sollte und Straße gezeigt. wahrscheinlich schon am Dienstag in der Ententepresse ver. öffentlicht wird.

Nach dem Temps" foll die Note in sehr flaren und genauen Ausdrücken gehalten sein, was sich eigentlich von felbst verstehen sollte, aber angesichts der Erfahrungen schon ein bemerkenswerter Vorzug ist.

Von der Vulkanwerft.

lung beschlossen, eine abwartende Haltung einzunehmen. Die Versammlung verlief durchaus ruhig.

Dienstag findet eine Versammlung im Gewertschafts­hause statt, die gleichfalls zur Frage der Kündigung Stellung nehmen wird.

Kautsfys, in dem der Afteninhalt auszugsweise mitgeteilt entlassung der Bultanwerft in feiner Richtung gefallen. Bisher ist eine Entscheidung in der Frage der Arbeiter­und fritisch verarbeitet wird. Wir glauben bestimmt, daß Ein Teil der Arbeiterschaft hatte Montag in einer Versamm­Kautsky mit den geschäftlichen Machenschaften, die zu dieser borzeitigen Veröffentlichung führten, nichts zu tun hat und doß er sie verurteilt. Denn über das arob unzulässige dicies Borgangs fann gar fein Zweifel bestehen. Stautsty bat in amt licher Eigenschaft den Afteninhalt früher als andere fennen gelernt. Er. mochte daraufhin seine eigene Bublikation vor­Die Verhandlungen zwischen den Arbeitervertretern und bereiten, durfte sie aber nicht verwerten, iolange die Aften nicht allgemein befannt waren. Durch die vorzeitige der Vulfanwerft werden fortgefekt. In der Stadt ist alles Beröffentlichung ist er nun in eine beinliche Lage geraten, an ruhig. Der Arbeiterrat in Hamburg steht auf dem Stand­Der er, wie wir beſtimmt glauben, persönlich unschuldig ist. punkt, daß den gefündigten Arbeitern teine Streit denn wir fönnen unmöglich annehmen, daß er absichtlich unterstübung ausgezahlt werden kann. Durch passive Grundfäße verlegt bat, die für jeden anständigen Publizisten Resistenz eines Teils der Arbeiterschaft fet ein Arbeiten auf der Werft unmöglich geworden, so daß die Kündigungen zu etwas ganz Selbstverständliches find.

Bersuche, die vorzeitige Auslandsveröffentlichung zu ver. Recht erfolgt seien. teidigen, scheinen uns ganz aussichtslos. Deswegen aber braucht man nicht auf den Leim derer zu friechen, die die erwünschte Neue Friedensverhandlungen in Dorpat . Gelegenheit ausnüßen, um die Form für die Sache zu nehmen Boliulen" melbet aus Reval , baß beute in Dorpat die und das ganze Beweisthema zu verschieben. Es handelt sich riedensverhandlungen zwischen Eit land und Sowjet, doch nicht um die Schuld Kautsfys oder feines ge- ugland wieder aufgenommen werden. Die bolicheristiche schäftlich befliffenen Verlages an der zu frühen Veröffent- Delegation unter Führung des Ingenieurs raisin ist bereits lichung, sondern um die Schuld am Weltkrieg. Sonntag in Dorpat eingetroffen, der eftnische Außenminister Aften bleiben Aften, und die persönliche Meinung Stautsfys osta ist am Sonntag abend nach Dorpat abgereift. über das, mis fich aus ihnen ergibt, bleibt beachtenswert, auch Wan erwartet, daß diesmal bestimmt ein affen wenn sie standalöserweise vorzeitig ins Ausland verhöfert wor- still stand als Vorläufer des Friedensschlusses zustande

follten.

ben ist. Man möge also diese Berhöferung so scarf, wie es tommt. Estland wünscht unter allen Umständen Frieden fich gebührt, verurteilen, bann aber mit ruhiger mit der Sowjet- Regierung und will dieien auch abichließen Objeftinität an das Studium der Aften und des Buches felbst wenn Lettland und Litauen sich ablehnend verhalten über fie herantreten. Der Versuch, durch persönliche Stim. mungsmache das klare Urteil über fie au trüben, ist zu durchtreter fichtig, als daß er nicht von jedermann durchschaut werden sollte. An feinem Gelingen baben nur diejenigen Interesse, die nicht wollen, daß sich das deutsche Volf der geschichtlichen abrbeit bewußt wird.

In der deutschnationalen Breffe wedeln verschiedene Füchie heftig mit den Schwänzen. Angeblich aus Entrüftung über den Kautsky - Skandal". in Wirklichkeit aber, um ihre Spuren zu verwischen. Das soll ihnen nicht gelingen!

Reaktionärer Angriff auf Major Kaupisch.

W

Vom Reichswehrminifterium wird mitgeteilt: Bon ultraredite te benden Kreifen wird starf argen Major Raubisch Stimmung gemacht. So bat der fattfam bekannte Oberst Bauer vor einigen Tagen einen Brief an Major Kaupisch gerichtet, in dem er ihn im Intereffe feiner Offiziers ebre um Auskunft ersucht, ob er tatsächlich Schergen bien sie" gegen diejenigen Kameraben leistet, die für die Balten fache tätig sind. In einem Antwortschreiben hat Major Rauvisch diefe Anwürfe gebührend zurückgewiesen. Daß nicht nur in den eben bezeichneten Kreisen eine äußerst merkwürdige Auf fassung über die Tätigkeit des Majors Kaupisch herricht, son­bern auch anscheinend unter den Angehörigen der Baltikum - Truppen felbst die heftigste Misstimmung gegen Majer Kaupisch herrscht, geht aus einem gegen diesen Offizier gerichteten

tätlichen Angriff

Bitwinow erflärte in einer Unterredung mit einem Ber­

Schließlich und vor allem: Major Kaupisch war bia vor kurzem Führer der etwa 2500 Mann starken Wa chabteilung bei der Kommandantur, der einzigen durch und durch re­publikanisch gesonnenen Truppe, die wir noch in Berlin haben und die auch fachlich Vorzügliches geleistet hat, namentlich bei Be­tämpfung der Baltikumschieber. Diese Truppe soll, wie wir er­fahren, um 1. Januar aufgelöst werden. Merkt das Reichswehrminifterium jezt vielleicht, wessen Geschäfte es damit

besorgt?!

Baumeistersche Lügen.

Albert Baumeister fährt fort, feine Korrespondenz an die Presse zu versenden und sie dadurch besonders interessant zu machen, daß er Geschichten über den Vorwärts" auftischt, die von A bis 3er stunten underlogen sind. Natür lich geschicht bies alles im Barteiintereffe". Einige beson­ders dreiste Lügen nageln wir hier fest:

In seiner Ausgabe vom 29, November behauptet Bau­ meister , es sei in der Borwärts"-Redaktion wegen des Falles Stlara zubigigen Auseinanderfeßungen" gekommen. Glatter Sensationsschwindel. Es hat keinerlei bigige Auseinander­fegungen bei uns gegeben. Die ganze Redaktion war sich vielmehr vom ersten Augenblick darüber einig, daß voll­ständige Klarstellung aller Anschuldigungen auf gerichtlichem Wege unbedingt zu fordern sei, daß die Nedaktion ferner teine üria che habe, irgendwie Herrn Sklarz zu decken, daß aber bezüglich des Vorwurfs der Korruption gegen führende Parteigenossen das Material feinerlei wirklichen Beweis erbringe und daß daher derartige Angriffe vis zum Beweis des Gegenteils schärfftens zurück zuweisen seien.

hätten von Stlarz uns übergebenes Material Ferner behauptet Baumeister in derselben Ausgabe, wir veröffentlicht. Eine neue Lüge. Wir haben kein Schriftstück veröffentlicht, das uns von Stlarz zugegangen war. Von dieser Seite erhielten wir überhaupt nur ein Schriftstück fugeschickt, nämlich den Brief eines Angestellten des Berlages für Sozialwissenschaft, der Baumeister schwerer geschäftlicher Berfehlungen beschuldigte. Wir haben die Veröffentlichung abgelehnt.

Ihr( der Redaktion) erfter Aft nach der Veröffentlichung burch die B.S.- Korrespondenz war eine Sihung mit dem Parteivorst and, in der allen Ernstes von gewichtiger Seite der Vorschlag gemacht wurde, bei den Besitzern des Materials dieses beschlagnahmen zu lassen.

In seiner Ausgabe vom 1. Dezember fett Baumeister treter der Daily Gerald". Sowjetrußland verfolge teine im- den Rügenfeldzug gegen den Vorwärts" fort. Er behauptet perialistischen Ziele. Die and staaten würden nicht ge. u. a. bon der Redaktion: wungen werden, bei Rußland zu bleiben; auch Sibirien sei darin vollkommen frei. Litwinowo fagte, die Sowjetregierung fci gezwungen, einen Weg zu gehen, der zwischen Kapitalismus und Kommunismus liege. Ein vollständiger Kommunismus fci aur möglich, wenn sich die übrigen Länder auf die gleiche Wirtschafts­grundlage stellten. Wenn Rußland seiner Zeit voraus jet, so werde es zum Kapitalismus zurüdfchren müssen. Jeßt sei die gute Gelegenheit zu Berhandlungen da.

fich durch die Flucht zu entziehen, da Major Kaupifch mit Rüdficht auf sein ihn be gleitendes Kind von der Schußwaffe teinen Gebrauch machen wollte.

Major Kaupifch fonnte feststellen, daß mit ben brei An­greifern noch zwei Uniformierte in Verbindung standen, die ebenfalls sofort die Fluchtergriffen. Abgesehen von der Bedrohung, die sich in der gewählten Art des Austrags persönlicher Differenzen fundtut, beleuchtet der Neberfall von drei und mehr Rowdies gegen einen mit seinem Kinde spazierengehenden Offizier, der nichts getan hat als seine Bflicht, den moralischen Tief stand dieser Burschen.

Das Attentat beleuchtet noch etwas mehr als die Roheit einiger Rowdys, in Verbindung mit dem Briefe des Obersten Bauer be­leuchtet es das freche und unverschämte Treiben der Realtion, die vor feinem Mittel zurückschreckt, um die Anord nungen der republikanischen Behörden zu durchtreugen und

Diese Sigung der Redaktion mit dem Parteivorstand ist ein Phantasieerzeugnis Baumeisters. Sie bat niemals stattgefunden. Der Parteivonstand hat sich -obne Buziehung der Redaktion zum ersten mal am 1. Dezember( Montag) mit dem Fall Sklarz beschäftigt. Selbstverständlich ist der Vorschlag, das Material zu beschlag­nahmen, bon feiner Seite gemacht worden!- Ferner schreibt Baumeister :

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Der Vorwärts" weiß, daß ich alles tat, um Veröffent­lichungen zu verhindern und die Sache durch ein Forum von Parteigenossen zu erledigen.

damit die Sache nicht durch dieses Forum von Parteigenossen Der Vorwärts" weiß, daß Baumeister alles getan hat, erledigt werden konnte. Er selbst war als Hauptzeuge vor dieses Forum geladen, blieb aber zu allgemeiner leberraichung aus und entschuldigte fich mit einer Krankheit, von der tags vorher und tags nachher niemand etwas wahrgenommen hat. Der Vorwärts" weiß, daß Bau­meister felber dritten Personen gegenüber die Ausrede der Krankheit hat fallen laisen und als wirk lichen Grund seines Ausbleibens genannt hat, daß er, Bau­fei, wobei sich allerdings fofort die Frage erhebt, wie Bau­meister bei demselben Mann Schulden haben fonnte, den er öffentlich zu enthüllen im Begriff stand.

hervor, der sich vor einigen Tagen in der Reichsstraße in Ghar. lottenburg abspielte. Major Kaupisch wurde am 28. November, die Cifiziere der Armee mittels des Ehrenfoder alten 59- me fter. Sflara damals Geld schuldig gewesen abends, bei einem Spaziergang mit feinem Töchterchen von dreift e m 3, der langit abgefchafit fein sollte, zum Ungebor Bivilisten angesprochen, nach seinem Namen gefragt und, als er fich i am und zur Pflichtbergeffen beit zu verleiten. als den Geiuchten zu erkennen gab, mit den Worten attadiert:..Jch Wir vermissen in der Mitteilung des Reichswehrministeriums komme aus dem Baltikum und soll sie in die reffe iede Elußfolgerung: Was geschieht z. B. mit Oberst Aber noch mehr! Die Konferenz vom 27. September hauen." Major Kanpisch entging zwar durch gewandte Abwehr Bauer, der einen Offizier wegen seiner treuen Pflichterfüllung hat von Baumeister verlangt, daß er als Urheber der An­dem beabsichtigten Anschlag, vermochte aber nur einen der drei An- fchwer beleidigt? Wird der Reichewehrminister gegen griffe einen Brief an Sflar ichreibe, morin er greifer durch den vorgehaltenen Revolver an der Flucht Oberst Bauer wegen Beleidigung und Verleitung diefe Angriffe wiederholen follte, damit Stlarz wegen zu bindern. Auch diefem leyten der Angreifer gelang es fáließlich, gum Ungehorsam Strafantrag stellen? der Behauptungen Klage erheben könnte. Dieser Beschluß