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Nr. 212.

Erscheint täglich außer Montags. Preis pränumerando: Viertel­jährlich 3,30 Mart, monatlich 1,10 Mt., wöchentlich 28 Pfg. frei in's Haus. Einzelne Nummter 5 Pfg. Sonntags: Nummer mit illuftr. Sonntags- Beilage Neue Welt" 10 Pfg. Post- Abonnement: 3,30 Mt. pro Quartal. Unter Kreuz­ band  : Deutschland   u. Desterreichs Ungarn 2 Mt., für das übrige Ausland 3 Mr.pr.Monat. Eingetr. in der Post Beitungs- Preisliste

für 1894 unter Nr. 6919.

Vorwärts

11. Jahrg.

Insertions Gebühr beträgt für die. fünfgespaltene Petitzetle oder deren Raum 40 Pfg., für Bereins- und Bersammlungs- Anzeigen 20 Pfg. Inserate für die nächste Nummer müssen bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist an Wochen­tagen bis 7 Uhr Abends, an Sonn­und Festtagen bis 9 Uhr Vor mittags geöffnet.

Fernsprecher: Amt 1, Nr. 1508. Telegramm- Adresse:

Sozialdemokrat Berlin Berliner  

Bolksblatt.

Zentralorgan der sozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2. Mittwoch, den 12. September 1894. Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3.

Arbeiter! Parteigenossen! Trinkt kein boykottirtes Bier!

Von deutschen   Adels Ehre. republik  

geworden. Um diese Zeit war der freie Bauer in ihr Kloster, und die Aebtissin   ließ ihnen durch einen Ostholstein   schier ganz verschwunden; was auf den Hufen, laufenden Boten anzeigen, daß sie nicht mehr als alle Die ehrsamben Junker sind nach ihrer eigenen Meinung in den Dörfern saß, waren Hörige, Unterthanen Monate drei Tage dem Ranzow zu dienen hätten. Dies das Rückgrat des preußischen Staates; fie sollen auch die der adeligen Gutsherren oder reicher reicher Klöster. Nun erfuhr der Junker. Und nun wurde er wild, setzte sich hin Edelsten und Besten der Nation sein. Da der Mensch erst begann das Bauernlegen. Es vollzog sich in der- und schrieb an das Kloster einen Brief, der heute noch er­beim Herrn Von anfängt, haben sie, und nur sie allein, selben Weise, wie in den anderen östlichen Provinzen des halten ist. Der Schreiber tabelt erst die Aebtissin, daß sie die Schlachten der letzten Jahrhunderte geschlagen, und mit Reiches. Nur eines hatten die holsteinischen Junker vor die Bauern über die Höhe ihrer Verpflichtung belehrt ihrem blauen edelen Blute die famose Herrlichkeit zusammen aus. In anderen Gegenden bestand nicht der Unterschied und sie gegen ihn aufgehegt habe; dann verlangt getittet, welche man das Reich nennt. Darum müssen sie in der Größe der Hufen wie in Holstein zwischen Holländer er, daß die Leute 40 Tage Dienste nicht einzeln im Jahre, geschützt werden. Darum müssen ihnen recht viel Rechte und Landhufen. Von dieser Thatsache profitirte der Adel sondern hintereinander während der Ernte leisten sollen. zugewogen, aber möglichst wenig Pflichten aufgehalft werden. ungeheuer. Schon in der zweiten Hälfte des dreizehnten Letzteres muß von jetzt ab geschehen, dieweilen Darum muß das ganze Streben der Volksgemeinschaft Jahrhunderts begann er die großen Holländer- Hufen in ich andere meyner leute ab- oder wüste dahin gehen, diese höchste Blüthe der Nation zu er- fleine Grafenbufen zu verwandeln. Das überschüssige Land gelegt und mir auf deren von Kukoledienst halten in all ihrer Reinheit und Schöne. Der Junker fühlt tam zum Hoffelde. An den Frohnarbeiten wurde nichts ge- und Hülfe verlassen". Auch deu ihm durch die feinen Existenzgrund in fich. Wenn er nicht da ändert, denn die Verpflichtung lautete auf die Hufe schlechtweg. Weigerung der Bauern zugefügten Schaden will der Edle wäre, ging die Welt zu Grunde. Deshalb verlangt er, daß Außerdem war auch der Schein gewahrt; die Anzahl der ersetzt haben. Kann man brutaler und naiver zugleich sein? man ihn unterhalte auf Regimentsunkosten. Und wenn Hufen blieb die gleiche wie früher, und der Prediger konnte, Bis zur Mitte des siebzehnten Jahrhunderts zahlte der man ihm nichts giebt, dann fordert er; und nüßt auch das wie später in Dänemark   sub fide pastorali bescheinigen, daß Holsteinische Bauer seine Steuern selbst. Da war die all­nichts, dann greift er zu und nimmt, was ihm zwischen die keine Hufen niedergebrochen sind, daß ledige Hufen wirklich gemeine Landbede und die Pflugsteuer( Plochschat). Letztere Fänge tommt. Was der Junker braucht, muß er haben, vom Gutsherrn verfestet und nicht in Hoffeld verwandelt find. wurde zuweilen öfter als einmal im Jahre erhoben und psalmodiren heute alle Agrarier rechts und links der Elbe  ; Sehr zu nuge machten sich die holsteinischen Junker betrug ein oder zwei Gulden. Dann gab's noch außers von demselben Grundsaz ließen sich ihre Vorfahren leiten das Vorhandensein von reichen Klöstern und Kirchen. ordentliche Steuern, welche das Reich ausschrieb. Im als König Olim noch das Szepter über die Lande schwang. Deren Besigthum stammte zum großen Theil aus Ver- Jahre 1542 sollte das Johanniskloster zu Lübeck   den 10. Pfennig Einige prächtige Illustrationen zur Entwickelungs- leihungen der Grafen von Holstein. Anfangs hatten sich seines Jahreseinkommens als Türkensteuer zahlen. Es über­geschichte des Junkerthums finden sich in Dr. Gustav Hein- diese das Schutzrecht und die Vertheidigung der verliehenen wälzte die Steuer auf seine Bauern, legte ihnen statt der auss rich Schmidt's Buche: Zur Agrargeschichte Lübecks   und Dörfer vorbehalten und auch ausgeübt. Später gaben sie geschriebenen 1/2 prozentigen eine 1 prozentige kombinirte Oftholsteins"). Wir folgen den Darlegungen dieses Nicht- es auf, und die Klöster und Kirchen mußten mächtige Vermögens- und Einkommensteuer auf und machte dabei Sozialisten im Nachstehenden. Die Germanisirung Ofthol- Adelige in Sold nehmen, um ihre Unterthanen vor das schönste Geschäft. Die Junker hatten es mit der Zeit fteins gelang verhältnißmäßig spät, zu einer Zeit, als der anderen Raubrittern zu beschützen. Der Kontrakt, dahin gebracht, daß sie für gewöhnlich mit der Einforderung aus gleichberechtigten Freien bestehende Heerbann sich bereits zu dem sich sich die Klöster meistens nicht so ganz der Steuern betraut wurden. Wie sie dabei verfuhren, gewandelt hatte in ein Heer, in welchem es Lehensherren freiwillig herbeiließen, lief fünf oder zwanzig Jahre, davon erzählt folgende Thatsache. Im Jahre 1538 hatte und Dienstleute gab. Deshalb kam dann bei der Ausiede- oder während der ganzen Lebenszeit des Junkers. Stacke Rangom die von den Klosterleuten erhobené lung und Landvertheilung die altdeutsche Dorfgenossenschaft Das Entgelt für den Schuß, das sogenannte Verbittelsgeld, Pflugsteuer weder dem König, noch dem Kloster

nie so recht zur vollen Ausprägung. Es ist bezeichnend, mußten die Unterthanen zahlen und zwar meistens acht( St. Johannis in Lübeck  ) abgeführt, sondern sondern für daß in Ostholstein   die Hufe( Wirthschaftseinheit), Landhufe Schilling pro Jahr und Kopf. Der Verbittelsherr erhielt sich behalten. Das Kloster war flagbar geworden, oder Grafenhufe genannt, nur 12 ha macht. Als man von den Beschützten ferner noch allerlei Hoftienfte( Holz- und Stacke Rangow hatte in der Marienkirche zu Lübeck  später friesische Kolonisten herbeirief, mußte man fuhren, Pflügen, Mähen, Einfahren) geleistet, und alle die eidlich gelobt, seine Schuld zu tilgen. Trotzdem hat er im ihnen bedeutend mehr Land zuweisen. Die so Bußen, welche die in den Verbittelsdörfern wohnenden Leben nie einen Pfennig gezahlt. Dafür ritt gleich darauf genannte Holländer- oder Bischofshufe war ungefähr Nichteinheimischen gezahlt hatten. In welcher Weise diese sein Bruder Hinrick mit seinen Knechten die Klosterleute gleich der großen Marsch- Hufe in der Hamburger Gegend, Berbittelsdienste von den Junkern genützt und gesteigert nieder, pfändete deren Pferde und gab sie nicht eher herans, und umschloß rund 45 ha. Natürlich mußte unter solchen wurden gegen jedes Recht, davon zeigt folgender Vorfall. als bis er für jedes 4 Schillinge Lösegeld erhalten hatte. Verhältnissen der holsteinische Adel bald zu Kräften Im Jahre 1568 war über die Bauern des Dorfes Katöhl Deutsche   Bauern! So sprang der Urjunker mit Euren kommen; und es dauerte auch gar nicht lange, da herrschte( Kokole), welches dem Johanniskloster in Lübeck   ge- Vorfahren um. er unbeschränkt im Lande, Holstein war zu einer Adels hörte, Detler Rantzow auf Cismar   Verbittelsherr. Plötzlich Glaubt Ihr, daß diese Sorte sich im Laufe der Jahre verlangte er, die Bauern sollten ihre Verbittelsdienste alle geändert hat, sich überhaupt ändern konnte? * Zürich   1887. während der Ernte leisten. Die Bauern wandten sich an

Feuilleton. Der Inde.

Deutsches Sittengemälde

aus der ersten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts.

Von C. Spindler.  

ling die Thore geöffnet werden zum Auszug in die Frei- und Silber habe ich nicht; und wo findet der Arme einen heit; sie dachte schon daran, wie sie vielleicht durch eine uneigennützigen Retter?"

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Fürbitte die Frist abkürzen könne. Bilger hingegen, Der Komthur, der bisher geschwiegen hatte, lächelte welcher wohl wußte, daß der Bruch des Stadtfriedens, hierbei halb spöttisch, halb gutmüthig, und rief: Bet 137 das Beginnen des Mordes, die strengsten Richter finden Kreuz, Dorn und Wunden, Herr! Ihr wißt die Waffen zu würde, und daß die Geseze der Reichsstadt für den Fremden führen, habt gekämpft und die Wildbahn beritten wie ein mit Blut geschrieben waren, schwieg düster bei den Vor- erfahrener Jägersmann, und wollt nicht vertrauen auf das fäßen und Hoffnungen, die Katharine in ihrem wachsenden Glück, das so oft da hilft, wo weder Klinge noch Pfeil Muthe an den Tag legte, und konnte es nicht über sich noch der Arm ausreichen? Ich bleibe dabei, noch lange gewinnen, durch ein beifälliges Lächeln die Arme zu habt Ihr Frist, und wer weiß, ob nicht in diesem Augen­Der Herr von der Rhön   schreckte heftig bei dieser Er- täuschen." Gute Katharine!" sprach er bewegt: ich blicke schon Guer Retter Euch nahe steht?" öffnung zusammen. Das Schwerste war ihm demnach noch danke dem Himmel aus vollem Herzen, daß er mir das Rasche Schritte tamen den Gang herauf, und auf die übrig, und langsam mußte er das Geständniß seiner That, Glück gewährt hat, euch noch einmal zu schauen, meine Thüre des Saals zu. Mehrere Stimmen wurden laut. die blutige Hoffnung seiner Zukunft den dringender und Lieben, die ich jetzt mit allem Recht mein nennen fann. Ei, zum Donner!" fragte der Komthur: wer stört - Die Antwort auf dringender werdenden Aufforderungen Katharinens ent- Mehr zu begehren geziemt jedoch nicht meiner Schuld, nicht uns denn noch am späten Abend?" gegensetzen, welche begehrte, er möchte alsobald mit ihr und meinem jestigen Zustande. Ihr habt selbst von den Sold- diese Frage gab der eintretende Oberreiter, der einen Boten dem Kinde dies Haus verlassen, und niemals wieder von wachen gesprochen, die des Hauses Pforte belagern; Ihr des Herzogs Friedrich von Desterreich meldete, welchem auch ihnen weichen. habt mir selbst ihre Wachsamkeit geschildert, die Strenge, der bemeldete Bote auf dem Fuße folgte. Von der Rhön  Die Tiefen des Gemüths, zumal des weiblichen Gefühls, mit welcher sie Euch befragten, und den Argwohn, mit fuhr bei seinem Anblick zusammen, denn Dagobert, Wall­find unergründlich. Ungleich weniger, als der Name Wall welchem sie Euch nachsahen, da Ihr mit Erlaubniß des radens Bruder, war es in leibhaftiger Gestalt. Wit radens in obiger Beziehung Katharinen erschreckt hatte, er- Romthurs durch dieses Thor eingingt. Diese Wachsamkeit gezwungenem Austande, ohne kauin einen Blick auf den schütterte sie die Nachricht von Bilgers Schuld und gefähr wird sich nur von Tag zu Tag verdoppeln; begierig Unglücklichen und dessen Gattin zu werfen, näherte er sich licher Lage. Trotz ihrem weichen versöhnlichen Herzen fühlte werden sie die Stunden zählen, nach deren Verlauf ich dem Komthur, und redete ihn an:" Zuvörderst, edler Herr, fie eine Art von schreckhafter Frende, da sie hörte, daß ihnen verfallen bin, und ist die letzte verronnen, mir hab' ich Euch zu berichten, daß Se. fürstliche Gnaden, der der Arm des beleidigten, verhöhnten, getäuschten Rudolphs fürder keinen Augenblick mehr schenken. Ihren Ketten Herzog   dicht hinter mir einherzieht, und von Eurer Gast­das Werzeug der Vergeltung gewesen war, daß entgehe ich nicht, wie mein Haupt nicht dem Spruche des freundschaft eine willige Aufnahme in Eurem Hause er durch ihn das gerechte Verhängniß die Frevlerin in den Blutgerichts. Betrüge Dich darum nicht mit eitler Hoff- wartet, wo er, die kurze Zeit, die er zu Frankfurt   zu vers Staub gestürzt hatte. Denn ihre Leichtgläubigkeit hoffte nung, gute Katharine. Wir haben uns wiedergefunden, weilen gedenkt, wohnen will." Ehre und Schuldigkeit," aus diesem blutigen Vorgange Wallradens Besserung er um uns in furzem wieder zu verlieren, denn also ist's erwiderte der Komthur, und sandte den Oberreiter sogleich wachsen zu sehen, und ihre Unerfahrenheit übersah spielend beschlossen im Himmel, und die Erfüllung dieses Beschlusses an den Trappierer, um die nöthigen Vorbereitungen treffen das drohende Schwert, das über ihres Gatten Haupte schreitet schnell auf Erden."" O, was sagst Du, mein zu lassen: Se. fürstlichen Gnaden sind ein lieber Gaft, hing, an einem leisen Faden hing. Hatte er doch nur Rudolph?" seufzte Katharine aus bangem Herzen. Du und sollen gut gehalten werden in unsers Ordens Hause, im gerechten Borne das Schwert entblößt, und gebraucht; willst mir jede Hoffnung rauben? Du verzweifelst an jeder das der Freigebigkeit der österreichischen   Fürsten   viel ver­war doch Wallrade nicht an der Wunde verschieden, und Rettung?"- Warum mich hinhalten mit trügerischer dankt. Wie aber nenne ich Euch, mein Herr, der mir die sogar die Hoffnung da, sie wieder herzustellen. Die find. Ahnung, mit falschem Vertrauen?" entgegnete von der frobe Kunde bringt?" Mein Name ist nicht wohl liche Frau glaubte, es müßten recht bald dem Flücht Rhön  : Ich bin nur reich durch Euch, meine Lieben! Gold klingend für diejes Mannes Ohr," entgegnete Dagobert,

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