Mers Kottegü -"(Schluß auZ der WendauSgabe.) Die Zeugenvernehmung wird fortgesetzt. LandtagSabz. Pros. Rauch bekundet: Am 2t. Februar vormittags kam ich mit anderen Kollegen aus dem Fra 'tionszimmer. Dabei hörten wir. wie in bezug auf die vor uns gebenden Minister Auer, Timm und Roßbaupler mehrere Soldaten erklärten:„Sie zittern, sie wissen schon, warum Daß auch von der Tribüne geschossen worden ist, weiß ich bestimmt. CiSners Ermordung kann keinesfalls die ganzen Vorgänge im Landtag erst herbeigeführt haben. Als die Nachricht von Eisners Ermordung im LandtagSgebäude einlief, batte man zunächst nur ein ungläubiges Staunen daiiir. Man machte sogar Witze darüber und sagte:.Eisner braucht eine gute Reklame für seine» Abgang." Sparer stieg die Erregung. Bürgermeister(Sasteiger stand kaum zwei Meter von Auer ent- f-rnt, als zu gleicher Zeit zwei Männer mit den Händen in den Taschen und Hüten auf dem Kopf durch den reservierten Saal» «ingang im Sitzungssaal erschienen. Der Zeuge rief neben ihm stehenden Kollegen zu:„WaZ wollen die Leute hier?" In diesem Augenblick war Lindncr an die Ministcrbank herangetreten, legte den Arm mit dem schußbereiten Revolver' über die Brüstung und duickle ab. Auer sprang mit den Worten aui:„Was wollen Sie?" Worau? Liudner rief:„Da hast Du's, Du Lump!" AlS er an der Ministerbank vorbei aus dem Saal flüchten wollte, wurde Lindner von Major V. Gareis festgehalten. Lindner schoß nun weiter in der Richtung auf Auer. Die Abgeordneten der Rechten waren in- zwischen aus dem Saal geflüchtet und ich suchte nach dem Abg. Dr. Lochbrunner zu: ärztlichen Behandlung Auer?, doch fand ich Lochbrunner bereits mit dem sterbenden Abg. Ose! beschäftigt. Ah» ich wieder zurückkam, lag GarciZ ebenfalls am Boden. ES erschien dann ein Sanitätssoldat, der außerordentlich roh und brutal auftrat und von dem ich von vornherein annahm, daß er nicht ein Sanitäter sei, sondern ein ver- Ueideler Revolutionär. Man tief; Gebt doch dem Minister einen Kognak. Der Sanitäter winkte jedoch ab, mit den Worten:„ES ist vorbei mit dem Kognak. Für den gib'S nichts mphr" Den Major GareiS behandelte er so rüpelhaft, daß man den Sterbenden seinen Händen entriß. Während dieser ganzen Szene schlich sich ein anderer Soldat an die Gruppe heran, in jeder Hand eine Hand» granatc. Er schien Auer zu suchen und ich batte den Eindruck, daß wir im nächsten Augenblick alle in die Luft gehen würde». Auf der Tribüne standen 3 bis 10 Wann zukommen, die Hände in den Taschen und höhaisch lächelnd. Hagemeifter rief von oben berab: »DaS ist die placke des Proletariats. Euch Lumpen werde ich das auch noch besorgen!"— Auf Vorhalt des Verteidigers Sauter bleib, der Zeuge dabei, daß auch ohne EUners Ermordung alles so ge- koniineri wäre. Das sei allerdings nur seine Anschauung, die aber durch verschiedene Schlußfolgerungen gestützt werde. Der Zeuge erzählt dann, wie llisner beim Herauskommen aus der Sitzung des StaatSministeriums die Hände reibend zu seiner Frau sagte: So, jetzt dm ich frei! Roch niemals habe er so fröhlich ausgesehen wie in diesem Augenblick. Beim Verlassen des Landtages stieß der Zeuge ans den Minister Unterleitner, den revolutionäreu Bauernrat Gandorser und Prof- Dr. JaflS. Alle drei unterhielten sich aufgeregt und erklärten: So, jetzt müssen tu i r die Regierung übernehmen. Der Zeuge sagte darauf zu Gandorser: So geht die Sache doch nicht. Erst müssen wir doch sehen, was sich weiter ereignet. Aber Gandorser schrie: Da gibt's nichts. Jetzt haben wir die Macht I Der Zeuge bestätigt dann noch, daß Major Gareis keinen Angriff mit der Waffe aus Liudner beabsichtigte, sondern ihn nur sestnevmen wollte. Der medizinische Sachverständige Dr. Lenne gibt an, Miiltster Auer liege noch im Bett und sei sehr leidend.— Erster Staatsanwalt Hahn : Würde eine GesundheitSgesübrdung für Auer in Frage kommen, wen» Sie ihn hierher bringen?— Sachverständiger: Das läßt sich nicht so genau sagen. Wen» es ober unbedingt nötig sein sollte, würden wir eine Ueberführung in den Gericktslaal ermöglichen.— Dr. Lennä erhält den Aulirag, alles für eine eventuelle Ueberfübrung des Ministers vorzubereiten. Der folgende Zeuge, Stadtrat Hoffmann, bekundet, daß Fechen- dach, der Privatsekretär EiSner», in den Saal tretend, schrie, man solle Auer und Roßbaupler sofort in Sicherheit bringen. Er wurde je- dock wegen seines dreisten Auilreteusuur verlacht. Der Zeuge beobachtete dann beim Verlassen des Gebäudes, daß aus dem Tor eine Gruppe Leute heraustrat, an ihrer Spitze Frisch. Er schrie fortwährend den Soldaten und Passanten zu: Auer ist hinl Rotzhaupter und die anderen kommen auch noch dran! Schützt Euren revolutionären ArbeileerorZ Der Trupp zog die Hauptstraße entlang und Frisch blieb bei dielen Rufen. Der Zeuge rr'ubr später, daß Frisch mit der Ausfertigung von Haftbefehlen und der Festsetzung von Geiseln beauftragt worden war.— Hier- gegen wendet sich der Angetl. Frisch mit großer Heftigkeit. Er habe die Festnahme von Geiseln abzelohut. Der Lngekiagie de- schwört dann den Zeugen, ihm doch zu bestätigen, daß er immer ein ruhiger und sriedlicher MeuWj gewesen sei, worauf der Zeuge erklärt: Frisch war ol» ein jähzoruiger Wann bekannt. Daß er die Ruie ausgestoßen hat, und ficht nur einmal, sondern elf« bi« zwölf- mal, da» muß er doch selbst zugeben.— Angekl. Frisch: Ich kann mich deflen absolut nicht besinnen. Abg. Arbeitetsekrelär End«» bekundet u. a., daß der Sanitäter. der Auer betstand, gesagt hat: Auer, ich»«binde aber mit Widerwille»! Staatsrat Sänger: Es war ein surchrbare» Geflibl, daß man wehrlos und ohnmächtig einem organisierten Angriff gegenüber- stand. lBewegung.) Denn, als die Schüsse auch von oben kamen hatte man das Gefühl, daß die'er Anguff planmäßig vorbereitet sei. Ich hörte etwa 9 bi» 12 Schüsse. Oben, an de» Tribünen. zog sich eine leicht« Pulverwolke hin. Nach dem Altental sah ich Lindner mir dem damaligen Stadtkommandanten Dürr und vier SolSalen stehen. Lindner suchte keine Tat zu recht- fertigen. DoS nutzt Ihnen alle» nichts, sagte ihm Dürr, S-e müsse« sich jetzt verhaste« lassen. Er gab auch den Be'ehl dazu und ein Chargierter wollte die Verhaftung vor- nehmen. Aber die Soldat«« weigerten sich. Später beklagte ich mich im Saal einem Solvaien gegenüber, daß man Lindner nicht fest- genommen habe. Das sei doch eme wahre Schande. Doch der Soldat dreh:« mir einfach den Rücken zu. Auf der Straße spielte sich dann eine widerliche Szene ab. Denn die Leute freuten sich über das Attentat auf Auer.— Bors.: Haben Sie den Eindruck gehabt, daß die Sache vorbereitet lvar?— Zeuge(sehr bestimmt): Aus der Zahl und der Gleichzeiiigteit der Schüsse, die von beiden Seilen der Galerie fielen, mußte man unbedingt diese Schlüsse ziehen. ES war mir unverfiändltch, daß in jenem Augenblick eine Anzahl Soldaten auf der Tribüne war, deren Typus mir ganz fremd war. Die Soldaten hatten ihre Handgranate» nicht im Gürtel, sondern trugen sie»n der Hand. Der frühere Justizmin ister Timm bekundet: Kurz vor dem Zu- sammentritt des Landtags fällten die Minister den Beschluß, zurück- zurieten und durch den Landtag eine neue parlameniarische Regie- rung bilden zu lassen. Auer wurde damit bcauslraat. mit Etsner Rücksprache zu nehmen. Diese fand vor der eigeintichen Mimst«- rarssitzung statt. Auer teilte mir dann mit, daß eine völlige Etnigung zustande gekommen>ei. Der Ministerrat habe nur die Form der RücklrittSerklärung festzulegen. EiSner bot. man möge am nächsten Morgen noch einmal zusammen kommen, um die Grundlage der Rede zu veiprechen. Wir erklärten, daß wir das Btttraue» hätten, daß er die Rede« dem besprochenen Sinne
i
n als Zeugen. halten würde. Wir waren alle froh darüber, daß sich die Sache anscheinend so leicht lösen sollte. Am nächsten Morgen hatte ich dann im Landtag eine Besprechung mit den Fraktionssührern, um die Geschäftsordnung zu beroten, In dieser Sitzung teilte Auer mit, daß er«it Eisner völlig einig sei. EiSner wollte nach dem Schluß noch mit mir debattieren, weil er mir freundschaftlich nahe stand. Ich lehnte das aber ab und sagte, wir müßten die weitere Entwicklung erst abwarten, setzt hätte eS wenig Weit. Ich wäre momentan wirklich sehr müde.— Bors.: Hat EtSner davon ge- iprochen, daß er in Opposition treten werde?— Zeuge: Jawohl.— Bors.: War die Auseinandersetzung besonders heftig?— Zeuge: Nein, ganz loyal! Durch die Nachricht von der Ermordung Eisners war ich erschüttert und mir klar darüber, daß sich schwere politische Folgen entwickeln würden. Minister Hoffinann sagte mir, er habe schon mit Auer gesprochen und lege mir nahe, zu ver'chwinden. Er habe von Feckenback gehört, daß gegen Roß- haupter, Auer und mich etwas im Gonge sei. Wir begaben und dann ins FraktionSzimmer. Dort trat dann Kollege Bauer an mich heran und sagte mir, ich möge mich doch in Sicherheit brtngen. Ick bin dann ans Telephon gegangen und habe meiner Frau ge- sagt, es stehe im Landtag etwas bevor, aber sie möge ihre Ruhe bewahren. Wir haben nock Aenderungen an dem Nachruf borge- nommen. Daun sind wir. Auer voran, in den Sitzungssaal einge- treten. Da Auer mir den Weg zu meinem Platz verstellt hatte, blieb ick stehen,� bis Auer seine Rede beendet batte. Dann ereignete stck da? Attentat. Der ganze Vorgang kam so plötzlich, daß ich nickt weiß, wer geschossen hat. Ick blieb stehen und war zunächst kür jede Gefahr unempfindlich. Auf einmal packte mich jemand von hinten und ich hörte den Ruf:»Raus, raus, dos geht auch gegen Sie." Und dann wurde ick weiter geschoben. Ich habe nur nock die Erinnerung, daß es überall im Saal krachte. Als ich den Landtag durck einen Selteneingang verlassen wollte, begegnete mir eiu Soldat, den ich nicht kannte und der zu mir sagte: Herr Timm, Sie werden ja gesucht! Schauen Sie zn, daß Sie weg« kommen. Am hinteren Ausgang hielt mich dann ein anderer Soldat mit der Bemerkung an: Hter darf niemand raus, wir solchen noch ein paar. Ich ging dann durch den vorderen Ausgang unbehindert hin- aus. Meine Frau war uiilerdessen in Sorge um mich in, Auto zum Landtog gefahren. Sie wurde aber von einer Postenkette nicht durckgelaüen. Auf ihre Frage, ob es wahr sei, daß niau Auer erschossen hätte, erhielt sie zur Autwort: Gott sei dank, die anderen kommen jetzt dran. Di« Unbeliebtheit Auers bei einem Teil der Arbeiterschaft erkläre ich mMcharouS, daß bei den Wahlkämpfen im Januar Auer und EiSner sick als Gegenkandidaten gegenüber- standen und sich infolgedessen scharf bekämpfen mußten. Erster Staatsanwalt Hahn teilt dann mit. daß Frau Oder- leutnant Kamm, deren kommissarische Vernehmung verlesen worden ist, dringend bitte, ihre persönliche Vernehmung zu veranlassen. weil sie sick gellen die Angriffe des Anwalts Sauter wehren wolle. Das Gericht beschließt ihre Vernehmung. Slaatsminister Dr. v. Fraucndorf« bekundet: Im Ministerrat siel mir der scharfe Ton aus bei den Auseinandersetzungen zwischen EiSner und Auer. EiSner stand unter dem Eindruck, daß es mit 'einer Macht endgültig zu Ende sei. Seine ungeheure Eitelkeit. da« Bedürfnis, in Bayern die erste Rolle z» spielen, führte ihn zu dem Versuch, sich mit allen Mitteln zu halten. Er hatte das Emp linden, daß Auer ihn aus dieler Stellung zu k-eseitiaen ver- suchte. Jedes Kind mußte sich sagen, daß, wenn' die Ding« so weiter aiitoe», über Bayern schwere« Unheil kommen mußte. Die Unentschiosseniheit EiSnerS. sein« kindlich« Art, Politik zu machen, etwas durcllzuführen. wovon er nichts verstand, und seine Ver- antwortungslosigkeit kennzeichnen diesen Mann. Er sah gerade in Auer seinen Gegner, dessen hervorstechendster Sharakterzug ein großes BerantwortlichkeitSzrfühl war. Eisner hat sich in der Sitzung sehr heftig gegen Auer geweitet. Die Se lbstbaherr schung, die Eisner ja nur in sehr ge- ringen. Maß besaß, ging dabei vollständig verloren. Ich erinnere mich genau, daß er dabei wiederholt sagte: Auer, ich warne Sie. Sie wissen nicht, was vorgeht!(Bewegung.) Daraus habe ich den'Schluß gezogen, daß EiZner(?) Vorbereitungen getroffen hatte. um den Landtag unschädlich zu machen und zur völligen Untätig- Zeit zu verdammen. Ich hatte nicht den Eindruck, als ob es EiSner dabei zu blutigen Auseinandersetzungen kommen lassen würde. Aber, daß er den Landtag nicht in Aktion treten lassen wollte. glaubte ich ganz bestimmt. Das glaube ich iiach seiner ganzen politischen Veranlagung Hoch und heilig hatte er perfprvchen, daß der Landtag so schnell wie möglich zusammentreten würde. Kurze Zeit darauf aber war er von diesem Berfprechen schon abgerückt. Wenn jemand zur Einberufung des Landtages drängte, dann leistete EiSner stets den heftigsten W! d e r st a n id. Ich konnte mich in einer Sitzung einmal nicht enthalten, ihm zuzurufen, daß ich ihn für efuen Bolschcwisten Halle . Eisnex gab mir darauf zur Antwort: Sie sind kein Politiker.(Bewegung.) Als ich am LI. früh in den Landtag ka,». wartete ich zunächst vergeblich auf EiSner. Nachträglich habe ich gebor!, daß er noch kurz vorher benu A.» und S.-Rat gewesen war und sich dort abfällig über den Landtag ge- äußert hatte. Er lisbte eS)a, vom Landtag als von einem In- st i tut zu sprechen, daS vom Adel /gegängelt werde.(!) Ich habe die Ansicht, daß c» EiSner darum A, tun war, immer wieder die A.» und S.-Räte ausAUpeitschen, Wenn ihm irgend elwaS gegen den Strich ging, dann ist er in den A.« uwd S.-Rat gelaufen. EiSner war kein geschlossener, fester Charakter. Er hat sich viel von Stnn- rnunnen leiten lassen. Hebet da« Attentat im Landtag bekundet der Zeuge noch, daß er gegen Nechenbach, der die Nachricht von der Ermordung CisncrS brachte, gegen diesen jungen Menschen mit seiner übergeschäftigen Weise, mit seinem Hervordrängen eine starke Antipathie hatte. Fscheidbach hat auf Eisner einen unheil- vollen Einfluß ausgeübt. Ich bin der festen Ueberzeugung, daß jenem Dummenjungenstreich, der Oesfnung des österreichischen Kuriergepäcks. Fechen Vach nicht ferngestanden hat, wenn er sie nicht gar veranlaßt hat. iBewegung.) Ich stand Auer so nahe, daß ich ihn unzweifelhaft gewarnt hätte, wenn ich die Mitteilung Fechen- bachS als wohlgemeinte Warnung hätte ansehen dürfen. Bors.: Waren Sie der Meinung, daß sich da? Attentat auf Auer auch ohne das Attentat auf EiSner abgespielt halte? Zenge: E» wäre auch so gekommen.(Große Bewegung) Der revolutionäre A.« imd S.-Ra! wollte djn L»«dt«g meiner Meinung nach unter allen Umständen am Arberteu verhindern. Der bekannte Sauer hat ein- mal im Ministerrat— das war ja auch eine so eigentümlich Ein- richtung, daß verschiedet Herren einfach in den Ministerrat kam- men konnten— erklärt, de«: Landtag käme»immer zusammen. Was die Vorwürfe anbelangt, daß Auer gegen die Revolul!»« gearbeitet habe, so möchte ich bemerken, daß ich daS für vollkommen ausgeschlossen halte. Auer war eS vollkommen klar, daß infolge deS unglücklichen Krieges die Monarchie durch die Republik albgelost werden würde. Es ist ihm nicht eingcfagr». die Monarchie wieder einführen zu wollen. Hie Verhältnisse in der Regierung waren ja allerdings außerordentlich bedrohlich. Klingelhöser war auch einer von denen, die immer zum Bösen eingegriffen haben. Dieser Klingelhöfer war einer der Schlimmsten. Es war damas» ein« Regierung da, der nach dem Ausscheiden E'SnerS der Mann fehlte Die A.- und S.-Räte haben dahin gearbeitet, der Regie- rung jede Macht aus den Händen zu nehmen. Vors.: Bon den Angriffen gegen Auer haben Sie wohl auch gehört? Zeuge! Ja« wohl, ich habe es gelesen. Ich glaube es aber nicht. Auer hatte etwas, was vielen Revoluttmistyoen einfach fehlt: Berantwort- lichkeitsgefübl! Mich wundert tmr eines. Wie konnten alle diese Dinge, die man ihm jetzt zum Borwurf machte, ver- schwiege« dtabea? Gin Mann, der so beiastet gewesen wäre, den
' hätte wm wirtet ttmftfintwa stützen mtlffe». Warum hat mau daS nicht getan? Schon aus diesem Grunde glaube ich, wird man die Richtigkeit aller dieser Behauptungen bezweifeln müssen. R--A. Sauter: Minister Auer hat in seiner kommissarischen Vernehmung behauptet, zwischen ihm und EiSner habe ein gsvisseS Freund- schastsverhÄtnis bestanden. Das würde doch im Gegensatz zu Ihren Ausführungen stehen. Zeuge: Ihr politischer Gegensatz war außerordentlich stark; dabei muß ich schon bleiben. Sie kamen mir beide bor, wie zwei mit Oel eingeschmierte Ringkämpfer, ine sich gegenseitig zu fasten suchten. Der.Vorwärts" hat einmal he- hauptet, Eisner sei schwer zu überzeugen, wenn er im Irrtum jeu EiSner war fast immer im Irrtum. Man mußte sagen, er war fast ein politisches Kind. Gewiß tvar EiSner ein bedeutender Mann, aber kein Staatsmann. In der Ministerratssitzuug am 20. Februar hat er sich benommen, als sei er außer Rand und Band. Und im Ministerium des Aeußeren hatten sich während seiner Leitung allmählich Zustände entwickelt, die die reinste Bordellwirtschaft waren. Und Eisner hat mit offenen Augen dem allem zugesehen.— R.-iil. Taub: Stimmt es, daß sich die Beziehungen zwischen Eisner und Auer verschärften, als Auer versuchte, Eisner auf einen Gesandtenpasten abzuschieben?— Zenge: Ja. es waren solche Bestrebungen im Gange. Eisner erschien ein Unheil für Bayern . So entstand von selbst im Ministerium der Gedanke, Eisner einen Gesandten« Posten anzubieten, um ihn so unschädlich zu machen. EiSner war darüber natürlich sehr verärgert und hat den Posten zurückgewiesen, weil er in seiner unhetmlichen Eitelkeit von seiner vermeintlichen Machtstellung in Bayern nicht ablasson wollte. Eisner war ein Mann von icharjem Verstaut), aber ohne jede Vernunft.
Msschußberatungen. Ein« Wohnungsnowcrordnung verabschiedete der Volkswirt- schaftSausschuß der Nationalversammlung. Danach können an Stelle der ordentiicken Gerichte zur Eulscheidung über Streitig« leiten bei Entschädigung für enteignete Grundstücke von den LandeSzentralbehördcn lokale BcrusungSbehörden eingesetzt werden. Weiter werden Bestimmungen getroffen gegen den Schleich - Handel mit Bau st offen. Außerdem können die WohnungS - lommissare Ziegeleien und andere Baustoffwerks zur Wieder- aufnähme des Betriebes z w i n g«Tr. Ferner wurde die Gellungs« dauer der Verordnung zum Schutz der Kriegsteilnehmer gegen ZwaugSvollstreckungen verlängert. Der WohnutgSausichuß will beim Präsidenten der Nationalversammlung beantragen, daß auch ihm das Recht eingeräumt werde, Verordnunge» für die lieber- gangSzeit Gesetzeskraft zu verleihen. Der Betricbsräteansschust setzte daS Wahlalter auf 18 Jahre fest. Wählbar zum Betriebsrat sind Arbeiter beiderlei Geschlecht« mit dem Alter von 2s Fahren. Der Stcuerausschuß beschloß zu dem Antrag Trimborn über die Steuernocksichl, daß Vermögen, das nach Jnkrasttreten der Reichs- abgabeorditiing bei der Veranlaguug zur Kriegsabgabe vom Ver- mogensjuwachs und zum Reichsnolopfer der Steuerbehörde nicht angegeben wird, zugunsten deS Reiches verfallen soll. Die Jnseratensteuer wurde im Ausschuß der Nationslversamm- lung kür das Umsatzsteuergesetz längere Zeit erörtert. Der demo- kransche Antrag, durchgehemdS nur 5 Proz. zu erheben, wurde gegen die Stimmen der Demokra-ten abgelehnt. Angenommen wurde da- gegen der Antrag Waldstein(Dem.), wonach sich die Inseraten- steuer von 10 Proz. bei den ersten 100000 M. Einnahmen jährlich auf 2 Proz., für die nächsten 100 000 M. auf 8 Proz. usw. bis zu 9 Proz. ermäßigt. Die Plakatsteuer wurde entsprechend einem sozialdemokratischen Antrage auf b Proz. festgesetzt. Angenommen wurde auck die Umsatzsteuer von 10 Proz. für AufenthaltSgetväh- vuilg in Gasthöfen. Pensionen usw.. sowie für die Aufbewahrung von Geld. Wertsachen usw. Auf Antrag der Sozialdemokraten wurde die Vermietung von Reittieren der gleichen Steuer unter- wovsen. Di? Gasthoffteuer soll nur erhoben werden wenn daS Eni- gelt für den Tag mindestens K M. beträgt. Ein radikaler Schwänzer. Der RechtsauSschuß der preu- ßisihen Landesversammluug kam zu etner Petition wegen Durck?» süchrung deS Prozesses gegen Fürst Philipp zu Enleuburg. Obwohl der Berichterstatter Abg. Dr, Rosenfeld (II. Soz.) nicht erschienen war, bat der Vertreter des JustizmiuisierS in die Verhandlung ein- zutreten damit er die nötigen Mitteilungen über den Stand der Sacke machen könne. Da der Berichterstatter jedoch auch die Akten an sich genommen hatte, konnte die Verhandlung nicht stattfinden. sondern muhte auf das nächste Jahr vertagt werden.(Warum aber gleich auf das nächste Jabr. seben wir nicht ein. Oder er- wartet man. daß Kurt Rosenfeld 1920 weniger— anttparlamenta-- risch sein wird?)__ kleine politische Nachrichten. Im preufiischen Schulkonflikt wird zwischen den Mehrheit»- Parteien und der Regierung verhandelt. Was d i e schreien, die grundsätzlich und verantwortungsscheu draußen stehen und nur Klamauk ersehnen, ist unerheblich. Kein Steuerprivileg. Die interalliierte Rheinland -.Konrmission hat entschieden, daß alliierte Firmen im besetzten Deutschland den deutschen Steuergesetzen zu folgen haben.(DaS Geld fließt eben in di« Enteutekasse.) Der Gesetzentwurf üb« die Aushebung der MilitilrgerlchtSbar- keit ist bereits fertiggestellt und wird in kürzester Zeit dem RsichSrat und de: Nationalversammlung zur Beschlußfassung zugehe«. 11 Eisenbahuwagen mit Lebensmitteln an das Proviantamt Rastatt und von diesem sind laut„HeereSverordirnngSbtatt" spurlos verschwunden. Aus dem Inhalt: S17t Sack Roggen- mehl, 300 Sack Gerstenschrot, 8 Stück Rindvieh, 64 Kisten Wurstkonserven, 44 Kisten Margarine, 21 Kübel Käse, 9 Kisten Butter. 10 Kisten und 40 Faß Kakao, 23 Faß Knochenfett, 808 Sack Speisemehl, 80 Kisten Nudeln, 80 Kisten Backobst 80 Sack Gerstenflocken, 17 Sack Grütze, 48 Faß Pökelfleisch, 290 Kisten Nindflei'ch in Dosen, 100 Faß Heringe, 200 Sack Bohnen, 1740 Sack Hafer. 760 Sack Rohkasfe, 230 Sack Eichelkaffee. Ein Ruhmes- blatt für unser« Eisenbahnen! - Der belgische Wahlfleg. Vandervekde wies einen Fnter- Viewer daraus hin. daß 600000 Gcwerksckaitler einge ckrieben seien und die Sozialisten 6ö0 000 Stimmen erlangt hätten. Die Mäßigung der sozialistische» Partei iei ein dritter Grund des Sieges.— Der Demonstrationsstieik anläßlich der Verhaftung der drei soziali stücken Führer in Antwerpen ist beendet.— Die medizinisch-ckirurgische Gesellschaft von Lllttich wendet sick gegen den Veriuck englücker Pertönlickteiten, die M i l ck- (übe kür Deutschland im Jntereste der deutschen «linder zu retten. Die Geiellichafl fordert auf, sich stritte an den Friedens.vertrag " zu halten... Zum.Kammerpräsidenten"wurde der Sozialist Brunei mit 81 Stimmen gewählt, 71 fielen auf einen Katholiken. Schimps-Berichtignng. Herr D r. Schwabacher sendet unS zu der Bemerkung, die wir an sein Schreiben vom 7. Dezember angehängt haben eine über zwei Seiten lange Berichtigung. Ob- wohl Herr Dr. Schwobacker hervorhebt, daß er kein aktiver Ossiz'er ist. und obwohl er sich mir Betonung als„Dr. jur." bezeichnet, scheint dieser graduierte Jurist vom Zweck und Inhalt des Be- richrigungSparngrapben keine Ahnung zu haben, denn anstatt sachlicher R chiigstellungen sendet er nn» einen von Beleidigungen stroyeriden Schimpserguß gegen die Regierung. Da die Länge dieses Ergusses im umgekehrten Verhältnis zu der Bedeutung des Herrn Dr. Schwabacher steht, sehen wir uns zu einer Wiedergabe nicht veranlaßt.