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Nr. 651 36. Jahrgang

Groß- Berlin

2. Beilage des Vorwärts

Sonntag, 21. Dezember 1919

Die Ermordung des Droschkenkutschers. fehrte, die Haustür. Auf dem Hofe wiederholte Pfuhlmann sein Rufen. Die Ermittlungen, die anläßlich des an dem Droschkentuts her hinauf nach ihrer Wohnung. In dieser geriet er mit dem Ehemann Als sich jedoch Frau Sander nicht meldete, ging er die Treppen Schulz in der Nacht vom 8. zum 9. Dezember verübten Raub- seiner Geliebten zusammen. Der Streit endete damit, daß Pfuhl­mordes in umfassender, Weise eingeleitet wurden, lassen mit Be- mann seinen Gegner durch einen Revolveriauß tot nieder stimmtheit die Annahme zu, daß Schulz von demselben streďte. Frau Sander hat wahrscheinlich versucht, die Streitenden Die Höchstgrenze für Mietsteigerungen. Manne, der auch an eine Reihe anderer Drostens auseinander zu bringen und dabei einen schweren Brustschuß Der preußische Minister für Volkswohlfahrt veröffentlicht die tutscher mit dem Ersuchen um eine nächtliche Fahrt erhalten. Ausführungsbestimmungen zu dem Gesetz über die Einführung herangetreten ist, ermordet worden ist. Die Unter­einer Höchstgrenze für Mietsteigerungen durch die Gemeindevorstände. suchung der in ihrer Art wohl einzig dastehenden Begleitumstände, mann die schwerverletzte Frau in sein Auto und brachte sie nach Während der Ehemann tot in der Wohnung blieb, trug Pfuhl­Die Vorstände der Gemeinden mit über 2000 Einwohnern haben unter denen der Raubmord ausgeführt worden ist, hat eine Steibe ber Rettungswache in der Adalbertstraße. Dort erklärte er dem im Einvernehmen mit den Vorsitzenden der Mieteinigungsämter weiterer zur Ergreifung des Täters wichtiger Ergebnisse gezeitigt, Chauffeur, den er nicht bezahlte, daß er zur Polizei gehen wolle, nach Anhörung eines Sachverständigenausschusses eine Höchstgrenze die bereits auf eine Spur geführt haben. für Mietsteigerungen festzusetzen. Dieser Beschluß darf nur bei Die Kriminalpolizei hat eine Anzahl weiterer Anhaltspunkte währen. Pfuhlmann aber ging nicht zur Polizei, sondern flüchtete. um sich zur Verfügung zu stellen. Der Chauffeur ließ ihn auch ge beränderten Verhältnissen geändert werden. Diese Höchstgrenze gefunden, die die Hoffnung auf baldige restlose Auf- Frau Sander wurde bewußtlos nach dem Krankenhaus gebracht und

darf die Friedensmiete vom 1. Juli 1914 cht mehr als um 20 Proz. übersteigen. Wenn die Höchstgrenze über 20 Broz. feft­gesetzt wird, so ist grundsäglich Einspruch einzulegen. Bei den auf Grund dieses Einspruches anzubahnenden Verhandlungen soll nach­drücklich darauf hingewiesen werden, daß allein durch Bewilligung bon Mitzuschlägen die Unterhaltung der Häuser durch die Ver­mieter erfahrungsgemäß nicht gewährleistet wird". Ueber die Trennung der Heizungskosten von der Miete wird gesagt, daß diese deswegen erfolgt sei, um den Vermietern bon Häufern mit Zentralheizung eine Erleichterung zu ber schaffen. Nach den gesetzlichen Bestimmungen find die durch Heizung tatsächlich entstandenen Kosten maßgebend. Die Ver mieter sollen darüber Buch führen und dieses dem Mieterausschuß vorlegen.

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Die Verordnung wird damit begründet, daß die Wohnungsnot immer mehr anwächst, voraussichtlich der fehlenden Baustoffe wegen noch einige Jahre andauern wird und damit auch die Gefahr weiterer ungerechtfertigter Mietsteige ungen entsprechend größer wird. Der nicht überschuldete Hausbefizz wird nach der Meinung des Ministers durch die neuen Bestimmungen nicht ge schädigt. Bei der Festsetzung der Höchstgrenzen der Mieten werden die Gemeinden zu berücksichtigen haben, in welchem Maße die Steuern, die Preise für Wasser und Beleuchtung sowie die Hypothekenzinsen gestiegen sind. Gegenüber der eingetretenen Er höhung der Unkosten ist aber bei Festsetzung der Höchstgrenze zu berücksichtigen, daß die geschäftliche Lage der Hausbefizer gegen- Ilärung des Raubmordes rechtfertigen. Es scheint außerdem feft­wärtig in mancher Hinsicht erheblich günstiger als in der zustehen, daß bei dem Raubmord noch ein Mittäter in Frage Zeit vor dem Kriege ist. Mietausfälle infolge des Leer­stehens von Wohnungen fallen ebenso fort wie die Kosten für Wohnungsangebote und Vermittlungsgebühren. Mit besonderem Nachdruck wird in dem Ausführungserlaß darauf hingewiesen, daß den Hausbesitzern Sonjuntturgewinne nicht zuge billigt werden können.

Zum Betriebsrätegeseh

tommt.

präsidium jederzeit Meldungen entgegen. Kriminalkommissar Lehnert nimmt im Berliner Polizei­

Neue Preiserhöhung im Zeitungsgewerbe. Der Verein Deutscher Zeitungs- Verleger und die Bereinigung Großstädtischer Zeitungs- Verleger teilen mit: Die Herstellung der nahm die Dbmännertonferenz der Angestellten und Beitungen hat sich während der letzten Monate in einem Maße ver­Arbeiter der Reichsbetriebe am Sonnabend Stellung. teuert, wie es nie vorausgesehen werden konnte. Weitere große Der Referent Auffhäuser, sowie die Abgeordneten Woldt Preissteigerungen der Rohmaterialien stehen, ebenso wie eine aber ( S. P. D.), Brühl ( U. S. P.) und Hartmann( Dem.) stimmten malige Erhöhung der Teuerungszulagen bevor. Soll das Beitungs­darin überein, daß das Betriebsrätegeseß, wie es durch die Aus- gewerbe nicht zugrunde gehen und soll die Bresse überhaupt noch schußberatungen gestaltet ist, den berechtigten Forderungen der ihren öffentlichen Pflichten nachkommen, so muß das gestörte Berhält Arbeitnehmer nicht entspricht und einer Umgestaltung im Sinne nis zwischen Ausgaben und Einnahmen der Zeitungen neuerdings dieser Forderungen bedarf. Einstimmige Annahme fanden zwei Refolutionen. Die eine fordert die Parteien der Nationalversamm- sgeglichen werden. Nach eingehenden Beratungen sind die Vor­Tung auf, dem Betriebsrätegesez in der vom 7. Ausschuß beschlos- stände der unterzeichneten Berlegervereinigungen zu der Ueberzeugung fenen Fassung die Zustimmung zu verfagen. Verlangt wird für gekommen, daß eine durchgreifende und allgemeine Erhöhung die Betriebsräte Einfluß auf die Produktion und Kontrolle darüber, der Bezugs- und Anzeigenpreise nicht zu um­sowie das volle Mitbestimmungsrecht bei allen Einstellungen, gehen ist, wenn die verteuerten Herstellungstoften wenigstens teil­Sündigungen und Entlassungen. weise ausgeglichen werden sollen.

Der Borstand des Bereins Deutscher Zeitungsverleger. Der Borstand der Vereinigung Großstädtischer Zeitungs- Berleger. Schwere Bluttat in Neukölln.

fonnte bisher noch nicht vernommen werden.

Bereitelter Raubmordversuch.

Durch einen Zufall ist die bekannte Kabarettfängerin Freifran von Coburg, Raiferallee 204/205 wohnhaft, dem Schicksal, be­raubt und ermordet zu werden, entgangen. In letzter Zeit wurden in dem genannten Hause wiederholt Einbruchsdiebstähle verübt. Einem angesetzten Polizeihunde gelang es, die Spur aufzunehmen und nach einer mühseligen, lebensgefährlichen Wanderung der Weg führte zum Teil über die Dächer der benachbarten Häuser an den Ort zu bringen, wo die Diebesbeute versteckt war. Ueberraschenderweise diese war die Wohnung der Freifrau von Coburg , wo der Hund das bei der Dame angestellte Dienstmädchen Schula verbellte. Ein großer Teil der Beutestücke wurde in dem Zimmer der Sch. gefunden und beschlagnahmt. Dabei wurde festgestellt, daß auch Freifrau v. Coburg bestohlen worden war, ohne daß diese selbst etwas davon gewußt hatte.

Nach anfänglichem Zeugnen gab die Schulz zu, daß ein ge­wiffer Radow die Einbrüche verübt hatte und daß sie dem Ein­brecher dabei behilflich war. In der Wohnung der Frau v. Coburg fpürte der Polizeihund schließlich einen Dolch auf, der der Woh nungsinhaberin nicht gehörte. Nun wurde das Dienstmädchen in ein Kreuzberhör genommen und gestand ein, daß der Dolch dem Radow gebörte und daß R. und sie mit dem Plane umgegangen feten, Freifrau v. Coburg zu ermorden und zu beraube it. Die Feststellungen ergaben, daß dieser Plan schon seit langem vor­bereitet war. Die Schulz wie auch ihr Liebhaber Rackow, der ebenfalls festgenommen werden konnte, find der Kriminalpolizei zu­geführt worden. Diese hat bereits eine eingehende Untersuchung eingeleitet.

Betrogene Betrüger. Vor einiger Zeit unterschlugen die im Auf­trage der Fettstelle Groß- Berlin arbeitenden Kutscher Walter Po­merening und Hans Hauler gemeinschaftlich eine Führe Margarine im Werte von 30 000 M., die fie, anstatt den Butter­handlungen zuzuführen, an einen britten weiterverschoben haben. Dieser dritte ist ein als Ringkämpfer und Athlet in den meisten Schantstätten des Berliner Ostens bekannter Alfred Henning, der sich nach Erhalt der unterschlagenen Ware weigerte, den Dieben den vereinbarten Preis für die Margarine zu zahlen und bedrohte sie, als sie Geld oder Ware von ihm verlangten, mit einer Schußwaffe. Während die eigentlichen Diebe von der Polizei sehr bald gefaßt wurden, wird jest Henning noch gesucht. Es ist an­zunehmen, daß sich noch ein größerer Posten der gestohlenen Ware in seinem Besitz befindet.

Revolveranschlag anf einen Sicherheitspolizeibeamten. Vorgestern früh 4 Uhr erregte bei Beamten der Sicherheitswache am Schlejifchen Bahnhof, die sich auf ihrer Streife befanden, ein Fuhrwerk Ver­Die zweite Resolution fordert, daß in den Reichsbetrieben schon dacht. Auf beiden Seiten der Straße gehend, folgten sie ihm von jekt während der Umstellung die Betriebsdemokratie in vollem Umfange der Königsberger Straße bis nach dem Küstriner Plaz. Als man gewährt wird. Es soll verhindert werden, daß sich der Betriebs­hier an einem Haufen Weihnachtsbäume vorbeikam, fiel plötzlich ein absolutismus wieder festsetzt, wofür bereits Anzeichen vor­ Schuß . Die Kugel traf den Unterwachtmeister Marks in den handen sind. Deshalb wird gefordert: 1. In die Hauptverwaltung Ein blutiger Auftritt, bei dem ein Mann getötet und linken Unterschenkel so schwer, daß er nach dem Krankenhaus am ist eine Vertretung der Angestellten und Arbeiter durch die Beleg eine Frau schwer verlegt wurde, spielte sich in der vorver- Friedrichshain gebracht werden mußte. Die Ermittelungen nach schaft zu delegieren. 2. Bis zum Inkrafttreten der gefeglichen Begangenen Nacht in Neutöän ab. Dort wohnt in der Ziethenstr. 59 dem Schützen blieben bisher erfolglos. stimmungen üben die vorhandenen Vertretungen der Belegschaft in im vierten Stock des Vorderhauses die Arbeiterfrau Anna Sander, Bevorstehende starke Erhöhung der Bierpreise. Wie wir er­den einzelnen Betrieben das Mitbestimmungs- und Mitwirkungsrecht die von ihrem Manne getrennt lebt. Trotz dieser Trennung hatte fahren, ist eine abermalige starte Erhöhung des Bier­Der Beirat der Nationalversammlung und die Fraktionen sich Sander gestern bei seiner Frau zum Besuch angemeldet, um preises von den Behörden beabsichtigt. Danach sollen künftig werden aufgefordert, sich für die Durchführung der aufgestellten mit ihr seinen Geburtstag zu feiern. Die Frau traf baraufhin auch von den Gastwirten 65 M. für das Settoliter gefordert werden. Forderungen einzusetzen. Es ist sehr wahrscheinlich, daß eine solche Bierpreiserhöhung für die Gastwirte auch dem großen Publikum neue Lasten auferlegen wird. In den Kreisen der Gastwirte macht sich übrigens schon jetzt eine starte Bewegung dagegen geltend.

aus.

-

Bur Befchäftigung von Kriegsbeschädigten beschloß die Konferenz, daß in den Betrieben bei Angelegenheiten, welche die Kriegsbeschä digten betreffen, Vertreter derselben hinzugezogen werden und daß ein wirksamer Arbeitseinstellungsawang für Kriegsbeschädigte durch geführt wird.

50]

Montrose.

ihre Vorbereitungen, but Suchen usw. Während das Ehepaar um 10 Uhr noch beisammen war, tam der Geliebte der Frau, ein 30 Jahre alter Arbeiter Frizz Pfuhlmann aus der Brißer Straße, ein wegen Einbruchs mehrfach vorbestrafter Mensch, mit der Kraft broschte vor das Haus gefahren, um die Frau zu befuchen. Auf sein Rufen nach Anna" öffnete ihm ein Hausbewohner, der zufällig heim­hatte ihm zugeflüstert: Nummer 32, die Treppe links."| Vielleicht fand sie ihn zu betrunken und wollte lieber mit ihm in einem Zimmer allein sein. Das sah Dora indessen nicht ähn­Detektiv roman von Sven Elvestad. lich. Sie war selbst immer betrunken und hatte ihre Freude Es war ein ältlicher Herr, einer jener Typen, die man an betrunkenen Goldvögeln. Außerdem war ihre Sinnes­häufig in dergleichen Lokalen sieht, traurige Ruinen ehe- änderung so plötzlich gekommen. Sollte sie ein Signal be­maliger Lebemänner. Sein Gesicht war rot geschminkt, tommen haben? Bol erinnerte sich des unangenehmen Men­einige Haarsträhnen lagen ihm über der Stirn, wie die schen mit dem brutalen, starken Gesicht und der Narbe auf einige Haarsträhnen lagen ihm über der Stirn, wie die der einen Bade, den klaren, falt prüfenden Augen und der legten Strohhalme einer eingefahrenen Heuernte, und wenn Alfonslocke in der Stirn. Wenn dieser Mann mit Dora in er sich bewegte, knackte es hörbar in seinen podagrakranken Verbindung stand, mußte man vorsichtig sein, dachte Bol und Gliedern, außerdem legte er einen von Gehirnerweichung überzeugte sich, ob er seinen Revolver in der Tasche hatte. zeugenden Mangel an Beredsamteit an den Tag. Aber er war entzüdt über die Gegenwart der Schönen und kniff un- Ja, er war da. Während dieser Ueberlegungen war er die aufhörlich das Monokel ins Auge, um hinter den Schenk­Treppe hinaufgestiegen. tisch zu sehen. Und wenn er etwas Amüsantes entdeckt zu Mann wie Pol zu solchen Ueberlegungen imftande war. Aus Run fann man mit Recht fragen, wie ein berauschter haben meinte, sagte er: Aeh... äh... äh..." und allem, was an diesem denkwürdigen Abend geschah, geht in­Dieser ältere Lebemann nahm später Pots Platz dessen hervor, daß der Vikomite feineswegs so berauscht war, ein, als der berauschte Spieler nach einer fliisternd ge- wie er gewiffen andern Personen gern einreden wollte. führten Unterhaltung mit Dora schwankend das Lokal und mit den Mädchen gescherzt, noch nie aber hatte er seinen Bol hatte bereits mehrmals unten in der Bar gesessen rationen an den Wänden ihn auch höchlichst in Erstaunen. Fuß ins Hotel gefeßt. Darum setzten die seltsamen Deko­Das Restaurant war voll Unruhe gewesen, das Hotel war sehr still. Die engen, halbdunklen und teppichbelegten Korri­dore, die sich wie Katakomben freuzten, atmeten eine eigene Die hier wohnten, Asiaten, Amerikaner und Europäer, geheimnisvolle Stimmung. Er dachte an all die Menschen, Schwarze und Weiße aus dem bunten Gewimmel der Artisten­welt und es ging ihm eine Ahnung auf, daß dieses Hotel mit seinen vielen Räumen die seltsamste Mystik beherbergte. Da hörte er, wie eine Filztür ganz in seiner Nähe vorsichtig geöffnet wurde, und da er sich beobachtet glaubte, verfiel er wieder in seinen fast sinnlos berauschten Zustand. Schleppen­den Schrittes, gegen die Wände stoßend, wanderte er durch die Gänge und sah nach den Türnummern. Die unregel mäßige Ordnung der Zahlen verwirrte ihn so sehr, daß er einen Augenblid wirklich glaubte, daß er betrunken set. Schließlich aber, durch einen reinen Zufall, fand er Nummer 32.

lachte.

berließ.

Die muntere und robuste Dora hatte ihm offenbar ganz den Kopf verdreht.

Der Marmortisch sah traurig aus nach Pols Drgien. " Pfui," sagte der ältere Herr. Gleichzeitig aber legte er seine flache Hand auf den Rand des Tisches und dort ließ er sie die ganze Zeit liegen. In dem Marmor waren einige fast unsichtbare Zeichen eingeritzt, und diese Zeichen bedeckte der ältere Herr mit seiner Hand.

Dort stand:

Nummer 32. Hier."

Und das hatte Pol mit seinem Diamantring eingerigt. XXXV. Bol wird nüchtern.

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Mit vorgebeugtem Kopf, das Haar in die Stirn hängend, wie eine heruntergerollte Gardine, schwankte der berauschte Pol aus dem Lokal. Er hatte ein Stelldichein mit Dora auf Nummer 32 verabredet. Erst hatte er mit ihr vereinbart, daß er sie mit einem Auto abholen und zu einem andern Pol hatte die Aeußerungsformen der Trunkenheit in all Nachtlokal fahren wollte, wo sie ihre Becherei fortseßen tonn- ihren Nuancen studiert. Sein routinierter Schauspieler ten, plöglich aber war sie anderer Meinung geworden und konnte einen Betrunkenen besser spielen als er. Auf gewisse

Doch noch Weihnachtsgänse? Die Nachricht, daß der Magistrat die für Weihnachten angekündigten Gänse erst im Januar zur Ver­Weise genoß er seine Rolle und steuerte sie mit all den Ein­zelheiten unfreiwilliger Komik aus, die der von Alkohol Belastete zum besten gibt. Hört nur, wie er gegen die Tür poltert. Erst tastend und fast unhörbar, als ob er die Ent­fernung falsch berechnet habe und die Tür kaum mit den Fingern berührte. Dann aber, als er richtig zugreifen wollte, zwei fürchterliche Schläge gegen die Tür, so daß sie in ihrem Schloß erzitterte. Dieses Manöver wiederholte er mehrmals, worauf er, ohne eine Antwort abzuwarten, die Tür aufriß und ins Zimmer taunelte, während seine Hand wie feſt­geklebt am Türdrücker haften blieb. Darauf verwickelte er fich in das weitläufige Unternehmen, die Tür zu schließen, wobei er fast wieder auf den Korridor hinausgetaumelt wäre. Schließlich aber befand er sich glücklich im Zimmer, bei Augenblicke stehen und blickte sich musternd um. Er entdeckte verschlossener Tür. Das Zimmer war leer. Bol blieb einige sofort, daß das Bett in einem Alfoven stand, und von einem Vorhang verdeckt war. Darum fuhr er in der Rolle des Be­trunkenen fort und ließ sich in einen Lehnstuhl gleiten, wo Minuten. er vornübergebeugt figen blieb. So vergingen mehrere

hervor und stellte sich vor Pol auf. Endlich ging der Vorhang auseinander, ein Mann trat Es war der Mann aus der Bar mit der schwarzen Stirn­

Locke.

Er stand eine Weile und betrachtete Bol.

schwommenen Augen an. Pol hob seinen schweren Kopf und sah ihn mit ber­

sind

Da sagte der Fremde:

,, Wie lange gedenken Sie diese Komödie zu spielen?" Wo ist Dora?" fragte Pol.

Machen Sie Schluß," antwortete der Fremde. Sie ja nicht im geringsten betrunken. Ich habe Sie den ganzen Abend beobachtet."

Ich will eine Flasche trocknen Champagner haben. Und dann will ich eine Flasche füßen Champagner haben. Ha, ich habe Tausende gewonnen... mehrere Tausende, brabo." Der Fremde ging zur Tür und verschloß sie.

Pol erhob sich hastig und stand schwankend zwischen Stuhl und Tisch. Er bersuchte sich an der Tischdecke festzuhalten, was indessen nur zur Folge hatte, daß eine Blumenbase unfiel. Corti folgt.)