Nr. 214.
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Vorwärts
11. Jahrg.
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Zentralorgan der sozialdemokratischen Partei Deutschlands .
Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2. Freitag, den 14. September 1894. Expedition: SW. 19, Benth- Straße 3.
Arbeiter! Parteigenossen! Trinkt kein boykottirtes Bier!
Wie die Edelsten Thron und Altar vorher schon Kunde gegeben hatte, in vollem Umfang. Breslau ; am 6. Februar Herr von Haake Schweidniß.
Schützen.
Der Tag von Jena war das völlige Widerspiel Rühmlich hielten sich nur Kolberg in Pommern durch seine des Tages von Roßbach. Die Franzosen erbeuteten eine Bürgerschaft unter dem alten Seemann Nettelbeck und dem ungeheure Menge von preußischen Offiziersequipagen mit berühmten Gneisenau, Graudenz in Preußen durch den alten Von Johannes Wedde. Damen, Toilettengegenständen und Leckereien, ganze Wagen 74jährigen Franzosen Baron Wilhelm Renée Courbière, In der Haniburger Bürgerzeitung" vom 28. Januar mit Hühnern und Weinfässern, die zum Bedarf des Pillau in Preußen unter dem ebenfalls 74jährigen Oberst 1883, also vor mehr als 11 Jahren, veröffentlichte unser Offiziersforps der Armee nachgeführt wurden. Schon am Johann Friedrich Herrmann( man sieht also, das Alter unvergeßlicher, leider jetzt nicht mehr unter den Lebenden ersten Tage nach der Schlacht übergab das wichtige Erfurt allein thuts nicht) und von den schlesischen Festungen Cosel weilender Freund Wedde einen Artikel, der heute wunderbar Herr von Pruschent; er ward später ohne unter dem erst 1799 geadelten David von Neumann , der zeitgemäß ist. Den Anlaß bot eine Debatte im Reichstage. Abschied entlassen.... Am 25. Oktober übergab während der Belagerung starb, und Glatz unter Graf Der Artikel lautet: Herr von Benkendorf, ohne einen Schuß zu thun, Göze. Die Kommandanten dieser rühmlich vertheidigten Die traditionelle Bevorzugung des Adels in der Spandau , die Zitadelle von Berlin ; er ward später Festungen, fand man, waren zumeist aus dem preußischen Arntee führte wieder einmal zu lebhaften Aus- ohne Abschied entlassen..... Das wichtige Bürgerstand heraufgekommene Offiziere, aber Hoch- und einandersehungen im Reichstage. Jedes Lob des Adels, Stettin kapitulirte kapitulirte am 29. Oftober, der General Altadelige zumeist waren die Kommandanten der so schänddas den entsprechenden Tadel des nichtblauen Blutes Freiherr v. Romberg und der General Herrlich preisgegebenen Festungen." in sich schloß, wurde von der schweren Kavallerie" von Knobelsdorf übergaben es; beide wurden Das ist die wahre Lehre der Geschichte. Im übrigen auf der Rechten mit stürmischem Beifall begleitet, kassirt." Zwei Tage später, am 1. November, sollte man nicht vergessen, daß eine ähnliche Stelle wie das jeder Zweifel an einer besonderen Begabung ihres tapitulirte Küstrin , auf dessen Wällen wenige Tage zuvor mals bei den Adeligen der hohle Name, heute bei den hochadligen Nachwuchses für das ernste Handwerk des Krieges der König mit seiner Gemahlin gewandelt und den alt- Bürgerlichen der volle Beutel spielt und daß erst dann von den versammelten Vätern mit Bischen und Zweifel auf- adeligen Guvernör Oberst Herrn von Ingersleben eine wirkliche Besserung eintritt, wenn nicht mehr das genommen. Bei dem Zentrum wehte wieder einmal der zu tapferer Gegenwehr angefeuert hatte. Kaum war der Offizierskorps sich aus den Söhnen des Adels und des Wind stark von rechts, Windthorst fuchtelte daher mit dem König fort und die ersten französischen Husaren, 2-300 Patriziats rekrutirt, sondern wenn diejenigen in der Stunde schweren Pallasch der Garde- du- Korps, als ob er ein alter Mann, sprengten vor die Festung, so ging v. Ingersleben , der Gefahr kommandiren, welche sich dazu qualifiziren, ja Wachtmeister wäre, und Schorlemer ritt auf dem hohen ohne nur einmal eine Aufforderung abzuwarten, um ihnen überhaupt, wenn gar keine Bevorrechtung mehr gilt, sondern Pferde seiner altaðligen. Vettern von der Rechten gegen die Küstrin mit 3-4000 Mann Besatzung zu übergeben; er nur Gines entscheidet über die Stellung des Menschen im Pony- Kavallerie" der bürgerlichen Linken an freilich ward Arque busiren tommandirt". Leben: sein persönlicher Muth und seine per. ungefähr mit demselben Erfolge wie das berühmte Regi-„ Die Herren v. Ingersleben und v. Knobelsdorf waren sönliche Tüchtigkeit. ment Gendarmen gegen die leichte feindliche Kavallerie in Menschen, denen alles fehlte, bis auf den Magen". Darauf kam der Schlacht bei Auerstädt. der furchtbarste Schlag, die Kapitulation Magdeburgs am Infanterie und Ritter des schwarzen Adlerordens, des höchsten Berlin , den 13. September. Ehrenzeichens der Monarchie, übergab zur höchsten Schande und Alles bleibt beim alten sagten wir mit bezug Schmach" diese stärkste Festung der Monarchie, die, seit sie auf die Wirkung der kaiserlichen Strafpredigt gegen die in preußischen Besitz gekommen, nicht wieder erobert worden Junter. Die Wundergläubigen dachten einige Tage, ein war, mit 22 000 Mann, 19 zusammen 1300 Jahre zählen- Wunder hätte sich vollzogen. Die Junker und Agrarier den Generalen, über 800 Offizieren und 800 Kanonen an machten Verbeugungen, faßbuckelten wie sie das schon Ney, der blos mit 10 000 Mann und einigen leichten Feld: häufig gethan haben und heute steht alles genau so wie kanonen vor die Stadt gerückt war. Kleist kam durch am Tage vor der kaiserlichen Rede. and mit Entlassung ohne Abschied. Ebenso leichtsinnig und ehrlos" kapitulirten noch später während des Winters die schlesischen Festungen. Am 2. Dezbr. übergab Pindter wird fürchterlich. Der neue Binderus General Jo a chim von Reichardt, Ritter des Ordens schmettert folgende Ode in die Welt hinaus: pour le mérite , Glogau , die nach Magdeburg wichtigste Wie der Kampf( natürlich gegen die Sozialdemokraten) zu Festung der Monarchie; am 5. Jan. 1807 Herr von Thiele führen ist, das haben wir in Besprechungen über den Berliner
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Das alles ist im Ganzen weder nen noch überraschend,
überraschend waren nur einzelne der fühnen Behauptungen, die den Führern des Zentrums als Brücke zu ihrem Spaziergange nach der Rechten des Hauses dienten. Wenn beispiels weise nach Herrn Windthorst die Geschichte beweist, daß der preußische Adel stets Vorzügliches im Kriege geleistet habe, so ist es solcher Mythenbildung gegenüber Pflicht, immer wieder daran zu erinnern, daß es die Adelswirth fchaft war, welche Preußen 1806 an den Rand des Abgrun des brachte, und daß der Adel in dem Augenblick versagte, wo die Rettung des Vaterlandes in seiner Hand lag. Baffen wir einmal einzelne Perioden nach der Schlacht bei Jena Revue passiren. Wir lesen darüber:
" Jetzt erst nach dem Unglück zeigte sich die Fäulniß des preußischen Staates, über die Mirabeau 20 Jahre
Feuilleton. Der Inde.
Dentiches Sittengemälde
aus der ersten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts. Bon C. Spindler.
Zehntes Kapitel.
Wird Christus tausendmal zu Bethlehem geboren, Und nicht in dir, du bleibst noch ewiglich
" 1
zum
8. Novbr. Herr Franz Cafimir von kleift, General der
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Dolitische Ueberlicht.
Dolifilte
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Das Merkwürdige ist blos, daß es am Schluß des 19. Jahrhunderts noch Wundergläubige giebt.
nimmer gedacht, Euch wieder zu finden, schmal und blaß, Freude die Hände.„ Der liebe Gott," sprach er, hat mich trotz einem bußfertigen Sünder, der zur Seelgerette noch zur Abwechslung einmal wenigstens im Leben vervor seinem Ende in eine Kutte friechen will, um sich darin nünftiger gemacht, denn Euch. Ich traue kaum meinen Ohren, in den Himmel zu stehlen." da ich Euch also reden höre. Ich begreife aber leicht, 139 Deine Vergleichung könnte mich fränken," versetzte warum Herzog Friedrich, Euer Freund und Gönner, sich Dagobert gelaffen, wenn ich sie nicht Deiner Narrheit zu so schnell davon gemacht hat. Es thut weh, den Busengute hielte, Freund." Narr hin, Narr her," erwiderte freund verrückt zu sehen. Ich will mit meiner steifen Gerhard lächelnd:„ Laßt das gut sein, Junker. Schon oft Bunge, die blos an das Vorwärts! Kolbe auf! Lanze ab! hat ein lustiger Narr durch seine freie Rede mehr Gutes Schlagt zu! Hopp, mein Fuchs! und an das beliebte: gestiftet, als der hohläugigste Fastenprediger durch seine abs„ Eingeschänkt!" größtentheils gewöhnt ist, versuchen, Euch schreckende Tugend. Ihr konntet mich einst wohl leiden, klar und heiter darzustellen, wie Ihr gehandelt habt. und deshalb habe ich's, nach meiner Rückkehr von einer Närrisch für's erste, denn Ihr zieht ohne Noth den Mönch Inftigen Rheinfahrt unternommen, Euch auf den Zahn zu über Euren ritterlichen Leib. Der zaundürre Dominik fühlen, und meine Meinung zu sagen, deutsch und ge- Bfülber aus dem Lamprechtgäßlein, der feiste Henne Wiedrade heraus, wie ich mir sie denke. Bei allen Kreuzen und ling unter den neuen Krämen, beide arme Teufel, die um Dornen! Ihr seid nicht mehr der Schatten dessen, der Ihr ein Stück Geld augenblicklich baarfuß gehen und den BettelIn einer einsamen Zelle des Predigerklosters saß Da ehemals waret. Und desto schlimmer ist's, da Ihr Euch sack umwerfen würden, haben Euch um aller Heiligen gobert, die Laute in der Hand, und sang mit halblauter selbst zum Schatten machtet. Hui! Wie viele Freude willen gebeten, ihnen an Eurer Stait zum Himmel zu Stimme ein frommes Lied, zu welchem das schwermüthige machtet Ihr mir, da Ihr auf dem Wege waret, ein recht verhelfen. Ihr habt's nicht gethan, obgleich Euch beide Antlig des Jünglings, wie die klagenden Töne, die er den ungeschlachter Kapitelherr zu werden, geistlich aus Zwang, Schlucker um ein Paar Pfund Heller feil gewesen wären. Saiten entlockte, passende Begleiter waren. Er überhörte, aber rüftig bei Jagd und Gelage! Aber nun, da das Eitel und thöricht handelt Ihr für's Zweite; Ihr meint, ganz seinem Tiefsinn hingegeben, daß man schon einige Gelübde Eurer Mutter den Stachel verloren hat, und es Ihr habt Glückliche gemacht? D, Ihr irrt Euch sehr. mal leise an die Thüre gepocht hatte, bis dem rüftigen Euch frei steht, einen anderen an Eure Stelle zu schieben, Was Euer Biedersinn gut gemacht hat, verdirbt Guer verKlopfer draußen die Zeit lang wurde, und seine Hand nun zieht Ihr freiwillig die Kapuze über die Ohren, uni derblicher Dumpfsinu um so gewisser. Seht Euren Vater die Klinke öffuete, ohne ferner ein einladendes Wort von darunter ein rechter Duckmäuser zu werden, aus eigener an, der nach einem Erben seiner Habe aussieht, und nur innen zu erwarten. Dagobert ftaunte, den Hülshofner Wahl! Schämt Guch, zum Frömmler seid Ihr nicht ge- die Wahl hat, seinen Stamm gleich einem unfruchtbaren vor sich zu sehen; allein, da mit dem Gesichte des Bekann- boren und der Friede belohnt niemals solch widernatürlich Baum abdorren zu sehen, oder alles seinem Enkel zu überten auch zugleich manche wohlthnende. Erinnerung wieder Beginnen." lassen, dessen Anblick ihm, der Mutter willen, jedesmal dor seiner Scele wach wurde, so verzog sich unwillkürlich
verloren. Geistlicher Spruch.
"
Du schiltst mich unverdient;" antwortete Dagobert, einen Stich versetzt, da wo sich die linke Schulterplatte sein ernst geschlossener Mund zu einem freundlich bewill- ohne jedoch eine leichte Röthe bezwingen zu können, des Harnisches öffnet. Seht Eure Stiefmutter, die ihr tommenden Lächeln und er fragte sanft:„ Ei, alter Freund, die über seine bleiche Wange hinlief:" Mein Bewußtsein ganzes wiedererworbenes Lebensglück durch den Gedanken wie kommt Dein fröhlich Angesicht in diese Klause? Mich verheißt mir den Frieden, wenn ihn auch diese Mauern vergällt sieht, Euch, ihren Heiland, unglücklich zu wissen. befremdet das, obgleich ich Dich gerne hier sehe."-Laßt nicht verleihen sollten. Ich habe Ruhe und Glück in Seht den kleinen Johannes, der einst vergebens an der mich Euch mit einer anderen Frage antworten", entgegnete meines Vaters Haus zurückgeführt. Darinnen, in dieser Brust des liebeleeren Mönchs den Freund suchen wird, zu Gerhard, der sich ohne weiteres neben den jungen Mann Ueberzeugung finde ich tröstenden Balsam für mein welchem ihm der beweibte Mann geworden sein müßte. setzte: Wie kommt der weiland fröhlichste Geselle in der ganzes Leben, das jeder anderen Blüthe tückisch beraubt Seht endlich Euren väterlichen Lehrer Johannes, dessen Wetterau in diese enge Zelle, wo alle Freuden des Lebens worden ist." Antlig über Euer Beginnen von Gram gefurcht ist, der schon vor der Thüre. Valet nehmen? Traun, ich hatte Gerhard lachte wieder und rieb sich mit einer Art von seufzend schweigt, da die Pflichten seines Standes ihm ver