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Nr. 661 36. Jahrgang

Groß- Berlin

2. Beilage des Vorwärts

Die neue Luftbarkeitssteuer für Berlin  . Infolge der Steuerpolitik des Reiches müssen die Gemeinden thre eigene Steuerpolitik auf eine andere Grundlage stellen. Einen Schritt hierzu will jezt Berlin   mit dem Ausbau der Luftbarkeits­fteuer tun. Ausbau" heißt: Erweiterung des Kreises. der Steuerpflichtigen und Erhöhung der Steuer­jäße.

Ueber den bereits ausgearbeiteten Entwurf der neuen Luftbar­feitssteuerordnung äußerte sich gestern in einer Konferenz der Stadtkämmerer Böß. 20 Millionen Mark pro Jahr er­wartet er aus der Lustbarkeitssteuer, wenn die Steuerordnung so angenommen wird. Dabei sei das, versicherte er, noch sehr vor­sichtig geschäßt. Künftig sollen alle Vergnügungen besteuert wer­den. Die Verschiedenheit des Charakters der Veranstaltungen will man nur noch in der Höhe des Steuersabes berücksichtigen.

Der neue Tarif der Großen Berliner".

Am Montag, dem 29. d. M., beginnen vor dem gwedverbande Groß- Berlin die Verhandlungen über die Tarife der Großen Ber­liner Straßenbahn. Mit Rücksicht auf die Verteuerung der Lohn­und Betriebsverhältnisse hat der Aufsichtsrat beschlossen, die folgenden Tarife vom 1. Januar. 1920 ab in Vorschlag zu bringen: Einzelfahrt 0,30 M.( zurzeit 0,20 M.) Sammelfarten f. 7 sahrten 2-( zurzeit werden Sammeltarten nicht ausgegeben)..

Monatsfarten für 1 Linie

"

2

"

3 4

sämtliche Linien

Schülermonatstarterf.

Arbeiterwochenkarten

O

23,50 M.( zurzeit 15,60 m.) 30,- 39,-

20,-

19

"

E

60,

W

26,- ( bisher 32,- ( zurzeit 40,- 5,50

für 6 Wochentagsfahrten. 1,50 M.(

"

12

17

19

1,-

2,-

"

Für die Einheit der Arbeiter- Turnbewegung.

Sonntag, 28. Dezember 1919

und der Leichtathletik können sich in allen Abteilungen sweds Ergänzung der Mannschaften melden.

Aufgeklärter Gattenmord.

Am 27. November wurde auf den Gleisen der Städtebahn in Rathenow   die Leiche einer Frau aufgefunden, welche anscheinend von einem Bahnzuge überfahren worden war. In der Toten wurde eine Fau Malinowski aus Hamburg   ermittelt, deren Gatte in Rathenow   lebt Bei dem Fund der Leiche am Tatort stieg der Kriminalpolizei das Bedenken auf, daß hier ein Unfall weniger vorliege als ein Verbrechen. Der Verdacht fiel auf den Ehemann, der sich von seiner Frau getrennt hatte und in Rathenow   ein Ver­hältnis mit einer anderen Frau unterhielt. Beide Personen wurden wegen dringenden Verdachts des Mordes verhaftet und dem Amts­gericht zugeführt. Die Geliebte des M. hat am Heiligabend ein Geständnis abgelegt, wonach sie sowohl wie Malinowski an der Ehefrau desselben einen Mord verübt haben. Die Tat ist genau so zur Ausführung gelangt, wie die Kriminalpolizei nach dem Be­fund der Leiche sie angenommen hatte. Die M. ist am 27. Novem ber mit dem Zuge 4,30 Uhr nachmittags aus Neustadt kommend ein getroffen und von dem Gatten und dessen Geliebten, die er alz seine Wirtin vorstellte, vom Städtebahn- Bahnhof abgeholt worden. Um angeblich nach der Jägerstraße, der Wohnung des Malinowski, zu gehen, wurde der Weg durch den Stadtwald gewählt. Hier hat der Ehemann die Frau in der Nähe des Bahnüberganges der Städtebahn mit einem Gummischlauch erschlagen. Die Tote wurde dann von beiden Tätern in die Schonung gebracht und zwischen 7 und 8 Uhr abends auf die Gleise der Städtebahn gelegt, two die Leiche dann nach bereits eingetretenem Tode von dem 8,30 Uhr abends die Strede paffierenden Zuge überfahren wurde. Angesichts dieser drückenden Beweise hat sich auch Malinowski selbst zu einem vollen Geständnis bequemt.

3,-( Der Luftbarkeitssteuer sollen die folgenden zwölf Gruppen Infolge von Drucichwierigkeiten wird es allerdings faum mög­öffentlicher Veranstaltungen unterliegen, und zwar lich sein, die Sammelfarte bereits vom 1. Januar ab auszugeben; auch dann, wenn sie Bestandteile anderer nichtsteuerpflichtiger Ver- ihre Ausgabe wird sich voraussichtlich um einige Tage verzögern. anstaltungen find: 1. Kinematographische Vorstellungen, Billard- Die Erhöhung der Monatsfartenpreise foll in dem gleichen Ber­tourniere, Schach- und Billardspiele mit Wetteinfäßen der Zu- hältnis erfolgen, in dem die Preise für die Einzelfahrt erhöht schauer, Radrennen, Motorrennen, Ringkämpfe, Borkämpfe; werden. 2. Theatervorstellungen, Balletts; 3. Konzerte und sonstige musika­lische Darbietungen, Vorträge, Vorlesungen, Deflamationen; 4. Spe­zialitätenvorstellungen, Tanzvorführungen, Bantomimen, Kunst­Taufvorführungen, Marionetten- und Puppentheater, Panoptikums, Eine Konferenz der großen Arbeiter- Turnvereine der Proving Figurentabinette, Panoramen, Vorführung von abgerichteten Tieren Brandenburg   beschäftigte sich Mitte Dezember mit den Be und von Abnormitäten; 5. Ausstellungen( abgesehen von den nicht schlüssen des letzten Kreisturntages in Rottbus. Dort wurde die Erwerbszwecken dienenden Museen), Basare; 6. Zirkusvorstellun­Erziehung zum revolutionären Klassenfampf gen; 7. Tanzbelustigungen, Mastenbälle, Kostümjeste, Karneval-( Bekenntnis zur Diftatur) als die Hauptaufgabe der Arbeiter- Turn­fibungen; 8. Tingeltangel- und Kabarettvorstellungen und-vorträge, plo men für vorzügliche turnerische Leistung verboten. Die Originallieferscheine der Spirituszentrale und der Reichsbrannt. bewegung bezeichnet. Ferner wurde die Annahme von Di­Spritfchwindel im großen betrieben drei Fälscher, die sich Tanztees, Fünfuhrtees und ähnliches; 9. Rundfahrten in Wagen, Konferenz war sich einig darüber, daß der erste Kreis mit diesen weinstelle und Briefbogen der Ostdeutschen Spritwerke auf noch Flugzeugen, Luftschiffen; 10. Spiel von Musikautomaten, elektrischen seinen Beschlüssen weit über sein Ziel hinausgeschossen ist. Sie er nicht geflärte Weise zu verfchaffen gewußt hatten. Diese Papiere Klavieren, Phonographen usw.; Betrieb von Würfel- und Lotterie- blickt darin keine Förderung, sondern befürchtet vielmehr von füllten sie so aus, daß daraus eine laufende Korrespondenz zwischen buden, Revolverbillards, Schau- und Scherzautomaten, Krafthäm- diesen Beschlüssen eine schwere Schädigung der Arden drei Stellen entstand, mit dem Ergebnis, daß die Ostdeutschen mern, Straftmessern, Schießbuben, Blattenwerfen, Ringwerfen, beiter Turnbewegung. Einstimmig wurde beschlossen, die Spritwerke an eine auf den Ausweisen verzeichnete Firma eine ge­Blumenverlosung; Betrib von Schaufeln, Karussells, Drahtseil­bahnen, Rutschbahnen und ähnlichen Gleit- und Drehfahrten, auch bestehenden unhaltbaren Zustände im ersten Kreise zu bewisse Menge Sprit zu liefern hätte. Mit diesen Fälschungen suchten die Schwindler Geschäftsleute auf und spiegelten ihnen vor, sie von Fahrten in Gleitbooten und Fesselballons; Hippodrome, Reit­Angenommen wurde eine Resolution, die sich gegen die Be- hätten die angegebene Menge Sprit zum Verkauf an der Hand, weil buden, Velodrome; 11. Lustbarkeitsveranstaltungen und Schaustel schlüsse von Nottbus wendet und für die Aufrechterhal- die Firma fie augenblicklich nicht brauchen könne. Die Fälscher fan­lungen auf freien Bläßen( Rummelpläßen); 12. sportliche Veran- tung der Einheit des Bundes energisch eintritt. Es heißt den, weil alles durch ordnungsmäßige Papiere belegt zu sein schien, staltungen, z. B. Wettspiele, Wettfahrten, Wettrennen( auch Pferde- dort u. a.: Teicht Abnehmer, die ihnen den Kaufpreis gegen Aushändigung der tennen), Preisschießen, Preiskegeln.

Besteuert werden die Gruppen 3 und 5 nur dann, wenn Eins trittsgeld zu entrichten ist oder Speisen und Getränke gegen Be­zahlung verabreicht werden, Gruppe 12 dann, wenn Zuschauer be­zahlen müssen, die Gruppen 1, 2, 3, 4, 8 auch dann, wenn die Darbietungen nicht öffentlich find, aber veranstaltet werden in Gast­wirtschaften usw. unter Hinzuziehung der Teilnehmer zu den Kosten oder von Vereinen und Gesellschaften oder gegen Bezahlung von Speisen und Getränken. Bestimmungen, die eine Umgebung der Steuer verhüten sollen, sind in großer Bahl vorge­fehen. Steuerfrei bleiben Veranstaltungen für Wissenschaft, Unterricht und Belehrung, Veranstaltungen von Unterrichtsanftal­ten, Theatervorstellungen von Schülern oder nur für Schüler. Bei gemeinnüßigen oder wohltätigen Zwecken kann Steuererlaß ge­währt werden.

Die Steuer wird meist als Kartensteuer erhoben, als Pauschalsteuer da, wo das technisch besser durchführbar ist. Die Kartensteuer ist so bemessen, daß von den niedrigen Eintrittsgeldern ein geringerer Prozentjab als von den hohen erhoben wird. Am schärfsten werden Kinos, Tingeltangel, Kabaretts, Tanztees, Fünfuhrtees herangezogen; bei Eintrittsgeld bis 1 M. mit 10 Pf., bis 1,50 M. mit 25 Pf., bis 2 M. mit 50 Pf. und so weiter in steigendem Prozentsab, z. B. bei 4-5 M. schon mit 2 M., bei 9-10 M. mit 4,50 M. usw. Wenig hoch ist die Besteuerung bei Theater, Konzerten, Vorträgen, Zirkus, Tanzvergnügen usw., doch werden überall für die billigsten Billetts mindestens 10 Pf. erhoben. Die Steuer pro Billett be­läuft sich z. B. bei Theater, Konzerten, Vorträgen bis 2 M. auf 10 Pf., bei 2-3 M. auf 30 Bf., bei 3-4 m. auf 50 Pf, bei 4-5 M. auf 70 Bf., bei 5-6 M. auf 1 M. usw.

fämpfen.

Der Arbeiter- Turnerbund darf nicht Richtungsorga- Ausweise gleich im voraus bezahlten. Darauf war es abgefehen. nisation, sondern muß weiter Klassenorganisation Die Firmen, die angeblich von den Spritwerken beliefert werden aller Arbeiter gegenüber den bürgerlichen Verbänden bleiben. Die sollten, waren erdichtet. Die Fälscher erbeuteten in einem Falle Anwesenden halten es im Interesse der Wahrung der Bundes- 125 000., in einem anderen 53 000 M. und zuletzt wieder 93 000 einheit für notwendig, daß: Mart. Die beiden letzten Fälle waren der Kriminalpolizei ange zeigt worden, der erste noch nicht Auch diesen naben aber die Ver hafteten zu. Die Schwindler lebten von ihren Beuten in Saus und Braus. Mit gewissen Damen waren sie, obwohl zwei von ihnen verheiratet find, ständige Gäste in Schlemmerlokalen. Dadurch 2. daß der Bundesvorstand die Bestrebungen des Arbeiter- machten sie sich verdächtig und Tentten die Aufmerksamkeit der Kri­Sportbundes durch die Zentralfommission fördert und Stellung minalpolizei auf sich. Diese stellte sie feft als einen Kaufmann zu den Bestrebungen nimmt, die von Berlin   aus eine Zu- Willy Wächter, einen Kellner Mar Hase und einen Fahrstuhl­fammenfassung der Arbeiter Sportfartelle führer Friedrich Lange. als Arbeiter- Sportbund bezwecken. Eine geheime Spiritusbrennerei entdeckte die Kriminalpolizei

1. der Vorstand des Arbeiter- Turnerbundes mehr wie bisher allen Arbeitern( Mitgliedern) nach den Bundesbeschlüssen die Gleichberechtigung im Kreise und in den Vereinen ge­währleistet;

Alle Geldsendungen für den Kampffonds sind zu richten an den Turngenossen Otto Schulze, Lichtenberg  , Stantstr. 20; alle sonstigen Buschriften an den Turngenossen Mag Schönberg Neukölln, Jonasstr. 36.

3. Die Anwesenden verpflichten sich, in den Vereinen und Be- bei der Verfolgung von Brotfartenhändlern. Beamte des Sonder­zirken den Richtungsstreit fetnzuhalten und für dezernats hatten ermittelt, daß ein 31 Jahre alter Sattler Mandel Aufklärung der Mitglieder in diesem Sinne tätig zu sein." Starupsti aus Kalisch, der in der Georgenfirchstraße in Schlaf­Die rege Mitarbeit aller auf dem Boden der Bundesturntags- stelle wohnte, Brot und, andere Lebensmittelfarten in großer beschlüsse stehenden Turngenossen wird erwartet. Die Parole für Menge durch unterhändler vertreiben ließ. Um seinen Betrieb voll­die nächte Zukunft heißt: Heraus aus der Gleichgültigkeit ständig aufzudecken, folgten sie ihm heimlich, als er seine Schlaffbelle bes Dentens und des Sandelns. Es gilt alles zu ge- verließ, und sahen, daß er ein Haus in der Prenzlauer Straße auf­winnen! Der Zukunft der Arbeiter- Turnbewegung suchte. Hier fanden sie dann mit ihm einen Landsmann von ihm, gilt der Kampf! einen Tobias Siedarsti, der nicht nur an seinem Brotkarten­handel beteiligt war, sondern außerdem auf dem Grundstück in einem guten Versteck eine Spiritusbrennerei betrieb. Sie war mit allem versehen, was zu einer kleinen Brennerei gehört. mit Werk­zeugen, Hefe, Zucker und dergleichen und stellte 68prozentigen Spiritus her, um ihn durch Schleichhandel zu vertreiben. Alles wurde beschlagnahmt, der Inhaber der Brennerei ebenso wie der Neue Turnabteilungen im Osten Berlins  . Die Freie Brotfartengroßhändler verhaftet. Turnerschaft Berlin  " eröffnet am Freitag, den 2. Januar, In die Fürstengruft Nifosföe, in welcher Prinz Friedrich Karl  Der Kämmerer glaubt, daß diesmal der Widerstand gegen in der Turnhalle Petersburger Straße 4 drei neue Abteilungen für diese Besteuerung alles Vergnügens geringer sein wird als Männer, Jugendliche und Kinder. Turnzeiten: 3. Männerab- und seine Gemahlin beigesetzt sind, wurde am Weihnachtsheiligabend gegen die erste Lustbarkeitsstuer. Selbst in den Kreisen der Inter- teilung: Dienstag und Freitag von 8-10 Uhr, 3. Jugend- eingebrochen. Die Einbrecher bohrten einen Zinkfarg an, als sie effenten könne mon, meint er, fich nicht der Einsicht verschließen, abteilung( männliche Jugendliche von 14-17 Jahren): Diens- aber nichts fanden, verließen sie durch das Fenster wieder die Gruft. daß kein anderer Ausweg bleibt. Der Entwurf wird in absehbarer tag und Freitag von 8-10 Uhr, 3. nabenabteilung: Diens- Von den deutschen   Kindern aus Dänemark   erhalten wir sol­Zeit die Stadtverordnetenversammlung beschäftigen. tag und Freitag von 6-8 Uhr.- Freunde des Fußballspiels gendes Telegramm:" Die deutschen Kinder, die mit ihren Pflege­

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Montrose.

Detektibroman bon Sven Elvestad  . Es war vier Uhr nachts geworden, bebor Krag zum Wachtzimmer der Detektivabteilung zurückkehrte. Es fragte nach Keller. Seller ist vor zwei Stunden fortgegangen," antwortete einer der anwesenden Polizeibeamten, und ist noch nicht zurück­gekehrt."

Also zwei Stunden Vorsprung," sagte Krag. Der Polizeibeamte stutte.

,, Was meinen Sie damit!" rief er aus.

Ich meine nur," antwortete Krag ,,, daß das Mysterium Montrose nicht mehr existiert, das Rätsel ist gelöst. Kommen Sie, folgen Sie mir zu Arnold Singers Belle."

XXXVIII. Seine Eminenz.

und Erschöpfte eine Stunde geruht hatte. Reller hatte etwas von einzig dastehenden Enthüllungen, psychologischen Rätseln, seltsamen Verbrechertypen und dergleichen gesagt und war überhaupt sehr erregt gewesen.

Krag lauschte diesen Mitteilungen auf dem Weg zu Arnold Singers Belle, ohne daß sie ihn sonderlich zu inter­effieren schienen. Er war ganz und gar von seinen eigenen Gedanken in Anspruch genommen. Die Leute aus der Bachmannschaft, die ihn begleiteten, hörten ihn halblaut zu sich sagen:

" Ich hätte es doch vielleicht nicht wagen sollen... wenn nur fein Unglück geschehen ist." Vor der Tür zu Arnold Singers Belle blieben sie stehen. Strag faßte den Türdrücker.

,, Die Tür ist verschlossen," sagte er. Der Gefängniswärter lachte.

Ja, natürlich ist sie verschlossen," sagte er, Sie können sich doch denken, daß Keller so sorgfältig gewesen, ist sie hinter fich zu verriegeln."

Es war eine stille Nacht auf dem Polzeiamt. Im Wacht­zimmer befanden sich nur wenige Polizeibeamten. Auf dem Weg zum Zellengefängnis blieb Asbjörn Krag auf dem dunklen Gang stehen und fragte einen der wachthabenden er. Schußleute:

"

Wie lange haben Sie Wache gehabt?"

fehen?"

bie

,, Schließen Sie auf," sagte Strag.

Der Gefängniswärter rasselte mit den Schlüsseln. " Der arme trante Gefangene ist gewiß müde jegt," sagte Rönnten Sie nicht bis morgen warten?" ,, Schließen Sie auf," sagte Krag wieder.

,, Aber ich hab' ihn ja mit eigenen Augen gesehen. Ich hab' ihn doch gegrüßt."

..Jm Halbdunkel des Korridors, ja, können Sie be­schwören, daß es Keller war."

,, Der Khakianzug," begann der andere. ,, Begreifen Sie denn nicht," sagte Strag, daß es der Gefangene war, der fortging, Arnold Singer in Kellers Anzug?"

Der Mann, mit dem Krag zuerst gesprochen, griff in das Gespräch ein.

" Jegt begreife ich, was Sie mit Vorsprung meinten," sagte er. Arnold Singer hat also zwei Stunden Bor­sprung?" Krag nickte.

Der Mann zeigte auf den Bewußtlosen. ,, Wußten Sie dies?" fragte er.

ch ahnte es," antwortete Krag, aber ich hoffte etwas anderes und ich fürchtete einen Augenblick das Schlimmste."

Jezt kam der Gefängniswärter mit dem Rognak.

Nach einigen Sekunden schlug Detektiv Keller die Augen auf. Das erste, was sein verstörter Blick traf, war Krags freundlich lächelndes Gesicht.

Plötzlich fuhr Keller in die Höhe. ,, Greift ihn!" schrie er.

Krag legte ihm beruhigend die Hände auf die Schultern. ,, Das hätten Sie vor zwei Stunden laut rufen sollen,"

Als die Tür geöffnet wurde und die Polizeibeamten enge Zelle betraten, begegnete ihnen ein unerwar­teter Anblick. In dem bleichen Morgenlicht, das durch sagte er. das Fenster strömte, sahen sie einen halbentkleideten Mann wie tot auf dem Boden liegen.

,, Von acht bis zwölf Uhr abends und von zwei bis jetzt." Sie haben also Detektiv Keller hier vorbeigehen Ja, mehrere Male. Er hat Arnold Singer lange Be­Einige Stunden später, als das Leben auf dem Polizei­fuche abgestattet. Das leztemal verließ er ihn unmittelbar Strag eilte auf ihn zu und beugte sich über ihn, während amt in vollem Gange war, konnten Schutzleute, die zufällig nachdem ich meine Wache wieder aufgenommen hatte. die anderen zurückwichen und wie versteinert stehen blieben. das Zimmer der Detektive passierten, einen großen Lärm auf Da ging Keller hier vorbei und durch die Tür links Nach einer hastigen Untersuchung richtete Krag fich auf. Krags Kontor hören. hinaus." Seine Augen blikten befriedigt.

,, Wie war er gekleidet?" fragte Krag. ,, Gekleidet?" Der Schuhmann schien nicht zu ver­stehen... Er hatte seinen braunen Shakianzug an," sagte er.

,, Keine Gefahr," sagte er, es ist nur eine vorübergehende Bewußtlosigkeit. Holen Sie Wasser und Kognat." Während einer der Wärter nach dem Verlangten lief, beugten die andern sich über den Bewußtlosen.

"

Das ist ja Keller!" riefen sie wie aus einem Munde. " Ja, gewiß ist es Keller," antwortete Krag. ,, Aber Keller hat vor mehr als zwei Stunden das Ge­

Der Schußmann, den Krag zuerst in der Wachstube ge­troffen hatte, erzählte ihm, daß er ungefähr um ein Uhr nachts einige Worte mit Steller gewechselt habe. Seller war von seinen Besuchen bei Arnold Singer außerordendlich er- fängnis verlassen." griffen gewesen. Er hatte dem Gefangenen seinen zweiten Nein," antwortete Krag ,,, er hat hier die ganze Zeit Besuch abgelegt und sollte wieder zu ihm, sobald der Kranke gelegen."

Es war Keller, der dort drinnen tobte. Krag versuchte ihn zu beruhigen, aber es war nicht möglich.

Erst erging Keller sich in furchtbaren Selbstvorwürfen, die mit Flüchen und Ausdrücken wie Idiot, Rindoieh, Schafskopf und dergleichen gespickt waren.

Da er damit nur sein eigenes Verhalten zu charakteri. fieren, versuchte, beschränkte Strag sich darauf, hin und wieder ein zaghaft widersprechendes ,, Na, na" einzuschieben.

Schließlich ergriff Reller einen Saufen beschriebenet Papiere, die auf dem Tisch lagen, zerriß sie in viele tausend Stücke und warf sie in den Kohlenkasten. Forts. folgt.)