Nr.662.36.Jahrg.
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Montag, den 29. Dezember 1919.
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Neue Forderungen Fochs.
Der Kernpunkt.
I
Deutschland zur Neutralitätsverlegung gezwungen.[ irgendwie ernst zu nehmende Friedensmöglichkeit für uns feit Wie die B. P. N." erfahren, hat Marschall Foch durch Ende 1916 in Wirklichkeit gar nicht existiert habe. Ganz abge bie Waffenstillstandskommission der deutschen Regierung mitteilen fehen nun einmal davon, daß, wo so viel auf dem Spiele stand, laffen, daß sich in Danzig 24 russische Offiziere und 157 Mann der leisesten Möglichkeit einer amerikanischen Vermittlung unIn den letzten Verhandlungen des Untersuchungs- befänden, die nach Sübrußland zu General Denikin bedingt die weitgehendste Erleichterung bewiesen werden mußte, In den letzten Verhandlungen des Untersuchungsausichufies haben es die Vertreter des alten Syſtems transportiert werden sollten und daran das Verlangen ge- ist auf diefen Zweifel folgendes zu bemerken: Es ist gewiß meisterhaft verstanden, um den Kern der Sache herum- nüpft, bak biefes Detachement auf dem nächsten Dampfer, der wahr, daß die Entschloffenheit der Ententevölker, dem preußizugeben und dem deutschen Bublifum aufs neue Sand ruffische Kriegsgefangene von Hamburg nach Südrußland abbe- fchen Militarismus ein für allemal ein Ende zu machen und jedem Frieden aus dem Wege zu gehen, der einen bloßen in die Augen zu ftreuen. Es war darum sehr danfens fördert, mitgenommen werden müßte. wert, daß fürzlich im Berliner Tageblatt" Walther Rathe. Die deutsche Regierung gerät durch diese Forberung beraffen still stand bedeutet hätte, feit 1915 weit umbenau aufs neue diesen Kernpunkt beleuchtet hat. An diesen Entente in eine mißliche Lage; Rußland erwartet die Heimkehr dingter, und stärker gewefen ist, als man es in weiten deutschen Hinweis Rathenaus follen im folgenden noch einige weitere feiner Gefangenen und Deutschland ist durchaus bereit, diesem Kreifen für möglich gehalten hat. Bis Ende 1916 gab es für Betrachtungen angefnüpft werden. Wunsche zu entsprechen, zumal da ihm die Verpflegung und unter diese Entschloffenheit nur ein Programm: Böllige BerDer Kernpunkt der ganzen Angelegenheit ist bringung der Gefangenen selbst Schwierigkeiten bereitet. Für ben fchmetterung der deutschen Kriegsmaschine, doch diefer: Sind in den Jahren 1916 und 1917 leicht. Abtransport besteht gegenwärtig teine andere Möglichkeit als der weitgehendste Berstückelung der Zentralmächte, unbedingteste fertig gewisse unleugbare Friedensmöglichkeiten verpakt Seeweg, und zwar auf Schiffen, bie, nur mit Genehmigung ber militärische Sicherung gegen jede Möglichkeit eines Wiederworden? Ist ein Kriegsmittel von ungeheurer Tragweite Entente und nur unter beren Flagge fahren dürfen. Wenn bie auflebens der deutschen Militärpolitik. Mit dem Eingreifen Wilsons in die Frage der Kriegsziele ohne gewissenhafte Orientierung in bezug auf alle feine pofi- Entente, wie es jest geschicht, die Genehmigung zur Fahrt mit tiven und negativen Folgen angewendet worden? Ist die Leistungen verbindet, die im Grunde eine Verlegung ber tauchte eine zweite, ganz neue Möglichkeit auf, dem Militarisganze Zukunft eines großen Volfes in unverantwortlicher Weise Neutralität bedeuten, so tann Deutschland fich tros aller mus ein radikales Ende zu bereiten: Begründung einer auf eine Karte gefeßt worden? Bedenken dem nicht widerfchen, wenn es nicht auf den Abtransport ganz neuen Weltordnung des Rechtes und Dreimala" ist auf alle diese Fragen zu antworten! ber Gefangenen verzichten will. Die beutiche Regierung tann bei der internationalen Solidarität, wodurch die Alle Zeugenaussagen haben willig oder widerwillig, be- dieser Sachlage gegenüber einem etwaigen Einspruch der russischen nationale Selbsthilfe sowie die Politik der Allianzen mit all bust oder unbewußt bestätigt, auf Grund von wie gänzlich Regierung nur ausbrüdlich feststellen, daß fie jebe Berant. ihren materiellen Sicherungsmitteln ausgeschaltet und durch ungenügenden Informationen und gegenüber wie wortung für bie ihr auferlegte Mahnahme voll ber Entente eine Sicherung weit höherer Ordnung erfekt wor den wäre. m Sahre 1917 eroberte dieses Programm nicht fchwerwiegenden Warnungen der Entschluß zum unbeschränkten berlassen müsse. U- Boot- Krieg gefaßt und die Vermittlung Wilfons preisgegeben nur alle bazififtischen und sozialistischen Kreise der uns feindlichen Völker, fondern auch weite Schichten der realpolitisch wurde. Walter Rathenau , dessen Aussprache mit Ludendorff denkenden Elemente, vor allem des anglo- amerikanischen Welt( Berliner Tageblatt" 558) schlagend zeigt, von welchem Impreifionismus damals die Entscheidungen über DeutschIn feiner lesten Rammerrebe batte Glemenceau auch handels. We want a consolidated world"( Wir wollen lands Eristenzfragen bittiert wurden, vertritt die Ansicht, es ein 2dblieb auf die Gelbentaten der Jugoslawen gesungen, ohne da eine sicher fundierte Welt). sagte der amerikanische Großhänd handle fich hier weniger um schuldhafte Handlungen, als um bei Italien , bas eifersüchtig auf die Jugoslawen blidt, irgendwie ler, und die Westminster Gazette" sprach die Ueberzeugung einen fchuldhaften 8uftand, es babe die sentrale au erwähnen. Die franzöfifche Bresse hatte diesen Teil der Rebe aller maßgebenden Areise der englischen Handelswelt aus, Einsicht. Handlung, Verantwortung gefehlt. Dies ist gewiß unterbrüdt, aber bie italienische Breffe ift dennoch in der Lage ge- wenn fie im Sommer 1917 faft in jeder dritten Nummer an weitgehend zutreffend. Denn daß ein bloger Militär, nur mit wefen, ihn zu veröffentlichen. In Italien herrscht über die gesichts der ungeheuren Schreden und Ueberraschungen der Berufung auf den Kriegszustand, in der Lage ist, allein von einfeitige Barteinahme Clemenceaus für die Jugsflawen, die einer militärischen Berstörungstechnik dem Gedanken Ausdrud fich aus über eine Maßnahme zu entscheiden, deren Konje- Mißachtung und Hintanlegung Italiens gleichtommt, berech. berlieh, daß die bisherigen Sicherungen des nationalen quenzen ohne gründliche Kenntnis der dabei in Betracht tom- tigte, beftige Erregung. Die gesamte italienische Fauftrechts und der Machttechnik in Wirklichkeit gar keine menden politischen, binchologischen, technischen und wirtschaft- Breffe weist die Ausführungen Glemenceaus mit großer Schärfe Sicherungen mehr feien die einzige wirkliche Garantie lichen Faktoren doch nur zum fleinsten Teil übersehen werden aurüd. Secolo" schließt seines Leitartikel mit den Worten: gegen eine Wiederholung einer solchen Ratastrophe könne nur fönnen das ist ja ein ganz abnormer Zustand, das furcht. Bielleicht glaubt man jest in Frankreich , ben in einer international organisierten Rechts. bare Resultat einer ganzen Entwidlung von sechs Jahrzehn- Augenblid für gekommen, wo es fitherübrigt, aut ordnung und in einem auf Rechtsprinzipien gegründeten ten: Es war der Aberglaube unferer Bildungs- 3talien med irgenb welche Rüdficht zu nehmen." Frieden liegen. schichten an Blut und Eisen, ihre unablässige Die Artikel der übrigen Blätter find auf den gleichen Ton gestimmt. Berhöhnung von Weltfrieben und Weltber
ständigung. was unvermeidlich zu einer solchen allmäch
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Er will's beschwören.
Herr Dehme, der langsam zu merken beginnt, daß er tigen Berförperung militärischer Diftatur fowie zu den ent- annehmen, das deutsche Bolf werde ihr blindlings immer wei- durch seine Enthüllungen" nur sich selbst entblößt hat, greift fprechenden grundfalschen Berechnungen und damit eben zum ter folgen auf dem Wege eines finnlosen Durchhaltens und jetzt zu stärkeren Mitteln. Er will eidlich bekunden, daß völligen Zusammenbruch führen mußte. In den Dozentenzimmern der Universitäten und in den einer immer weiteren folierung von der übrigen Welt, von in der Nacht zum 24. Dezember b. J. Ebert sich vor Lehrerinnen der Gymnasien wurde der U- Boot- Krieg ent- beren guten Willen es doch seine ganze Wiederherstellung ent- e de bour babe berleugnen laffen. Gerner will Herr Dehme beeiden: schieden, die Schwertromantik und die Weltunkenntnis der scheidend abhängig fühlte?? deutschen akademischen Zivilisten bildete die Grundlage für Bewußtsein erwachen, daß seine großen Seerführer Im deutschen Volk wird doch trot allen jener Flausen das ,, Daß er nach dem Fortgehen Ledebours Ebert und den Ludendorffs Diftatur und für das Fehlen jeder mit den sich in ihrer Selbstverteidigung als überaus flein er Kriegsminister im Wohnzimmer Eberis bei einer Flasche Wein biychologischen, technischen und wirtschaft- wiefen haben. Statt offen zuzugeben: a, wir haben uns fißend geiroffen und mit ihm gesprochen habe." lichen Realitäten der Umwelt rechnenden sa, Da uns viel daran liegt, uns Herrn Dehme zu erbalnationalen Bolitit. Insofern alfo ist es richtig, von grauenhoft geirrt und verrechnet" haben sie die öffentliche ten denn für die Bestätigung der Telephonate due einem ganzen„ schuldhaften Zustand zu sprechen, für den jetzt einem ganzen schuldhaften Bustand" au sprechen, für den jekt Meinung unabläffig von jenem Kernpunft der ganzen Frage- dem Mar ft all, wo els mit dem Tode bedroht wurde. Die am wenigften innerlich beteiligten Schichten des deutschen ftellung abgelenkt, der doch eben darin besteht, daß die obersten fönnen wir ihm nur dankbar fein, so möchten wir ihn vor Wolfes am schwersten gestraft werden. Gleichwohl fann auch Seeresleiter sich vom Jahre 1916 an zu Bollstredern des den unbequemen Folgen, die abwegige Eide zu haben ichwerindustriellen die schuldhafte Handlung nicht ganz abgeftritten werden. Der batten und eben deshalb eine Einigung der damaligen Kriegsministers Scheuch zur Verfügung. Wahnwizes gemacht pflegen, bewahren. Wir stellen ihm darum das Zeugnis des vermeffene Uebermut, mit dem die Oberste Heeresleitung Maß- Deutschen Bolitit mit Wilfons Prinzipien Der Kiegsminister hat zu den oben zitierten Behauptungen nahmen, deren Beurteilung ihre Kompetenzen weit überschritt, geradeau fürchteten. Das einfache deutsche Volk war des Herrn Cehme das nachstehende erklärt: allen Warnungen zum Troß nur auf Gefühlsurteil bin ganz allein durchfette und durch ihre Benfur jede Mitarbeit Anders. nicht so blöden Auges, wie die Mehrzahl seiner Gebildeten, denfender an der Bildung der öffentlichen Meinung unter- es hat diesen Sachverhalt seit Anfang 1917 immer deutlicher band.")- diefer Uebermut mit feiner geradezu grotesken itaunlicher Helligkeit und Treffsicherheit wurde es von Bauern herausgefühlt; dazu war gar feine Propaganda nötig: mit er Unterstützung der Gegner ist durchaus als schuldhaft zu be- und Arbeitern in der dritten und vierten Wagentlaffe ausbestaunlicher zeichnen und müßte vor der ganzen Nation als solcher gefenn- gesprochen:„ Der beutiche Verteidigungskrieg gegen den Ber zeichnet werden. In welche Hände das verblendete deutsche Volk sein nichtungswillen" unierer Feinde ist ein toller Schwindel, der Schidial gegeben hat das zeigte fich in den immer wiederholten breußische Militarismus merft eben, daß er endgültia totAnklagen der Seerführer gegen die Provaganda von der Sei- geschlagen werden soll, deses aber möchte er um jeden Preis mat her: Als ob wir selbst bei einer Höchstleistung aller un- perhindern und darum will er nur einen Frieden annehmen, ferer Armeegruppen jemals die lleberjee hätten zwingen fichert. Und dafür muß das Volf verbluten." So forach mon under ihm für den zweiten Weltkrieg einen erheblichen Vorsprung fönnen, uns Rohstoffe und Lebensmittel zu senden! Der euro - überall im Volfe; die Oberste Seeresleitung aber kannte nicht päische Kontinent als deutiche Etappe hätte doch ganz Europa Aweifellos in ein noch weit entfcklicheres Elend gebracht, als nur England, Frankreich und Amerika nicht, sie kannte auch es jest hereingebrochen ist. Und wie konnte die Geeresleitung das deutsche Volt nicht, fie abnte nicht, daß der einfache deutsche Menich eines Tages innerlich von feinen Führern Noch im Jahre 1918 tar bie militärische Renfur angewiefen, abfallen und eben auf Grund intimiter Berührung mit alle warnenden Hinweise darauf daß diefer Krieg nicht allein dem preußischen Militarismus den Reden der feindlichen burch militärische Mittel entschieden werden fönne, zu streichen. Staatsmänner recht geben werde. So wurde die öffentliche Meinung für den Stun in den Abgrund" Nun ist von den Herren Militärs und ihren Gefinnungsgenoffen allerdings iminer wieder gesagt worden, daß eine
erzogen!
In der Nacht vom 23. zum 24. Dezember 1918 habe ich bas Reichskanzlerpalais vor dem Herrn Reichspräsidenten ber lassen, und zwar in der Zeit zwischen 1 und 2 Uhr, sobald als faßt worden war. der Beschluß wegen des Vorgehens gegen den Marstall gefaßt worden war. Um 2 Uhr war ich bereits wieder im Ariegsministerium, wie ich mich gang deutlich erinnere. Daß meine Erinnerung mich nicht täuscht, wird mir durch einen meiner Adjutanten, ber sich auf eine Notiz in dem von ihm geführten Tagebuch stüßen kann, bestätigt. Als ich mich bom Herrn Reichspräsidenten verabschiedete, sagte er mir, daß er nun auch wegfahre. Ich muß also annehmen, daß er kurze Seit nach mir das Reichskanalerpalais verlassen hat. Die ganze Erzählung Cehmes von meinem Berweilen in den Privatgemächern des Ferrn Reichspräsidenten und von unserer Berleugnung bei einem Befuch Ledebours ist frei er. funden. In jener Nacht habe ich von Ledebour überhaupt nichts gehört."
Nach diesen Feststellungen des Kriegsministers wird wohl nun auch Herr Dehme zugeben müffen, daß er sich geirrt bat unb baß er in jenen früheren Morgenstunden nach dem angeblich abgewiesenen Besuch Ledebours Ebert nicht