Nachbaryause stand schon seit Jahren ein Neim unansehnlicher Laden frei. Eines Tage? verkündete an den Fenster» scheiden ein Plakat in schlechtem Deutsch, daß hier in Kürze eine Eicrhnndlung eröffnet werden solle. Bald darauf erschien ein Handwagen, der das ganze Mobiliar der Neuzugezogenen ent- hielt, die Eltern und sechs 5tinder hausten in der einzigen Küche, die hinter dem Laden lag. Im Laden stand ein alteS, zerrissenes Sofa, das sicher als Schlafstelle für zwei Personen diente, und die Kisten mit den Eiern. Ter älteste Sohn Jsi. ein schmächtiges blasses Bübchen mit ständig entzündeten Augen, hatte die An- und Abfuhr der Eierkisten neben den sonstigen Besorgungen zu erledigen. Die armen Proletarier- kinder aus der Nachbarschaft haßten die Neuzugezogenen. Wo ünnier sie sich sehen ließen, sehte eS Prügel. Blutige Nasen. Ist wahrte sich nie, nie schrie er. auch dann nicht, als ihn ein größerer Junge mit voller Gewalt an die Steinwand warf. Er hielt sich nur den Kops und stürzte dann zu seinem Vater. Niemals kam dieser scheltend auf die Straße, er wollte wohl die Kundschaft unserer Eltcrn nicht verlieren. Eines TageL lud Ist wieder Eier auf. Kaum entdeckten ihn die Kinder, als sie mit grausamer Lust die Fülle ihres Spottes über den armen Jungen entluden. Er flüchtete in den Laden. Da geschah das Unerhörte. Ein Junge faßte im Uebermute die Deichselstange des kleinen Wagens und ließ sie emporschnellen. Die auf dem Wagen stehenden Kisten kamen ms Rutschen und die Eier lagen auf dem Fahrdamm. Die Kinder stoben auseinander. Isis Vater stürzte aus dem Laden. ZllS er sah. daß nichts zu retten war. sein kleines Vermögen vernichtet auf der Straße lag. begann er zu weinen. Wir Kinder, die durch die Glasscheibe des Haus- flurS angstvoll lugten, waren erschüttert, als wir den Mann, vor dessen schwarzem, gewaltigem Bart wir doch etwas Respekt hatten, so weinend vor seiner vernichteten Habe stehen sahen. Aiu nächsten Tage sollte ich schnell der Mutter einige Ger einholen. Zu meinem Schrecken verkaufte Jsi. Herzbebend / forderte ich vier Eier. Ich glaubte, ihn im Zorn zu sehen. Nichts von alledem, statt der bezahlten vier Eier gab er mir fünf. Beschämt schlich ich aus dem Laden. Wenn ich es auch nicht ganz verhindern konnte, daß Ist, seine Geschivister und auch der kleine italienische Gipsfigurenhändler beschimpft tvurden, so setzte ich doch durch, daß wir Mädchen nicht mehr pstttatcn. Run entzückte der arme Jsi eine vornehme Dell, die achtlos und gleichgültig an dem Jammer derer vorübereilt. aus deren Kreisen er gekommen ist. Ein Zeugnis von Kraft. dieser Aufstieg; aber wieviel Kraft schlummert ungehoben noch in der Tiefe._ Auhaltende Besserung tu der Kohlenversorgung. Nach dm vorliegenden Meldungen sind bj» M'ttwo» abend zivei Schleppzüge mit insgesamt elf Kohlen- kühnen in Berlin «iyeeiroffm. Bon Fürstenberg find bis zun selben Zeitpunkt öS Kähne abgegangen. Da die SchiffahrtSabtcilung zugesagt hat. daß der Abtransport nn- unterbrochen weiter gehen soll, so ist eine anhaltende lleiserung in der Kohlenversorgung Groß-BerlinS zu erwarten. Hoffentlich machen uns der Wettergott und die— Eisen- b u h n e r reinen Strich durch die Rechnung; durch Streit» haben wir schon genug Kohlen eingebüßt, im Vorjahre allein LOOOOOO Tonnen.___ Die Vernehmung der Verbrecher Straust. Zu der gester» mitgeteilten Verhaftung der Gebrüder Strauß wird uns noch gemeldet: Die Ermittelungen setzten ein, als die Verbrecher nach dem Kampfe in der Guineastraße, wobei der Ober- Wachtmeister Erdmann seinen Tod fand, entkommen waren. Beamte djo Sireifmannschaften waren Tag und Nacht unterwegs, um Spuren der Verfolgten zu suchen. Sie fanden auch mehr als eine; j rrsmal aber, wenn sie glaubten zugreifen zu können, hatten die flüchtigen ihren Schlupfwinkel schon wieder gewechselt. Ihr großer und zuverlässiger Anhang in der Verbrecherwelt ermöglichte ihnen diesrn ständigen Wechsel. Die Streifen der Kriminalpolizei galten besonders auch der Gegend des Kottbuser TorS. Endlich wurden die Vorbrecher in der Süpenicksr Straße gesehen und man fand her- aus, daß sie auf dem Grundstück Nr. 101 wckhnen mußten. Bei einer Qeti/.msn Durchforschung d-S HauseS blieb nur die Wohnung der Fi-au Lehmann übrig, in der man schließlich ihren Verbleib feststellte. Die Beiden bezahlten pünktlich die Tagesmiete. Was sio trieben, darum kümmerte sich die Frau nicht. Sie machte sich auch leine Gedanken darüber, daß ihre Mieter am Tage zu Hause blieben und nachts ausgingen. Da die Beamten auf einen schtveren Kampf mit den gefährlichcn Verbrechern gefaßt sein mußten, so trafen sie alle Vorsichtsmaßregeln, um keinen entkomme» tu lassen. Wie notwendig das war, zeigte sich bei der Festnahme. Tie Verbrecher waren mit Revolvern und Munition wohl auSge- rüstet. Ihre Waffen waren geladen und entsichert. Emil Strauß ' erklärte beim Verhör auch mrumimwdm. daß er und sein Bruder von den Schußwaffen Gebrauch genutchi hat- ton. wenn sie nur noch irgend eine Möglichkeit des EnirlnnenS(je- sehen hätten. Sie waren erst kurz lwnber nach Hausc gekommen, und Emil mußt: den Weg nach dem Polizeipräsidium in Haus- schuhen ohne Strumpfe airixeteu. loöhrcnb sein Bruder halb Mili- iär.', hall? Zivilkleidung trug. Zu dem verhängnisvollen Zusammenstoß i« der Guineastraße haste biet Vermutung geführt, daß in den angeblichen Brüdern Bogel diz Posträuber vom Schlesifchon Bahnhof zu suchen seien. DaS ist nun aber, wenn Emil Stranß gestern im Verhör die voll« Wahr- leit! gesagt hat, nicht der Fall. Er behauptet, ein Bündel aufgc- sundener FünWgmarkschcine sei ein Teil des Erlöses für die große Beute aus einem Serdendieb stahl bei Dreffel in der Nieder- Wallstraße 13/11, den er mit drei anderen Leuten ohne seinen ■n rufte r ausgeführt habe. Hierbei fielen der Bande für 300000 M. Feide hi die Hände. Emil Strauß erhielt von dem Erlös 17 000 Mark. Seine'Wirtin und Geliebte, die«r in Braunes Diel« am Aleranderplatz ken»en gelernt hatte, mußt« nichts von diesem Schatze. Sobald es klingelte oder klopfte, wenn Emil Strauß zu Hause war. er sich, wie«r jetzt ans sagte, vorsichtig in eine Kabuse t, unter dem Zimmer zurück. Erst wenn sich ergab, daß cS nicht die Polizei war, die Einlaß begehrt Ha-te. tun et wieder zum Vorschein. Am Tage her Geburtstagsfeier der GeltMen hatte Erich, als es Napst-, gleich die Kabuse aufgesucht. Emil, der der vorgeschrittenen Erimmmdg der Gäste entsprechend feinen Rock abgelegt hotte, saß noch in Hemdsärmeln am Tische, c» die Beamten eintraten. So- bald er horte, daß sie die Posträuber suchten, verhandelt« er mit ihnen, bis einer«in Päckchen mit Jünszigmarkscheinen ent- deckte. Jetzt sah er. daß die Sache mißlich wurde und ging in die hinkte Kabuse, inr. ans feinem Rock die Brieftasihe an sich zu neh- rtcr Während die Beamten suchten, entsicherte Emil Strauß in de? Kabuse für alle Fälle seine Pistole. Dieses Geräusch vernahmen di- Beamten. Oberwachtmeifter Erdmann rief sofort!«Hände hochl" und fordert« den vermeintllä>en Bogel auf. aus der Kahus« heraus- zutreten. Jetzt kam Emil Strauß , wie er sagt, auf den Gedanken, sich zu erschießen. Statt dessen aber richtete er die Waffe au» der dunklen Kabuse heraus auf die Veamton und schoß auf einen nach dem Alle drei wurden gleich getroffen. Oderwachtuieister Erdmann stürzte sich trotz der ersten Verletzung doch noch auf he» Bevor echer. In dem Riugkampst; feuerte diefex weite? und
traf ihn noch ztöefmal so schwer, daß«r zusaunnenbrach. Jetzt griff auch Erich in seinem Versteck zur Pistole und beide feuerten. bis sie alle Munition verschossen hatten. Als Emil sich dann in de? Wohnung nach weiteren Beamten umsah, erhielt er von Kriminal- Wachtmeister Kruncholz, der schwer verletzt am Boden lag,«inen Schuß in die linke Brustseite. Die Kugel streift« die Rippen und trat am Rücken wieder heraus. Jetzt zog er sich rasch an, raffte die Pistolen und die Patronen, die er noch fand, sowie das Geld zusammen, um mit seinem Bruder zu entfliehen. Er fand, wie er behauptet, nur noch 4000 M.. die 8000 M. sind im Trubel der- schwanden Während die Geburtstag sgäste die Treppen hinunter eilten, liefen die Brüder die Treppen hinauf, emfchlüpften durch ein Dachfenster, liefen über die Dächer bis nach der Seestraße hin, zertrümmerten dort die Scheibe eine» Dachfensters, stiegen auf dm Boden hinab und gelangten die Treppe hinunter nach der See- e nt kamen,
Für wen sind die Arbeiterwochenkarten der Straßenbahn? Jeder Arbeiter hat Anspruch auf eine Arbeiterwochen- karte, wie schon ihr Name besagt. Doch auf den Straßenbahnhöfen müsse» immer wieder Arbeiter, die Wochenkarten verlangen, mit ihrem berechtigten Anspruch sich abiveisen lassen. Schon vor etwa einem Jahr wurde im.VorwäriS'' gerügt, daß man die Arbeiter- Wochenkarte verweigert hatte mit der Antwort, sie sei nur für Arbeiter mit einem Wochenlohn bis 50 Mark bestimmt. Das war zu einer Zeit, wo Arbeiter mit 50 M. Wochen- lohn längst keine großen Sprünge mehr machen konnten. Jetzt schreibt uns ein Arbeiter, daß aus dem Straßenbahnhof an der Kreuzbergftraße ihm und einem Kollegen sogar vor einigen Tagen, im Januar 1920, noch derselbe Bescheid gegeben worden ist. Von 50 Mark an soll einer»kein Arbeitet mehr" sein!? Wie viele Arbeiter haben denn jetzt noch unter 50 M. WoÄeneinkommen? Wer kann denn mit weniger als 50 M. sür die Woche heute noch leben? Die Festsetzung von 50 M. als Grenze für den Anspruch auf eine Arbeiterwochenkarte rührt aus der Zeit her, wo die Straßenbahngesellschaften 10 Pf. für die Fahrt nahmen. Da inzwischen eine Steigerung des Fahrpreises auf das Dreifache für nötig gehalten worden ist, wäre auch«lne Hinaufrückung jener EinkommeiiSgrsnze auf das Drei« fache, auf 150 Mark Wochenlohn, zu erwarten ge« Wesen. Wir bestreiten aber, daß die Festsetzung einer Grenzeüber- Haupt zulässig ist. In dem letzten Vertrag mit der Gesellschaft «Große Berliner Siratzenbabn" findm wir keine Vereinbarung darüber, und auch bei dem Erwerb des Unternehmens durch den Zweckverband ist unseres Wissens keine Aenderung in diesem Punkt beschlossen worden. Freilich, die alte Abneigung gegen die Wochen- karte ist bei der Direktion tvobl auch nach dem llebergang aus den Verband nicht geschwunden. In der letzten Sitzung der Verbands- Versammlung wurde ein Antrag, der für die Wochenkarten die Mög- lichtest des Kaufs bei den Schaffnern wünschte, mit nicht großer Mehrheit angenommen. Das würde den Wochenkartenbenntzern eine wünschenswerte Erleichterung bringen, einstweilen aber wird Ar- beitern immer wieder die Benutzung erschwert und unmög« l i ch gemacht. Wir fordern von der Direktion des jetzt dem Zweckverband gehörenden StraßenbahminternehmenS, daß die oben geschilderte, ei genmä chtige und sinnlos« Einschxän- kung der Wochenkarte nbenittzung aufhört.
Woher kommen die Kartoffel«? UMer Nennung von Zeugen macht uns ei» Leser unseres Blattes Mitteilung von folgendem Vorkall: „Am Mittwoch nachmittag wurden vor dem Hause Mark- grase nstr. IS auf zwei große Wagen der Schultheiß« v r a u e r e i und aus einen anderen großen Rollwagen bcreit« i n Fäulnis geratene Kartoffeln aufgeladen. SchätzuugS- weise handelte cS sich um Mindestens 200 Zentner verfaulte Kartoffeln. Die Kartoffeln sollen der Weinfirma K r a m« r, Französische Str. 18. gehören, die im Hause Markarafenstr. 16 auch noch Kellerräume besitzt. Auf eine Frage an einen Kutscher, was mit den Kartoffeln geschehe, erhielt unser Gewährsmann die Antwort, das gehe ihn gnrnicktS an. Einige Leute waren der Ansicht, daß diese Kar- toffeln a b s i ch t l i ch der Fäulnis überlassen worden seien, um sie z u Spiritus zu verwerten. Nach Angaben von Hausbewohnern sollen>n dem fraglichen Keller noch mehr Kartoffeln lagern." Was lagt das Lebensmittel» mt dazu? Wir erwarten, daß e» sich sofort der Sache annimmt und Erkundigungen über die Herkunft der Kartoffeln und über die Ursache der Fäulnis anstellt. Der Verdacht, daß hier große Mengen eines wichtigen NabnmgSmittel» aus reinem Profitinteresse der Allgemeinheit entzogen wurden, ist nicht von der Hand zu weise«. AuS dem Reiche der Frömmigkeit. Fern liegen die Tage, da selbst die Frommen nnier dem Gang der Ereignisse, die sie bedrohten, so etwa« wie Selbst- bestimmung jedweder Kreatur— auch den.Dienenden"--- zu- gestehen wollten. Heule bat man vergessen und kehrt in den frömmsten und kirchlichsten Krankenhäusern wieder jene unduldsame, überhebliche Bevormundung hervor, die in dem Hörrgenwesen— ach. nicht nur der allerältesten Zeiten—- ein patriarchalisch Wider- wörtiges Frömmlcrtum züchtete. Und Wie und wo geschiebt eS? Nickt in dem stillen Mnlel eine« halbvergeffenen süddeutschen Klosters, nicht irgendwo an den Grenzen des Reiches, sondern mitten in dem nach- revolutionären, von tausend Fesseln befreiten Berlin . Stätte ist, wie uns gefedricben wird, das ElisabetH-KrantenHanS in der Lützowstroße. Ein Stationsmädchen wird dort engagiert und nach einmonatiger Tätigkeit erhält e» die schwer verdiente kolossale Entlohnung von 40 Mark. Zwei Schwestern sind bei diesem wich- rigen Augenblick im Zimmer anweseno: die eine zahlt die 10 Mark aus und die andere— ja, die andere nimmt sie wieder fort. Sie begründet da» auch freundlicherweise:.ES wird immer so ge- handhabt und falls Sie etwas brauchen, so können Sie e« sagen." Man mag sich nicht ausdenken, was geschehen wäre, wen» das Mädchen gesagt hätte: ich brauche alles.— Man denke vierzig Mark. Dafür wird nämlich von 6 Uhr morgen« bis 8'/, Uhr abends dauerndes Auf- dem- Posten- sein mit zweistündiger MittaaSvanse verlangt. Die zufriedene Stimmung unter den Mädchen, die wohl durch die gute Entlohnung nicht erreicht werden kann, soll dann durch erhebende Morgen- und Abendandachten gefordert werden und durch SonntogS-Kirchen- besuch, was ja bekanntlich die BedürftiiSlosigkeit steigert. Und nie- mand darf dabei fehlen. Die Fromme« in den Krankenhättsern scheinen ssck heute wieder sicher und selbstherrlich zu fühlen. Wo ist das Ressort, da» ihr« Kreise unterbricht und ihnen Verschiedenes zum Bewußtsein bringt?_
Wartmug vor Zuzug«ach Verli«. In letzter Zeit macht sich ein erhöhter Zustrom von Personen bemerkbar, die aus den abzutretenden Gebieten stammen und glauben, in Berlin Unterkunst und Arbeit zu finden. SS wird deshalb erneur in Erinucrung gebracht, daß sich jeder Arbeitgeber strafbar macht, der Perlenen einstellt, die erst nach dem 1. August 1911 zugezogen sind und kerne Erlaubnis des zuständigen DemooiimachungsaoSschusseS zur Arbeitsaufnahme in Berlin bei- bringen. Die Tatsache allein, daß der Zuziehende KiSher in dem abzutretenden Gebiet ansässig war, begründet noch kein Ausnahme von dem EinstellrmgSverbot.— Ferner weist der.Woh- nimstSverband Groß-Berlin" grundsätzlich nur solchen Personen eine 23 o'h n u n g zu, die bzreijs die Erlaubnis haben, hier zu gr- betten.
Es kann also nicht dringend genug davor gewarnt werden. nach Groß-Berlin zu ziehen, ehe die ArbeitSerlaubniS gesichert ist. Täglicb werden durch die Tätigkeit der Prüfer deS DemobilmachungSauSschrrsies solche Auswärtigen wieder auS den Betrieben entfernt und die Arbeitgeber zur Bestrafung ge- bracht.— ES muß deshalb empfohlen werden, sich lieber in solche Orte zu begeben, die weniger unter Arbeitslosigkeit leiden, als gerade Groß-Berlin. In erhöhtem Maße gilt LorsiebendeS für die aus dem Auslande, namentlich aus Kongreß-Polen und Galizien , zuwandernden Ausländer, die nur in besonders dringenden AuSnahmesällen darauf rechnen können, die Erlaubnis zu erhalten, in Groß-Berlin zu arbeiten. Die Ursache der geringen Mschznfuhre». Der wirtschaftliche Verband der deutschen Hochseefischereien schreibt uns über die Ursachen der geringen Fischbieferungen, rir> Umstand, der sich bei der Not der Ernähr ungSläg« auch in Berlin immer fühlbarer macht:.Seit fast zwei Nionaten herrschen unier Island und in der Nordsee auf den Fanggründen der deutschen Fischdampfer derartige Stürme, daß die Dampfer nur mit ganz geringen Fängen zurückkehren. Oft toar es sogar den Dampfern unter Island nur an einem oder zwei Tagen möglich, zu fische,!. Andere Dampfer koruiten der schweren Stürme wegen, die sie auf der Fahrt nach Island zu bestehen hatte», Island gar nicht er- reichen. Wieder andere Dampfer waren gezwungen, auf der Rück- reise wegen Kohlennot englische bzw. norwegische oder dänisch : Häfen anzulaufen. In England wurde ihnen die Abgabe von Kohlen überhaupt verweigert, in Norwegen und Dänemark aber mußteu diese mit 1500 M. die Tonne bezahlt werden. Während sonst die Fischdampfer mit Fängen von 80 000 Pfund und dar ich er von Island zurückkehrten, brachten sie iu den letzten Wochen meist nur 15 000 bis 40 000 Pfund; in der Nordsee sind die Fänge von durchschnittlich 40 000 Pfund auf 6000 bis L0 000 Pfund heruntergegangen. Das alles hat zur Folge, daß den geringen Einnahmen au» den Fängen außerordentlich Hobe Be.trieösmrkosten gegenüber- stehen, so daß bereits viele Reedereien mit Verlust arbeiten und ihre Fifchdampfer nur mit Rücksicht auf die Notlage in unserer Lbensmittelversorgung in See schicken. Eine Hebung des Fanges der Fischdampfer kann nur dadurch erfolgen, daß«ine bessere Belieferung dew»Fischdampfer mit Kohlen eintritt. Zur- zeit ist die Kohstmversorgung wieder so ungenügend, daß die ein- zelnen Dampfer stets 10 Tatst und noch mehr im Hafen liegen müssen, bevor sie Kohlen für ein« neue lltsrse erhalten lömien. So liegen zurzeit in Geestemünde 55 und in Altona 22 Fischdampfer, die auf Kohlen warten." Bei der uns im Augenblick arg bedrohenden Ernährungskrise muh verlangt toerden, daß der Kohlenkommisiar auch der Beliefe- rung der Fischdampfer mit Kohlen seine besondere Aufmerksamkeit zuwendet.
Gegen die geplant« LuftbarkeitSstever protestierten in einer am Mittwoch beim Magistrats-Stadtkämmerer B o e ß stattgehabten Besprechung die Bertreer deS Verbandes Berliner Bühnenleiier, des Bühnenvereins, der Bühnengenossensthast, der Spezialitäten- iheaior, Kinos und Schaustellungen sowie Verbände der deutschen Musiker, der Chorsänger und Orchester, die Gastwirte- und Saal- besitzcrorgamsationen. Dem Protest schloffen sich an die durch den Transportarbeiter»»nd den Bühnenarbeiterverband vertretenen Arbeitnehmer. Auch Dr. S e e l i g vom K u l t u» m i n i st e- riunt sprach sich gegen die HuftharkeitSsteuer aus. Der Shn- dikuS der Bühneng-tmssenschaft Dr. Schlesinger bemängelte vor allen Dingen, daß der Stadtkämmerer sich nicht schon b o r der Einbringung der Borlage, die bekanntlich am heutigen Donnerstag in der Stadtverordnetenversammlung zur Beratung kommt, mit den von der Steuer Betroffenen ins Einvernehmen gefetzt habe. Stadtkämmerer Boeß versprach Prüfuna aller vorgebrachten Be- schwenden und glaubte eine Revision der tzorla-ze in Aussicht stellen zu können. Eine Nnfitte, wie sie nicht schlimmer gedacht werden kaiii, lh- sich seit Kriegsende auf unseren Berliner Eisenbahnen breit gdmacht- Den vielen Erwerbstätigen, die im Felde an ihren L t m u n g s- o r g a n« n Schaden gelitten haben, und solchen, die durch Unier« ernabrung lungenleidend geworden und des außerordentlich geringen Krankengeldes wegen, trotz ibreS oft sehr bedenklichen Zu- standeS, die Arbeitsstätte nicht verfassen können, finden in den Myrgen- und Abendstunden auch nicht ein Eifenbabn« abteil, in dem eine nicht von Tabakrauch geschwängerte Lust herrscht. Wahrscheinlich wäre eS praktisch nickt durchführbar, alle die Rauchlustigen in den Raucherabteilen unierzubringetr. Diejenigen aber, di« die Nichtraucherabteile aussuchen, täten ein gutes Werk am Volkskörper, wenn sie dort das Rauchen unterlassen wollten. Ferbervngen der Berliner Kriminalbeamten. Ein« Tagung de» Verbände« der Polizci-Oberwachtmeister Groß-Berlinf beschäf- tigt« sich aus Anlaß des Falles des bei der Verfolgung der gestern verhafteten Brüder Strauß erschossenen OberwachrmeisterS Erd- mann, mit den wichtigsten TageSföageu der Berliner Kriminal- Polizei. In einer Entschließung werden die Reichs- und StaatLministerien ersucht, im allgemeinen Interesse Maßnahmen zu treffen, die den Justizbehörden ein« strenger« Handhabung der ihnen zu Gebote stehenden Mitteln gegenüber dem gewerbs- und gewohnheitsmäßigen BerbrechcrKtm zur Pflicht macht. Die bisher geübte milde Praxis der Justizbeböchen sei der Hauptgrund für da» Überhandnehmen des gewerbsmäßigen Verbrechertums xst- wesen. Zur wirksameren Bekämpfung des Verbrechertum? fordern die Beamten, daß zu den Beratungen neuer Strafgesetze praktisch tätige Beamte herangezogen werden. Für die Zukunft ihrer Familien und zur Sicherstellung ihrer eigenen Person fordern die Beamten, daß ihnen die Wohltaten de« UiifallversicherungsgesetzeS in erhöhtem Maß« zuteil werden, und daß sie bei der nächsten GehaltSregulierung in eine besondere Gefahrenklasse gesetzt werden. 1V Tage tot ip ihrer Wohnung gelegen hat die öS Jahre alte Frau Lehmann, Gnetsenaustr. 21. Sie ist anscheinend einem Herzschlag erlegen. Siedl«»« muer«usschluh vo« Vodemuucher ist die Ausgabe, die sich di«. E m v o r' K o n s u m g e n o s l e n ich a s t gestellt hat. Durch rt*ö(jcte Landerwerbungeu ist eS lür jetzt moauch geworden, alle die. die iie bisher abaewielen hat, zur Mitarbeit ert der Schaffung einer Multerkolonie vor den Toren BerlmS einzuladen. Dir verivei'en ans da? Inserat in der vorliegen Ausgabe. OverschZnewride. Eine anßerordntttiche Gewcmdtvertrltersitz'iuz betchäitmto sich mit Mißhelligketten in der Gememdeverwalrung. Die Redner der Unabhängigen führte» Beschwerde über«nrctbl- mäßig« Alreneintragrmg. Uebergehen» der Rechnungsprüfung«- Instanzen durch den Bürgermeister. Yerzögerung und Ver- schleppung gefaßter Beschlüsse, ungenügenden Schutz»er Schöffen und Gcm-rndeverireter acqenübrr abfällige« Bemerkungen reakuo. närer Beamten. Einer lebhaften Kritik wurde gl-tchfal!! die Tätigkeit eines Sekretärs unterzogen, der die Zahlung der«rmenunter- ftützungen vom Beitritt zum Kriegerverein abhängig machen wollte, und für diesen verein al« reger Interessent Material. Schreib- Maschinen und Hilfskräfte inderBureauzei» benützt; de«- gleichen soll«r sich bei Vergebitna einer Papierriefenmg»ich: ganz korrekt benommen haben. Genosse Birnbaum verwohne sich gleichfalls gegen das Verhalten einzelner Öramten, die sich anmaßen, über der Gemeindevertretung zu stehen und glanren, deren Be- schlüsseignorieren zu können. ES müsse der Verwaltung zum Bewußt, ein geführt werden, daß sie zu der Gemeinde ledig- lich im SngestelstenverbältniS sich besinde. als dienen- des Glied der von der gesamten Bevölkerrmg gewählten Ver. netnirg sich zn bstrochltn habe. Der Fall Liudner heische rückirchtslose, schnellst« Untersuchung. Angenommen wurde ein An- trag, de» LefeesÄ Li»d»er l«i«t WM»«»: zu suspetzdere« und