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Nr. 19. 37. Jahrg.

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Berliner Dolksblatt

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutfchlands

Redaktion und Expedition: SW. 68, Lindenste. 3.

Sernivredier: Amit Mortsvlas, Nr. 15190 15197.

Sonntag, den 11. Januar 1920.

Vorwärts- Verlag G.m. b. H., GW. 68, Lindenstr. 3. Fernivredier: Amt Moritvlas, Nr. 117 53-34.

Befehl zur Heimsendung der Gefangenen.

Mut zum Frieden!

Der Schlußaft in Paris .

da er in Kraft tritt, nicht Saß predigen, sondern Vernunft. Wir wollen nicht für Deutschlands , sondern für Europas Sonnabend, nachmittags 4 Uhr, unterzeichneten em Quey d'Orsay solidarisches Interesse sprechen, das zwar von Deutschland Am Sonnabend, den 10. Januar 1920, find in Paris im im Kabinett des Ministers für auswärtige Angelegenheiten Mini- schwere Opfer verlangt, dem Teutschland aber sich nicht selbst Balais des Auswärtigen Amies die Natifikations- fterialdirektor von Simson und Freiherr von Lerener in opfern kann, ohne Europa zu opfern. Mögen die Völker es urkunden des Friedensvertrags, der am Anwesenheit der Mitglieder des Oberfien Rates das Protokoll begreifen: wenn wir für einen gerechten Zustand in Europa 28. Juni 1919 in Versailles unterzeichnet wurde, aus- vom 1. November über die Abidiung der noch verbleibenden Ber - eintreten, wollen wir ihnen nichts vorenthalten, was ihnen getauscht worden. In den ersten Tagen des sechsten pflichtungen aus dem Waffenstillstand und über die Entschädigung zukommt, sondern allen geben, was allen nüßt. Stalenderjahres nach seinem Ausbruch hat damit der Welt für die von Scapa Flow versenkten beatfchen Kriegsschiffe. Nach Das Nächste: Wir müssen zum letzten Verteidi. frieg ein Ende genommen. vollzogener Unterzeidjnung übergab Ministerpräsident Gle. menceau als Borfigender der Friedenskonferenz die schriftliche Bestätigung über die Gerablegung der Schadenerfa forderung für Scapa Flow und über die Art der Erfüllung dieser Verpflichtungen, die vorher getroffen worden waren.- Gierauf begaben sich die beiden deutschen bevollmächtigten Dele­gierten, sowie die Ministerpräsidenten Clemenceau , Lloyd George

Es ist Frieden geworden, Frieden! Morgen beginnen die Züge zu rollen, die unsere ge­fangenen Bolfsgenossen aus Frankreich nach aufe bringen. Der diplomatische Verkehr wird wieder aufgenommen, es wird den Menschen der verschiedenen Länder wieder erlaubt sein, als Menschen miteinander zu

verfehren, als Menschen einander zu behandeln.

und Nitti und der japanische Botschafter Matfui nach dem Uhren­

Das sind die Licht feiten. Die Schatten seiten sind faal. Hier waren die bevollmächtigten Bertreter der Mächte, bie breiter. Die von Deutschland abgetrennten Ge- bis jest den Friedensvertrag von Versailles ratifiziert hatten, ver­biete find, soweit dies nicht schon geschehen ist, zu sammelt, außerdem die franzöfifchen Minister Kist, Tardieu, Ley. räumen. Su räumen sind die Gebiete, in denen die Be- gues sowie Jules Cambon , die englischen Minister Lord Gurzen, polterung selbst über ihre fernere Staatszugehörigkeit ent- Balfour und der italienische Minister für auswärtige Angelegen, jcheiden soll. Der deutschen Regierung wird die Liste der heiten Ecialoja. Bon Belgien war anwesens der Minister für deutschen Staatsangehörigen zugeben, die einer fremden Ge- auswärtige Angelegenheiten richtsbarkeit auszuliefern find. Die Wiedergut. maungsfommission wird fich fonftituieren, um den phantastischen Betrag auszurechnen, den Deutschland nach dem Bertrag den alliierten und assoziierten Regierungen fchuldet. Die Rechnung wird uns am 1. Mai 1921 vor gelegt werden, und wir werden nicht das Recht haben, gegen sie Einspruch zu erheben.

gungskampf um Deutschlands Grenzen rüsten, der jetzt mit unblutigen Waffen, durch Bolkab­timmung entschieden wird. Stimmberechtigt ift jeder, der in den Abstimmungsgebieten geboren ist. An fic alle richtet sich der Ruf, fie mögen rechtzeitig an die friedliche Front abgehen, um mit dem Stimmzettel in der Hand für die bedrohte Seimat einzutreten.

Das Zweite ist nicht so furz zu fassen und geht alle an: Es gibt draußen einstreilen noch wenig nane Freunde und bernünftige Dente, die Deutschland helfen möchten, am Leben 31 bleiben, und es gibt draußen viel unverföhnliche Feinde und unbelehrbare Toren, die Deutschland ruinie­ren wollen. Mit wem von beiden sollen wohl wir im Lande selbst es halten? Die Antwort ist nicht schwer zu finden, Glemenceau eröffnete die Sigung und lub zur Unterzeichnung aber es gibt Menschen in Deutschland , die sie trotzdem nicht des ersten Protokolle über die Sinterlegung der Ratifikations begreifen, fondern unbewußt denen in die Sände arbeiten, urkunden ein. Zuerst unterzeichnete Ministerialdirektor von die Deutschland ganz vernichten wollen. Das sind unfere Simion, hierauf Freiherr von Lerener und nach ihnen der Reihe Nationalisten, die so entsetzlich dumm sind, daß sie noch nach: 2loyd George , Clemenceau , Nitti, Matsui, Symans, sowie immer nicht begreifen, was sie angerichtet haben und weiter nach alphabetischer Anordnung die Bertreter der fleineren alliierten anrichten. Und das sind unsere bolfchemistischen Staaten. Nachdem Clemenceau unterzeichnet hatte, begab er fic Seilsapoft el, die durch einen nur von gelegentlichen au den deutschen Delegierten und erklärte ihnen wörtlich: Ich Arbeitstagen unterbrochenen Generalstreit die Menschheit habe die Ehre, Ihnen mitzuteilen, daß noch heute abend der reich und glücklich machen wollen. Die einen wie die anderen, Befehl sur heimsendung der deutschen Gefange- ieder in seiner Weise, glaubt an das Wunder, das alles mit nen unterschrieben wird." einem Schlage wenden wird. Aber es gibt keine Wunder! Der Frieden von Versailles ist eine barte Tatsache, wit müffen uns mit ihr abfinden. Wie wir dem Todesnet, das über uns geworfen ist, entgehen werden, wissen wir noch nicht. Aber wir wissen. Bölfer sterben nicht so geschavind, und das deutsche Volk ist nicht aus weichem Sola gefchnitt. getreten sei und doh die sich aus ihm ercebenden Verpflichtun Staatsordnung freiheitliche Gesinnung, sozialen Fortschritt. beß Es muß leiften, was es leisten kann; es muß durch gerechte gen erfüllt werden müsten. Sierauf schloß er die durch vorbildliche geistige Reiftungen auf allen Gebieten Sigung . Die Beremonie dauerte 8 Minuten. Das siktat i um feine Stellung unter den Völkern der Welt behaupten. Das Die Reichswehr ist bis zum 31. März d. I. auf den 4 Uhr 15 Minuten nachmittags in Kraft getreten, ohne daß auch ist der Anfang unseres Weges, den zu beschreiten uns fein Bestand von 100 000 Mann herabzusetzen. Die Menge nur ein Wort der Ber öhnung gesprochen werben wäre. Das wäre der für sie bestimmten Waffen ist genau vorgeschrieben, der ja auch ein Hehn gewefen. Vertrag hindern kann. leberschuß ist auszuliefern oder unbrauchbar zu machen. Alle

Die Wiedergutmachungskommission wird die Naten be­flimmen, mit welchen wir in einem Zeitraum von 30 Jahren unsere Schuld zu bezahlen haben. Einstweilen ist eine erste Univeifung auf das deutsche Volksvermögen im Betrage von 20 Milliarden in Gold und eine weitere Anweisung Nach Unterzeichnung durch alle Bevollmächtigten ergriff auf vierzig Milliarden in Gold auszugeben, der Glemenceau das Wort und erklärte, daß nunmehr nach Austausch eine dritte auf abermals vierzig Gold milliarder Ratifikation surkunden und Errichtung des ersten Protokolls den folgen soll. Die Schuld ist in Gold, Wertpapieren, über bie Nicberlegung der Ratifikationsurkunden der Stohle, Chemikalien, Baustoffen, Schiffen und Arbeitspro­Duften aller Art zu bezahlen, die von der Kommission nach ihrem Werte abgeschäßt und Deutschland auf das Wiedergut machungskonto gutgeschrieben werden.

tiebensvertrag in Straft

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Festungen bis 50 Kilometer öftlich des Rheins sind zu Minister 2on cheur und Generalsekretär Dutasta haben

schleifen.

Freiherrn v. Lersner auf dessen Anfrage erklärt, daß alle Seit dem Altertum bat fein Frieden mehr Borbereitungen für die Heimschaffung der deutschen Kriegs­Elend und Schmach auf die Schultern eines Volfes ge- gefangenen in eingehender Weise getroffen feien und bak ber häuft. Und dieser Schluß nach Jahren scheinheiliger Be transport am Tage der Infraftfehung bes Friebensvertrags fo. teuerungen, man bege gegen das dentiche Bolt feinen Saß, fort beginnen werde. Der gesamte Heimtrasport aller Ge­fenne fein anderes Kriegsziel als Gerechtigkeit und Frei- fangenen bärfte ohne Unterbredung auf das schnellste durchgeführt heit! Vier Jahre lang haben die Machthaber von hüben werden. und drüben in homerischen Feldgesprächen miteinander ge­ftritten, welche von beiden die größeren Schurken seien Es heißt, daß zunächst die Gefangenen ans ben jest befesten die von drüben waren jedenfols die Geschickteren. Hier Gebieten, dann die aus den Abstimmungsgebieten und Siddeutsch. brüllten sie von einem harten Frieden, einem Siegfrieden, land und ganz zulegt er die übrigen Breuben heim­einem Eroberungsfrieden, bis sie am Boden lagen. Drüben fehren sollen. fänfelten fie von Menschlichkeit und Recht, bis sie fertig waren, dann aber griffen fie an und genierten sich nicht wei­

Den Wortlaut des Schreibens Glemenceaus über Scapa Flow , ter. Sie find die Sieger, also find fie die Tugendhaften. Wir bas er tem deutschen Delegierten übergab, bringen wir in unserer find di Geschlagenen, also find wir die an allem allein Schul- uächsten Ausgabe. digen. Wir haben es ihnen ja schriftlich geben müssen, daß wir es find!

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Es ist Frieden, aber was weiter? Dieser Frieden Bergwerke erfoffen, Menschen feindlicher Nationalität star­ift eine Sänfung von morolischen und materiellen Unmög- ben. Heute merfen sie: wir haben unsere eigenen Schiffe lichkeiten. Deutschland ist fieberfrank und blutet aus tou Send Bunden, die Sieger rufen ihm zu: Steh auf und ar­beite für uns!" Wenn Deutschland es nicht kann in dem Make, wie es von ihm verlangt wird, was werden die Sic­ger weiter tun? Sie haben es in der Sand, wenn sie wollen, Dentichland so zuzusehen, daß es nach dem dreißigjährigen Frieden ungefähr ebenso aussehen wird wie nach dem dreißigjährigen Krieg. Werden sie es tun? Als Troft bleibt uns nur die Gewißheit, daß sie, wenn sie uns zugrunde rich ten, henau jo znarunde geben werden wie wir.

versenkt, unsere eigenen Häuser verbrannt, unsere eigenen Bergwerke verfäuft, unfere eigenen Men­schen getötet. Dann man kann den Reichtum der Welt nicht in Grenzen einfrieden oder hinter Schleusen fest­balten, so daß der Stand auf der einen Seite hoch ist und auf der anderen Seite tief. Die Volfsvermögen verhalten fich zueinander wie miteinander verbundene Gefäße. Was einem zufließt, genießen alle mit und was einem verloren geht. wird allen ein Verlust. Daß man sich bereichern kann, indem man einen anderen niederschlägt und ausplündert, gilt zwischen Wegelagerern; es galt zwischen Völkern mit ent fernten Wohnfißen und verschiedener Kulturstufe; es gilt nicht zwischen gleich zivilisierten Nachbarvölkern, die auf­einander angewiesen sind.

Soll das nicht geschehen, dann muß der Frieden revidiert werden, feine Revision muß mit seiner Aus­führung beginnen. Der Friedensvertrag gibt den anderen das Recht, Selbstmord zu begeben, indem sie uns ver­nichten, aber er wingt fie nicht dazu. In Deutschland gab Dieser Frieden ist ein Verbrechen. Nicht es in den vier Bohrfinnsjahren dioten, die in die Hände nur an Deutschland , sondern an Europa und am gefunden Flatschten, wenn Schiffe verfanten, Häuser verbrannten, I Menschenverstand. Tarum wollen wir von dem Tage an,

Es gehört viel Mut zu diesem Frieden, wir müssen ihn aufbringen. Die Stirnen hoch!

Die Aufhebung der Militär­

gerichtsbarkeit.

Der Gefebentwurf über die Aufhebung der Militärge­richtsbarkeit ist, wie bereits gemeldet, in der vom Reichs­fabinett beschloffenen Form der Nationalversammlung zur Beratung zugegangen.

Artikel I des Gesebés bestimmt gleichlautend mit dem Ar­titel 106 der Reichsverfassung, auf Grund dessen das ganze Gesetz erlassen wird, daß die Militärgerichtsbarkeit außer bem Strafverfahren in Kriegszeiten und gegen die an Bord von Kriegsschiffen eingefchifften Angehörigen der Marine aufgehoben wird.

Artikel II des Gesebes enthält die mit der Aufhebung Blaz greifenden neuen Bestimmungen.

Nach Paragraph 3 finden auf die bisher der Militärgerichts­barkeit unterworfenen Bersonen, soweit das vorliegende Gesetz nicht etwa anderes bestimmt, die allgemein gültigen Vorschriften über die Zuständigkeit der Gerichte und das Strafverfahren Anvendung.

Paragraph 4 sieht als zuständig für militärische Straftaten in erster Justang Straflammern, Schwurgerichte oder bas Reichsgericht vor, je nach der Höhe der Etrafandrohung oder der Straftat. Die Begründung des Gesetzes betont hiergu daß diefe Regelung im wesentlichen der in der Strafprozeß ordnung hinsichtlich der bürgerlichen Straftaten erfolgten entspricht, nur daß die mit Freiheitsstrafen von mehr als fünf Jahren bedrohten militärischen Berbrechen allgemein den Strafs tommern überwiesen find, weil bei dem meiten Strafragmen des Militärstrafgesetzbuches das Schwurgericht sonst zu sehr be­lastet werden würde. Als lehte Instanz für militärische Straf taten gilt das Reichsgericht. Als Militärstrafen gelten Eisaf fachen, die von Militärpersonen während ihrer Zugehörigfiet zum aktiven Heer oder zur aktiven Marine begangen worden find. Rach Paragraph 7 steht die Entscheidung, ob eine militärische Straftat gerichtlich oder disziplinarisch zu behandeln ist, bem militärischen Dienstvorgesetzten zu. Ist jedoch ein Hauptverfahren