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Nr. 21. 37. Jahrg.

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Der Borwärts" mit der Sonntags­beilage Bolt u. 8eit" erscheint wochen­täglich weimal Sonntags emmal.

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Abend- Ausgabe.

Vorwärts

Berliner Volksblatt

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Zentralorgan der Tozialdemokratifchen Partei Deutschlands

Redaktion und Expedition: SW. 68, Lindenstr. 3.

Rerniprecher: Ami Mortsvlas, Nr. 15190-13197.

Montag, den 12. Jannar 1920.

Vorwärts- Verlag 6.m. b. H., GW. 68, Lindenste. 3. Ferniprecher: Timt Morteplas, Nr. 117 53-54.

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An die verlorenen Brüder.

Die erste, Arbeit des Völker­

bundes.

II.( Schluß.)

Aehnlich unvollkommen ist der Washingtoner Vorschlag für ein internationales Uebereinkommen zur A bich af fung der weiblichen Nachtarbeit, noch dazu mit Ausnahmen für Arbeiten, durch die ein Betriebsverlust ver­hütet" werden soll.

An sechster Stelle wird vorgeschlagen eine internationale Vereinbarung über den Wöchnerinnenich u 3. Sechs Wochen nach der Niederkunft soll feine Frau arbeiten dürfen, und zwar nicht bloß in der Industrie, sondern auch im Handel. Jede Frau soll ihre Arbeit verlassen dürfen, wenn sie ein ärztliches Bengnis darüber beibringt, B die Niederkunft vermutlich in den nächsten sechs Wochen findet. In beiden Fällen soll die Frau nicht entlassen werden dürfen und einen hinreichenden Beitrag zu ihrem und des Kindes Unterhalt erhalten, wobei die Zahlung aus der Staatsiaffe oder aus einer Versicherung freigehalten ist. Eine stillende Mutter soll zur Besorgung ihres Kindes zweimal eine halbstündige Bause während ihrer Arbeitszeit freibekommen.

Der deutiche Arbeiterinnenschutz geht in bezug auf Nochtarbeit, Bausen und Wöchnerinnenfürsorge zum großen Teil meiter. Die Nachtarbeit ist bei uns von 8 Uhr abends bis 6 Uhr morgens verboten, der Samstagnachmittag frei, eine mindestens einstündige Mittagspause gesichert und die Leistungen des Wöchnerinnenschußes sind durch die Wochensürsorge der Kriegszeit und jetzt der Revolution besser ausgebaut. Außerdem befizen wir bereits das völlige Verbot der Frauenarbeit in Rofereien, bei Bauten zum Transport bon Materialien und in einer Reihe weiterer, besonders ge­

Treue um Treue.

Die preußische Staatsregierung veröffentlicht fol. genden Aufruf:

Un die aus Preußen ausscheidenden Staatsbürger!- Anknüpfend an die Rundgebung, die der Reichspräsident und die Reimsregierung an die deutsche Bevölkerung der aus dem Reias­verband ausscheidenden Reichsteile gerichtet haben, wendet sich die Regierung des Freistaates Preußen noch besonders an ihre von der abtretung an fremde Staaten betroffenen Witbürger,

Der dem deutschen Volte aufgezwungene rieben von Bersailles trifft Preußen ganz besonders schwer. Gebiete mit terudeutscher Bevölkerung, die in jahchundertelanger zugehörigkeit zu Preußen feine Echidsale geteilt und an feinem ruhmvollen Aufstieg teilgenommen haben, die es durch torgfame verwaltung, unter Einfegung der finanziellen Kräfte des gesamten Staates, auf eine hohe Stufe wirtschaftlicher Blüte und mensch ficher Kultur geführt hat, muß es preisgeben.

Das Band Staatsider Run- hätigkeit wird nun gefäft, bas Band der Rufammengehörigkeit der Geister und der Serzen fann feine macht diefer Erbe löfen. Was gemeinsame Arbeit der Kultur und des Wirtschaftslebens in Jahrhunderten geschaffen hat, ist durch keine äußere Gewalt au serfiören.

Wir gelohen Euch Trene Haltet sie uns und oflanzt fie in die Bergen Gurer Kinder.

Das Recht ber Selbstbeftimmung, das zur Unterlage ses Friedens werben foffte, ift Guch versagt worden. Mit der Meichsregierung fest auch die preußische Regierung ihre Hoffnung darauf, daß diefes nathrliche Grundrecht jedes freien Menschen fich mit der Zeit durchfegen muß.

In biefem Sinne gilt auch für Euch das Wort: Immer baran benteu, niemals davon reben!

sundheitsgefährlicher Betriebe, wo übrigens auch Kinder Beginn der diplomatischen Beziehungen.

und Jugendlichenarbeit viel weiter beschränkt sind, als die Arbei erschutzkonferenz es plant.

Die Ehrenretter".

Dem Nationalverband deutscher Offi­ziere" hat es arg verschnupft, daß wir seinen Wutausbruch gegen die Deserteure und Meuterer praktisch auf die Balti­fumleute angewendet haben. Er sendet uns einen hilflosen und stammelnden Schimpferguß, in dem es heißt:

Unsere tapferen Kämpfer im Baltikum haben unter Grduf­bung unsäglicher Leiden und bereit, für das Vaterland zu sterben, fich noch einmal bemüht, die deutsche Ehre aus dem Schmuk des 9. November herauszuzichen; sie haben die Fahne Schwarz­weiß rot" hochgehalten.

Wenn die deutsche Ghre feine besseren Süter hätte, als das Baltikumgesindel, das Baltikumgesindel, das icht vaterländischen Boden plündert und stiehlt, dann wäre es aller dings verteufelt schlecht mit ihr bestellt. Schreibt uns doch selbst ein baltischer Soldat, der seit Anfang Februar in Sturland war, erschütternde Dinge über die Wandlung des Geistes, die er dort erlebt hat. Zu Anfang herrschten Mut, Treue und Begeisterung.

-

Aber"- fchreibt der Einsender.später fand ich nichts anderes als eine großangelegte Spekulation etlicher gewiffenloses Geldmenschen, die Vaterland und Treue auf ihren Fahnen, junges, unverdorbenes Blut föderten. Deutschland weiß nicht, daß in den Tagen des Commers vorigen Jahres seine Zegediebe und Mörder nach dem Lande eilten, von dem man sagte: Dort rollt der Rubel! Deutschland hat einer Armee Amnestie gewährt, aus welchen Elementen feßt sich diese Armee zu sammen? Deutschland hat seine Grenzen einem Heer geöffnet, das vielleicht zu zwei Dritteln aus Gefindet, zu einem Drittel aus Soldaten besteht."

Raummangel verbietet, schildert uns der Einsender, wie int In einem längeren Bericht, den abzubruden uns der Sommer unter der Parole Menschen um jeden Preis" aller Abhub über die Grenze befördert wurde. In den Soldaten­

beimen jah er nur noch rohe und wüste Gesichter, herum. Jungernde Tagediebe, in den Nischen und auf schmutzigen Zn Geschäftsträgern in Deutschland sind ernannt Tischen rollte der Nubel. Auf dem Markt in Mitau wurde öffentlich den Händlern die Ware weggenommen, Ein letter Vorschlag will den Kampf gegen die worden: Von England: Lord Kilman rof, frither erster auf dem Lande verschaffte man sich durch Diebstahl und Arbeitslosigkeit international regeln. Die Plünderung Geld. Der Einsender selber, der mit ehr­Mitgliedstaaten sollen sich verpflichten, die öffentliche Sekretär der englischen Botschaft in Kopenhagen , und unentgeltliche Arbeitsvermittlung mit von Italien : Graf Aldrovandi de Mares- licher Begeisterung im Februar herausgezogen war, hat sich paritätischer Leitung einzurichten und sie mit denjenigen der cotti, früher Kabinettschef des Auswärtigen Amtes im mit Efel von diesem Treiben abgewendet. Arme deutsche Ehre, wenn jo deine Retter" aussehen! anderen Staaten in Verbindung zu fetzen. Staaten, welche Minifterium Sonnin , die Arbeitslosenversicherung eingeführt haben, sollen fremde pon franzöfifcher Seite: de Marcelly, früher General­Arbeiter zum bollen Genuß zulaffen. fonin in Brüssel . Von denticher Seite feht die Ernennung der Ge­

Bis auf die Arbeitslosenversicherung ist auch hier ersicht lich, daß Deutschland die gestellten Forderungen längst fchäftsträger numittelbar bevor. erfüllt. Der Schweizer Gewährsmann dieses ersten Berichtes gibt aber als Grund für die Bescheidenheit der Forderungen an, daß zu radikale Neuerungen als unvermeidliche Folge den Nichtanschluß gewiffer Staaten" gehabt hätten.

Ende der Ostseeblockade.

Nach einer, von der Marinetom miffion in Stettin Was an dringlichen Wünschen für den Arbeiterschutz eingetroffenen Drahtung ist die Ost fee bloda de feit vorgestern übrig blieb, hat man in den neuen Vorschlägen zusammen- nachmittag aufgehoben. Die ersten deutschen Schiffe find be­gepackt, die nicht infernational, sondern nur für die Landes- reits ausgelaufen. gefetzgebung gemacht werden und nit denen jeder Mitglied­ftaat anfangen tann, was er will. Hier steht der Vorschlag,

Achte und neunte Klage.

Wie W. T. B. meldet, hat der Reichspräsident Gen. Ebert gegen die alldeufiche Unabhängige National Korrespondenz" und gegen die Dftpreußische Zeitung" Strafantrag wegen der im Zusammenhang mit dem Fall Stlarz gegen ihn erhobenen beleidigenden Angriffe gestellt.

Nach unferer Zählung, die nicht einmal Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, ist dies die achte und neunte Klage, die von feiten der Augegriffenen gegen die Verbreiter ehrenrühriger Beschuldigungen erhoben wird Trotzdem wagen glüd- alldeutsche, unabhängige und fommunistische Blätter in

Die Heimkehr der Kriegsgefangenen.

daß der Berner Uebereinkunft über das Phosphorver- Arbeitsamt in Basel , das übernommen werden sollte, glüd- trauten Verein immer noch die verlogene Behauptung, unsere bot bei der Streichholzfabrikation beigetreten werden möge lich verdrängt haben würde. ( bon Deutschland längst betätigt!); daß volle Gegenseitigkeit Endgültig sollen übrigens diese Verwaltungsbeschlüsse führenden Genossen scheuten die gerichtliche Klarstellung der Angelegenheit und trauten sich deshalb nicht zu klagen. in der 3ulaffung fremder Arbeiter und ihrer Ga- erst auf der nächsten Sibung des Verwaltungs- Demgegenüber fet festgestellt, daß unsere führenden Genossen milien zum Genuß des Arbeiterschutes und des Koalitions- rats geregelt werden, die am 26. d. M. in London stattfinden in allen Fällen zu flagen entschlossen sind, wo Verdächti rechts der eigenen Arbeiter Plaz greifen möge; daß Frauen soll und bei der also voraussichtlich Deutschland und junge Leute unter 18 Jahren von der Beschäftigung mit wiederum nicht vertreten fein wird. Eine Argungen in einer strafrechtlich greifbaren orm Bleiverwendung ausgeschlossen werden möchten; daß eine beiterschußkonferenz in Genf fei ebenfalls für das Jahr 1920 ausgesprochen werden. Dies ist bisher geschehen und wird auch weiter gefchehen. richtige Gewerbeinfpeftion eingerichtet werde; daß geplant. die entgeltliche Arbeitsvermittlung möglichst schnell Der deutsche Sozialismus kann alle diese Be­verboten und da, wo fie besteht, der behördlicher Genehmi- mühungen nur aufs freudigste begrüßen. Sie sind ja keiner­gung unterstellt werde; daß die Anwerbung fremder Arbeiter lei originelle Schöpfung des Völkerbundes. Ohne ihre Vor- Die deutsche Delegation, bestehend aus Maier Draubt, von nur stattfinden dürfe' nach Verständigung unter den betei- gänger in Berlin , Zürich und Bern , die donk den jahrzehnte- Lelter und zwei technischen Sachverständigen wohnte am Sonntag ligten Staaten und nach Befragung der Unternehmer und langen Kämpfen, namentlich auch der deutschen und schweize- vormittag einer Sigung im Ministerium der Bifentlichen Arbeiten Arbeiter jedes Landes; daß eine Arbeitsloienver- rischen Arbeiter, zustande komen, würde die Washingtoner bei, an der unter dem Verfis von Cassonin bie franzöfifchen ficherung eingerichtet werden müsse und daß die öffent- Arbeiterschutzkonferenz des Völkerbundes, ebenso wie ihre Delegierten von der Kommission für die Heimschaffung der lichen Arbeiten fo organisiert werden, daß ihre Ausführung Beschlüsse, die die deutlichen Spuren der Mängel und Vorzüge Kriegsgefangenen teilnahmen. General Gaffouin machte den deut­in der Zeit der größten Arbeitslosigkeit stattfindet. Loufer der früheren Arbeiterschutzfonferenzen tragen, gar nicht möglichen Delegierten Mitteilung über die Einzelheiten des Dinge, für welche die deutschen Sozialisten lange lich gewesen sein. Daß auch jetzt noch keine Anstalt gemacht Seimfchaffungplane 3, der zur Ausführung gelangt, fobald bor dem Bölferbund, zum Teil mit gutem Erfolg für ihr wird, gerade die fortgeschrittenen Arbeiterfchyutländer Eu- die deutsche Regierung dem Friedensvertrag gemäß das erfor Band und mit gar feiner Unterstügung durch die Entente- ropas, namentlich Deutschland und die Schweiz , nochträglich derliche Material geliefert hat. Tänder, fämpften. zuzuziehen und gleichberechtigt zuzulaffen, nur weil fie, mie Die Heimschaffung erfolgt auf fed& verfchiedenen Ll. Der ständige Verwaltungsrat für das internationale Ar- Deutschland. bei den Besiegten find, ist eine jener Unbeareif nien: neber Düffeldorf, Limburg , Mannheim , Offenburg , Basel beitsamt der aus 12 Regierungsvertretern, 6 Unternehmern lichkeiten und Herausforderungen der Entente, die doch auf und Konstanz. Andererseits find die Heimschaffungen auf dem und 6 Arbeitern besteht. hat zum Vorsitzenden Herrn Arthur die Dauer unhaltbar sind und die geschichtlichen Leistungen Seewege in Aussicht genommen, und zwar von Havre, St. Na­Fontaine gewählt und den Bosten des Direktors des Arbeits- der deutschen Arbeiterorganisationen für den internationalen aaire, La Rochelle , La Balice und Bordeaux aus. omtes unferem franzöfifchen Genossen Albert Thomas über- Arbeiterschutz in das hellste Licht, als in das gewollte tragen der dadurch den höchst perdienten bisherigen Direktor Dunftel fezen. Professor Stefan Bauer, vom bisherigen Internationalen

Mar Quard.

Die Heimbeförderung wird auf allen genannten Linten 24 Stunden nach der Ankunft des nötigen Materials beginnen, worüber den deutschen Delegierten Angaben zugehen. Die