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Nr. 32 37.Jahrgang

Groß- Berlin

Frauen, wehrt den Hehern!

2. Beilage des Vorwärts

Wer Augen hat zu sehen, der sieht es, wer Ohren hat zu hören, der hört es, überall find im geheimen und in der breiteiten Deffentlichkeit auf den Straßen Berlins und in feinen Winkeln Kräfte am Werke, die uns nicht zur Rube tommen lassen wollen, die auf den Zusammenbruch unseres Wirtschaftslebens hinarbeiten und die zum Bürgerkriege schüren. Lawinenartig geht die Entwicklung und die Erstraße, Alexanderstraße, Weinmeisterfstraße, Blumenstraße zwischen eignisse überſtürzen sich.

Hüben und drüben, drinnen und draußen wird gehezt und gehetzt. Und während hier Heißsporne, bar eines jeg lichen Verantwortungsgefühls, prahlerisch von ihren Rüstun gen zur zweiten Revolution reden, sind auch die Machthaber unserer ehemaligen Feinde durchaus nicht müßig, wenn es gilt, neuen Zündstoff nach Deutschland zu tragen. Dabei find wir, und namentlich wir Frauen, schon so niedergedrückt und aufgezehrt von aller Not. Die schlimmen Schre seit 1914 fofteten uns ja ein gut Stüd unserer Nervenkraft. Unfere einzige Hoffnung war der Friede und nun zeigt er uns ein solches Geficht, daß wir fast zerbrechen. In der Sorge um Essen und Trinken, Kleidung und Feuerung und Arbeit müssen wir weiter unser Leben verzetteln. Diese elenden, fleinlichen Bladereien aber zermürben unbedingt. Darum wohnt eine gewisse Seftigkeit jezt in uns allen. Und zu dem Kampf um das Allernotwendigste kommt jett noch der Kampf mit sich selbst.

Daher ist es auch augenblidlich erklärlich, wenn die Frauen ein gegebenes Objekt für Verhegungsfünstler find. Nicht zu verstehen aber ist es, wenn Frauen selbst zu dem Handwerk des Hegapostels herabsinken. Hiergegen sollten die Frauen, und gerade die einfachen, bescheidenen, die un­bekannten Frauen, sich gewaltig auflehnen. Weib sein, heißt Empfinden haben. Wir wissen, die Verhegung bringt uns feinen Schrift vorwärts, wir wollen Ruhe, ohne die ein jeder Aufbau unmöglich ist. Der große Würger Krieg und auch die Straßenkämpfe im Reiche haben gerade Opfer genug gefordert. Frauen, waren während der vier Kriegs­jahre unſere Augen nicht stets rot und heiß von geweinten und ungetreinten Tränen? Franen, war während dieser un­gezählten Schredenstage nicht ein stetes Warten in uns auf die Bost und wenn wir die Schritte der Briefträgerin hörten, jchrafen wir dann nicht zusammen aus Angit, fie fönnte uns eine Todesnachricht bringen?

Frauen, jezt haben wir den Frieden, es liegt mit an uns, ihn zu behalten. Wir wollen nicht in einen Hochmuts­dünkel verfallen, bei echter Selbstbescheidung bleiben, aber auch nicht zu gering von uns denken, wir können für den Frieden arbeiten, ganz gleich, wo wir stehen. Wir brauchen nicht Mitglied der Nationalversammlung zu sein oder m Barteivorstand zu fizen, wir brauchen nur mit unserem ganzen örnen unserem ganzen Wollen, unserer ganzen Liebe für die Erhaltung des Friedens eintreten. Wir wollen uns nichts vormachen, für die Heger tritt jekt sehr oft die Straße ein, aber wir dürfen uns nicht irremachen laffen. Frauen, seid start, dann werden wir wachsen mit unferen Aufgaben und Bielen und dann wird, mit durch unjer Butun, wieder die Zeit fommen, wo es heißen mird: ,, Ein gutes Wort findet einen guten Ort".

Erna Büsing.

Das Recht auf den Straßenhandel.

Die Händler und Schausteller Berlins find unzufrieden mit der Behandlung, die ihnen widerfährt und haben in einer Arbeitsge­meinschaft sich mit der Frage des Berliner Straßenhan dels beschäftigt. Sie erkennen wohl an, daß sich gewisse Miß­stände im Berliner Straßenhandel eingeschlichen haben, stehen aber l

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Jan Krebsereuter.

Seine Taten, Fahrten und Meinungen. Aufgezeichnet von Hans Müller- Schlösser. ,, Verschreck' dich nit, Schwager!" lachte Grades ,,, ich bin est"

" 1

Wer soll auch anders so' n Manieren haben, einem guten Morgen zu sagen, als wie du!" schimpfte Quaddelmechel und putte fich die Snie ab.

Grades stellte sich breit vor ihn hin, nahm die Pfeife aus dem Mund und sagte feierlich, indem er die Augen weit aufriß und die Brauen so hochzog, daß die Stirn fich in Falten legte wie eine Ziehharmonika:

Ferdinand Quaddelmechel, Spizereihändler und Schwa­ger, jezt nimm mal all deine Grüt' zusammen und gud' mich mal an!"

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Wat ist denn?" fragte der ein wenig verdrießlich. Ich sag', du sollst mich mal anguden!"

Jo, jo, ich gud' dich an!"

,, Und wat siehst du?"

" Sch seh' einen Doll, der andere Leut' unnötig bei der Arbeit aufhält."

Merkst du nit, wat der Schoner für' n Ladung hat?" fragte Grades und zeigte mit dem kurzen Pfeifenstiel auf sich. Nee."

" Und wenn ich dir fag', dat der Huberti mein Hochzeits­habit bis am Sonntag instand bringen muß, merkst du dann

wat?"

,, Nee," antwortete Quaddelmedhel hartnädig. Marjajofef, du bist aber auch so blind wie eine alte Fodlantern! Alfo tu' mir den Gefallen, du merkst doch wat!" Ree."

" Dann will ich dir fagen, wat du merkit: Du merkit, dat mein Fahrzeug heut morgen guten Wind hat." ,, Dat merk ich."

andererseits auf dem Standpunkt, daß in einen freien Boltsstaat eine gewisse Ausdehmung des Straßenhandels nicht ohne weiteres zu berurteilen fei. In ausländischen Großstädten zum Beispiel piele der Straßenhandel eine treit größere Rolle als in Berlin . Die Arbeitsgemeinschaft hat deshalb eine Reihe von Leitsäzen beschlossen und sie dent Bolizeipräsidium unterbreitet als Grundlage für eine neue Bolizeiverordnung über den Straßenhandel. Danach soll der Handel mit Blumen und Drudschriften überall gestattet sein. Berboten soll er nur in denjenigen Straßen folche Straßen werden anerkannt: Friedrichstraße von der Behren­sein, wo er ein wirkliches Verkehrshindernis bietet. Als ftrage bis zur Weidendammer Brüde, Leipziger Straße , König­traße, Spittelmarkt auf der Nordseite, Rosenthalerstraße, Münz­der Wallner- Theaterstraße und der Ifflandstraße, Gertraudten­brüde, Große Frankfurter Straße zwischen der Kaiserstraße und der Krautstraße, Kalandsgaffe, Kemperplab, Kurfürstenbrüde, Neue Schönhauser Straße.- An denjenigen Stellen, wo der Straßen­handel gestattet ist, darf der Straßenhändler vor 7 Uhr morgens und nach dem gefeßlichen Ladenschluß einen festen Stand nicht ein­nehmen. Vom 1. bis 27. Dezember jeden Jahres ist der Straßen handel auch in denjenigen Straßen gestattet, in denen er sonst ber boten ist. Im übrigen ist der Straßenhandel frei und unterliegt nur folgenden Beschränkungen: Straßenhandel darf jedermann betreiben, der borher einen Gewerbe- oder Legitimationsschein ein sieht. Der Straßenhandel ist mit allen Waren gestattet, auf die gelöft bat und nicht arbeitslosenunterstübung be sich nach der Gewerbeordnung nicht ein Verbot erftredt. Jeder Straßenhändler muß 2 Meter von der Ecke der Baufluchtlinie ent fernt stehen. Straßenhändler mit Karren, Wagen oder großen Be­hältnissen müssen 2 Meter voneinander entfernt stehen. Straßen­händler ohne Karren, Wagen und großen Behältnissen müssen min beftens 1 Meter voneinander entfernt stehen.

Sonntag, 18. Januar 1920

Sie, uns mitzuteilen, ob Sie in der Lage find, obiges Quantum ( eventuell einen Waggon) zu liefern, und zwar gegen Freigabe schein des Magistrats Charlottenburg Bejahendenfalls bitten wir um Angabe des Preises. Wir würden event. die Kartoffeln nach erfolgter Freigabe durch unser Auto von dort abholen lassen. Ihren umgehenden Nachrichten sehen wir entgegen. Hochachtungsvoll

Kajinovertaltung Bamag. Rittergutsbesizer, Oetonomierat Schulz- Lupit antwortete:

Der

9.

Friedrichshagen , den 13. 1. 1920. An die Kasinoverwaltung der Berl.- Anh. Masch.- A.- G. Berlin . Die gewünschten Kartoffeln möchte ich Ihnen nicht liefern. Es ist viel richtiger, wenn alle Herren und besonders die Arbeiter einsehen und am eigenen Leibe erfahren, daß die Zwangswirtschaft der glorreichen Revolution ein Unding ft.

Hochachtungsvoll

R. Schulz- Lupit.

der Revolution seben? Sein Brief geigt, mit welchem Gifer" Will Herr R. Schult- Lupih die Zwangswirtschaft auf das Stonto die Landwirte sich um die Lebensmittelver forgung der Städter bemühen. Der Herr Ritterguts befizer verdiente, daß die Arbeiter ihn einiges am eigenen Beibe erfahren ließen.

21. aus.

Achtung, Genoffinnen!

Der Rednerkursus( Gen. Juchacz ) fällt am Mittwoch, den heim, Lindenstr. 3, 2. Hof, 3 Tr.: Montag, den 19., abends 7 Uhr, Rurfus zur Einführung in die Wohlfahrtspflege, im Jugend­Einführungsabend( Ref.: Gen. Bohm- Schuch). Dienstag, den 20., 51%, Uhr, Armenpflege( Herm. Müller). Donnerstag, den 22., 4 Uhr, Familien- und Jugendrecht( Dr. Caspari). Freitag, den 23., 4 bis 5 Uhr, Erziehungslehre( Nydahl); 5-6 Uhr, Schriftliche Arbeiten ( Dr. Gaspari).

7% Uhr, Reichenberger Hof, Reichenbergerstr. 147. Tagesordnung: Oeffentliche Frauenversammlung, Dienstag, ben 19., abends Genossin Anna Simon, M. d. N. " Die Frau im Kampf gegen die Reaktion." Referent

Die Wahl zum Berliner Bezirkslehrerrat findet für die Ber­

Der Kindermord in der Nenen Friedrichstraße. der Neuen Friedrichstraße 49 macht noch fortgefest neue Ermitte Die vollständige Aufklärung des schauderhaften Verbrechens in lungen der Kriminalpolizei und weitere Beugenbernehmungen not­wendig. So beklagten sich furz vor dem Mordtage die Kinder Sedlaus über Uebelfeit nach dem Gemuß von Brot. Die über­lebenden Kinder find nun von der Kriminalpolizei über die Folgen des Brotgenuffes gehört worden und fagen aus, daß ihnen nach dem Genuß schlecht geworden sei. Auch die Eltern hätten damals gefagt, daß ihnen nicht wohl sei. Der Polizeichemiter Dr. Brüning begab sich liner Lehterschaft der Volfs- und Mittelschulen am Montag, den nun in die Wohnung Hecklaus, um alle Räume und Behältnisse 19. Januar, im Berliner Lehrervereinshause statt. Die Lehrer­nahmte zur chemischen untersuchung einige Speiferefte, einiges Brot anerkannte Körperschaft senden, damit sie dort auf drei Jahre der nach einem Giftstoff zu durchsuchen. Er fand und beschlag- schaft will Männer und Frauen ihres Vertrauens in die behördlich und Mehl und einige Fläschchen mit homöopathischen Heilmitteln. Regierung und den städtischen Schulbehörden gegenüber das Ju­Durch weitere Zeugenvernehmungen ist außer Zweifel gestellt, teresse der Lehrerschaft vertreten. Allein sechs Listen hat die Lehrer­daß Frau Sedlau ihre Kinder oft mißbanbelt bat. fchaft aufgestellt. Die 32 Mitglieder des Bezirkslehrerrats werden Demgegenüber muß es auffallen, daß sie doch wieder auf in unmittelbaren und geheimen Wahlen nach den Grundsäßen der ihre Ausbildung fehr bedacht war. Der älteste, jetzt tote Berhältniswahl gewählt. Sohn Marno besuchte nicht mur die Realschule, sondern Das Tobesopfer beim Brande der Bergmannwerfe ist jetzt fest­erhielt ebenso wie die anderen älteren Kinder auch Klavier gestellt. Aus dem Betriebe wurde, wie mitgeteilt, eine Arbeiterin unterricht. Die zehnjährige Martha soll demnächst nach Schweben bermißt. Nun fand man unter den Trümmern bei den Aufräu­erhält sie beshalb Unterricht in den Anfangsgründen der schwedischen Verunglüdte ist ohne Zweifel die vermiste 17 Jahre alte r tommen. Wie die anderen Kinder, denen diese Wohltat auteil wird, mungsarbeiten eine Beiche, die vollständig verbrannt war. Diese Sprache. An dem Geburtstage der Mutter, dem Mordtage, tam beiterin Charlotte Anger aus der Liebenwalder Str. 34. fie ftatt um 4 Uhr nachmittags bereits um 8 Uhr zur Lehrerin. Gine Grplosion hat nicht stattgefunden. Die Ursache des Brandes Diese wunderte fich darüber. Die Kleine fonnte aber nur erwidern, war lediglich eine Entzündung von Lad. daß die Mutter sie weggeschickt habe. Bei ihrem Fortgange sei es zu Haufe icon 3 lbr gewefen. Die Mutter hat hiernach, ohne Bweifel im Zusammenhang mit dem Verbrechen, das Kind vor zeitig aus dem Hause geschickt und vielteicht auch die Uhr vorgerückt.

am Montag, den 19. Januar, abends 7 Uhr, in der Aula der Oberreal Wilmersdorf. Die Unterkommiffion der Gewerkschaften veranstaltet Ihule, am Seepart 36, eine öffentliche Boltsversammlung mit der Tagesordnung: Die Lebensmittelpreise und die Löhne der Arbeiter und Angestellten". Erscheinen aller Partei- und Gewerkschaftsmitglieder ist bringend notwendig.

Des Rittergutsbesitzers Wut über die Zwangswirtschaft. Lichterfelbe. Gemeindevertretung. t 17. Juli 1919 hatte fidj Briefoechfel ein sehr lehrreicher Beitrag: Bur Frage der 3ebensmittelberforgung ist folgender die Gemeindevertretung für die Einheitsgemeinde Groß- Berlin Die Rasinoverwaltung der Berlin - Anhalttrattion ber Rechten den Antrag, ben seinerzeitigen Beschluß­ausgesprochen. In der Sizung am 15. Januar ftellte die gemischte schen Maschinenbau Attien- Gesellschaft schrieb: der nur durch eine Zufallsmehrheit zustande gekommen sei auf 7. Januar 1920. zuheben und die Schaffung einer Gesamtgemeinde zu fordern. Herrn Rittergutabefizer Schulz- Lupib, Nach stundenlangen Auseinandersetzungen wurde auch in diesem Friedrichshagen b. Berlin . Sinne beschlossen, da die reaktionäre Mehrheit des Ge­Betr.: Kartoffeln, meinde vor standes, mit der 2- Stimmen- Mehrheit der Rechten Safinoverwaltung. stimmte. Ein Antrag, die Gemeinde Schmargendorf und Grune walb einem anderen Bezirke einzufügen, dagegen Lantwib, Teltow und die Gutsbezirke Klein- Machnow und Stahnsdorf mit Lichter­

Wir benötigen zur Speifung unserer Beamten und Arbeiter aus unserem Kasino einen größeren Posten Kartoffeln und bitten unter den Arm und schob ihn vor sich her in das Lädchen hinein.

Wie du mir heut morgen vorfömmst, Grades! Ich weiß es mit!" rief Quaddelmechel und holte topfschüttelnd unter der Theke den Steinfrug mit dem holländischen Kornschnaps herbor.

,, Also merkst du doch wat, du Schinder- Aas!- Auch ein Flötchen für dich!" fügte Grades hinzu, als er sah, daß Quaddelmechel bloß ein Gläschen vollgoß.

,, Nee, nee," rief Quaddelmechel, so früh am Morgen packt der mich zu hart an, und ich hab' noch einen ganzen Tag Arbeit vor mir. Du fannst ja meinetwegen ein Flötchen für mich mittrinken, Grades."

Ich sag', du trinfft ein Flötchen fit! Boran, oder ich set' dir noch ein Leesegel bei!"

Und Grades ließ vor Quaddelmechels Nase seine braun­behaarte Hand wippen, die so groß war wie die hölzerne Schaufel, mit der er das Kielivasser aus seinem Rotsennachen schöpfte.

Laß gut sein, Grades, laß gut sein!" rief Quaddelmechel und goß rasch ein zweites Gläschen voll, denn wenn Grades bloß streichelte, gab es schon blaue Flecken.

So. Damit wären wir also flar. Und jetzt fet' dich mal auf deinen Achtersteben und halt dich an der Reeling feft, denn wie ich dich fenn', fliegst du mir über Bord, wenn du gewahr wirst, wat du gewahr werden sollft!"

Quaddelmechel sant bestürzt auf den Binsenstuhl der hinter der Theke stand und starrte Grades mit großen, ängit lichen Augen an. Um Jefechrestewelle, lieber Grades, bring' mich nit in unnötige Alteration!"

Also da gib paß, Fernand!"

Grades fügte fich mit beiden Fäusten auf die There und beugte sich herunter zu dem berbiestert bafitenden Quaddel mechel und fagte, nachdem er ein paarmal heftig geschnauft hatte, mit feierlichem Ernst:

-

Ferdinand Quaddelmechel, Spizereihändler und Schwa. ger, ich, der Lots Grades, ich hab' dich dies Nacht- no gib Du merkit, dat ich flar Waffer unterm Riel hab'paß, fag' ich! hab' dich dies Nacht zum Ohme gemacht!" " Ich merk auch," fiel ihm Quaddelmechel lachend ins Quaddelmechel starrte den Grades mit offenem Munde Wort, dat du heut geflaggt und illuminiert haft. Du hast an.?" war das einzige, das er nach einiger Zeit heraus­als am frühen Morgen Del auf die Lamp' geschütt'." bringen konnte.

Rein einzig' Dröppke, Fernand! So wahr wie Gott lebt! Aber rid' mal raus mit der Jennewitteflasch', denn mat ich dir zu melden hab', verdient, dat man wat von binnen illuminiert.

Und Grades packte seinen kleinen, schwächlichen Schwager

Böhl" blökte Grades und schnitt ihm ein Schafsgesicht. Dann jagte er ärgerlich: Du fist da, wie Butter an der Sonn' und haft dat Maul voll Rähn', aber nit Pipp oder Mäpp als Antwort drin! Ich sog', du bist dies Nacht Ohme geworden!"

Quaddelmechel rührte sich noch immer nicht, sondern ftarrte ihn weiter dumm an.

" Oh, du himmlische Barmherzigfeit!" rief Grades, Quaddelmechel! Stoppelfalb! Dir fann man aber auch wahrhaftig als Gott den Klüberboom in die Kombüs jagen, dann merkst du noch nig! Nee, ich geb' es dran, denn dir fömmt der Verstand wie dem Ochs die Milch. Nee, ich kann dich als Bat- Dehm nit brauchen, dat wär ja ein Deuwels­malöhr für den armen Jung, wenn er nach dir schlagen tät'!" Quaddelmechel klappte den Mund zu und schluckte. auf, bist du geck oder wat ist dir? Wahrhaftig?? Ist dat ,, Grades, leewe Grades!" stotterte er dann und sprang wahr?? ft dat so weit? Ne Jung? Au, au, au! Ne rich­tige Jung??"

Grades stellte sich wieder aufrecht hin und antwortete, während es ihm feucht in den Augen blinkte:

Ne Jung, Quaddelmechel, ne Erbpring! Ne neue See­mann! Ne Jungmann! Ne fleene Toppgast!"

,, Au, au, au, Grades!" rief Quaddelmechel, da laß mich aber gratulieren!"

Und erschüttelte Grades die Kielwasserschaufel und flopfte nee, nee, dat ist aber eine Freud '! Wann ist er denn ange­ihm auf den Oberarm bis zur Schulter longte er nicht fommen? it alles gut abgelaufen? Oder hat er sich lang' nötigen lassen? Wat macht die junge Mutter, ef Trüdeke? Mein Gott und Vatter, da müssen wir eins drouf trinken Grades, dat sagst du out! Und ich werd' Bat- Debm, fagst bu? Oh, dat freut mich! Der Zung soll sich, so Gott will, nit schlecht dabei stehen! Brost, Grades!"

Und er fippte das Gläschen in den Mund und goß es fich und Grades wieder boll..

Grades wischte sich mit der Bond über den Mund und berichtete: Beut in der Früh Klod brei ist er von Stapel gelaufen. Co nah' es rührte, hätt es zu guter Lezt noch Savarie gegeben."

Au au!"

"

Eja. Mit der Bogfpriet ist er framboliert und dat Gangspell hatt' sich ein bißchen verwidelt. Aber sonst ist er glatt zu Wasser gekommen. Ind beim Trüdere ist alles ge­jund an Bord."

"

,, Gott sei Dank! Gott sei Dank!" rief Quaddelmechel und tippte das Gläschen wieder. Grades, da fawier' ich dir für, du hast mir einen gehörigen Schreck in die Glieder ge­jagt! Prost!" Worti. folat.)