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Nr. 45. 37. Jahrg.

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Berliner Volksblatt

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Sonntag, den 25. Januar 1920.

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Drohung an Holland ?

Erdrosselung der Industrie.

Lloyd George will nicht nachgeben. Renter meldet: 2loyd George hielt in Paris eine Der Reichswirtschaftsminister Genoffe Robert Ansprache an die Pressevertreter, der Millerand beiwohnte. Schmidt fendet uns das folgende dringende Mahn- Er führte u. a. ans: Die Verbündeten hätten beschlossen, wort an die Bergarbeiter: ihre Forderung betr. Wilhelms II. nicht abweisen zu laffen. Die verbündeten Mächte seien eins, daß dem Kaiser gegenüber alle völkerrechtlichen( 1) Zwangsmaßnahmen anzu wenden seien.

Es mehren sich die Anzeichen, daß abermals durch eine große fommunistische Propaganda die mit so viel Mühe hergestellte Ruhe in den westlichen Bergbaugebieten erschüttert werden soll. Unter dem Schild, für die Einfüh­rung der Sechsstundenschicht einen allgemeinen Ge­neralftreit durchführen zu wollen, bedrohen politisch Ver­blendete wiederum das Fundament unferes sdywer notleiden ben Staatslebens. Es ist nicht anzunehmen, daß diese ver­brecherischen Versuche bei der übergroßen Maffe der Berg Teute Entgegenkommen finden werden. Hoffentlich gelingt es den großen Bergarbeiterverbänden, zu der Frage der Sechs­stundenschicht die Anschläge der politischen Drahtzieher zu bereiteln. Aber es mögen in folgendem einige nüchterne Zahlen der Deffentlichkeit bekanntgegeben werden, die jedem Dentfähigen dartun müssen, wie jede Störung in der Kohlenförderung die Arbeiter und auch die Bergarbeiter schwer trifft

Es ist nicht unwahrscheinlich, daß diese Worte vor der Ueberreichung der holländischen Antwort gesprochen wurden. Wilhelms Frau und andere Verwandte sollen Bittbriefe an die englische Kollegenfamilie geschrieben haben. ,, Telegraaf " meldet aus London : Obwohl die großen Morgenblätter die Antwortnote Hollands auf das Ausliefe­rungsersuchen der Alliierten gesperrt dudten, bringen nur Daily News" und" Daily Expreh" furze kommentare dazu. Daily News" ist der Ansicht, daß die Antwort der Niederlande den Anfang vom Ende des ganzen Luftspiels bedendet. Daily Expreß " schreibt, es sei den Niederlanden gelungen, die Alliierten und den Hohen Rat in eine lächerliche Lage zu bringen.

Aufhebung der Sowjetblockade..

schreiben. Wenn die Bergarbeiter aber gegenwärtig mit einem gewissen Recht darauf hinweisen, daß sie vor der Stevolution gegenüber den anderen Industriegruppen einen größeren Vorsprung in der Verkürzung der Arbeitszeit ge­noffen haben als heute, so kann daraus nur gefolgert werden, daß die anderen Gruppen in dem dringenden Notstande der Gegenwart ihre Arbeitszeit verlängern. Ich meiner­feits trüge feinerlei Bebenfen, alle unter acht Stunden hin­untergehenden Verkürzungen der Arbeitszeit in Industrie, Handel und Beamtenschaft zu beseitigen.

Daß die Regierung für die berechtigten Wünsche der Bergarbeiter volles Verständnis zeigt, hat sie während des ganzen Jahres 1919 durch die dauernde vorzugsweise Be­Lieferung mit Nahrungsmitteln bewiesen, Eine Verordnung über die Errichtung von Bergmannsheim­tätten nimmt das große Siedlungsprogramm in Angriff. mit aller möglichen Beschleunigung sollen für 150 000 Berg­arbeiter Wohnstätten geschaffen werden, die eine Vermehrung des Bergarbeiterstammes ermöglichen. Darf. die Regierung da nicht erwarten, daß der Bergmann die dargebotene Hand ergreift und durch die volle Pflichterfüllung, möglichst durch Ueberschicht und leberstunden, das Produktionsmittel schafft, mit welchem die Beustoffe zur Errichtung seines eigenen Heimes hergestellt werden?

Seit dem Frühjahr 1919, wo uns der große Ruhrstreik im Monat April allein einen Ausfall von mehr als 31 Mil­Wenn der wirtschaftliche Zusammenbruch durch außen­lionen Tonnen Kohle gebracht hat, ist in außerordentlich er­Das Generalsekretariat ber Bariser Friedens" fonjerens macht politische Gewaltmaßnahmen oder durch innere Schwäche der freulicher Weise von Monat zu Monat eine Steigerung der folgende Mitteilung: Produktion herbeigeführt würde, dann müßte man sich mit Sohlenproduktion eingetreten. Die Durchschnittsleistung von Um die schreckliche Notlage der innerrussischen Bevölkerung zu verzweifelter Resignation in dieses Unglück finden. Daß aber 10 Millionen Tonnen in den Monaten September, Oktober, beheben, der alle aus dem Auslande kommenden Manufakturwaren eine vollkommen leistungsfähige Industrie mit besten Absatz­November stellen eine beträchtliche Besserung der Leistungen fehlen, hat der Oberste Rat beschloffen, den Warenaustausch zwischen möglichkeiten ausschließlich durch mangelnde Einsicht und bar. Und doch ist die Unzulänglichkeit dieser Produktions- dem ruffichen Bolt und den alliierten oder neutralen Ländern auf der mengen gegenüber den Anforderungen am deutlichsten daran Grundlage der Gegenseitigkeit zu gestatten. Zu diesem Zwed hat mangelnde Solidarität. einer bestimmten Berufs­zu erkennen, daß von dem angeforderten Bedarf der Inder Rat angeordnet, daß ben mit der Bauernschaft in ganz gruppe des eigenen Voltes fabotiert werden soll, diesen Vor­Sustrie an Steinkohle von rund 61 Millionen Tonnen im Rußland in unmittelbarer Berbindung stehenden Genoffenwurf tann kein Bergarbeiter vor feinem Gewissen berant­Monat November nicht einmal die Hälfte, nämlich Medikamenten, landwirtschaftlichen Maschinen sowie aller hauptsächlich fchaftsorganisationen für die Einfuhr von Kleidern, worten. nur rund 3 Millionen Tonnen geliefert werden konnten. Die für das ruifische Bolt notwendigen Erzeugnisse die erforderlichen tot II, fchädigt nicht die Regierung und die Ka­Wer die Sechsstundenschicht burchführen Wirkung ist an den Fingern abzuzählen und wird am besten Erleichterungen gewährt werden. Die Einfuhr foll im Austausch pitalisten, sondern er läßt feinen Arbeits­beleuchtet, wenn man die Beschäftigung unserer wichtigsten, gegen Getreide, Flachs, Holz und andere Erzeugnisse erfolgen, an bruder in den städtischen Gewerben in buch­ganz auf heimischen Rohstoffen basierenden Industrien be- denen Rußland einen Ueberschuß hat. Diese Abmachungen bringen itäblichem Sinne des Wortes berhungern. trachtet: die Glasindustrie ist zu 40 Broz. beschäftigt, eine Renderung(!) in der Haltung der Alliierten gegenüber die Porzellanindustrie zu 50 Proz. Es liegt aus der Sowjetregierung mit fich. schließlich an der Kohle, wenn diese beiden Industrien nicht bollbeschäftigt find. 50 Fabriken, welche Zeitungsdruck­papier herstellen, erreichen tro Borzugsbelieferung nur Grenzen Besarabiens und Chinas . Der alte russische Kolok richtet Nach bolichewiftischen Angaben stehen die roten Truppen an den 60 Pros. der Leistungsfähigkeit, die übrigen 600 Fabriken fich wieder auf. Die Regierung übergibt drei Vorentwürfe eines Reichs­wahlgefebes der Deffentlichkeit, wobei fie es der öffent­find knapp zu 20 Broz. beschäftigt. Der bolschewistische Reichsanzeiger Jeweßtja" meldet, daß die lichen Diskussion überlassen will, zu entscheiden, welchen sie Wenn schließlich bei der Stickstoffindustrie feft- Soldatenräte abgeschafft, und Befehlshaber, benen für den besten hält. Sämtliche drei Entwürfe beruhen auf gestellt werden kann, daß sie bei Bollbelieferung mit Kohle Adjutanten zur Seite stehen, ernannt worden sind, die die Ber - dem, automatischen" Wahlsystem, das die Mandate nach einem wahrscheinlich ihre Produktion um 150 000 Tonnen im Jahre antwortung für die Befehlsführung haben. steigern würde, wenn ferner die Tonne Stidstoff zu 15 Ton- Der Korrespondent ber Daily Mail" in Charbin berichtet, borbestimmten Stimmenquotienten verteilt, also die Zahl der Der Korrespondent ber Daily Mail" in Charbin berichtet, nen Rörnerertrag umgeredynet wird, so heißt das, daß die es fei nicht mehr baran zu zweifeln, bas Rolts dat von den Re. Mandate abhängig macht von der Bahl ber abgegebenen von Sie Stimmen. Nach den Entwürfen soll auf je 60 000 abge­Roblennot einen Ernteausfall bon mehr als Grünbe feien unbekannt, die die ich ech en veranlaßt hätten, ben gebene Stimmen einer Partei ein Abgeordneter entfallen, bei volutionären in Irkutst gefangen genommen worden sei. Die 2 Millionen Tonnen, also von einem Viertel der offi- Admiral seinen Feinden auszuliefern. Es habe den Anschein, daß schwächerer Wahlbeteiligung wird die Zahl von 60 000 ent­ziellen Ernteeinschätzung bewirkt. bie Tschechen den Bolschewisten auch den Kriegsfhas ber sprechend herabgefeßt, damit die Bahl der gewählten Abge­11iierten im Befrage von 1750 Millionen Franks ausgeliefert ordneten möglichst nicht unter 400 herabfinkt. bätten.

London dementiert das Eintreten der Militärgewaltigen für einen Kaukasusteldzug.

Clemenceaus Abschied.

Was fagen diefe Bahlen? Erstens, daß die gegenwärtig herrichende, von Woche zu Woche steigende Arbeitslosig feit, die sich bedenklich einer Million Menschen nähert, zu ihrem weitaus überwiegenden Teile nicht durch außenpolitische Gründe oder durch mangelnde technische Leistungsfähigkeit oder durch Rohstoffmangel und Abfazschwierigkeiten bedingt Clemenceau hat gegen die Gesellschaft Glarte" wegen wird, sondern daß die hunderttausende Menschen der weiter- find der Berfasser Berger und der Zeichner Bierge( Pfeudo­wird, sondern daß die hunderttausende Menschen der weiter einer Publikation ein Strafverfahren einleiten laffen. Angeklagt verarbeitenden Industrien feiern, weil ihre Rolnym Galbes). Gine Seite seigte einen deutschen Reiter, ber ben Tegen in den Bergwerfen keine größeren Förder- Leichnam von Mis Cavell mit Füßen trete, baneben aber zwei mengen zutage bringen können. franzöfifche Offiziere, die in Rußland ein junges Mädchen ermordeten.

Zweitens, daß wir den Anschluß an den Weltmarkt nicht gewinnen werden. England ist bereit, beliebige Mengen von Produkten der feramischen Industrie zu jedem Preise auf­zunchmen. Aus Amerika liegt ein Auftrag von 200 000 Tonnen Zeitungspapier bor , aus Südamerika werden hundert Wagenladungen Papier monatlich angefordert. Diese Auf­träge fönnen wegen Rohlenmangels nicht er füllt werden.

Schließlich drittens: Die fehlende Erportfähigkeit ber­hindert die Einnahme ausländischer Bahlungsmittel und ver­ringert damit die Aussichten der Bebensmittelein­fuhr von Tag zu Tag.

Friedensvertrages in den Bereich großer Möglichkeit gerückte Aussicht, daß die Entente die ihr nach dem Friedensvertrag zustehende Menge von 1,67 Millionen Tonnen monatlich voll anfordern wird. Dies hätte zur Folge, daß für die In dustrie gerade noch 10 Broz ihres Bedarfs an Steinkohlen zur Verfügung stehen.

Neues Wahlrecht.

Das neue Wahlverfahren will die Vorzüge des Pro­portionalwahlrechts, die in einer absolut gerechten Verteilung der Mandate nach der Anzahl der abgegebenen Stimmen be­stehen, nicht nur beibehalten, sondern bis zur letzten Voll­beseitigen, die bei der Wahl zur Nationalversammlung un­endung bringen, auf der anderen Seite will es die Mängel zweifelhaft zutage getreten find. Damals waren die Wahl­freise zu groß, die Kandidatenlisten enthielten zu viele Namen und dadurch kam die Persönlichkeit des einzelnen Bewerbers nicht genügend in den Vordergrund, während gleichzeitig der persönliche Kontakt zwischen Wählern und Gewählten sich un­gemein lockerte. Um diese Mängel zu vermeiden, werden zwei Wege vorgeschlagen, die hier furz frizziert sein sollen.

Nach dem Entwurf A vollzieht sich die Wahl in Wahl freisen, die auf durchschnittlich sechs Abgeordnete zuge schnitten sind. Jebe Liste erhält fobiel Mandate zugewiesen, als fie bolle 60 000 Stimmen auf fich bereinigt, also für 120 000 Stimmen zwei Mandate, für 180 000 brei ust. Die

Wenn sich bei Anredung aller günstigen Faktoren nach überschießenden este gehen jedoch nicht berloren, fon­dem gegenwärtigen Leistungsstand ein Jahresdefizit von dern sie werden zusammengezählt für eine Reichsliste 60 Millionen Tonnen ergibt, dann ist jeder weitere Pro- die jede Partei über das ganze Reich aufstellen kann. Behält Nun soll durch die Sechsstundenschicht eine abermalige duftionsausfall Selbst mord. Dabei ist fein Wort gegen also eine Bartei in jämtlichen Einzelwahlkreifen zu­Verminderung der Produktion um ein Achtel in Oberschlesien , die sozialpolitische Berechtigung. der Einführung der Sechs- fammen insgesamt an Stimmenreften 300 000 Stimmen um ein Siebentel im Ruhrgebiet erzwungen werden! Es ist stundenschicht gesagt. Es steht für mich außer allem Zweifel, übrig, fo find noch fünf Abgeordnete ihrer Reichsliste ge­felbstverständlich, daß Eisenbahn , Elektrizitäts-, Gas- und daß die Sechsstundenschicht in einer gefunden wirtschaftlichen wählt.

Wasserwerke in ihrer Belieferung nicht noch weiter herabge- Entwicklung, durch internationale Vereinbarung in Diefes Verfahren wird in den Entwürfen B und C, die drückt werden können. Der Ausfall von rund 1,5 millionen allen Staaten durchgeführt, einen ungeheuren sozialpoliti- nur unwesentlich von einander abweichen, noch weiter aus­Tonnen im Monat bei der Einführung der Sechsstunden- fchen Fortschritt bedeuten würde. Die Bergarbeiter haben nach gebart. Nach diesen Entwürfen ist der Einzelwahlkreis auf schicht müßte daher ausschließlich von der Industrie getragen der allgemeinen Verkürzung der Arbeitszeit das volle Recht, die nur vier Abgeordnete zugeschnitten. Dafür werden drei werden, die damit noch nicht einmal 25 Proz. ihres Bedarfs Sechsstundenschicht als 3 ukunftsforderung für die Beit oder mehr Einzelwahlfreise zu einem Verbandswahl­befriedigen könnte. Sinzu tritt die nach der Statifikation des unserer wirtschaftlichen Wiedererstarkung auf ihre Fahnen zu kreis vereinigt. Die Parteien stellen auf: Listen für die