Nr. 46. 37. Jahrg.
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Der Borwarts" mit der Sonntags bellage Bolt u. Rett " ericheint wochentäglich zweimal Gonntags einmal.
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Sozialdemokrat Bechu
Morgen- Ausgabe.
20 Pfennig
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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutfchlands
Redaktion und Expedition: GSW. 68, Lindenstr. 3.
Rezaireder: Amt Wertsolas, Nr. 15190-15197.
Filmzenfur.
Ein Aufatmen ging am 12. Rovember 1918 durch die Reihen der freiheitlich Denkenden, als der Erlag der Boltsbeauftragten mit Gejegestraft verkündete, daß die Sensur aufgeboben fet. Frei von jeder Feffel, vor allem aber frei von jeder Bevormundung durch amtliche Stellen, hoffte man, daß un ft. Siteratur und Bresse fich gleich dem Phönig aus der Asche erheben und der goldenen Freiheitsfonne zustrebend ihr Schaffen auf jene Höhe stellen werden, die jedem nach Kultur Durstigen vorschwebte.
Montag, den 26. Januar 1920.
Sigung des internationalen Arbeiter. bureaus.
Dorwärts- Verlag 6.m. b. H., SW. 68, Lindenstr. 3.
Fernivrediers Amt Mortuplas, Re. 117 53-54.
Mit Filmen diefer Art fann sich natürlich nur der Staats' anwalt befassen. Die geschäftstüchtigen Unternehmer, von denen es mehrere geben soll, werden sich schwer hüten, sie der Prüfungsstelle vorzulegen. Sollte dies aber doch einmal Am Montag tritt in Paris der Verwaltungsrat bes Juter versucht werden, müßte die Prüfungsstelle die Sache natürlich nationalen Arbeiterbureaus, der aus 24 Mitgliedern sofort der Staatsanwaltschaft übergeben. Die Ansicht. daß Besteht, zusammen. Zwölf Staaten find offiziell burch je einen Ne. man auch ohne Filmzenjur austomme, weil man unzüchtige sierungs. und einen Arbeiterbelegierten vertreten. An der Sigung Bildstreifen ja beschlagnahmen fönne, ist verfehlt. Wie die nehmen teil: Deutschland , Belgien , Frankreich , England, Vorführungen im Polizeipräsidium unzweideutig ergeben haben, Stalien, Japan , Schweiz , Spanien , Argentinien . Kanada , Bolen lassen sich Schmußereien und Gemeinheiten in Hülle und und Tänemark. Deutschland ist vertreten burch Geheimrat 2en- Fülle in einem Film anhäufen, ohne daß er dirett unzüchtige mann und Legien. 8um ständigen Direktor des Verwaltungs. Bilder zeigt. Diesem soll durch die Zeniur begegnet werden. rats wird Albert Thomas ernannt werden. Das Gesetz nicht fleinlich, sondern in freiheitlicher und großzügiger Weise gestaltet wird deshalb nicht wie eine Fessel, sondern wie eine Befreiung von einem Alpdruck so
politik.
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Die Entwicklung ist anders geganeen. Sie mußte anders gehen, weil unter dem Einfluß des fünfjährigen Menschenmordens nicht die Bedingungen gegeben waren, die zu jenem Moskau gegen die ententistische Handels- wohl auf die Filmindustrie als auch auf die Lichtspieltheatererträumten Aufstieg borbanden fein mußten. Strasser Eigennug, rüdichtsloseste Ausbeutung umb zügellose Epekulation auf die niedrigsten menschlichen Triebe haben als einzige Gr folge des Krieges der feitherigen Entwicklung ihren Stempel aufgedrückt. Und nirgend hat diese Entwicklung schlimmere Formen angenommen als im Film.
So kam es, daß trog der grundsäglichen Beseitigung ber Beniur schon in die Verfassung ein Passus aufgenommen werden mußte, nach dem für Lichtspiele durch Gesetz abweichende Bestimmungen getroffen werden fönnen.
In Preußen wurden bis zur Staatzumwälzung die Bild ftretien auf Grund einer Bestimmung des Allgemeinen Landrechts zensiert, und nach der Revolution unterwarfen fich die angefehenften Firmen der Filmindustrie einer freiwilligen Prüfung ihrer Erzeugnisse, als sie gewahr wurden, wohin die Reije ging.
Betit Barisien" meldet, daß nach drahtlosen Informationen ber Regierung von Moelau , die in Washington einge troffen feien, die Sowjets erklärt hätten, jede Intervention der alten russischen Genossenschaften im Handelsaustausch mit, den alliierten Mächten ausüdanweisen. Neu von den Volks. fommiffaren geschaffene Organisationen feien es, an die s bie Mächte wenden müßten. Es würde deshalb schwierig sein, Berhandlungen mit der Regierung von Troski und Lenin auzuku lipfen, eine Eventualität, die ja auch der Oberste Rat forme beiseite geschoben habe.
Die Auslieferungspolitik.
befizer wirfen. Diese haben nach den Worten eines ihrer Führer nur einen Wunsch, und dieser wird ihnen erfüllt werden. Sie wollen weiter eritieren können und wieder als ehrliche Männer vor der Türe ihres Theaters stehen dürfen.
Haltlofe Angriffe gegen Noske.
In der linksradikalen Bresse erschienen vor einiger Beit Angriffe gegen die Person des Reichswehrministers im Zusammenhang mit der Firma Schweizer it. Oppler. Sie gipfelten in der Unterstellung, daß der Reichswehrminister auf Grund besonderer Beziehungen zu Herrn Sklarz die Vergebung der Arbeiten bei Schleifen von Festungen an die Die Weigerung Hollanos, zugunsten der Wünsche der genannte Firma veranlaßt habe. Die somit Bevorzugte babe Der augenblicklich in dem Ausschußber National- Entente die Gefeße und Traditionen des eigenen Voltes zu Millionen daran verdient. Genannt wurden im besondern die bersammlung zur Beratung stehende Gesezentmurf verlegen, hat natürlich die Sieger nicht befriedigt. Nach Entfestigungsarbeiten auf Selgoland, in Thorn über die Prüfung von Bildstreifen für Licht einer Mentermeldung betrachten die englischen Regierungs. Danzig und Königsberg . Die vom Reichswehrspiele ist der Niederschlag der Bemühungen der Reichs- freise und die Barijer Herren die holländische Antwort minister angeordnete untersuchung dieser Angelegenregierung, diese für unser Voltsleben so wichtige Frage burd feineswegs als das Ende ihrer gebäffigen Abficht, Strafen beit hat ergeben: eine gefegliche Maßnahme zu lösen. auszuteilen für die fein Strafgelegbuch der Belt Handhaben 1. daß in Helgoland noch keinerlei EntfestiDie Empfindungen, welche der Vorlage im Ausschuß gibt. Der Oberste Stat oder sein Nachfolger werden die gungsarbeiten bergeben minden , während Thorn entgegengebracht werden, find sehr geteilt. Während Sozial- meiteren Schritte bestimmen, die im Nahmen anzuspinnender und Danzig nicht in Frage tommten und auch König. bemofraten und Demokraten den Entwurf bei aller An- Verhandlungen mit den Niederlanden zu unternehmen find. berg überhaupt nicht geschleift wird; erkennung der Notwendigkeit einer Filmzenfurals viel zu Es fann fich also nur noch darum handeln, einen Drud auf weitgehend betrachten, würden die Anhänger des Zentrums Solland auszuüben, also die Souveränität der holländischen und der rechtsfichenden Barteien ihn gerne noch schärfer Regierung und des holländischen Bolkes zu verlegen. Das faffen. Zu den Kardinalfragen gehören der vorgesehene jeber- past allerdings ganz in die Waffenkammer der Gerechtig zeitige Widerruf einer einmal ausgesprochenen Vorführungs- feitsphrafeure von Baris und London . erlaubnis und die Zulässigkeit der Zensur durch die Das Präsidium des deutschen Reichsbürgerrats Ortspolizeibehörde. Jener fit in der ersten Lesung wendet sich in einem Schreiben an den Reichspräsidenten , gegen die Stimmen des Zentrunis und der Rechten schon um seinen Einfluß auf die Reichsregierung geltend zu machen, gefallen, und die andere laufel wird sicher das gleiche damit die neuen ab und innere Schwierigkeiten Schidial erleben. auslösende Auslieferung deutscher Staatsan. geböriger an die Entente unterbleibt.
Der grundlegende§ 1 tourbe zunächst von der Beratung abgesett, weil der Ausschuß, um fich ein richtiges Urtei über die Gründe eines Filmverbotes bilden zu fönnen, bor her im Bolizeipräsidium beichlagnahmte Filme an- diesem ausgesuchten Schmuk befreien, sondern man erwartet fehen wollte. Diese Borführung hat stattgefunden, und auch von ihr, daß fie vernünftig gehandhabt ihr Teil bie schlimmsten Befürchtungen der Ausschußmitglieder find dazu beitragen wird, den ganzen Aufbau des Films auf ein weit, weit übertroffen worden.
Die Folge dieses Anschauungsunterrichts roar am Tage darauf die Faffung des entscheidenden zweiten Ablages des §1 in folgendem Wortlaut:
höheres Niveau zu heben. Besonders wird das Augenmerk auf den verbindenden Text gelegt werden müssen. Es tit erstaunlich, wie leicht er fonft nicht anstößige Szenen dadurch berschmußt, daß er die Gedanken des tuschauers auf beftimmte niebrige Inftinfte lenkt.
Die Zulaifung eines Bildstreifens erfolgt auf Antrag. Sie ist zu versagen, wenn die Prüfung ergibt, daß die Wor- Die schlimmsten Filme find aber jene, bie niemals ber führung des Bildstreifens geeignet ist, burd Anreia zu Strat- Zensur vorgelegt werden. Sie find derart, daß die Beamten taten die öffentliche Dronung oder Sicherheit zu gefährden, die bes Bolizeipräsidiums sich schämten, einen diefer Filme in Religion oder religiöie Einrichtungen berab- Gegenwart der weiblichen Abgeordneten vorzuführen. Nur zuwürdigen, oder durch Erregung niedriger Triebe verdie männlichen Mitglieder des Ausschusses mußten es über sich rohend oder entiittlichend zu wirfen, oder das deutiche nieben oder die Beziehungen Deutschlands zu aus- ergehen lassen, einen derartigen Film mitanzusehen. wärtigen Staaten zu gefäbrben. Die Bulanung Benn vorhin von Schweinereien gesprochen wurde, fo barf wegen einer politifden, fogialen, religiöfen, etbifchen oder fehlt der deutschen Sprache zur richtigen Stennzeichnung die er Beltanschauungstenbena als folcher nit berjagt werden. Die Darstellungen das treffende Bort. Man sollte es wirklich Bulaffung darf nicht beriagt werden aus Gründen, die außerhalb nicht für möglich halten, daß derartige Szenen, welche die des Inbalts der Bildstreifen liegen. Darbietungen des Leutnants aus der Mozitraße und feiner Um es offen zu fagen, es war erschreckend zu sehen, rau noch übertreffen dürften, wirklich vorgeführt worden welche Unmenge. Schmut in fold einem Bildſtreifen find. In welcher Sittenverwilderung müssen sich die zufammengetragen werden kann. Der Gebante, daß ein Teil dieser Menschen befinden, die sich zu folchen Schauftellungen herefelerregenden Machwerte unreifen oder in der Entwicklung be- geben? Und in welcher schmunzige Tiefe müssen sich jene griffenen Menschenfindern vorgeführt worden ist, ließ manch bewegen, welche diefe Szenen aufnehmen oder hierbei als mal vor Scham bas Blut zum Stopfe fteigen. Eine schlimmere Regiffeure mitwirten? Bergiftung des Gemüts, als sie durch derartige Bilder erzeugt wird, ist schlechterdings nicht auszudenken.
Was aber soll man bazu sagen, daß einer der Hauptafteure bei diesen Darbietungen ein bekannter Berliner SchauZorheit wäre es, fich über eine Aus- und Anfleibefzene, spieler ist? Was soll man dazu sagen, wenn dieser Mann wie sie in den Luftspielen zum Vergnügen des Publikums fich dazu bezgibt, zufammen mit zwei hergelaufenen Straßenoft vorkommt, entrüften zu wollen. Es ist auch nicht not- mädchen derartige Vorführungen zu veranstalten? Und was wendig, wegen jeder sonstigen heiffen Situation Hallo zu soll man bazu sagen, wenn ein Regisseur von Rang so scham schreien. Aber man braucht weder ein Sittenrichter noch ein los ist, diese Vorstellungen zu inszenieren? Dioralprediger zu fein, wenn man verlangt, daß mit aller Und wer waren die Feinschmecker", benen biefe Roft" erdentlichen Schärfe des Gesezes gegen diejenigen vorgegangen zum Nachtisch vorgesetzt wurde? Dies waren nicht die Leute wird, von welchen derartige Schweinereien, wie sie der aus Berlin N oder O, dies waren und sind die Besucher Ausichuß zu sehen Gelegenheit hatte, vorgeführt und gefilmt der Spielialons und Klubs aus Berlin WW, aus der Gegend es Kurfürstendamms. Dort fahnden die PolizeiWenn es noch eines Beweifes über die Notwendigkett beamten nach diesen Dingen, holen die Filme während ber ber Filmzenfur bedurfte, so ist er durch die Vorführung er- Sigung" aus dem Vorführungsapparat heraus zur allge bracht worden. Aber die Bensur soll das Bolt nicht nur von meinen Empörung der Anwesenden.
werden.
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2. die Ausführung der Entfestigungsarbeiten ist Sache des Reichsverwertungsamtes, an weldjes alle derartigen Arbeiten vom Reichswehrministerium übergeben wor den find. Es ist möglich, daß vor Uebernahme der Entfestigungsaufträge durch das Reichsverwertungsamt einzelne lofale Arbeitsaufträge schon vergeben wurden; das geschah aber dann durch die örtlichen Fortifikationen auf dem üblicher und vorgeschriebenen Wege der Ausschreibung und auf Grund der ihnen überwiesenen Etatsmittel, feinesfalls aben durch das Reichswehrministerium oder gar durch den Reichs wehrminister, der damit überhaupt nichts zu tun hat.
Für Friedrich den Großen und Wilhelm II. dene deutschnationale Kundgebungen statt. Am Sonnabend In den letzten beiden Tagen fanden in Berlin verschie beging der deutjánationale Lehrerbund eine Erinne rungsfeier, die dem Andenken Friedrichs des Großer galt. Profeffor Dr. Meyer, der Neftor der Berliner Uniberfität, hielt die Feftrede und rechnete scharf mit der eifersüchtigen Politik der Habsburger Dynastie ab, die nie deutschnational war. Deutschland sei an der öfterreichischen Monarchie verblutet, die mit schnödem Unbant die Nibelungentreue belohnt habe. Bor Tisch las man es anders, da gab es nichts, was reiner und edler war als die deutschösterreichische Bundestreue. Wehe auch lebhafte Kritik an der politischen Leitung des dem, der sich an diesem hohen Gut vergriff. Herr Meyer übte eiches während des Krieges und behauptete, daß die einaige Persönlichkeit, die das Zeug zum großen Staatsmann hatte, der Großadmiral b. Tirpik war. Bilhelm II. hat in seinem legten bekanntgewordenen Briefe genon das Gegenteil gesagt. Der Hohenzollernfreund mag sich also mit dem Hohenzollern barüber auseinandersezen.
Der Bund der Aufrechten feierte am Sonntag gleich zwei Gedenktage mit einemmal. Der Urpreuße und breifach gefiebte Reaktionär Junker 2 e starp gab einen historischen Ueberblick von der Königsfrönung Friedrichs I. bis Wilhelm II. Er rühmte die preußischen Könige, die er füllt waren von Pflichtgefühl gegen ihr Bolt, und die hielten, mas fie dem Bolke beripra chen. Die Pflichttreue wird flar durch Wilhelms Flucht bewiesen und seine Wortireue durch die Geschichte des preu Bischen Wahlrechts. Bis zur Flucht Wilhelms II. wartete das preußische Balf immer noch auf die Einlösung jeines 1908 gegebenen Wahlrechtsversprechens. Und die Junfer waren es, die diesen Worbruch fegneten und erzwangen. Westarp jammerte daher über die failerlofe, die fd) redliche Beit, freute fich aber, daß sie bald übermunden sein werde, denn sie sei nur eine vorübergehende Er fcheinung. Die Junker möchten natürlich wieder ihre alte Herrscherstellung einnehmen. Es fehlte in dieser Versamm lung nicht an antisemitischen Zwischenrufen, die sich