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Prozeß Erzberger-Helfferich. (Schluß aus der Weud ausgäbe.) 'Zeuge Ministeria ldirekwr Ne u h a u S(fortfahrend): Thyssen machte den Borschlag der Inbetriebnahme der Gruben im Ärieygebiet, obwohl die übrig« Industrie sich dagegen ausgesprochen hatte. Am 12. November 1914 ist dann van Thysien unter Bezugnahme auf diese Besprechung vom 11. November c i n dritter Antrag gestellt worden, die liebe reignung der Gruben vorweg zu gestatten. Dieser Antrag ist vom Reichsamt des Innern und vom Handelsmini st erium geprüft worden. Das GrgebniS dieser Prüfung war«i-n Bericht an den Reichskanzler, die Ausnutzung der Gruben durch Tbyssen für Rechnung des Eigentümers zu gestatten. Dieser Bericht ist aber nur Gnt- Wurf geblieben, da inzwischen die Schutzverwaltung cinge- richtet war, die direkt dem Reichsamt des Innern unterstand. Unter dem 11. Dezember ist dann ein Erlaß an den Vermal- tungschef in Metz gegangen, in dem ausgeführt wird, daß nach Lage der Sache die baldig« Inbetriebsetzung der Brieh-Gruben zweckuräßig sei, daß aber das Privateigentum an diesen Gruben unbedingt aufrechterhalten werden müsse. Mt- nisterialdirektor Dr. Neuhaus betont, daß die sofortige Jnibe- triebsetzung dieser Gruben durch ein privates Werk sowohl aus militärischen Gründen wie aus Rücksicht auf die Arbeiter- fragen und auch auS Gründen der Ernährungsschwie- rigkeiten zunächst abgelehnt worden sei. Zeuge N c u b a u s bekundet noch, daß der damalige Unter- staatssekretär im RcichSanrt des Innern Richter die Hände ge- rungen habe darüber, wie Erzbcrger ihn mit Thyssens � Privat- wünschen bedränge. Auf Befragen deS Borsitzenden antwortet der Zeuge, daß nach seiner Auffassung es für Thyssen in erster Linie nicht auf allgemeine Interessen ankam, sondern darauf, im Brieygebiet testen Fuß zu fassen. Bei der Aufteilung der Haldenerz« hatte Erzbergcr jedenfalls im Sonderinteresse Thyssens gehandelt. welches im Widerspruch zum Interesse der Gesaint Partei stand. Bors.: Würden Sie eine solche Bciätigung eine» Abgeord- n�e t e n für zulässig halten.— Zeug« N e u h a u S(mit erhobener Stimme): Unter keinen Umstanden! Es entspinnt sich hierauf eine scharfe AuSeiwrndersetzung im Anschluß an die Aussage dcS Zeugen R a b e s: Der Dezirkspräsident von Geuimingen babe eine bestimmte Zusage an Thyssen wegen vorzugSweiser Erzlieferung gemacht und inefe Zusage nicht gehalten Dr. Helfferich fragt, ob dem Zeugen nicht bekannt sei, daß von Gemmingen die Abgabe einet solchen Versprechen» auf das ent- ichiedemss- bestreite. Zeug« Rabe» gibt zu. daß von G. die Abgabe dieies Versprechens bestritten habe, er aber unter seinem Eid« aussagen könne, daß von G. ein solches Versprechen gegeben habe. wie ihm Herr August Thyssen persönlich mitgeteilt habe.— Auf Befragen deS Borsitzenden bestätigt der Zeug«, daß er den bestimm» ten Eindruck gehabt habe, eS babe sich bei Thyssen stet» darum gehan. delt in bezng auf seine Festsetzung im Brieygebiet eine vollzogene Tatsache zu schaffen.— Aus ein« Frage Alsberg» erwidert Erzbergsr, daß er die Handelsgesellschaft.Ostrova" nicht kenne. Dr. Als- b e r g: Im Handelsregister Berlin-Mitte befindet sich aber eine Eintragung bei dieser Gesellschaft, wonach zum Beirat auch der Reichsflnanzminister Erzberger gehört.— Zeuge E r z b e r. a e r: Ich kann unter meinem Eide nur erklären, daß mir von diesen Vorgängen Überhaupt nichts bekannt ist.— Vors.: Wir tww- den die Klärung dieser Frage bei anderer Gelegenheit vornehmen müssen. Der früher« Staatssekretär im ReichswirtschaftSministerium Frhr. v. Stein bekundet auf die Frage Helfferichs, ob er das Bor- geben de» Abgeordneten Erzberger nicht illoyal und ungerechtfertigt tind«:„Illoyal' möchte ich nicht sagen, aber ungerechtfertigt labe ich e» gehalten, msofern, als nach meiner Ueberzeuguny die Regierung das Möglichste getan hatte. Nächster Zeuge ist Ln�erstaatSsekretSr Richter., Er erklärt, daß er versucht habe, sich aus den Akten zu informieren daß aber die Akten zum größten Teil verloren gegangen seien. Er müsse also nach seinem Gedächtnis aussagen, und versuchen, mit Hilfe der in den Zeitungen erschienenen Prozeßberichte die Such. läge von damals zu rekonstruieren. Er schildert dann die De- svrechung mit Thyssen und seine Anträge und kommt dann auf die Frage der Sckrtvedenerze zu /»rechen, die er für die deutsche In- dustrie als unentbehrlich bezeichnet. Daß er sich bei Neuhau» über
Erzberger beschwert habe, ist dem Zeugen nicht mehr nn Gedächtnii. er will dies aber nicht bestreiten. Erzberger sei wiederholt bei ihm gewesen. Er habe damals gewußt, daß zwischen Erzberger und Thyssen nahe Beziehungen bestanden. Auf Befragen des Vorsitzen- den erklärt Richter, daß man über die Frage, ob Erzberger seine Pflicht als Abgeordneter verletzt habe, verschiedener Ansicht sein könne; es gebe sehr vorsichtige Abgeordnete, aber auch Männer mit weitgehenden Anschauungen. Er könne sich allerdings nicht er- innern. daß ihm ein solches Verhalten wie das Erzberger» auch bei anderen Abgeordneten vorgekommen sei.— Helfferich erinnert den Zeugen, daß dieser, kurz nachdem Helfferich daS Reichsamt de» Innern Übernommen hatte, mit Thyssens Eingabe zu ihm kam, mit dem Bemerken, daS müsse bald erledigt werden, dorm Erzberger ließ ihm kein Rube. Der Zeuge habe eS auch nicht in der Ordnung gefunden, daß Erzberger sich für die Thyssenschen Interessen io ein- setzte und dies Verhalten als ekelhaft und als Schweinerei bezeichnet. Zeuge kann sich ansang» dessen nicht erinnern, erklärt dann aber, daß er sich wohl besinne, auch daß er die Sache als dring. lich bezeichnet babe und dabei eine kräftige Bemerkung habe fallen lassen. Auf Befragen Helfferichs bestätigt UirterstaatSsekretär Richter diesem, daß Helfferich sich für eine ernstliche Prüfung der Fragv der Eigentumsübertraguirg eingesetzt habe. Auf Helfferichs Wunsch habe er dann Erzberger bei seinem nächsten Besuch zu ihm geschickt. Auf Bitte des Geh. IustizratS v. Gordon wird dem Zeugen dann die Thyssensche Eingab- vom Mai 1916 vorgelegt. Während Exzellenz Richter diese durchliest, macht Oberstaatsanwalt Krause die Mitteilung, daß bei ihm ein Telegramm eingelaufen sei, datiert vom 24. Januar auS Düsseldorf und unterzeichnet vom Werkmeisterverband, in dem mit Bezugnahm« auf die Zeitungsnachrichten über die Kränklichkeit deS Zeugen Thyssen daraus aufmerksam gemacht wird, daß Thyssen am 23. Januar von Mühlheim nach Düsseldorf in Geschäften gefahren sei.— Bors.: DaS ärztlich« Attest widerspricht diesem Telegeamm ja nicht. ES ist darin die Rede davon, daß dem Zeugen längere Reisen unmöglich sind. Bon Mühbheim bl» Düsseldorf ist doch nnr eine kleine Reise. — Es entspinnt sich dann eine längere Kontroverse zwischen Unter- staatssekretär Richter und den Anwälten über die Auffassung der Thyssenschen Eingaben. Der Zeuge bezeichnete die Forderungen Thyssens als alternativ, falls eS mit der EigentumSübertra- gung nicht ging«, dann müsse man es eben mft der Betriebsüber- nähme verlnchen. Bei verschiedenen Bersuchen des Rechtsanwalts Dr. Friedländer, den Zeugen zur weiteren Erläuterung seiner AuS- sage zu bewegen, bemerkt der Borsitzende:„Die Herren ivolleu den Zeugen immer ihre Meinung suggerieren. Die Zeugen haben doch schließlich ihr« eigene Meinung.' Der Vorsitzende verliest hierauf das Attest, das der Arzt August Thyssens ausgestellt hat und in dem eS für diesen für mindestens drei Monate als unmöglich bezeichnet wird, ohne ernstliche Gefährdung seiner Gesundheit eine längere Reise zu unternehmen und einer aufregenden Verhandlung beizu- wohnen. Der Zeug« sei 79 Jahre alt. Auf Antrag de» OberstaatS- anwalts Kraus« beschließt da» Gericht, August Thyssen durch einen beamteten Arzt untersuchen zu lassen. Reichsfinanzminister Erzberger läßt sich noch von dem Zeugen Exzellenz Richter bestätigen, daß er in seiner Gegner» schaft gegen den U Doot-Krieg mit dem Zeugen übereingestimmt habe.
Gro&Berlin Ter Arbeitsplan der Bolkshochschnle« Die neugegründete Volkshochschule Groß-BerlinS gibt soeben ihren ersten Arbeitsplan berau». der ein Verzeichnis aller Kurse entbält, die für die Zeit Januar bis März 1929 veranstaltet werden. Danach werden zunächst sieben Arbeitsstätten ein» gerichtet und zwar im Zentrum, Nordwesten. Norden, Nordosten, Südosten(zugleich iür Treptow , Baumschulenweg , Nieder- und Oberschöneweide . AdlerShoi), Süden und Westen. E» sind durch- weg geeignete Räumlichkeiten an Hochschulen und ähnlichen Instituten gewählt worden, die sich für Borträge aller Art, auch mit Experimenten. Lichtbildern usw., eignen. Bei der Wahl der Kurse—«§ find deren 60 angesetzt— ist jedes Durcheinander vermieden und besonderes Gewicht auf einen systematischen Aufbau gelegt worden. Es finden eine große Reibe einführender Kurie stoit, die den Hörer zunächst an die Probleme der einzelnen Wissensgebiete heranführen. Erst dann werden in systematischer Reihenfolg» ArbeitSgemei nsch ästen
Jan Krebsereuter. Seine Taten. Fahrten und Meinungen. Aufgezeichnet viu HanS Mllller-SchlSsser. So gingen sie noch dem Hause, über dessen Türe an einer eisernen Stange die große, vergoldete Brezel schaukelte. An der Türe begegneten sie der Hebamme, der dicken Fnau Zeppenfeld, die schnaufend den Dürpel hinaufstieg. ..'n Dag zuscunme!" begrüßte sie die beiden.„No, mat lagt Ihr'vom Grades?.Hat er mit seinen dreiundfufzig Jahr' noch so'ne tüchtige Jung aus die Bein' gebracht I" Und während sie. ihr dunkelrotes, mit schwarzer Spitze besetztes Staats kleid zusammenraffend, den beiden die enge. gewm'dene Treppe'Vovaufkletterte, fuhr sie unter Stöhnen und Schnaufen fort: „Aber der jungen Fron Hab' ich es angenierktl Ihr könnt Euch drauf verlassen, die ist noch schwor voll Jungens l" Madam Krüll war mit ihrem fünfzehnjährigen Jungen 'chcm oben. Grades hatte sie aus lauter Gutmütigkeit nnd iacrl er wußte, daß daL alte Madämchen sich dalüber freuen würde, als Patin eingeladen. Sie war schon eine halbe Stunde früher gekommen hatte ihrem langen, schwarzhaarigen Jungen, der täppisch in einer Ecke stand, ihr schweres, schwarz- 'eidenes und an den Rändern von Goldfäden durchwirkteS Umhänaetuch in Verwahr gegeben, ein altes Beutestück aus ihrer Marketenderinnenzeit, daS dem Untergange cm der Beresina entgangen war. und hatte sich dann kribbelig und wibbelig rmd in einem fort plappernd daran gegeben, dem ungeschickten Grades beim Decken des Kaffeetisches zur Hcmd z.U gehen. Den Küchentisch hatten die beiden in die Mitte deS Zimmers gerückt und. da er für die vielen Taufgäste zu klein war. mit einem steifbeinigen Empirekonsölchen der- länaerr. Ein aroßes Tischtuch mis dem Leinenschatze der Bäckersfrau deckte Tisch �und Konsölchen und hing an allen Seiten tief herunter. Fünfzehn Porzellantassen verschiedener Form und ebensoviel Tellerchen standen auf dem Tische und in der Mitte eine flache Schüssel mit den zu einem Berge auf» gestapelten Scheiben des mürben Weißbrotes, aus dem die lästigen� Rosinen und Korinthen hervorschimmerten. Zwei goldgeränderte und blaubenralte Porzellanvafen hielten Sträußchen aus Schlüsselblumen und Veilchen. Madam Krüll schnitt gerade de» braunen, nach Butter
dustenden Topfkuchen in schmale Stücke, und als Grades vom Rande ein Häppchen abbrach und rasch in den Mund steckte, klopfte sie ihm mit>dvm flachen Messer auf die Finger und rief: ...He. Monsirur Grade?, große Kind! Können iwfcht warten, bis kriegen seine Teil?! Allez? NnßieHen die Rock! Machen fertisch für die Tauf'.'"• Grades, der noch in Hemdsärmeln war, begrüßte kauend und lachend das Ehepaar Ouaddelmechel und Frau Zeppen» falb, die ins Schlafzimmer ging, um den Täufling für seinen ersten Gang zurrechhiumachm und zu putzen. Von der Franziskaner Kirche läutete es. Madam Krüll rief durch die Tür ins Schlafzimmer hinein: „Madame Seppenfeld, l'nelll Da läuten schon?" Voller Aufregung riß sie ihrem Jimgen das seiden« Tuch auS der Hand und warf es um die Schultern. Grades wurde auch nervös: er zag hastig sein« blaue Sotlenjacke an, nahm die Kappe vom Nagel, hauchte daS Lockschild an und putzte eS mit dem Aermel glänzend. „Magst du rasch vorher'n« Ingwer, Fernand?" fragte er dann, holte aus einem Schrankchen eine Flasche und drei Gläschen.„Du auch, Billa ?" „Eja. Ingwer schmeckt lecker l" Grades goß drei Gläschen voll, da kam die Frcm Zeppen» feld mft dem kleinen Jan aus dem Schlafzimmer. Er war in ein großes, türkisch gewirktes Tuch vingehüllt. Frau Zeppenfeld sagt«: r „Kommt, Grabes, ich trink auch sin Flötchen! Es blast ein frischer Wind, und Ingwer wärmt." Tann schlürfte sie das Gläschen leer und fragte: „Sind wir jetzt soweit?" „Jo. Frau Zeppenfeld,»mr sind soweit." „Dann voran I" Sie gingen, die Frau Zeppenftld mft dem Täufling an der Spitze. Grades dahinter und Ferdinand Ouaddelmechel und Madam Krüll zum Schlüsse. Billa blieb, weil sie die unterdessen ankommenden Tauf- gäste empfangen sollte. Sie ging ins Schlafzimmer und setzte sich zu Trüdske ans Beft. Sie drückte die Hand der jungen Mutter und sagt«: „Trüdeke. jetzt hast du. wat eine Frvu ihr Glück nennt. und mehr kannst du nit verlang«». Wenn e» uns armen'
gebildet, in denen Lebrer und Härer gemeinsam den Wissens- stoff durckiarbeiten. Diese methodische Gliederung ermöglicht erst eine gründliche Durchdringung des Stoffes; außer- dem wird damit dem oberflächlichen BUdungsdilettamismiiS, der sich gerade gegenwärtig lehr breit gemacht hat, entgegengewirkt. Alle Gebiete des allgemeinen Wmen« sind in den Arbeitsplan auf- genommen: Volkswirtschaft. Geschichte. Philosophie, Staats- und Geielllchaftslehre. die Naturwissenschaften, Kunst und Literatur. Auch in der Auswahl der Lehrkräfte bat die Leitung der Volks« Hochschule eine glückliche Hand gezeigt: Die hervorragendsten Wissenschaftler, wie Prof. Dr. Einstein, wirken ebenso mit wie der Begründer der Wiener Volkshochschule Bros. Dr. Hart« mann und unser Parteigenosse Dr. Conrad Schmidt. Die einzelnen Arbeitsstätten sind nicht wahllos mit Kurien verseben, sondern überall finden die gleichen Kurse statt, so daß ge« wissermaßen sieben BolkSbochichulgemeinden, von denen keine sich als benachteiliat ansehen kann, gebildet werden, die im Rahmen des Ganzen wirken. Die Kurse umsasien 8 bis 10 Abende; die Hörgebühr beträgt für die Stunde(50 Pf, die Doppelstunde 1 M., für den einzelnen Kurius alko 4 bis 8 M AlleS Nähere ist aus dem Arbeits- plan zu erkehen. der bei jedem Lehrgang auch eine kurze� DiS- Position oder erläuternde Bemerkungen zur besieren Orientierung deS HörerS enthält. Der Arbeitsplan und Teilnebmerkarren und im Bureau des Bezirksverbandes Groß-Berlin, Bellevuestr. 7. 2 Tr.. Zimmer IS lTheodor Fischer) zu haben; kerne? an folgenden Stellen: Gewerkschaftshaus, 80. Engelufer 16, 1 Tr.. Zimmer 16; Gewerkschaftsbund der Annestellten. S"W, Schützenstr. 27/30, Hof r. Ausg. OH; Buchhandlung der.Freiheit', 0. Breitestr. 8/9; beim Bkörtner des Luisenstädtischen GymnastumS, Itf , Gleimsir. 49(5— 7 Uhr nachm.); beim Pförtner der König» städtischen Oberrealschule. MX Pasteurstr. 44/46(5—7 Uhr); sowie beim Vsörmer de? MuieumS für Meereskunde, NW , Georgenstr. 84 (8-7 Uhr)._
Eine Pachtschutzverordnung. Der im ReickSarbeiismiiristerium bearbeitete Entwurf einer Pachtichiitzverordnung, deren Erlaß die Nationalversammlung der» langt hatte, ist den beteiligten Ministerien des Reichs zur Beratung uigegangen. Die Verordnung sieht zur Schlichtung von Streitigkeiten aus ländlichen Vachtverträgen und ähnlichen Vereinbarungen iür gewerbsmäßig land- oder garten» wirtschaktlich genützte Flächen kleineren UmiangS Schiedsstellen vor. Diese werden eine gewisse Aebnlichkeit mit den Misteinigungsämtern aufweisen. anderenteils aber den besonderen Verhältnissen des Landes in vollem Umiange Rechnung tragen. Sie tollen in erster Linie aus einen Vergleich hinwirken und entscheiden im übrigen nach billigem Ermessen Dabei wird ibnen die Beryrdnung solche Richtlinien geben und ihre Bestignisse so fest umgrenren, daß die erforderliche Rechtssicherheit bei Pacht« Verträgen gewährleistet bleibt. Die Verordnung, die am 1. April, aber mit rückwirkender Kraft in Kraft treten soll, gilt auch für He»er» linasverträge ohne Einschränkung bezüglich der Größe deS Pacht» landeS._ Wustte er da«! nicht—? Zu der Angelegenheit des Architekten Kleber, der ak» Per» Walter des HnuseS Elbinger Str. 22' den Mietern die ihnen ange» kündigten Mietssteigerungen als von der 7. Wohnungsinspektio» genehmigt bezeichnete, bat auch die betreffende Wobnimg«» inspektion sich geäußert. Mietern des Hauses hat sie auf Snftoge mitgeteilt: .daß diese Angelegenheit durch ein Versehen von der VII. Inspektion bearbeitet ist. Wenn Herr Kleber schreibt, wir haben die Mietspreise ge» nehmigt. so ist daS r a l s ch. Wir haben gor kein Recht zur Genehmigung. Wir köunen uns nur mit den Preiiep einver» standen erklären, wenn auch die Mieter damit einverstanden sind, da sonst in sedem Falle daS M.-E-A. anzurnien ist. Ferner hätte Herr Kleber, der ielbst bei der VII. WobnungS» Inspektion täiig ist. wiffen müssen, daß daS Hau» n i ch t zu unserem Jnipektionsbezirk gebort. Herr Kleber bat. wie seine von uns in Nr. 19 wiedergeaebene Richtigstellung hervorhebt, die Mieten deS von ibm verwalteten Hause« nicht selber begutachtet. Er lehnte dg« ab, und ein anderer Sachverständiger der 7. WobnungSinipeknon besorgte dann die Taxierung. Diesen Punkt bot Herr Kleber hinreichend aufgeklärt. Daaegen ist noch unklar, wie er sich auf eine so» genannte Genehmigung der 7. Inspektion berufen konnte. Er mußte wissen, daß Elbinaer Straße 82 nicht zur 7. Inspektion gestört und daß eine von dieser Inspektion für dieftg
Frcmleift auch nit ffegc-bcn ist, gelehrte Blichet zu schreiben, mit Pinsel oder Winkelmgß umzugehen, große Brücken zu bauen oder herrliche Schtösfer und Dome, Krieg zu führen und Länder zu regieren, io hat es uns der Herrgott über» tragen. Kinder aus die Welt zu bringen, und auf unsern Knien werden brave, tüchtige, kluge und berühmte Mann sleut groß! Auf unterm Schoß nimmt alle? Große aus der Welt 'einen Anfang, und das Mutterglück ist so'n ähnlich Gefühl, wie es ein Mann hat, dem ein groß' Werk gelungen ist. Ich gratulier dir, Trüdeke!— Und jetzt wollen wir dich ein bißchen sein machen." Sie stand auf. holte Kamm und Bürste, löste das schwere, schwarze Haar Trüdekes und flocht es m zwei lange Zöpfe.— Der kleine Taufzng war unterdessen die enae Treppe hin» untergestiegen und wie er in den Hausflur kam, stand der Bäckermeister Höffgens in roten Plüschpantofseln und weißer Feiertagsjacke mit Perlmutteicknöpfen breit in der Tür«. Er nahm seine lange Pfeif« auS dem Mund, strich den hängenden Schnauzbart aus die Seit«, lachte und sagte: „Viel Glück auf deinen ersten Weg, kleiner Jimgl 5lls Heid' gehst du raus und als Christ kömmst du nach Hausl" Als sie mit dem getauften Jungen aus der Kirche mieder nach Haute kamen, schallte ihnen von oben ein Durcheinander von Stimmen entgegen. Die meisten Taufgäste waren schon da. Der Bäckermeister hatte einen eigens gebackenen, runden Kuchen gebracht, der mit Zuckerarabesken verziert war und auf dessen Mitte ein Kreuz, ein Anker und ein.Herz aus Goldpapier glänzten, die Symbole von Glaube. Hoffnung und Liebe. Dte Bäckermeisterin legte ein Paar telbftaestrickte Jäckchen und Ttrsimpschsn dem Trüdeke in den Schoß dte noch ein wenig blaß und matt mitten unter den Gästen teß. „Och. Frau HöffgenS, wat haben Die sich da für'n Ar» beft gemacht!" sagte sie mit dankbarem Lächeln. „Arbeit, hö, hö wie ich so alt war wie Sie," eteaegnete Frau Höftaens.„da hatt' ich schon den Laden und drei Kinder- chen und Hab' dabei noch ein Eckbirttchen gehäkelt, hö, hö!" „Nee, nee, wat ein lecker Beestl" sagte die Frau Klempnermeister Schlüter vom zweiten Stock und kniff mit ihren rauhen Fingern dem in seiner warmen Hüll« schlafen» den Jungen in die rosigen Backen.>„Wat meinst du. Wellem." wandte sie sich an ihren Mann,„hcrtt'st du nft auch noch Appetit auf so'n lecker Tonnchen Kappes?" Worts, folgt)