Das&tfle ÜJisaifiE war reich an Arbeit vnd Aufregung in öer Vreuß?schen� Landesversammsung.(?Z hat aber leine ?t r ü ch t e gezeitigt. Tie Äerbältnisie im Üande sind besser gew erden, eine allmäblicbe Gesundung ist eingetreten. auch die B e r u b i g u n g des Volkes schreitet sort. Das neue Jahr wird die. bereits erwähnten, grohen VerwaltungK' aesetze und die Verfassung bringen und auch das Bodenoer- besserungsgefetz. Von grögter Bedeutung wird aber auch iein. daß aus dem wilbelminnchen..Gutsbezirk Berlin� endlich e.n wirkliches ein G r oß-B erlin ersteben wird. Bi lb. P setzet.
Partei Meuchelmörder. � 7'N allen Tonarten sucht jetzt die rechtsstehende Presse ihre Mitverantwortung an dem Attentat auf Erzberger ab- zuleugncn. Tabei muß freilich selbst die..Kreuzzeitung " zugestehen...daß der Mordanschlag gegen Herrn Erzberger ohne die scharfe Bekämpfung seiner Person- l t ch k e i t, wie sie namentlich in der Presse der Rechten erfolgt ist. nicht verübt worden w äre". Und weiter gibt das Blatt zu. daß in der Polemik manchmal„über die Stränge g e s ch l a g e n" worden ist. und daß man„nicht jedes Wort verteidigen" körine. daZ in der Presse der Rechten gegen Erzberger ge» schrieben worden is� Doch trotz dieser Zugeständnisse'kommt das konscrvative.Blatt auf dieselbe Frage herauZ. wie die sich jetzt ganz unschuldig stellende„Post" und„Tägliche Rund- tchau", ob man denn deswegen nicht mehr einen politischen Kampf führen dürfe, weil im letzten Ende die Gefahr bchteht, daß irgendein unreifer Mensch sich dadurch zu Gewalttätigkeiten hinreißen lasse.' Gewiß darf man diesen Kampf führen! Es kommt nur darauf an, w r e man ihn führt, ob nut sauberen Waffen oder mit schmutzigen Mitteln, die von Vornherein daraus berechnet sind. dunkle I n st i n k t e auszu pertschen! Und das ist bisher das Merkmal sedes Preüekampses der T e u t s ch n a t i o n a l e n gewesen, naß die vergiftete Waffe der persönlichen Verleum- d u n g darin eine hervorragende Rolle spielte. Was ist nicht seit der tftevolution allein über sozial- demokratische Führer in der alldeutschen Presse zu- sammengelogcn worden' Man hat sich selbst nicht gescheut. fffjon aus dem Jahre 184s stammende Lügen gegen die Revolution neu aufzupolieren und lebenden Personen anzu- hängen. Dir erinnern ferner an die gehässigen Geschichten über den Reichspräsidenten und seine Famlio, von denen die„Deutsche Zeitung" wöchentlich mindestens je eine bringt und die sich stets als g l a t t e E r f i n d u n'g e n her- ausstellen. Ueber kaum einen Menschen aber hat die alldeutsche Presse wohl soviel gehässiges Zeug zusammengelogen wie über Erz- bcrger. Hat man nicht über ihn geschrieben, er sei bei den Waffenstillstandsverhandlungen so freigebig mit Angeboten deutschen Materials gewesen. daß die feindlichen Unterhändler sich darüber verwundert hätten?! Hat man nicht immer und immer wieder behauptet, Erzberger habe den Feinden Zugeständnisse gemacht, die sie gar nicht verlangt hätten?! Hat man ihm nicht nachgesagt, daß er sich am Tage der Friedensunterzeichnung in ausgiebigstem Maße den Freuden des WeinZ hingegeben habe usw. usw.?! Und nun wundert man sich, wenn solche Behauptungen in einem Minderjährigen den Entschluß auslösen, den Mann zu bc- fettigen, den et nach den Berichten seiner Presse für solcher Zchandtaten überführt hält. Wenn dazu noch die„Tägliche Rundschau" über den„kugelrunden aber nicht l u g e l f e st e n" Erzberger höhnt, so bedeutet das eine Herausforderung der Tat Tieselbe Presse, die mit dem©ist persönluher Verleumdung die Atmosphäre geschaffen hat. in der der Mord gedieh, will jetzt— o Ironie der Geschichte— die Revo-
Musiker-persönlichkeiten. Konzert-Um schau. UchsteZ Glück auch für den Musikanten: eine Personlichkeü zu tem; jenen großen Ziii&sr zu veckveiüm, der mit dem Können so zu tun bat. Zufall, nicht Vorbedingung, daß die Technik bei den meisten kuiütleoischen Persönllchkeiten irgendÄnmal türm- bock! über Pas Erlernbar« hinauKjchwingt. jihr Verlust zerffärt den- Ruhm und den Wert d�r Persönlichkeit nicht; N'.emann, j-illi Leh« mann, Wüllncr sind große. Beispiele dafür; und sie ließen sich aus Gestern und H�uie mehren. Tiefe AuZnahme-Menschen parken unS. ehe wir wissen, wo die Größe ihrer Leistung endet. T i g r i d Hottmann- Onegin ist solch« Musiker-Persön- stichkeit. See breitet das Wunder ihrer Stimme über die trautesten Töne Äeethovenscher Lieder, maßlo- in der Hingabe ihrer Em.vsin- dung. oerichwenoerisch im Atem, in der Tongebung. fast ohne Rücksicht auf den ökonomischen Aufbau einer LiebeSweise. Dennoch. dennoch! sie bezwingt ur>5, und alle Vorbehalte nützen nichts: es ist eine steier, ibr zuzuhören. Eme zweite Krau. Ilse From- Michael», scheint den gleichen- Wch zu gehen, ofrnc daß ihre Technik gerade ltervorragend genannt werden könnte. In den .Wanocchabren" Liszts gleitet Hochgewölbtes und Flacheö, Brau- sendes aus dem Reich der Ewigkeit und Klingendes aus der Welt de.? Alltage, an uns vorbei. Diese blonde Frau, eifernd gegen die Weichheit ihrer Nerven-Hönde, sonnt aus dssn Kleingeborenen iwch ein Stück Welt-Musik, in die kahlen Noten einer TurchschnlttS-Im- pvefsisn tuebt sie aus»Eigenem Farben, Beleuchtungen«in. Sie vibriert, sie leidet, sie stürmt an. Ein seltsamer Betrug: über die Kahlheit eines Borwurfs triumphiert die Ueppigkeit einer musi- kalischen Kraft. Bei Walter Kauffmann.-der unter Kl edler» starker Leitung da? zweit« Araihänsche Klavierkonzert sprelie, stürmt die männliche Energle zu weit über den VmvflndungSgehalt selbst dieses gra- nitenen Werks hinaus. Gr hat die Wucht und die Kraft für daß Anspringen des«sten DatzcS. hat die Leidenschaft für das Scherzo und d:s Dämonie für den Dreidierteltakt. Sein Blut ist in solcher Wallung, daß ihm die Zigeunrrweise des letzten Allegre-w am reinsten, am bestim Klingt. Aber das Werk hat neben Sturm und Wetter und Lau»el noch ein« stille Note, die dem Geiste des Trau. meii Schumann verwandt ist. Sie muß immer wieder durchklingen., zu ibr muß sich der erregteste Spieler wieder zurückfinden können. Tftaan'allein fehlt es dem ungemein begabten Walter A-uistmann. Er melde die hörbar« Nkaltratievunz des Pedals, lerne singen und letfe fein im Jubel: sann wird er eine wahrhafte Zierde des Kon- «rtsaal». Fredler dirigierte noch die C-Moll,©infsjii'. von Hugo - t ause, ein klanqfchöneZ. klar, disponiertes, aber?n feinen ersten .««i Sätzen etwas saumselig Hinsließendes Werk; Brahmsche Linien, Straußsche Farben. Aber inmitten steht ein austechtes, gerades, hartes und persönliches Erleben.
lution verantwortlich machen für die Tai eines aus- gesprochenen GegenrevolutionärZ Das Schönste in dieser Beziehung leistet sich der„Reichsbote". Daß das fromme Blatt lügen muß, die Sozialdemokratie habe den Meuchelmord von jeher in Wort und Schrift verherrlicht, regt uns nicht auf, Frömmigkeit und Verlogenheit haben seit jeher nahe beieinander gewohnt. Aber zum Lachen reizen mutz folgender PassuL: Wenn man naS einer Mitschuld an der Tat gegen Erzberger sucht, 10 kann nur die Revolution in Betracht kommen, die unser Volk moralisch verseucht und olle sittlichen Begriffe aus den Kork gestellt hat. Die Erziebung des Volkes zu Äitenlaten. wie sie ser sozialdemokratische Bkul'akender{11) bewirkt bat, die Emchrisl- lrchung weiter Kreise, die Vergiflung der Jugend durch Schmutz- und Schanderzeugn>ne einer verwüstenden Äiterliteratur, deren Bekämpfung und Zurückdrängung vom Markte Sozialdemokratie und Demokratie ste:z mit den abgedroschenen Schlag- Worten von Meaklion und Finsterlingen zu bindern gewußt haben, die zynischen Lehren von der Umwertung aller Werte und die höhnischen Spöttereien über eine„veraltete" Moral haben einen Dunstkreis über unserem Volke verbreitet, daß Unreife, Halb- und Ungebildeie durch den dicken Nebel die lichten Sterne ewiger, großer, unerschüuerlicher Wahlhelten und hehrer, golt- entstammter Siltlichkeitdbegiiffe nicht mehr erkennen können. Also der feudale Herr Oltivig don Hirschfeld. der Leser des„Lokal-Anzeigers" und rechtsstehender Blätter ist unter dem geistigen Einfluß der Sozialdemokratie zu seiner Tat ge- kommen!. Höher geht der Unsinn nimmer. Lohnt es sich kaum, dieses Geschwätz sachlich zu widerlegen, so wollen wir dpch die„Post", die von der„mit Morden belasteten jungen Republik " fabelt, in aller Ergebenheit fragen, wer denn eigentlich am 9..Rovember ermordet worden i st? Wo sind die Bluttaten am Siegestag der Revolution, aus denen heute ein gegenrevolutionärer Reaktionär das Recht der Wiedervergeltung schöpfen könnte? Keinem. Menschen ist damals ein Härchen gekrümmt worden. Selbst die ausgekochtesten Polizeihenker sind bei der Einnahme des Polizeipräsidiums unangetastet geblieben. Eine Frage aber noch an die sich biblisch entrüstende '„Deutsche Tageszeitung". Kennt sie das Blatt, das am 23. Januar folgendes geschrieben hat: In S«stütz und Bedeckung von zwei Anwälten, einem�mit einer Akrenlasche von Hamsterformat beladenen Plivatsekretär und endlick von zwei Privat Mameluken, die seine speck - glänzende Kolperlichkeit vor„Uebeefallen" beschützen sollen, zu seinem Kummer aber nicht im Saale verweilen dürfen, ist Erzberger aufmarschiert. Das Blatt, das dieses schrieb, ist— die„Deutsche Tages- zeitung". Und dieses Blatt entrüstet sich über die Feststellung der Regierungserklärung, daß die Tat ohne die sinnlose Hetze gegen Erzberger unmöglich gewesen wäre, mit den Worten, daS sei„die unverantwortlichste uild empörendste Unwahrheit, die sich denken laßt". Nach der Tat weiß man eben nicht mehr, waS man vorher geschrieben hat Und eben fällt uns noch ein.in München erscheinender „Völkischer Beobachter" in die Hände, der den Satz enthält: „Graf Area mag uns stets ein louckitendes Beispiel sein.""Wer solche Beispiele predigt, trägt die Verantwortung, wenn sie nachgeahmt werden.
Erzbetrgers öefinöen verschlimmert. Die Röntgenuntersuchung der Schußverletzung des Ministers Erzberger , die unter Hinzuziehung von Professor Hildebrandt durch den Hausarzt Professor Dr. Plesch vorgenommen wurde, ergab den nachstehendeu Befund: Die Kugel, die Teile des Schulterblattes zeriplittert hat, sitzt dort fest. Da größere Blutungen eingetreten sind und die Wunde äußerst schmerzhaft ist, ist es zurzeit nicht möglich, das Ge- ichotz zu enliernep. Minister Erzberger besinder'ich zurzeit sieber- fre», doch leidet er an großer Schwäche. Pulszahl 149. DaS Gesamtbild der Beobachlungen gibt zu Bedenken vor- läusig keinen Anlaß und unmittelbare Lebensgesahr für den Mi-
Carl F l e f ch bleibt seinem Ruf treu, unter Bcitcn ein Bester rn der Geia-errwalt zu sein. Seine Deerhaven-Jntervretatron ist zwar nicht frei von einem belehrenden Beigeschm«lck: iie gibt aber daS O-Tur-Konz-rt in so kraftvoller Ausarbeitung, mit so festem, gcsichenten Strich, so männlich und klug gegliedert, daß die Freude an solcher Leistung auch durch Erinnerung an die so anders fühlen. den Meister Busch und Veäeeq keinen Augenblick getrübt werden kann. Lernen aber kann man Wohl bei niemandem so gut, wie bei Eiarl Flesch; da? sollten auch die besieren Geiger wissen. Ella Pau ce r a ist eine brttemröss Pianistin: da» zeigt« sie rn der hinreißenden Bewältigung der IL. Liszt-Rhapsodt«. Man konnte dabei sogar vergessen, daß dieses Werk ernen starken Zuschaß Ifen Militärmusik und Kolportaae-Romantik enthält. Einen größeren Erfolg noch erzielte sie mit dem wundervoll gesungenen, einschmeichelnd gespielten Venetianischen Gondellied und der, eindrucksvoll lebendigen Gestalüpng oes lLll Petrarea-Sonettd. Ein« Frau war es auch, die der letzten Kammerrnusik-Veran- stallung in»er Neuen Musik-Gesellschaft besonderes Gepräge vcr- lieh: Nora Pisling-Boas. Sie sang in Schönbergs op. 10 die beiden cingewobenen Stimmungsbilder:„Litanei" und „Entwicklung"(von Stefan George ). Unbekümmert, unbeschwert von den Schwierigleiten aller Einsätze, Tonstllgen, Kostl-Strapazen breitete sie in bewegtem und erlebtem Gesang einen Wu-nberteppich aus, farbig, edel, schwer und«cht. Musik, die uns Problem noch ist, hat sie in sich aufgenommen, ringt nicht mehr mit dem Aus- druck, sondern übermittelt schon EmpfinduNgs-Aerte. Diese Kunst. fertigchüt, die sicher einer tiefen Neigung entspringt, reißt unc- mit. Täuscht un» sogar mehr Musik-Pracht und Bluse vor, als das Werk in seiner heute noch grotesken Stilistik und eigenartig bewußten Melodik zu besitzen scheint. Ein Quartett? Ein Werk für Gtreich, Instrumente? Ein Lau mit Struktur und Kontur? Eine Not. wendigkert im Fernlosen, im skurillen Aneinanderreihen und Zu- sammcnplatzen der Töne? Nichts von alledem sehe ich. Und doch blüht aus der Tiefe heraus eine Pflanze, die nur unserer Zeit Sonne ans Tageslicht wecken konnte. Ein Problem, noch ungelöst. Aber es wirft seine Fänge nach uns aus. Lambinon, Fc-urnes, Höbers Zeelander bewälligten die Riesen-Maße dieser Pseudo- Architektur meisterhaft. Zum Denke nannte sie kein Buch, kein Programm. Ich will ihr Heros sein. Dr. Kurt Singer .
Ter Groh,Serliuer Ausschuß zur Beköwpfnnz der Schandliteratur wählte gestern seinen Borstand neu. Dorfitzender bleibt Stadtrat Fobannes Sasi'enbach. Zwei aussisteldenSe Mitglieder wurden durcb die Herren Wirte und Svohr ersetzt. Im übrigen bleibt dl« Borstandichaft und im wesentlichen auch die Besetzung der Aus- schüsie für die neue Arbeirsveriode unverändert. Nur der Kino« ausschufc wurde erbeblich verstärkt. Auch di« katholische» Balls- bildungSvereine entsandten jetzt in einzelne Ausschüffe Vertreter. Kmdrich Kayßler las am Montag'm Blütbnersael ein Pro- gramm. daS mit Luodha-Reoen begann und mit Biöelftücken enpets. Dor Inhalt war vorweg nur so äußerlich angsdeutet, daß sich nur
nister besteht nicht. Immerhin erfordert die Herzschwäche sorgsame Beobachtung. Bei der Rönlgenaufnahme wurde der Palient ohnmächtig, erholte sich aber nach kurzer Zeil wieder. Soweit die Aufnahme erkennen läßt, ist die Splitt er ung des Schulterknochens nicht allzu bedeutend. Es besteht keine zwingende Nolwendigkeit, die Kugel und die Knochensplitter so- gleich operativ zu entfernen, da neue Blutungen vermieden werden sollen. Erzberger hat auch am Dienstag trotz der Schmerzen die drin- gendsten AinlSgeichäste erledigt, muß sich jedoch größtmöglichste Schonung auferlegen. Spät abends wird folgendes Bulletin ausgegeben: Der Zustand d'eS Ministers Erzberger etwas verschli««erk. Temperatur über 37° gestiegen. Puls 120. Schwächezustand dauert an. Der Minister ist lehr er'chöpft und hat keinerlei Be- suche empfangen, ausgenommen den ihn vernelenden Unlerstaals- sekrelär Mösle; er durfte nur die aller dringendsten Geschasie erledigen. Mittwoch mittag erneute Beratung der Aerzte Prof. Pleich und Prof. Hildebrand. Gegen den Attentäter v. Hirschfeld wird die Voruntersuchung wegen Mordversuchs geführt. « AuZ den zahlreichen Äundgebuuge« feien folgende erwähnt: Minlstel Präsident Hoffmann sprach im daherischen 0 LerfassungSausichuß sein tiefste« Bedauern über den Mordänicklag aus. Auch Erzberger sei das Opfer eines unausgereiften, kaum dem Knabenalter entwawieneir Menschen gewoiden. der nur durch die sortgesetzis maßlose persönliche Verdächtigung Erzberger « in der Oeffentlichkeit ,u seiner Tat gelrieben worden sei. Jeder, obne Unterschied der Partei, insbesondere die Presse, habe die Verpflichtung, solche Talen zu verurteilen und müsis sich hüten, solche jugendlichen Täler als Helden zu s-lern. Reichsminister Eriberger und seiner Familie spricht die Regierung da« herzlichste Beileid aus mit dem Wunsche einer baldigen Geneiung. Borsitzender Ackermann schloß sich namens der Mitglieder de- Ausschusses diesen Worten an. Die Wiener Blätter sprechen ihr Bedauern über den Anschlag aus. Die„Arbeiter-Zeitung " schreibt: Solange Erzberger Einfluß hat. ist zu erwarten, daß da« Zentrum der Republik anhänglich bleibt. Deshalb die Wut der Aionarchiftea gegen ihn. von dessen BeseltiZung sie die Ee- winnung des Zentrums erhoffen. Das Spiel mit öem 5euer. Tie„Deutschs Tageszeitung" moquierte sich(20. 11. 19) unter der Uebe.rschrift„Ueber Herrn Erzbergers Attentats- furch t", indem sie nach der Zeüschrift„Die Tradition" berichtete, daß der Minister auf einer Reise von zwei Geheimpolizisten be- gleitet worden sii. Hinzugefügt wurde:„DaS allgemein be- kannte Charakterbild dieses Herrn erfährt dadurch eine gewin--. speckige A b r u v d u n g, die selbst bei den der Kugelform sich nähernden leiblichen Verhällnissen des Schützengraben- Finanzminifters nicht zu unterschätzen ist." Die„Deutsche Tages- zeitung" ihrerseits fügt harmlos hinzu:„Es ist eigentlich nicht rech: ernchllicki, vor wem Herr Erzberger Angst zu haben braucht?" Ganz, in derselben Art haben' sämtliche rechtsstehenden Blatter darüber gespottet, daß Erzberger sich zu den erste« Sitzungen des Helfserich-Prozesses von zwei Geheimpollziften be- gletten ließ. Wie berechtigt die Altentatsfurcht des Mküffter- war, ist jetzt leider durch die Dar des Fahnenjunkers von Hirsch- selo bewiesen. Aus der„Tradition" übernimmt die„Deutsche Zeitung" älne Schilderung des Lebens, das der Minister angeblich in seinem Amtsgcbaude führen soll,. ganz im Hintertreppeuroutanstil gehalten. Erzberger bade„im Badezimmer der Gräfin Rödern". Die Zeit- schrist fügt hinzu;„Die„Lerpz. R. R." haben Herrn B-zberger vor einigen Tagen einen.,S ch m u tz i a n" genannt, eine für einen beut- schsn Milliiter bisher recht ungewöhnliche Bezeichnung. W': die dar stehende Darstellung der Erzbergerschen Lebensgewohnheiten er- lennen läßt, fft sie aber auch nicht in vollem Umfange halrbar, denn dw außerordentliche Borliebe, die er für daS Badezimmer
an Ort und«stelle erfahren ließ, was der Künstler mit seinem Abend wollte. Trutz dieser Zurückhaltung konnte er bor durchaus oollem Hause lefen.� Er gehört zu den nicht Allzuvielen, deren Auf- sorderung immer stunden bejonoenen ernsten Gehalts verbürgt. uno vielleicht hat oas in diesem Falle in der Tat auf den Zustrom. steigend eingewirkt. Das Progranun war denn auch erzeugt und getragen don idealsten Absichren. KahßlerZ Natur hat ethische Tonung, und hier wirkte sichtlich da« Ziel, den Forderungen di5 Tage« mit praktischer Ethik sich anzufügen. Kavßlers Kunst sucht das Hinauswachsen über das unmittelbar Gegenwartigt-. Er-st Sproß einer symbolisch gerichteten Kunst. .zett. Seine Lebensstimmung, in Vorkriegszeiten entfaltet, hat sin Ausoruck das Weilen im Entlegenen. Als scheute sie di« Berührung mtt dem allzu eindeutig Wirklichen. Unverkennbar ist er der Aus- spräche in romantischen Umjchleierunpen zugetan, die das Einzelne des Lebens über jeine Begrenztheit hinausheben. Er spricht zur Gegenwart äus Fernen: ober wer Ohren hat zu hören, wird schon. binter, die Worte gelangen. So fügte er am Montag Reben BuddbaS, Jch-läuternde Wahrheitserkenntnis, aneinander mit ge- wältigen Leidenszornftimmen des Alten Testaments , mit Donner-, warten des Jeremias, Hesekiel , Hiob, und ließ den Abend aus- münden in die Heilsweisheiten des ChnstuSgeisteS, der in Kraft uno Mild« den höckisten Ausdruck fn der Nikodemusstunde, der Berg- predigt und dem dreizehnten KoriniherbriiJ gefunden bat. Das Ganze ging zusammen in«in Mahnen, sich geistig selbst zu ge- Winnen, um aus der Kraft des geklärten Innern gegen die Ver- wirrungen und Zertrümmerungen unseres Daseins rettend aufzu- kommen. Also Rufe, d:e einen lebendigen Zweck hatten. Der Kern der rekigiöseii Aufwallungen unserer Tage. sind es steht ganz im E'.nkkang mit ÄayßkerS kunstlernch- menschlicher Art, diese Rute in der Einkleidung und Form heran, � zutragen, die schovjerisch bewegter Menichengeift ibnen vor Jahr- tausenden gab. Hier waren Reden gewählt, die den Künstler offenbar tief persönlich angingen, so daß also ein Wertteil des Ab.-nds in den Schlüssen bestehen konnte, di« vom seelischen Gehalt deö Vortrags in das Innerste seines geistigen Wesens führten. Er ist kein« klar bellireudige Natur, aber auch kein« düster kon-bgnger'sche. Nur hat«in Element don Schwermut viel Raum in seinem geistigen Mühen, das Leben im bewältigen. Aber besten Macht ist nicht so aroß. daß er ihr gefeffelt Unterworfener wäre. Denn im Grunde ist dieser schwermütige Zug doch vor allem das Zeichen eines tätigen Willens, der immer den Spaten zu ernstem Graben anfetzt und gar nicht anders kann, weil er Seele hat. die ihr bochstes Lebens- gefühl nur in solchem ringenden Schwernehmen der Dinge gewinnt. Diefer Art entsprach aber die Wahl deS Buddba.B bel-Ab-nds und nrsbesondere auch die Aufreihung der auserlesenen JHederr. Dem Hörer enthüllte sich nabe sehr viel von dem, was der Künstler- schaft Kayßlers das Wesen der Tiefe gibt. � zd- lieber die TSunderwelt im Mikroskop stricht sing. A. Zimmer- lein-m Zd. Januar, abends 1lß Uhr, Aula Hallesch« Nr. 24 mit Deuton- ftrotioneft und Lichtbildern. Bortragskuust. Hans Heinrich o. TwardowSki gstt am 7. F« bruär. 7»/, Ubr. im Saal der!?erl!ner Sezeision einen Rilke-Äbeud. Er spricht Kiedichtc. Malt« Üauride Brias-e. Comct u. a. üe Ktnoerlieder Friedrich Gulls, nicht Hevs Fabeln, wie geftern irrtümlich mitgeteilt wurde, find von dem Maler Friedrich August Ä a u l- b a ch mit Bildern ausgestattet perSffentlicht worden.