FriedevSlvorte in den österreichisch-ungarischen Dele- yationeu. Die gestern von uns erwähnten Acnßerungen Kalnokrz's lauten nach einem ausführlicheren Telegramm: Geiviß ist der Friede, wie wir ihn jetzt haben, nicht das Ideal eines Friedens! Es ist ein bewaffneter Friede und wird noch geraume Zeit ein solcher bleiben müssen, weil für die Erhaltung des Friedens sichere Garantien vorhanden sein müßte», wenn man das Schwert beiseite legen wollte. Wenn die großen Ausgaben für Militärzwecke immer wieder beklagt werden, und wenn man sieht, tvie Friedenskongresse auf Bs- s-itigung der Kriegsgesahr und auf Einstellung der großen Rüstungen hinwirken, so ist es vielleicht hier am Platze, darauf hinzuweisen, daß die immer wiederkehrenden Allarme und Er« schülterungen des Verlranens in den Frieden, die wieder zur �Fortsetzung der Rüstungen führen, nicht auf die Regierungen zurückzuführen sind. Es giebt keine Regierung in Europa , die nicht, wenn Kriegsbefürchlungen entstehen, sofort ihr Möglichstes thun würde, die Beunruhigungen zu zerstreuen und die auf- getauchten Besorgnisse zu beschwichtigen. Wenn wir nun der Sache nachgehen, so können wir trotz der größten Anerkennung für die Freiheit der Presse uns nicht verhehlen, daß jene oft auf ganz unbedeutende Vorfälle begründete sensationelle Allarmirung der öffentlichen Meinung ans die Tagcspresse und den Nachrichtendienst derselben zurückzuführen ist, in welcher auf die Nerven des lesenden Publikums und sogar auf die Leidenschaften politischer und nationaler Natur in einer Weise eingewirkt wird, die oft heftige Strömungen erzeugt, welche die Regierungen alle Mühe haben zu beruhigen. Wenn die Fricdenskongresfe sich mit der Friedensfrage beschäftigen, würde ich ihnen sehr empfehlen, dieser Thatsache ihr Augenmerk zuzuwenden und in dieser Richtung einen heilsamen Einfluß zu übe» in allen Ländern, wo solches vorkommt. In dieser Fassung ist der Passus noch inhalts- und bedeutungsloser als in der ersten Fassung. Die Sophismen sind so durchsichtig und schlagen den Thatsachen so ins Ge- ficht, daß eine Widerlegung überflüssig ist. Annexion oder Okkupation? Durch den Berliner Friedensvertrag, der den letzten russisch -türkischen Krieg ab- schloß, wurde— unter anderen anatomischen Experimenten im Stile des Dr. Eisenbart— Oesterreich das Recht der Okkupation, zu deutsch Besetzung zweier türkischen Provinzen, Bosniens lind der Herzegowina, zugesprochen. Oesterreich nahm auf Grund dieser Bestimmung die beiden Provinzen in Besitz— oder richtiger: behielt sie, denn es hatte sie schon vorher in Besitz genommen; hat sie noch heute, nach 16 Jahren, im Besitz und macht keine Anstalten, jemals hinauszugehen. Vom völkerrechtlichen Standpunkt ist dies nun das widersinnigste Verhältniß, das man sich denken kann. Der Souverän oder oberste Landesherr von Bosnien und der Herzegowina ist nach wie vor der Sultan ; er hat aber in diesen seinen Provinzen gar nichts zu sagen, und die Oesterreicher, obgleich vertragsmäßig blas im Namen des Sultans und als seine Beauftragte im Land, schalten und walten dort als thatsächliche Herren— legen Stenern auf, stellen die junge Mannschaft ins Heer, kurz, üben alle Regierungsbefugnisse aus. Dieses anomale Verhältniß soll jetzt in den Delegationen zur Sprache gebracht werden. Nicht aus Gerechligkeits- gcfühl, nicht um Wandel zu schaffen, sondern einzig und allein um der österreichischen Regierung Verlegenheiten zu bereiten. Es sind nämlich die tschechischen Radaubrüder, welche die Sache anstechen, und den Antrag stellen wollen, die zwei Provinzen richtig zu a n n e k t i r e n. Nun— eilten kleinen Skandal wirds geben. Weiter nichts. Und weiter hat es ja auch keinen Zweck. Die Ocsterreicher bleiben in Bosnien und der Herzegowina— die Regierung wird darauf pfeifen, ob das Verhältniß Annexion oder Okkupation heißt, und sie wird sich des eng- tischen Sprichworts erinnern: Die Rose duftet gleich lieblich, auch wenn sie einen andern Namen hat. Freilich der Duft der Annexion oder Okkupation ist nicht sehr lieblich.— Ans Rustland schreibt man uns: Ueber die ernste Bedeutung der oppositionellen politischen Bewegung, die zu den viel besprochenen Verhaftungen und Haussuchungen im vergangenen Frühling Anlaß gegeben hat, kann kein Zweifel mehr bestehen. Die bei dieser Gelegenheit mitivirlenden Elemenle haben sich zu einer politischen Partei ver- einigt, der sie den Namen„Partei der Volksrechte" beigelegt den redlichen Mann, wie sie versichert, lieben gelernt, und um so sicherer den Unverstand der ersten Liebe eingesehen, die niemals belohnt worden wäre. Sie wird Mutter wer- den..." „Genug, versetzte Dagobert mit bewegter Stimme: „genug; obgleich diese letzten Worte mich nicht mehr er- schültern. Das Erste war allein vermögend, mich noch einmal zum Kinde zu machen, das,, ohnmächtig und lächer- lich zugleich, seine schwache Wuth gegen den grollenden Gewitterhimmel auslassen möchte. Esther, abgewichen von der Bahn der Treue, von dem Gelübde, das ihr das eigne Herz aufgedrungen haben mußte, that es auch kein fremder Mund? Das heißt alles in sich fassen, das ein Männer- herz zermalmen oder heilen kann. Und an diesem un- erivarteten Schreckniß soll mein Herz nicht zerschellen. Ge- nesen soll es, wie der Kranke, dessen Wunde ein glühend Eisen ausbrennt, mit schmerzlich wohlthätiger Gewalr,... wie der Vergiftete, dem der besonnene Arzt ein schreckliches Gift aufzwingt, damit es mit deni verderblichen Vorgänger in den Kampf gehe und ihn überwinde. Alle Segens- wünsche der Erde über Dein Haupt, Fiorilla. Das Messer Deiner Rede hat tief in meine Seele geschnitten, daß sie gesunde. Ueber Dein Haupt der Segensruf der Glücklichen, die ich jetzo machen werde und machen darf." „Wie verstehe ich Euch?" fragte Fiorilla neugierig und besorgt nach der Hand des Entweichenden greifend.—„Es ist das leichteste und angenehmste von der Welt," erwiderte Dagobert mit bitterem Lächeln,„ich will das vierte Gebot erfüllen und thun, wie mein Vater will und meine zweite Mutter begehrt. Die Fran des Juden Joel ziehe immer- hin gen Lüttich , wie der Ohm nach Baldergrün. Mit der ersteren sei der Gott der Barmherzigkeit und der Vergebung Engel , für den Zweiten mag meine fromme Schwester beten. Ich aber für mein Theil will hingehen, und ein gehorsamer Sohn, die Eltern fragen: Wo ist die, die ich freien soll? Zeigt und nennt sie mir, daß ich thue nach Eurem Willen."—„Ihr wolltet wirk- lich....?" fragte Fiorilla halb fröhlich überrascht, halb ängstlich:„Ohne zu wählen,... ohne zu überlegen...?" — Dagobert zuckte spöttisch die Achseln.„Hatte ich nicht schon gewählt, und stehe jetzo doch allein?� fragte er: Laßt mich gewähren. Die Zeit eilt. Die Stunden sind gezählt, wie nieines Vaters graue Haare. Ehe er von hinnen geht, soll er Freude an seinem Sohne erleben, und wenn mir auch das Herz darüber bräche. Leb' wohl, Fiorilla, und habe Donk.'(Forlsetzung folgt.) haben. Ihre Bestrebungen brachten sie in einem„Aufruf an die Gesellschaft" zum Ausdruck. Sechstausend solcher Aufrufe be- schlagnahnite die Moskauer Polizei und darob große Freude in ihren Kreisen, da man glaubte, den ganzen Vorrath gefunden zu haben. Die Freude sollte aber nicht von langer Dauer sein, denn sie mußte zu ihrem Schrecken gestehen, daß der Aufruf in mehreren tausend Exemplaren verbreitet worden ist. Er lautet:„Es giebt Augenblicke im Leben der Staaten, in welchen eine bestimmte Frage die hernorragendste Stelle einnimmt und gegenüber dieser alle anderen Interessen— mögen sie von noch so großer Be- dentnng sein— in den Hintergrund treten,— eine einzige Frage, von deren Lösung nach dieser oder jener Richtung die Zukunft eines Volkes abhängig ist. Einen solchen Augenblick erlebt gegen- wärtig Rußland, und die Frage, welche dessen Schicksale voraus- bestimmt, ist die Frage der politischen Freiheit. Die Selbst- Herrschast, die ihre volle Entfaltung und Verkörperung in der Regierung Alexanders III. erhielt, bat mit unbestreitbarer Klarheit ihre Unfähigkeit bewiesen, einen Zustand zu schaffen, in welchem dem Lande eine möglichst volle und normale Entwickelung seiner geistigen und materiellen Kräfte gesichert wird. Die politische Richtung der gegenwärtigen Regierung, die sich ganz besonders ausprägt in den verschiedenen„Reformen", wie zum Beispiel in der Einführung der ländlichen Polizei- Organe(Kewslcjr Natschalniky), in der Einschränkung der Rechte der ländlichen Selbsivernmltungsorgane und auch die systematische Unterstützung des kapitalistischen Ausbeutungssystems, — diese Richtung beweist uns mit Bestimmtheit, daß die Re- gierung unaufhörlich fortfährt, der Politik der administrativen Willkür und der Slandesinteresscn zu fröhnen und daß sie keine Rücksicht ans die Ansprüche des Volkes, der Gesellschast zu nehmen beabsichtigt. Als Resultat solcher Politik zeigt sich die gesellschaftliche Demoralisation und der allgemeine Versall des Landes, deren Folgen und weitere Entwickelung die Regierung nicht mehr im Stande ist zu hemmen. Leute, welche die ganze Gefahr dieser Lage erkannt haben, sehen keinen anderen Äluswcg, als die entschiedene Wendung zur Politik der Volksinteressen, was nur durch die Betheiligung des Volkes an der Regierung möglich ist, d. h. durch den Ersatz der Autokratie durch die Demokratie. — Da keine Hoffnung besteht und be- stehen kann, daß die Regierung freiwillig besagten Weg betrete» wird, so bleibt dein Volke nichts weiter übrig, als die Macht der organisirten öffentlichen Meinung der Starrheit der Regierung und den selbstsüchtigen dynastischen Interessen der Selbstherrschaft gegenüberzustellen. Die„Partei der Volksrechte" stellt sich die Aufgabe, eine solche Macht zu schaffen. Diese Partei glaubt, daß das„Volksrecht" in sich sowohl den Begriff der politischen Freiheit, wie auch den Begriff des Rechtes der Be- friedigung der materiellen Bedürfnisse auf Grund der gesellschast- lichen Produktion einschließt. Als Garantien für dieses Recht hält die Partei: Volksvertretung auf grund des allgemeinen Wahlrechts, Glaubensfreiheit, die Unabhängigkeil der Gerichte, Preßfreiheit, Freiheit des Versammlungs- und Vereinsrechts, die Unantastbarkeit der Person und die Gewährleistung ihrer Menschenrechte.— Da Rußland kein organisches Ganzes, sondern ei» koniplizirtes politisches Agregat(Ansammlung) ist, so ist die Anerkennung des Rechts der politischen Selbstbestim- mung für alle den Staat bildende Nationalitäten als die noth- wendige Bedingung der politischen Freiheit zu betrachten.— Die Partei, die in solcher Weise das Volksrecht auffaßt, erstrebt fol- gendes:„Alle oppositionellen Elemenle zusammenzuschließen und eine thatkräftige Macht zu organisiren, welche durch alle ihr zu Gebore stehenden Mittel die Vernichtung der Selbstherrschaft und die Sicherung der Bürger- und Menschenrechte für jedes Volks- Mitglied erkämpfen soll. In der Ueberzeugung, daß ihre Be- strebungen vollständig de» Forderungen der Gegenwart ent- sprechen, hofft die Partei, daß ihr Ruf einen begeisterten An- klang in den Herzen derjenigen finden wird, die noch das Gefühl der menschlichen Würde besitzen, in denen die Selbstherrschaft noch nicht das Bewußt- sein der Bürgerrechte ausgerottet hat, denen das Joch der Gewalt und der Willkür unerträglich geworden ist und denen das allgemeine Wohl und die hohen Ideale der Wahrheit und Gerechtigkeit theuer sind."— Man wird sich erinnern, daß unter den im Frühjahr Verhasteten sich viele Mitglieder der höheren Kreise befanden. Die Art und Weise, wie der Ausruf verfaßt ist, zeigt auch deutlich, aus wem die Partei be- steht. Um so interessanter ist es, wiederholt bestätigen zu können, daß es immer mehr Leute aus den Kreisen der Lehrer, Professoren, Beamten, Offiziere u. s. w. sind, die Väterchens Despotie nicht mehr ertragen können. Die letzten Polizeiverwüstungen haben der neuen Bewegung nicht nur die Flügel nicht abgeschnitten, sondern sie haben sogar den Mit- gliedern der Partei bedeutend mehr Thatkrasl eingeflößt. Mit Recht schreibt man der Londoner „Pall Mall Gazette ": „Die Staatspolizei ist mit ihrer Arbeit sehr zufrieden, aber obwohl einige Hundert Verhaftungen vorgenommen wurden, vermochte man kaum damit die Bewegung zu berühren." Ebenso richtig ist die Aeußerung der schwedischen Zeitung „Aftonbladet":„Daß Verhaftungen zwar in größerem Maße vorgenommen wurden als zur Zeit des Terrorismus am Ende der 70er und Anfang der SOer Jahre, daß man aber die rcvo- lutionäre Partei lange nicht todtgeschlageu habe." Renter's Telegraphenbureau meldete, daß die Zahl der Verhaftungen über- trieben worden ist, allein diese Meldung stammte aus russisch polizeilichen Kreisen, die ein Interesse daran haben, die Wahrheit zu verheimlichen.— So geht es im Lande Väterchens zu, und dies wird wohl dasjenige sein, das ihn immer wieder in die „schlechte Stimmung" versetzt. Leider muß ich noch zum Schluß über ein neues Opfer des Zarenthuins melden. Der berühmte russische Schriftsteller N i- k o l a i?I st i r e w ist den„Segnungen" desselben erlegen. Dieser Verlust ist um so empfindlicher für die russische Gesellschaft und Literatur, als der Verstorbene eine muthvolle, thatkräftige und mit dem Volke in sehr enger Beziehung stehende Persönlichkeit war. Der revolutionären Propaganda unter den Bauern ver- dächtig, wurde Astirew in der Peter-Paulssestung eingeschlossen, wo er 2 Jahre sein Schicksal abwartete. In letzter Zeit hatte sich sein Zustand so verschlechtert, daß die für ihn auf administra- livem Wege bestimmte zweijährige Gefänginßstrafe in dem Peters- burger Kreuzgeiängniß durch die Verbannung für dieselbe Zeit ersetzt werden mußte. Aber mit dem Gesangenen war es schon so weit, daß man ihn nur bis Moskau führen konnte, wo er einer Klinik überlassen werden mußte, da er sich seiner Beine nicht mehr bedienen konnte, auch waren seine Kinnladen gelähmt, alles dies natürlich eine Folge des russischen Gefängnißlebens. Bald darauf verstarb er. D a S ist der„neue Kurs Väterchens". In Rumänien haben gestern Gemeindewahlen stattgefunden. Sie seien in der Mehrzahl„konservativ" ausgefallen— meldet der Telegraph. Konservativ soll wohl heißen: im Sinne der Regierung, die das Heft in der Hand hat und es auch kräftig gebraucht.— Crispi hat mit seiner neulichen Rede in Neapel kein Glück gehabt. Er hat dort mehr gesagt, als die Klug- heit zu sagen erlaubte, und da von allen Seiten Proteste ertönen, so sucht er jetzt in der Presse die Bedeutung der Rede herabzusetzen, und redet von Mißverständnissen. Nicht einmal auf klerikaler Seite, an die er sich doch wandte, hat er eine günstige Aufnahme gefunden; und einige Organe des Vatikans überhäufen den„ehemaligen Atheisten" verdientermaßen mit bitterstem Hohn. Genug, Herr Crispi hat eiiie Dummheit gemacht, und um sich aus der Patsche zu helfen, läßt er das rothe Ge- spenst wieder ausmarschireu und in irgend einem Nest— Pianizza— ein fürchterliches„Anarchisten-Attentat"(mit obligater Brandstiftung und Bolnbeiliverferei) in Szene setzen. Es glaubt aber kein vernünftiger Mensch mehr den Schwindel.— Etwas für unsere Chauvinisten. Unsere schienen- flickenden und sonstige profitable Allotria dieser Art treiben- den„Patrioten" werfen uns deutschen Sozialdemokraten bekanntlich bei jeder Gelegenheit vor, wir hätten keine Vaterlandsliebe— da seien die französischen Sozialisten andere Kerle, wo das Vaterland anfange, höre für sie der Sozialisinns auf. Wohlan, in Frankreich wird von den Herren Bour- geois genau dieselbe Komödie gespielt, nur mit Rollen- vertansckinng. Der Pariser „Temps" bringt heute anläßlich der mit Jubel aufgenommenen Begrüßung des Kongresses zu Nantes durch die deutsche Sozialdemokratie einen halb elegisch, halb entrüsteten Artikel, in welchem den Vaterlands- losen französischen Sozialisten die echt patrio- tischen deutschen Soziali st en als Muster vorgehalten werden— diese braven deutschen Sozialisten, die mit ihren internationalen Phrasen blos die französischen Arbeiter bethören wollen, damit das wehrlos gemachte Frankreich der deutschen Eroberungspolitik als leichte Beute anheimfalle. Wir überlassen es den deutschen Komödianten des Patriotismus, mit ihren französischen Kollegen und Kon- kurrenten sich abzufinden.— Ter Kongreß in Nantes . Unser Pariser Korre« spondent schreibt weiter: Paris , 16. September. Vom ersten Verhandlungstage hätte ich vor Allem noch die bedeutsame Erklärung nachzutragen, mit der der Kongreß seine Arbeiten einleitete. Diese mit Akklamation angenommene Erklärung, die den Geist, der die französische Arbeiterpartei beseelt, so hell widerspiegelt, hat unfern Freund Jules Guesde zum Verfasser und lautet folgender- maßen: „Ehe der zwölfte Landeskongreß der französischen Arbeiter- parlei an seine Tagesordnung herantritt, will er die vor- geblich republikanischen Regierungsmänner, die sich nicht schämten, das Messer eines fremden Wahnsinnigen in dein Blute Carnot's aufzulesen, um damit die öffentlichen Freiheiten zu erdolche», seiner begründeten Verachtung versichern. „Erbitterter Gegner der Anarchisten von Unten, deren blöde Gewaltlhätigkeiten stets der Reaktion gedient haben. wird die Arbeiterpartei auch die Anarchisten von Oben nach Verdienst zu behandeln wissen, die, nachdem sie die unver» äußerlichen Preß« und Versammlungsrechte erwürgt, das Ge- schworenengericht und die Gerichtsöffentlichkeit aufgehoben haben, sich nun anschicken, den gewählten Munizipalitäten(Gemeinde- behörden) die Verwaltung der Polizei zu entreißen, die wie in dem Rußland der Zaren eine„dritte A b t h e i l u n g"�) bez. ein absolutistisches Staatsministerium gegen die Sicherheit der Bürger geworden ist. „Den Opfern dieser sich häufenden Attentate— ob sie sich nun G o s s e l i n nennen, dieser ehemalige Schullehrer von Nord- Frankreich, der wegen der Wiederauflage eines revolutionären Liedes von Eugene Pottier zu einem Jahre Gefängniß ver- urtheilt wurde, oder P l e ch a n o f f, der am Tage nach der Veröffentlichung seines gegen den Anarchisnius gerichteten Buches einen Ausweisungsbefehl erhielt— diesen Opfern sendet der Kongreß den Ausdruck seiner lebhaftesten Sympathien. „Der neue von Casimir Perier , dem Schützer und Schützling der Panamisten, inaugnrirte Reaklionsstreich, der nicht mehr blos ein gouvernementales, sondern kapitalistisches Werk ist, wird keinen anderen Ausgang nehmen, als der erste: man wird s i ch zuerst unterwerfen und dann abtreten müssen. „Und was aus dieser letzten Krise siegreich hervorgehen wird, das wird der kollektivistische Sozialismus�) sein, der sich soeben den Arbeiterkorporationen Englands und Spaniens ausgedrängt hat. „Den Trades-Unions jenseits des Kanals sowie dem all- gemeinen Arbeiterbund jenseits der Pyrenäen , die aus ihren Kongressen von Rorwich und Madrid sich der politischen und wirthschaftlichen Enteignung der K a pi ta li st en kl a s s e als der einzigen Lösung des sozialen Problems angeschlossen haben, sendet die französische Arbeiterpartei, gleichzeitig mit ihren Glückwünschen, die Ver- sicherung ihrer internationalen Solidarität. „Zwischen den unter ein und demselben Programm, in ein und derselben Politik vereinigten Arbeitern des alten Europa giebt es heute keine Grenzen mehr. „Es lebe die Internationale der Arbeit! Es lebe der Sozia- lismus!" Ten 4. Punkt der Tagesordnung — über die drei ersten Punkte habe ich bereits gestern kurz berichtet— bildete:„Der Sozialismus und die Streiks." Im Gegensätze zu anderen Organisationen hat sich der Kongreß energisch gegen den allgemeinen Streik ausgesprochen. An der Debatte hatten sich in hervorragender Weise die Ge- nossen Guesde, Jaurss, Lafargue , Jourde und Zevass belheiligt. Sie führten aus, daß die partiellen Streiks das Produkt unserer heutigen auf den Antagonismus der Klassen beruhenden gesell- schastlichen Organisation seien, daß es nicht Sache der Sozialisten sei, zu Streiks zu drängen, daß es aber hingegen ihre Pflicht sei, sie überall, wo sie zum Ausbruch kommen, krästigst zu unter- stützen. Gegen den allgemeinen Streik hat sich in erster Linie Genosse Jules Guesde scharf ausgesprochen, der einem Delegirten gegen- über, der sich auf B e l g i e n berief, antwortete, daß eben dieses Bei- spiel zeige, daß der allgemeine Streik nur in einem Lande Sinn habe, welches kein allgemeines Stimmrecht besitzt und wo sich die Arbeiter eben nur dieses Mittels bedienen, um dasselbe zu er- langen. In einem Lande aber wie Frankreich sei es absurd, für den Generalstreik einzutreten, weil die Arbeiter da die viel bessere Waffe des Stimmzettels besitzen. Das Ziel der Arbeiterpartei sei die Erringung der öffentlichen Gewalten, und es wäre ein Rückschritt, den politischen Kampf gegen den gewerkschaftlichen aufzugeben, und noch dazu in einen: Moment, wo die Trade- Unions selber diesen zu verlassen beginnen und in den politischen Kampf eintreten. Schließlich wurde denn auch der allgemeine Streik mit Einstimmigkeit zurückgewiesen.— Ueber die Landagitation schreibt heute die„National- Zeitung": --- Mit der üblichen Kampsesweise war nutürlich nichts auszurichten und Leute, welche den Bauern von Güter- gemeinschast und dergleichen Dingen gesprochen hätten, würden wohl große Aussicht gehabt Häven, mit Schimpf und Schande davongejagt zu werden. Die Methode mußte infolge dessen geändert werden. Man stellte sich, als ob die Fürsorge für die Bauern und Tagelöhner der einzige und ivahre Grund der Agitation in den Dörfern ser; nian wies aus die mancherlei Unbilden hin, denen der ländliche Kleinbesitz aus- gesetzt ist, und hob auf der anderen Seite die Macht des Groß- grundbcsitzes in nachdrücklicher Weise hervor. Außerdem wurden natürlich allerhand unmöglich erfüllbare Versprechungen gemachr, wie Aushebung der Milrtärdienstpflicht, Beseitigung oder doch außerordentliche Herabsetzung der Grundsteuern u. s. w. So ') Die„dritte Abtheilung" nennt sich in Rußland daS allmächtige Polizeidepartement, das willkürlich einsperrt, nach Sibirien verschickt u. s. w. 2) Das ist der das Gemeineigeuthum an den Produktious- Mitteln fordernde Sozialismus,
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