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Nr. 70. 37. Jahrg.

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Der Borwarts" mit der Sonntage beilage Bolt u. Reit" erichen! wochen täglich

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Telegramm- breffe

Sozialbemotrat Berlin .

Abend- Ausgabe.

Vorwärts

Berliner Volksblatt

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutfchlands

Redaktion und Expedition: Sw. 68, Lindenstr. 3.

Berniprecher: Am: Worteblas. Nr. 131 90-15197.

Sonnabend, den 7. Februar 1920.

Auer will sich stellen.

aumögliche Situation

Vorwärts- Verlag G.m.b. H., GW. 68, Lindenstr. 3. Ferniprecher: Amt Mortsplan, Str. 117 53-51.

Vernunft oder Heze?

Die Nachricht, doß Freiheit" und Note Fahne" wieder erscheinen dürfen, hat die rechtsstehende Bresse veranlaßt, ihre Stirn in Falten der Besorgnis zu legen. Man erinnert sic), gaben, mit Befriedigung zu betonen, daß sie immer die Re­gierung vor Aufhebung des Belagerungszustandes ge­warnt habe und daß dieses Sugeständnis an die Straße" naturgemäß au den blutigen Folgen vor dem Reichstag habe führen müssen.

München , 7. februar.( Eig. Drahtbericht des Borwärts".) unb 2ubendorff enthält, ist es nicht fewer einzusehen, daß wie die Ereignisse des 13. Januar der gleichen Bresse Anlas Der fiübere bayerische Minifter, Genosse Erhard Auer , der noch sie die deutsche Regierung in eine immer in Oberstdorf Genesung von seiner schweren Berlegung sucht, hat auf die Nachricht hin, daß fich auch sein Name auf der Ausliefe rungsliste befinde, folgendes erklärt: Er werde ich freiwillig stellen, sobald fein Gesundheitszustand das erlaube. Die Ursache der gegen ihn erhobenen Beschuldigung sei ihm unbekannt, ebenis­wenig wiffe er, ob er burch Betreiben von deutscher Seite auf die Lifte gekommen fei. Abgesehen von seiner Schuldlosigkeit ftelle er fich schon deswegen, damit Boll und Regierung vor neuen Schwierig teiten bewahrt und die erhobenen Vorwürfe aufgeflärt würden.

bringt. Sein sivilisiertes Gemeinwesen mit nationalen Heber tieferungen würde, wenn es im Striege unterlegen ist. fich dem Begehren tes Siegers fügen, Jagd auf seine berühm testen Generale au machen. Hand an sie au legen und einem Gericht auszuliefern, unter Anklagen, die voraussichtlich su ihrer Berurteilung führen werden. In einem solchen Falle würde man stets auf passive Resistens bes Bolles stoßen." Das Blatt erklärt weiter:

Wir haben schon bemerkt, daß noch feine Gewißheit darüber Die Fordering fönne allein burch eine militärische Tat besteht, ob der in der Auslieferungsliste genannte Auer mit dem überwältigender Art abgezwungen werden, wenn die Ententemächte bekannten Bartrigenoffen und früheren Minister identisch ist. Die danach streben sollten, die heutige deutsche Regierung Beschuldigung, Auer habe sich im französischea Besatzungsgebiete zugunsten einer frartalistischen Regierung irgendwelche Uebergriffe erlaubt, ist von unabhängiger au stürzen. so wäre selbst diese nicht in der Lage, die Auslieferung Seile während des Lindnerprozesses erhoben und von Auer bei feiner fommiffarischen Bernehmung auf das bestimmteste aurüd. gewiesen worden.

au gewährleisten oder durchzuführen. Es sei fiar, daß feine deutsche Regierung bentbar sei, die dem Sertrag in biefem Punkte nach tommen tünnte. Jede Regierung, die dies versuchen wollte, müßte entweder durch passive Resistenz oder durch offenen Aufstand zugande gehen. Die Frage sei in ihrer augenblid lichen Form nicht zu lösen."

Die Saltung, die Genosse Auer in der Frage der freiwilligen Stellung einnimmt, wird vielleicht manchem politisch nicht zwed mäßig erfcheinen, aber niemand wird leugnen, daß fie menschlich Westminster Gazette" tommt zu dem Schluß, man müsse ein außerordentlich sympathisch ist. Auer zeigt sich als ein echter sehen, daß die Staatemänner der Entente, die es ermöglichten, Sosialdemokrat, der die eigene Berion hinter das Ganze baß man auf solche Weise in den Sumpf geriet, ihre guri stellt und cor der Gefahr nicht zurüdsdyredt. Er steht in einem erfreulichen Gegensatz zu dem General Ludendorff , der bei Ausbruch der Revolution nach Edyveben ausriß und sich jest an die Spitze derer geftellt bat, die auf teinen Fall fich Unannehmlichkeiten guzuziehen entschlossen sind

Die Botschafterkonferenz.

Unüberlegtheit und Ungefchidlichkeit beriefen hätten. Das Blatt findet, daß das deutsche Anerbieten Gericht au Die Angeflagten in Deutschland vor es ben gefeßlichen Vertretern der Entente zu ermöglichen, die Verfolgung durchzufezen, beweise, daß man von Gerechtigteit erfüllt jei.

Deutschland kann nicht erfüllen!

Aus der unverhohlenen Schadenfreude, die sich damals auf der Rechten fundgab, fann man mit einiger Sicherheit schließen, daß der Reaktion gar nichts Lieberes passieren könnte, als wenn jetzt die wiedererscheinenden links­radifalen Blätter von ihrer Freiheit in einer Weise Gebrauch machten, daß die Rechte wiederum schadenfroh sagen könnte: Da babt brs!" Wenn jeder Versuch der Regierung. die von ihr dringend gewünschien Grundlagen der demokra­tischen Freiheit zur Tat zu machen, von links mit jinn­loien Anschlägen gegen die nadten Lebensbedin gungen des Volkes und der Gesamtheit beantwortet wird, dann fann sich die Reaktion ins Fäustchen lachen.

Die Unabhängigen und Kommunisten haben auf diese Weise schon oft gewiß nicht mit Absicht aber doch im tat­fächlichen Erfolg die Geschäfte der Feinde je der Freiheit und jedes Aufstiegs der Arbeiterklasse besorgt. Wollen sie es wieder tun. oder wollen sie aus der Vergangenheit lernen, daß die Verneinung der demokratischen Freiheit von links her auch die Zahl derer vermehrt, welche die demofra­tische Freiheit aus reaktionären Gesichtspunkten her­aus verneinen?!

Ihre bisherigen Erfahrungen sollten den Linksradikalen u denfen geben. Vor den Früchten ihrer Settoftil hot den araut. Wer von ihnen erinnert sich jest noch gern des Führern leider erst hinterher jedesmal selber ge­Butsches vom Januar 1919? In allen unabhängigen und tommunistischen Blättern wird seit Monaten offen zuge Die Botschafterfonferens trat neuerdings am Freitag abenb geben, daß man sich damals zu einem ich mo e re n Fehler In einer Wählerversammlung erflärte Asquith: unter dem Vorsiz Millerands zusammen und hörte ben eng babe hinreißen lassen, daß Unflarheit und Uebereilung eini Nach meiner Ansicht tann Deutschland bie eingegangenen Berger Biz- und Wirrföpfe die unheilvollsten Folgen für die lischen Bordtanzler. Der Sigung wohnten der belgische Gepflichtungen nicht erfüllen. Dieser Friebe ist nicht der Friede, den äußerste Linke selber heraufbeschworen haben. Nur ede fandte und der frühere Staatssekretär für Militärju stia mir verlangt baben. Wir werden nie mehr als 2 Milliarden Pfund bour hält noch allein auf einsamer Flur die Fahne des Ignace bei. Sonnabend morgen wird die Konferenz wiederum Sterling von Deutschland erhalten. Wenn ich beauftragt wäre, Sanuarrutsches von 1919 hoch, wie ein eitler und verblen­gujammentreten. ein Egposé über das Budget zu halten, mürbe ich es einfach deter Bater auch sein mißratendstes Kind der Welt als streichen und auch das Geld, das die Alliierten England Musterfnaben anpreisen möchte. Aber wie wird er von schulden, nicht mehr zurüdverlangen. feinen eigenen Parteigenossen deswegen gehän Wir sollten den Betrag der Entschädigung feftfeben, ben uns felt! Sat ihn doch selbst der gar nicht so weit von ihm ent­Deutschland und Desterreich zahlen müssen. bie iebergut fernt stehende Richard Müller als einen politischen machungstommiffion follte dem Wölfer bunde unter- arren bezeichnet. stellt werden, und es foüten darin auch die befreiten und neutralen Bänder vertreten sein.

Eine englische Stimme.

Der Nieuwe Notterbamsche Courant" bringt aus ber est minster Gazette einen Leitartikel zur Frage der Auslieferung, in dem es heißt: Jetzt, wo die Liste bekannt ist. Namen wie in benburg

Einmütigkeit doch eigene Politik!

02

Nürnberg , 7. februar.( Eigener Drahtbericht des Vor­wärts".) Nach Bekanntwerden bes Auslieferungs. begehrens der Entente trat in Nürnberg bie Mittel. partei( fonfervativer Nichtung) an die Mehrheits. fozialdemokratie heran, um gemeinsam gegen die Aus­lieferung zu bemonstrieren. Unsere Barteigenoffen lehnten jebes Pattieren mit der Mittelpartei rundweg a b.

Am Freitag wandte sich die Deutsche Demokratische Bartei an unsere Parteileitung in Nürnberg , um sie za einer ge. meinsamen Kundgebung gegen die Auslieferung zu bewegen. Unsere Genoffen Lebuten auch diefes a b. Sie erklärten, daß bie Auslieferungsnote der Entente auch gar nicht bekannt fei, und daß im Interesse der 400 000 Rriegsgefange. nen und deren Angehörige jeder übereilte Befalus var bem beutschen Balfe nicht au verantworten wäre.

Und ist es mit den Januarereignissen von 1920 um ein Saar anders? Wir erinnern daran, wie todelnd die Mote Fahne" fich über die ganze Veranstaltung ausgesprochen hat, in der sie weder Riel noch med erkennen konnte, wie der Stommunist Frit Wolffheim über die Veranstalter Sohn und Spott ausgegossen bat. Auch in unabhängigen Streifen be­ginnt man borsichtig von der Sache abzurüden, und in furzem wird auch hier nichts weiter übrig bleiben, als das Ein­geständnis einer elementaren politischen Dumm­beit.

Büffen nicht ferner bei ehrlicher Selbsterkenntnis die unabhängigen Führer selbst zugestehen, daß sich auf dem Diefes Verhalten dem Erfuchen der Deutschdemokratischen Boden der demokratischen Freiheit und Gefeblichkeit für fie Partei gegenüber ist ebenfo erfreulich, wie die Ablehnung mit Erfolg arbeiten läßt, sofern sie nur den ehrlichen Dieser Beschluß unserer Nürnberger Genoffen ist lebhaft fonservativer Annäherungsversuche. Er beweist, daß eriu ch dazu machen?! Sie haben den Parlamentarismus 31: begrüßen. In der gemeinsamen Ablehnung des ententisti unsere Genoffen bei aller nationalen Einmütigkeit, dennoch verhöhnt, aber gerade die zeitungslosen Wochen, deren Dauer fchen Auslieferungsbegehrens fann fich zwar die Möglichkeit entfchloffen sind, fich bei ihrer Sandlungsweise von fozialwir gern verkürzt gesehen hätten, dürften ihnen den Wert einer vorübergebenden Uebereinstimmung mit demokratischen Gefichtspunkten leiten und fich der parlamentarischen Tribüne wieder zum Be­den Rechtsparteien ergeben, es barf aber feinen Augenblick durch keine noch so lodenden Sammelrufe" irreführen au wußtfein gebracht haben. außer acht gelassen werden, daß die grundsäglichen laffen. Anschauungen zwischen jenen und uns so gegenfäßlicher Statur find, daß ein Bujammengehen nur eine erwässe. Verwirrungen beim Gefangenentransport. rungsfrage gefteben selbst die Radikalſten von ihnen au

rung der Gegenfäße herbeibringen würde, die nicht im Intereffe einer grabiinigen Bolitif gelegen ist.

Ja Basel traf am Donnerstag abend ein aus 1000 Ber­fonen bestehender Transport beutider Kriegsgefange­ner aus Frankreich ein, ber ben Schweizer Behörden als Trans­bort bolnischer Arbeiter übergeben und als solcher von der Schweiz zur Weiterführung nach Bolen über Defterreich übernommen worden ist.

Wenn wir uns mit aller Bestimmtheit gegen die Aus. Heferung von Deutschen und ihre Stellung bor bar teiifche feindliche Gerichte erklären, fo gefchieht das nicht aus Sympathie für einzelne Berfonen, gegen die wir selbst auf Grund unferes Notenborich lags bom Soweit die bisherigen Feststellungen ein nrteil gestatten, ban. 25. Januar vorzugeben gewill find, sondern es gefchieht belt es sich um beuifche Rriegsgefangene, die sich teilweise" ben aus Gründen der internationalen Gerechtig- franzöfifchen Behörben als Bolen bezeichnet hatten, vermutlich, teit, die es nicht zulaffen Fönnen, daß der eigene Staats- um hierdurch eine Borsagsbehandlung zu erlangen. Bei angehörige von fremden Richtern abgeurteilt wird. Sinzu ihrer Ankunft in Bafel verweigerten biefe Leute die Weiter. fommt die praktische Unmöglich feit einer Ausliefe. fabrt, bezeichneten fich als reichsbeuifa und verlangten nach zung dentider Staatsbürger, zu der fein Deutscher seine Sand Deutschland entlassen zu werden. Bei der Fahrt von Basel an bie terreinile bielen würde. Beide Erwägungen aber find frei von jeglichem Ildeutschtum und Chauvinismus und halten fich Grense verließen rund 50 von ihnen ben Bug. Ein Teil wurbe bon der probotatorischen Politif unserer Statio.wieber surüdgebracht, während der andere entfam. Boraussicht talisten bewußt fern.

Gleichen Erwägungen entsprang das Verhalten unserer Genossen in Nürnberg den Deutsch demokraten gegenüber, wovon folgende Depesche uns Mitteilung gibt:

lich werden die entkommenen Berfonen von der Schweiz den deut­fchen Behörden in Rantang übergeben werden. Der ge nane Sachverhalt wird von der deutschen Gefandtschaft im Ginvernehmen mit ber Shweizer Regierung feftge #tellt.

Und in welcher Frage verspricht ihnen die gefeh- und be­finnungslose Oppofition Erfolg? In der Ausliefe daß es sich um ein ich were unrecht gegen das deutsche Volk und die Grundsäge der internationalen Gerechtigkeit bandelt. Bisher aber war es nur die von der Sozialdemo­Fratie ftets abgelehnte Lehre des Grafen Beo Tolstoi, die ver­fündete, daß man dem Unrecht nicht widerstreben dürfe. Kein Sozialdemokrat, welcher Richtung auch immer. hat das anerkannt: ftets bat die Arbeiterklasse den Kampf ums Recht als fittliche Pflicht betrachtet, Wollen fich die Un­obhängigen diefer Pflicht entziehen? Wir weisen darauf hin. daß auch in ihren Reiben der Sandpunkt der erdrückenden Mehrheit des deutschen Wolfes energifche Bertreter findet. daß z. B. ibre bagerischen Genossen die Aus­lieferung ebenso ablehnen wie wir.

1nd ähnlich berhält es sich in den anderen entscheidenden politischen Fragen. die zurzeit im Vordergrund stehen. Bon Tag zu Tag wächst die Zahl der Beschlüsse unabhängiger Barteigruppen, die sich auf den Boden des Betriebs­räte gefeges stellen, bie fich an den Bablen beteiligen b. b. auf gesetzlichem Wege diefe Waffe der Arbeiterschaft berbeffern und schärfen wollen. Bald wird wohl die ganze unabhängige Partei lüdenlos auf diesem