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Nr. SS 57. Jahrgang

Heilage öes Vorwärts

Zreitag, lA.�ebmar 1S2S

Prozeß Erzberger-tzeUerich. (Schluß aus der Abendausgabe� Et wird sodann der erste der von Rechtsanwalt Alsberg neu ge» ladenen beiden Zeugen, Regierungöbaumeifter H a v k i, vernom- mcn, dem Rechtsanwalt Alsberg durch den Vorsitzenden die Fragen vorlegen läßt, welche Beziehungen zwischen Erzbcrg« und Bcrgrr wahrtnd der schiedsrichterlichen Tlitigkeit bestanden haben, ob sie, entgegen der Zeugenaussage der beiden genannten Herren, nicht außersi intim und rege waren. Vors: Wann erfuhren Sie da- von, daß Minister ErAerger in den Aufsichtsrat eintreten sollt«?- Zeuge: Das war Michaelis 1916. Man hidt es für sehr u n- uichrig, daß Ergberger in den AussichtSrat eintreten sollte. Man sagte, xr nütze der Firma als Schiedsrichter doch viel m«hr.(Lachen im Zuhörerraum.) Vors.: Ich bitte, jede Gefühlsäußerung zu unterlassen! Sagen Sie, Herr Zeuge, weshalb wurde Herr Erz- herger denn eigentlich als SchicidSrichter gewählt? Zeuge: Wir hielten eS für notwendig, endlich einmal jemanden zu den Ver. Wandlungen zu schicken, der den Beamten deS Kanalamts energisch entgegentreten tonnte.- OberstaatSann>ast Ä r a v s«: Waren Sie mit den Schiedssprüchen des Herrn Erz« Seiger zufrieden? Zeuge: Aber sehr! ErybergerS Schieds- eprüche unterschieden sich von den voraufgegangenen wie der Dag von der Nacht. Herr Erzberger iwii Berger kamen sehr viel zusammen. Herr Erzberger tvar Schiedsrichter in einer Sache, die ihm eigentlich ganz fremd war Hierauf wird Regierungsbaurat Morgenstern vernommen. der sich im Vorstand der Berger Tiefbau A.-G. befand. Ober- stacrtsanwalt Krause: Hatten Sie de» Eindruck, baß die Beziehun- gen der beiden Herren über dai erlaubte Maß hinaus rnirgon? Zeuge: Jawohl. Oberstaatsanwalt Krause: Hat Kvmmerzicnrat Berger versucht, den SckiedSrichter zu beeinflussen? Zeuge: Die Frage ist sehr schwer zu be- antworten, aber ich muß sagen, daß Konrmerzienrat Bcrger mit seinem emphatischen Wesen dersuckst bat, den Schiedsrichter zu seiner Ansicht zu bekehre». Vors.: Weshalb ist wohl nach Ihrer Ansicht die Wahl Erzberger» in den AufsichtSrat erfolgt? Zeuge: Wegen seiner Beziehungen zur Regie- rung. Hclfferich: War Kommerzienrat Berger oft in der »Budavestor Straße? Zeuge: In der SRoche zwei- bis dreimal. H e l f f e r i ch: Hatten Sie de» Eindruck, daß dabei ein Einfluß «uf die materielle Gestaltung der Schriftsätze für das Srns Werfohren versucht worden ist? Zeug«: ÄaS weife ich nicht Jedenfalls aber war es auffällig, daß oft ich toill aller- ding« nicht sagen, nach einem Besuch deS Herrn Berger bei Herrn Erzberger die bereit« ferriggeichnebenen Schriftsätze vollkom. -n« n umgearbeitet»nd neu geschrieben wurden. Subjektiv sage ich, daß MeS offenbar auf die flnterredung zwischen .irommerzienrat Borger und Erzberger zurückzuführen ist. Helfferich: Wissen Sie, ob sich die Unterredungen zwischen Ber - ger und Erzberger nur auf die Schiedssprüche beschränkten? Zeug«: Das glaube ich nicht. Denn als ich im Jahre 1916 im ÄriegSaimisterinm zu tun hatte, sagte mir Kommerzienrat Berger, ich sotlhe mich mir an den Obersten WrieÄerg wenden und sagen, daß Erzberger bereit« mit WrieSberg gesprochen habe. E» handÄte stch um die Ausschließung der Firma Berger Von den Arbeiten auf dem östlichen Krio�fchauplatz. E r z b e r- e r(sich erhebend): Ich erkläre nochmal» unter meinem i b: Ich habe weder mit dem Ohersien WrieSberg noch mit einem onderen Herrn des Kriegs Ministeriums über den Ausschluß der Firma Berger Von den Arbeiten im Osten gesprochen.'Helffe- r i ch: Glauben Sie. Herr Zeuge, daß Minister Erzberger bei der Intensität seiner Beziehungen zu Herrn Berger nichts davon ge- wüßt hat. daß die Firma von den Bauarbeiten im Osten auSge- schlössen wurde? Zeuge: Das halte ich für unmöglich. Vors: Sie nehmen also an, daß Herr Berger Herrn Erzberger dies mitgeteilt hat? Zeuge: Jawohl. Weiter w'td festgestellt, daß zwischen Berger und dem Zeugen Differenzen bestanden. Peter Spahn als Zeuge. Hierauf wird Exzellenz Spahn vernommen. Exzellenz Spahn gibt eine anSfirhrliche Darstellung von der Sitzung der B-ndgetkommisfion im Fctbruar 1914. Er macht seine tt»gaben mit außerordentlich leiser Stimme und ist wegen seiner Schwerhörigkeit unmittelbar bor den Richtertisch getreten. Beide

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Parteien sowie die Verteidiger verlassen ebenfalls ihre Plätze und gruppieren sich um den Zeugen, um dessen Aussagen' verstehen zu können. Exzellenz Spahn führt ans. daß ihm, dem Zeugen, das Verhalten ErzbergerS» n der Budget- kommission aufgefallen sei. Er als Jurist müsse es als uicht angängig bezeichnen, daß ein Miiglied der Bndgetkom- Mission als Schiedsrichter gegen den Fiskus'.ätig sei. Er babe auch mit anderen Parlamentariern über diese Frage gesprochen, z. B. mit dem Abg. Bassermann, und dieser hol'e ihm seine Auffassung als richtig bestätigt. Erzberger beantragt darauf« hin, a!S Zeugen dafür, daß auch andere Abgeordnete als Schiedsrichter tätig waren, von der Zentrumsfraktion Pro- fessor Faßbendcr zu laden. Exzellenz Spahn wird darauf ent­lassen. Als nächster Zeuge behandelt Generalmajor v. OlderShau. s e n noch einmal den Ausschluß der Firma Beuger von Heere Sauf- trägen und führt dann ein Schreiben vom März 1915 an. in dem der Kriegsminister bcwnt, daß eine Reihe van Persönlichkeiten, die sich um das Eisenbahnwesen verdient gemacht hatten, dekoriert wer- de» sollten, so vor allem Kommerzienrat Berger. (Lachen im Zuhörerraum.) Dieses Schreiben des Generals Scheuch lag. ein Schreiben ErzborgorS bei. Erzberger : Mein« Empfehlung ist durchaus nicht so ungewöhnlich. Man ist während des Krieges auS verschiedenen Kreisen der Industrie an mich herangetreten mit dem Ersuchen, hervorragenden Vertretern das Eiserne Kreuz zu verschaffen. So z. B. sollte ich dies« Auszeichnung für Kommerzienrat G u g« n» heim und für Herrn Strcsemann erwirken. He l ff e- r i ch: Hat der Herr Nebenkläger in den Fällen Gugenheiin und Stresemann auch eigenhändig Priese geschrieben? Erzber­ger verneint. Alsberg(zum Zeugen v. Oldershausen): Wissen Sie, Herr General, auf welchen Einfluß die Firma Berger zu den Arbeiten wieder zugelassen worden ist? Zeuge: Das ist nicht ohne weiteres festzustellen. Aber durch die beiden Schrei- ben, die ich in der Ordensangelegenheit vom Kriegsministerium erhielt, ist mir gewissermaßen ein Licht ausgegangen. Ich habe keinen Beweis, wohl aber die Empfindung, daß eS Herrn Erzbergers Einfluß gewesen ist Helfferich: Erschien e» Ihnen nicht auffallend, daß sich Herr Erzberger für die Aukzeich« nung deS Herrn Berger so einsetzte? Zeuge: Jawohl. Bei der Fvldeisenbahndirektion waren 1918 nur vier bis fünf Eiserne Kreuze au? gan� besonderen Anlässen verteilt wor- den. Daß das KriegSministermm in dieser Angelegenheit inter - venierte und einen Einfluß aus nnS ausübte, war einzig dastehend.(Lachen im Zubörerraum.) Es folgt dann die Vernehmung von Exzellenz von Gompiär« über die Sitzung in der Bndgetkommisfion. Zeu« empfand es als unbequem und unangebracht, daß«in Abgesrd- neter, der al» Scksiedsrichter auf diesem Gebiete Erfahrungen ge- sammelt hatte, sprach. Ich hatte den Eindruck, daß ein Abgeord- neter unter diesen Ilmständen nicht in die Debatte hätte eingrei» sen dürfen. Vor s.: Herr Minister, waren Sie bereits da- mals Schiedsrichter gegen das Kanalamt? Erzberger: Es ist mir nicht bekannt, daß ich eine andere Firma gegen da» Kanal» amt vertreten habe. Ich erinnere mich der Angelegenheit nicht. Exzellenz G om Piere(sehr entschieden): Auf Grund der Akten, die ich eingesehen habe, stelle ich fest, daß Sie, Herr Erz- bevger, indenFäll« N Vach st ein, KolenSkiu. Zöllner und Sander u. Küster gegen da« Kanalamt als Schieds« nchter tätig gewesen find. Ich sehe ganz ab von der Hanseati» scheu Baugesellschaft.(Lachen im Zühörerraum.) Helffe» r i ch: Ich möchte an den Zeugen Erzberger die Frage richte«, ob er au» dem EchiedSrichteramt et« so i«to«siveK Gewerbe gemacht hat, daß er sich der einzelnen Fäll« nicht mehr entsinne» kann? Erzberger, sehr erregt: Ich verbitte mir die De- merlung, daß rch ein Gewerbe darqus gemacht habe. Helffe- rich: Sie hoben sich als Zeuge mir gegenüber nicht» zu per» bitten. Der Vorsitzende greift beruhigend ein und stellt seiner- seit« an Erzberger die von Helfferich angeschnittene Frage. E r.z b« rg e r: Ich kann hier unter meinem Eide nur da! aus­sagen, I voran ich mich noch genau entsinne. Alle Prozesse sind gewissermaßen au» einer Sache entwachsen, als Unterabteilungen. Es tritt dann eine kurze Pause ein. Nach der Pause wird DircktorDietrich.der Vorsitzende des ReichSverbandeS des Deutschen TiefbaugewerbeS, vernom» men. Zeuge schildert, auf welche Art und Weise Berger in die W i ed« ra u fba u ko m mis sion hineingekommen ist

Sein Name habe zunächst nicht auf der Vorschlagsliste gestanden, Wie Berger in die Kommission hineingekommen sei. könne er nicht sogen. Aussagen der Zeugen Kumbier und Fritz Stall- mann bringen nichts wesentliches. Der Zeuge Koch ertlärr, daß er Erzberger al» Schiedsrichter in dem Prozeß der Fivma Muller mit den» FiSkuS vorgeschlagen habe, weil er auf dem Standpunkt steht, daß in solchen Fällen, in denen der FiSku« nicht gerecht gegen den Unternehmer arbeitet, ein Abgeordneter hinzugezogen werden müsse, um dafür zu sorgen, daß dem Unternehmer sein Recht werde. Ich beabsichtigie, dem Abgeordneten durch das Verfahren die Mißstände zur Kenntni» zu bringen, gegen die er später im Reichstag vorgehen sollte, um für ihre Abschaffung zu sorgen. Rechtsanwalt Alsberg: In wieviel Fällen ist Herr Erzberger von Ihnen als Schiedsrichter herangezogen worhen? Zeug«: In einer großen Reche von Fällen. Erzberger: Ich habe mich immer sehr für eine Besserung der Verhältnisse bei der Eisenbahn eingesetzt im Interesse der öffentliche« Moral. (Heiterkeit.) Helfferich: Habe» Sie auch andere Abgeord- nct« al« Schiedsrichter zugezogen? Zeuge: Jawoyl, aber nicht in so zahlreichen Fallen. Damit ist die Vernehmung de« Zeugen beendet und eS wird, da der nächste Zeug« noch nicht er- schienen ist einstweilen mit der Verlesung der Schiedö- sprüch« begonnen. Nach Vernehmung des Rechtsanwalt» Wolfenstein und des Ingenieurs Becker als Zeugen, wurde darauf die Verhandlung um 2% Uhr geschlossen-

GroßSerllu

Um öle Elternbeiräte. Unsere Stellung zu den Elternbeiräten haben wir hier schon wiederholt klargelegt, sodass eS sich erübrigt, nochmals daraus einzugehen. Im nachstehenden wollen wir unseren Lesern nur ein kleines Beispiel von den Methoden geben, die die Kirche im Kampfe um die Elternbeiräte anzuwenden beliebt. In Berlin werden in letzter Zeit Flugblätter verkeilt, die von evangelischer Seite ausgehen. Der Verfasser führt den NachiveiS, dass die Elternbeiräte«höchst verderblich* wer­den können. Er faselt etwas vonmasslosen UmwälzungS- Plänen* und von der«Vernichtung des deutschen Familien- lebenS* durch»gewisse Kreise*. Wer diese aewtssen Kreise sind, läßt sich unschwer erraten. All die Lugen, die von kirchltchsr Seite gegen die Sozialdemokratie ausgestreut werden, sind schon so oft wiederholt worden, dass sie bald kein Mensch mehr glaubt. Das scheint denn der Verfasser des erwähnten Flugblattes auch eingesehen zu haben und er benützt daher einen neuen Schwindel, wobei er besonders auf die Mutterliebe spekuliert. Er sagt wörtlich: »Nach ihrem(der«gewissen Kreise*) Plan sollt ihr Eltern mit euren Kindern euch nicht mehr um den MittagSiisch ver« sammeln können; denn olle Kinder sollen zwangsweise an einer öffentlichen Schulspeisung teilnehmen. Nach ihrem Plan sollen unsere Kinder den ganzen Tag vom' Elternhaus entfernt bleiben. Auch während ihrer Frei- stunden sollen sie unter Obhut der Schul« sieben, und zwar einer Schule, in der lein Hauch von Religion zu spüren ist. kein Wort von Gott gesprochen wird, lein Choral und(ein Lied von dem, wa« unseren Bätern heilig ist ertlmgrn darf. Slochnieist ein so unerhörter Vorstoß gegen da« deutsche evangelische Hau« unternommen. Dorn«, ihr evangelische» Eltern, seid ans der Hut, wenn eS stch in der Schule eurer Kinder um die Wahl der Eltern- beirSt» handelt.* ES ist selbstverständlich, dass die Sozialdemokratie i» Konsequenz ihrer Forderung nach Trennung von Kirche und Staat auch die weltliche Schule verlangt. Die Zeiten sind vorüber, da die Schulen ein Instrument in der Hand der herrschenden Klassen waren, die darin nur ein Mittel zur Befestigung ihrer Herr- s ch a f t sahen. Die Schule gehört dem Volke und soll ihm dienen. Wir Sozialdemokraten verlangen die Unentgeltlich.

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Jan Krebsereuter.

Seine Taten, Fahrten und Meinungen. Aufgezrichne, von Hau» Müller-Schlösser. Mcnme," rief aber die Frau,jetzt nit rauchen! Hörst du! Komm' bleib' nett still sitzen, bis dat Göwitter vorbei ist." Der Baas schnitt ein Gesicht und stellte die Pfeife wieder hin. Dann sagte er feierlich: Frau, merf dir: Nicht mir Prophotan, wenn sie in der Wüste fitzen wie Elias unter dem Wacholder, mt nur Aposteln, wenn sie in Ketten liegen wie Petrus in Jerusalem oder war es in Rom , Fvcm?- no, eS ist gut, wir alle werden er- l>alhen von Gottes Engeln. Da kann nix passieren. Und wenn ich beim Gewitter die Pres rauch', und eS soll mich der Blitz treffen" Um Gotteswille, AloiviS!* schrie die Fnau. und es soll mich der Blitz treffen, dann trifft er Nnch, und da können mich die Laden vor dem Fenster und die gc- weihte Kerze nft schützen. Guck', und darum will ich auch rmnn' Pies rauchen* Damit langte er wieder die Pfeife her. setzte einen FrdibuZ an der geweihten Kerze in Brand und zündete seine Pfeife an und paffte, dass die Kerzenflamme wie ein Fünkchen aus dem blauen Rauck, herauSglühte. Der Regen prasselte gegen die Fensterläden, und wenn die Bäckersfamilie auch den Blitz nicht sehen konnte, so hörte sie doch die rollenden Donnerschläge. Da hat einer an her Tür gekloppt,* bemerkte der Baas. Um Gotteswille. Alowisl* schrie die Frau. Herein!* sagte der Baas, die Flurtür wurde rasch ge- onnet, und die Frau'Schlüter trat ins Zimmer mit dem dünnes, der sich an ihren Rock geklammert hatte. Frau Schlüter hotte ein ganz verstörtes Besicht, die angst- voll starrenden Augen sprangen ihr bald aus dem Kopf«, und nut heiserer Stimme und zitternden Lippen fing sie an: «Cch, nehmt es mir nit für übel. Baas, bat ich so un- gelegen komm' und Euch beim Mittagessen stör'. Wollt Ihr ntt to gut sein mein TunneZ ist so bang vor dem Gewitter ha! es ist ja auch ein schrecklich Gewitter, nit? So haben ®tC tonfl kins gehabt. Ha! ich kann den Blitz nit vertragen Hui da war als Widder so einer! Gott walt'sl Jesus Watt äl*

Sie bekreuzigte sich blitzschnell und lieh sich, als der Donnerschlag die Fensterläden rappeln mochte, auf einen Stuhl fallen, dass er krachte. Und ich bin da oben," fuhr sie fort/«so nah' am Dach, so allein uMct den Pfannen vom Söller man kann nit wissen, ob es nit mal einschlägt, dann krieg' ich es aus erster Hand und. wie gesagt,, mein TllnneS ist so zibbelig, ich kann ihn nit beruhigen und ich dacht', wenn er'n paar vernünftige Leut' um sich hat,, ha darf ich mit dem Jung' ein Viertelstündchen hier bleiben, bis dat Gewitter sich ein bisschen verzogen hat?" Da mußt du aber nett still sein, Tünnes!* sagte Frau Hösgens, und Frau Schlüter holte einen Stticksttmnpf her- vor, stemmte die eine Nadel gegen den Bauch und warf die beiden anderen Nadeln so rasch durcheinander, dass man nur noch daS Klappern hörte und das Blinken sah. Eine Zeitlang war es still in dem Zimmer: Settchen war mit den Tellern hinausgegangen, der Baas paffte, sein« Frau hatte die Hände im Schoß gefaltet und bewegte in stillem Gebet die feuchten Lippen, dass es sich anhörte, als fielen irgendwo in schneller Folge Wassertropfen in ein Glas. Der Baas blies eine mächtige blau« Wolke von sich und sprach: Das Auge imsereS himmlischen Vaters schauet herab auf all« die Seimgen im Staube." Dat mag ja sein, Baas." gab Frau Schlüter zu,aber wieviel Menschen sind nit schon vom Blitz getroffen worden!* Dat schon. Frau Schlüter, aber* ..Nee, nee." rief Frau Schlüter und schüttelte den Kopf. "ich will nix vom Blitz wissen! Ich Hab', wie man so sagt,'ne Anttpathie gegen den Blitz. Mein Mann sogt immer, der Blitz ,st ein fortgeschnnssen Schwefekhölzke vom lieben Gott. und man weiss nie.. wo es binfällt. Hu! da war als Widder so einer! Gott tvalt'sl Jesus walt'sl* Sie bekreuzigte sich wieder, und der Strickstrumpf fiel zu Boden. .. war ganz in sich zusammengekrocheu und hielt die Schurze gegen das Gesicht. Die«issxn im Glasschrank rappelten unter einem mäch- ttgen Donnericylag. Tünnes ichnitt sein Gesicht und erhob fmn Gebrüll: die Tür wurde aufgestoßen, im Durchzug wackelten die Bilder an der Wand, und herein stürzte Sott. chen. bleich vor Angst, hinter ihr Trüdeke mit dem Jan.

«Mamma! Mamma!* brüllte Tünnes. Der Baas sprang vom Kanapee auf und stieß dabei an den Tisch, dass die Kerze umfiel und verlosch. Plan saß im Düstern. Fenster auf!* rief der BaaS, aber Settchen zündete rasch die Kerze wieder an. Da hat es eingeschlagen! Da hat eS eingeschlagen!* murmelte Frau Schlüter mit stieren Augen. «Jösiesmarra, wat war dat für ein Schlag! Wat ein furchtbarer Schlag I* flüsterte Trüdeke. ES hat doch wohl nit bei unS eingeschlagen?" fragte Frau Schlüter, starr vor Entsetzen, und das Angsttvasser lief ihr auS Augen und Nase. Ich Hab' noch nix gespürt,* stellte der Baas fest. .HaaS,* sagt« Trüdeke,ich Hab' so'n Sorg' um meiner» Mann! Der GrodeS ist bei dein Univetter auf dem Wasser! Wenn ihm bloss kein Unglück passiert I* Der Baas blies wieder eine mächtige Wolfe von sich und sprach: Er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen, dass sie dich auf den Händen tragen, und du deinen Fuss nicht an einen Stein stössest.* Gewiss, BaaS,* erwiderte Trüdeke,aber cS ist doch so'n schrecklich Unwetter, und mein GradeS ist mit seinem Lotsennachen auf dem Rhein !* TünneS hatte sich wieder beruhigt, als er Jan hatte ein- treten sehen. Jetzt wollen wir Hündchen spielen," schlug Jan ihm vor: Tünnes war einverstanden, und Jan zog eine Kordel aus der Tasche, band sie ihm um den HalS und machte das Ende an einem Bein deS Kanapees fest. Du musst knurren und bellen. Tünnes, und ich muß dich zerren!" Tünne« kroch unter das Kanapee, und Jan mochterrr kiss ftss. rrr kiss kiss*. TünneS brummte hinten im Halse und bellte heiser wie ein Metzgerhund. Die unschuldigen Kinder kennen nix von Angst und Sorg',* meinte Frau Schlüter. »Du musst auch beißen l* befahl Jan dem Tünnes. hielt ihm dl? Hand hin«nd lockte ihn bi» an de» Baas Beine.- (Fortt folgt.)

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