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Nr.HS�ZI.�ahrgaag
Seilage des Vorwärts
Sonnabend, 21. Februar 1H2S
preußische tanöesversammlung. (Gchlutz aus der AbendauK-zabe.l Die-namentliche Abstimmung über den Antrag Hergt(Dnabl.) um Verschiebung der Wahlen zu d« n Elternbeiräten, bis die Erzieh uiigSbrrechtigten die Entschei­dung über den Eharakicr der VolkSsäuile getrosten Hoven, - ergibt, dost der Antrag bei einer Beteiligung van LtZb Ab- genÄnsten mit 16,� Stimmen gegen 57 abgelehnt wird- 'lvitt den Antrag stimmten die beide» Parteien der Rechten und einzelne Demolratoi. Der den gleichen Gegenstand belreffetchc Antrag Linz  - Barmen(Dnail-) wird in einfacher Abstimmung gegen die Rechte abgelehnt. Die Verordnung vom Lb. Februar lblb betreffend einstweilige Versetzung der unmittelbaren Etaaiö- deamten in den Ruhestand wirb genehmigt. Abg. Wentc (Dem.) begründet einen Antrag auf landwirtschaftliche Aus» Nutzung der Exerzier  -. Truppenübungs. und Schiehplätze. Auf Antrag Peters(Soz.) erllärt.d>rS HauS de» Antrag WculeS durch frühere Beschlüsse für erledig'.. Abg. Dt. We»l(II. Soz.) bqaründet einen Antrag auf Einführung der v b l i g a t o r i s ch e n F a m i l i« n v e r s i ch e r u n g. Abg. Bräucker(Soz): Wir unterstützen den Antrag, der eine alte sozialdemolratische-Forderung ausspricht.> Wg. Frahm(Dnatl.) erdlart sich namens seiner Partei für die obligatorische Fam-ilienversicherung. Freilich dürften die A e r z t« nicht dadurch geschädigt tmden. Auch die Abag. Hirtsiefcr(Zentr.), Frau Tönhoff« Dem.) und Dr. Leidig(D. Äp.) treten für den Antrag ein. Dar Antrag wird e i n st i m m i g angenommen. ES folgt der Autrag Dr. Friedberg und Gen.(Dem.) be. treffend baldigen Erlast oincs RdcbzgefctzeS Zur öekämpfung üer Tuberkulose. Abg. Dr. Zchlosunnn»(Dem.l begründet den Antrag. D i e Folgen des Krieges sind auch vecheerend gewesen für unsere Voltegesundbdt. Die Belämpfung der Tuberkulose ist wirksam nur bei lräktigcr Ernährung, und uns fehlt es selbst in den.Heilanstalten an!WUch. Der Kampf gegen die Tuberkulose iraistte aber mir allen wirksa�nen Mitteln geführt werden, und zwar konzentrisch von alle» Seiten. Auch die Wohnung». frage spielt hier an« große Rolle. Es bedarf eines Zusam­menfassenden Gesetzes, das den Kampf gegen die Tu» berkuloie organisiert. Abg. Dr. Beyer lSoz.): Der Hunger hat uni die Widerstandskraft genommen. Taber erklärt sich die heutige große Ausbreitung der Tuberkulose. Wir müssen uni be» mühen, diese Krankheit in den ÄnfangSstadien zu behandeln, und darum würde sich hier die A nze igep flichr empfehlen. Wir kennen heute die Ursache der Tuberkulose, auch hat sich ergeben. daß kaum noch cm Erwachsener von dieser endemisch gewordenen Krankheit frei bleibt. Eine Hauptursache der Ansteckung ist da« enge Zusammenwohnen. Statistisch ist auch nachgewiesen, daß die Berbrcituug der Tuberkulose von der sozialen Lage abhängig ist. die WohlÄobcirdcn werden am wenigsten von dieser Krankfeil ergriffen. Die Berliner   Untersuchungen haben erschreck» lick-e Zahlen über die Wohnungsverhältnisse der Tuberkulösen er» geben. Ed handelt sich hier um eine soziale Frage. Die beste Ab» Hilfe wird geschaffen durch Berbcsserung der WohnungS- und ErnökrnngSbedingungen. jeder Mensch muh sei,« eigene Schlafstelle haben, tein Kranker darf mit andere» zusammen in demselben Bett schlafen. Die Mit» Hilfe der Sterzwfchaft hat leider vielfach versagt. Die m« diz i» nischen Fakultäten an den Hochschulen sind auch noch sehr rückständig, so daß Anhänger ciireS neueren Heilverfahren» keinen Lehrauftrag bekommen.(Beifall bei den Soz.) Ministerialdirektor Dr. Gottsicin teilt mit, daß im Reichs amt de» Innern ein Gesetzentwurf zur Bekämpfung der T.uberkulose fertiggestellt ist. Er liegt jetzt dem Reichsgesund. heitSamt vor, wird dort eingehend beraten werden und dann dem Reiebsrat zugehen, worauf sich dir Nationalversammlung damit beschäftigen wird. Abg. Dr. Weyl(N. Soz.): Die Mehrzahl der Aerztr ist in sozialer Beziehung sehr rückständig. Da» zeigt sich beim Fried» mannschen Heilverfahren, dem noch heut« prominente Äerzte feindlich gegenüberstehen. Solange die Aerzte Gewerbe. treibend« sind, haben si« kein Interesse«m der Prophylaxe. Darum fordern wir die
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Verstaatlichung der Gesundheitspflege. Den Antrag Schlußmann unterstützen wir durchaus. Ter Antrag Schlotzmann wird angenommen. Abg. Dr. Beyer(Soz.) begründet einen Antrag auf, Neu ge» staltun-g der Gewerbehygiene, der einstimmig ange» nommen wiid. Ein Antrag Bergmann(Zentr.) über dre Entschädi­gung der Schöffen und Geschworenen, die en isprechend der Geldentwertung erhöht werden, müsse, tvrrd dein R e ch i s a u 3» s ch u ß überwiesen. Das Haus vertagt sich. Nächste Sitzung Sonnabend, den 21. Februar, mittags 12 Uhr: Anträge und förmliche'Anfragen. Schluß bi-i U hr. « Ter GemeindeauSfchnst der Preußischen Lande» v er. sammlung»ahm den Gesctzpi'twurf üb-'r die Aufhebung der Steuervorrechte aus Eingemeindungen an, dazu auch einen. Antrag des Berichterstatters Abg. Weber(Soz.). der dem Gesetz rückwirkend« Kraft nicht, N"e die Vorlage twr. sieht, bis 1. Oktober ISIS, sondern bis 1. April ISIS gebar will. io daß die Gemeinden-für das ganze Steuerjahr 1919 die Kommu» nalaöaaben nachträglich erheben können. Weiter wurde von allerr ! Parteien energisch verlangt, daß den Krüppeln, für die seit Jahren : nichts Ernstliches geschehen ist, endlich durchgreifend geholfen wird. ! Ein{Regierungsvertreter stellte eine Gesetzesvorlage über den Neu, aufbau der Krüppel fürsorge in Aussicht, die in tveni» > gon Tagen dem.Hause zugehen soll.
Prozeß Crzberger- Helfferich. (Schluß aus der Abendausgabe.) Auf Befragen deö Vorsitzenden erklärt der Zeuge, daß da? Ge» neralkommando zu dem Verkauf seine Zustimmung gegeben habe. R.>A. Alsberg: Wissen Sie, ob nicht beim Kriegsminisierium Vorstellungen eriolgt sind, zu gestalten� daß wädrend des Krieges das Patent nach dem Auslände verkauft werden könnte? Zeug«: Da« sst mir nicht bekannt. Das wäre auch aus Privatwirtschaft- lichen Gründen nicht wünschenswert geweien. R.-A. Alsberg: W'sien Sie nicht, ob der Abgeordnete Erzberger   sich bei dem Krieg S sin i n i st c r i u m um die Erlaubnis zum Verkauf bemüht bar? Zeuge: Ich erinnere mich nicht. Wohl ist darüber mal ge» sprachen worden,'ck weiß ober nichts darüber. R.-A. Alsberg: Wenn Herr Erzberger das getan hätte, so wäre da« doch gegen Ihre Intentionen gewesen? Zeuge: Da» bezog sich auf einen eventuellen Verkauf nach dem Kriege. R.-A. Alsberg: Dann wäre doch die Genebmigung de« KriegsministeriumS nicht nötig gewesen. Zeuge: Da» schab« doch mchlS. Darauf wird Direktor Selig. Vorstandsmitglied der Anhydat-Aklien-Besellschaft, aufgerufen. Der Zeuge bekundet, daß die sechzig Aktien, die bei der Erböbung des Kapiial» der Gesellschaft Erzberger bezogen habe, diesem auf Grund eine» GenerolversammlungSbeschlusses zugefallen seien, nach dem die erste Emission der 800 990 Aktien aui daö Bezugsrecht bei der Kapita!«» erböbung einen Vorrang auf S90 909 Aktien habe. Der Zeuge der» liest dann seine Notizen über die einzelnen Fälle, in denen Erzberger   iür die Gesellschaft bei verschiedenen Behörden tätig war. ES handelt sich dabei u. a. um die Einfuhr von Petroklicht und um das österreichische Patent der Gesellschaft. Wegen des skandinavischen Patent« habe sich Erzberger  auf Ersuchen de» Patentanwalt« der Firma an da? RricbSamr deö Innern gewendet. Der Zeuge verliest den betreffenden Brief, der daraufhin vom ReichSamt des Innern eingelaufen ist und in dem ausgeführt wird, daß argen eine Veräußerung nach den nordischen Staaten Bedenken nicht beständen und die Maßnahmen von der Zustimmung des Generalkommando« abhängig seien. Da» Schreiben rsl mit v. I o n q u i ö r e» unterzeichnet. Rechtsanwalt Alsberg  : Ich habe auch ein Interesse daran. daß aufgeklärt wiid, wie es gekommen ist. daß dem Kriegsministeiium trotz der Kriegswichtigkeit des Patentes die Auskunft gegeben worden ist, daß ein Verkauf zulässig sei. Es entspinnt sich eiue kängere Debatte ztviichen Rechtsanwalt Alsberg   einerseits und Geheinrrat- v. Gordon. Direktor Seelig und Kommerzienrat Rechbcrg andererseits. Es handelt sich um die Fest» stellung, aus welchem Grunde Herr Erzberger   auf seine 52 Aktien mit Bezugsrecht 50 Stücke erhalten konnte, warum diese Aktien der ersten Emission angehörten, während im
August 1918 kaum mehr Anteile der zweiten Emission für Außen» stehende zu haben waren. Direktor S c e l i g: Im Januar 1917 ersuchten- wir Herrn Erzberger  . er wöge sich beim Reichsarbeitsamt dafür verwenden, daß unser Chemiker Dr. Hägen, der eingezogen werden sollte, reklamiert lvürde. H e l s f e r i ch: Das sst derselbe Herr, der jetzt im Inserat sich gegen mich wendet. Ver- .sprachen. Sie sich'nicht ebensoviel-Erfolg, wenn Sw selbst einen Briet an das ReichSarbeitsantt wegen der Reklamation schrieben. als ivenn Herr Erzberger   sich dafür einsetzte? Zeuge See! ig: ES ist dock, selbswerständiich. daß ein Abgeordneter immer mehr er-- reichü Vor s.: Ja, die Herren Abgeordneten setzten sich danraiS jeden Tag für Reklamationen ein. es war schon nicht mehr schön! Helfferich: War es Ihnen. Herr Kommerzienrat Rechberg, nicht bedenklich, den Herrn Erzberger   durch Uebertassw'g der Anteile in dem Augenblick für Ihr Werl   zu gewinnen, als zwischen Ihnen und dem KregSmtnistemm. in dem Herr Erz- berger einen notorischen Einfluß besaß, schwer» wiegend« Verhandlungen über neue Lieferungsverträge schwebten? Zeuge: Nein. Rechtsanwalt Alsberg  : Hat außer Herrn Er»beraer 1916 noch jemand Aktien zu pari erhalten? Di­rektor Seelig: Nctn.' Kommerzienrat R e ch b e r g: 1015 Hat .Kommerzienrat Becker seine Aktien infolge seiner großen Fach« kenntnisse ebenfalls zu, pari-erhalten. Rechtsanwalt Alsberg: Und für welche Fachkenntnisse hat Herr Erzberger   seine Aktien zu pari erhalten? Vor s.: Hat noch jemand außer Herr.« Erz- berger Aktien zu pari bekommen?-« Erzberger: I Der Abgeordnete Müller-Fulda bat auch Aktien zu pari bekommen. Rechtsanwalt Alsberg  : So, so. der Herr Abgeordnete Müller-Fulda. Aber hat vielleicht jemand, der nicht zufälligcrwe-se Abgeordneter war. Aktien zu pari bekommen? Zeuge N e ch b e r g: Wenn sich ein guter Freund -an mich gewandt hätte, hätte ich ihm die Aktien wohl auch zu-pari gegeben. Helfferich: Herr Erzberger   besitzt für IIS 900 Mark Anteile, die 20 Proz. Dvidende brachten.' Er hat in seiner Vermögen'angabe diese Aktien mit sage und schreibe IIS Proz. angegeben. Bei 29 Proz. Dividende gibt fiw der Mann mit einem Kurs von 115 zufrieden, der das Reichs-Notopfer ge» schaffen hat! Bors.: Das gehört doch aber wokl nicht zur Sache! Erzberger  : Zur Zeit der Vermöpeneangabe kannte- üb noch keinen anderen Kur«. Der neue Kurs ist erst in der letzten Wache gemacht worden. Helfferich: Stand zu-den Zeiten, Herr Direktor Seelig, als die Kriegszuwachssteuer kam. der Kurs Ihrer Aktien im Jahre 1918, 1917 und 1918 auch auf 115? Direktor Teelig: Jawohl. Helfferich: Danke, das genügt mir voll« ständig. ES tritt dann eine Mittagspause«in. Nach der Mittagspause wird Oberingenieur Mauritius  als Zeuge vernommen. J-m Herbst 1913 schlua die Krieas-Rohstoff» abteilnng der KriegZ»Ledergcsellschafl eine Reihe von Zlbgeordneten zur Wahl in den AufsichtSrai vor. Abgeordneter.Erzberger   wurde gewählt. ES wurde hierzu schriftlich d'e Einwilligung deS R e i ch s s ch ä tz a m t S, des ReichZamtS de« Innern, de« Handels­ministeriums und des Ro'chS.Marinramtz eingeholt. Herr Erz­ berger   hat dann der Kriegsledergesellschaft vom Februar 1917 bis Januar 1919 angehört. Er hat mindestens an einer Auf. sichtSratlfitzung teilgenommen. Dabei kamen, soviel ich weiß. Verteilungsfragcn von Leder nicht in Frage. Auf B.'fra  <,?n des RechtSantvaltS Friedender erklärte der Zeuge: Es ist mir nicht bekannt, daß irgendein Aktionärs oder Herr Erzberger selbst irgend» welche Einwirkung aus mein Ressort gebäbt hätte. Ich hätte der- artige Bemühungen sicher erfahren. Ich persönlich und daS ist mir lieb, da» hier zu erörtern bin n-emals an den Slnbydat» Werken oder an irgendeinem anderen Werk der Lederindustr« dtrekt oder auf Umwegen beteiligt gewesen. Rechtsanwalt Als­ berg  : Hat sich Herr Erzberger nicht bei'Ihrer Abteilung bem üht? Zeuge: In einem Fall«, und zwar brachte« einen Wunsch der Anhydat-Werke vor, ihr Patent nach nordischen Staate» zu verkaufen. Rechtsanwalt Alsberg  : War man in Ihrer Abteilung dqzu geneigt, den Wünschen de« Herrn Erzberger zu willfahren? Zeuge: Im allgemeinen wurde die Einwirkung eines Abgeordneten als ei» peinlicher Druck empfunden. Der Referent wollte einerseits keinen Präzedenzfall schaffen, wollte andererseits auch einen unnötigen Zeitverlust ver» mr-den. Rechtsanwalt Alsberg  : Scheute man nicht den ange- kündigten Eingriff eines Abgeordnete» im Budgetausickuß. weil die Vorbereitung hierzu immer den ganzen Betrieb stillegte?'-- Zeuge: ES ist begreiflich, dgß man das scheute, denn bevor die Sache zur Verhandlung kam, mußte man mit den einzelnen Ressort« erst Fühlung nehmen; e« gab eine Unmasse von Be»
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?an Krebsereuter.
cjeine Taten. Fahrten und Meinungen. Aufgezeichnm von Han» Müller-SchlSsser. _..Wie?" rief Kreikenbeck und geriet in Zorn...Uhr Lummels, wollt mich wohl verdütiipoln, sie? Jan, jetzt ge» sagt, warum ihr noch dasteht wie Holzklötze! Zapperlot. wer ist von euch beiden der Jan?" T-amit setzte er die Ärille wieder auf die Nase, streckte den Kopf cor und beschaute den einen und den anderen, aber für feine schwachen Augen war eS schon zu dunkel. Johannes von Nepomu? hätte ja eigentlich antworten müssen, ober bringe jemand einer Holzsigur einmal daS sprechen bei! Johannes von Nepomuk   blieb stumm. Dem guten Kreikcnbeck schwoll der Kamm. ..Wenn ihr, nichtsnutzigen Lotterbuben, mir jetzt nicht Rede und Antwort steht, haue ich euch rechts und links um dw Ohren!" Aber Johannes von Nepomuk   lächelte ihn in seiner er» starrten, demutvollen Stmidhaftigkeit an. wie er sie bei Leb- zelten zu Prag   bewiesen und mit dem Märtyrertode bezahlt hatte, und wie sie ihm auch jetzt wieder große Unannehmlich. keiten und eine schmachvolle Behandlung einbrachte, denn Kreikenbeck versetzt« ihm in der Tat eine io kräftige Ohrfeige, daß Johannes von Nepomuk   gegen den heiligen Franziskus knallte, der seimteitS dadurch das Gleichgewicht verlor, und Leide auf den Boren polterten-, wo sie nach einigen Um» Drehungen stumm und steif liegen blieben. Kreikenbeck sprang im ersten Gchrsck einige Achritte zu» rück: ol» aber ,m selben Augenblick JanS und TünneS' mit Gewalt zurückgehaltenes und immer mehr angesammeltes Lochen onSplatzts. fuhr Kreikenbeck im höchsten Zorn« auf und kreischte: .Ahr   Tempelschänder! Ihr Blasphemiker! Ihr Sa» krilegiker! Ihr Hollenhunde! Ta soll euch doch der Satan frikass'eren!" Und er ergriff den Kerzonanzünder. rannte nach der Ecke, aus der das Lachen gekommen war. und schlug blind. lmgs ins Dunkle hinein. Aber er schlug in die leere Luft, die beideu hatten längst Reißaus genommen- Jan war zum letzten Mal« Ministrant gewesen, der orin« Tunnes auch!
Jan? Wille zur Frömmigkeit sollte aber noch eine stär» kere Probe zu bestehen haben. Er glaubte nach dem soeben erzählten Ergebnis entdeckt zu haben, daß er nicht auf dem rechten Wege zur Frömmigkeit gewesen wäre und darum suchte er, weil«r seine guten Absichten nicht an diesen Schwierigkeiten wollte scheitern lassen, einen anderen Weg. Er räumte die Topfbank seiner Mutter aus und schleppte si« über den Flur hinüber nach dem kleinen Spei» cher. der durch dia bei Sturmwind wie ein Donnerblech rappelnde Bretterwand don dem Flur getrennt war. Er stellte vor das Speicherfenster die Topfbank und eine kleine Kiste, in der sein Vater Drahtstifte verwahrte, in der Mitte darauf. Das war das Tobernakell Von S-epFrau HöffgenS erbettelte er sich einen grünen Römer, von dessen Fuß ein Stück abgesprungen war? daS war der Meßkelch. Seine Patin, die Madam Knill, schenkte ihm einige Kerzenstürnpf» chen. von seiner Mutter lieh er sich zwei bunte Porzellan» cngelchen, die zur Seite des Tabernakels knien mußten, aus einen, alten leinenen Hemd seines- Vaters schnitt er sich die vriesterliche Albe zurecht und auS einem Stück geblümter Tapete klehte er sich daS Meßgewand zusammen. Das stille, genügsame Trüdeke freute sich, als sie den frommen Eifer ihres Jan sah, und Grades, als sein Sohn im pnesterlichen Schmucke einberstolperte. denn das Priester- Hemd war viel zu lang, und Jan verwickelte sich mit den Füßen darin fragte ihn halb erstaunt, halb lachend: Jan. wat soll dat? Wat willst du denn werden?" Und Jan antwortete ohne Bedenken: Ich will Papst werden. Vatter.". Povst? Hm, dat ist vernünftig! Und ich werd' dann Papstvatterl" Jan. die Freude über diese glänzende Zukunft de- nutzend, bat: Vattsr, schenk' mir fünf Fenning." Sollst du Hanl Für den Opferstock.- Jan kaufte sich für die fünf Pfennige bei der Madam Blankortz ein Tütchen Oblaten, das waren die Hostien. Und damit war seine Kirche fertig, und er konnte Mesian lesen, so lang und so kurz er si« haben wollt«. Für TünneS, dem die Vertreibung aus Amt und Wür- den so sehr zu Herzen ging. daß er zwei Tage ohne Apperit . hatte er gleich drei Ersatzämter. TünneS war nrnlich zugleich sein Ministrant, Küster und gläubige Geuieinde. TünneS, der Ministrant, hockte rechts vom Altar auf einem
Fußbänkchen, antwortete brav auf die Meßgebete, die er zwar meist wie der Einbläser auf dem Theater dem Jan vor- sagen mußte, denn der war noch nicht fest in seiner neuen Rolle. Und so kam eS, wie daS meist so geht: TünneS, der Untergeben«, hatte die Arbeit und die Last, und Jan, der Vorgesetzte, den Genuß. TünneS, die gläubige Gemeinde, sang im Chor die Lieder vor und nach der Messe. Tiinnes endlich, der Küster, ging, mit dem Klingelbeutel durchs ganze Haus und sammelte Pfennige für den Opserstock.' Der fromme Baas hatte das erstemal feierlich«in Fünfunzwan- zigpfennigstück in den Beutel geworfen. Auch der alte Ka- nebl hatte waS bineingetän. aber nachher stellte sich heraus, daß es ein Stückchen Gkvserkitt war. Frau Schlüter hatte laut gelacht, als Tünnes zu. ihr mit dem Klingelbeutel ge- kommen war. Dolle Jungens!" batte sie geschrien,mit dir Kirch» sptelevei! Geht an die frische Luft, dat tut euch bester gut als oben auf dem muffigen Söller zu hocken! Da, Tlinneö,� dir die leckere Schnitt' Schwarzbrot mit Gehacks- Gib dem Jan ein Stück mit. Und macht mir keinen Brand mit eurer Stinkerei!" Jan nämlich weibräucherte, wahrend TünneS Ovfer sammelte, mit Femschramw, den er auf einem kleinen Blechdeckel hin» und herschwcnkte, den Söller aus. Am E"be der Meste verteilt der Priester die Kam» munion. Jon nahm seinen grünlichen Altarselch nstt den Oblaten der Madam Blankartz und drehte stch zu Tünnes Hernrn. der am Tnß« de? Astars kniete und Jan mit blöd- andächtigem Geste® anstorrte. ,.?Ga. du Willst kommlizieren. Tünnes?" fragte Jan. .-Eia." Jan bei'gt? sich zu TünneS kerab- nabm rrnt sn'si?n Tin. gern»ine der win-iaen Oblaten und ließ sie auf die ihm hin» gestre-ft? Zunge fassen. Tünnes»ah di? Zunge mit der OFWe herein nnh scha�ss die Augen. mäbreN d er den Mu'-d vor Behagen bis an die Obren in die Breit« zog. Dann schluckt?«r macht? die Anaen wieder auf und sackte, während Jan im Begriffe war, den grünlichen Kelch in" daS Tabernakel zu stellen: Jan, laß mich doch noch mal kommlizieren." Ena." Jan!".- »Ena! Du hast kommliziert und einmal ist gnug!" Gortj. folgt.)