Nr. 10237. Jahrgang
Beilage des Vorwärts
Prozeß Erzberger- Helfferich.
( Schluß aus der Abendausgabe.
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Es wird dann Dr. Dent, Inhaber der Firma Denk u. Ziegler, bernommen. Er gibt an, daß er seit 1897 mit Erzberger befreundet gewesen sei und daß die beiden Familien miteinander verfehrten. R.-A. Alsberg: Sind Ihre Beziehungen zu Herrn Erzberger geschäftlicher oder rein freundschaftlicher Natur? Beuge: Ich habe meinen Freund Erzberger oft um Rat in geschäftlichen Angelegenheiten befragt?- R.-A. Alsberg: Hat er Ihnen nicht Geld geliehen oder Sypothefen gegeben? Zeuge: Nie und nimmer. R.- A Alsberg: Hat Herr Erz berger Ihnen Hypotheken zu Ihrer Fabrik gegeben? 3euge: Nein. Der Zeuge wird dann vernommen, ob Erzberger sich beim Kriegsausschuß für Oele und Fette für ihn bemüht habe. Der Zeuge erklärt, daß sein Freund Erzberger allerdings sich bemüht habe, einen größeren Besten Oeljaat, den Dr. Den vor Kriegsauss bruch in Jialien getauft hatte und der später von der Zentraleinkaufsgesellschaft beschlagnahmt worden war, freizubekommen. Die Bemühungen waren bergeblich.
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Der nächste Zeuge, Direktor Weigelt, Leiter des Kriegsausschusses für Dele und Fette, fagt aus: Erzberger babe sich in etwa vier bis sechs Fällen an ihn gewandt. Das erste Mal in der Veriorgung der
fatholischen Kirchen mit Del,
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Mittwoch, 25. Februar 1920
Dent intervenierten sowohl brieflich als auch in Telegrammen anderer Angeschuldigter, der dänische Vizekonsul Mar Weimann, in mehrmals. In einem Telegramm hieß es, daß Firma Neuburger- München, bestätigte mir das, was Cahn über Graberger geschrieben hatte. Weimann sagte," Talberg habe ihm
Herr Erzberger mit Herrn Dr. Denk befreundet sei und sich für ihn verwende. Weiter liegt mir hier ein Tele. persönlich mitgeteilt, daß er neuerdings mit Ostar Rosengramm des Herrn Swoboda vor, in welchem er fagt, er wäre Serrnberg und Erzberger verhandelt habe. Die Sache stände Erzberger dafür dankbar, wenn er sich für die Einfuhr der Waren nicht so schlimm." Ich fragte Weimann hierauf, was für Beeinsehen wolle. Herr Erzberger hat dann mit dem Reichs- ziehungen zwischen Erzberger und Talberg beständen und bekam die wirtschaftsministerium verhandelt. Aus den Aften ergibt sich, daß Antwort, er, Weimann nehme nicht an, daß Erzberger Talberg beHerr Erzberger die Einfuhr warm befürwortet hat. Der Reichs- nupt habe, um Geld nach der Schweiz zu verschieben. Er wisse, fommissar für Ein- und Ausfuhr erklärte jedoch, er gebe nur die daß Erzberger dazu ganz andere Mittel habe. Sie Erlaubnis, wenn ihm die Ware zur Verfügung gestellt würde. wüßten ja alle, was von Erzberger zu halten sei. Erzberger : Herr Dr. Denk versuchte nun auf andere Art die Verlängerung Talberg stand in dem Ruf, einer der tüchtigsten Anwälte der seiner Kredite in der Schweiz zu erreichen. Eines Tages kami Schweiz zu sein. Er erzählte mir, daß er während des Krie. Vors.: War er und erklärte, daß sich ein Schweizer Nonfortium ge- ges öfters in Frankreich gewesen sei. b Tbet habe, welches der Württembergischen Regierung Dr. Talberg Ihnen als für fünf Millionen Rebensmittel und Rohstoffe liefern wolle, und daß er anderthalb Millionen Mart, die er in der Schweiz liegen hatte, zu diesem Zwecke zur Verfügung gestellt habe Dieser Vertrag zwischen dem sogenannten Schweizer Konsortium, das natür lich von Herrn Dr.Denk gebildet und geleitet war, wurde mit dem württembergischen inzministerium in imor in Gegen abgeschlossen. wart des Ministers Erzbergers elfferich: Das ist also. auf aut Deutsch
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spionageverdächtig bekannt? Erzberger: Nein. Selfferich: Aber mir. Herr Beuge, Sie stehen unter Ihrem Eid. Und deshalb frage ich Sie: Waren Sie mit Talberg nicht öfter als einmal zusammen? Erzberger : Soweit ich mich erinnere, fann es ein, auch zweimal gewesen sein. Im August 1919 habe ich ihn in der Schweiz nicht gesehen. Ich fann ebenso unter meinem Gid erflären, daß ich ihn während meiner Schweizer Reisen 1915, 1916 ein ganz verwogenes Schiebergeschäft und 1917 nicht gesehen oder gesprochen habe. Selfferich: gewesen? Rechtsanwalt Alsberg zu Erzberger : Herr Neben- Haben Sie durch Mittelsmänner oder durch Mittelsfrauen mit Hämer, ist auch dieses Schieberneschäft aus politischen Gründen zu Talberg Verbindung unterhalten? Hat Ihre Gattin nicht mit Vors.: Talberg gesprochen? fodann für die Firma Ziegler/ Dr. Dent, dann für bas ftande gekommen?( Lautes Lachen im Ruhörerraum) Erzberger : Davon ist mir nichts be Batent Tripve und in einer Angelegenheit des Herrn Meine Geduld ist jekt zu Ende. Wenn diese Aeußerungen im tannt. Meine Frau war 8 Wochen in der Schweiz , sie hat mir van der Kolt. In diesem letzten Fall babe es fich darum ges Zuhörerraum nicht aufbärn. dann greife ich zu anderen Mitteln. davon nichts erzählt, ich glaube auch nicht, daß sie den ihr ganz handelt, aus faulen Giern und Fett Seife herzustellen. Erzberger : Wo ich hoffen fonnte, bobe ich es netan. framden Dr. Talberg kennengelernt hat. Selfferich: Sat Das Verfahren fei aber nicht durchgeführt worden, da in Deutsch Selfferich: Sennt Herr Grabercer, in feiner Eigenschaft als Ihre Gattin Dr. Talberg nicht in seinem Bureau in Zürich auf land die faulen Eier zur Herstellung von Albumin verwandt wurden. nanaminister, als einzines Mittel für die Sanierung in Not ge gesucht?- Erzberger: Ich werde meine Frau einmal fragen. Bori. Sotveit die faulen Eier nicht gegessen wurden. ratener iren lediglich die Entrierung von Schieber Selfferich: Ist dem Herrn Nebenfläger bekannt, daß kurz vor Zeuge: Erzberger bat sich dann an das Reichswirtidaftsgefchäften? Bori.: Pher Erzellenz, können Sie denn nicht der Busammenkunft im Infel- Hotel in Konstanz ein Beaufamt gewandt und behauptete, Herrn van der Kolt sei Unreat amei Gäke ibrechen, ohne beriönlich zu werden? Helfferich: tragter des Herrn Talberg und des Herrn Grzgeschehen. Der Zeuge geht dann in längeren Ausführungen ch wiederhole, es handelt sich hier doch um ein ganz verberger im Automobil von Zürich aufam? Erzberger : Woauf den Fall Ziegler/ Dr. Dent ein. Trotzdem der Kriegsausichuß wogenes Schiebergeschäft. Es ist doch geradezu unglaub- her soll ich das wissen? Selfferich: Wie erklären Sie Ihre nach mehrfacher Prüfung die Seife als ungeeignet bezeichnet habe, rich, wenn derartige Transoftionen als der einzige Weg zur Sa- Bantfonten in der Schweiz ? Erzberger : Ich babe in der habe Erzberger immer wieder auf Untersuchung gedrängt. nierung von Firmen angeceben werden. Erzberger : Bei der Schweiz aus politischen Gründen Bankguthaben. da ihm sehr viel gelegen zu fein schien. Erzberger: In An Besprechung in Weimar über diefen Lebensmittelvertrag fagte mir( Bewegung im Saal.) Selfferich: Wie erklären Sie den betracht der ungeheuren Seifennot ist man vielfach mit Vorschlägen Minister Boumann, es handelt sich auch um eine Silfsaftion Aufenthalt Ihrer Familie in der Schweiz und auf an mich herangetreten. Diese Seife hat mir gut gefallen und ich für die landwirtschaftlichen Vereine, die nach der welchem Wege haben Sie Ihre finanziellen Mittel dorthin überbiel es für einen ungeheuren voltswirtschaftlichen Scheia Futtermittel ausführen wollten. Nit 13 en, wenn die Seife eingeführt würde. Vori.: Haben Sie hera: lnb frurde bei diefer Mettung der Landwirtschaffichen Verführt? Erzberger: Auf durchaus legalem Wege.- Selfiefeinen persönlichen Vorteil daran gehabt? Erzberger: Rein. eine nicht auch aus Versehen der Duafreund Dent rich: Sie haben also politische Gründe für die Transferierung Erzberger : Im Anschluß daran kommt es zu einem sehr heftigen mitaerettet? Borf: Gin fo erfahrener Berteidioer sollte Ihres Vermögens nach der Schweiz angegeben? Redekampf zwischen Erzberger und Helfferich, meniger persönlich sein. Selfferich zu Denf: Sie und Serr 3d babe politische und firchliche Zwede für die UeberMas weisungen angegeben. Die Transferierung erfolgte auf ordnungsin dem der letztere auf die Intereffiertheit des Mebenflägers an dem Graberner waren doch bei den nanzen Berhandlungen zugeren. alimineralfeit hinweist, und auch dabei feine Beziehungen bachte sich denn Serr Graberner dabei? ch bezeichne Serrn Erz- mäßigem Wege durch die Bank. Selfierich: Und das fagt ber zu kommerzienrat Gumpel Hannover erörtert. Helfferich herners Vorocken in dieser Beziehung, wohl nicht mit Unrecht, als Mann, der das Gefes gegen die Kapitalflucht geschaffen hat und Graberger forinat auf. Gehrim der erklärt, man müffe die Abwenderung des Geldes ins Ausland beralich diese Beziehungen mit dem Fall des Kommerzienrate fchlimmste politische Korruption. Rechberg und zog daraus die Konsequenz, daß Herr Erzberger rat b. Gordon will gegen diefen Mudrud Proteft erheben. Der mit allen Mitteln unterbinden! Wenn Herr Erzberger als Print Leute, zu denen er in Beziehungen stand, in fehr einflußreichen Borfitende erklärt. daß er schon selbst einen Ausdruck der Ung: mann fein Geld in die Schweiz schickt, und zwar auf einem Nebenveg, und dabei angibt, es handle sich um politische oder firchliche Stellen unterbrachte. Herr Erzberger erklärte faft auf jede Frage boriofeit rügen werde. Rwede, so ist das ein Schulbeispiel für die Ausnubung fejn polifeines Gegners: 3 erinnere mich nicht", was im Zuhörerraum große Seiterfeit berborrief. Der Vorfizzende rügte die Demonftra tionen im Bublifum fehr entfchieben.
Der nächste Zeuge, Rechtsanwalt Wilhelmsen, Geschäftsführer der Deutschen Delmühle" weiß nichts Wesentliches auszusagen. Ueber persönliche Vorteile, die Graberger aus seinen
Interventionen gehabt haben fönne, fei ihm nichts bekannt.
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Rechtsamalt 13.
Es tritt hierauf die Mittagsbause ein. Nach der Pause wird Staatsanwalt Messerschmidt vom tischen Machtstellung zu privaten Vorteilen, es ist der Landgericht I vernommen. Vori.: Sie sollen über
Rapital verschiebungen
Gipfelpunkt der politischen Korruption. ( Bewegung im Saal.) Hierauf wird Geheimrat eifer, Vortragender at im Finanzministerium vernommen. Vors.: Ist Ihnen etwas darüber befannt, daß Erzberger Stapital verschoben haben soll?- Benge: Geheimrat v. Gordon: Wober Davon ist mir nichts bekannt. wußten Sie, daß mit dem Fall Talbera auch der Name des Mis nifters Erzberger in Verbindung gebracht worden sei. Geheimrat v. Gor Durch die Zentral- Postüberwachungsstelle. don: Haben Sie das alles Minister Erzberger im Vortrag mitgeteilt? Beuge: Nein.
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3euge:
aussagen, an denen Herr Erzberger beteiligt sein soll.- 3euge: Ob Herr Erzberger daran beteiligt ist, kann ich nicht sagen. Er ist der Begünstigung verdächtig. Ende August 1919 lief Sierauf wird Regierungsrat Seibold vernommen, der bei der Staatsanwaltschaft die Anzeige ein, daß der Advokat Michael berüber aussagt, daß ein von der Württembergischen Staatsregie Talberg in der Schweiz der Kapitalsverschiebung aus rung mit einem Schweizer Konsortium abgeschloffener Bertrag auf Deutschland nach der Schweiz fich schuldig gemacht habe. Lieferung von Lebensmitteln zustandegekommen sei, weil burch die Empfehlung Grabergers eine Sanierungsaftion Dr. Soll ich erklären, wie es geschehen ist? In dem sofort darauf ein Dents unternommen wurde. Herr Graberger hat einem gewissen geleiteten Verfahren wurden die Konten Talbergs in Deutschland Swoboda zur Abwid lung diefer Geschäfte einen Empfehlungsbrief gesperrt und bis jetzt 4,2 Millionen beschlagnahmt. Das ist aber Nunmehr wird der„ Fall Poeplau" verhandelt. an das Reichswirtschaftsministerium ausgehändigt. Das Reichs bei weitem nicht alles. Es handelt sich im ganzen um wirtschafteministerium befürwortete die Einfuhr, nach über 10 bis 15 millionen. Talberg ist einer der befann- Selfferich: Ich beziehe mich hier auf eine Stelle meiner Brodem die Bedenken des Ministeriums, daß eine Valutaschädigung testen Advokaten der Schweiz . Die Angefchuldigten befinden sich fast schüre, in der ich sage:" Das unglückliche Verhältnis des Herrn eintreten könne, dadurch zerstreut worden waren, daß die Bezahlung alle in hervorragenden Lebensstellungen. Im Laufe des Verfahrens Graberger zur Wahrheit ist nachaerade weltfundig, von jenem frühen der Ware ein Jahr nach Friedensschluß erfolgen sollte. Ale habe ich den Direktor einer Großbant vernommen, die meiner An- Stadium seiner politischen Laufbahn an, in dem der damalige Chef Empfänger der Waren wurde ein Herr Albert Jung in Frankfurt ficht nach in dieser Sache ziemlich bloßgestellt worden ist. Dieser der Reichskanzlei fich genötigt fah, in offener Reichstagsam Main angegeben. Als nun die Reichsstelle für die Tertilwirt- Serr sagte mir, daß Talbera beste Beziehungen zu bekannten Män- fißung auf Grund der Gerichteckten den bereidigten schaft ihre zuständigen Gebühren in Höhe von 10 000 m. bei der nern in Deutschland unterhalte und auch Ministern naheftehe. Serrn Erzberger bem unbereidigten Herrn Grz Firma Jung in Frankfurt einziehen wollte, verweigerte fie Wenn ich mich recht erinnere, ist dabei auch der Name Erzberger gegenüberzustellen; seitdem in dem bekannten die Bezahlung mit der Begründung, ihr fei von dieser Sache berger gefallen. Eines Tages erhielt ich den Schriftfaz des Boeplau- Prozeß das Gericht es ablehnte, Herrn Graberger zu vernichts bekannt, sie habe in dieser Zeit feine Waren bestellt. Das Rechtsanwalts Otto Cahn- München, des Verteidigers eines eidigen; bis zu jenem Augenblick, in dem der damalige Zentrumsgegen lief ein Telegramm des Herrn Swoboda aus München ein, der Angeschuldigten. Dieser führte darin aus: Erzberger fei führer Graf Hertling in seiner Eigenschaft als Reichskanzler sich in dem dieser erklärte, er wolle die obigen Gebühren bezahlen. der beste Freund Talbergs. Gr sei nach der Schweiz ge- teigerte, den Abgeordneten Erzberger zu empfangen, weil er Ich wurde nun mit der Angelegenheit befaßt und sperrte fo- tommen und habe Talberg gesagt:„ Gegen Sie liegt etwas vor, sich von ihm angelogen fühlte, was nach Herrn Erzfort die Einfuhr der Ware. Die Firma Etod und Herr Dr. es ist aber nicht so schlimm." Ob das wahr ist weiß ich nicht. Einberger allerdings nur ein harmlojes Mißverständnis" war.
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Jan Krebsereuter.
Seine Taten. Fahrten und Meinungen. Aufgezeichnen von Hans Müller- Schlöffer.
Jan Klopfte ihm väterlich auf die Schulter.
Ja, lieber Tünnes, dat fut dir wohl leid, dat du nit auch Schiffer werden kannst. Es ist ja auch schad', dat wir nicht zufammen fahren fönnen. Dat wär'' ne Spaß, wat?! Wir awei Wat willst du denn werden? Klempner, wie dein Batter, wat? Auch ein schön Geschäft!"
Sch mag fein Klempner werden! Ich will auch Schiffer werden wie du!"
San grinste ihn von oben herob mitleidsvoll an. ,, Enä, Tünnes, dat ist kein Handwerk für dich. Du hast nit genug Rurascht werd' du nett Klempner wie dein Batter!" Enä, Jan, ich werd' auch Schiffer!" erwiderte Tünnes hartnädig. Wat du kannst, dat kann ich auch!"
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Und in feinen fleinen Augen blitte es für einen Augenblid auf, daß Jan ihn erstaunt anjab. Tünnes, als ob er vor sich selbst erschrocen wäre, schaute rasch zu Boden und bekam einen roten Kopf. Er wollte an Jan vorbei, aber der hielt ihn am Arm fest und sagte:
Lünnes, leev Tünneske, wir wollen uns jetzt schon odchiis sagen, denn morgen früh, wenn ich schon am fegeln bin, liegst du noch warm im Bett."
Zünnes schüttelte, ohne etwas zu sagen, heftig den Kopf. Jan gab ihm die Hand.
Adchüs leev Tünneske! Salt' dich gut! Und wenn ich nit widderkomm', ich mein', wenn mich die Saifisch' aufgefressen hant, dann vergeß mich nit! Dann dent ab und zu daran, wie wir immer nett zusammen gewesen find, all die Jahre. Und ich bring' dir auch, so Gott will, einen schönen Bapagei
mit!"
„ Aber' ne große Papagei Jan!" preßte er heraus und zog die nasse Nafe in die Höhe.
Jan nickte und rieb sich rasch mit dem Sandrücken über die Nase und Augen und lief den Dürpel hinab nach dem Spezereiladen feines Onfels Quaddelmechel.
Tünnes schaute ihm mit blinzelnden Augen nach und
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feufzte. Dann aber redte er sich auf, warf den Kopf in den Nacken und ging mit schnellen Schritten ins Haus hinein.
Als Jan in den Laden trat, faß Quaddelmechel auf einem niedrigen holländischen Binsenstuhl und hatte int Schoße seiner grünen Schürze einen Haufen gelber Erbsen, aus denen er mit spigen Fingern die schlechten und faulen herauslas und in ein irdenes Schüffelchen tat.
Er schaute auf, als die Ladenfchelle bimmelte, und rief: San? Wat willst du, Jung?"
hatte er außer dem Taler noch eine Fleischwurst unterm Arm, die ihm seine praktische Tante Billa mit auf den Weg gegeben hatte, und er sagte sich, daß das Schifferhandwerk ganz einträglich wäre, und daß er, wenn das so weiter ginge, in zehn Jahren wirklich so weit sein und ein Federchen in die Luft blasen fönnte.
n der, Haustüre stand in seiner gestridten grauen, zweireihig mit Perlmutterfnöpfen befegten Wolliade und roten Plüschpantoffeln der Boas, der Bäckermeister Alons Höffnens. Und als an seinem Paten die Neuigkeit erzählt hatte, die lange, qualmende Pfeife weit von sich haltend. 213 er daß er morgen früh als Schiffsjunge nach Rotterdam führe, an fommen fah, nahm er die Pfeife aus dem Munde und lies Quaddelmechel die Erbfen aus feinem Schoß in ein hob sie langsam und feierlich wie einen Heroldstab in die hölzernes Sieb laufen und stand dann langsam und mit feier- Höhe. Er stand da wie ein Heidenbefehrer, als er anjing: lichem Gesicht auf, legte feine rechte Hand dem an auf die Also morgen machst du dein' erste Fahrt in die Welt. Schulter und sagte, während er den linken Zeigefinger hob: Jm Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot verdienen! Jan, wat dat zu bedeuten hat, zum ersten Mal in die Dat hat der liebe Gott schon dem Adam gesagt, wie er aus weite Welt zu gehen, kannst du dir noch nit flar machen. dem Paradies gejagt worden ist. Du bist auch so' ne kleine Dafür bist du noch zu jung. Es ist ein schwer Stück. Darun Adam. Du mußt auch aus dem Paradies heraus, aus dem will ich dir ein Mittel mit auf den Weg geben, wat es dir er- Paradies von den Kinderjahren! Ja, Jung, jetzt hören die leichtern kann. Du brauchst kein Geld und keine feinen Spirenzfis auf und die Nirnußigkeiten! Oder meinst du, leider und feine große fogenannte Bildung, die Haupt- ich hätt' schon vergessen, wie du mir legt 3inter Klos") mit fach', Jung, sind die Manieren! Damit kömmst du durch die ganze Welt und noch ein bißchen weiter! Alles, wat du fannst und wat du bast, ist für die Katz' und nüßt dir nir, wenn du keine Manieren host! Merk' dat! Du besonders! Denn bis jetzt hast du noch keine Manieren! So. Dat wär' dat. Und jetzt
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Damit ging er hinter den Badentisch, zog die Schublade heraus, die sich schon seit zehn Jahren Flemmte und stocherte mit dem Beigefinger in dem Kleingeld herum. Da!"
und jetzt kriegst du noch einen Groschen Zehrgeld!
Er zeigte ihm einen Taler, den er zwischen Beigefinger und Daumen wie mit einer Bange gefaßt hatte.
Jan ließ den Taler, den Quaddelmechel auf der Theke wie einen Kreisel tirbeln ließ, erst hübsch auslaufen und steckte ihn dann in die Hosentasche.
Quaddelmechel öffnete die Tür zu dem hinter dem Laden liegenden Zimmerdhen und rief:
Bill! Billa ! Konim' mal! Der Jan will schüs sagen." Als Jan aus dem Raden wieder auf die Straße trat,
' ner Stecknadel in die frische Weckmänner gepitscht hast, dat sie zusammengefallen find, platt wie Kartenblättchen, du Salunk! Beffer' dich! Immer Gott vor Augen, Jung, dann fannst du auch im Düstern deine Sünden erkennen. Wandle fromm vor Gott und friediam mit den Menschen, dann wird dein Alter sein wie volle Garben, die der Herr mit Freuden in feine Scheuer sammelt, verstehst du! Gott weist dem Dierlein feinen Weg, dat es sich niemals nit verirrt. Dat sollst du bedenken, du Bogebund! Und wenn dich widder mal deine Untugendlichkeiten plagen, dann dent' daran, wat dir der Baas gesagt hat, der Aloys Höffgens von der Zitadellstraß'!" Und der Baas sentte seine Pfeife wieder und nichte Jan ein paarmal mit gerunzelter Stirne zu.
Jan lief mit schnellen Schritten durch den düsteren Flur nach der engen Treppe zu der elterlichen Wohnung hinauf.
Der Baas aber holte Stein und Schwamm aus der Hosentasche, denn über seine Predigt war ihm die Pfeife ausge
gangen.
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( Forts. folgt.)