Nr.107.37.Jahrg.
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Der Straßburger Kongreß.
würden.
Strasburg , 26. Februar. Dem Kongreß der franzöfifchen Sozialisten ist telegraphisch ein Brief Lenins an Longuet zugegangen. Lenin erklärt, die Aufnahme der französischen sozia. listischen Partei in die Moskauer Internationale könne nur unter der Bedingung vor sich gehen, daß Leute wie Albert Thomas , Sembat und Brace aus der Partei ausgeschloffen Straßburg , 26. Februar. Auf dem Kongreß der franzöfie fchen Sozialisten wurde heute über die innere Politik verhandelt. Hierbei wies Blum darauf hin, daß die sozialistische Sammergruppe den Sturz Clemenceaus verursacht habe. Es ist un richtig, so bemerkte Mayer a 3, daß die Sozialisten bei den Wahlen Jeinen Einfluß auf die Maffe hätten. Die Wege des Nationalismus habe damals alles mit sich fortgeriffen und habe sogar dazu geführt, daß die demobilisierten Soldaten Generale wie Gastelnau gewählt hätten. Namens der holländischen Kommunisten sprach Frau sols, welche die Fortschritte der kommunistischen Idee in Frankreich begrüßte und den Zusammenbruch des Nosteschen Regimes in Deutschland als Folge des allgemeinen Sasses gegen dieses Regime in Aussicht stellte. Die Revolution müffe in Deutschland triumphieren, damit fie in an deren Ländern zur Entfaltung gelangen könne. Die Ausführungen der Rednerin wurden schweigend angehört, nur die äußerste Linke gab ihrem Beifall Ausdruck.
Der Eisenbahnerstreik in Frankreich . Paris , 26. Februar. Infolge des Eisenbahnerstreits steigen Paris , 26. Februar. Infolge des Eisenbahnerftreits steigen bereits die Lebensmittelpreise in Paris .
Freitag, den 27. Februar 1920.
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Erzberger und Helfferich.
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von
russische Sowjetdiftator geantwortet haben, diese Möglichfeiten feien leider nicht groß, denn die Scheidemänner" seien schlechte Verbündete; und er fügt hinzu, daß er ein Bündnis mit allen Ländern, ohne Ausnahme, anstrebe. Der Prozeß Erzberger- Helfferich hat gestern seinen HöheDiese Erklärung Lenins ist etwas merkwürdig, denn er dürfte doch wohl auch wissen, daß Deutschland von einer punkt erreicht, und von ihm herabblickend fann man sagen: Koalition der Sozialdemokraten, des Zentrums und der ie länger diese Verhandlungen dauern, desto schärfer tritt die Demokraten regiert wird, nicht aber von den„ Scheidemän- Aehnlichkeit der beiden Parteien zutage, die dort in nern". Wenn er uns aber als schlechte Verbündete bezeichnen Kampf auf Leben und Tod einander gegenüberstehen. Helffezu müssen glaubt, so haben wir einfach zu erwidern, daß die rich und Erzberger, Erzberger und Helfferich sind aus dent Sozialdemokratische Partei Deutschlands gegen alle Staa- gleichen Holz geschnitzt, Kinder derselben Generation, tenbündnisse ist, da sie sich doch immer gegen irgendwelche konfessionellen Unterschieden abgesehen, bei denen sich niemand andere Staaten oder Staatengruppen fehren müssen. Wir aufhält in denselben Anschauungen aufgewachsen, von dem wollen nichts weiter, als mit allen Völkern in gleich fried- gleichen Streben beseelt. Beide Produkte der zweitwilhelminilichen und gleich herzlichen Beziehungen leben. Das besiegte ichen Nera, tüchtig, mit der Fähigkeit begabt, sich unentbehrlich und gefnechtete Deutschland kann heute nichts weiter tun, au machen, wo sie einmal festen Fuß gefaßt haben, dann aber als immer wieder der übrigen Welt vorzustellen, daß die zäh, energisch, arbeitsam zu ihren Bielen weiterstrebend. Untat von Versailles und ihre weiterwirkenden Folgen den Männer, die für die staatsmännische Laufbahn fast alles mitWeltfrieden und den wahren Bund der Völker bedrohen und bringen, denen aber zu ihr doch einiges fehlt, nämlich die nicht zur Wirklichkeit werden lassen. Wie sehr gerade Fähigkeit, im Dienste einer großen Sache aufzugehen und Deutschland und Rußland wirtschaftlich aufeinander ange- fleinlichen Ehrgeiz und Eigennut ganz, zurückzustellen hinter wiesen find, hat die Sozialdemokratische Partei Deutschlands die Ziele des großen Ganzen. immer erfannt, oftmals ausgesprochen und sie hat sich stets bemüht, die deutsche Politik mit dieser Erkenntnis in Uebereinstimmung zu bringen.
Die gestrige Verhandlung hat uns an den fritischen Punkt aeführt, an dem sich der Weg dieser beiden so gleichgearteten Männer schied. Im Sommer 1917 berließ Erzberger die ,, Krieg- bis- zum- Sieg"-Partei, deren völlige Aussichtslosigkeit Die Schweiz und der Völkerbund . er erkannt hatte und trat in engeren Konner zur Sozialdemofratie, die schon längst Versuche machte, auf dem Wege über Bern , 27. Februar. ( WTB.) In seiner gestrigen Abendjibung einen Verständigungsfrieden die sonst ganz verbegann der Nationalrat die Debatte über den Beitritt der zweifelte Lage Deutschlands zu retten. Herr Erzberger vollzog Schweiz zum Völkerbund Die Mehrheit der Kommission in jenen Julitagen, die zur Annahme der Friedensresolution hatte sich für den Beitritt ausgesprochen, auch wenn die Vereinigten des Reichstags und zum Sturze des Herrn v. Bethmann * aris, 27. Februar.(..) Der fcausfifche Eisenbahner. Staaten von Amerika dem Völkerbunde zunächst nicht beitreten wür führten, eine sehr gefährliche Gratwanderung über eisglatte freit ist stationär. Man erwartet von den Streikenden Be- den. Der Vertreter der katholisch- konservativen Bar- Wege von Gipfel zu Gipfel aber hat sich Herr Helfferia schlüsse, die entweder in wenigen Stunden zur Wideraufnahme der tei erklärte dagegen für seine Parteifreunde, der Böfferbund ohne nicht in ähnlichen Künsten der politischen Hochtouristik geübt? Arbeit oder zur Ausdehnung des Streiks auf das ganze Eisenbahn- Amerika sei ein tot geborenes Kind. Die bisherigen Aftio- Aus den Verhandlungen jenes parlamentarischen Unternet führen werden. Der politische Charakter der ganzen en des Völkerbundsrates feien nicht Solidaritätsgedanten ent- fuchungsausschusses, den es einmal gegeben hat, haben wir. erBewegung wird immer deutlicher. In der Umgebung von Baris sprungen, sondern der eigenen Not der Sieger. Der Bertreter der fahren, daß Herr Helfferich bis zur entscheidenden Konferenz finden Versammlungen von Eisenbahnern statt, in denen Reden für ozialistischen Partei bekämpfte gleichfalls den Beitritt von Pleß ein überzeugter, fanatischer Gegner des U- Bootdie Proklamierung des Generalstreits und für die Errichtung der zum Versailler Völkerbunde, der nichts anderes bedeute, als den Kriegs war und daß er sich über Nacht zu einem ebenso fanati Diktatur des Proletariats gehalten werden. Milfe- lezten Versuch, den im Todeskampf liegenden Kapitalismus zu schen Gläubigen des U- Boot- Kriegs entwickelte. Herr Erztand ist gestern mittag plößlich von London abgereift. Er wurde abends in Paris erwartet, um einer Ministerratssigung zu präsi dieren. Die Regierung scheint entschlossen zu sein, sich bei der Unterdrückung der gefährlichen Erregung schonungslos zu zeigen.
Bafel, 27. Februar.( TU.) Eine aus Paris zurüdgefehrie Persönlichkeit, die an den Parijer Verhandlungen der österreichischen Staatssekretäre tätigen Anteil genommen hat, macht dem Vertreter Der Bajeler Nachrichten" folgende Mitteilung: Der Einbrud, den Paris jetzt bietet, ist der gleiche wie der, den Oesterreich vor sechs Monaten gemacht hat. Man beobachtet im Finanzleben die fort fchreitende Flucht vor dem Franken, das Hinaufschieben der Preise steigert sich von Tag zu Tag, die Teuerung ist unerträglich; größere Geschäfte werden meist in Dollar und holländischen Gulden abgewickelt. Frankreich wird jetzt vom Auslande ebenso ausgetauft wie Wien , und die notwendigen Bedarfsartikel find bereits im Zentrum der Stadt Paris gar nicht mehr zu finden. Auch die Kohlennot ist ernst. Die Voltsstimmung in Frankreich ist gebrüdi.
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Lloyd George über die türkische Frage. Amsterdam , 27. Februar. Nach einer Meldung des Telegraaf" aus London vom 26. erklärte Lloyd George auf Aufragen Macleans und Garsons im Unterhause die Friedensziele Der Alliierten gegenüber der Türkei . Diese seien:
1. Die Freiheit der Dardanellen;
retten.
berger hat denselben Weg nicht ganz so fluchtartig wic Herr Helfferich ein paar Monate später in der umgekehrten Richtung zurückgelegt.
Inzwischen hat sich manches ereignet, was wichtiger ist als die taktischen Schwankungen und die persönlichen RivalWarschau, 27. Februar.( Tul.) Das Minifterium des Aeußern täten einzelner strebsamer Politiker. Für Herrn Helfferich überreichte den Militärbehörden die Anklageschrift betreffend die aber stellt sich der Inhalt der Weltgeschichte in den letzten Tätigkeit der ehemaligen deutschen Beamten im zwei Jahren fo dar, daß Erzberger Minister geworden ist Offupationsgebiet Kongreßpolens . Im Zusammenhang damit wer- und er felber aufgehört hat, es zu sein. Bei dem großen ben und Ausarbeitung der Anklageschrift gegen diese Beamten ge- gefallen und Erzberger auf die qute, ein Zustand, der sich für ben Vorbereitungen zur Untersuchung feitens der beteiligten Behör. Durcheinanderschütteln war er selber auf die schlimme Seite troffen. In erster Linie sollen General v. Befeler und General einen Mann wie Helfferich nicht ertragen läßt.
Selfferich war viel früher oben angekommen als Erz berger . Mit Scharfblid hatte er erfannt, daß in der Aera Wilhelm II. die parlamentarische Karriere wenig Aussicht auf Erfolg biete, und fo fletterte er auf einem genial fonstruierWien, 28. Februar.( Korr.- Bur.) Nationalversammten Reitersystem, bom Reichskolonialamt in die Deutsche Bank, Iung. Der Staatssekretär der Finanzen unterbreitete die von der Deutschen Bank ins Reichsamt des Innern, höher neuen Steuervorlagen, welche als Reform beibehalten: und höher. Auf diesem Weg hat er sich offenbar jene sittliche Die Erhöhung der Ginkommen ste u er sowie eine Reform Abneigung gegen jede Verbindung von Politik
anderer Personalsteuern, die Einführung einer dauernden und Geschäft erworben, die ihn heute gegenüber dem Bermögenssteuer, sowie einer Vermögenszuwach 3- armen Dividendenjünder Erzberger geradezu als einen rächenste u er, die provisorische Regelung der Erwerbsste u er, eine den Engel der höheren Staatsmoral erscheinen läßt. Erhöhung der Grundsteuer von 25 auf 40 Broz, ein Gejes über außerordentliche Staat 33zuschläge, die Einführung der Klügere. Herr Helfferich hatte sich mit dem alten System, Auf die Dauer erwies sich jedoch Erzberger doch als der Umfassteuer, sowie eine Erhöhung der indiretten dem er feinen Aufstieg verdankte, so sehr verfippt, daß ihn Steuern auf Branntwein, Bier, Wein, Zuder, Mineralwasser, dessen Sturz mit in die Tiefe riß. Herrn Erzberger aber trug 2. die Befreiung aller nicht türkischen Gemeinschaften von der Zündhölzchen , Erhöhung der Salzverschleißpreise, schließlich ein die Welle zu neuen Ufern. Herr Erzberger wurde parlatürkischen Herrschaft und Ländertotationsgefeß und ein Gemeindeüber mentarischer Minister, und Herr Helfferich mußte 3. Selbstverwaltung für die Gemeinschaften, die zum größten weisungsgeseh. Nach dem vorliegenden Steuerprogramm zur deutschnationalen Opposition laufen, mit der ihn innerTeit aus türkischen Untertanen bestehen. ist das jährliche Mehrerträgnis der' Steuern folgender lich gar nichts verbindet, um von hier aus seinen neuen AufDie Dardanellenforts müßten geschleift werden maßen zu veranschlagen: Die laufende Vermögenssteuer auf 70 stieg zur steilen Höh', wo Minister stehn, ganz von klein auf und die Türken dürften reine Truppen im Bereiche der Waffer- Millionen, Personalsteuernovelle auf 400 Millionen, die Erhöhung wieder, ganz von unten auf vorzubereiten. Man begreift die straßen halten. Statt deffen hätten die Alliierten selbst die der Erwerbs- und Grundsteuern auf 61 Millionen, der Umsatz wilde Wut, mit der sich Herr Helfferich auf Erzberger stürzt, Absicht, Garnisonen an den Wasserstraßen zu errichten, mit fieuer auf 360 Millionen, die Verbrauchssteuer und Erhöhung der auf den Rivalen, der politisch um so viel alücklicher spekuliert beren Hilfe nicht allein die Dardanellen, sondern auch der Bosporus Salzpreise auf 500 Millionen, dazu bei Zerlegung der Vermögens- hat. Nur merkwürdig, je mehr Herr Helfferich Herrn Erzbewaffnet werden könnte. abgabe in 80jährige Annuitäten eine Annuität der Vermögensab- berger enthüllt, desto deutlicher treten die Merkmale der gabe 1850 Millionen, insgesamt 3221 Millionen jährlich. Familienähnlichkeit in Erscheinung, die diese beiden Männer miteinander verbindet.
Lloyd George schlof: Wir beabsichtigen, den Türken die Gerrfchaft über alle nicht türkischen Rassen zu nehmen, die fie früher so schmerzlich unterdrückten.
Lenin und wir.
Verstaatlichung der spanischen Bahnen. hüllung Diefer. Rehnlichkeit nicht gewinnt. Wir reden hier Ueberflüssig zu sagen, daß Herr Erzberger durch die EntMadrid, 27. Februar.( Tul.) Bei der Debatte über die Er nicht von den kleineren und größeren Geschäften, die er gehöhung der Eisenbahntgrife sprachen sich der katholische Führer macht hat das sind Dinge, deren Feststellung dem noch nicht Der Vertreter der amerikanischen Hearst- Presse, Herr Cambo und der konservative Führer de la Cierna in der abgeschlossenen gerichtlichen Verfahren unterliegt. Als Ge Karl von Wiegand , hat Lenin telegraphisch über die fünf- Cortez für den Rückauf des spanischen Eisenbahn- famtpersönlichkeit erscheint Graberger, ganz wie Helfferich, tige Politik der Sowjetregierung interviewt. In feiner Ant- neses durch den Staat aus. Der Rückaufsantrag wurde hierauf als ein Mann, der enorm fleißig, strebiam, tüchtig und gewort wiederhalt Lenin die oftmaligen Versicherungen der in namentlicher Abstimmung mit 144 gegen 11 Stimmen angeschickt ist in dessen Brust aber keine Flamme starter Ueber- s russischen Sowjetregierung, daß fie feinerlei Angriffspläne nommen. zeugung brennt. Unsere Zeit braucht jedoch mehr als irgend gegen Polen und Rumänien habe, daß sie nicht an irgend. einen Imperialismus in Afien denke, und daß sie mit allergistrats mit den Vertretern der städtischen Arbeiterschaft die junge deutsche Republik braucht starke Persönlichkeiten, Arbeitsaufnahme in Danzig . In Verhandlungen bes Ma. eine andere das reinigende Feuer einer großen fittlichen Idee, Welt in Frieden zu leben und zu handeln wünsche. Auf die hat sich die Arbeiterschaft bereit erklärt, unter den Bedingungen des deren Makellosigkeit über jeden Zweifel erhaben ist, deren Frage nach den Möglichkeiten eines wirtschaftlichen Magiftrais in allen städtischen Betrieben die Arbeit Freitag früh Lebenswandel und Aufstieg kommenden Geschlechtern als VorBündnisses zwischen Rußland und Deutschland soll der wieder aufzunehmen. Bild dienen fann.
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