Die Mfinöungsüebatte im preußenhaus.
In der Beratung des Hohenzollxrn vertrage« durch die Landesversammlung, über deren Beginn wir im Abend- blatl berichteten, führte Abg. Gräf(Soz.) weiter aus: Damals, im November 15)18. hätte die Enteignung sehr wahrscheinlich keinen EmrüstungSsturm hervorgerufen. Da waren die Meinungen über Schuld und Unschuld sehr geleilt. In- zwischen bat selbst Herr von Kardorfs jüngst ausgeführt, daß die Politik vor dem Kriege dodeulos leichtfertig gewesen sei. Das bat alio auch von der Politik des Königs au gelten. In Enteignungsangelegenheiten von Fürstenhäusern ist die Haltung Bismarcks höchst bemerkenswert, er hat die Enteignung des WelfenhauseS in sehr geschickter Weise als im Wohle de« BolkeS liegend zu verleidigen gewufct. Damals rief ihm Windthorst zu: „Einst wird die Weltgeschichte von den Hohenzollern die historische Vergeltung fordern l" Die Rückkehr Wilhelms ist nicht zu erwarten. Denn einmal ist er wirklich kern Napoleon(Sehr »ichligl links): zudem verlangt die Entente seine Auslieferung. Jetzt bei der VermögenSseststellung hat das Volk erst erfahren, wie arm die Hohenzollern gewesen sind.(Heiterkeit links.) Un« Schulkindern bat man ja immer von ihrer Armut erzählt. Jetzt soll alle? Privateigentum sein. Jetzt sollen die Hohenzollern auf 60 Schlösser verzichten; da« ist nicht schwer, wenn ihnen 39 Schlösserund Grundstücke zugesprochen werden. Aus alle Fälle ist festgestellt, dah die Hohenzollern aus eigener Kraft niemals dieses Ricfenvermögew hätten zusammen- bringen können. Sie sind bettelarm in die Mark gekommen und haben de« Boll die besten Grundstücke abgenommen. Die Fürstenfamilien sind durch Inzucht völlig degeneriert. Der eine ist irrsinnig, der andere säuft wie ein Loch(Heilerkeit), die preußische KörngSfamilie bot ibr Geld leicht verdient: 19 Millionen im Jahre. Wieviel hat Wilhelm II. in Zeiten der Not denn an Kriegs» an leibe gezeichnet? Vielleicht kann das Reich darüber Auskunft geben. 1829 hol der damalige König erklärt, er hafte mit seinem Domänenvermögen für sämtliche schulden de« Staates. Wie wäre es, wenn das der letzte König auch täte?(Beifall links.) Was würde man sagen. wenn ein Angestellter nach Holland durchbrennen und dann noch vom Prinzipal das Gehalt verlangen würde? Ter Prinzipal würde erklären:.Der scheint total verrückt zu sein!'(Heiterkeit; Unruhe rechts.) Wenn man verlangt:»Gebt dem König, waö des Königs ist', so sagen wir: „Gebt dem Burggrafen von Nürnberg , waS er iuS Land mit- gebracht hat!" (Sehr richtig links, Unruhe rechts.) Wie kommt eine Familie, deren Oberhaupt noch nicht 66 Jahre alt ist. dazu, zu erklären, daß ste sich nicht selbst ernähren könne? In der Schule habe ich doch ge» hört, daß die Hohenzollern alle ein Handwerk erlernen müssen. (Schallende Heiterkeit.) Die adligen und nichtadligen Lakaien be- klagen sich über die jetzige Regierung; dazu haben sie keine Veranlassung. denn man hat ihnen sogar ihr Gehalt garantiert. Sie hätten doch wie ihr Herr den deutschen Staub von den Pantoffeln schütteln sollen! Die ehemaligen Hoftheater sollen Staatseigentum werden. Natürlich, sie erfordern ja Millionen Zuschüsse im Jahr! Alles, was etwa» einbringt, behält da« Königshaus; z. B. die Kronjuwelen, dagegen kriegt der Staat die Kroninfiguien ohne Brillante», dal ist viel wert.(Heiterkeit links.) Wer den Frieden er« ballen wollte, durfte sich nicht so gebärden wie Wilhelm H, der sich als.Admiral des Atlantischen OzeanS ' bezeichnete, eine Herausforderung Englands. DaS ewige Säbelgerassel de« ehe» maligen Konig« war eine der treibenden Ursachen zum Kriege. Mildernde Umstände für ihn find eigentlich nur seine geistigen� Mängel. Ein Oberverwaltungsgerichtsrat hat gesagt, ein Beamter' dürfe einem sozialdemokratischen Agitator nicht einmal die Hand drücken. Dieser Beamtengeist ist ein Ausfluß der geistigen Berlassung Wilhelms. Erst in der größten Not, in der Angst um seine eigene Person, fand er da» Wort:.Ich kenn« keine Parteien mehr!'(Lebhafte Zustimmung, große Unruhe rechts.) Von seinen sech» Söhnen ist nicht ein einziger gefallen.(Hört, hört!) Ein RcichSgesctz zur Enteignung der Hohenzollern muß unter allen Umständen gemacht werden; das Volk verlangt, daß wir dem ehemaligen Königshause nicht noch ein Riesenvermögen hinterherwcrten.(Lebhafte Zustimmung.) Wir wären ehrlos. wenn wir, die Wilhelm«inst.vaterlose Gesellen' geschimpft hat, diesem Vertrage zustimmen würden.(Stürmischer Beifall bei den Sozialdemokraten.) Abg. Oppenhoff(Ztr.): Ich bedaure die scharfen Angriffe de» Vorredners auf da« Königshaus.(Lebhafter Widerspruch link«. Große Unruhe.) Die Anseinandersetzung muß auf dem Boden de« Rechis erfolgen. Dem Gedanken, daß der Kaiser die Schuld am Kriege lrägt, können wir nicht folgen. Die Anträge Hoffmann und Gras lehnen wir ob. Gebt dem Kaiser, wa« de« Kaisers ist! tAdolf Hoffmann: Er kann höchstens Arbeitslosenunterstützung be- kommen!— Lebhaste Zurufe rechts.) Wir find grundsätzlich be- reit, auf den Boden deS Vertrages zu treten und beantragen Ueber- Weisung an den Recht«ausschuß. Abg. Cassel(Dem.): Wir stehen auf dem Boden der Reichs- versaffuiig und der Republik . Eine Wiederkehr der Monarchie halten wir für ausgeschlossen. Weshalb hat aber der Abg. Gräs bei dieser von el»«r republikanischen Regierung eingebrachten Vor« läge AuSfüdrtstlgen gemacht, die nur Verbitterung erregen können? (Lebh. Zustimmung recktS und b. d. Dem.) Den Antrag Gräf halten wir für äußerst beffzenklich. DaS bestehende Gesetz gibt keine Möglichleit der Enteignung. Und wenn man schon ent- eignen will, so muß nach der Reichsverfassung eine Entschädi- g u n g gewährleistet und der Rechtsweg offen gehalten werden. ....... i---------m— Deutsche Nationalversammlung . U5. Sitzung, Dienstag, den 2. März, 1 Uhr. �nfcagcrt. Auf Hinweis de« Abg. Dr. B-ehme(Dem.), daß in Braun- schweig eine Steuer vom siuchtiragcndem Grundbesitz erhoben wird, antwortet dte Regierung, daß die Sache nachgeprüft wird. Auf Antrage des Lbg� Strinkopf(Soz.) nach dem neuen Beamte ngesetz wird erwidert, daß die Vorarbeiten im Gange sind. Abg. Dr. Hcinhe(D. Vp.) stellt fest, daß dem Reiche beim Wiederaufbau Stoidfrankreichs jed« Kontrolle der Kosten fehle. D,e Regierung erklärt, daß bei Lieferungen auS Deutschland die nötigen Kontrollmaßnobmcn getroffen sind. Aus die Klage deö Abg. Lcrecke(Ttn.) über die Swier, gleiten, die die Polen dem Bahnvcrkehr nach Ostpreußen bereiten antwortet dte Regierung, daß sie seit Wochen in direkten Verhandlungen in Warschau bemüht sei. mir Pole » zu einer be- sriedigenden Regelung zu gelangen, Ahg. Schiele(Dtn.) führt Beschwerde, daß die östltcken Grenz- s6)litz-VolkSwehr'ormalioncn am 29. Februar mittellos entlasten worden sind. Es wild crkläit. daß den VolkSwehrsormanonen jederzeit der Uebcrtr'tt in die Reichswebr offen stand. Am 24. De« herüber lölv wurde ihnen initgeteili, daß die Verbände zum 1. Fe- bruar aufgelöst würden. Um Härten zu vermeiden, wurde noch ein wrilerer Monat zugetegl.
Der Wunsch der Mehrheitssozialisten wird daher auch im Reichs- tage auf die größten Widerstände stoßen. Was heute gegen das Königshaus als Ausnahmegesetz festgestellt wird, kann ja morgen auf jede andere Körperschaft ausgedehnt werden. Politische Per- fehlungen und Kriegsschuld scheiden in dieser Frage aus. Wir beantragen Prüfung der Vorlag« durch einen besonderen Ausschuß von 24 Mitgliedern. Bei der Prüfung werden wir uns von Grund- sätzen der Gerechtigkeit und deS StaatsintereffeS leiten lassen (Beifall bei den bürgerlichen Parteien.) Abg. Dr. Hergt(Dnat.): AuS der Rede deS Abg. Gräf sprach die Angst vor der Wiederkehr der Monarchie.(Anhaltende Unruhe links. Beifall und Zustimmung rechts.) Es regt sich etwas, das Ihnen(nach links) sehr bald über den Kppf wächst. Nicht die Er« regung steigt im Volk, sondern der Unwille und der Widerwille. (Stürmischer Widerspruch links, anh. Beifall rechts.) Wir haben hier keine politische, sondern eine rechtliche Entscheidung zu treffen. Der Vergleich mutet der Krone ungeheure Opfer zu, die sie bringt, weil ste Frieden mit dem Volk haben will. Ueber Wilhelms II. wird die Geschichte einst ein anderes Urtheil fällen; er muß die Möglichkeit haben, einmal wieder leine Heimat be- suchen zu können.<Anh. Beifall rechts. Zischen links.) Abg. Adolf Hoffmau»(U. Soz.): Die Hohenzollern dürfen keinen Pfennig bekommen, ehe nicht festgestellt ist, wieviel Millionen sie ins Ausland verschleppt haben. Minister, die einem Irrsinnigen Millionen nachwerfen, hätten längst abberufen werden müssen. Hätte Wilhelm noch einen Funken von Menschlichkeit, so hätte er sein ganzes Vermögen für seine Sünden hergegeben. Er b e si tz t aber noch sein Edelmetall, während da« Volk Gold für Eisen gab. Wilhelm ist gewiß nicht allein schuldig am Krieg, aber er hat den Funken ins Pulverfaß geworfen. Kautökys Aktenmaierial beweist, daß Deutschland und Oesterreich den Krieg vom Zaun gebrochen haben. Hergt, der von den Amerikanern sagte, die können nicht schwimmen und fliegen, sie werden nicht kommen, geböit mit vielen seiner Freunde auch zu den Kriegsschuldigen. AuS der Hohenzollernzeit blieben unS nur Elend, Berge von Leichen und Krüppeln.(Beifall links.) D«e Grafen HoenSbroich und Walderse« sind mit Kauttkh darin einig, daß Wilhelm eine Mischung von Komödiant und Narr ist. Einem solchen Mann überläßt man kein Millionenvermögen Angesichts der Wohnungsnot ist es unbegreiflich, daß der einen Familie von 48 Leuten so viel Grundstücke zur Verfügung gestellt werden sollen. Stimmt es, daß die Minister Südekum und Hirsch billigen Wein au» den königlichen Kellern bezogen haben? Südekum soll sogar Wein nach dem Hotel seines Bruders in Harzburg geschafft haben. DaS Berliner Schloß wird gegen- wärtig ausgeplündert, selbst die Fenster werden ausgeschnitten, die Kronleuchter auseinandergeschraubt und kostbare Gemälde fort- geschaffl. Der Antrag Gräf ist nur ein VerlegenheilSanlrag zu Zwecken der Wahlpropaganda. Da« frühere Königshaus darf nicht Gelder erhalten, um das Volk nochmals ins Elend zu bringen. (Lebh. Beifall S. d. Unabh.) Nnmizmimster Südekum: Die Rede Hoffmanns war wieder ein Demagogen stück. Dtefem Wgeordneten kommt e« ja überhaupt nicht auf die Wahrheit, son dern auf die Verbreitung von Berken mlmu gen ar-(Präsident Lei nert bittet den Minister, einem Mg-ordneten nicht den Lorwurf zu machen, daß er jemanden verleumden wolle.) Dann werde ich den Beweis antreten, dah alle Behauptungen deS Herrn Hoffmann objektiv Verleumdungen sind. Er hat behauptet. ich hätte Wein au» den königlichen Schlössern an meinen Bruder in Harzburg gegeben. Das ist nicht wahr.(Große Heiterkeit.) Der Weinbestand der Schlösser ist an Lazarette und Kranken» Häuser gegeben worden und auch an einzelne Personen zu r e» präsentativen Zwecken vorkauft worden. Bei einer» dies« Personen ist Haussuchung gehalten worden, weil man die vor ihrem Hause abgeladenen Kisten als Behälter für Handgranaten ansah. Diese Perion war der Unabhängige Herr Simon. �Anhaltende stürmische Heiterkeit.) Gewiß si:ii> alle Kunstgogen stände aus dem Schlosse entfernt und sogar die ältesten Fenster ausgesägt worden. Der kunstverständige Herr Hoffmann kann das alles in den Berliner Museen imedersinden.(Anhaltende Heiter. feit.) Er ist von seinen Gewährsleuten fürchterlich angelogen war. den und hat hier nur den niedersten Hintertreppen tratsch verbreitet. Als Herr Hofsmann und seine Freunde in der Regierung sahen, haben sie selbst in öffentlichen Ankündigungen versichert, daß da» privat« Eigentum zu schützen ist. Auch die Anerkennung de» Privat eigentumS deS Königs trägt die Unterschrift de« Herrn Adol H o f f m a n n.(Große Heiterkeil.) Selbst in der Nationalversaimm lung wurde ein Antrag auf Konfiskation des Vermögens nicht eingebracht. Die von Herrn Hoffmann beanstandeten Transporte haben nur den Zweck, die Silberschätze innerhalb Deutschlands in Sicherheit zu bringen. Wo sie untergebracht sind, sage ich Herrn Hoffmann nicht, denn die Kreise, denen er angehört, sind mir dafür zu unsicher.(Schallende Heiterkeit.) Alle«, loaö Herr Hoffmann hier vorgetragen hat, ist nicht wahr. Trotzd-m entblödet er sich nicht, angesebenen Beamten meines Ministeriums die unerhörte Bemerkung in« Gesicht zu schleudern, sie muhten noch heute ver haftet worden. Ich stelle diese p e r f i d e Art und Meise vör dem Lande fest und überlasse den Herrn der Hochachtung, die er ver. dient.(Lebhafter Beifalls Abg. Dr. von Krause(D. Vp.): Vergessen wir nicht, dah unser Land den Hohenzollern auch Dank schuldet. Der Antrag der Nn- abhängigen ist für uns gänzlich unannehmbar, und ebenso erblicken wir in dem Antrage Gräf auch einen unerträglichen An- griff auf das Privateigentum. Damit schließt die Aussprache. Die Vorlage wird mit den beiden Anträgen dein Rechtsausschuh überwiesen. Dann vertagt sich das Haus auf Mittwoch, 12 Uhr: Anträge. Schluß 6� Uhr. Hieraus wird die zweite Lesung öer Reichseinkommenfieuer fortgesetzt. Z 28 handelt von der Seranlaguvg.» Räch einem Antrage Düringer(Dtn.) soll das Einkommen aus freier BerufStäligkeit nach dem Durchschnitt der letzten drei Wirtschaftsjahre berechnet werden. Abg. Eichhorn ill. So,.) beantragt die Streichung de» Z 39 über die AuSkunfispflicht der Arbeitgeber, die ciiie Ausnahme zuungunsten der Arbeiter seien. AIS seinerzeit im Preußischen Abgeordneten- hau» eine solche Vorlage eingebracht wurde, hat der jetzige Minister- Präsident Hirsch in schärfster Weise dagegen prolesteeit. § 89 wird gegen die Stimmen der Unabhängigen unverändert angenommen. Ter Antrag Düringer(Dtn.), daß 20 Proz. der Steuer in Kriegsanleihe gezahlt werden können, wird pbgelcbnt. Eni von allen Parteien untcrilützter Antrag Dr. Blunck(Dem.) zum Z 43 bestimmt, daß d>e Kapitalertragsteuer auf die Einkommen- steuer angerechnet wird, wenn der Steuerpflichtige über 60 Jahre alt oder erwerbsunfähig ist.(Angenommen.) Die Mehrheitsparteien beantragen, den§ 44 wie folgt zu fassen: .Der Arbeitgeber hat nach näherer Anordnung de? Reichs- sinanzniinisters bei der Lohnzahlung 10 Proz. des Arbeitslohnes zu Lasten des Arbeitnehmer» rinzubcyaltea und für den eiubehaltenen BStvog Stcucrmarkeu in die Steuerkarte de» Arbeitnehmers ein- zuklebe» und zu entwerten.'.
Abg. Dr. DRrdlzer(Dnat.) beantragt Streichung dieser Be- stimmungen. Abg. Eichhorn(U. Soz.): E« handelt sich hier um ein« Ren« einrichtung zuungunsten der Arbeiter. Man hegt eben ein ganz un« berechtigtes Mißtrauen in ihre Ehrlichkeit. Der hohe Abzug von 10 Proz. berücksichtigt nickt die Lage der Arbeiter. Wenn sich nach- her herausstellt, daß der Arbeiter zu viel bezahlt hat, dann wird ihm auch nickt ein Pfennig ZinS vergütet.(Zuruf: Die paar Pfennige!) Beim Arbeiter spielen auch Pfennige eine Rolle. Die Regierung will den Arbeitgeber zum Steuerexekutor machen. Abg. Dr. Ad. Braun(Soz.): Von den Einwänden deS Vorredners ist nichts stichhaltig. Er kennt nicht einmal die Sleuergesetze; denn sonst würde er wissen, wie das Kapital an der Quelle erfaßt wird.(Sehr richtig! bei den Soz.) Wer wird künftig noch Steuern hinterziehen, wenn selbst nach seinem Tode seine Kinder noch dafür bestraft würden? Merkwürdig ist. wie Herrn Eichhorns An- schauungen sich mit denen der Rechten decken. Auch die Arbeiter werden empfinden. daß die hier getroffenen Be- stimmungen nur zu ihrem Vorteil sind. Sie brauchen nie mehr einen Gerichtsvollzieher zu fürchtenf und viele Schreibereiwird ihnen er spart. So unangenehm es ist, wir müsse» den Arbeitern sagen: Ihr habt auch Pflichten, nicht nur Rechte, und in den Topf, au» dem Ihr nehmen wollt, müßt Ibr auch etwas hineinlegen I Wir nehmen den§ 44 an. aber ohne den Absatz, daß Uebernahme der Steuern durch den Ardeilgeber ohne Verrechnung aus den Lohn unzulässig ist und entgegenstehende Abmachungen nichtig sind. Dieser Absatz ist nichts als ein Lufthieb.(Beifall bei den Soz.) Abg. Düwell(U. Soz.): Was Dr. Braun behauptet, ist alle» falsch. Er unterstellt(!) den Arbeitern die A v s i ch t(!) der Steuerhinterziehung, wie er da» schon im Ausschuß getan hat. Wir betrachten die Bestimmung al» eine Ausnahmebestimmung gegen die Arbeiter. Abg. Wetzlich(Dnat. Bp.): Dieser Steuerabzug vom Lohn wird nur eine neue Lohnerhöhung zur Folge haben. Nach weiterer Aussprache wird K 44 nach dem Antrag der MehrheilSparteicn angenommen, ebenso der Rest de» Gesetzes. Damit ist die zweite Lesung deS EtnkommensteuergesetzeS er- ledigt. Da« Haus vertagt sich. Mittwoch 1 Uhr: Antrag Cohn(U. Toz.) über den verschärften Ausnahmestand in Düsseldorf , KapitalertragSstcucr, Landesstcuer. Schluß 6 Uhr._\
Wirtschaft.
Drrtcilung und Bestechung. AuS der großen Zahl der Nachfragenden, der K a u f l u st i g c n, kann bei dem Mangel an Ware nur ein Teil befriedigt werden, wenn eine Rationierung nicht beisteht So entsteht die Frage, tvcr bekommt eigentlich die Ware? Die Anitvort lautet: Wer am beste-» zu schmieren versteht I In unserer Zeit, in der die Bestechung wie ein fressendes Gift die Wirtschaft durchseucht, gilt c» vor allem. die Menschen wieder ehrlich zu machen. Geradezu lhaarsträu» bende Verhältnisse sollen sich in den produzierenden Gvoßbetrieben herausgebildet haben. Die Aufträge liegen in Haufen da, die Preise steigen von Woche zu Woche, tver morgen bedient, beliefert wird, kaust billiger, als wenn er nächste Woche herankommt Da sind A. B. die Lagerverwalter und Expedienten Persönlichkeiten geworden, die furchtbar.poussiert' werden; ein Tausendmarl- schein oder mehrere in die Hand gedrückt, tun Wunder. Aber e» lohnt sich, ei macht sich für den Abnahmer immerhin solches Opfer bezahlt. Hoffentlich werden die Betriebsräte hier mal gründlich aufräumen und dafür sorgew daß wieder Ehrlichkeit uno Stolz zurückkehren. Die Korruption, d. h. die Bestechung, ist von oben gekommen, nur der, der Geld hat oder sonstige Vorteile zusichern kann, vermag zu bestechen. Früher wurden Angestellte und Arbeiter, ja oft genug Direktoren bestochen, um einen Auftrag abschließen, um verkaufen zu können; seit dem Krieg ist e« umgekehrt.«S besticht, wer War« erhalten will. Nur toenn wir wieder ehrlich werden, können wir gesunden. Niemals wären Verschiebungen in solchem riesigen Ausmaße mög- lich gewesen, wenn eS unmöglich gewesen wäre, Eisenbahn- Waggon« durch Bestechungen von Beamten und Arbeitern vor» schriftswidrig zu leiten. Hier kann nur die Arbeiterschaft und Beamtenschaft helfen, indem sie die Beste che r an den Pranger stellen und in sonstiger Weise ihnen die allein richtige Auskunft geben. Von feiten der Kapitalisten, Händler, Agenten und Schieber dürfen toir lein« Besserung erwarten, denn die sind zu gewissenlos. Die Spekulationsivut an der B ö r s e, diesem„Giftbaum', wie er oft genannt worden ist, ist in die tveuesten VolkSkreife gedrungen, .Handlungslehrlinge und Hausdiener spekulieren bereits. Neben der so furchtbar verderblichen Wcttsucht, die da» Rennbahn- Wesen großgezogen hat, ist eine neu« Seuche entstanden, es ist die Spekulation mit den P r ei Ze r h ö hu n ge w Sickert irgendeine beschlossen« Preiserhöhung durch, dann tvird selbst von An- gestellten durch Mittelspersonen auf Spekulation gekauft. W«r von seinen Angestellten und Arbeitern verlangen will, daß sie ehr- l i ch sein sollen, muß c» in erster Linie selbst sein. Mehr Kunstdünger! Die Abgeordneten M e c r s e I d, Rö hl und S o l l m a n N haben folgend« Anfragen an die ReichSregicrung gerichtet: Stach zuverlässigen Meldungen hat die Aktiengrsellschast für Stickstoffdünger in SVnapfadC die Produktion von Stickstoffdünger �in- gestellt und erzeugt nur noch daZ größeren Gewinn abwerfend« Kar- did. Diese» Geschäftsgebaren ist eine schtvere Schädigung der Land- wlrtschaft und damit der Volksernährung, da größter Mangel an künstlichein Dünger herrscht. Wir bitten die ReichZregierung, unverzüglich Maßnahme» zu treffen, damit die erwähnte Gesellschaft die Tüngcrproduklion wieder aufnimmt. Die Maßnahmen, die hilft, ist Herstellung der Gemeinwirt- sckiaft. Dann wird da» produziert, ivaz am nötigsten gebraucht wird, unabhängig von den Geldertrag, den eS abwirft Stcinkohlciibauverein Gottes Segen zu Lugau . Einnahmen 27 498 030 M., Betriebs- und HandlungSuirkosten 28 386 781 M., Abschreibungen 1 000 000 M. gegen 500 000 M. im Vorjahr, Sonder- rücklogen 1 120 000 M. gegen 500 000 M. nn Vorjahr. AuS dem Reingewinn von 1 065 985 M. erhalten die Prioritätsaktien je 265 M. pro Aktie von 860 M., die Stammaktien zu 860 M. je 196 M. und die Stammaktien dritter Emission zu 1206 M. je 766 M., wie im V o r j a hr. Welch' reicher Segen auS den Schätzen, an denen da» gesamte Volk das Besitzrecht hat! Die Geschäftsstelle für industrielle Abrüstung bildet die Zen- trallstelle, für die an den 11 Standorten(Berlin , Dresden , München , Stuttgart . Düsseldorf , Köln , Frankfurt o. M., Hannover , Stettin , Breslau . Königsberg j. Pr.) der interalliierten llnterkommissionen ertraue nSleute der Privatindustrie eingesetzt sind, die Ihrerseits die Aufgabe haben, die aus den Kreisen der Industrie in ihrem Bezirk laut werdenden Wünsch? den an die Standorte kommandierten deutschen Verbindungsoffizieren, wie auch den En- tentekommifsionen gegenüber zu vertreten und serner den Verbin« dungSosfizicren in allen fachlichen Fragen mit ihrem Rat zur Seite zu stehen. Vertrauensmann für den Bezirk Berlin , der auch di« ganze Provinz Brandeichurg, die Provinz Sachsen üird westliche Teile der Provinz Posen umfaßt, ist Geh. Regierungsrat Dr. «schtveighoffer, der GeschäslSsührer des ReichSverbaude» der deutschen Jndustre«.