Genosse Friedländer, hat vollkommen versagt und feierlich erklärt,„d aß er weder Scheidemann noch Eberl oderandere führende Parteigenossen etwas vorwerfen kann". Baumeister hat vor dem Ausschuß unaiffgefordert dieselbe Erklärung wiederholt und unzweideutig abgegeben. Für die Stichhaltigkeit des„Materials" ist eine ge- radezu toll erfundene Räubergeschichte lehrreich, die Bau- meister— allerdings„ahne Gewähr"— dem Ausschuß vortrug. Aus angeblich in einer Kopenhagener Gesandtschaft gestohlenen Briefen sollte hervorgehen, daß Scheidemann an großen Schiebungen mit Niesengewinnen beteiligt sei. Für jeden normalen Menschen war die Sache als kompletter Schwindel klar erkennbar. Trotzdem bekam der Gauner Geld von Baumeister zu einer geheimnis- vollen Reise an die dänische Grenze, um dort die Original- briefe zu holen. Als der Schwindler natürlich ohne die Briefe zurückkam, weil diese gar nicht existierten, mußte er im Beisein Baumeisters— ich glaube, auch Davidsohns— die Briefe„a u S dem Ge'dächtniS rekonftruie- r e n". Jetzt sitzt der Kerl in Numero Sicher. Er hat in- zwischen gestanden, daß er das ganze Material erfunden hat. um Geld zu verdienen. Es ist mir unbegreiflich, wie alte Parteigenossen mit einem solchen Subjekt auch nur eine Minute über die Ehre sozialdemokratischer Parteiführer ver- handeln konnten.( Daß Sklarz gewagte Geschäfte gemacht hat, ist möglich. Ich weiß es nicht. Da er nicht Sozialdemokrat ist und ich nicht Staatsanwalt bin, brauche ich mir nicht daS Gewissen mit der Frage zu beschweren, ob er nur ebenso viel oder noch mehr die Konjunkturen ausgenutzt hat, die während des Krie- ges ja viele Christen, Juden und Heiden zur Anhäufung des -sündigen Mammons verleitet haben. Dafür aber, daß füh- vende Sozialdemokraten Deutschlands an den Geschäften von Sklarz oder Parvus irgendwie beteiligt seien, wurde vor dem Ausschuß ein Beweis auch nicht einmal ver- sucht. Begünstigung dieser beiden Geschäftsleute durch fozialdemakratische Regierungsmänner wurde von Davidsohn behauptet, jedoch ohne den Schatten eines eigenen Be- weises. Der in Druck befindliche Ausschußbericht bringt für jeden einzelnen Fall die Behauptungen und die Zeugenaus- sagen. Ich glaube, die beschuldigten Parteigenossen werden das Urteil der Oeffentlichkeit ertragen können, zumal wenn verständige Menschen den Wirrwarr der Rcvolutionstage vom November 1918 und die tollen Spartakustag« vom Januar 1319 in Berlin noch nicht ganz vergessen haben. Nur zweierlei sei im Vorbeigehen noch gestreift: die Lebensmitte-lsendungen an sozialdemokratische Parteiführer und deren„Schmausereien" bei Sklarz. Diese berühmten Lebensmittelpaketchen— wer hat während des Krieges von seinen Rationen gelebt?— stammten gar nicht von Sklarz. / sondern waren Liebesgaben dänischer Parteige- Nossen , wie der dänische Gewerkschaftsführer Kieser in Gegenwart DavidsohnS bekundete. Und die Schmausereien. die Gelage? Scheidemann, Ebert, Noske und die übrigen würden sich dem Verdachte des Schlemmens nicht ausgesetzt -haben, wen-n sie, wie Davidsohn und ich, vor anderthalb Jahr- zehnten dem Abstinenten-Arbeiterbunde beigetreten wären und seitdem unentwegt Wasser getrunken hätten. Einige Schnäpse, etliche Glas Bier, vielleicht sogar eine Flasche Wein scheinen mir allerdings erwiesen zu sein. Für die Er- Zählungen aber, daß sich sozialdemokratische Parteiführer bei Sklarz„durchgefressen und durchgeso-ffen" hätten, suche ich vergeblich auch nur die Spur eines Beweises. Daß sich Fa- milienangehörige ScheidemannS auf Kosten Sklarz' im Aus- lande aufgehalten, hat sich als vollkommen unwahr heraus- gestellt. Man hat angeftindigt, daß, wenn Erzberger erledigt sei, auf Grund des Falles Sklarz die sozialdemokratischen Würdenträger an die Reihe kommen würden. Keine Sorge: ich glaube nicht, daß irgendein kluger Mann mit Sonnenfeld Vater und Sohn im Bunde sozialdemokratische Negierungs-
Die Einigung und Erweiterung öer Serlmer Zreien Volksbühnen. Während an so vielen Stellen leider zu beobachten ist, wie der Parteisttcit Arbeiterorganisationen, auch wenn sie nicht po- litische Zwecke verfolgen, auseinanderreißt und zersplitteri, kündet sich in der Berliner Volksbühnenbewegung erfreulicherweise eine Bereinigung der beiden bis heute noch nebeneinander bestehenden Organssationen, der„Freien Volksbühne " u-nd der„Neuen freien Volksbühne", an. In beiden Vereinen wirken Anhänger der ver» fchiedenen Parteirichtungen zusammen; auS beiden war et mög- Itch. den Parteigeist fernzuhalten. Die beide» Volksbühnen, die jetzt vor der Verschmelzung stehen, sind nicht Arbeiterorganisationen m dem Sinne, daß sie ihre Mitgliedschaft auf Arbeiter beschränken; sie wollen ollen, die nach Kunst hungern und nicht imstande sind, ihre lheaterbedürf» nisse in den Geschäftslheatern zu befriedigen, die Möglichkeit schaffen, in regelmäßigem Turnus gut« künstlerische Darbietungen gegen einen villigen Einheitspreis*u besuchen. Die gewattige Verteuerung gerade auch des Theaterbetriebes—«s gibt in Berlin kaum noch ein gutes Theater, in dem ein mittelguter Platz in einer Abendvorstellung unter lv bis 15 Mark zu haben ist— Hot es mit sich gebracht, daß auch breit« Schichten von selbständigen ßiewerbetreibenden, Beamten usw. auf die Volksbühnen angs- wiesen sind, wenn sie sich«ine-n Theaterabend gönnen wollen. Die Volksbühnen faben sich natürlich ebenfall» gezwungen, die Ver- keuerung aller Betriebskosten durch«ine Erhöhung ihrer Beiträge auszugleichen; aber w«-nn sie künftighin auch 8,50 M. für jede Abendvorstellung und 2,60 M. für jede NachmittogSborstellnng «fordern müssen, so bedeutet da? doch noch eine ganz wesentliche Erleichterung d«S Theaterbesuchs für die weniger bemittelten Kreise. Es wäre hart und sinnlos zugleich, diese Erleichterung denjenigen vorzuenthalten, die nicht Lohnarbeiter im«ngeren Sinne sind. Elleichwoh-I bestehen zwsschen den Berliner freien Volksbühnen und der Arbeiterschaft besonder» enge Beziehungen. Wie die VoLkSbühnenbeweguna herauswuchs aus den für die Be- freiung des Proletariats wirkenden Kressen, so blieb diese Ver- bindung auch in der Tradition ledendtg und wirkt u. a. noch beute darin nach, daß sich das Rückgrat der Organssationen, die Ordner- schost, durchweg aus Arbeitern zusammensetzt, die durch ihre gs» werkschoftliche und politische Botätigung sich das Vertrauen der Kollegen erwarben. Noch in einem anderen, einem höher«» Sinne besteht eine Verbindung zwischen der Volksbühnenbewegung und den auf die wirtschostliche und soeiale Befreiung der Arbeit« gerich»«>en Bestrebungen. Die Volksbühnen wollen nicht nur Organisationen zur Vermittlung billiger Tbeaterborstallungen sein; sie wollen darüber hinaus noch mehr: Einmal sind sie bestrebt, die Soziali- sserung des Theaters vorz-ubereiren, indem sie, soweit möglich, das private Unternehmertum aus dem Theaterbetrisb ausschalten, in- tan sie an die Stelle des GeschastScheaterS eine genossenschaftliche
; männer vor die Schranken fordern wird. Das geheimnis- � volle beweiskräftige„Material" ist eben nicht da. Auch de: große Wichtigtuer Maximilian Horden hatte für seine auf- geputzten Artikel nicksts anderes als Geschichten, die keiner Untemichnng standhalten können. Wer dieses„Material" kennt und die daraus zusammengepickten Tüngerkörner der „Zukunft" sich anfielst, wird nicht ahne Bewunderung die Me- thode erkennen, die ans Mist Geld zu machen versteht. Mag vor einem Gerichte, das eidlich vernehmen kann. der eine oder andere Varfall schärfer erscheinen, als der sozialdemokratische Untersuchungsausschuß ihn sehen konnte. Das ist möglich. Aus dem Fall Sklarz aber mit Berechti- giing eine Korruptionsaffäre für sozialdemokratische Partei- führer zu machen, wird schwerlich jemandem gelingen.
Heuchelei. Die Rcchlsparteicn der Nationalversammlung , Deutsch . nationale und DeutscheVolkspartei. haben einen gemeinsamen Antrag eingebracht, wonach die Nationalversamm- lung folgendes beschließen soll: I. die ReichSrecmrung zu ersuiben: 1. alsbald miizuieilew w e l<v e Gesetzentwürfe sie der Naiionaiversammlung noch vor ihrer Auflösung vorzulegen ge» denkt, 2. die Entwürfe zum ReickiStagSwahlgefetz, zum Gesetz«über die Wahl des Reichspräsidenten und zum Gesetz über Volksentscheid und Volksbegehren mit größter Beschlennigung vorzulegen, IL sich vom 1. Mai 1930 ad sür aufgelöst zu erklären. Es ist sehr auffällig, daß dieselben Parteien der National- Versammlung nach fünsvicrteljähriger Tätigkeit den Lebens- faden abschneiden wollen, die sonst ausgesprochene Anhänger möglichst langer Legis laturperio- d e n stnd. Als die Vorgänger der jetzigen Rechten, die Kon- servativen und Necktsnatianalliberalen einmal im alten Reichstag (1867) die Mehrheit erlangten, da benutzten sie diese Gelegenheit sofort, um die bis dahin dreijährige Wahlperiode in eine fünf jährige umzuwandeln. Auch bei der Beratung der jetzigen Rcichsverfassung haben sie keineswegs die ihnen sich bietende Gelegenheit benutzt, um kurze Legis- laturpcriodcn durchzusetzen. Die Reichsverfassung steht be- kanutlich vor. daß vteuwahlen zum Reichstag alle vier Jahre erfolgen müssen. Die Sozialdemokratie hat diese lange Frist bekämpft, konnte aber eine Verkürzung auf höchstens 8 Jahre nicht durchsetzen, weil die Gesamtheit der bürgerlichen Parteien dagegen war. Die Rechte hatte es-damalS in der Hand, mit den beiden sozia listischen Parteien zusammen die dreijährige Legislatur- Periode einzuführen, sie hat aber nicht den ge- ringstenVersuch dazu gemacht, sondern bat im Gegenteil zusammen mit dem Zentrum und den bürgerlichen Demokraten für die längere Legislaturperiode gestimmt. Jetzt ist diesen selben Leuten plötzlich schon eine Lebensdauer des Parlaments von fünfviertel Jahren zu viel, nämlich weil sie zu- fällig von den Neuwahlen eine Vermehrung ihreS Mandats- besiaudes erhoffen. Ihre Entrüstung darüber, daß die National- Versammlung noch tagt, ist also nichts als durchsichtige Heuchelei._
Der Straubinger Krawall. Parteinahme für Lebeusmittelschieber.— Triumphzng der Schwarzjchlächtex.— Tötung des Genossen Legi durch eine« Rcichswehroffizier. Heber die bedwueriichen Vorgänge in Straubing meldet uns ein eigener Bericht: Den Demonstranten wurde im Rathaus nah«. gelegt, eine Petition beim Stadtrat einzureichen, um eine Ge. nehmigung zur ausreichenden Versorgung von Mehl und Fleisch zu erhalten. Allein die Menge bestand auf die Frei- l a s s u n g der beiden wegen Schwarzschlächterei dc-rhasdcten Metzgermeister. ES kam der Bescheid, daß die Gerichtsverhandlungen übermorgen stattfinden werden und daß dann die Freilassung sowieso erfolgen werde. Damit begnügte sich aber die erregte Masse Organisation nicht der Künstler, der Produzenten, sondern der Theaterbesucher, der Kvnsumenten, setzen wollen. Die Mitglieder der Volksbühnenorganisation bilden sozusagen eine Kunstgemeinde, die ihre Theatervorstellungen in eigener Regie veranstaltet, da- durch jeden llnternehmergewinn beseitigt und zugleich in den Stand gesetzt wird, die Wünsch« und Interessen der Mitgliedschaft bei der Ausstellung bei Spielplane ungehemmt zur Geltung zu bringen. Und damit kommen wir zu dem zweiten, wa» die freien Volksbühnen hinaushebt über bloß« VermittlungSanstaklen für billig« Theatervorstellungen: Sie sollen zugleich Erziehungsinstitut«.sein; sie sollen die Massen, die sie als Mitglieder fest an sich geschlossen hoben, svstematisch ersiehe» zum Verständnis wahrer Kunst und auch auf das künstlerische Schaffen erzieherisch einwirken, das so sehr vom Publikum abhängig ist. Sie sollen serner in der Kunst besonder? das suchen und sordern, waS von dem großen Drang nach Erlösung erfüllt ist, was Verständnis zeigt für das Ringen der Unterdrückten und Ausgebeuteten um Befreiung und Ausstieg — und sie sollen dadurch, daß sie gerade die?(sofern«S echt«, wahr« Kunst ist) den Massen nahe bringen, ihren Drang nach Er- lösung sowohl veredeln wie steigern. Dies« Mission vollends inuh die VolkSbühnenbewegung allen strebenden Arbeitern als wichtige BundeSgenossin erscheinen lassen. Was bisher des Nebeneinander der beiden Vereinigungen be» wirkte, waren schließlich vornehmlich nur noch Verfassungssragen. «Di« alt«„Freie Vottsbühne" hielt an einem unbedingt demokrati- schen Aufbau Ihrer Organisation fest— Wahl aller leitenden Instanzen durch die Mitgliederversammlung—, während die„Neue freie VottSbühne" ihre Leitung selbständiger macht«, um sie den Einflüssen weclselnder Mshrteiien zu entziehen. ES ist aufS lelhafteste zu begrüßen, daß man sich bei den Verhandlungen über die Vessebmelzung dahin«inigte, die neue Organisation, die den Namen„Volksbühne, E. V„ Vereinigte Freie und Neue frei« Volksbühne' tragen soll, durchaus demokratisch aufzubauen. Die Mitglieder sollen zunächst, zu Grup- pen zusammengesaßt, Delegierte für eine Haupiversammlung wählen, die dann ihrerseits Vorsitzende, Lrdnerkommtssion und künstleriscken Ausschuß, kurzum, die„Verwaltung" bestimmen. Von den Mitgliedern dieser Verwaltung soll alljährlich nur immer ein Drittel ausscheiden, so daß die Gesaenterneuerung der Leitung sich jeweils in einem Zeitrynm von drei Jahren vollzieht. Dos ist keine Verletzung de? demokraisschen Prinzips,� sondern nur die Anerkennung der Tassache, daß eine Organisation von über 100 000 Mitgliedern ohne Repräsentativsm'tem nickt mehr aus. kommt, und sodann der anderen, daß«ine gewisse Kontinuierlich. Seit der Verwaltung verbürgt sein muß. DaS Statut, daS die beidelseilrgen Verwaltungen ihren Generalversammlungen un- terbrciten, und iai von den Ordnern hüben und drüben lchon ge- billigt worden ist. scheint wohl geeignet, ein gesundes Organisa- tionSleben zu tragen. Zur gleichen Zeit, da die Verwaltungen der beiden Volks- bübnrn ihren Vereinigungsvorschlag bekanntgeben, teilen sie mit, daß die Verhandlungen wegen U Übernahme der
nicht. Die Demonstranten begaben sich in einem starken Zuge war das Landgericht, wo eimge eindrangen und die Freilassung sex zwei verhafteten Metzgermeister forderten. Nach einiger Zeit wurden dir Verhafteten befreit, von den Demonstranten aus die Schulter gehoben und wie im Triumphzuge fortgetragen. Als Er- klärung für die Vorkommn sse ist zu beachten, daß sich gegenwärtig 16 Beamte vom LandeSwucheramt in Straubing aufhalten und sehr strenge vorgehen. Sie nehmen Haussuchungen bei Metzgern, Müllern und Bauern vor und kontrollierten alle Fuhr- werke. Tie Beamten gehen auch in die Wirtschaften, so daß die Wirte nicht mehr wagen, den Gästen das übliche Essen vorzu- setzen. Unbesonnene Elemente haben bei«inm Aufkauf am Di«-nStag die Reichswehrtruppen mit Steinen beworfen, worauf der Führer der Soldaten einige Schreckschüsse abgab. Kurz darauf trat unser Genosse Legi an den Offizier heran und sagte ihm im ruhigen und anständigen Tone, ermöchte doch vernünftig sein und abziehen, er werde die erreg« Masse dann beruhigen können. Darauf zog der Offizier den Ne- volver und feuerte drei Schüsse ab, von denen der erste in eine Säule ging, der zweite unserem Genossen in den Hinterkopf traf, so das? er sofort umsank. Der dritte Rcvolvcrschus) verwundete schwer einen Aufseher im Zuchthause. Als der Offizier von emem Augenzeugen ersucht wurde, sich d«S Schwerverwundeten anzunehmen, gab der Offizier zur Antwort, er solle ver- schwinden. Tann zog er seinen Säbel und gab den Befehl zum sofortigen Abrücken der Truppen.(Dieser Offizier ist für sein Verhalten sofott zur Rechenschaft zu ziehen. Solch» Hitzköpfe sind als Truppen führer gänzlich ungeeignet. Red. d.„V.".) Am Mittwoch wurde ein Aufruf der Mehrheitssozialisten, der ll. S. P. und de» GelverkschaftSkarwllS angeschlagen. Es wurde erklärt, daß der Generalstreik beendigt sei, um die Unruhen nicht noch mehr zu steigern. I» Regensburg werden fest einigen Tagen Wucherprozesse vor dem Gericht verhandelt. Die Menge ist auch hier sehr erregt und im Gerichtssaale sind Aeußerungen gefallen, daß sich ähnliche Vorgänge wir in Straubing abspielen werden. * lieber die Vargestbickie de» Krawalls meldet uns«in weiterer Bericht, daß die auf Wirtschaftskost angewiesene Bevölkerung sehr erregt war, weil sie durch die sefrarfen Maßnahmen des Landes« wucheramtS in ihrer bisherigen Beköstigung beeinträchtigt wurde. Der«ine der verhafteten Mehgermeister, bei dem groß« Fleischbe- stände aus Schwarzschlachtungen gesunden wurden, gab täglich 100 Arbeitern einen outen Mittagstisch zu verhältnismäßig billigem Preise. Die Mahnungen der beiden in Straubing maßgebenden Parteien, der Bayerischen Volkspartei und der Sozialdemokra- tischen Partei, au die Bevölkerung zur Ruhe haben leider nichts gefruchtet._ �ebensmittelunruhen w Gesterreich. Wien , 4. März.(W. T. B.) In O l m ü tz kam«S gestern nach- mittag zu Leben-Smittelunruhen und zu Plünderungen der vier größten Lebensmittelgeschäfte der Stadt. Erst gegen abend gelang es nach Verhaftung von 80 Plündeirern die Ruhe wiederherzuftellon. Arbeitsplan üer Lanüesversammlung. Nach den Beschlüssen deS AelteftenraaS wird die Preußische LandeSversammlung nach einer kurzen Sitzung am heutigen Tage in die Ferien gehen, um am 16. März wieder zu» sammengutreten. Alsdann sollen eine Reihe von Gesetzesvorlagen b-raten werden, die unbedingt noch vor Ostern fertig werden müssen, nämlich die Verfassung, ein Nachtragsetat, die Verreichlichung der Eisenbahnen, der Fischereihafen Geestemünde , das Moorkulturgesetz und die Unierbringung der Beamten au§ den beietzien Gebieten. Dogegen dürste der neue Etat erst nach Ostern dem Haus« zugehen. Nicht ausgeschlossen ist es, daß auch der Gesetzentwurs Groß-Berlin noch in der� März- tagung mit erledigt wird. Man rechnet damit, daß alle diese Vor- lagen in etwa einer Woche fertiggestellt sein werden, damit der Verfassungsausschuß noch vor Ostern seine Arbeiten beginnen kann. Im Plenum wurde heute die Beratung deS Antrags Dr. Ritter(Tnat.) über Fahrpreisermäßigungen für die Jugend weiter beraten.__ Uro II oper zum Abschluß gekommen seien. Die freien Volks- bühnen erhallen das Haus am Königsplatz auf LS Jahre; sie verpflichten sich, das in trostlosem Zusland vefindlich« Theater zu einem würdigen, mindestens 2000 Plätze umsassenden Bühnenhaus umzubauen Man hat denselben Mann damit beauftragt, der auch daS wunderschöne Theater am Bülowplatz erbaut hat, Oskar Kaufmann . Der Umbau soll mit aller Beschleunigung in An- griff genommen werden, als Eröffnungstermin für da- neue Haus ist der 1. Februar 1921 vorgesehen. Allerdings wird man noch abwarten müssen, ob sich dieser Termin wirllich einchalien lassen wird. In der künstigen„Volksbühne, Theater am Königsplatz' sollen abwechselnd Schauspiel- und Opernvorstellungen stattfinden, und zwar mit dem Ensemble der beiden StaalStheater. Die Inten- bauten hoben zugesagtz ihre besten Kräfte zur Verfügung zu stellen; bei der Wahl der Stücke ist dem künstlerischen Ausschuß der Volksbühnen ein BeratungSreckt«ingeräumt. Neben den Mitgliedern der Volksbühne sollen auch solche Kreise der minderibemittelten Bevölkerung Gelegenheit finden, d:« Vorstellungen der neuen Volksbühne zu billigen Preisen zu be- suchen, die der Volksbühne noch nicht beigetrewi sind Man darf also erwarten, daß dl« Ruine am KönigSplatz sich sehr bald in ein wirklich vorbildliches ValkStheater verwandelt; man wird der StoatSvenroltung, soweit sie dazu mitihrlft. Dank. wissen, und möchte hoffen, daß auch die Stadl Be r I i n, wie eS der Verband der Volksbühnen erwartet, bei der Aufbringung der auf 6 bt, 8 Millionen zu schätzenden llmbaukosten etwas tut und wenigstens ein mäßig verzinsliche» Darlehn gewährt. Die drei- testen Schicksten baden jedenfalls ein starkes Interesse daran, daß die neue Volksbühne so rasch wie möglich ihren Betrieb eröffnen kann. Auch nach Eröffnung deS neuen Buhnenham'es betält die Volks- büknenbewegung in Berlin noch wichtige Aufgaben, hie in An» griff genommen werden müssen, wenn sie ihre Mission voll er» füllen soll. ES wäre wichtig, den beiden großen Volks. beatern auch eine Bühne intimen Charakters anzugliedern; mehr als in den letzten Jabren müßt« die Aufmerksamkeit wieder jungen Talenten, neuer Kunst zugewandt werden. DaS von dem Verband der Volksbühnen neuerdings eingerichtete Gene-. ralfekrctariat kann segensreich wirken, wenn es dafür sorgt, dag der in der VolkS'bübnenbewegung zum Ausdruck kommende Ge- danke der Sozialisierung des Theater» immer mehr Anhänger ge- twinnt; daß insbesondere auch Gesetzgebung und Verwaltung mehr >als bisher diesen Soziasisserungsbestrebungen Verständnis und Unterstützung zuteil werden zu lassen. weinvordtS olmerikaplän« sind noch nicht soweit gidl-öen. wie e« die.Lichtlpielbübne* berichtete. Es liefen>»r verschieden««nlrag» süx einze'ne?>nizki!ieilmgen in Amerika roi. Auw will sich der Lecker deS Deul'cken jtenlci» nur für eine Zeit binden, wahrend deren er leiner Tätipteit an dieser Bübne nicht enlzoften wird(also in den Ferienmonaten?). Nene Wrgrurr-KikmS. Paul Wegenor wird in dieser Sasson bei der .Union- zuiammen mit NochnS Dliele»wci(irolie fttirns herauSbrmgen: .Wie der Golem in die Welt Inm" und»Der wUöe Lüger.,