Nr. 121 37. Jahrgang
Beilage des Vorwärts
Anfragen.
Abg. Weinhausen( Dem.) weist darauf hin, daß den in Holland internierten deutschen Soldaten ein Darlehen von 500 Gulden gegeben wurde, für das sie jest 22 000 M. zurückzahlen sollen. Die Reichsregierung solle diese Kreditverpflichtung übernehmen. Es wird geantwortet, daß es sich hier um eine Privatangelegen Auf die Beschwerde des Abg. Pohlmann( Dem.), daß im oberschlesischen Abstimmungsgebiet polnische Offiziere und Soldaten in Uniform auftreten, wird erwidert, daß Einspruch dagegen er
heit einer holländischen Bank handele.
hoben worden ist.
Frau Dr. Schirmacher( Dnatl.) berichtet, daß in Kolmar deutsche Soldaten mißhandelt wurden.
Beschwerde dagegen ist erhoben; eine Antwort ist noch nicht eingelaufen.
Abg. Kunert( U. Soz.) fragt an, ob die Regierung bereit sei, ohne diplomatische interhältigfeit gute politische Beziehun gen zu Sowjetrußland anzuknüpfen.
geben.
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Sonnabend, 6. März 1920
rufes rät.( bon Graefe: Ich verbitte mir das!) Sie haben sich geständnis enthält, das nicht die Unterhändler in Paris bereits gar nichts zu verbitten. im Dezember im Auftrage der Regierung gemacht hatten. Was Präsident Fehrenbach: Lassen Sie die Zwischenrufe, dann die Gegenliste wird Ihnen derartiges nicht gefagt. Reichsminister Schiffer( forifahrend): Es ist ein großer Fort. anbelangt, so liegt darüber bereits Material vor in amtlichen schritt, daß wir jetzt in dieser Angelegenheit auf den Boden des Denkschriften hinsichtlich der Kriegsgefangenenbehandlung in FrantRechts gekommen find. Ich bin mir allerdings über die schweren reich und England. Im übrigen herrsche heute wohl allgemein die Bedenken klar, die die Durchbrechung unserer Rechtsgrundsäße bietet. Ueberzeugung, daß von allen Kriegsmächten Verbrechen und Vers Will ich aber das materielle Recht schüßen, das materielle Unrecht gehen berübt worden sind, und daß nichts falscher war als die Anstrafen, dann muß ich einengende Schranken der Rechtskraft fallen ficht, der Krieg sei ein Stahlbad oder ein Jungbrunnen.( Sehr Es ist nicht wahr, daß die deutsche Regierung im Falle lassen. Im übrigen bewundere ich den Wut des Abg. Düringer, ihres Sieges ein ähnliches Auslieferungsbegehren gestellt hätte. uns zu unterschieben, daß wir dabei nach parteipolitischen Grund- Das beweist treffend der Friede von Brest - Litowit, wo nicht die Ausfäßen handeln. Abg. Dr. Kahl( D. Vp.): Jch erkläre im Namen meiner Frat- lieferung eines einzigen der russischen Kriegsverbrecher gefordert wurde, die an der Verwüstung Ostpreußens schuld waren. tion, daß sie sich, wenn auch mit äußerstem Widerstreben, den po- Gegenliste würde die Ententekoalition noch fester zusammen
Arbeitereltern!
Parteigenoffinnen und Genossen!
Kampf gegen die Reaktion,
Eine
schweißen und nur eine neue Haßwelle gegen uns erzeugen. Dara um lehnt es die Regierung zurzeit ab, die Gegenliste herauszugeben. Sie wird sich den 8eitpunkt vorbehalten, den sie dafür geeignet hält.( Beifall.)
Abg. Kazenstein( Soz.):
Wir stellen uns nicht schüßend vor wirkliche Kriegsverbrecher. Morgen finden in Berlin die Wahlen zu den Eltern- Auch gegen die von der Entente nicht geforderten Verbrecher wird beiräten statt. Es gilt, den eingeschritten werden, wenn Unterlagen vorliegen. Meine Partei hat immer gefordert, daß im Interesse der Gerechtigkeit alle Kriegsberbrecher, auch die feindlichen, vor ein neutrales Gericht zu stellen wären. Jedoch darin sind wir nicht frei; wir sind gezwungen, die Folgen aus dem Friedensdiftat
Minister des Auswärtigen Müller: Der ehrenwerte Abgeordnete fragt die Regierung, ob sie ohne diplomatische Hinterhältigkeit Beziehungen zu Rußland anknüpfen wolle. Die Regierung lehnt die sich hinter den sogenannten„ chriftlich- un politischen" es ab, auf eine in solchem Ton gestellte Anfrage Antwort zu Listen verbirgt, aufzunehmen und bis zum Siege durchzufämpfen. Laßt Euch nicht von den Chriftlichen einfangen! Glaubt ihren Lügen, Abg. Kunert( U. Soz.): Es ist Pflicht der Regierung, Rede und die sie über die zerstörung der Familie und die Ber= Antwort zu stehen. Derselbe fragt weiter, ob den Betriebs- giftung der Jugend durch die Sozialdemokratie ausräten das Recht gegeben werden soll, allen Maßnahmen inner- streuen, nicht! Wir kämpfen um höhere, bessere Ziele. Es gilt, halb der Betriebe, die sich als Kapitalflucht, Steuerhinterziehung usto. charakterisieren, entgegenzutreten. Die Regierung erklärt, daß eine Abänderung des Betriebsräteg esetes nicht beabsichtigt ist. Derselbe fordert die Sozialisierung des Mansfelder KupferSchieferbaues. Antwort: Daß dies in Anbetracht der fraglichen Rentabilität nicht ratsam sei.
Abg. Kunert( U. Soz.) erhebt weiter Einspruch gegen den über Salle verhängten Ausnahmezustand. Antwort: Ueber Halle ist fein verschärfter Belagerungszustand verhängt.
die Schule in den Dienst der Allgemeinheit
zu stellen und sie nicht wieder, wie das unter der wilhelminischen Aera der Fall war, zu einem Instrument herrschender Klassen werden zu lassen. Gebt aber auch feine Stimme den Unabhängigen,
zu ziehen. Wenn Sie( au den Deutschnationalen) die Verantivortung zu tragen hätten, dann müßten sie diefelben Zugeständnisse machen wie die heutige Regierung.( Sehr richtig! Tints.) So aber ist es Ihnen leicht, sich als allein national empfindend hinzustellen. Der Erfolg in der Auslieferungsfrage tonnte nur von einer republikanischen Regierung erreicht werden. Und daß das ganze Volk in dieser Frage einig war, darüber sollten Sie sich doch freuen, das sollte Ihnen doch zeigen, wo überall nationale Gesinnung ist. So wahr es ist, daß Deutschland nicht die alleinige auch zahlreiche deutsche Striegsverbrecher gibt. Das internationale Mißtrauen
die ebenso wie die Christlich- Unpolitischen die Elternbeiräte zu einem Verantwortung für den Krieg trägt, ebenso wahr ist es, daß es Werkzeug ihres politischen Kampfes machen wollen. Politik gehört nicht in die Schule!
Abg. Kunert behauptet- daß noch große Teile der Baltikumtruppen unter Waffen seien. Antwort: Diese Behauptung ist Wir dürfen Schüler und Lehrer nicht in den politischen Kampf hinunzutreffend; die Entlassung geht seit langem planmäßig vor sich einziehen. Die Schule dient einzig und allein dem geistigen Aufbau des Volkes. Ihn zu fördern, ist ein gutes und dauerhaftes Einvernehmen zwischen Schule und Elternhaus
und wird nächstens beendet sein.
Derselbe: Jft die Reichsregierung bereit die Serde von Mi
Ist
Iitäre, die erst jüngst wieder, geführt von gleichgesinnten Offizieren, die Freiheit der öffentlichen Meinungsäußerung vergewaltigt hat, zu entwaffnen und den Gerichten zu übergeben?
Der Reichswehrminifter lehnt es ab, auf Anfragen, die in einem solchen Tone gestellt werden, zu antworten.
nötig. das herzustellen die Elternbeiräte berufen sind. Wem die Zukunft seiner Kinder am Herzen liegt, wer tatkräftig mitarbeiten will am geistigen, sittlichen und moralischen Wiederaufbau unseres Voltes, wem an der
hältnisse zwischen Ostpreußen und dem Reiche Hinweist, wird er liegt, der tut am Sonntag feine Pflicht und Dem Abg. Siehr( Dem.), der auf die schlechten Berkehrsver- Verankerung der Demokratie und Feftigung der Republik widert, daß darüber in Warschau Verhandlungen mit der polnischen liegt, der tut am Sonntag seine Pflicht und Regierung stattfinden. wählt sozialdemokratische Elternbeiräte!
Abg. Dr. Kölkich( Dnatl.) bittet um Austunft über den Verfauf des Feuermerfstaboratoriums in Radeberg .
Der Verkauf erfolgte, weil der Betrieb unrentabel war. Es folgt dann die dritte Lesung des Ergänzungsgesetzes zur litischen und vaterländischen Notwendigkeiten fügt.( Bravo !) Die Verfolgung von Kriegsverbrechen.
Abg. Dr. Düringer( Dnatl.): Wir fehnen das Gefeß ab. Wenn bas Nachgeben der Entente ein Erfolg ist, so verdanten wir ihn nicht der Regierung, sondern der unerschütterlichen Festigkeit des Boltes. Wenn ein rechtsfräftiges Urteil nichts mehr gilt, geben wir das Fundament des Rechtsstaates auf. Und wie steht es denn mit den feindlichen Striegsverbrechern? Und was tut die Regierung und die Nationalversammlung mit den in der Macht der Entente befindlichen deutschen sogenannten Kriegsverbrechern? Doch die Nationalversammlung ist ja nur nach Parteipolitit orientiert.( Lebhafte Zustimmung rechts. Buruf bei den Soz.: Das beweist Ihre Nede!) Diese Vorlage ist ein Wechsel auf die Zukunft, aus gestellt von unseren Feinden und abgestellt auf unser Wohlverhalten. Wir lehnen sie ab.( Beifall rechts.)
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deutsche Note vom 25. Januar geht weit über das hinaus, dem wir hätten zustimmen können. Wir brauchen vor dem Auslande nicht auf dem Bauche zu liegen. Auf die Ententenoten vom 5. und 13. Februar gehört eine deutsche" Antwort.( Lebhafter Beifall rechts.)
Minister des Aeußeren Müller:
Selbstverständlich wird die Regierung auf die Noten vom 5. und 13. Februar eine Antwort geben. Jedenfalls fann davon nicht die Rede sein, daß wir vor dem Auslande auf dem Bauche liegen. Keine Bestimmung des Friedensvertrages gibt den Allierten das Recht, im besetzten Gebiet Leute aufzugreifen und vor Gericht zu stellen; das werden wir zu betonen wissen. Wenn es schon jetzt dem einmütigen Zusammenhalten des deutschen Boltes gelungen ist, das Auslieferungsbegehren auf die Bahn des Rechtes zu bringen, so ist das nicht der Presse der Schwerindustrie zu berdanten, Reichsminister Schiffer: Da noch gar nicht festzustellen ist, wer sondern dem Umstand, daß das ganze deutsche Volt bis in die mit den in der Liste aufgeführten Namen gemeint ist, hat der Ober- Reihen der Unabhängigen und Kommunisten hinein jo einmütig zureichsanwalt einen diesbezüglichen Aufruf erlassen.( Abg. von sammengehalten hat.( Unruhe und Zurufe rechts.) Wenn gesagt Graefe: Diese Zumutung ist unglaublich!) Es ist uner- wird, daß die Note vom 25. Januar, ohne die Nationalversammlung hört, daß der Abg. von Graefe zur Nichtbefolgung des Auf- I zu fragen, zu weit gegangen sei, so erwidere ich, daß sie kein 3u
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Jan Krebsereuter.
Seine Taten, Fahrten und Meinungen. Aufgezeichnes von Hans Müller- Schlöffer.
203, Tünnes! Wir müssen uns an den Troffen rüber. Jaffen!" Und Jan gestattete Zünnes, der es sehr eilig hatte, be. reitwillig den Vortritt. Der dide Tünnes hängte sich an die Trosse und ließ sich ächzend, mit den Händen weiterschreitend, Trosse und ließ sich ächzend, mit den Händen weiterschreitend, hinüber.
Stimme.
Jan jah, wie Tünnes an Deck fetterte, und wollte gerade auf demselben Wege hinüber, da hörte er des Kapitäns " Ah, du Saujung tief der kommst du doch noch Und gleichzeitig hörte Jan es auf Tünnes' Rüden Wo ist der Jon?" rief der Rapitän.
wieder an Bord, du Satansknochen!"
Klatschen.
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Zünnes.
„ Au! der steht noch au! au! an Land!" heulte Jan!" schrie der Kapitän herüber, Jan, willst du woll
an Bord kommen!"
Nee, Rap'tän, ich komm nit!" „ Sofort! Oder ich hol' dich mit dem Tauend!" ,, Hö! So lang ist dat Tauend nit!" „ Du verdammter Schnobbel, da soll dich denn doch Und ein Stück Holz sauste Jan am Ohre vorbei.
Ich bedank' mich, Kap'tän! Adchüs, Tünnes!" Damit wandte sich Jan um und ging wieder über die Wiesen der Stadt zu. Er hörte noch einige Male des Kapitans Fluchen und Schimpfen und Zünnes' Heulen.
Dann war alles stille. Nur leise gludsten die Uferwellen und ab und zu schrie ein Nachtvogel. Dunkle Wolfenschatten liefen geschwind über die Wiesen, hüpften über die Stadtmauer, lagen eine Zeitlang auf den roten Dächern und verschwanden wieder, um dem silberblauen Mondlicht Platz zu
machen.
Jan lief ein falter Schauer über den Rücken und er zitterte. Die naffen Kleider flebten ihm am Leibe. Er lief nach dem Stadttor, in defsen Nähe er mehrere Risten sah. Sie waren mit Stroh gefüllt. Die Steingutverkäufer auf der Kirmes hatten darin ihre irdene Ware verpackt gehabt. Jan
D
zog sich die Kleider aus und hängte sie draußen an vorstehenden Nägeln zum Trodnen auf. Dann troch er in das Stroh und war bald eingeschlafen.
gegen uns fann erst sehr langsam weichen; es wird dies aber um io eher, wenn wir uns bemühen, dem Recht zum Siege zu verdie neuen hohen Grundsäße des Rechtes und der Sittlichkeit wahrhelfen. Nicht nur um die Feinde zu befriedigen, sondern um selbst. zumachen, handeln wir so. Das soll das Sinnbild der deutschen Republik sein und bleiben.( Lebhaftes Bravo!)
Abg. Falk( Dem.): Jch bedanere gang außerordentlich die Aus. führungen des Abg. Düringer, der es für nötig hielt, bei dieser ernsten Sache seine Tiraden in die Versammlung zu schleudern. ( Präsident Fehrenbach rügt den Ausdruck Tiraden.) Den
Zionswächtern des nationalen Gedankens,
die die nationale Gesinnung für sich allein in Anspruch nehmen wollen, wird auf die Dauer wenig Glauben geschenkt.( Sehr richtig!) Die Rechte hat kein Recht, das nationale Gefühl für sich besonders in Anspruch zu nehmen. Ich erinnere daran, daß in der ernsten Zeit des Friedensschlusses die Sauptgeschäftsstelle der Deutschnationalen Boffspartei ihre Landesverbände aufforderte, diese Frage parteipolitisch auszunuzen.( Hört! hört!)
Damit schließt die allgemeine Aussprache. Die Vorlage wird gegen die Stimmen der Deutschnationalen Boltspartei angenommen.
Es folgt die Fortsetzung der zweiten Lesung des Landessteuergesetzes.
Abg. Leicht( Bahr. Vp.): Wir haben schwere Bedenken gegen das Gefeß, das die politische und wirtschaftliche Selbständigkeit der Länder und Gemeinden bedroht.
Abg. Becker- Hessen ( D. Vp.): Das Gesetz ist bedenklich, weil es materiell den Ländern und Gemeinden gar keine Steuern mehr beläßt und daher über die Reichsverfassung hinausgeht. Es ist ein Sprung ins Dunkle.
Abg. Dr. Beyerle( Bahr. Vp.): Wir protestieren gegen die verfassungswidrige Grdrosselung der Länder. Verfassungsänderungen dürfen nicht vertuscht werden.
Unterstaatssekretär Moesle: Eine Umgehung der Verfassung liegt nicht vor. Diese gibt vielmehr dem Reiche die Gesetzgebungsbefugnis, sowohl für direkte wie für indirette Steuern. Außerdem
Sä!" ächzte er und rieb sich die Stirn, die er sich ge
stoßen hatte.
Da sah er an einer Stelle, wo die Bretter zusammenge. Ein schöner Traum versüßte ihm den Schlaf. Eine end- fügt waren, ein Loch, so groß, daß man ganz bequem ein lofe Rette Poffertjes rollte aus dem Stadttor auf seine Riste Bein hindurchſteden konnte. Jan starrte das Loch an, bis Butter. Sie tamen ihm so nahe, daß er sie greifen konnte: 30g. Sie waren goldbraun und warm und dufteten nach auf einmal ein pfiffiges Grinsen sein Geficht in die Breite Er wartete, bis niemand in der Nähe war, schlich sich einige sprangen jogar auf seine Hand, aber er getraute fich sonderbar!- sie hatten alle dann rasch nach dem Bretterberschlag, lehnte fich mit dem nicht, sie zu essen, denn- Mädchengesichter, und ein feces Poffertje, das ihm auf die Rücken dagegen und stedte das linke Bein bis zum Knie Brust sprang, hatte gar, als er genau zujah, das Gesicht des durch das Loch. Darauf nahm er sein rotes Sacktuch und Schießbudenmädchens. Es wurde zusehends größer und wuchs midelte es derart um das Knie, daß man den Uebergang des bis zur vollen Gestalt des Mädchens. Es beugte sich zu ihm Beines in die Bretterwand nicht merken fonnte. Dann vernieder und füßte ihn. 30g e das Geficht zu einer fläglichen Miene und hielt den
feit des Gefühls und der Empfindung. Ganz verwirrt froch mand auf ihn. Die Leute liefen an ihm vorbei, und manchen Da erwachte Jan mit einer noch nicht gekannten Süßig- Vorübergehenden seine Stappe hin. Aber lange achtete nieer aus dem Stroh und starrte in den dämmernden Morgen Stoß mußte er hinnehmen. Ein paarmal jogar fuhr ein hinein. Bis ihm ein kühler Wind um die Beine strich. Da Karren so nahe an ihm vorbei, daß er sich feft gegen die sprang er rasch in die steif getrockneten Kleider und schritt nach Bretterwand pressen mußte, um nicht umgerissen zu werden. dem Tore, das gerade geöffnet wurde. Jan griff in die unglücklicherweise schlief ihm auch das linke Bein in dem Hosentasche nach seinem Geld. Er fand noch einige Bentstücke. Loche ein und das rechte wurde so müde, daß es bald knickte. Er ging in die Stadt, taufte fich ein paar Weißbrötchen und und die vorher geheuchelte flägliche Miene wurde jegt zu Milch und frühstückte. Dabei überlegte er, wie er wohl zu einer echten. Geld fommen fönnte. Denn umsonst würde ihn das Mädchen wohl nicht schießen lassen. Aber es fiel ihm nichts ein und traurig stand er auf und bummelte mit gesenktem Kopf und die Hände in den Hosentaschen durch die Stadt bis in die Nähe des Kirmesplages. Die meisten Buden waren noch geschlossen, aber die Drehorgelspieler hatten ihr Geschäft schon geöffnet.
San blieb vor einem Orgeldreher stehen und fah voll Neid, wie ihm jeden Augenblick ein Geldstück in den Hut geworfen wurde.
Aber er biß die Zähne zusammen, als er daran dachte, daß er doch Geld für die Schießbude haben müsse. Nach einiger Zeit, als das Kribbeln im linken Bein zum Schmerz ausartete, fragte er sich jedoch, warum seine Gedanken eigent. lich immer zu dem Schießbudemädchen zurückliefen, zu einem ganz fremden Mädchen, das ihn doch gar nichts anginge. An Zünnes beispielsweise dachte er nicht, an seine Eltern nicht einmal so viel und so start wie an das Schießbudenmädchen, dessen unsaubere weiße Haube er deutlich im Geiste sah und dessen schmale rote Lippen und blasse Backen. Und immer batte er dabei ein plöbliches Herzklopfen und ein süßes Schmerz- und Wunschgefühl, über dessen Gegenstand er sich aber nicht flar werden konnte. Er fühlte sich von einem Trieb durchdrungen, den er bis jetzt noch nicht gekannt batte und von dem er nicht wußte, daß er des Menschen höchfter das Begehren.-
Jan überlegte. Wieviel mochte der Mann wohl am Tage einnehmen mit seiner Orgeldreherei? Ich will an nehmen, jo falfulierte er, es gehen in der Stunde bloß fünfzig Menschen vorbei und von den fünfzig schmeißen ihm bloß zwanzig ein Bentstück in den Hut- Bapperment! das ist find schon zwanzig Bent! Also wenn der bloß ein paar Stunden dasteht, dann kann er einen schönen Tagelohn verdienen.
Jan ging weiter und rannte, in Gedanken versunken, gegen einen Bretterverschlag, der ein Grundstück einfriedigte.
Jan feufzte.
Einige Leute warfen ihm zu seinem erleichternden Troste ein paar Münzen in die Kappe, und Jan rechnete im stillen, wieviel er schon mochte eingenommen haben. ( Forti. folgt.)