Nr. 169.37.Jahrg.

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Sozialdemokrat Berlin  ".

Morgen- Ausgabe. 4

Vorwärts

Berliner Volksblatt

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Donnerstag, den 1. April 1920.

Die Lage im Ruhrrevier.

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Die Königskrise in Dänemark  .

Seit 130 Jahren, seit der großen Französischen   Revolu tion, geht durch die ganze Welt ein unaufhaltsamer Aus den letzten Meldungen wird die schwere Gefahr Die Sprengung der Eisenbahnbrüde bei Dorsten   ist 3 ug nach Demokratisierung und nach Republifanific­immer deutlicher, in der sich die große Masse der Ruhr nicht gelungen; es wurden nur unerhebliche Beschädigungen verrung der zivilifierten Staaten. Diejenigen Monarchen, die bevölkerung infolge der Lebensmittelnot und dem utfacht. Die Gefangenen, die die Rote Armee gemacht hatte, sind diefes Zeichen der neuen Zeit nicht verstehen, laufen große räuberischen Treiben be to affineter Banben be- zum Teil entlaffen, doch befinden sich noch in Effen 200, im Gefahr, durch diese republikanische Woge überwältigt und findet. Was heute im Ruhrgebiet   herrscht, hat im all. Bochumer   und Remscheider   Bezirk viele Gefangene in den Händen weggespült zu werden. So ist es anläßlich des Weltkrieges gemeinen mit Ordnung und Erträglichkeit nichts mehr zu der Noten Armee. Bri dem Staatskommissar laufen Rotschreie ein, dem russischen, dem österreichisch- ungarischen und dem dent­tun. In einzelnen Drten wird zwar von der bewaffneten die das Einrücken des Militärs mit Sehnsucht fordern. schen Kaiser ergangen. In ihrem eigen sten Interesse Arbeiterschaft Disziplin gehalten, aber im großen und ganzen handeln die gefrönten Häupter heutzutage om flügsten, indent herricht narchie. Darunter muß die ganze Bevölle sie den zwedlosen Versuch unterlassen, einer ihnen natürlich rung aufs alchwerste Leiden. Es wird höchste Zeit, daß wenig fympathischen Entwidlung Widerstand zu dem Unglück im Ruhrgebiet   Einhalt geboten wird. leisten, und indem sie vielmehr durch kluge onzesiio nen an die großen Strömungen der Weltgeschichte den Tag ihres eigenen Verschwindens von der politischen Bildfläche in weit wie möglich hinauszuschieben iracyten. meisten unter den Königen der Gegenwart scheinen übrigens die Ueberflüssigkeit ihres Amtes mehr oder weniger deutlich selbst zu fühlen und bemühen sich daher, so wenig wie möglich politisch hervorzutreten. Sie werden von den aufgeklärten Boffsmassen höchstens noch als de fora­tive Einrichtung geduldet und befleißigen sich des.. halb einer weitgehenden Zurückhaltung in der Politik, eines möglichst sympathischen und vornehmen Auftretens im gesell­schaftlichen Leben, in der Volksfürsorge und in den Ange­legenheiten der Barmherzigkeit, sowie einer peinlichen Ber­meidung allen Lurus und aller Ausgaben, die geeignet wären, das Volk an die Kostspieligkeit einer monarrchischen Spielerei zu erinnern.

Berlin  , 31. März. Die heute in Essen   versammelten Vertreter der Hauptverwaltung und der Bezirke des Ge­wertvereins christlicher Bergarbeiter haben der Reichsregierung nachstehendes Telegramm übersandt:

wefen. Die Lebensmittelnot ist auf das höchste gestiegen. In dieser Woche fonnten nur zwei Pfund Brot ausgegeben werden. Für die temmende Woche ist überhaupt kein Brotmcht sowie keine Kartoffeln mehr vorhanden.

Elberfeld  , 31. März. Hier herrscht Generalstreit. Bisher wurden ungefähr 1000 Gewehre abgeliefert. Der Aftionsausschuß ist noch in Tätigkeit. Der Verkehr innerhalb der Stadt wird auf rechterhalten. Generalfireit herricht auch in Remscheid  , wo nicht einmal die Straßenbahnen verfehren.

Die Bürgermeister von Oberhausen  , Remscheid  und Mülheim   sind ihres Amtes entsetzt worden und haben die Stadt verlassen. In Duisburg   hat sich der Oberbürgermeister auf den Teil der Stadt zurüdgezogen, den die Belgier besegt haben.

Eie

Gestern morgen 8 Uhr ist die Union   bei Dortmund  zwangsweise ftillgelegt worden. Der Aktionsausschuß erpreßte von der Dortmunder Stadtverwaltung 50 Auslandspässe und 500 000 Mark. In Recklinghausen   wurden von den Privatbanken 46 000 Mark erprest. In Buer   erschien gestern eine Bande aus Gijen mit 12 unterschriebenen Todesurteilen gegen die Führer der Mehrheits­sozialisten und der Unabhängigen. Gelsenkirchen  , 31. März. Hier berricht Generalstreit Die heute versammelten Vertreter der Hauptverwaltung In den lebenswichtigen Betrieben wird gearbeitet. Der Aftions­and Bezirksvertreter des Gewerkvereins christlicher Berg- ausschuß hat sich aufgelöst, die einzelnen Mitglieder haben ihre arbeiter fordern im Namen der 100 000 italieder Aemter niedergelegt. Bisher ist in Gelsenkirchen   alles ruhig ge­des Vereins im Ruhrgebiet  , daß die Regierung mit aller Entschiedenheit für Brechung der Pöbel herrschaft und Schaffung von Ruhe und Ordnung in Deutschlands   größtem und wichtigstem Industriegebiet forgt. So wie bisher kann es nicht weitergehen. Hunderttausende von Bergleuten und anderen Arbeitern wer den von den Aufrührern von links mit Waffengewalt an der für unser Volf so notwendigen Arbeit gehindert, und Han­del und Verkehe find lohmgelegt. Die Regierung wuf ihre Wachtmittel jest entschieden ausnügen, um wieder geord­nete und gefekliche Zustände herbeizuführen und den Ar­beitern den notwendigen Schut von Leben und Gesundheit zu verschaffen. Sie darf den Forderungen der Glemente, Sie eine Linisdiktatur anstreben, nicht weiter entgegen fommen, insbesondere darf sie den Herrn General Watter jest nicht ab. Lieber dann noch die Reichswehr! berufen. Mit aller Entschiedenheit fordern wir, do sich die( Eigener Drahtbericht des Vorwärts.) Regierung und ihre Politik nicht von der Berliner Essen, 31. März. Die Verbindung zwischen Essen   und Berlin  Girane, jondern von den Bedürfnissen des dentist seit heute wieder hergestellt. Reber die Lage in Effen wird uns fchen Boltes leiten lassen. mitgeteilt, daß eine außerordentlich große Gefahr in dem völligen Aus Düsseldorf   erfährt WTB. von zuständiger Stelle: Mangel an Lebensmitteln liegt. Weite Kreise der Arbeiterschaft find Die Lage im bedrohten Gebiet verschlechtert sich dauernd. der Auffassung, daß die Herrschaft der wilden Horden, die sich keiner Die linksradikalen Elemente in den Bollzugsausschüssen politischen Führung, auch nicht der der Kommunisten, unterwerfen, gewinnen on Einfluß. Auf den Versuch, den Oberbürgermeister in gebrochen werden muß. Wenn man auch einem Einrüden der Reichs. Duisburg   heute telephonisch zu erreichen, kam die ferenzeichnende wehr noch sehr misstrauisch gegenübersteht, Tommen die Arbeiter bech bielleicht bedauert er es selbst bereits, daß er sich auf die ge­Antwort: Rufen Sie im Gerichtsgefängnis an!" Mit Cuerhausen zu der Ueberzeugung, daß die Reidswehr das Heinere Uebel ist, war eine telephonische Verbindung überhaupt nicht sehr su er wenn es den besonneuen Elementen der Arbeiterschaft im Ruhrgebiet  langen. Aus Dinslaken   kommt die Mitteilung, das in Richtung nicht gelingt, die wilden Haufen zu entwaffnen. Große Hoffnungen euf Wesel   wieder geschossen wird. In Duisburg   i am Sonn- werden auf die Berhandlungen gefest, die heute mit dem Reichs­abend abend von der Roten Armee" eine Million Mart tommiffar Severing, den Militärbefehlshabern und den Bertretern aus der Reichsbank entnommen worden. Aus Effen wird ge- der drei sozialistischen   Parteien in Münster   stattfinden. Die Berg­meldet, daß auf dem Wege von Berlin   nach Effen zwanzig werke find von den bewaffneten Horden stillgelegt werden, ebenso das 2illionen innerhalb des Aufruhrgebiets ver. Berkehrswesen und die Mehrzahl der übrigen Betriebe. Die Zeitungen loren gegangen sind. In Düsseldorf   wird der Einfluß der Un- in Effen erscheinen unter der Borzensur des Zentralrats. abhängigen im Bollzugsausschuß gegenüber den Kommunisien zu­fehends schwächer. Die Lage muk ols febr erst angefehen werben.

blid entwichen.

Das ist das Bild, das man sich von den konstitutionellen Monarchen zu machen pflegt, die in England und in den dre ffandinavischen Staaten gegenwärtig herrschen. Sie herrschen allerdings nur pro forma, ihre verfassungsmäßigen Stedse find außerordentlich knapp bemessen und sie machen auch aus diesen stark befdmittenen Rechten flugerweise nur wenig und borsichtig Gebrauch.

Und nun fommt aus Dänemark   die Kunde, daß der dortige König, von dem man in dem Jahrzehnt seiner Herr schaft nur sehr wenig gehört hatte, plöglich einen Streid verübt hat, der ihn aus der Stategorie der konstitutionellen Monarchen in die der autokratischen Herrscher versetzt hat. Ob Christian X  . dabei einen guten Zausch gemacht hat, Das werden womöglich schon die nächsten Tage zeigen, und fährliche Bahn der aktiven" Monardie begeben hat. Seit gestern finden in Kopenhagen   und in den meisten däni­schen Städten große Demonstrationen statt, in denen der Ruf nach Errichtung der Republik   immer lauter

wird.

Das liberal- sozialdemokratische Stoalitions

deutsche   Volk von besonderer Wichtigkeit, weil sie in un­Die Geschichte dieser dänischen Königsfrise ist auch für das Frage, d. h. mit dem Bestand des Deutschen Meiches stebt. mittelbarem Zusammenhange mit der Flensburger  Als die dänischen Chauvinisten ihre Hoffnungen oui eine Einverleibung der zweiten Zone mit Flensburg   durch das Verhandlungen in Kopenhagen  . für Deutschland   überaus günstige Abstimmungsergebnis von Duisburg  , 31. März.( Eigener Drabibericht des Vorwärts"). Die in Berliner   Blättern enthaltene Nachricht, daß der Beginn des heran" oder besser gejagt durch eine politische Schic Kopenhagen  , 31. März.( Eigener Drahtbericht des Borwärts".) 14. März getäuscht saben, versuchten sie ihre Ziele von hinten Die bei Duisburg   stehenden Noten Truppen verlieren Generalftreits auf den 6. April verschoben worden sei, ist un bung" großen Stils zu verwirklichen. Die zweite Zone mi nach und nach die Lust am Frontleben, ba fie bie ber- utreffend. Einzelne Gewerkschaften können den Generalftreit nicht ihrer überwiegend deutschen   Bevölkerung foll sprochene Löhnung nicht erhalten können. Sie frösen in großen fofort eintreten lassen, sondern müssen dazu Borbereitungen treffen wenn nicht direkt dänisch   gemacht, so doch internatio Scharen zurück, um, wie sie fagen, erst ihr Geld zu holen. Da es und es ist lediglich beschlossen worden, sie den Zeitpunkt ihres Ein- nalifiert" werden. Zu diesem Zwecke sollte mit einent aber an den nötigen Geldern fehlt, befindet sich die Stampfleitung tritts in den Generalstreit selbst bestimmen zu lassen und daß diese dahingehenden Vorschlag an die Internationale in wachsender Bedrängnis. Die Rote Armee weift infolgedessen Borbereitungen bis spätestens G. April beendet sein müssen. Der Entente kommission in Nordschleswig herangetreten seit gestern steigende Lücken auf. Bon einer einheitlichen Front der Roten Armee gegenüber den Reichswehrtruppen fann nicht mehr Generalstreit ist heute in Kraft getreten und z. B. die Båder werden. gesprochen werden. haben bereits die Arbeit niedergelegt. Die Eisenbahner werden am Der Oberbürgermeister ist gestern in einent unbewachten Augen- ontag in den Streit treten. Gegenwärtig finden Berhandlungen labinett 3 able, beffen Bolitit während des Krieges stets ein Der Oberbürgermeister ist gestern in einem unbewachten Augen zwischen den politischen und gewerkschaftlichen Vertretungen der Muster an Neutralität gewesen war, und das aud) in Er begab sich nach Stuhrort und hat dort eine auch Stadtberordnetenberfammlung einberufen. Der Sig der Stadtver- Arbeiterschaft und dem König statt und eine friedliche Bei den letzten Monaten allen Verfuchungen der chauvinistischen waltung wurde von Duisburg   nach Ruhrort   verlegt. Duisburg   ist legung des Stouflitis erscheint nicht ausgeschlossen, weil man be- Parteien und Zeitungen widerstanden hatte, in der flaren Er feit Freitag abend von der Außenwelt vollständig abgefchloffen sonders von bürgerlicher Seite sehr geneigt ist, fie anguftreben. Man fenntnis, daß die Schaffung einer deutschen   rredenta Auch heute ist der Telephonberkehr mit den meisten Städten des hatte nämlich zuerst nicht daran glauben wollen, daß durch das Vor- im Süden Dänemarks   für die politische Ruhe und für den un Ruhrgebiets gesperrt.. gehen des Königs eine gefährliche Situation heraufbeschworen würde. befleckten Ruhm des dänischen Staates eine gefährliche Be Effen( Ruhr). 81. März. Der Bollzugsrat in Effen hat die Der tatsächliche Ausbruch des Generalfireifs hat diese Leute eines aftung bilden würde, wollte den Friedensvertrag von Ber  Maßen nicht mehr fest in der Hand. In den norhöftlichen Bororten anderen belehrt. failles nur im Sinne eines unverfälschten Selbstbestimmunge wurde mit der Abgabe der Baffen begonnen. Politiken" stellt feft, bas bei ber Riefenkundgebung vom Diens. rechtes der Bölfer angewendet fehen und lebnte daher alle Mülheim  ( Stuhr  ). 81. März. Der Generalftreit dauert tag bas Berlangen nach der Republik   aus der Boltsiecle heraus er. annegionistischen Sumutungen mit erfreulicher ant. Bisher erhielten die roten Truppen, bie fich noch in der fonte. Beharrlichkeit ab. Aber offenbar gab es in der Umgebung Staverne der Stadt befinden, 850 000 m. von der Stadt. des Königs schmeichlerische Ratgeber, die diesem die ruhm­reiche tolle eines Mehrers des Staates vorspiegelten und ihr zu dem gefährlichen Entschluß einer Verabschiedun London  , 81. März. Der Times" wird aus Kairo   telegra bes Rabinetts und einer Auflösung des Parla phiert: Laut Berichten arabischer Blätter griff eine Bande ara- ment 3 brachten. Die konservative Partei, dic bischer Freiwilligen Antiochia   an und befehte die Stadt, wobei hinter dieser Hofkamarilla steht, verfolgte dabei wahrscheinlich es zu blutigen Stämpfen mit den Franzosen fam. ganz egoistische, parteipolitische Nebenabsichten, die dem Könia Gestern wurde, einer Ronstantinopeler Meldung zufolge, abielleicht erst nachträglich zum Bewußtjein gekommen f pitän Forbes, ein Mitglied der britischen Kontrollkommiffion, Es war nämlich vom Kabinett Bahle eine Demofre auf Grund eines von Mustapha Kemal Pascha erlassenen Saft fierung des Wahlrechts geplant, und um Neuwahlen befehls berhaftet und nach Siwas abgeführt. Eine Erklärung zu verhindern, die bei einem fortgeschritteneren Wahlmodus für dieje Maßnahme liegt nicht vor. Die britischen Behörden legten für fie ficherlich ungünstig ausgefallen wären, haben die beim Großwefier entschiedene Verwahrung ein. Konservativen die Auflösung des Parlaments und die Aus­

Düsseldorf, 81. März. Gestern abend wurbe in der Gegend bon Dinslafen nod getämpft, aub mit Artillerie. In Düffeldorf und Dinslaken   wurden Flugblätter verteilt, die auf forderten, in die Note Armee einzutreten. Sorgestern brangen 250 Mann Rote Truppen in Düffeldorf ein, bemächtigten sich der Stadtverwaltung und erpresten von den Banken etwa 50 000 Mart, tourden aber wieder aus der Stadt hinausgedrängt. Heute ist es f: Düsseldorf   ruhig. Man bemerkt, daß die Noten Truppen auch bort sich von der Front zurüdzieben.

Münster  , 31. März. Fast im ganzen Industriegebiet ist General reif Rur im Hagener   und Hammer Bezitt wird nicht gestreift.

Kämpfe in der Türkei  .

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