Seilage öes
beitspolizei angehörte, und daß unter den drei Kraftwagen sich das Charlottenburger Panzcrauto„Ma� be« fand. Die Verhaftung soll auf Grund von Denunziationen erfolgt sein, an denen sich angeblich auch die Einwohnerwehr beteiligt hat. Nicht zu Oster« verreise«. Nach einer Mitteillmg der Eisen» bahnverwallung ist es auch vor und zu den Osterfeiertagen nicht möglich, größere Zugleistungen im Personenverkehr zu übernehmen, ohne daß der lebenswichtige Güterverkehr darunter leidet. Es wird daher für die Zeit der Feiertage auf den Fernstrerken mit einem außergewöhnlich starken Andränge zu den verkehrenden Zügen ge» rechnet werden müssen, der sich bereit? auf allen Berliner Bahn- Höfen in auherordentlich starker Form bemerkbar machte. Die Eisenbahnverwaltung warnt daher erneut, nicht wichtige Reisen in der Osterwoche zu unternehmen und empfiehlt, vor allem Vergnügungsreisen aus eine gelegenere Zeit zu verschieben, wenn der Zudrong zu den Zügen nicht mehr so stark ist wie jetzt. Reisende, die von hier noch verhältnismöhig gut abreisen können, setzen sich der Gefahr au§, auf einer Zwischenstation event. keinen Anschluß zu erhalten und dort zurückzubleiben, also entweder ihr Reiseziel nicht erreichen oder aber nicht rechtzeitig in Berlin wieder einzutreffen. Inkrafttreten der neuen Brikettkundenliste. Mit dem heutigen 1. April treten die neuen Kundenlisien für Ofenbrand, Gewerbe und Behörden in Kraft. Die Kohlenhändler dürfen von diesem Tage ab Braunkohlenbriketts nur an solche Verbraucher abgeben, die in eine dieser neuen Kundenliste bei ihnen«ingetragen sind. Dieses gilt auch für die bcrestS vor dem 1. April 192t> freigegebenen, noch gültigen Abschnitte. Zum gleichen Tage werden die Abschnitte 4, 14, 24, 34 der Koch karte zur Belieferung freigegeben. Bevor- zugt zu beliefern find die Abschnitte 3, 13, 23, 33, 43 bzw. 153 und und 63 der Ofen- und Kochkarte sowie die Sonder- und Kokskarte. Mit Inkrafttreten den neuen Ofenbrand-Kunden- liste verfallen die Abschnitte der ersten beiden Nummern der Koch- und Ofenkarte. Mißglückter Raubüberfall auf eine« Bauklehrling. Ein schwe- wer Raubüberfall würbe gestern abend im Hotel Kaiseryof in der Friedrichstraße verübt. Zwei Männer, die sich im Hotel eingemietet hatten, lockten den Banklebrliug Konrad S che f f I e r in ihr Zinriner, knebelten und fessalten ihn und wollten ihm eine große Geldsumme obnahmen, die der Üehrling zur Ab» fchließung eines Geschäfts mitgebracht hatte. Sie wurden jedoch vom Hotelpersonal überrascht und festgenommen. Der Ilebersallene fft durch dos Dazwischenkommen des Oberkellner? ohne körperlichen und finanziellen Schaden davongekommen. Nothilfe für das Erzgebirge . Konto: Preuiislhe Staatsbank, Berlin , Markqraienstr. 38. Bisher eingegangen 35 2g5.3l) M. Dazu:<Ne. werkschaft Hedwigsburg lDr. Beir) 10,— M., Paul Walter, Braunschweig 100,— M., Uöwinsohn, Weinbergsweg 50,— M., Zackubowsii, Graesestr. 20,— M. Gesamtbetrag 35 476,30 M.
putfchnachklänge in Neukölln. Di« NeukölknerStadtverordnetensitznng wurde gestern vom Borsteher Mermuth(Soz.) eröffnet mit einer An- spräche, die auf die Abwehr deS Kapp-Lüttwitzschen Putsches hinwies. Er gedachte derer, die zum Schutz der Frei- heit ihre Person eingesetzt und ihr Leben gelassen haben. Den Feinden der Freiheit, schloß er, werden wir uns als Ballwerk ent- ggenfiellen. Ein« Anfrage der Demokraten wünschte Auskunft vom Ma. gkstrat, welche Schritte er tun will gegen Beamte, Ange- stellte, Hilfskräfte, Lehrer, die sich den Kappisten zur Verfügung gestellt haben. In der Begründung erwähnte Exner (Dem.) unter anderem, daß selbst im Neuköllner Krankenhaus zu Buckow einige Aerzte ihre Begeisterung für den Putsch in heraus- forderndster Weise bekundet haben. Sie sollen sogar den Wunsch geäußert haben, daß leitende Persönlichkeiten der Stadtverwaltung an die Wand gestellt und erschossen werden.(Zuruf: Scholz!) Red- ner schilderte das Treiben der deutschnationalen„höheren" Schul- jugend. Schüler vom Realgymnasium seien, zum Teil mit Er- laubniS des Direktors, dem Unterricht ferngeblieben, um sich an der Technischen Nothilfe zu beteiligen. Stadtrat Fälsche erklärte, für den Magistrat sei es selbstverständlich gewesen, sich auf den
>
donaerstag, 1. fiprtt 1920
Boden der Verfassung zu stellen und der sogenannten neuen Re- gierung nicht Gefolgschaft zu leisten. Beamte, die das getan haben, werden zur Verantwortung gezogen. Vier schuldige Aerzte de? Krankenhauses sind sofort entlassen worden. Des Dienstes enthoben sind vier Beamte, einer davon hat schon seine Kündigung enthalten, gegen die anderen ist die Untersuchung noch im Gange. Stadtschulrat Buchenau kündigte in scharfen Worten strengstes Vorgehen gegen schuldige Lehrer an, im besonderen gegen den Direktor des Realgymnasiums. In der Besprechung forderte Neu mann(Soz.), daß mit der bisher gegenüber den Beamten alier Richtung ge- übten Toleranz nach diesem Putsch endlich Schluß gemacht wird. Gegen Schuldige muß rücksichtslos eingeschritten werden. Dr. B i e r b a ch(Büvgerblock) bemühte sich, die Beschuldigten rein zu waschcnu Eine Anspielung BierbachZ, daß Stadtrat Dr. Sil- berstein auch in der SäuglingSfürsorgestelle zum Streiken auf. gefordert habe, wurde von diesem zurückgewiesen. Er habe viel- mehr darauf hingewirkt, daß dort der Betrieb aufrechterhalten wurde, und dasselbe habe er durch seine Bemühungen in der Heb- ammenlehranstalt erreicht. Freund( U. Soz.) machte Mitteilung davon, daß Beamte der Stadt in noch viel größerer Zahl(er gab zum Teil die Namen an) den Kapp-Lüttwitzschen Putsch durch Nichtbeteiligung am Generalstreik unterstützt haben. Er bcan-> tvagte Einsetzung eines Untersuchungsausschusses auS Stadtverord. neten und MagistratZmitgliedern, der auch eine exekutive Gewalt haben müsse. Bürgermeister Scholz erklärte, der Magistrat habe nicht zum Streik aufgefordert, er selber auch nicht, denn das sei Sache der Organisation. Unter den Beamten habe aber Unklarheit über den Streik und Disziplinlosigkeit geherrscht. Ein Teil von ihnen habe gestreikt, während andere die Arbeit fortsetzten. Daher habe er die Bureaus schließen lassen. Mit der Zentralstreikleitung habe er vereinbart, daß alle Streikbrecher nicht wieder eingestellt werden. In der Untersuchungskommission des Magistrats, die schon arbeitet, sei auch die Streikleitung vertreten. Die Verfehlungen müsse man verschieden beurteilen. Das Benehmen der entlassenen Aerzte sei schon vorher sehr ungehörig gewesen.(Bei Schluß unseres Beruhtes dauerte die Debatte fort.)_
Die Amtsenthebung des Lichtenberger Bürgermeisters. Wir meldeten bereits kurz, daß die Lichtenberg er Stadt- verordneten in chrer letzten Sitzung auf Grund eines sozial- demokratischen Antrags beschlassen haben, den Bürgermeister Dr. M a r e tz k i wegen seines zweifelhasten Verhaltens'während der Putschtnge sofort seines Amtes zu entheben und alle Gehaltszahlungen an ihn e r n z u st« lle n.. Ge- nasse Arndt führte in der Begründung diese? Antrages aus: Für die übergroße Mehrheit der Lichtenberger Stadtverordneten be- dürfte es keiner Begründung dieses Antrages, da ja die meisten der Stadtverordneten überzeugt davon seien, daß ein Zusammen- arbeiten mit Herrn Dr. Marej?ki zur Unmöglichkeit geworden ist und daß auch die übergroße Mehrheit der Sickte nberger Be- völkerung hinter dieser Ueberzeugung steht. Die herauSfor- dernde und provozierende Haltung de? Herrn gegenüber den Siadtverordneten hat in letzter Zeit schon östers zu Zusam- menstößen geführt. Die Tasache aber, daß Dr. Maretzki bei AuS- bruch des Kapp-Lüttwitz-Putsches sich beurlauben ließ, ob- wohl er als Dezernent der Lebensmittelversorgung und als zwetter Beamter Lichtenbergs ganz besonders die Pflicht gehabt hätte, in dieser kritischen Zeit an seinem Platze zu sein— und daß ihm von Kapp und Konsorten die Stellung eines Berliner Po« lizeipräsidenien angeboten worden ist, daß er aber dieses Angebot nicht sofort abgelehnt hat, sondern mit den Kapp und Konsorten in Verhandlungen stand und bei seiner Partei(Deutscke Vvlkspartei) die Anfrage stellte, ob er das Amt annehmen annehmen soll, ist für uns der Beweis, daß Dr. M. persönlich bereit gewesen ist, als Beamter dieser Putschisten tätig zu sein. Nur der ablehnenden Haltung seiner Parteifveuickc ist es zuzuschreiben, daß er das Amt nicht angenommen hat. Oberbürgermeister Ziethen wies darauf hin. daß Dr. Maretzki daS D i s z i p l i n a r v er fah r e n gegen sich bereits beantragt hat, und daß da? Resultat dieses Verfahrens erst abgewartet werden müßte. Denselben Standpunkt naom auch der Parteifreund des Herrn Dr. M., Fustizrat Schachtel, ein. Köhler und Genossen(Demokraten und Zentrum) beantragten eine
Nr. 169 37. Jahrgang
GroßGerlln so Pfennig. Bon heute ab, für Straßen- und Hochbahn . Von heute ab hat der Berliner 30 Pfennig für eine Straßen« Kahnfahrt zu zahlen. Gleickgüliig. ob er vom Spistelmarkt nach dem Potsdamer Platz fünf Minuten, oder quer durch ganz Grotz- Berlin Istj Stunden zu fahren bat. So beschloß eS nach den Wünschen der Großen Berliner die BerbandSversammlung, der allerdings, in diesem Sradium, nichts anderes mehr übrig blieb. Und Unbefangene werde« sich fragen müssen, weSbalb ein großer Verwaltungsapparat sich dem Anschein gibt, als bemühe er sich eine recht schlaue volkswirtschaftliche Tarifpolitik zu führen, wenn schließlich doch nichts anderes herauskommt als ein periodisches Weitersteigen des Tarifs. Um einen Etat auf diese Weise ,u balancieren ist eine solche Anstrengung hervorragender Köpfe sicher nickt notwendig. Bei dieser Einfickt käme man viel» leicht zu einer Bereinsachung deS Verwaltungsapparates, auf welche Weise sich dann schließlich doch eine Verbilligung deS Fahrpreises erzielen ließe. Zwei Monate hat man dem neuen Tarif zum Ziel gesetzt. In dieser Zeit soll über einen Staffeltarif, wie wir ihn ge> fordert haben, beraten werden. Da jedem praktisch Denkenden. mit den Berliner Verhältnissen Vertrauten, der bO-Pf.-Tarif auf die Dauer unmöglich erscheinen mußte, so ist wohl die Frage be- rechtigt:«Warum jetzt erst?" In der Zwischenzeit wird sich der Berliner mit dem Sv-Pf.- Tarif abfinden— oder nicht. Jedenfalls wird er es vorziehen, kürzere Strecken zu Fuß zu gehen, womit diesem System in der Wirtschaftsführung de« volkstümlichsten Berliner Verkehrsmittels das verdiente Urteil gesprochen wäre. » Seckskahrten- Sammelkarten gibt die Straßenbahn von heute ab für 3 M. aus. Die Zwsimark-Sammelkorten mit Aufdruck bis 31. März müssen bis zum 10. April abgefahren sein. Die Karten, die den Ausdruck bis 3 1. M a i tragen, behalten bis zu diesem Zeitpunkt Gültigkeit. Auf die Zeitkarten für den Monat März wird als Entschädigung für die Streiktage ein Dritel des Abonnementspreises zurückvergütet. Der Untergrundbahnfahrpreis beträgt von heute ab für die 8. Klasse SO und 60 Pfennig und für die 2. Klasse 60 und 73 Pfennig. Freilassung der Verhaftete» aus der Mavteufftlstraß«. Die am Morgen des 22. März in der Manteuffelstraße verhafteten neun Perionen sind am letzten Sonntag nachmittag aus dem Berliner Polizeipräsidium, in dem sie nach ihrer Rückkehr au« Döberitz untergebracht waren, entlassen worden. Alle neun entlassenen Personen haben über die Einzelheiten ihrer Verhaftung und über die ihnen zu teil gewordene Behandlung ihren Rechts- beiständen Mitteilung gemacht und sich in ärztliche Unter- suchung begeben. Der Gastwirt Baer erklärte, er könnte sich über die schlechte Behandlung seitens der Döberitzer Truppen gar nicht wundern, denn die Abteilung der C h a r- lottenburger Sicherheitspolizei, die die Festaenommenen nach Döberitz brachte, habe sie dort den Truppen mit den Worten übergeben «Das sind hier ein paar von den Aufrührern und Meuterern� Sie sind mit den Waffen in der Hand gefangengenommen worden." Die Gefangenen versuchten vergeblich, die Soldaten in Döberitz von der gänzlichen Un- Wahrheit dieser Behauptungen zu überzeugen. Die Truppen waren noch der Erklärung der Sicherheitsbeamten wirklich der Mei- nung. daß sie es hier mit ganz gefährlichen Elementen zu tun hätten, und behandelten sie dementsprechend. Alle neun Freigelassenen erklären übereinstimmend, daß die Abteilung, die ihre Verhaftung vollzog, der Charlottenburger Sicher-
55? Jon Krebsereuter. Seine Taten. Fahrten und Meinungen. Aufgezeichuer von HanS Müller-Schlösser. Jan war im Anfang auch glücklich, bis er eines TageS iiierkte, daß er ein übers andere Mal gähnte. Und die bim- ksnden Schubladeycknopfe kamen ihm vor wie vor Schlaf- Müdigkeit blinzelnde Airgen. Eine Schublade stand offen, und es war Jan, als ob sie ihm entgegengähnte. Eine Schief/rtafel. auf der mit Kreide geschrieben stand..frisches Sauerkraul", war wie im Schlaf zwischen zwei Säcke ge- rutscht und lag nun schief eingeklemmt da. Die Säcke lehnten sich, ein wenig vornübergebeugt, aneinander. Sie sahen aus wie zwei dicke, satte Männer, die nach einem guten Essen aus dem Kanapee eingenickt sind und die Hände über den in Falten liegenden Bauch gelegt haben. Jan fühlte, wie ihm die Augendeckel schwer wurden, und sein Kopf fiel ihm nach vorne, aber mit einem Ruck reckte er sich auf und schaute durch die Glastür in das dunkle Zimmer- chen hinter dem Laden, wo der Alte in seinem Strohsesse! saß, die Brille vorne auf der Nase, die Zeitung auf den Knien. Und wie Jan den Alten so dasitzen sah, war es ihm plötzlich, als sähe er sich selber, alt, grau, halb taub, kindisch, und er schüttelte sich und wandte den Blick rasch ab und schaute durchs Ladenfenster auf die Strohe, wo die Sonne schien und die Spatzen zwitscherten und die Kinder lärmten. Jan seufzte, reckte sich und streckte die Arme auS, daß sie knackten. Da kam die Tochter des Alten in den Laden. „No, Jan," sagte sie,„nix zu tun? Du gähnst am hellen Tag??" Jan schaute sie mit einem feindseligen, mißmutigen Blicke an und knurrte etwas. „Bei uns, Jan, wird gearbeitet! Dar verschlabberte Mehl hätt'st du längst aufkehren können! Wenn wir auch noch so nett zueinander stehen, mußt doch tit denken, dat du dir hier einen faulen Tag antun könnt'ft!" Damit ging sie aus dem Laden. Jan schaute ihr nacki die Stirn in ärgerlichen Falten und die Unterlippe vorgeschoben. Und er sah sich als Ehemann, drangsaliert und geschubbst und geknufft, als Hausknecht einer dickgn, keifenden, faulen Hexe. Und er schüttelte sich wieder und trank hastig einen Jennowitt. als müßte er ein wollenes Kqäuel herunterspülen.
Und als die 3 lacht gekommen war und alles schlief, knotete er seine Sachen ins rote Sacktuch und schlich auf Strümpfen aus dem Hause und rannte davon wie ein Spitz- bubs. 13. Ja« merkt, daß er sie Flegeljahr« hinter sich hat. Armer Jan, du kommst zu trüber Stunde heim. Drücke leise die von den lieben Händen deiner Eltern blankgefchsuerte Klinke nieder, tritt behutsam und zögernd über die ärmliche Schwelle und bereite dich, den ersten großen Schmerz gu emp- fangen. Deine Mutter kommt dir bleich und mtt rotgewein- ten Augen entgegen, und wie du jäh erschrocken auf sie zueilst, deutet sie stumm und zuckenden Mundes noch der Kammer- tür. Leise, Jan, leise, dein Vater liegt im Sterben, Grades, der Lotse. Die großen, blauen Augen flackern und irren an der Decke umher, Schweißtropfen blinken auf der Siirne, die schweren, behaarten Hände, die das Ruder umspannten wie eiserne Klammern, kratzen und scharren kraftlos auf dem Federbett hermn, der Atem pfeift imd die mächtige Brust senkt und hebt sich in schnellen, unrogelmäßigen Stößen. „Votier!" rufst du und fällst auf den Stuhl neben dem Bette, daß die Medizinflaschc auf dem Konsölchen und der Lössel klirren.„Vatterl" Grades reißt die Augen West auf und wendet den Kopf. „Vatterl Ich, der Jan!" Grades nickt ein wenig und lächelt und hebt die rechte Hand und läßt sie wieder auf die Decke fallen. „Jan! Gut, dat du kömmst. Jung!" sagt er keuchend, „es ist die höchste Zeit! Der Kaptän hat schon dreimal ge- schellt. Die Ankert rosi ist als gekappt. Der Schoner muß zur letzten Fahrt m See." Jan faßt die Hand seines Vaters und drückt sie unter verhaltenem Schluchzen an die Lippen. Trüdeke kommt teise herein und legte Grades ein nasses Tuch auf die glühende Stirn. „Manns," sagt sie mit zitternder Sttnrms,„mt soviel sprechen, hat der Herr Doktor gesagt! Dat regt dich so auf! Komm, trink' mal lecker Zitronenwaffer." lind sie hält ihm das Glas an den Mund, während sie ihm mit der linken Hand den Kopf stützt. Er tut zwei gierige Züge und seufzt dann und läßt den Kopf wieder nach hinten fallen. ,�an." ächzt er und schaut ihn groß an..Jan, sag' ich, wenn ich fort bin, bleib' nett bei deinem Mötterke, Jan!" Jon nickte heftig und beißt die Backenzähne znsommen, daß die Kieferknochen heraustreten. »Jan. wat hast du gelernt?"
Jan schaut zu Boden und schluckt und schluckt und schließ- sich preßt er heraus: .Mttaspielen, Vatter." „Aha. Auch— auch ein— ein schön Geschäft. Damit kannst du zwar kein Brot backen, aber du segelst so— so lustig dabei. Und darum, Jung, sollst du mir fetzt wat vor- spielen auf der schweren Fahrt. Spiel', Jung!" „Votier, ich— ick—" „Zackerzucker, sag' ich, spiel'. Jungte Jan schaute mit verstörtem Gesicht seine Mutter an. Sie nickte weinend. Da holte Jan eine alte Gitarre, ein Geschenk seines Reise- komeraden Triller. Sie hatte der Länge nach einen breiten Riß im Rücken, den Jan mit Papier verklebt hatte. Er stimmte sie mit zitternden Händen und setzte sich dann ans Fenster. Das Abendrot log auf den Giebeln der Häuser auf der anderen Seite der Straße und ein Widerschein fiel sanft auf die gekalkten Wände der Kommer. Die Drossel des Schnei- ders Huberti sang ihr letztes„Tatü tatü". Jon sang, wählend ihm die Tränen über die Backen liefen, mtt verschleierter Stimme: „Der Tag entflieht, Mein Mendlieb Erhebt sich wie auf Lerchenflügeln. Er schwebt im Duft Der kühlen Luft Von taubesprengten Rosenhügeln." Jan schaute nach seinem Vater hin und sah, wie deK-n Hand auf der Bettdecke den Takt schlug. .Hier decket Nacht Die Blumenpracht, Schau' hin. mein Geist, zum Weltenraume. Dort strahlt im Glanz Ei« Blütenkranz A« einem große« Lebensbaume. Wie feierlich Di« Zweige sich Zu meiner lieben Gegend neigen! Was mich umgibt Und fern mich liebt. E» ruhet unter diesen Zweigen, Und wer das Land Der Stille fand, Er ist nun fern dem Erdenstaube, Hier oder dort, Kein« wandert fort Aus dieser großen Sterneulaute.",-- Worts, folgt)