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lichkeil gedämpft wird. In diesem Sinne empfinden dieses Vorgehen umneittlich die Gastwirthe. die kleineren Geschäftsleute ec. als wohl- thätig; aber auch der bessere Theil der Arbeiter selbst scheint dadurch wie von einem Alp befreit. Sie und alle ordnungsliebenden Bürger aber werden in dem Vertrauen bestärkt, daß die Behörde doch noch die Macht und den guten Willen habe, sie in ihrem friedlichen Erwerb zu schützen, indem fie den Gehorsam gegen die Gesetze auch denen einschärft, die zur Uebertretung denselben theilweise nur zu geneigt waren." Der ChemnitzerBeobachter" antwortet hieraus treffend: Wer sind denn diebesseren Arbeiter"? Die Organisirten gewiss nicht, diese sind dieTerroristen". Es sind also wohl jene Arbeiter, von welchen dasselbeTageblatt" vor der Reichstags- wähl sagte, daß sie weder Bildung noch Erziehung, weder Tugend noch Ehrgefühl besäßen. Auf diesenbesseren" Theil der Arbeiter- schaft, der den Ordnungspartcicn schafgeduldig Folge leistet, ver- zichtenfwir gerne. Im Mannheimer Hochverraths- Prozesse wurde am 22. September den Genossen Dreesbach, Fentz und Teufel die Anklageschrift ausgehändigt. Dieselbe lautet wegen Verbrechens bezw. Vergehens gegen die ßH 85, 82, 81a, 130, 73 und 47 R.-Str.-G. und§ 20 des Preßgesetzes. Die Verhandlungen des Schwurgerichts, vor'welchem diese Delikte zum Austrage gebracht werden, beginnen Mitte Oktober und dürften unsere Genossen zwischen den 20. bis 30. Oktober zur Verhandlung kommen. Ganz im Geheimen soll die Kamerunschande in der am 16. Oktober vor der Disziplinarkammer zu Potsdam stattfindenden Verhandlung gegen den Kanzler Leist erörtert werden. DieBerliner Zeitung " erfährt hierüber des weiteren: Der Ausschluß der Oeffentlichkeit soll nicht nur wegen der bei der Verhandlung zur Sprache kommenden Vorgänge mit den gefangenen schwarzen Frauen, die sich der Kanzler aus dem Gefängniß holen ließ, aus Sittlichkeitsrüclsichten, sondern auch im Interesse des Deutschen Reiches im allge- meinen erfolgen. Gegen den Assessor W'e h l a n wird eine Disziplinarverhandlung überhaupt nicht stattfinden, da derselbe von der Bestimmung des 8 100 des Gesetzes, betreffend die Rechtsverhältnisse der Reichsbeamten vom 31. März 1373 Gebrauch gemacht und seine Entlassung aus dem Reichsdienst mit Verzicht auf Titel, Gehalt und Pensionsanspruch nachgesucht hat. Kanzler Leist ist auf grund des Z 72 dieses Gesetzes angeklagt, weil er gegen die Ztz 10 und 13 verstoßen hat, welche bestimmen, daß jeder Reichsbeamte die Verpflichtung hat, das ihm übertragene Amt der Verfassung und den Gesetzen entsprechend gewissenhaft wahrzunehmen, und durch sein Verhalten in und außer dem Amte der Achtung, die sein Berus erfordert, sich würdig zu erzeige» hat. soivie daß er für die Gesetzmäßigkeit seiner amtlichen Handlungen verantwortlich ist. Wir glauben, es würde den Interessen des Deutschen Reiches weit dienlicher sein, wenn man die Oeffentlichkeit nicht scheuen würde, wenn man auf grund der Verhandlung konstatiren könnte, daß die Leist und Wehlan blos Aus- nahmen, die anständigen Beamten aber die Regel bilden. Kann man das etwa nicht? Ter Parteitag der. deutschfreisinnige« Volkspartei hat am Freitag unter Theilnahme von 400 Mitgliedern aus 170 Wahlkreisen seine Arbeiten aufgenommen. Als Präsidenten erwählten sich die Herrn den i ehemaligen Sezessionisten, Oberbürgermeister und Mitglied des Herren- Hauses Baumbach, der durch sein Eintreten für die Kinder- arbeit und durch die Blamage, die er sich vor den letzten Wahlen seitens des französischen Botschafters gefallen lassen mußte, ebenso in weiteren Kreisen bekannt geworden ist, wie durch sein Fehlen bei der Abstimmung über die Militär­vorlage im letzten Reichstage. Herr Baumbach hat in seiner Eröffnungsrede die Kraft der freisinnigen Ueberzeugnng be- tont, von der sein Durchfall bei den letzten Reichstags- wählen freilich kein gutes Zeugniß ablegt. Eugen Richter , der um große Worte noch nie verlegen war, erklärte, daß sein Programmentwurf ein Aktenstück sei, dem sich kein anderes an gründlicher und gewissenhafter Ausarbeitung an die Seite stellen könne. Er scheint von der Vortrefslichkeit der Leistungen der Programmkommissiou so vollständig über- zeugt zu sein, daß er bei der Diskussion über die Geschäfts- ordnung sich einer Milderung der erschwerenden Be- stiniinungen von Abänderungsanträgen zum Partei- Programm widersetzte. Der Parteitag entschied in diesem Falle gegen Eugen Richter . Die Geheimhaltung der Ver- Handlungen wurde den Parteitagsdclegirten nochmals warm ans Herz gelegt. Herr Baumbach, der es wohl wissen muß, beglückte dann die Welt mit der Offen- barung, daß die Seele des Volkes mit dem Liberalis- mus identisch sei. Wahrscheinlich steht er auf dem Boden der niaterlalistischen Natliranschauung und glaubt, daß der Körper ohne Seele recht wohl gedeihen kann. Klug war es von dem Vorsitzenden, daß er zugestand, daß das Programm auf Wahlerfolge nicht zugeschnitten sei, dann berief sich der Vorsitzende des Kongresses der Frei- sinnigen Volkspartei, Herr Baumbach, auf sdcn national- liberalen Lasker, den entschiedenen Gegner der Richter und Genossen. Als Anträge betreffend den Religionsunterricht und die Volksschule Aussicht hatten, die Majorität der Stimmen auf sich zu vereinigen, erklärte Richter nach bismarckischem Rezepte, daß er in diesem Falle aus der Partei ausscheiden werde und dieselbe somit eine weitere Spaltung zu gewärtigen habe. Hierauf duckten sich die Opponenten und Eugen's Entwurf entsprechend wurden die beiden Punkte angenommen und der den Maximalarbeitstag betreffende Antrag abgelehnt. Mit Rücksicht auf diese Taktik des Parteiführers hätten sich die 400 Kongreßtheilnehnier gar nicht nach Eisenach zu bemühen gebraucht, sie hätten nach Veröffentlichung des Programm-Entwurfes in der Freisinnigen Zeitung" dasselbe als unabänderlich akzeptiren können und die nebelige Luft am Fuße der Wartburg meiden können. Der Parteitag der freisinnigen Volkspartei ist somit keine politisch beoeutnilgsvolle Versammlung, sondern ein lächerliches Komödienspiel. Die freisinnige Volks-Zeitung" nennt ihn den Todestag ihrer Partei. Gegen den Maximalarbeitstag in den Bäckerei- betrieben bringt Eugen Richter jetzt bald den 25. Leid- artikel. Nach den bisherigen Verhaudlungen des Partei- tages war diese Anstrengung überflüssig. Eugen will den Maximalarbeitstag nicht, das wissen die freisinnigen Mannesseelen und gegen den Stachel zu löcken, wagen sie nicht, so kommt der Maximalarbeitstag in das Programm nicht hinein, er hätte auch nicht hineingepaßt. Auch die süddeutsche Volkspartei hat am 22. d. M. und zwar in Aschassenburg, ihren Parteitag abgehalten. Beiiierkenswerth an demselben war, daß der Reichstags- Abgeordnete Konrad Haußmann dem Reichskanzler viel Lob spendete, und daß die kleinen Gernegroße sich als Ver- treter deS freiheitlich gesinnten Volkes aufspielten. Mit Verlaub, dieses freiheitlich gesinnte Volk lebt nicht blos in den paar demokratischen Reichstagswahlkreisen Schwabens , sondern in ganz Deutschland und seine Vertretung findet es in der kein Wenn und Aber, keine Begeisterung für Caprivi kennenden Partei des Proletariats, in der Sozial- demokratie. Als Oberpräsident von Schlesien ist an Stelle des erzreaktionären Herrn v. Seydewitz der den Katholiken mehr genehme freikonservative Fürst von Hatzfeld-Trachenberg er- nannt worden. Wie weit er zu diesem Amte qualifizirt ist, wissen wir nicht. Ob seine Beamtenkarriere bis zum Referendar und seine Stellung als Oberst-Schenk des Kaisers eine genügende Vorbereitung für den Posten ist, lassen wir dahingestellt. Die Pintschgnner wollten wallfahrten geh« das steht schon im alten Volkslied. Und so kann es nicht wundern, daß sie, nach ihrer neulichen Wallfahrt aus Ost- preußen nach Varzin , nun gestern auch aus Westpreußen dorthin gewallfahrt sind. Natürlich gab's wieder eine Fest- rede. Hoffentlich hat niemand sich den Magen verdorben wie das letzte Mal, wo den halbamtlichen Zeitungs- berichten nach allerdings mörderisch gekneipt worden ist. Nach Stumm und Krupp 'schen Mustern hat der Direktor der pfälzischen Eisenbahnen, Regierungsdirektor v. Lavale, den Beamten der pfälzischen Eisenbahnen das Lesen des nationalliberalenPfälzischen Kurier" verboten. Anlaß zu dieser Maßregel hätte ein von dem Blatte aus derAugsburger Abendzeitung" übernommener Artikel Pfälzische Bahnschmerzeu" gegeben, an welchen der Pfälzische Kurier" eine ArtikelserieEisenbahn-Dividenden- Politik" knüpfte. Wir könnten uns nur darüber freuen, daß auch einmal unsere Gegner den Uebermuth unseres Unter- nehmerthums am eigenen Leibe verspüren, sie werden dann unseren Kamps gegen diese kleinen aber desto gehässigeren Despoten würdigen lernen. Das Jubiläum eines Liedes. DaSHamburger Echo" erinnert daran, daß Mitte September 1864 also vor dreißig Jahren bei der Hamburger Todtenseier für Lassalle die Arbeiter- Marseillaise von Andorf zum ersten Male gesungen worden ist. Damals von Tausenden, heut von Millionen! So ist die Sozialdemokratie in diesen dreißig Jahren gewachsen. Casimir Perier ist bei der Stichwahl in i der Person feines Vertrauensmanns Robert geschlagen worden. Der radikale, von den Sozialisten unterstützte Rachimont hat mit 4S36 gegen 4482 Stimmen gesiegt. Die Niederlage Perier's ist um so bedeutungsvoller, als in Nogent die Familie Perier einen sehr großen Einfluß hat, und als seit der unentschieden gebliebenen Hauptwahl die französische Regierung Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt hat, um dem Perier-Mann zum Siege zu verhelfen. Wer die Ordnung liebt und dem Umsturz feind ist, muß für Robert stimmen!" hieß es in allen Tonarten. Und die Wähler haben den Perier-Mann durchfallen lassen und das, wie wiederholt hervorgehoben werden muß, in einem Wahlkreis, der eine Art Fideikommiß der Familie Perier war. Das Strohfeuer der Perier'schen Popularität ist rafch ausgebrannt. Der Präsident von Caserio's Gnaden möge sich vorsehen! Ueber den Beschluß des Nanter Kongresses, be- treffend die L a n d f r a g e, wird uns auS Paris unterm 22. September geschrieben:") Bei der Wuth und der nur schlecht verhehlten Angst, die das Panamisteiithum und deren Wortführer gegenüber der immer wirksameren sozialistischen Laudagitation an den Tag legen, er- scheint es mir als ein bei weitem größeres Vergnügen denn Pflicht, die von diesen Herren so sehr begeiferte Einleitung bezw. Begründung des landwirthschaftlichen Programms der fran- zösischen Arbeiterpartei, die deren eben stattgehabter Kongreß«in- stimmig votirt hat, vollinhaltlich hier wiederzugeben. Dieselbe lautet: In Erwägung, daß, laut des allgemeinen Programms der Partei,die Produzenten nur frei sein können, wenn sie im Besitze der Produktionsmittel sind;" In Erwägung, daß wenn auf dem industriellen Gebiete diese Produktionsmittel bereits einen solchen Grad kapitalistischer Konzentration erreicht haben, daß sie den Produzenten nur in kollektiver oder gesellschaftlicher Form zurückerstattet werden können, es sich gegenwärtig, in Frankreich wenigstens, nicht ebenso auf dem landwirthschaftlichen Gebiete verhält, wo das Produktionsmittel, das ist der Grund und Boden, noch an vielen Punkten unter individuellem Titel im Besitze der Produzenten selber ist; In Erwägung, daß wenn dieser durch das bäuerliche E i g e n t h u m charakterisirte Stand der Dinge unvermeidlich zu verschwinden berufen ist, der Sozialismus diesen Prozeß nicht zu beschleunigen hat, da er nicht die Rolle hat, das Eigenthum von der Arbeit zu trennen, sondern im Gegentheil diese beiden Faktoren jeder Produktion, deren Trennung die Knecht - schast und das Elend der ins Proletariat ge- funkenen Arbeiter mit sich führt, in dieselben Hände zu vereinigen; In Erwägung, daß wenn es Pflicht des Sozialismus ist, vermittelst der gleich den Bergwerken, Eisenbahnen, Hüttenwerken«. ihren müßigen widerrechtlichen Besitzern wieder abgenommenen weiten Besitzungen die landwirthschaftlichen Proletarier unter der kollektiven oder gesellschaftlichen Form wieder in den Besitz einzusetzen, es seine nicht minder gebieterische Pflicht ist, den Besitz der ihr Stückchen Land selbst bebauenden Eigenthümer gegen den Fiskus, den Wucher und die Eingriffe der neuen Boden Magnaten zu schützen: In Erwägung, daß es angewiesen ist. diesen Schutz auf diejenigen Produzeuten auszudehnen, die als Pächter oder Theilbauern den Boden Anderer bewirth- ch a f t e n und die, wenn sie Tagelöhner ausbeuten, hierz» durch ie Ausbeutung, deren Opfer sie selber sind, gewissermaßen ge- zwungen sind hat die Arbeiterpartei, die im Gegensatz zu den Anarchisten die Umgestaltung der gesellschaftlichen Ordnung nicht von der Aus- dehnung und Verschärfung des Elends erwartet und eine Be- freiung der Arbeit und Gesellschaft nur in der Organisation und den vereinigten Bemühungen der sich der Regierung bemächtigen. den und Gesetze vorschreibenden Arbeiter von Stadt und Land sieht, hat das folgende Programm angenommen, das bestimmt ist, alle Elemente der landwirthschaftlichen Produktion, alle Thatkräfte, die unter verschiedenem Titel dem Landesboden einen Werth verleihen, in denselben Kampf gegen den gemeinsamen Feind, das Grundlehenthum, zu verbünden." Was das Lakaienthum der herrschenden Klasse am meksten *) Der heutige Brief von Gallus wird durch diese Korr«- spondenz ergänzt. Red. d.V." in diesenErwägungen" anficht, ist, baß die Sozialisten eS für deren gebieterische Pflicht erklären, die ihr Stückchen Feld oder Weingarten selbst bewirthschaftenden Eigenthümer gegen die Hab- gier des Fiskus, der Wucherer und Großgrundbesitzer zu schützen. Wie können die Sozialisten, dieseTheiler", sich auch erfrechen. für den Kleinbauer, den Kleinhäusler einzutreten? Sind das nicht die angestammten Klienten derOrdnungs­partei"? Und die ganze Ausbeuterpresse weist denn auch nach, daß die Sozialisten gar kein Recht haben, die Bauern vor dem Aufgefressenwcrden zu schützen, und daß, wenn fie dies dennoch thun, dies die unlauterste Konkurrenz sei, die man sich nur denken könne. Die einzigen, die wahren Beschützer des Kleinbauernthums! sind natürlich die kapitalistischen Wehrwölfe. Kein Wunder darum, wenn die Herren nach einer kräftigen Gegen-Propaganda" rufen. DerTemps" srägt ganz ernstlich. ob es nicht gut wäre, wenn man einem sozialistischen Kongresse wie dem von Nantes «inen Anti- Soziali st enkongreß gegenüberstellte, und ob«ine derartige Manifestation nicht von großem Gewicht und großer Tragweite wäre? Nun, wenn den Herren das ganze Thun und Treiben der herrschenden Gewalt mit ihren Schandgesetzen und Sozialistenverfolgungen nach inimer keine genügendeGegen-Propaganda" ist und sie noch besondere Anti-Sozialistenkongresse" einberufen wollen, dann nur zu; wir versprechen ihnen einen großen Lacherfolg. Der Beschluß des Getverkschafts-KongresseS vo« Nantes betreffend den General st reit steht in Wider- spruch mit dem Beschluß des S o z i a l i st e n- K o n- g r e f s e s von Nantes über dieselbe Frage. Die Bourgeois- blätter jubeln schon überDie Spaltung der französischen Sozialisten". Wie immer, bekunden sie damit blos ihre Un- wiffenheit. Die Leser verweisen wir auf den Artikel unseres Eallug in der heutigen Nummer. Dort haben sie die Er- klärung desWiderspruchs". Und noch genauere Auf- schlüsse giebt ein Brief Guesde's in der heutigenKleinen Republik." Unser Genosse führt dort aus, daß der französische Gewerkschafts-Kongreh von Marseille 1892 den Generalstreik(la greve generale) im Prinzip einstimmig angenommen, und daß der Sozialisten- kongreß von Marseille in demselben Jahr(1892) ihn nur mit geringer Majorität verworfen hat. Jetzt nach zwei Jahren ist diePrellerei"(drrperie), wie Genosse Guesde den Generalstreik nennt, in Nantes van dem Sozialistenkongreß einstimmig abgelehnt, und von dem Gewerkschaftskongreß nur mit knapper Mehrheit 63 Stimmen von 108 Abstimmenden. im Prinzip", d. h. platonisch, angenommen worden. Das ist ein Fortschritt, über den uns von Herzen zu freuen wir besten Grund haben. In weiteren zwei Jahren wird kein sranzösischer Arbeiter mehr dem windigen Trug- bild zum Opfer fallen. In der neuen belgischen Kammer wird neben der französischen auch die v l ä m i s ch e Sprache offiziell ge- sprochen werden. Es ist dies die Erfüllung einer alten. vollberechtigten Forderung. Die Vlamländer in Belgien sind den französisch redenden Wallonen an Zahl gleich. DaS Vlämisch ist eine dem Holländischen sehr ähnliche Abart des Niederdeutsch. Aus Rumänien . Endlich sind die Würfel gefallen} Und wie das vorauszusehen war zu gunsten der Konservativen, d. h. der Regierung. Ob die Regierung ihre Macht dazu gebraucht hat. um die Wahlen zu beeinflussen? Wer konnte daran zweifeln, daß sie dies thun würde aber man muß es gestehen, im geringeren Maße als ihre Vorgänger die Liberalen hat sie es geihan. Trotzdem ist das Resultat der Wahlen ein für die Regierung noch günstigeres, als sie es selbst erwartet hat! Die Liberalen haben eine solche Schlappe erlitte», daß sie nicht ein- mal den Muth finden konnten, sich an der Wahl der 2. Klasse zu bethciligen; sie zogen einfach ihre Listen zurück. In kaum S Städten haben sie gesiegt und in ihrer Gauptburg Ploesti sind sie in Stichwahl mit erheblicher Minorität(100 Stimmen) ge- kommen. Die reaktionäre Haltung der Liberalen, ihre Starrheit in der Frage des allgemeinen Wahlrechts, veranlaßten die fort- geschrittenen Parteien, an deren Spitze die Sozial- demokratie, durchgängig einen heftigen Kampf gegen sie zu führen. Der Sozialdemokratie wurde durch die Katzbalgereien der bürger- lichen Parteien natürlich da? Agitationsmaterial nur vermehrt. Ihre Versammlilngen, deren sie sogar zu zwei an einem Tage hielten, was in Rumänien unerhört ist, waren stets überfüllt und alle Blätter, sogar die der Regierung, sprachen sich dahin aus, daß, während die liberalen und wir wollen ergänzen konservativen Versammlungen durch das in ihnen vorherrschende persönliche Geschwätz die Wähler demoralistren, allein die sozial» demokraiifchen Versammlungen in erster Reihe erzieherisch auf die denioralisirten Wählermassen wirken. Aber das Volk erziehen. paßt in den Kram der Regierenden nicht binein, und derselbe Bürgermeister, welcher die öffentlichen Säle der Sozialdemokratie zur Verfügung stellte, schickte, als er sah, daß es den Sozialdemo- traten mit ihrer Agitation ernst war, mit Knüppeln bewaffnete Schaaren in ihre Versammlungen. Es gab denn auch an einigen Stellen Prügeleien, bei denen unsere Genossen überfallen, malträ» lirt, ja sogar zum Theil schwer verletzt wurden und einige kamen nur wie durch ein Wunder mit dem Leben davon. Die Sozialdemokratie hat gegen diese Barbareien entschieden protestirt und falls die Behörden uns keine Gerechtigkeit wider- fahrenlassen sollten, so iverden wir gewiß um einExempel zu statuiren die Schuldigen vor die Geschworenen stellen. Bezeichnend ist es auch, daß man unseren Genossen, welche Stimmzettel in den WahlbureanS niederlegen wollten, den Eintritt verbot. Auch da- gegen wurde entschieden protestirt und die betreffenden Wahlen iverden beanstandet werden. Dem energischen Austreten unserer Genossen in dem Wahlkampf ist es zu verdanken, daß ein Theil der Liberalen schließlich zur Einsicht gelangt ist,man müsse demokratisch werden". Dieser Theil verlangt, daß die liberale Partei für dasallgemeine Wahlrecht" eintrete und droht, falls dies nicht geschehen sollte, mit einer Spaltung. Unter solchen Umständen treten die allgemeinen Wahlen heran und bei diesen kann die Sozialdemokratie noch besser ihre Kräfte entfalten. Den Liberalen wird aber nichts weiter übrigbleiben, als sich derkleinen" wenn man die Stimmen der Klassenwahl allein rechnet sozialdemokratischen Partei zu fügen. Viele Stimme» haben zwar die Sozialdemokraten bei den Junkern und Bourgeois nicht, auch keine Polizei, auch kein Geld, aber die Wahrheit, die großen Massta der Arbeiter­schaft, die öffentliche Meinung, und das sind Waffen, gegen welche Kanonen nicht kämpfen können geschweige denn Liberale! So schreitet der Sozialismus fort, eine wahre Macht der Kultur, überall wo er erscheint das wohlthätige Licht der Ausklärung tragend, trotz Regierung undliberaler" Reaktion, trotz Knüppel und Frank! In Bulgarien haben gesternWahle n für die Sobranje, der gesetzgebenden Versammlung, stattgefunden, über die der offiziöse Draht mit einer Ausführlichkeit berichtet, die bei anderen Ereignissen wünschenSwerth wäre. Vorläufig ist alles eitel Jubel und Freude, kein Oppositioneller ist gewählt, ganz so wie unter weiland Stambulow. Doch die hinkenden. Boten werden folgen. Warten wir ab, ob die nächsten Tage nicht über Wahlbeeinfluffungen, gewaltsam verhinderte Wahlen von Oppositionellen und Erklärung der Regierimgs- kandidaten als russophile Agenten etwas zu berichten haben werden.